Hunderte protestieren in Nähe von Netanjahus Haus
TEL AVIV: Wenige Stunden nach den Beerdigungen mehrerer im Gazastreifen getöteter Geiseln protestieren erneut Menschen in ganz Israel. Sie fordern ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln.
Auf Demonstrationen in mehreren Teilen Israels haben Tausende Menschen ein Abkommen über die Freilassung der noch immer von der islamistischen Hamas im Gazastreifen gefangengehaltenen israelischen Geiseln gefordert. Auch in der Nähe des Wohnhauses des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu kam es wenige Stunden nach der Beerdigung einer getöteten Geisel zu Protesten mit mehreren Hundert Teilnehmern. «Eure Entscheidungen führen zu ihrem Tod», zitiertem israelische Medien aus der Rede eines Mannes, dessen Bruder noch immer im Gazastreifen festgehalten wird.
Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden Netanjahus Bemühungen um ein Abkommen zur Befreiung als nicht ausreichend bezeichnet. Angehörige der Geiseln würdigten in einer am Abend veröffentlichten Stellungnahme Bidens Bemühungen um ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln und forderte von Netanjahu ähnliche Entschlossenheit. «Die Menschen in Israel werden nicht zulassen, dass die fast elf Monate andauernde Vernachlässigung der Geiseln andauert», hieß es darin. «Jeder Tag könnte ihr letzter sein, wie die Tötung der sechs Geiseln in den vergangenen Tagen gezeigt hat.»
Die israelische Armee gab am Sonntagmorgen bekanntgegeben, dass sie Leichen von sechs Geiseln in einem unterirdischen Tunnel im Süden des Gazastreifens entdeckt hatte. Das israelische Gesundheitsministerium teilte nach Medienberichten mit, die Geiseln seien etwa 48 bis 72 Stunden vor der Autopsie aus nächster Nähe erschossen worden.
Arbeitsgericht ordnet Streik-Ende an
TEL AVIV: Israels Gewerkschafts-Dachverband rief einen Streik aus, um eine Vereinbarung mit der Hamas über eine Geisel-Freilassung zu erzwingen. Doch ein Arbeitsgericht gibt jetzt der Regierung recht.
Ein israelisches Arbeitsgericht hat die Gewerkschaften angewiesen, einen landesweiten Proteststreik um 14.30 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MESZ) zu beenden. Die Richterin Hadas Jahalom habe eine entsprechende einstweilige Verfügung verhängt, berichteten israelische Medien übereinstimmend. Als Begründung habe sie erklärt, es handele sich um einen «politischen Streik».
Nach dem Fund der Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen hatte in Israel ein großer Proteststreik begonnen. Der Gewerkschafts-Dachverband hatte am Sonntag angekündigt, er wolle das Land einen Tag lang zum Stillstand bringen. Ziel ist es, den Druck auf Netanjahu zu erhöhen, damit er einem Deal zur Freilassung der verbliebenen Geiseln zustimmt. Bereits am Sonntag hatten Hunderttausende bei den größten Massenprotesten seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast elf Monaten ein sofortiges Abkommen mit der islamistischen Terrororganisation Hamas gefordert.
Beim Flugverkehr auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv kam es nach Medienberichten zu Störungen und Verzögerungen.
Israels Außenminister: Hamas wird Preis zahlen für Mord an Geiseln
TEL AVIV: Laut Autopsie wurden die sechs Geiseln, deren Leichen im Gazastreifen geborgen wurden, aus nächster Nähe erschossen. Israel kündigt massive Vergeltung gegen die Terrororganisation Hamas an.
Nach dem Fund der Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen hat der israelische Außenminister Israel Katz eine harte Reaktion gegen die Hamas angekündigt. «Die Terrororganisation Hamas hat sechs Geiseln brutal hingerichtet, um Angst zu säen und zu versuchen, die israelische Gesellschaft zu spalten», schrieb Katz auf X. «Israel wird mit voller Wucht auf dieses schändliche Verbrechen reagieren. Die Hamas ist verantwortlich und wird den vollen Preis zahlen.»
Die israelische Armee hatte am Sonntagmorgen bekanntgegeben, dass kurz zuvor sechs Geisel-Leichen in einem unterirdischen Tunnel im Süden des Gazastreifens entdeckt worden waren. Das israelische Gesundheitsministerium teilte nach Medienberichten mit, die Geiseln seien etwa 48 bis 72 Stunden vor der Autopsie der Leichen aus nächster Nähe erschossen worden. Ein Sprecher der Hamas sagte dagegen, die Geiseln seien durch israelisches Bombardement ums Leben gekommen.