Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Mittwoch

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Mittwoch

UN: Rund 150.000 Menschen auf der Flucht vor Kämpfen in Syrien

ALEPPO: Seit einer Woche liefern sich dschihadistische Rebellen Gefechte mit syrischen Regierungstruppen. Zehntausende Menschen flüchten.

Rund 150.000 Menschen sind wegen der Kämpfe zwischen islamistischen Rebellen und Regierungstruppen in Syrien nach Angaben der Vereinten Nationen auf der Flucht. Der Syrien-Beauftragte Gonzalo Vargas Llosa schrieb auf der Plattform X, die Zahl der Menschen, die wegen der Kämpfe in Aleppo und anderswo fliehen mussten, nehme rapide zu und würde höchstwahrscheinlich weiter steigen.

Mitte vergangener Woche hatte eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) eine Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo übernommen, die zweitgrößte Stadt des Landes.

Der seit 2011 andauernde syrische Bürgerkrieg hat große Fluchtbewegungen auch in Richtung Europa ausgelöst. Viele Syrer fanden im Libanon Zuflucht - doch auch dort fühlen sich viele Menschen wegen des Krieges zwischen der Hisbollah und Israel nicht mehr in Sicherheit. Zwischen den beiden Konfliktparteien herrscht seit Kurzem eine Waffenruhe.


Palästinenser: Mehrere Tote bei Angriff auf die Stadt Gaza

TEL AVIV/GAZA: Auch rund 14 Monate nach dem Massaker vom 7. Oktober geht die israelische Armee weiter intensiv gegen die Hamas im Gazastreifen vor. Bei einem Angriff am Abend gibt es dort erneut Opfer.

Bei einem israelischen Luftschlag im Norden des Gazastreifens sind am Abend palästinensischen Angaben zufolge mehrere Menschen getötet worden. Mindestens zehn Menschen seien bei einem Angriff auf Häuser in der Stadt Gaza ums Leben gekommen und 15 verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen.

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf Augenzeugen 25 Tote bei dem Bombardement. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Israels Militär teilte auf Anfrage mit, den Berichten nachzugehen.

Laut dem Wafa-Bericht sollen im Laufe des Tages bereits 76 Palästinenser bei Angriffen und Kämpfen im Gazastreifen ums Leben gekommen sein. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.


Israels Verteidigungsminister sieht Chance für Gaza-Abkommen

TEL AVIV: Im Krieg mit der Hamas im Gazastreifen sei es derzeit das Wichtigste, die Geiseln nach Hause zu bringen, sagt Israels Verteidigungsminister Katz. Er sieht Grund für Optimismus.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz sieht die Möglichkeit für ein Abkommen mit der Hamas im Gaza-Krieg. «Es besteht eine Chance, dass wir dieses Mal tatsächlich einen Geiseldeal voranbringen können», sagte Katz nach Angaben seines Büros beim Besuch eines Luftwaffenstützpunktes im Zentrum des Landes. Grund sei, dass der Druck auf die Hamas unter anderem wegen der Schwächung der Hisbollah im Libanon zugenommen habe.

Das Wichtigste im Gaza-Krieg sei es derzeit, die aus Israel Entführten nach Hause zu bringen, so Katz weiter. Israel arbeite mit allen Mitteln daran, dieses ultimative Ziel zu erreichen. Zuvor hatte Israel unter anderem auch die Zerstörung der militärischen Fähigkeiten und Regierungsbefähigung der Hamas als Kriegsziele genannt. Katz sagte nicht, ob diese Ziele aus Sicht Israels inzwischen erreicht seien.

Bei den Verhandlungen im Gaza-Krieg geht es um eine Waffenruhe im Gazastreifen im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas. Ein Abkommen sieht zudem die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen vor.


Journalisten warnen vor Gefahr für Meinungsfreiheit

JERUSALEM: Die rechtsreligiöse israelische Regierung will die angesehene öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt im Land schließen lassen. Dagegen gibt es Proteste.

Israelische Journalisten haben vor einer Gefahr für die Meinungsfreiheit im Land gewarnt. Die freien Medien seien einer «heftigen Attacke» durch die rechtsreligiöse Regierung von Benjamin Netanjahu ausgesetzt, sagte der in Israel sehr bekannte Moderator Oded Ben-Ami nach Angaben der «Times of Israel» bei einer Dringlichkeitssitzung im Parlament in Jerusalem. Die Sitzung sei von dem israelischen Oppositionsführer Jair Lapid initiiert worden, selbst ein ehemaliger Journalist.

Auslöser der Warnungen ist unter anderem ein Vorstoß der Regierung, den angesehenen öffentlich-rechtlichen Kan-Sender zu schließen. Außerdem boykottiert die Regierung wegen kontroverser Äußerungen des Herausgebers die linksliberale Zeitung «Haaretz».

Die europäische Rundfunkunion (EBU) warnte vor einer Schließung des Kan-Senders, der auch zu den am Eurovision Song Contest (ESC) teilnehmenden Rundfunkanstalten gehört. EBU-Generaldirektor Noel Curran sagte: «Der öffentliche Rundfunk in Israel ist einer fortwährenden politischen Attacke ausgesetzt und sieht sich mit Bedrohungen konfrontiert, die nicht nur seine Unabhängigkeit, sondern seine künftige Existenz gefährden.»


Iran schickt Militärberater nach Syrien

DAMASKUS: Die Offensive dschihadistischer Rebellen setzt Syriens Präsidenten Baschar al-Assad unter Druck. Nun ist ein berüchtigter iranischer General in Damaskus eingetroffen.

Angesichts der Offensive islamistischer Aufständischer in Syrien hat der Iran einen berüchtigten General und weitere Militärberater in das Land geschickt, um der Regierung in Damaskus zu helfen. Die Delegation unter Führung von General Dschawad Ghafari, eines Syrien-Kenners, soll nun die Gegenoffensive der Regierungstruppen rund um Hama unterstützen, wie die arabischsprachige Abteilung des iranischen Rundfunks, Al-Alam, meldete.

Mitte vergangener Woche hatte eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) eine Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo, die zweitgrößte Stadt des Landes, übernommen. Die Frontlinie hat sich nun rund 130 Kilometer südlich um die Stadt Hama verschoben.

Ghafari wurde durch seine Rolle bei der Rückeroberung Aleppos im Jahr 2016 als «Schlächter von Aleppo» bekannt, wie das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtete.


Nato befürchtet neue schwere Sabotageakte und Cyberangriffe

BRÜSSEL: Sabotage durch russische oder chinesische Angriffe ist ein Problem für die Infrastruktur in Nato-Ländern. Das Bündnis erwartet keine Entspannung.

Die Nato befürchtet neue schwere Sabotageakte und Cyberangriffe auf das Bündnisgebiet. «Wir beobachten, dass insbesondere Russlands Bereitschaft zunimmt, in unseren Ländern durch Sabotage physischen Schaden anzurichten und Menschenleben zu gefährden», sagte ein ranghoher Beamter am Rande des derzeitigen Nato-Außenministertreffens in Brüssel. Bei Cyberangriffen seien zudem auch China, der Iran und Nordkorea aktiv. So führten Chinesen wie auch Russland eine andauernde Kampagne zur Verbreitung von Schadsoftware aus.

Dabei gehe es um Spionage, aber auch darum, im Fall von steigenden Spannungen Störungen auslösen zu können. Russland konzentriere sich dabei auf kritischen Infrastrukturen und insbesondere auf industrielle Steuerungssysteme, sagte der Beamte.

Als Beispiel für einen besonders schweren, bereits erfolgten Cyberangriff nannte der Beamte eine enorme Attacke gegen das Nato-Mitgliedsland Albanien, die wahrscheinlich vom Iran ausgeführt worden sei. Diese habe das Grenzkontrollsystem lahmgelegt und dafür gesorgt, dass alle Dateien des Innenministeriums im Internet veröffentlicht worden seien. «Jede polizeiliche Untersuchung, jede E-Mail zwischen Polizisten, jeder geheime Zeuge, jeder Gerichtsfall und jede Interpol-Akte war publik», erklärte er.

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