Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Freitag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Freitag

Israels Armee: Hamas-Kommandozentrale in Gaza angegriffen

GAZA: Die israelischen Truppen gehen weiterhin im Norden des Gazastreifens gegen die islamistische Hamas vor. Erneut hätten sich Terroristen in einem früheren Schulgebäude verschanzt.

Israels Luftwaffe hat nach eigenen Angaben erneut eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Sie habe sich im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens in der Stadt Gaza in einem Gebäude befunden, das früher eine Schule gewesen sei, hieß es in der Nacht. Der Angriff habe Hamas-Terroristen gegolten, die dort Anschläge auf Israels Truppen in Gaza und auf israelisches Gebiet geplant hätten, hieß es. Die Angaben der israelischen Armee ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Das israelische Militär habe vor dem «präzisen Angriff» zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern, teilte die Armee weiter mit. Angaben zu möglichen Opfern machte sie nicht. Das Militär sprach von einem weiteren Beispiel für den systematischen Missbrauch ziviler Infrastruktur durch die Hamas, die damit gegen internationales Recht verstoße.


Syriens Rebellen planten Umsturz seit einem Jahr

DAMASKUS: In einer Blitzoffensive brachte das Rebellenbündnis in Syrien die Regierung zu Fall. Die Planung dafür begann vor einem Jahr, wie ein Rebellen-Kommandant in einem Interview erklärt.

Die syrischen Rebellen haben sich auf ihre Offensive zum Sturz des Langzeitmachthabers Baschar al-Assad nach Angaben des Militär-Kommandanten der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) seit langem akribisch vorbereitet. Vor einem Jahr habe man mit der konkreten Planung für den «Abschreckung der Aggression» genannten Einsatz begonnen, sagte Abu Hassan al-Hamwi, Chef des militärischen Flügels der HTS, dem britischen «Guardian». Die Vorbereitungen dafür liefen jedoch schon seit Jahren.

Man habe 2019 durch Angriffe der Assad-Truppen erhebliche Gebietsverluste erlitten, erklärte al-Hamwi. Alle Gruppierungen hätten damals erkannt, «dass das grundlegende Problem das Fehlen einer einheitlichen Führung und Kontrolle über den Kampf war», sagte der Kommandant. Daraufhin habe die HTS andere oppositionelle Gruppen im Nordwesten des Landes unter ihre politische Kontrolle gebracht und dann ihre Kämpfer mit einer von der HTS entwickelten Militärdoktrin langsam zu einer disziplinierten Kampftruppe geformt, sagte er.

Ende November sah die Rebellenallianz die Zeit reif für ihre Offensive, da Assads wichtigste Verbündete mit anderen Konflikten beschäftigt waren: Russland kämpfte in der Ukraine, während der Iran und die mit ihr verbündete libanesische Hisbollah-Miliz vom Kampf mit Israel geschwächt waren. Am Sonntag wurde der seit 24 Jahren autoritär regierende Assad schließlich von den Rebellen gestürzt. Er floh nach Russland, wo ihm Asyl gewährt wurde.


Türkei öffnet wieder Botschaft in Damaskus

DAMASKUS/ANKARA: Die Türkei wird nach dem Machtwechsel in Syrien als einflussreichster ausländischer Akteur gehandelt. Nun öffnet sie ihre Botschaft in Damaskus wieder.

Die Türkei öffnet einem Medienbericht zufolge nach dem Machtwechsel in Syrien wieder ihre Botschaft in der Hauptstadt Damaskus. Die Botschaft werde heute wieder ihren Betrieb aufnehmen, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Außenminister Hakan Fidan. Die Botschaft war 2012 wegen der sich verschlechternden Sicherheitslage während des syrischen Bürgerkriegs geschlossen worden. Eine von der Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführte Rebellenallianz hatte am Sonntag den seit 24 Jahren autoritär in Syrien regierenden Machthaber Baschar al-Assad gestürzt.

Die Türkei wird nach dem Machtwechsel nun als einflussreichster ausländischer Akteur in Syrien gehandelt. «Ankara verfügt über die stärksten Kommunikationskanäle und arbeitet seit langem mit der islamistischen Gruppe zusammen, die derzeit in Damaskus das Sagen hat», schrieb die Analystin Gönül Tol im Magazin «Foreign Affairs». Man habe keine Kontrolle über die HTS, der Gruppe aber deutlich gemacht, dass man auf einen friedlichen Übergang hoffe, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person in Ankara der dpa.


Israel mit Raketen aus dem Gazastreifen beschossen

TEL AVIV: Der Gazastreifen ist nach mehr als einem Jahr Krieg eine Trümmerwüste. Zuletzt gab es Anzeichen, dass eine Waffenruhe wahrscheinlicher werden könnte. Aber immer noch fliegen Raketen Richtung Israel.

Israel ist nach Angaben seiner Armee erneut mit zwei Raketen aus dem Gazastreifen beschossen worden. In Ortschaften in der Nähe des umkämpften Küstenstreifens heulten die Sirenen des Luftalarms und Anwohner mussten in Schutzräume hasten. Beide Projektile seien abgefangen worden.

Über Schäden oder Opfer durch herabfallende Trümmerteile wurde nichts bekannt. Raketenangriffe aus dem seit mehr als einem Jahr heftig umkämpften Gazastreifen waren zuletzt eher selten geworden.

Auslöser des Krieges war das Massaker palästinensischer Terroristen aus dem Küstenstreifen am 7. Oktober 2023 in Israel mit 1.200 Toten und rund 250 Verschleppten. Seither kämpft Israel im Gazastreifen, wo nach palästinensischen Angaben bisher fast 45.000 Menschen getötet wurden. Bei den Zahlen wird nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden.


Scholz: Europa wird Wiederaufbau Syriens unterstützen

BERLIN: In Syrien feiern Zehntausende den Sturz des Machthabers Assad. Auch der Kanzler zeigt sich vorsichtig optimistisch - und gibt ein Versprechen.

Nach dem Sturz von Baschar al-Assad in Syrien hat Bundeskanzler Olaf Scholz Hilfe beim Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg geprägten Landes versprochen. «Auch Europa wird beim Wiederaufbau helfen», sagte der SPD-Politiker in seinem «Kanzler kompakt»-Video, das auf der Plattform X veröffentlicht wurde.

Nach all dem Leid verdienten die Syrerinnen und Syrer ein Leben in Freiheit und Sicherheit. Es sei Aufgabe der neuen Machthaber, das sicherzustellen. «Auf dieser Grundlage werden wir mit ihnen zusammenarbeiten.»

Manche der Geflüchteten hofften, dass sie bald in ihre Heimat zurückkehren könnten, sagte Scholz. «Auch das werden wir unterstützen, sobald es die Lage zulässt.» Wer hier arbeite und gut integriert sei, bleibe in Deutschland willkommen.


Krisengipfel berät zu Lage in Syrien

AMMAN: Nach dem Sturz von Syriens Präsidenten Baschar al-Assad steht das Land vor einer ungewissen Zukunft. Ein internationaler Gipfel soll ausloten, wie es in dem Bürgerkriegsland weitergehen kann.

Bei einem Krisengipfel in Jordanien beraten Außenminister arabischer Staaten am Samstag mit internationalen Vertretern über die Zukunft Syriens. Dabei sollten Wege ausgelotet werden, um das Land in der Umbruchphase nach dem Sturz des Langzeitmachthabers Baschar al-Assad zu unterstützen, teilte das jordanische Außenministerium mit. Ziel sei es, einen inklusiven politischen Prozess - der alle Gruppierungen in dem zersplitterten Land einbezieht - unter syrischer Führung anzustoßen.

An dem Gipfel nehmen nach jordanischen Angaben die Außenminister aus Jordanien, Saudi-Arabien, dem Irak, Libanon, Ägypten, den Vereinigen Arabischen Emiraten, Bahrain und Katar teil. Die arabischen Vertreter würden sich in der Stadt Akaba mit den Außenministern der Türkei und der USA, Hakan Fidan und Antony Blinken, treffen. Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sowie der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, nehmen teil.


Blinken macht unangekündigten Besuch im Irak

BAGDAD: Nach dem Umsturz in Syrien besucht US-Außenminister Antony Blinken die Nachbarländer des Bürgerkriegslands. Im Irak hat Ministerpräsident Mohammed al-Sudani eine Botschaft im Gepäck.

Bei einem Besuch im Irak haben US-Außenminister Antony Blinken und Regierungsvertreter in Bagdad über die Lage in Syrien beraten. Iraks Ministerpräsident Mohammed al-Sudani bekräftigte bei dem Treffen die Absicht, den Wiederaufbau des Nachbarlandes zu unterstützen, wie aus einer Regierungserklärung hervorgeht. Zugleich forderte er, jegliche Aggressionen gegen Syrien einzustellen, eine Anspielung auf die jüngsten israelischen Luftangriffe. Derartige Attacken - egal von welcher Partei - gefährdeten die Sicherheit und Stabilität der Region.

Das US-Außenministerium hatte im Vorfeld erklärt, dass Blinken in Bagdad die Bedeutung der strategischen Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und dem Irak hervorheben werde. Dabei stehe auch das Engagement der USA für die «Sicherheit, Stabilität und Souveränität» des Irak im Fokus.

Die USA haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums derzeit rund 900 Soldaten in Syrien stationiert, um gegen die Terrormiliz IS in der Region vorzugehen. Laut Präsident Joe Biden sollen die Truppen auch nach dem Sturz von Baschar al-Assad vorerst in Syrien bleiben. Im Irak unterhalten die USA ebenfalls Stützpunkte im Rahmen einer internationalen Militärkoalition, planen jedoch, ihre Präsenz dort schrittweise zu reduzieren.


UNHCR: Bislang wenige Rückkehrer nach Syrien

GENF: Statt sofort nach Syrien heimzukehren, warten viele Geflüchtete noch die Entwicklungen in ihrer Heimat ab. Sie hoffen auf einen friedlichen Übergangsprozess und internationale Hilfe für ihr Land.

Der Umsturz in Syrien hat nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR noch keine massive Rückkehr von Geflüchteten ausgelöst. Seit dem Wochenende seien 3.000 Heimkehrer an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien gezählt worden, berichtete UNHCR-Vertreter Gonzalo Vargas Llosa in einer Videoschalte aus Damaskus. Aus dem Libanon seien am Vortag 2.000 Menschen zurückgekommen.

Viele Geflüchtete warteten noch ab, sagte Vargas. Er verwies darauf, dass nach dem Sturz von Machthaber Bashar al-Assad Recht und Ordnung im Land noch nicht wiederhergestellt seien. Rückkehrer wünschen sich nicht nur einen friedlichen Machtübergang und Versöhnung nach Jahren des Bürgerkriegs, sondern auch internationale Hilfe, um in ihrer Heimat wieder wirtschaftlich Fuß fassen zu können.

Rund 4,8 Millionen Flüchtlinge aus Syrien leben nach Angaben des UNHCR in Nachbarländern und in nordafrikanischen Staaten. Alle Syrer sollten «die Möglichkeit haben, in ihrem eigenen Tempo und ohne Druck zu entscheiden, wann sie zurückkehren möchten», sagte UNHCR-Sprecher William Spindler in Genf.


Scholz will keine gut integrierten Syrer wegschicken

BERLIN: Nach dem Sturz von Assad könnten 6.000 syrische Ärzte in ihr Heimatland zurückkehren, fürchtet Gesundheitsminister Lauterbach. Kanzler Scholz will aber keinen von ihnen zur Ausreise zwingen.

Auch nach dem Sturz von Baschar al-Assad in Syrien möchte Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz keine syrischen Flüchtlinge zurückschicken, die gut in Deutschland integriert sind.

Das versicherte der SPD-Politiker im Podcast «Apokalypse & Filterkaffee» von Micky Beisenherz. Wer gut integriert sei, die deutsche Sprache spreche und einen Arbeitsvertrag habe, könne sich in Deutschland sicher fühlen. «Das gilt auch für die Syrerinnen und Syrer», betonte Scholz. «Die werden wir auch nicht auffordern, ihre Arbeit zu kündigen und zu gehen.»

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte nach dem Umsturz in Syrien bereits vor negativen Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt gewarnt - vor allem im Gesundheitssektor. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach von über 6.000 syrischen Ärzten, die voll integriert und für die Versorgung unabkömmlich seien.


Israels Soldaten sollen im Winter weiter in Syrien bleiben

TEL AVIV/DAMASKUS: Nach der Machtübernahme der Rebellen in Syrien hat Israel Truppen in eine Pufferzone dort verlegt, auch auf die syrische Seite des Bergs Hermon. Die Soldaten sollen noch Monate auf dem Berg bleiben.

Israelische Soldaten sollen den Winter über auf der syrischen Seite des Bergs Hermon stationiert bleiben. Israels Verteidigungsminister Israel Katz habe die Armee angewiesen, einen Verbleib auf dem Gipfel des Bergs für die kommenden Monate vorzubereiten, teilte sein Büro mit. Dies sei aufgrund der Geschehnisse in Syrien bedeutend. Von dem strategisch wichtigen Ort aus lassen sich große Teile Syriens und Libanons überwachen.

Der Berg sei «nach 51 Jahren wieder unter israelischer Kontrolle», schrieb Katz auf der Plattform X. Er sprach von einem «aufregenden historischen Moment».

Israels Armee hatte nach der Übernahme der Macht durch islamistische Rebellen in Syrien Truppen in eine Pufferzone zwischen den von Israel besetzten Golanhöhen und dem Nachbarland verlegt, darunter auch auf die syrische Seite des Bergs Hermon. Nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu soll es sich dabei um eine vorübergehende Maßnahme handeln, «bis eine passende Regelung gefunden» werde. Das Vordringen auf syrisches Gebiet stößt international auch auf Kritik.

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