Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

Tumulte bei Vereidigung von Israels Verteidigungsminister Katz

JERUSALEM: Die Entlassung des angesehenen Verteidigungsministers Galant sorgt im In- und Ausland für Unverständnis. Jetzt bestätigt das Parlament seinen Nachfolger. Die Opposition verlässt aus Protest den Saal.

Nach der umstrittenen Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Joav Galant ist es bei der Vereidigung seines Nachfolgers Israel Katz im Parlament zu Tumulten gekommen. Abgeordnete der Regierungskoalition und der Opposition beschimpften sich vor der Abstimmung in der Knesset, wie die Zeitung «The Times of Israel» berichtete. Schließlich verließen die oppositionellen Abgeordneten aus Protest gegen die Entlassung Galants geschlossen den Plenarsaal. Der neue Verteidigungsminister Katz wurde dennoch mit den Stimmen der Regierungskoalition im Amt bestätigt. Zuvor führte der enge Vertraute von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Außenministerium.

Der Regierungschef hatte die Entlassung seines bisherigen Verteidigungsministers am Dienstag mit einem zerrütteten Vertrauensverhältnis begründet. Galant hatte zuletzt immer wieder auf eine diplomatische Lösung gedrungen, um die verbliebenen Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas im Gazastreifen freizubekommen. Zudem plädierte er dafür, auch ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einzuziehen. Damit verärgerte er Netanjahus ultrareligiöse und rechtsextreme Koalitionspartner, auf die der Regierungschef angewiesen ist. Nach Galants Entlassung gingen Tausende Menschen in Israel gegen die Regierung auf die Straße.


Hamas ruft weltweit zu Protesten auf

GAZA: Demonstranten sollen in den kommenden Tagen nach Willen der Hamas aus Solidarität mit den Palästinensern auf Kundgebungen gehen. Die Islamisten fordern dabei zudem eine Verurteilung des Westens.

Als Reaktion auf Israels andauernde Angriffe im nördlichen Gazastreifen hat die Terrororganisation Hamas zu weltweiten Protesten aufgerufen. Menschen sollten aus Solidarität mit den Palästinensern am Freitag, Samstag und Sonntag auf die Straße gehen und dabei auch die Unterstützung des Westens für die israelischen Angriffe verurteilen, fordern die Islamisten. Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel.

Die Islamistenorganisation warf Israel in dem über soziale Medien verbreiteten Aufruf unter anderem Völkermord und Massaker im Norden des umkämpften Palästinensergebiets vor. Die israelische Armee hat ihre Einsätze dort zuletzt ausgeweitet, um gegen die Hamas vorzugehen. Das Militär forderte Zivilisten dazu auf, die Kampfzone zu verlassen. Tausende sollen sich aber noch in dem Gebiet aufhalten.

Von palästinensischer Seite gibt es immer wieder Berichte über zivile Opfer bei israelischen Angriffen. Die Zustände in dem weitgehend zerstörten Gebiet sind katastrophal.


90 Patienten aus Gazastreifen evakuiert

KEREM SCHALOM/GENF: Tausende Patienten im Gazastreifen müssten aus Sicht von UN-Helfern im Ausland behandelt werden. Das ist wegen des Kriegs schwierig. Nun gelang ein Transport von Krebspatienten und Schwerverletzten.

Beim größten medizinischen Transport aus dem Gazastreifen seit einem Jahr sind 90 Verletzte und Kranke aus dem Konfliktgebiet gebracht worden. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte, konnten am Vortag insgesamt 229 Menschen den umkämpften Küstenstreifen verlassen, denn mit den Patienten wurden auch zahlreiche Begleitpersonen evakuiert.

Unter den 38 minderjährigen und 52 erwachsene Patienten waren Krebskranke und Schwerverletzte sowie Menschen mit chronischen Krankheiten. Der Transport verließ den Gazastreifen über den südlichen Grenzübergang Kerem Schalom nach Israel. Die meisten Patienten wurden zur Behandlung in die Vereinigten Arabischen Emirate geflogen. Sechs Kinder wurden mit ihren Begleitern nach Rumänien gebracht.

Seit der Schließung des Grenzüberganges zwischen dem Gazastreifen und Ägypten in Rafah Anfang Mai sind nur wenige Patienten aus dem Gazastreifen gebracht worden. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus forderte auf der Plattform X, dass wieder alle Grenzübergänge für solche Transporte genutzt werden sollten. Aus Sicht der UN-Gesundheitsorganisation müssten mindestens 12.000 Verletzte und Kranke aus dem Gazastreifen im Ausland behandelt werden.


UN-Soldaten durch Angriff im Libanon verletzt

BEIRUT: Eigentlich sollen die Truppen der UN-Mission im Libanon das Grenzgebiet überwachen. Im Krieg zwischen Israel und der Hisbollah gerieten sie schon mehrfach zwischen die Fronten.

Im Libanon sind nach Darstellung der Vereinten Nationen bei einem israelischen Angriff erneut Truppen der UN-Mission Unifil verletzt worden. Ein Konvoi habe UN-Soldaten in den Süden des Landes gebracht, als Israels Armee mit einer Drohne in der Küstenstadt Sidon angegriffen habe, teilte Unifil mit. Die fünf UN-Soldaten seien leicht verletzt und daraufhin ärztlich versorgt worden.

Die libanesische Armee teilte mit, bei einem Angriff Israels in Sidon auf ein Auto seien die drei Insassen getötet worden. Zudem seien drei libanesische Soldaten verletzt worden. In sozialen Medien waren Fotos und Videos zu sehen von einem Autowrack, das offenbar an einem militärischen Kontrollpunkt getroffen wurde und daraufhin ausbrannte.

Israels Armee bestätigte den Angriff in Sidon. Der Vorfall und Berichte über die verletzten UN-Soldaten würden geprüft. Die israelische Armee unternehme «große Bemühungen» um Schäden für unbeteiligte Zivilisten zu verhindern, und sie sei nicht «gegen Unifil» im Einsatz.


Anschuldigungen: Handgranaten auf Israels Botschaft geworfen

KOPENHAGEN: Vor etwas mehr als einem Monat explodierten zwei Handgranaten in der Nähe der israelischen Botschaft in Kopenhagen. Zwei Schweden stehen unter Terrorverdacht.

Zwei junge Schweden sollen die israelische Botschaft in Kopenhagen vor etwas mehr als einem Monat explizit mit Handgranaten ins Visier genommen haben. Ihre Absicht ist nach Ansicht der Ermittler gewesen, Menschen in der Botschaft zu verletzen oder zu töten. Das geht aus den Anschuldigungen der Strafverfolgung hervor, die nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau bei einem Haftprüfungstermin vor dem Amtsgericht von Kopenhagen hinter verschlossenen Türen verlesen wurden. Den 17 und 19 Jahre alten Verdächtigen werden unter anderem Verstöße gegen den dänischen Terrorparagrafen vorgeworfen. Sie stritten die Terrorvorwürfe nach Ritzau-Angaben ab.

In der Nacht zum 2. Oktober war es nahe der Botschaft in Hellerup im Norden des Großraums Kopenhagen zu zwei Explosionen gekommen. Die Handgranaten sollen dabei nicht die Botschaft getroffen haben, sondern eine Dachterrasse eines Hauses ganz in der Nähe. Verletzt wurde niemand, es entstanden aber größere Schäden. Die beiden Schweden waren noch am selben Tag am Kopenhagener Hauptbahnhof festgenommen worden.

Am Vorabend der Explosionen waren außerdem Schüsse auf die israelische Botschaft in Schwedens Hauptstadt Stockholm abgegeben worden. Die schwedische Staatsanwaltschaft geht von einem Zusammenhang zwischen den Taten aus. Der schwedische Nachrichtendienst Säpo vermutet, dass der Iran an den Taten beteiligt gewesen sein könnte.


Weitere Angriffe und Gefechte im Libanon

BEIRUT: Bei Israels Angriffen im Raum Beirut kann man die Explosionen teils vom Flughafen aus sehen. Die Maschinen dort starten und landen aber weiter.

Ungeachtet neuer israelischer Luftangriffe unweit des Flughafens der libanesischen Hauptstadt Beirut landen und starten dort weiter Flugzeuge. Der Betrieb laufe regulär weiter, teilte der geschäftsführende Transportminister Ali Hamija mit. In sozialen Medien kursierten Videos, die Explosionen in Sichtweite des Flughafengeländes zeigen. Israels Armee hatte Menschen in benachbarten Vierteln vor den Angriffen zur Evakuierung aufgefordert.

Auch in anderen Teilen des Libanons griff Israel weitere Ziele an. Libanons staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete neue Angriffe im Süden in der Nähe des Litani-Flusses. Israelische Bodentruppen hätten unter anderem im Raum Nakura das Feuer mit Maschinengewehren eröffnet. Auch in anderen Dörfern habe es Gefechte zwischen Soldaten und Hisbollah-Kämpfern gegeben.

Israels Armee erklärte, bei Angriffen in der Bekaa-Ebene im Osten seien rund 60 Mitglieder der Hisbollah getötet worden. Das israelische Militär meldete zudem die Bombardierung eines Kommandozentrums der Hisbollah in der Gegend der Stadt Tyros im Süden des Landes. Zudem habe Israels Luftwaffe im Laufe des Tages unter anderem Waffenlager und Abschussrampen der Miliz im Nachbarland angegriffen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.


Israel weitet Militäreinsatz im Norden des Gazastreifens aus

TEL AVIV/GAZA: Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Jahr war die israelische Armee schon mehrfach in Beit Lahia im Einsatz. Nun kündigt das Militär dort erneut ein Vorgehen gegen die Hamas an.

Die israelische Armee hat ihre Einsätze im Norden des Gazastreifens ausgeweitet. Die Truppen hätten eine neue Operation «gegen Terror-Infrastruktur im Gebiet von Beit Lahia begonnen», teilte die israelische Armee mit. Gleichzeitig sei das Militär weiter im Bereich des Flüchtlingsviertels Dschabalija aktiv. Dort seien binnen 24 Stunden «rund 50 Terroristen ausgeschaltet» worden.

Von palästinensischer Seite gibt es immer wieder Berichte über zahlreiche zivile Opfer im Norden des Gazastreifens. Die Zustände in dem weitgehend zerstörten Gebiet werden als katastrophal beschrieben. Die israelische Armee hatte die Zivilisten dazu aufgerufen, die Kampfzone zu verlassen. Nach Angaben von Einwohnern halten sich jedoch weiter Tausende von Zivilisten in dem Gebiet auf, weil sie andere Teile des Gazastreifens nicht als sicherer ansehen und die gefährliche Flucht durch das Kampfgebiet fürchten.

Im Kampf gegen die islamistische Terrororganisation Hamas in dem Küstenstreifen kehrt die Armee immer wieder in Gebiete zurück, die sie bereits verlassen hatte.

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