Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

Israels Armee kündigt «Aktivitäten» in Übungsgebieten im Norden an

TEL AVIV: Im Libanon herrscht die Sorge vor einem möglichen Bodeneinsatz Israels im Süden des Landes. Die israelische Armee veröffentlicht nun Sonderanweisungen für Trainingslager im Norden des eigenen Landes.

Die israelische Armee hat Zivilisten dazu aufgerufen, sich am Wochenende von militärischen Übungsgebieten im Norden des Landes fernzuhalten. Das Militär werde dort «Aktivitäten» ausführen, für Unbefugte herrsche daher Lebensgefahr. «Es ist möglich, dass in nahegelegenen Ortschaften Schüsse und Explosionen zu hören sein werden», hieß es weiter in der Mitteilung.

Die genaue Bedeutung der Anweisung war zunächst unklar. Im Libanon herrscht die Sorge, Israel könnte eine Bodenoffensive im Süden des Landes vorbereiten. Im Fall eines solchen Einsatzes müssten im Norden Truppen zusammengezogen werden.


Israels Luftwaffe fliegt Angriffe im Libanon

TEL AVIV/BEIRUT: Libanesische Sicherheitskreise berichten von massiven Luftangriffen Israels. Es herrscht die Sorge vor einer möglichen Bodenoffensive im Süden des Libanons.

Israel hat das feindliche Nachbarland Libanon massiv aus der Luft angegriffen. Das Militär teilte am Abend mit, es seien rund 100 Raketenabschussrampen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah beschossen worden. Außerdem habe die Luftwaffe «Terror-Infrastruktur» attackiert. Die Armee werde auch weiterhin die Infrastruktur und die Fähigkeiten der Hisbollah schwächen, um den Staat Israel zu verteidigen, hieß es. Artillerie habe das Gebiet von Nakura in Südlibanon beschossen, hatte das Militär zuvor mitgeteilt.

Libanesische Sicherheitskreisen sprachen von einer der schwersten israelischen Angriffswellen seit Beginn des gegenseitigen Beschusses im Oktober. Binnen 20 Minuten seien rund 70 Ziele angegriffen worden. Sie bestätigten, es seien Raketenabschussrampen getroffen worden. Es war bereits die zweite Serie israelischer Luftangriffe im Libanon am Donnerstag.

Es herrschte die Sorge vor einer möglichen Bodenoffensive Israels im Süden des Nachbarlands. Israel will die Hisbollah wieder aus dem Grenzgebiet verdrängen, um die Sicherheit seiner Bürger im Norden zu gewährleisten.


Zwei israelische Soldaten bei Hisbollah-Beschuss getötet

TEL AVIV: Immer wieder greift die libanesische Hisbollah-Miliz Israel mit Raketen und Drohnen an. Dabei gibt es erneut Todesopfer.

Zwei israelische Soldaten sind bei Beschuss aus dem nördlichen Nachbarland Libanon getötet worden. Die israelische Armee teilte mit, ein 20 Jahre alter Soldat und ein 43 Jahre alter Reservist seien im Norden des Landes gefallen.

Die «Times of Israel» berichtete, der Reservist sei im Westen von Galiläa durch eine mit Sprengstoff beladene Drohne der libanesischen Hisbollah-Miliz getötet worden. Der jüngere Soldat sei bei einem Angriff der Hisbollah mit zwei Panzerabwehrraketen an der Nordgrenze Israels zu Tode gekommen. Acht weitere Soldaten seien bei dem Angriff verletzt worden, einer davon schwer.

Damit sind nach offiziellen Angaben seit dem 8. Oktober vergangenen Jahres 48 Menschen in Israel im Grenzgebiet getötet worden, darunter Zivilisten und Soldaten. Im Libanon wurden etwa 600 Menschen getötet, die meisten davon Hisbollah-Mitglieder.


Israels Militärchef billigt neue Pläne für Kampf gegen Hisbollah

TEL AVIV: Experten schätzen die Angriffe auf die Kommunikationsgeräte von Hisbollah-Mitgliedern als herben Schlag für die Schiitenmiliz ein. Nun meldet die israelische Armee, neue Pläne seien gebilligt worden.

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi hat nach Militärangaben Pläne «für die Fortsetzung des Kriegs» an der nördlichen Front genehmigt. Genauere Details nannte die Armee nicht. Es war lediglich die Rede von «Plänen für die nördliche Arena», mit Blick auf das Nachbarland Libanon.

Nach dem mutmaßlich koordinierten Angriff auf Kommunikationsgeräte der Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon hatte Halevi bereits am Mittwoch gesagt, Israel sei sehr entschlossen, sichere Bedingungen für die Rückkehr von rund 60.000 israelischen Einwohnern in das Grenzgebiet zum Libanon zu schaffen.

«Wir haben noch viele Fähigkeiten, die wir bislang noch nicht eingesetzt haben», sagte Halevi. Man habe bereits Pläne für die nächsten Phasen. «Jedes Mal, wenn wir an einer bestimmten Phase arbeiten, sind die beiden nächsten Phasen schon bereit», sagte der Generalstabschef. «Auf jeder Stufe muss der Preis für die Hisbollah hoch sein.»


Hisbollah-Chef: Explosionen kommen Kriegserklärung gleich

BEIRUT: Nach den Explosionen zahlreicher technischer Geräte im Libanon meldet sich Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah zum ersten Mal zu Wort. Er betont: Israel habe alle roten Linien überschritten.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat Israel nach den offensichtlich koordinierten Angriffen auf technische Geräte der Schiitenorganisation versuchten «Völkermord» und ein «Massaker» vorgeworfen. «Innerhalb von zwei Tagen und binnen einer Minute pro Tag hat Israel darauf abgezielt, mehr als 5.000 Menschen zu töten», sagte der Generalsekretär bei einer im Fernsehen übertragenen Rede. «Dieser kriminelle Akt kommt einer Kriegserklärung gleich», sagte er. Israel habe alle roten Linien überschritten.

Es bestehe kein Zweifel daran, dass die Hisbollah einen schweren Schlag erlitten habe. Dieser sei «in der Geschichte unseres Widerstands und vielleicht in der Geschichte des Konflikts mit dem Feind beispiellos», so Nasrallah.

Während Nasrallahs Rede flogen israelische Kampfflugzeuge im Tiefflug über die Hauptstadt Beirut und durchbrachen die Schallmauer.


Lufthansa verlängert Flug-Stopp nach Israel und Iran

FRANKFURT/MAIN: Erst vor zwei Tagen hatte die Lufthansa ihre Flüge nach Israel wieder ausgesetzt - jetzt verlängert sie diese Maßnahmen. Grund ist die angespannte Sicherheitslage.

Angesichts der angespannten Sicherheitslage verlängert die Lufthansa ihren Flugstopp von und nach Israel und Iran. Bis einschließlich Dienstag (24. September) würden die Flüge nach Tel Aviv und in die iranische Hauptstadt Teheran gestrichen, teilte das Unternehmen mit. Der israelische und iranische Luftraum sollen bis dahin umflogen werden. Auch die Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut werden länger als bisher geplant ausgesetzt, nämlich bis einschließlich 26. Oktober.

Man beobachte die Situation weiterhin genauestens und werde die Lage in den kommenden Tagen weiter bewerten, erklärte das Unternehmen. Betroffene Fluggäste können kostenfrei auf ein späteres Reisedatum umbuchen oder alternativ den vollständigen Ticketpreis zurückerhalten.

Bereits nach den mutmaßlich koordinierten Explosionen Hunderter tragbarer Funkempfänger im Libanon hatte die Lufthansa am Dienstag bekanntgegeben, dass sie ihre Flüge von und nach Israel sowie Teheran bis mindestens Donnerstag aussetzt. Der Flughafen von Beirut sollte für die Gesellschaften der Lufthansa Group, zu denen auch Swiss, Austrian, Brussels Airlines und Eurowings gehören, ursprünglich bis 30. September tabu bleiben - auch dies wurde nun verlängert.


Armee: Bewaffnete Palästinenser im Westjordanland getötet

RAMALLAH: Fast ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs heizt sich die Lage auch im besetzten Westjordanland immer weiter auf. Bei einer Razzia der Armee gibt es Berichten zufolge erneut Tote.

Bei einem israelischen Armeeeinsatz im Westjordanland sind Militärangaben zufolge mindestens vier militante Palästinenser getötet worden. Es sei zu einem Feuergefecht gekommen, teilte die Armee mit.

Nach Medienberichten befanden die Palästinenser sich auf dem Dach eines von israelischen Einsatzkräften umstellten Hauses in der Nähe der Stadt Dschenin. Israelische Soldaten hätten das Feuer auf das Gebäude eröffnet, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Nach Angaben der «Times of Israel» soll sich eine von Israel gesuchte Person in dem umstellten Gebäude versteckt haben.

Die ohnehin gespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von Extremisten rund 680 Palästinenser getötet.


Türkei wirft Israel gezielte Tötung von Aktivistin vor

ISTANBUL: Vor zwei Wochen wird eine türkisch-amerikanische Aktivistin bei einem Protest im Westjordanland erschossen. Israel erklärt vorläufig, sie sei versehentlich ins Visier geraten. Die Türkei widerspricht.

Knapp zwei Wochen nach der Tötung einer türkisch-amerikanischen Aktivistin bei einem Protest im Westjordanland wirft die Türkei Israel gezielte Tötung vor. Die vorliegenden Beweise deuteten darauf hin, dass die Aktivistin Aysenur Ezgi Eygi gezielt erschossen und getötet worden sei, sagte Justizminister Yilmaz Tunc am Mittwoch. Damit widersprach Tunc der vorläufigen israelischen Darstellung, laut der die 26-Jährige unbeabsichtigt erschossen worden sei.

Eygi war bei einem Protest gegen einen Siedlungsaußenposten im Westjordanland durch Schüsse israelischer Soldaten getötet worden. Die israelische Armee räumte ein, dass die Frau nach bisherigen Erkenntnissen unabsichtlich erschossen worden sei. Die Schüsse der Soldaten hätten dem Hauptverantwortlichen des gewaltsamen Protestes gegolten, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Das Militär bedauere den Tod der Aktivistin zutiefst. Die Ermittlungskommission der Militärpolizei untersuche den Vorfall.

Minister Tunc unterstellte, Eygi sei systematisch verfolgt worden, nachdem sie bei ihrer Abschlussfeier in den USA eine palästinensische Flagge gezeigt habe. Dadurch sei sie als Ziel ausgemacht worden. Er nannte «Beweise aus den Akten», die darauf hindeuteten, nannte aber keine Details. Dem US-Präsidenten Joe Biden warf er vor, «total parteiisch» zu sein und den Fall verschleiern zu wollen. Eygis Leichnam wurde von palästinensischen und von türkischen Behörden autopsiert.


Iran fliegt Botschafter zur Behandlung aus dem Libanon aus

TEHERAN/BEIRUT: Bei der Explosion eines Pagers war im Libanon auch der iranische Botschafter verletzt worden. Staatsmedien sprachen nur von leichten Verletzungen. Trotzdem wurde er zur Behandlung nun ausgeflogen.

Der Iran hat seinen bei einer Pager-Explosion verletzten Botschafter aus dem Libanon ausgeflogen. Außenminister Abbas Araghchi besuchte den Leiter der diplomatischen Vertretung, Modschtaba Amani, am Donnerstag in einem Krankenhaus in der iranischen Hauptstadt Teheran. Dort erkundigte sich Araghchi auch bei den behandelnden Ärzten über dessen Gesundheitszustand. Staatsmedien hatten in den vergangenen Tagen zunächst nur von einer «leichten Verletzung» Amanis berichtet.

Insgesamt hatte der Iran am Mittwoch 95 Patienten ausgeflogen. Die meisten der Verwundeten hatten Verletzungen an Händen und Augen erlitten. Die einflussreiche Schiitenmiliz Hisbollah, die Ziel der Explosionen gewesen war, ist der wichtigste nicht-staatliche Verbündete Teherans.

Bei den Explosionen sogenannter Pager und Walkie-Talkies am Dienstag und Mittwoch wurden nach offiziellen Angaben mehr als 3.250 Menschen verletzt und 32 getötet. Die vom Iran unterstützte Hisbollah sieht Israel als Drahtzieher hinter den Explosionen.


Hisbollah meldet 32 Tote seit Pager-Explosionen am Dienstag

BEIRUT: Für die Hisbollah sind die koordinierten Explosionen ihrer technischen Geräte ein harter Schlag. Über die Zahl der Toten und Verletzten in ihren Reihen gibt es aber weiter keine genauen Angaben.

Die Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon hat seit der Explosion Hunderter Pager am Dienstag 32 Tote in den eigenen Reihen bestätigt. Die Miliz machte keine Angaben darüber, ob diese Mitglieder durch die Explosionen von Pagern und Funkgeräten am Dienstag und Mittwoch getötet wurden. Nach dem mutmaßlich von Israel koordinierten Angriff auf die von der Hisbollah genutzten Geräte steht die Miliz vor einer ihrer größten Herausforderungen seit Jahren.

Bei den Explosionen wurden an beiden Tagen nach offiziellen Angaben mehr als 3.250 Menschen verletzt und 32 getötet. Die Zahl des Gesundheitsministeriums über die Todesopfer entspricht damit exakt der Zahl der Hisbollah. Die Miliz erklärte allerdings, dass die 32 Toten allesamt junge Männer seien, darunter ein Jugendlicher. Das Gesundheitsministerium hatte dagegen erklärt, dass unter anderem ein Mädchen und ein elf Jahre alter Junge ums Leben kamen.

Klarheit darüber, wie viele Hisbollah-Mitglieder durch die Explosionen verletzt oder getötet wurden, gab es nicht. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es aber, die Miliz sei schwer getroffen worden. Am Abend (Ortszeit) wurde zu dem Angriff auch eine Rede von Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah erwartet.

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