Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Dienstag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Dienstag

Weißhelme suchen Geheimgefängnisse Assads

DAMASKUS: In Syrien wurden während Assads Herrschaft Tausende Menschen gefoltert und getötet. Nach seinem Sturz suchen Aktivisten nach geheimen Gefängnissen. Dabei soll Russland helfen.

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad wollen Aktivisten weiter geheime Gefängnisse der gefallenen Regierung aufspüren. Dafür sei ein Antrag bei den Vereinten Nationen gestellt worden, teilte der Leiter der Weißhelme, Raid al-Saleh, auf der Plattform X mit.

Russland sollte demnach Druck auf den gestürzten Langzeitherrscher ausüben, um die Herausgabe von Standorten syrischer Geheimgefängnisse sowie Listen mit den Namen der Inhaftierten zu veranlassen. Assad hat nach seinem Sturz in Syrien mit seiner Familie Asyl in Russland erhalten.

«Die unbeschreibliche Brutalität und Kriminalität des Assad-Regimes, das durch Tötungen, Verhaftungen und Folter Leid und Unterdrückung verbreitet, muss ein Ende finden», schreib Al-Saleh.


Beobachter: IS tötete mehr als 50 syrische Soldaten

DAMASKUS: Zellen der Terrorgruppe Islamischer Staat sind noch immer in Syrien aktiv. Während der Offensive der Rebellen sollen sie Dutzende syrische Soldaten getötet haben.

Kämpfer der Terrororganisation Islamischer Staat haben Aktivisten zufolge während der Rebellenoffensive in Syrien mehr als 50 Soldaten der syrischen Armee getötet.

«Während des Zusammenbruchs des Regimes» von Langzeitmachthaber Baschar al-Assad hätten die Dschihadisten «Personen gefangen genommen, die vor dem Militärdienst in die Wüste» geflohen seien, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. 54 von ihnen seien nahe Al-Suchna in Zentralsyrien getötet worden.

Die Kriegsbeobachter mit Sitz in Großbritannien stützen sich auf ein großangelegtes Netz aus Informanten in Syrien. Trotz des 2019 verkündeten militärischen Siegs über den Islamischen Staat sind IS-Zellen weiterhin im Land aktiv.


Israel dementiert Berichte über israelische Panzer nahe Damaskus

TEL AVIV: Israel hat Truppen in eine Pufferzone zwischen den besetzen Golanhöhen und Syrien verlegt - nach eigenen Angaben zur Verteidigung der Grenze. Weiter sollen sie jedoch nicht vorgedrungen sein.

Israel hat Medienberichten widersprochen, denen zufolge israelische Panzer nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus stehen sollen. Der israelische Militärsprecher in arabischer Sprache schrieb auf der Plattform X, Berichte über israelische Streitkräfte, die sich Damaskus näherten, seien «komplett falsch».

Israelische Truppen befänden sich lediglich in der Pufferzone zwischen den von Israel besetzten Golanhöhen und Syrien und an «Verteidigungspunkten nahe der Grenze», schrieb Sprecher Avichai Adraee. Ziel sei es, die Grenze zu Israel zu schützen. Ausläufer der Pufferzone liegen rund 50 Kilometer von Damaskus entfernt.

Israel hatte nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und der Übernahme der Kontrolle durch Rebellen Streitkräfte in die Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen und anderen Orten verlegt, darunter auch auf der syrischen Seite des Berges Hermon. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte gesagt, es sei eine vorübergehende Maßnahme, «bis eine passende Regelung gefunden ist».


Kreml: Assad hat selbst über Rücktritt entschieden

MOSKAU: Moskau versucht die Deutungshoheit im Syrienkonflikt zu behalten. So charakterisiert der Kreml das Ende der Herrschaft Assads dort nicht als Sturz, sondern als freiwillige Abdankung.

Syriens langjähriger Machthaber Baschar al-Assad hat nach Darstellung des Kremls persönlich und selbständig über seinen Rücktritt entschieden. «Der Rückzug vom Prozess der Ausübung der Pflichten des Staatsoberhaupts war die individuelle Entscheidung Assads», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge. Zur Rolle Moskaus dabei wollte er sich nicht weiter äußern.

Assad hat nach seinem Sturz in Syrien mit seiner Familie Asyl in Russland erhalten. Kremlchef Wladimir Putin, der sich immer wieder mit Assad traf, habe die Entscheidung getroffen, die Familie in Russland aufzunehmen, hatte Peskow bereits am Montag gesagt. Ein Treffen ist demnach allerdings nicht geplant. Den genauen Aufenthaltsort Assads haben die russischen Behörden nicht bekannt gegeben.

Assad hatte das Land verlassen, nachdem eine von Islamisten angeführte Rebellenallianz am Wochenende in Damaskus eingerückt war.


4.000 Staatsbürger aus Syrien heimgekehrt

TEHERAN: Iran war neben Russland der wichtigste Verbündete der syrischen Regierung. Tausende Iraner haben das Bürgerkriegsland in kürzester Zeit verlassen.

Innerhalb von nur drei Tagen haben rund 4.000 iranische Staatsangehörige Syrien verlassen. Wie Irans Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani in Teheran sagte, erfolgte die Ausreise auf zehn dafür organisierten Flügen der iranischen Airline Mahan.

Iran war neben Russland der wichtigste Verbündete von Machthaber Baschar al-Assad. Als die Offensive der Rebellen Ende November begann, befand sich der Iran in einer schlechten Position, «um eine wirksame Intervention zur Unterstützung Assads zu starten», schreibt die Expertin Nicole Grajewski für die Denkfabrik Carnegie.

Syrien war Teil der sogenannten Widerstandsachse und Irans Landkorridor zum Libanon, wo die Staatsführung die Schiitenorganisation Hisbollah unterstützte. Dies war Teil der iranischen Strategie, dem Erzfeind Israel zu begegnen. In den vergangenen 13 Jahren soll Iran umgerechnet zwischen 30 und 50 Milliarden US-Dollar in Syrien investiert haben, schreibt Grajewski.

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