Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Dienstag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Dienstag

USA würdigen Galant als wichtigen Partner

WASHINGTON: Die USA sind der wichtigste Verbündete Israels. Ausgerechnet am Tag der US-Präsidentschaftswahl entließ der israelische Ministerpräsident seinen Verteidigungsminister. Der in den USA wohlgelitten war.

Die USA haben den vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu entlassenen Verteidigungsminister Joav Galant als wichtigen Partner gewürdigt. Der Nationale Sicherheitsrat des Weißen Hauses erklärte laut «Washington Post», Galant sei ein wichtiger Partner gewesen «in allen Angelegenheiten, die die Verteidigung Israels betreffen». Man werde «weiterhin mit dem nächsten israelischen Verteidigungsminister zusammenarbeiten».

Es werde erwartet, dass der neue Verteidigungsminister Israel Katz das Amt - vorbehaltlich der Zustimmung des Parlaments - in den nächsten 48 Stunden übernehmen werde, hieß es weiter.

Netanjahu hatte Galants Entlassung mitten im Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon am Dienstagabend mit einem zerrütteten Vertrauensverhältnis begründet. Galant unterhielt enge Kontakte zur US-Regierung; die USA gelten als engste Verbündete Israels. Seine Entlassung erfolgte am Tag der US-Präsidentschaftswahl. Erst am Montag noch hatte US-Außenminister Antony Blinken mit Galant telefoniert und betont, wie wichtig es sei, den Krieg im Gazastreifen zu beenden.


Galant: Drei Streitpunkte Auslöser für meine Entlassung

TEL AVIV: Mitten in einem Mehrfrontenkrieg hat Israels Ministerpräsident Netanjahu den erfahrenen Verteidigungsminister gefeuert. Nun nennt Galant drei Beweggründe für den dramatischen Schritt.

Nach seiner Entlassung hat der israelische Verteidigungsminister Joav Galant vor einer «moralischen Finsternis» in seinem Land gewarnt. Der Staat Israel sei mit vielen Herausforderungen konfrontiert im Kampf gegen den Erzfeind Iran und seine Helfershelfer, mahnte er gleichzeitig.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte Galant zuvor entlassen. Er habe das Vertrauen in den Minister verloren, hieß es in einer Mitteilung aus dem Büro des Regierungschefs. Nachfolger solle der bisherige Außenminister Israel Katz werden.

Galant nannte drei Streitpunkte mit Netanjahu als Auslöser seiner Entlassung. Dabei handele es sich um seinen Widerstand gegen ein Gesetz, das viele strengreligiöse Männer in Israel vom Wehrdienst befreien soll, seine Forderung nach einem Deal zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas sowie nach der Einrichtung einer staatlichen Kommission zur Untersuchung des Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober vergangenen Jahres. Galant warnte vor einem «Kainsmal» für die israelische Gesellschaft, sollten die noch lebenden Geiseln nicht befreit werden.


Mindestens 20 Tote nach israelischem Luftangriff im Libanon

BEIRUT: Israel führt parallel zum Krieg im Gazastreifen auch einen Krieg mit der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon. Südlich der Hauptstadt melden Behörden einen weiteren Luftangriff.

Bei einem erneuten israelischen Luftangriff südlich der libanesischen Hauptstadt Beirut sind Behörden zufolge mindestens 20 Menschen getötet worden. 14 weitere seien verletzt worden, berichtete das libanesische Gesundheitsministerium. Der Angriff erfolgte demnach in der küstennahen Stadt Bardscha rund 30 Kilometer von Beirut entfernt. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten dauerten an.

Es war bereits der zweite Luftangriff südlich der Hauptstadt. Zuvor meldete das Ministerium einen Toten und 20 Verletzte nach einem Luftschlag in Dschijeh.

Israel führt parallel zum Krieg im Gazastreifen auch einen Krieg mit der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon. Diese beschießt Israel seit einem Jahr; nach eigener Darstellung zur Unterstützung der islamistischen Hamas im Gazastreifen, die wiederum am 7. Oktober 2023 ein Massaker in Israel angerichtet hatte.


Gideon Saar wird neuer Außenminister Israels

TEL AVIV: Israels Regierungschef Netanjahu hat den bisherigen Minister ohne Geschäftsbereich, Saar, zum neuen Außenminister bestimmt. Sein Vorgänger Katz löst den entlassenen Verteidigungsminister Galant ab.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat den bisherigen Minister ohne Geschäftsbereich, Gideon Saar, zum neuen Außenminister bestimmt. Sein Vorgänger im Amt, Israel Katz, soll den entlassenen Verteidigungsminister Joav Galant ersetzen.

Die Ernennung von Katz zum neuen Vereidigungsminister kam überraschend. In Israel war lange davon ausgegangen worden, dass Saar der aussichtsreichste Anwärter auf dieses Amt sei. Er galt lange als parteiinterner Rivale Netanjahus in der rechtskonservativen Regierungspartei Likud.

2019 war er bei internen Wahlen für den Parteivorsitz gegen Netanjahu angetreten, hatte aber verloren. Im Jahr darauf verließ Saar die Likud-Partei und gründete seine eigene Partei. In der letzten Regierung unter den Netanjahu-Gegnern Naftali Bennett und Jair Lapid war Saar Justizminister.


Israels Militär: Hisbollah-Waffenlager bombardiert

DAMASKUS: Den zweiten Tag in Folge greift Israels Militär Ziele in Syrien an. Dieses Mal trifft es ein Industriegebiet in Grenznähe zum Libanon.

Israels Luftwaffe hat den zweiten Tag in Folge Ziele in Syrien angegriffen. Dabei bombardierte das Militär nach eigenen Angaben Waffenlager der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah in der syrischen Stadt Kusseir, die sich nur wenige Kilometer entfernt von der Grenze zum Libanon befindet.

Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien bestätigte den Luftschlag auf ein Industriegebiet der Stadt. Schwere Explosionen seien zu hören gewesen. Dichte Rauchwolken stiegen in dem Gebiet auf.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober vergangenen Jahres haben die israelischen Angriffe zugenommen.


Israel bietet Millionen-Lösegeld für Hamas-Geiseln

TEL AVIV/GAZA: Seit fast 13 Monaten werden Geiseln aus Israel im Gazastreifen festgehalten. Regierungschef Netanjahu steht deshalb in der Kritik. Jetzt zückt er das Scheckbuch. Aber lassen sich Islamisten kaufen?

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu will den Geiselnehmern der Hamas im Gazastreifen Millionen Dollar für die Freilassung einer jeden Geisel und einen sicheren Abzug mit ihren Familien anbieten. Ein entsprechender Bericht des israelischen TV-Senders Channel 12 wurde der Deutschen Presse-Agentur aus israelischen Regierungskreisen bestätigt.

Der Hamas-Vertreter Taher al-Nono bezeichnete das Angebot im Gespräch mit dpa jedoch als «Farce». Eine Freilassung komme nur infrage, wenn es ein Abkommen gebe, das ein Ende des Krieges und der Blockade sowie den Wiederaufbau des Küstenstreifens ermögliche.

Von den während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 aus Israel verschleppten rund 250 Menschen werden noch etwa 100 im Gazastreifen festgehalten, von denen jedoch viele nach mehr als einem Jahr Krieg nicht mehr am Leben sein dürften. Angehörige werfen Netanjahu vor, eine Einigung über die Freilassung verhindert zu haben. Der gibt hingegen der Hamas die Schuld.


Israel schießt Drohne nahe Festung Masada am Toten Meer ab

MASADA/HAIFA: Erneut werden mehrere Drohnen und andere Geschosse abgefangen, die aus verschiedenen Richtungen auf Israel gefeuert werden. Eines der Flugobjekte gelangt in die Nähe einer symbolisch wichtigen Stätte.

Israels Luftwaffe hat nahe der symbolisch wichtigen antiken Felsenfestung Masada am Toten Meer eine feindliche Drohne abgeschossen. Das teilten die israelischen Streitkräfte mit. Demnach ertönten am Morgen Sirenen bei der viel besuchten archäologischen Stätte am Südwestufer des Toten Meers, nachdem eine Drohne aus östlicher Richtung in den israelischen Luftraum eingedrungen war. Israelischen Medienberichten zufolge soll sie im Irak gestartet worden sein. Mit dem Iran verbündete Milizen im Irak führten in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder Drohnenangriffe auf Israel aus.

Die Ruinen der Festung Masada, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählen, sind ein wichtiges Zeugnis jüdischer Geschichte in der Region. Dort hatte sich nach dem niedergeschlagenen Aufstand gegen die römische Besatzung und der Zerstörung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 70 nach Christus die aufständische Gruppe der Zeloten verschanzt. Den römischen Legionären gelang es erst nach zweijähriger Belagerung, die auf einem Plateau gelegene Festung zu stürmen. Die Verteidiger, darunter Frauen und Kinder, hatten sich zu dem Zeitpunkt jedoch fast alle das Leben genommen. Masada gilt daher als Symbol jüdischer Widerstandskraft.

Ebenfalls Luftalarm gab es in der Umgebung der Großstadt Haifa im Nordwesten Israels und in Galiläa. Dort seien mehrere aus dem Libanon kommende Geschosse abgefangen worden, teilte die israelische Armee mit. Auch eine weitere Drohne, die aus Syrien kam, sei abgefangen worden. Die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Islamischer Widerstand im Irak bekannte sich zu mehreren Drohnenangriffen auf Haifa und den Norden Israels, sowie auf ein «bedeutendes Ziel» im Süden des Landes, womit Masada gemeint sein dürfte.


Sieben Palästinenser bei Einsätzen im Westjordanland getötet

RAMALLAH/TEL AVIV: Die Lage im Westjordanland ist mehr als ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs extrem angespannt. Bei Einsätzen der israelischen Armee in Hochburgen militanter Palästinenser gibt es erneut Tote.

Bei israelischen Militäreinsätzen im Norden des besetzten Westjordanlands sind nach palästinensischen Angaben sieben Palästinenser getötet worden. Zwei Männer kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah bei einem Drohnenangriff südlich von Dschenin ums Leben. Zwei weitere Palästinenser seien nahe Tubas und drei in dem Ort Kabatija getötet worden.

Die israelische Armee teilte mit, südlich von Dschenin sei «eine Zelle bewaffneter Terroristen» mit einer Drohne angegriffen worden. Dabei seien zwei Bewaffnete und später ein Dritter getötet worden. Auch bei den israelischen Siedlungen Alfe Menasche und Schomron sei es zu Schießereien mit Bewaffneten gekommen.

Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser im Westjordanland. Die ohnehin gespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker mit 1.200 Toten am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Beginn des Gaza-Kriegs deutlich verschärft. Seitdem wurden dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von Extremisten 741 Palästinenser getötet.

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