Nachrichten zum Thema Seefahrt am Freitag

Die Suezkanal-Schifffahrt ist vorübergehend eingestellt. Foto: epa/Suez Canal Authority
Die Suezkanal-Schifffahrt ist vorübergehend eingestellt. Foto: epa/Suez Canal Authority

Ölpreise steigen - Auswirkungen des Suez-Staus begrenzt

NEW YORK/LONDON: Die Ölpreise sind am Freitag deutlich gestiegen. Fachleute begründeten die Entwicklung allerdings weniger mit dem Suezkanal, der durch ein festgefahrenes Containerschiff blockiert ist. Vielmehr habe Rohöl von der allgemein guten Marktstimmung profitiert.

Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostete zuletzt 64,63 Dollar. Das waren 2,68 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass US-Rohöl der Marke WTI stieg um 2,57 Dollar auf 61,13 Dollar. In den vergangenen Tagen hatten die Ölpreise teils deutlich geschwankt.

Der gesperrte Suezkanal bleibt zwar ein großes Thema. Allerdings gelten die Auswirkungen der Blockade auf den Ölmarkt bisher als begrenzt. Fachleute verweisen zum einen darauf, dass sich die Nachfrageaussichten mit neuen Corona-Beschränkungen in vielen Ländern zuletzt eingetrübt haben. Dem drohenden Angebotsengpass stehe also eine eher schwache Nachfrage gegenüber.

Außerdem verweisen sie darauf, dass der Suezkanal für den Öltransport heute nicht mehr so wichtig wie früher ist. So sagten die Rohstoffexperten der Commerzbank, dass der Großteil des in der Golfregion geförderten Erdöls nach Asien verschifft und damit nicht durch den Kanal befördert werde. Europa beziehe sein Öl größtenteils von anderen Anbietern wie Russland, Norwegen, Libyen oder Nigeria.

Zudem verwiesen die Commerzbank-Experten auf eine Pipeline, die parallel zum Suezkanal auf dem Land verlaufe. «Wirklich knapp dürfte Öl daher nicht werden, wegen der gestiegenen Tanker-Raten für die Verbraucher allerdings teurer.» Wegen des festgefahrenen Riesenfrachters stecken im Suezkanal zahlreiche Schiffe im Stau. Wie lange die Befreiung des Schiffes dauert, ist unklar.


Allianz: Suez-Stau kostet bis zu 10 Milliarden Dollar pro Woche

MÜNCHEN: Die Blockade des Suezkanals bedeutet für den Welthandel nach Schätzung der Allianz Einbußen von 6 bis 10 Milliarden Dollar pro Woche. 2019 seien durch den Kanal 1,25 Millionen Tonnen Fracht befördert worden, 13 Prozent des gesamten Welthandelsvolumens, schreiben die Volkswirte der Allianz in einer am Freitag veröffentlichten Analyse. «Insbesondere wird dieser Zwischenfall zu Lieferverspätungen von Alltagsprodukten für Verbraucher weltweit führen», prophezeit Deutschlands größter Versicherer.

Seit Dienstag ist die «Ever Given» festgefahren, ein 400 Meter langes Containerschiff der taiwanischen Reederei Evergreen. Nach Einschätzung der Allianz verschärft der Stau im Suezkanal das Problem der Lieferverspätungen und -unterbrechungen im Welthandel. Knappheit an Halbleitern und anderen Produkten seit Jahresbeginn könnten für den Welthandel Einbußen von 230 Milliarden Dollar beziehungsweise 1,4 Prozent bedeuten. Die Auswirkungen in dieser Hinsicht seien für Europa vergleichbar mit dem Frühjahr 2020 - der Zeit des ersten Corona-Lockdowns - und für die USA noch erheblich schlechter.


BDI: Suez-Stau könnte Versorgung der Industrie gefährden

BERLIN: Die Blockade des Suezkanals könnte nach Branchenangaben zu Versorgungsengpässen in der deutschen Industrie führen. «Bereits stockende maritime Lieferketten zwischen Asien und Europa drohen vollständig zum Erliegen zu kommen», teilte Holger Lösch, der Vize-Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), am Freitag mit.

Eine Umleitung der Schiffe um Afrika herum dauere eine Woche länger und sei extrem teuer. «Schon eine einwöchige Verzögerung ist vor allem für Industriezweige mit «Just-in-time»-Produktion problematisch, etwa die Automobilindustrie», erklärte Lösch. Bei dieser Produktionsstrategie treffen Teile erst zu dem Zeitpunkt am Werk ein, an dem sie verarbeitet werden sollen.

Seit Dienstag blockiert das 400 Meter lange Containerschiff «Ever Given» den Suezkanal, eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. «Sobald die Blockade gelöst sein wird, kommen Staus auf Europas Häfen zu», hieß es beim BDI weiter. Schon vor der Blockade habe es im Container-Seeverkehr von China nach Europa gestockt.


Gestrandetes Schiff im Suez-Kanal: Arbeiten bislang ohne Fortschritte

KAIRO: Im Suezkanal gibt es trotz fortlaufender Bemühungen von Schlepperbooten und anderem Gerät noch keine Fortschritte dabei, einen seit Tagen festgesetzten Frachter freizubekommen. Der nächste Versuch, das Containerschiff zu bewegen, soll am Abend unternommen werden, teilte das Seefahrts- und Logistikunternehmen GAC am Freitag auf seiner Internetseite mit.

Nach Angaben der Suezkanal-Behörde ist derzeit ein Baggerschiff dabei, 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Sand abzusaugen, um den Frachter freizulegen. Die ägyptische Behörde wird dabei von einem Unternehmen aus den Niederlanden unterstützt und will eigenen Angaben zufolge auch mit den USA zusammenarbeiten. Auch Länder wie die Türkei und Großbritannien hatten Unterstützung angeboten.

Seit Dienstag blockiert die 400 Meter lange «Ever Given» den Suezkanal, eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Das unter der Flagge Panamas fahrende Containerschiff war wegen eines Sandsturms auf Grund gelaufen.

Der japanische Eigentümer hofft, den Frachter an diesem Wochenende freizubekommen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg dürfte sich die Bergung jedoch über das Wochenende hinaus hinziehen. Die Arbeiten, um das Container-Frachtschiff wieder flott zu bekommen, könnten demnach eine Woche oder länger dauern, berichtete die Agentur und berief sich auf namentlich nicht genannte Quellen.

Die Schifffahrt auf dem Kanal ist bis auf weiteres eingestellt. Dadurch hat sich ein langer Stau gebildet. Nach GAC-Angaben sind deshalb die Ankerplätze um die Stadt Suez bereits überfüllt.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hält Sorgen vor Piraterie bei Umwegen für übertrieben. Die Umleitung um das Kap der guten Hoffnung würde Schiffe eher nicht in Risikogebiete führen, sagte Verbandssprecher Christian Denso der Deutschen Presse-Agentur. Nach unbestätigten Medienberichten sollen sich Schifffahrtsunternehmen aus mehreren Ländern wegen einer potenziell erhöhten Pirateriegefahr für umgeleitete Schiffe an die US-Marine gewandt haben.


Blockade im Suezkanal: USA bieten Ägypten Hilfe an

WASHINGTON: Die US-Regierung hat Ägypten Hilfe angeboten, um den Suezkanal wieder frei schiffbar zu machen. Derzeit liefen Gespräche darüber, wie die USA am besten helfen könnten, sagte Jen Psaki, die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, am Freitag. «Wir verfolgen die Lage sehr genau», sagte Psaki.

Das rund 400 Meter lange Containerschiff «Ever Given» blockiert seit Dienstag den Suezkanal. Das unter der Flagge Panamas fahrende Containerschiff war wegen eines Sandsturms auf Grund gelaufen. Derzeit laufen Bemühungen, den Frachter wieder freizulegen.

Der Suezkanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt und ist auch für den Ölhandel von hoher Bedeutung. Die Schifffahrt ist dort nun bis auf weiteres eingestellt. Dadurch hat sich ein langer Stau gebildet. Nach Information der dänischen Reederei Mærsk stecken knapp zweihundert Schiffe in beiden Richtungen fest.


Berger: Auflösung von Blockade im Suezkanal dauert lange

ROTTERDAM: Die Freilegung des im Suezkanal festliegenden Containerschiffes ist nach Einschätzung des niederländischen Bergungsunternehmens Boskalis nicht in kurzer Zeit möglich. Man versuche jetzt mit einem doppelten Ansatz, die Ever Given freizubekommen, sagte ein Sprecher des Unternehmens Boskalis der niederländischen Agentur ANP am Freitag. Das Unternehmen ist an der Bergung beteiligt.

Die 400 Meter lange Ever Given soll nun von zwei Seite losgelöst werden. Zum einen wird nach Darstellung des Sprechers Sand unter dem Schiff an den Seiten des Kanals weggebaggert. Außerdem soll das Gewicht des Schiffes verringert werden durch Abpumpen von Brandstoff.

Die Ever Given liegt diagonal im Kanal und versperrt so die Durchfahrt auf dieser wichtigen Handelsroute. Nach Angaben des Unternehmenssprechers ist aber unklar, wie groß die Reichweite der verfügbaren Baggerschiffe ist. Auch die Art des Bodens spiele eine Rolle. «Sand spült schnell weg, das wäre günstig. ... Aber bei lehmartigem Boden kann man graben, so viel man will, aber der Boden daneben bleibt stehen.»

Die niederländischen Bergungsexperten hoffen nun, dass auch geeignete Schiffe schnell zur Verfügung stehen, um Diesel abzupumpen und dann auch aufzunehmen.

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Leserkommentare

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