Nachrichten zum Thema Seefahrt am Donnerstag

Das havarierte Kreuzfahrtschiff
Das havarierte Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" vor der Küste der Insel Giglio. Foto: epa/Luca Zennaro

«Costa Concordia»-Katastrophe: Gedenken in Giglio zehn Jahre danach

GIGLIO: Zehn Jahre nach dem Unglück des Kreuzfahrtschiffes «Costa Concordia» haben zahlreiche Menschen auf der italienischen Insel Giglio der Opfer gedacht. Nach einem Gottesdienst am Donnerstagmittag in der Kirche Chiesa dei Santi Lorenzo e Mamiliano ließen zwei Matrosen von einem Boot der Küstenwache aus einen Blumenkranz im Gedenken an die Toten ins Meer. «An diesen Ort zurückzukehren ist ein Gefühl wie damals», erzählte ein Überlebender der Nachrichtenagentur Ansa. Er habe damals Glück gehabt, weil er in der Nähe eines Beiboots gewesen sein.

«Das wird die letzte öffentliche Gedenkfeier sein. Wir wollen nicht vergessen, aber wir wollen die 32 Opfer respektieren», sagte der Bürgermeister Giglios, Sergio Ortelli, vor Journalisten. Im kommenden Jahr solle das Gedenken in kleinerem Rahmen ohne Medienrummel abgehalten werden.

Am 13. Januar 2012 streifte das fast 300 Meter lange Schiff einen Felsen an der Insel und versank zum Teil. 32 Menschen kamen bei einer der schlimmsten Kreuzfahrt-Katastrophen ums Leben. An Bord befanden sich Ortelli zufolge Menschen aus 54 Nationen. Unter den Todesopfern waren auch zwölf deutsche Passagiere. Die Feuerwehr, Küstenwache und der Zivilschutz verbreiteten am Donnerstag in den sozialen Medien Bilder aus der Nacht der dramatischen Rettungsaktion und Videos von Tauchern die später in das Schiff schwammen.

Am Donnerstagabend war außerdem ein Fackelzug zur Mole vor der Unglücksstelle geplant. Um 21.45 Uhr, dem Zeitpunkt der Kollision der «Costa Concordia» mit dem Felsen, sollten Sirenen von Booten im Hafen aufheulen. Wegen der Corona-Lage wurden nur wenige Passagiere von damals oder Angehörige zu den Veranstaltungen auf der Insel erwartet.

Das riesige Schiff war 2014 in einer aufwendigen Bergungsaktion nach Genua gebracht worden, inzwischen ist es längst zerlegt worden. Der damalige Kapitän Francesco Schettino sitzt in Rom eine Haftstrafe von 16 Jahren ab, zu der er 2017 letztinstanzlich verurteilt worden war. Er brachte den Fall aber vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der sich dieses Jahr damit befassen könnte.


Zahl der Piratenangriffe 2021 stark rückläufig

HAMBURG/BERLIN: Die Zahl der Piratenangriffe auf den Weltmeeren ist 2021 auf den niedrigsten Stand seit fast 30 Jahren gesunken. Nach Daten des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) gab es 132 Piratenangriffe und bewaffnete Raubüberfälle auf Schiffe - verglichen mit 195 Vorfällen im Vorjahr. 115 Schiffe wurden geentert, elf Schiffe angegriffen, fünf Schiffe beschossen und ein Schiff gekapert, berichtete das zur Internationalen Handelskammer (ICC) gehörende Schifffahrtsbüro am Donnerstag.

Der allgemeine Rückgang der gemeldeten Vorfälle im Jahr 2021 sei allerdings hauptsächlich auf weniger gemeldeten Aktivitäten in der Region des westafrikanischen Golfs von Guinea zurückzuführen, berichtete das IMB. Dort sei die Zahl von 81 gemeldeten Vorfällen im Jahr 2020 auf 34 im Jahr 2021 gesunken. Die verstärkte Präsenz internationaler Marineschiffe und die Zusammenarbeit mit den regionalen Behörden haben sich positiv ausgewirkt, so die Experten. Ausdrücklich loben sie «das robuste Vorgehen der dänischen Marine bei der Neutralisierung einer mutmaßlichen Piratengruppe Ende November».

Ob sich die positive Entwicklung im Golf von Guinea fortsetzt, wird aus Sicht des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) stark von den Anrainerstaaten und auch von EU-Staaten abhängen. «Die EU hat mit ihrem einstimmigen Beschluss zu einer koordinierten maritimen Präsenz in dieser Region einen Rahmen für solche Aktionen gesteckt. Dieser Rahmen muss noch konsequenter von den EU-Mitgliedsstaaten genutzt werden, auch von Deutschland», sagte VDR-Präsidiumsmitglied Ralf Nagel. «Denn in dieser Region floriert der Handel europäischer und deutscher Unternehmen immer stärker, mit der Folge, dass immer mehr europäische Handelsschiffe und deren Besatzungen dort verkehren. Die brauchen im Zweifel auch Schutz durch die Präsenz von Militärschiffen.»

Die Region vor Westafrika bleibt ungeachtet des aktuellen Rückgangs von Piratenangriffen einer der weltweiten Hotspots der Piraterie. «Obwohl die Entführungen auf See im Jahr 2021 um 55 Prozent zurückgingen, ist der Golf von Guinea mit 57 entführten Besatzungsmitgliedern in sieben separaten Fällen weiterhin für alle Entführungsfälle weltweit verantwortlich», so das Schifffahrtsbüro.

Auch in anderen Weltregionen ist die Gefahr für Schiffe und ihre Besetzungen weiterhin hoch, Opfer von Piraten zu werden. So wurden dem Piraterie-Meldezentrum im vorigen Jahr 35 Übergriffe auf Schiffe in der Straße von Singapur gemeldet, ein Anstieg um 50 Prozent verglichen mit 2020 und die höchste Zahl an gemeldeten Übergriffen seit 1992.

Auch südamerikanische Häfen in Brasilien, Kolumbien, Ecuador und Peru sowie Häfen in Mexiko und Haiti seien weiterhin von bewaffneten Raubüberfällen auf See betroffen. Im Jahr 2021 wurden 36 Vorfälle gemeldet, verglichen mit 30 im Jahr 2020. Weiter rückläufig sei dagegen wegen anhaltender Bemühungen der Seepolizei die Zahl der Vorfälle im indonesischen Archipel. 2021 wurden nur noch neun Vorfälle gemeldet, im Jahr 2020 waren es noch 26.

Das IMB mit seinem Piracy Reporting Centre (PRC) ist seit vielen Jahren eine zentrale Anlaufstelle für die Meldung aller Verbrechen der Seepiraterie und bewaffneter Raubüberfälle.

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