Nachrichten aus der Wirtschaft am Sonntag

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Kreml: Gazprom bereit für Erhöhung von Gaslieferungen nach Europa

MOSKAU: Der russische Gasriese Gazprom ist Angaben des Kreml zufolge theoretisch zu einer Steigerung seiner Gaslieferungen nach Europa bereit. «Ist Gazprom bereit, weiter und weiter Verträge abzuschließen? Gazprom ist daran interessiert», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Sonntag im russischen Staatsfernsehen. «Denn unsere Verbraucher in Europa sind unsere wichtigsten Partner.»

Peskow betonte einmal mehr, dass Gazprom alle seine Verpflichtungen erfülle. Der Kreml und Gazprom selbst hatten bereits in der Vergangenheit Spekulationen zurückgewiesen, wonach der russische Konzern gezielt Marktmanipulation betreibe.

Unter anderem mehrere EU-Abgeordnete äußerten kürzlich den Verdacht, Gazprom habe sich geweigert, Lieferungen durch bereits existierende Pipelines zu buchen. Über hohe Gaspreise wolle Russland die schnelle Inbetriebnahme der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 erzwingen, so der Vorwurf.


Britischer Minister: Verband für Kraftstoff-Panikkäufe verantwortlich

LONDON: Der britische Verkehrsminister Grant Shapps hat einen Logistikverband für Panikkäufe an Tankstellen verantwortlich gemacht. Es handle sich um eine «künstlich herbeigeführte Situation», sagte Shapps am Sonntag dem Sender Sky News. Ein Transportverband habe die Medien mit Informationen über ein nicht öffentliches Treffen gefüttert. «Das hat, wie zu sehen ist, für ziemlich viel Besorgnis geführt, da die Menschen natürlich auf diese Dinge reagieren», sagte Shapps.

Er nannte den Verband nicht namentlich, aus Regierungskreisen wurde aber auf den größten Logistikverband Road Haulage Association (RHA) gedeutet, der seit Wochen schnelle Maßnahmen gegen einen eklatanten Lastwagenfahrermangel fordert. Der RHA schätzt, dass etwa 100.000 Fahrer benötigt werden. Wegen der Krise kam es zu leeren Regalen, zuletzt konnten einige Tankstellen nicht mehr mit Kraftstoff beliefert werden. Als Reaktion will die Regierung nun doch bis zu 5000 Arbeitsvisa für ausländische Lkw-Fahrer vergeben. Seit dem Brexit hemmen strenge Einwanderungsregeln den Zuzug von Fachkräften.

Shapps versuchte, die Bevölkerung zu beruhigen. «Die gute Nachricht ist, es gibt ausreichend Kraftstoff. Die schlechte Nachricht ist, dass wir weiterhin Schlangen (an Tankstellen) sehen werden, wenn alle weiterhin tanken, obwohl sie nicht müssen.» Er forderte die Autofahrer auf, Maß zu halten und vernünftig zu bleiben.


Kühne + Nagel: Engpässe im globalen Lieferverkehr dauern noch lange

SCHINDELLEGI: Die Engpässe im globalen Lieferverkehr werden nach Einschätzung eines Logistikriesen noch weit bis in das nächste Jahr andauern. Mindestens bis zum chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar könne sich das Risiko verstopfter Häfen und Terminals noch erhöhen, sagte der Chef des Logistikkonzerns Kühne + Nagel, Detlef Trefzger, dem «Spiegel». Auch danach seien die Engpässe wohl noch nicht überwunden, erst im Sommer oder Herbst 2022 sei wohl mit einer Normalisierung der Lage zu rechnen. Damit das so kommt, müsse aber die Impfrate steigen und Häfen müssten effizienter werden.

Verbraucher werden die angespannte Lage bei Warenbestellungen nicht immer zu spüren bekommen, da viele Einzelhändler ihr Lager nach den Worten von Trefzger deutlich stärker gefüllt haben als noch vor zwei Jahren. Wer aber nichtsaisonale Ware bestelle, wie etwa ein Elektrofahrrad als Weihnachtsgeschenk, der müsse sich wohl auf längere Wartezeiten einstellen.

Kühne + Nagel gehört zu den größten Logistikkonzernen der Welt. Die in Bremen gegründete Firma hat ihre Zentrale seit langem in der Schweiz. Von den weltweit 74.000 Mitarbeitern sind 15.000 in Deutschland beschäftigt. Der globale Lieferverkehr ist schon seit langem angespannt, was unter anderem an Folgen der Corona-Krise liegt.


Steuerbetrug bei Schweizer UBS? Gericht urteilt in Berufungsprozess

PARIS: Den Schweizer Bankriesen UBS erwartet im neu aufgerollten Prozess um mutmaßlichen Steuerbetrug in Frankreich eine Entscheidung des Gerichts und möglicherweise eine Milliardenstrafe. Am Montag (13.30 Uhr) will das Pariser Berufungsgericht sein Urteil fällen. Die Verteidigung forderte Freispruch, die Staatsanwaltschaft eine Geldbuße von mindestens zwei Milliarden Euro.

In dem Prozess warfen die Staatsanwälte der UBS vor, zwischen 2004 und 2012 Beschäftigte nach Frankreich geschickt zu haben, um dort reiche Kundschaft anzuwerben. UBS solle das Klientel dann dazu animiert haben, ihr Geld in der Schweiz und damit vorbei am französischen Fiskus zu platzieren. Verantworten müssen sich in dem Prozess auch UBS Frankreich und sechs ehemalige Mitarbeiter der Großbank.

Vor zwei Jahren war das Institut in erster Instanz zu einer Rekordgeldbuße von mehr als 3,7 Milliarden Euro verurteilt worden. Das Kreditinstitut legte dagegen Berufung ein. Vorwürfe eines strafbaren Fehlverhaltens wies es zurück. Für UBS geht es dem eigenen Geschäftsbericht zufolge um Forderungen von insgesamt 4,5 Milliarden Euro.


Liefersorgen: London bietet Tausenden Lkw-Fahrern Arbeitsvisa an

LONDON: Wegen Lieferproblemen mit Lebensmitteln und Benzin in Großbritannien hat die Regierung ausnahmsweise 10.500 Arbeitsvisa für ausländische Fachkräfte genehmigt. Damit sollen 5000 Lastwagenfahrer und 5500 Spezialisten für die Geflügelverarbeitung ins Land geholt werden, wie das Verkehrsministerium in London in der Nacht zum Sonntag mitteilte. Mit der Übergangsregelung sollen sie bis Heiligabend in Großbritannien arbeiten können. Die Regierung erhofft sich von dem Schritt, vor dem Fest wieder Supermarktregale und Spielzeugläden aufzufüllen.

In Großbritannien fehlen nach Angaben des Branchenverbands Road Haulage Association etwa 100.000 Lkw-Fahrer. Deshalb blieben in den vergangenen Wochen immer wieder Supermarktregale leer. Zuletzt gab es auch Probleme bei der Lieferung von Benzin und Diesel an Tankstellen. Auch andere Industriezweige klagen über enorme Lücken am Arbeitsmarkt. Ein Grund dafür sind die strengen Einwanderungsregeln seit dem Brexit, die den Zuzug von Fachkräften erschweren.

Die Visa sollen von Oktober an verfügbar sein, wie Verkehrsminister Grant Shapps sagte. Zusätzlich setzt die Regierung beim Bemühen um mehr Lastwagenfahrer auf ein Maßnahmenpaket. Vorgesehen ist unter anderem, dass die Armee Fahrlehrer abstellt, um den enormen Rückstau an Fahrprüfungen aufzuarbeiten.

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Leserkommentare

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