Nachrichten aus der Wirtschaft am Sonntag

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Umfrage: Kleine britische Exporteure leiden unter Brexit-Folgen

BLACKPOOL: Die andauernden Handelsprobleme nach dem Brexit machen kleinen Exporteuren in Großbritannien weiterhin zu schaffen. Einer Umfrage zufolge hat fast jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) seine Ausfuhren in die Europäische Union gestoppt, wie der Branchenverband Federation of Small Businesses (FSB) am Montag mitteilte. Vier Prozent hätten ihr EU-Geschäft bereits vollständig aufgegeben, zehn Prozent würden dies erwägen. Einige Exporteure planten, eine Präsenz in einem EU-Staat aufzubauen oder hätten dies bereits getan. Jedes zehnte Unternehmen prüfe den Aufbau von Lagerkapazitäten außerhalb Großbritanniens.

Drei Monate nach dem endgültigen Brexit hätten Exporteure weiterhin Probleme mit «unglaublich anspruchsvollem, ungewohntem Papierkram», sagte FSB-Chef Mike Cherry. «Was Kinderkrankheiten sein sollten, droht nun, zu dauerhaften, systemischen Problemen zu werden.» Größere Unternehmen hätten die notwendigen Ressourcen. Aber kleinere Händler müssten überlegen, ob Exporte den Aufwand wert sind.

Großbritannien hatte zum 1. Januar auch den EU-Binnenmarkt und die Zollunion verlassen. Trotz eines Handelsvertrages sorgen seitdem Zölle und die Aufbereitung erforderlicher Dokumente für teils lange Verzögerungen. Bei gut einem Drittel (36 Prozent) der Im- oder Exporteure habe der Verzug mehr als zwei Wochen gedauert, ergab die Umfrage.


Bericht: Japan erwägt Stopp von Exporthilfen für Kohlekraftwerke

TOKIO: Nach internationaler Kritik an Japans Kohlepolitik zeichnet sich in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ein Umdenken ab. Nach Informationen der japanischen Wirtschaftszeitung «Nihon Keizei Shimbun» vom Montag erwägt die Regierung in Tokio, staatliche Exporthilfen für Kohlekraftwerke zu stoppen. Mit Blick auf den von der neuen US-Regierung im April geplanten internationalen Online-Gipfel zum Klimaschutz wolle Japan keine niedrigverzinsten Kredite staatlicher Finanzinstitute für den Bau von Kohlekraftwerken im Ausland mehr bereitstellen, hieß es. Dies würde einen bedeutenden Strategiewechsel in Japans bisheriger Exportpolitik darstellen.

Ministerpräsident Yoshihide Suga wolle bei seinem Anfang April in Washington geplanten bilateralen Gipfel mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden über eine Kooperation bei der Reduzierung der Treibhausgase sprechen, berichtete das Blatt. Biden will die Anstrengungen für den Klimaschutz vorantreiben und mit einem Online-Treffen am 22. und 23. April den internationalen Druck erhöhen, im «Klima-Notstand» zu handeln. Japan wolle bei dieser Gelegenheit nach vorheriger Abstimmung mit anderen Regierungschefs seine Pläne vorstellen, wie das Wirtschaftsblatt unter Berufung auf Regierungsvertreter meldete.

Der Export von Kohlekraftwerken in Entwicklungsländer ist bislang ein wichtiger Pfeiler der japanischen Infrastruktur-Exportpolitik, wofür die Hightechnation international stark kritisiert wurde. US-Präsident Biden hatte andere Staats- und Regierungschefs aufgefordert, das Online-Treffen im April zu nutzen, verstärkte Beiträge zum Klimaschutz darzulegen. Japans Regierungschef Suga hatte im vergangenen Jahr angekündigt, die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Null reduzieren zu wollen. «Wir müssen unsere Einstellung ändern».

Proaktive Maßnahmen würden Veränderungen in der Industriestruktur und der Wirtschaft herbeiführen und zu starkem Wirtschaftswachstum führen, so Suga. Zu diesem Zweck werde Japan versuchen, erneubare Energiequellen so weit wie möglich einzuführen. Die Politik der Kohleverstromung solle umfassend geändert werden. Zugleich werde Japan seine Atompolitik mit besonderem Fokus auf die Sicherheit vorantreiben, um eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten.


Helmut Gottschalk soll neuer Commerzbank-Aufsichtsratsratschef werden

BERLIN: Die Commerzbank hat nach langer Suche einen Kandidaten für den vakanten Posten an der Spitze des Aufsichtsrats gefunden. Der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der genossenschaftlichen DZ Bank, Helmut Gottschalk, werde der Hauptversammlung als neues Aufsichtsratsmitglied zur Wahl vorgeschlagen, teilte die Bank am Sonntagabend mit. Unmittelbar nach seiner Bestellung soll er vom Kontrollgremium zum Vorsitzenden gewählt werden. Gottschalk soll damit die Nachfolge von Hans-Jörg Vetter antreten, der sein Amt am 16. März aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte. Gottschalk gehörte den Angaben zufolge insgesamt 15 Jahre dem Aufsichtsrat der DZ Bank an, den er von 2010 bis 2018 geführt hatte.

Offen bleibt vorerst ein weiterer Posten in dem Gremium. So hatte sich vergangenen Mittwoch (24. März) Andreas Schmitz mit sofortiger Wirkung zurückgezogen. Wegen der offenen Personalien hatte die Bank die für den 5. Mai geplante Hauptversammlung verschoben.

Auch für Schmitz rechnet die Commerzbank mit einem zeitnahen Vorschlag durch den Aufsichtsrat, «so dass kurzfristig die Hauptversammlung terminiert und die Aktionäre entsprechend eingeladen werden können».

Bis zur Wahl eines Nachfolgers führt Vetters Stellvertreter und Konzernbetriebsratschef Uwe Tschäge den Aufsichtsrat.


Umweltministerium pocht auf Öko-Ehrgeiz bei Agrarreform

BERLIN: Das Bundesumweltministerium dringt auf ehrgeizige Umweltvorgaben bei der Ausgabenplanung für die Agrarpolitik der kommenden Jahre. «Hier gilt es sicherzustellen, nur solche Maßnahmen zu fördern, die nachweislich für mehr Artenvielfalt, den Schutz von Insekten und saubere Gewässer sorgen», sagte ein Sprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Die neue Agrarförderung darf nicht nur alter Wein in neuen Schläuchen bleiben, sie muss jetzt grundlegende Veränderungen einleiten.»

Am Freitag hatten sich die Agrarminister von Bund und Ländern auf Eckpunkte zur nationalen Umsetzung der europäischen Agrarreform geeinigt. Sie verständigten sich unter anderem darauf, künftig 25 Prozent der Direktzahlungen, die unmittelbar an deutsche Landwirte gehen, an Umweltauflagen zu knüpfen. Bislang war ausschließlich die Fläche eines Betriebs das entscheidende Auszahlungskriterium. Zusätzlich sollen ab 2023 zunächst zehn Prozent der Direktzahlungen in einen zweiten Topf fließen und unter anderem nachhaltiger Landwirtschaft, Tierwohl und Ökolandbau zugutekommen.

Nach der Einigung der Agrarminister muss die Bundesregierung den Kompromiss noch bestätigen, bevor sie in den Bundestag geht. Hier kommt es vor allem darauf an, dass sich Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) einig werden.

«Nach der grundsätzlichen Einigung zwischen den Agrarressorts von Bund und Ländern gehen wir nun von sehr intensiven und in Teilen schwierigen Verhandlungen innerhalb der Bundesregierung aus», sagte der Sprecher des Umweltministeriums. «Es geht um viele Milliarden an Steuermitteln für die nächsten Jahre. Da reicht es natürlich nicht, dass dies nur die zuständigen Landwirtschaftspolitikerinnen und -politiker unter sich ausmachen.»

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