Nachrichten aus der Wirtschaft am Sonntag

Fahrzeuge werden auf einer Straße vor einem Erdrutsch gestoppt, der durch den Durchzug des Hurrikans Fiona in der Stadt Naranjito verursacht wurde. Foto: epa/Thais Llorca
Fahrzeuge werden auf einer Straße vor einem Erdrutsch gestoppt, der durch den Durchzug des Hurrikans Fiona in der Stadt Naranjito verursacht wurde. Foto: epa/Thais Llorca

Hunderttausende in Puerto Rico nach Hurrikan weiter ohne Strom

SAN JUAN: Eine Woche nach dem Durchzug des Hurrikans «Fiona» in Puerto Rico ist bei Hunderttausenden Menschen die Stromversorgung noch nicht wieder hergestellt worden. Rund 44 Prozent der Anschlüsse hatten am Sonntag weiterhin keinen Strom, wie aus einem Tweet des Stromanbieters Luma Energy hervorging. Nach Angaben der Wasserbehörde AAA war bei 19 Prozent der Anschlüsse die Wasserversorgung noch nicht wieder hergestellt. Manche Menschen seien noch von der Außenwelt abgeschnitten, sagte der Chef des Katastrophenschutzes, Nino Correa, in einem Facebook-Video.

Vor fast genau fünf Jahren hatte der verheerende Hurrikan «Maria» das karibische US-Außengebiet mit gut drei Millionen Einwohnern getroffen und knapp 3000 Menschen das Leben gekostet. Puerto Ricos Infrastruktur litt noch immer unter den Folgen, als das Zentrum von «Fiona» als Hurrikan der niedrigsten Kategorie eins von fünf am 18. September dort auf Land traf. Es kam zu Überschwemmungen, Erdrutschen und Zerstörung. Die US-Regierung sagte schnelle Hilfe zu.

Nach einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums von Puerto Rico vom Samstag, aus der örtliche Medien zitierten, wurden 16 Todesfälle im Zusammenhang mit Hurrikan «Fiona» registriert. Einer von ihnen sei direkt und drei indirekt von dem Sturm verursacht worden, die übrigen zwölf würden untersucht. Agrarminister Ramón González Beiró schätzte den für die Landwirtschaft entstandenen Schaden am Sonntag auf mehr als 100 Millionen US-Dollar (103 Mio. Euro), wie die Zeitung «El Nuevo Día» berichtete.

Wegen der unzuverlässigen Energieversorgung mit häufigen Stromausfällen bei gleichzeitig steigenden Preisen hatte es bereits vor «Fiona» Proteste in Puerto Rico gegeben. Nach dem Sturm wuchs nach Medienberichten die Wut über die Arbeit des Anbieters Luma Energy - einer Privatfirma, die vergangenes Jahr die Stromversorgung der Insel und Instandhaltung des Netzes übernommen hatte.


Scholz stellt Vorschläge zu Gaspreis-Reduzierung in Aussicht

DOHA: Bundeskanzler Olaf Scholz hat baldige Vorschläge für eine Dämpfung der stark gestiegenen Gaspreise in Aussicht gestellt. Es gehe jetzt darum, «wie wir die viel zu hohen Preise reduzieren können, und zwar sowohl diejenigen für Strom als auch diejenigen für Gas», sagte der SPD-Politiker am Sonntag am Rande eines Besuchs in Katar in der Hauptstadt Doha. Eine Kommission habe dazu am Samstag Beratungen aufgenommen und leiste «sehr gute, konstruktive» Arbeit. «Wir werden da auch mit schnellen Ergebnissen rechnen können.»

Es seien alle Faktoren gemeinsam zu betrachten, um dies zu erreichen, «damit die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen nicht vor für sie unlösbare Aufgaben gestellt werden», sagte Scholz. Er hob mit Blick auf die Bemühungen um eine breitere Versorgung mit Gas erneut hervor, dass man nun zu Herbstbeginn sagen könne: «Wir kommen wohl durch diesen Winter.»

Die Debatte um eine Begrenzung der Gaspreise hat am Wochenende weiter an Fahrt gewonnen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) äußerte Zweifel an der vorgesehenen Gasumlage und forderte eine Gaspreisbremse. Diskutiert wird zugleich aber über eine Finanzierung dafür. Auf eine Strompreisbremse hatte sich die Ampel-Koalition bereits verständigt. Demnach sollen Privathaushalte die Strommenge für einen Basisverbrauch zu einem vergünstigten Preis erhalten - ebenso wie kleine und mittlere Unternehmen.


Deutschland erhält Flüssiggas aus den Vereinigten Arabischen Emiraten

ABU DHABI: Als Ersatz für ausbleibende Energielieferungen aus Russland erhält Deutschland Flüssiggas (LNG) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Während des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in dem Golfstaat schloss der Essener Energiekonzern RWE am Sonntag einen Vertrag über eine erste Lieferung von 137.000 Kubikmetern LNG ab. Es soll die erste Lieferung sein, die im Dezember 2022 am neuen LNG-Terminal in Brunsbüttel bei Hamburg eintreffen soll. Laut RWE wurde ein Memorandum über mehrjährige Lieferungen ab 2023 unterzeichnet.

Zum Vergleich: Vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine floss allein am 1. Februar nach Angaben des Betreibers Gas mit einer Energiemenge von circa 1,76 Milliarden Kilowattstunden durch die Pipeline Nord Stream 1. Die jetzt vereinbarte erste Lieferung von 137.000 Kubikmetern Flüssiggas für RWE per Schiff aus den Vereinigten Arabischen Emiraten entspricht etwa 0,95 Milliarden Kilowattstunden.


Bericht: London will Regeln für Arbeitsvisa lockern

LONDON: Zur Unterstützung wichtiger Branchen plant die neue britische Premierministerin Liz Truss Medien zufolge eine Kehrtwende in der Migrationspolitik. Die Regierungschefin wolle die Liste von Berufen, die auf der Mängelliste stehen und bei Arbeitsvisa bevorzugt berücksichtigt werden, ausdehnen, damit Unternehmen freie Stellen leichter mit ausländischen Arbeitskräften besetzen können, berichtete die Zeitung «Sun» am Sonntag. Zudem solle die Grenze von 40.000 Visa ausgeweitet und die maximale Aufenthaltsdauer von einem halben Jahr aufgehoben werden. Das solle unter anderem der Landwirtschaft helfen.

Mit dem Brexit hatte Großbritannien die Regeln für Arbeitskräfte aus der EU deutlich verschärft. Seitdem sind aufwendige und teure Visa nötig. In der Folge klagten zahlreiche Branchen wie die Agrar- oder auch die Fleischindustrie über erheblichen Mangel. Nahrungsmittel verrotteten auf den Feldern, etliche Schweine mussten gekeult werden. Viele Hotels und Restaurants reduzierten Angebote und Öffnungszeiten. Vor allem in diesen Bereichen waren sehr viele EU-Bürger beschäftigt. Die Wirtschaft hatte daher Visaerleichterungen gefordert.

Mit ihrem Vorgehen dürfte Truss vor allem Brexit-Unterstützer gegen sich aufbringen. Das Versprechen deutlich niedrigerer Zuwanderung und mehr Jobs für Briten war eines der Hauptargumente für den Austritt aus der EU.


Katar beteiligt Total an weiterem Abschnitt von Flüssiggas-Projekt

PARIS/DOHA: Katar beteiligt den französischen Energiekonzern Totalenergies an einem weiteren Bereich eines Flüssiggas-Projekts, mit dem das arabische Land seine Exportfähigkeit an Flüssiggas (LNG) erheblich steigern will. Nach der im Juni verkündeten Beteiligung am North Field East (NFE) geht es nun um das North Field South (NFS), teilte Totalenergies am Sonntag mit.

Der französische Konzern wird damit in dem gesamten nach eigenen Angaben weltgrößten Flüssiggasprojekt der erste internationale Partner von Katar. Die jährliche Förderkapazität dort liegt bei 48 Millionen Tonnen. Mit dem Erschließen von North Field will Katar die Exportmenge an Flüssiggas bis 2028 von 77 auf 126 Millionen Tonnen pro Jahr steigen.

«Wir betrachten Katar als ein langfristig strategisches Land für Totalenergies und diese neue Kapazitätserweiterung unseres Portfolios ist ein wichtiger Schritt zur Erreichung der Wachstumsziele von Totalenergies im Bereich kohlenstoffarmes Flüssiggas», sagte der Generaldirektor von Totalenergies, Patrick Pouyanné. «Dies wird auch unsere Fähigkeit stärken, gemeinsam mit Katar zur Energiesicherheit in Europa beizutragen.» Total steigert seine Flüssiggaskapazität mit dem Projekt um jährlich 3,5 Millionen Tonnen.

Katar ist neben den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) am Sonntag ebenfalls Ziel der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf die arabische Halbinsel. Dabei wird es vor allem um die weitere Zusammenarbeit im Energiebereich gehen, die Deutschland den Weg aus der Abhängigkeit von russischem Gas erleichtern soll.


Scholz will engere Energie-Kooperation mit den Emiraten

ABU DHABI: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten im Energiebereich weiter vorantreiben. Man habe bereits «eine ganze Reihe» von Diesel- und Flüssiggasprojekten mit dem Golfstaat vorangebracht, sagte der SPD-Politiker am Sonntag in Abu Dhabi. Er betonte, wie wichtig es sei, bei der Energieversorgung auf möglichst viele Anbieter zu setzen. Die Abhängigkeit von einem Lieferanten «wird uns sicherlich nicht wieder passieren», betonte Scholz.

Bis zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bezog Deutschland noch 55 Prozent seines Erdgases aus Russland. Inzwischen sind die Lieferungen von dort zum größten Teil eingestellt und die deutschen Gasversorger suchen nach neuen Bezugsquellen. Die Vereinigten Arabischen Emirate verfügen über die siebtgrößten Erdgasvorkommen weltweit. Es wurde erwartet, dass während des Kanzlerbesuchs ein Vertrag über die Lieferung von Flüssiggas (LNG) nach Deutschland unterzeichnet wird.

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