Nachrichten aus der Wirtschaft am Samstag

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Opec-Treffen auf der Suche nach Ausweg aus dem Streit

MOSKAU/WIEN: Im Streit um künftige Ölfördermengen wollen die zuständigen Minister des Ölkartells Opec und seiner Partnerländer nach Angaben der russischen Staatsagentur Tass am Sonntag nach einem Kompromiss suchen. Die wichtigsten Fragen, an denen eine Einigung vor zwei Wochen gescheitert sei, seien inzwischen geklärt, meldete Tass am Samstag unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Die Opec bestätigte in einer knappen Mitteilung eine Videoschalte der Ministerrunde. Diese soll demnach am Sonntagmittag beginnen.

Eigentlich hatten die 23 Länder des Verbunds Opec+ ihre Förderung ab August schrittweise weiter erhöhen wollen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Ein Disput zwischen dem Ölgiganten Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten verhinderte jedoch eine Einigung.

Das von den Saudis dominierte Ölkartell Opec und seine von Russland angeführten Kooperationspartner hatten über Pläne diskutiert, ihre Tagesproduktion ab August monatlich stufenweise um jeweils 400.000 Barrel anzuheben. Der gemeinsame Schritt der sogenannten Opec+ sollte dazu beitragen, die sich erholende Weltwirtschaft zu versorgen. Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten jedoch die Zuteilung einer höheren Förderquote gefordert, während Saudi-Arabien dem benachbarten Golfstaat keine Sonderrechte zugestehen wollte.

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte die Allianz Opec+ im Vorjahr die Tagesproduktion um rund 9,7 Millionen Barrel gekürzt. Dadurch gelang es, die Ölpreise zu stützen, die wegen des Einbruchs der Weltkonjunktur stark gefallen waren. Inzwischen wurden die Ölhähne nach und nach aufgedreht. Die Ölpreise sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen.


Verband: Italiens Prosecco-Export auf Rekordniveau

ROM: Italien hat in den ersten vier Monaten dieses Jahres nach Verbandsangaben so viel Prosecco exportiert wie noch nie. Mehr als 120 Millionen Flaschen (je 0,75 Liter) lieferten die Unternehmen in dieser Zeit aus, teilte der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti am Samstag mit. Das sei ein Anstieg zum selben Zeitraum des Vorjahres um 17 Prozent. In Deutschland verzeichneten die italienischen Prosecco-Exporteure in diesem Zeitraumvergleich demnach den kräftigsten Anstieg beim Absatz mit 29 Prozent. Größter Abnehmer waren aber die USA.

In Großbritannien stellte der Verband in dieser Zeit einen Rückgang um neun Prozent fest. Der Verband führte dies auf die bürokratischen Hürden im Zusammenhang mit dem Brexit zurück. Für die Schaumwein-Exporteure gebe es Probleme bei den Zollverfahren. Der Verband befürchtet, dass damit Prosecco-Fälschungen in Großbritannien auf den Markt gelangen könnten.

Prosecco ist eine von der EU geschützte Herkunftsbezeichnung für italienische Schaum- oder Perlweine. Für Ärger sorgte unlängst der Versuch Kroatiens, seinen lokalen Weißwein Prosek bei der EU als Bezeichnung schützen zu lassen. Italien will sich dagegen wehren, denn die Bezeichnung stehe klar im Konflikt mit dem Namen Prosecco, so der Vorwurf. Es war gar vom «Prosecco-Krieg» die Rede. 2013 war Kroatien mit einem ähnlichen Versuch schon einmal gescheitert.


Ischinger: Nord Stream 2 Bürde für Deutschlands Glaubwürdigkeit

TURIN: Die Uneinigkeit bei der Gaspipeline Nord Stream 2 kratzt nach Ansicht des Chefs der Münchener Sicherheitskonferenz an der Glaubwürdigkeit Deutschlands. Es bleibe eine Bürde für die Auslandspolitik Deutschlands, sagte Wolfgang Ischinger im Interview mit der italienischen Zeitung «La Stampa» (Samstag). Das sorge für ein offensichtliches Problem mit den USA. Berlin und Washington seien sich jedoch einig, dass die Ukraine dabei nicht zu kurz kommen dürfe, erklärte der 75-Jährige weiter.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) traf in dieser Woche US-Präsident Joe Biden in Washington anlässlich ihres Abschiedsbesuchs als Kanzlerin. Beide erklärten, beim Thema Nord Stream 2 noch unterschiedlicher Auffassung zu sein. Die fast fertiggestellte Ostsee-Pipeline ist aktuell das größte Konfliktthema zwischen den USA und Deutschland. Durch sie soll von Russland Erdgas an der Ukraine vorbei direkt nach Deutschland transportiert werden.

Laut Merkel ist die Pipeline ein zusätzliches Projekt und keine Alternative zum Gastransit durch die Ukraine. Die USA und einige osteuropäische Nato-Partner befürchten eine zu starke Abhängigkeit Europas von russischen Energielieferungen und lehnen das Projekt deswegen ab. Ischinger erklärte in dem Interview weiter, es sei nicht mehr vertretbar, Nord Stream 2 als rein geschäftliche Sache zu betrachten. Es sei hingegen eine geopolitische Frage.


Ein Toter bei Protesten gegen Wasserknappheit im Iran

TEHERAN: Bei Protesten gegen Wassermangel im Südwesten des Irans ist ein Demonstrant ums Leben gekommen. Ein Luftschuss habe den 30-Jährigen in der Provinz Chusestan tödlich getroffen, sagte ein Sprecher des Gouverneursamts in der Provinzstadt Schadegan laut Nachrichtenagentur Isna am Samstag. Der Schuss sei aber nicht seitens der Polizei, sondern der «Krawallmacher» abgegeben worden, behauptete er. Die Polizei untersuche den tödlichen Vorfall.

Der Iran erlebt derzeit erneut eine heftige Dürrewelle. Wassermangel und Stromausfälle gab es in den letzten Wochen landesweit, besonders schlimm traf es aber die Provinz Chusestan mit Temperaturen bis zu 50 Grad. Ausfälle trafen auch die Landwirtschaft. Bei den Protesten in mehreren Städten der Provinz soll es auch zu Parolen gegen das islamische System gekommen sein. Ebenso war von Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sowie von Festnahmen die Rede. Offiziell wurde dies bislang nicht bestätigt.

Bei der iranischen Regierung gibt es Befürchtungen, dass sich die Proteste auf andere Provinzen des Landes ausweiten könnten. Der Regierung wird vorgeworfen, die veraltete Infrastruktur nicht erneuert zu haben. Teheran schickte eine Delegation nach Chusestan, um die Lage zu überprüfen und für eine Lösung der Probleme zu sorgen.


Mindestens sechs Tote durch umstürzenden Strommasten in Brasilien

BOM JARDIM: Durch einen umstürzenden Strommasten sind im brasilianischen Amazonasgebiet mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.

Zudem seien weitere 13 Personen verletzt worden, berichtete das brasilianische Nachrichtenportal «G1» unter Berufung auf das Gesundheitssekretariat der Gemeinde Pacajá am Freitag (Ortszeit). Demnach war der Mast von einem privaten Unternehmen aufgestellt worden. Der Unfall habe sich bei Arbeiten an der Stromleitung ereignet, schrieb der Gouverneur des nördlichen Bundesstaates Pará, Helder Barbalho, auf Twitter. Feuerwehr und Polizei seien bei den Rettungsarbeiten im Einsatz.


Britische Studie: Kleine Geschäfte leiden unter Pandemie-Schulden

LONDON: Die Corona-Pandemie hat die Schulden unabhängiger britischer Geschäfte und Läden einer Studie zufolge vervielfacht. «Die meisten waren gezwungen, nicht mehr tragbare Schulden aufzunehmen, und viele stehen infolgedessen am Abgrund», heißt es in dem viel beachteten Bericht des früheren Unternehmenschefs Bill Grimsey. Er mahnte: «Dringende Unterstützung ist erforderlich, um einen Tsunami von Schließungen zu verhindern.»

Die Schuldenaufnahme sei enorm gewesen, betont der Autor. «Allein in der Friseur- und Schönheitsbranche schätzen wir, dass die Schulden von etwa 20.000 unabhängigen Unternehmen von 0,05 Milliarden auf 0,3 Milliarden Pfund gestiegen sind.» Insgesamt hätten die Schulden der inhabergeführten Unternehmen von 500 Millionen auf 2,2 Milliarden Pfund zugelegt.

Inhabergeführte Unternehmen seien während der Pandemie ungerecht behandelt worden. «Während größere Unternehmen in der Lage waren, Handel zu treiben und von großzügiger staatlicher Unterstützung zu profitieren, konnten kleinere Unternehmen nicht handeln und fühlten sich nicht unterstützt und nicht geschätzt.» Viele Eigentümer hätten auch psychisch unter den Auswirkungen gelitten und stünden nun an einem kritischen Punkt.

Der Bericht kritisierte, die britische Politik verkenne die Rolle der Geschäfte bei der Stärkung des sozialen Gefüges. Hier seien Frankreich und Deutschland, die über viel mehr eigenständige Unternehmen verfügten, Vorbilder.

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