Nachrichten aus der Wirtschaft am Samstag

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Durst unterschätzt: In britischen Pubs wird das Bier knapp

LONDON: Nach dem unerwartet großen Durst der ersten Gäste wird in britischen Pubs langsam das Bier knapp. Die Nachfrage in den ersten Wochen habe «alle Prognosen übertroffen», erzählte der Chef der größten Pub-Kette Mitchell & Butlers, Phil Urban, der «Financial Times». «Die Zulieferer sind nicht in der Lage, schnell genug hinterherzukommen.» Man habe nun angefangen, die eigenen Bestände in die am stärksten besuchten Pubs zu bringen.

Pubs und Restaurants dürfen in England seit dem 12. April in den Außenbereichen wieder Gäste bedienen, in Schottland und Wales seit Anfang der Woche. Das sonnige Wetter der vergangenen Wochen und die gelockerten Kontaktbeschränkungen sorgten seither für volle Biergärten auch an vielen Abenden unter der Woche. Nach einer Analyse von Oxford Market Watch lagen die Umsätze in der ersten Woche der Lockerungen in England fast zwölf Prozent über dem gleichen Zeitraum in 2019 - obwohl bislang nur die Außengastronomie öffnen darf.

Die Budweiser Brewing Group UK & Ireland, die unter anderem die in vielen Pubs ausgeschenkten Biere Stella Artois und Camden Hells herstellt, braut dem «Financial Times»-Bericht zufolge derzeit rund um die Uhr. Kleinere, unabhängige Brauereien hingegen haben oft nicht genug Personal, um ihre Produktion massiv hochzufahren.


Buffett steigert Gewinn kräftig und hortet 145 Milliarden Dollar

OMAHA/LOS ANGELES: Der US-Staranleger Warren Buffett hat mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway zu Jahresbeginn deutlich besser verdient. Im ersten Quartal nahm der Betriebsgewinn auf 7,0 Milliarden Dollar (5,8 Mrd Euro) zu, wie das Konglomerat am Samstag in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska mitteilte. Das entspricht einem Anstieg von knapp 20 Prozent gegenüber dem Ergebnis im Vorjahreszeitraum, das stark unter der Corona-Pandemie litt.

Während viele Unternehmen ihre Mittel in der Krise zusammenhalten und Abstriche machen müssen, sitzt Buffett mit Berkshire Hathaway weiter auf enormen Geldreserven. In den drei Monaten bis Ende März nahm der Barbestand um gut fünf Prozent auf 145,4 Milliarden Dollar zu. Der 90-jährige Großinvestor tut sich weiter schwer damit, geeignete Ziele für Beteiligungen und Übernahmen zu finden. Stattdessen kaufte er zur Kurspflege Berkshire-Aktien für 6,6 Milliarden Dollar zurück.

Buffetts Holding erzielte im jüngsten Quartal einen Nettoüberschuss von 11,7 Milliarden Dollar. Da die Buchhaltungsregeln vorschreiben, dass hier auch unrealisierte Investmentgewinne und -verluste ausgewiesen werden, schwankt dieser Wert heftig und sagt wenig über das tatsächliche Geschäft aus. Vor einem Jahr hatte hier noch ein Minus von immensen 49,7 Milliarden Dollar in der Bilanz gestanden. Buffett rät davon ab, diesen Zahlen große Beachtung zu schenken.

Zu Berkshire Hathaway gehören an die 90 Unternehmen, hinzu kommen diverse Aktienpakete börsennotierter Großkonzerne wie Bank of America, Coca-Cola oder Apple. An diesem Wochenende findet auch die häufig als «Woodstock der Kapitalisten» bezeichnete Hauptversammlung von Berkshire Hathaway statt, bei der in normalen Zeiten Zehntausende Anhänger zu Buffett nach Omaha pilgern. Wegen der Pandemie wird das Event aber erneut im Internet ausgetragen, und der Rummel bleibt aus.


Vier weitere Länder reichen Aufbaupläne bei EU-Kommission ein

BRÜSSEL: Italien und drei weitere Länder haben ihre Anträge auf europäische Corona-Hilfen bei der EU-Kommission eingereicht. Somit haben kurz nach Fristende mittlerweile 13 von 27 Staaten offiziell ihre nationalen Aufbaupläne übermittelt. Neben Italien waren das am Samstag Belgien, Österreich und Slowenien, wie die EU-Kommission mitteilte. Fristende war eigentlich am Freitag, allerdings war dies nach Angaben der Brüsseler Behörde nur ein «Orientierungsdatum». Auch Deutschland hat seinen Plan bereits eingereicht. Die EU-Kommission prüft die Anträge nun.

Die EU-Staaten hatten im Sommer 2020 ein 750 Milliarden schweres Programm namens Next Generation EU vereinbart, um die tiefe Corona-Wirtschaftskrise zu überwinden und wichtige Zukunftsinvestitionen zu finanzieren. In den nationalen Aufbauplänen müssen die Staaten im Detail darlegen, wofür sie ihren Anteil des Gelds aus dem Aufbaufonds RRF verwenden wollen. Manche Regierungen verhandeln schon seit Wochen mit der Kommission über Einzelheiten, um alle Vorgaben zu erfüllen.

Das meiste Geld soll Italien bekommen, weil es 2020 am schwersten von der Corona-Wirtschaftskrise getroffen wurde. Rom beantragte 191,5 Milliarden Euro aus Zuschüssen und Krediten.


Bolivien setzt auf verstärkte Förderung von Lithium

LA PAZ: Bolivien will künftig verstärkt auf die Förderung von Lithium setzen, das weltweit zur Herstellung von Autobatterien benötigt wird. Priorität habe nun die Förderung von Lithium zur industriellen Verwendung, deshalb habe man eine Strategie bis zur 200-Jahrfeier des Landes 2025 entworfen, sagte der bolivianische Präsident Luis Arce bei einer vom Sender «Bolivia TV» gezeigten Veranstaltung des Staatskonzern «Yacimientos de Litio Bolivianos» (YLB) in La Paz am Freitag (Ortszeit).

Bolivien verfügt über eines der größten Lithium-Vorkommen und mit dem Salar de Uyuni über das größte geschlossene Lithium-Vorkommen der Welt. Das «weiße Gold» findet bei der Herstellung von Batterien Verwendung. Der frühere Präsident Evo Morales hatte die Hebung des Schatzes vor mehr als zehn Jahren bereits zur Chefsache erklärt. Er verhinderte einen Vertrag mit einer ausländischen Firma, die nur am Verkauf des Rohstoffes interessiert war. Und versuchte, dass Bolivien die Lithium-Produktion aus eigener Kraft stemmt.

Dies führte dazu, dass Bolivien im Rahmen eines Pilotprojektes nur geringe Mengen förderte. Mit dem baden-württembergischen Unternehmen ACI Systems ging YLB einen Kooperationsvertrag ein, den Morales kurz vor seinem Rücktritt 2019 kündigte.


Goldschatz der Deutschen wird größer und wertvoller

FRANKFURT/MAIN: Gold ist als Anlage angesichts der Zinsflaute auf dem Sparbuch zunehmend gefragt. Privatleute in Deutschland besitzen mittlerweile die Rekordmenge von 9089 Tonnen des Edelmetalls - mehr als die Hälfte davon (5194 Tonnen) in Form von Barren und Münzen. Diese Zahlen haben Forscher der Steinbeis-Hochschule Berlin für die Reisebank auf Basis einer repräsentativen Befragung von 2000 Erwachsenen errechnet. Seit der vorigen Erhebung aus dem Jahr 2019 nahm die als Wertanlage angeschaffte Goldmenge der Privathaushalte hierzulande demnach um 269 Tonnen zu.

Die Corona-Pandemie habe der Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen einen weiteren Schub verliehen, stellte Studienautor Jens Kleine vom Steinbeis Research Center for Financial Services fest. «Die Attraktivität von Gold wird aus Sicht der Befragten auch nach dem Abflachen der Pandemie auf anhaltend hohem Niveau verbleiben», sagte er. «Die Menschen in Deutschland haben in der Krise erneut festgestellt, dass Gold eine wichtige Schutzfunktion für Ihr Erspartes, insbesondere in Krisen-Zeiten, bietet.»

Zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Studie Anfang Februar hatte der Goldschatz der privaten Haushalte in Deutschland einen Wert von 450 Milliarden Euro. Gut zwei Drittel der Bundesbürger (68 Prozent) besitzen der Studie zufolge Gold in Form von Schmuck, Barren oder Münzen oder mittelbar über ein spezielles Wertpapier. Das Edelmetall verliert trotz Preisschwankungen seinen Wert auch in Krisenzeiten nie ganz. Allerdings gibt es für Gold weder Zinsen noch Dividenden.


EU-Kommissar Hahn für Reform des Maastrichter Stabilitätspakts

BERLIN: Der EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn plädiert dafür, nach der Corona-Pandemie die Regeln im Stabilitätspakt für hochverschuldete Länder flexibler zu gestalten. Statt der starren Obergrenze für die staatliche Gesamtverschuldung von 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) sollte man mit jedem Land individuell Verschuldungsziele vereinbaren, sagte der Österreicher der «Welt» (Online Samstag). Das müssten realistische Ziele für einen klaren Zeitraum und konkrete Maßnahmen zum Schuldenabbau sein.

Man könne 24 Jahre nach dem Maastrichter Stabilitätspakt «nicht mehr alle 19 Euro-Länder über einen Kamm scheren», sagte Hahn. Griechenland mit einer Verschuldung von 205,6 Prozent des BIP oder Italien mit 155,8 Prozent könnten das 60-Prozent-Ziel mittelfristig nicht erreichen. «Da helfen dann auch keine Sanktionen», sagte der EU-Haushaltskommissar.

Zudem brauchten hochverschuldete Länder «ausreichende Mittel für staatliche Investitionen, die dann über höheres Wirtschaftswachstum zu mehr Einnahmen und einer Verringerung der Schuldenlast führen». Parallel dazu müssen aber Strukturanpassungen und Konsolidierungen der Ausgaben vorgenommen werden, sagte er.

Hahn erwartet, dass im Herbst Beratungen zur Überarbeitung des Stabilitätspaktes beginnen werden. Er plädierte dafür, den von der Corona-Seuche gebeutelten Menschen jetzt eine Perspektive zu geben und nicht neue Härten etwa bei den Renten anzukündigen. «Das heißt nicht, dass diese Reformen nicht gemacht werden sollen, aber zu einem Zeitpunkt, wo man die Menschen mitnehmen kann.»

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Leserkommentare

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