Nachrichten aus der Wirtschaft am Montag

EU-Kommissar für Landwirtschaft Janusz Wojciechowski spricht während einer Pressekonferenz über die Langfristige Vision. Foto: epa/Afrancisco Seco
EU-Kommissar für Landwirtschaft Janusz Wojciechowski spricht während einer Pressekonferenz über die Langfristige Vision. Foto: epa/Afrancisco Seco

EU-Kommissar stellt Flut-Hilfen für Landwirte in Aussicht

BRÜSSEL: EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski hat von der Flutkatastrophe betroffenen Landwirten Finanzhilfe in Aussicht gestellt.

Im Rahmen der EU-Agrarpolitik stünden Werkzeuge zur Verfügung, um den Wiederaufbau nach Naturkatastrophen zu unterstützen, sagte er am Montag in Brüssel. Man stehe im Austausch mit den nationalen Behörden. Eine konkrete Höhe oder einen Zeitpunkt nannte der Kommissar nicht. Es sei noch zu früh, um Schadenshöhen zu beziffern, die betroffenen EU-Länder müssten zunächst darlegen, wie hoch die Schäden seien, sagte er auf Nachfrage einer Journalistin.


Großbritannien will im Herbst Impfnachweise für Nachtclubs verlangen

LONDON: Die britische Regierung will in England ab dem Herbst verpflichtende Corona-Impfnachweise für Nachtclubs und andere Großveranstaltungen verlangen. «Manche der größten Vergnügen und Möglichkeiten des Lebens werden zunehmend von Impfungen abhängig sein», sagte Premierminister Boris Johnson am Montag in London. Bis Ende September hätten alle Erwachsenen in Großbritannien die Möglichkeit, sich vollständig gegen Corona impfen zu lassen.

Bis dahin sind jedoch für Clubs und andere Großveranstaltungen, die seit Montag wieder öffnen beziehungsweise stattfinden dürfen, keine solchen Nachweise erforderlich. Nachtclubs werden lediglich dazu ermutigt, den sogenannten NHS Covid Pass beim Eintritt zu verlangen.

Bislang haben der britischen Regierung zufolge rund 35 Prozent der 18- bis 30-Jährigen noch keine erste Impfung erhalten, obwohl sie bereits ein Angebot bekommen haben.

Boris Johnsons Regierung macht lediglich die Corona-Politik für England - Schottland, Wales und Nordirland sind für ihre eigenen Maßnahmen verantwortlich und gehen etwas vorsichtiger vor.


Anti-Geldwäsche-Plan: Bargeldgrenze und neue EU-Behörde sollen kommen

BRÜSSEL: Die EU-Kommission stellt am Dienstag ihren Plan für einen effektiveren Kampf gegen Geldwäsche vor. Erwartet wird, dass sowohl eine Obergrenze von 10.000 Euro für Bargeldzahlungen als auch eine neue Überwachungsbehörde Teile des Vorschlags sein werden. Der Grünen-Finanzpolitiker Sven Giegold betonte, bei der Geldwäschebekämpfung komme es darauf an, bestehendes Recht durchzusetzen. «Die EU-Kommission vernachlässigt die mangelnde Durchsetzung von EU-Recht fahrlässig», sagte der Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Die hessische Europaministerin Lucia Puttrich (CDU) machte sich bereits vor gut einer Woche dafür stark, dass die Bankenmetropole Frankfurt Standort der geplanten Behörde werden solle. Die Landesregierung wolle nun «noch offensiver» für die Ansiedlung werben.

Nach Einschätzung des Europäischen Rechnungshofes werden in der EU jährlich Milliardenbeträge aus kriminellen Geschäften in die reguläre Wirtschaft eingespeist, um den illegalen Ursprung der Erträge zu verschleiern. Die europäische Polizeibehörde Europol schätze den Wert verdächtiger Transaktionen innerhalb Europas auf zuletzt Hunderte Milliarden Euro.


EU-Länder wollen Bio-Landwirtschaft ausbauen

BRÜSSEL: Die EU-Länder wollen einen deutlichen Ausbau der Bio-Landwirtschaft vorantreiben. Die Agrarministerien der EU-Länder einigten sich am Montag auf Schlussfolgerungen, die unter anderem vorsehen, dass bis 2030 ein Viertel der Agrarfläche in der EU für Bio-Landwirtschaft genutzt werden soll. Einen entsprechenden Aktionsplan mit diesem Ziel hatte die EU-Kommission bereits im Frühjahr vorgeschlagen, die EU-Länder haben diesen nun offiziell begrüßt.

Für die Bundesrepublik ergäben sich zusätzliche Impulse für nationalen Aktionsplan, hieß es von deutscher Seite während des Treffens. Erklärtes Ziel der Bundesregierung sind 20 Prozent bis 2030. Sie sehe etwa großes Potenzial in Bereichen wie Kitas, Schulen Krankenhäusern, sagte Staatssekretärin Beate Kasch, die Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) bei dem Ministertreffen vertrat. Dort könnten mehr Bioprodukte verwendet werden. Aktuellen Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge lag der Anteil der Biolandwirtschaft - gemessen an der Fläche - im vergangenen Jahr bei 10,3 Prozent.

Derzeit bestehen in den EU-Ländern große Unterschiede was den Anteil der Bio-Landwirtschaftsfläche betrifft: Österreich übererfüllt bereits nach Angaben von Ministerin Elisabeth Köstinger das vorgegebene Ziel mit einem Anteil von 26 Prozent. Schlusslichter sind Daten der Statistikbehörde Eurostat von 2019 zufolge Malta (0,5 Prozent) gefolgt von Irland (1,6) und Bulgarien (2,3). Deutschland lag damals mit 7,7 Prozent im unteren Mittelfeld. Das Bundesagrarministerium bezifferte den Anteil für Ende 2019 auf 9,7 Prozent.


Corona-Sorgen schicken den Dax auf Talfahrt

FRANKFURT/MAIN: Die Furcht vor der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in vielen Ländern hat auf dem deutschen Aktienmarkt einen Kursrutsch ausgelöst. Der Dax sackte auf das Niveau von Mai ab. Bis zum frühen Nachmittag er um 2,53 Prozent auf 15.146,61 Punkte ein. Er steuerte damit auf den größten prozentualen Tagesverlust dieses Jahres zu.


Nach Pestausbruch bei Hausschweinen Übertragungsweg gesucht

POTSDAM: Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Hausschweinbeständen soll der Übertragungsweg schnell geklärt werden. Es müsse untersucht werden, wie das Virus in den Bestand des betroffenen Bio-Betriebes gekommen sei, forderte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.


Flugsicherung fährt Lotsen-Ausbildung hoch

LANGEN: Die Deutsche Flugsicherung fährt die Ausbildung von Fluglotsen hoch. Im kommenden Jahr würden bis zu 150 Auszubildende und dual Studierende eingestellt. Im laufenden Jahr sind es 110. Hintergrund der Pläne ist die Erwartung, dass sich der Luftverkehr bis Mitte des Jahrzehnts vollständig erholt und dass viele Lotsen geburtenstarker Jahrgänge in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen.


Fluchthelfer von Ex-Autoboss Ghosn müssen in Japan ins Gefängnis

TOKIO: Zwei Amerikaner, die dem früheren Autoboss Carlos Ghosn zu seiner spektakulären Flucht aus Tokio verhalfen, müssen in Japan ins Gefängnis. Ein Gericht verurteilte den 60 Jahre alten früheren Elite-Soldaten zu zwei Jahren Haft. Sein 28-jähriger Sohn muss für ein Jahr und acht Monate hinter Gitter. Die beiden hatten sich schuldig bekannt.


Umfrage: Jeder Achte will die großen Städte verlassen

MÜNCHEN: Die Erfahrungen aus der Pandemie könnten viele Menschen aus deutschen Großstädten treiben. Mehr als jeder achte Bewohner (12,9 Prozent) der Städte mit mehr als einer halben Million Einwohner will diese laut einer Befragung des Münchner Ifo-Instituts und des Immobilienportals Immowelt binnen eines Jahres verlassen. Fast die Hälfte davon nennt die Pandemie dabei als wichtigen Grund für die Entscheidung, aufs Land oder in einer kleinere Stadt ziehen zu wollen.


Flutkatastrophe trifft auch viele Unternehmen hart

DÜSSELDORF: Die Flutkatastrophe hat auch viele Unternehmen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hart getroffen. Ein durch Hochwasser verwüstetes Werk des Autozulieferers ZF in Bad Neuenahr-Ahrweiler steht seit dem Hochwasser ebenso still wie Produktionsanlagen des Kupfer-Recyclers Aurubis in Stolberg bei Aachen. RWE musste die Förderung im Braunkohletagebau Inden unterbrechen und die Produktion in seinem Kraftwerk Weisweiler reduzieren.


Äthiopiens umstrittener Staudamm erfolgreich weiter aufgestaut

ADDIS ABEBA: Dank ergiebiger Regenfälle hat Äthiopien die zweite Auffüllstufe des künftig größten Staudamms Afrikas beendet. Der zuständige Wasserminister Seleshi Bekele teilte am Montag in Addis Adeba mit: «Heute hat das GERD-Wasserreservor Überflusslevel erreicht.» Die nächste Etappe ist der Beginn der Stromerzeugung im Wasserkraftwerk.

Ägypten, Äthiopien und der Sudan streiten seit Jahren um den Großen Renaissance-Staudamm, den Äthiopien derzeit auf dem Blauen Nil bauen lässt. Auf ein Abkommen, wie der Stausee in Äthiopien befüllt und wie der weitgehend fertiggestellte Staudamm betrieben werden soll, konnten sich die drei Länder bislang nicht einigen.

Äthiopien hat eine rund 650 Kilometer lange Stromnetzleitung fertiggestellt, um den erzeugten Strom zu transportieren. Das Land am Horn Afrikas plant, während der Regenzeit bis zu 18,4 Milliarden Kubikmeter Wasser zu speichern.

Äthiopien braucht den Strom aus dem Wasserkraftwerk dringend für die wirtschaftliche Entwicklung. In Ägypten ist mit dem äthiopischen Staudamm die Sorge verbunden, dass Wasser im eigenen Land zunehmend knapp wird. Das Land deckt mehr als 90 Prozent seines Wasserbedarfs aus dem Nil. Kairo strebt vor der Inbetriebnahme des Staudamms ein rechtsverbindliches Abkommen an, das unter anderem einen angemessenen Wasserzufluss garantiert. Der Blaue Nil mündet in Khartum, der Hauptstadt des Nachbarlandes Sudan, in den Weißen Nil. Der Strom heißt dann Nil. Er fließt dann weiter Richtung Norden durch den Sudan und Ägypten bis ins Nildelta am Mittelmeer.


Volkswagen kündigt Ende der Passat-Produktion in den USA an

HERNDON: Volkswagen will die Produktion seines bekannten Mittelklassemodells Passat in den USA einstellen. Nach dem Modelljahrgang 2022 sollen im Werk Chattanooga im Bundesstaat Tennessee keine weiteren Passats mehr vom Band rollen, kündigte das Unternehmen am Montag an. VW begründete die Entscheidung mit dem Strategiewandel hin zu Elektroautos, für den der Standort umgerüstet werden solle.

Neben dem Jetta zählte der seit Jahrzehnten in speziellen US-Versionen gefertigte Passat lange zu den wichtigsten Modellen von VW in Amerika. Doch mittlerweile ist die Bedeutung stark gesunken. Im zweiten Quartal wurden lediglich rund 6800 Stück ausgeliefert. VW setzt mit den SUVs Atlas und Tiguan schon seit einigen Jahren offensiv auf die Vorliebe der US-Kunden für größere und schwergewichtigere Stadtgeländewagen.


Brüssel genehmigt tschechischen Corona-Aufbauplan

PRAG: Tschechien hat von der EU-Kommission grünes Licht für seinen Wiederaufbauplan nach der Corona-Krise erhalten. Tschechien erhält rund sieben Milliarden Euro aus dem gemeinsamen Corona-Hilfsfonds der EU. Bis zur Rückkehr zur Normalität sei es noch ein langer Weg, sagte der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis am Montag in Prag bei einer Pressekonferenz mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Der Großteil der Mittel soll für den Ausbau der Infrastruktur, den sogenannten grünen Wandel sowie die Digitalisierung eingesetzt werden. Davon dürften auch viele deutsche Firmen profitieren, die Tschechien als sogenannte verlängerte Werkbank nutzen. Das Land war stark von der Corona-Pandemie betroffen: Mehr als 30.300 Menschen starben im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung.

Zwischen Brüssel und Prag gibt es derzeit auch Konfliktpunkte. Ein vor kurzem veröffentlichter EU-Prüfbericht kam zu dem Schluss, dass der Multimilliardär Babis als Politiker und Nutznießer von EU-Subventionen in einem Interessenkonflikt stehe. Die EU-Kommission betont, dass seit Ende 2018 keine Zahlungen mehr für Projekte geleistet wurden, die von Rechnungsprüfungen betroffen seien. Von der Leyen sagte, dass der Corona-Aufbauplan verstärkte Kontrollmechanismen und Absicherungen gegen mögliche Interessenkonflikte vorsehe. "Die Steuergelder der europäischen Bürger werden in Tschechien transparent verteilt", sagte Babis.

Am Rande ihres Kurzbesuchs besichtigte von der Leyen die Prager Staatsoper, das frühere Neue deutsche Theater. Das Neorenaissance-Gebäude aus dem Jahr 1888 wurde von 2017 bis 2020 für rund 50 Millionen Euro umfassend restauriert. Dabei wurde verstärkt auf Energiesparmaßnahmen geachtet.


Bundesbank: Wirtschaft wächst kräftig - Vorkrisenniveau in Sicht

FRANKFURT/MAIN: Die deutsche Wirtschaft hat nach Einschätzung der Bundesbank im Frühjahr das Corona-Tief hinter sich gelassen. «Die Wirtschaftsleistung in Deutschland nahm im zweiten Quartal 2021 wohl wieder kräftig zu», heißt es im Monatsbericht der Notenbank. Sie dürfte den im Winter erlittenen Rückschlag etwa wettgemacht haben.


Opec+ einigt sich auf höhere Ölproduktion - Preise geben nach

SINGAPUR: Die Ölpreise sind nach der Einigung wichtiger Ölförderländer auf eine Erhöhung ihrer Produktion erheblich weiter gefallen. Im Tief kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 71,45 US-Dollar, ein Fass der US-Sorte WTI sank bis auf 69,33 Dollar. Das waren jeweils über zwei Dollar weniger als am Freitag.

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