Nachrichten aus der Wirtschaft am Montag

Collage: DER FARANG
Collage: DER FARANG

IWF stellt neue Prognose zur Entwicklung der Weltwirtschaft vor

SINGAPUR: Der Internationale Währungsfonds (IWF) legt am Dienstag (02.30 Uhr MESZ) seine neue Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft vor. Zwar werde sich das Wachstum im Vergleich zum Jahr 2022 verlangsamen, sagte die IWF-Direktorin Kristalina Georgieva bereits vorab. Sie rechne in diesem Jahr trotz der Folgen des Kriegs in der Ukraine und einer weiter hohen Inflation jedoch nicht mit einem Abrutschen der Weltwirtschaft in die Rezession.

Nach Einschätzung von Georgieva ist nun nicht mit einer wesentlichen Änderung der jüngsten Prognose vom vergangenen Oktober zu rechnen. Damals hatte der IWF für 2023 ein globales Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent erwartet. Der IWF prognostizierte noch im Herbst, dass sich 2023 für viele Menschen wie eine Rezession anfühlen werde. Nun betonte Georgieva, dass sich China als Treiber der Weltwirtschaft erweisen könnte. Die Abkehr von der Null-Covid-Strategie dürfte dazu führen, dass das Land wieder eine treibende Kraft der Weltwirtschaft werde.


Kampf um Industrie: EU-Kommission sieht 477-Milliardenbedarf pro Jahr

BRÜSSEL: Im Wettbewerb um klimafreundliche Energie und Industriearbeitsplätze der Zukunft müssen in Europa laut offizieller Schätzung Hunderte Milliarden pro Jahr mehr investiert werden. Konkret beziffert die EU-Kommission den Bedarf auf 477 Milliarden Euro, die pro Jahr zusätzlich für Verkehr und Energiesysteme bereitgestellt werden müssten, im Vergleich zu dem, was bisher in diesen Bereichen ausgegeben wurde. So könnten die Klimaziele der EU eingehalten werden. Damit das Geld fließt, sollen unter anderem Regeln für Staatshilfe weiter gelockert werden, wie aus einem Entwurf der Kommission hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

So heißt es in dem Text der Kommission etwa, dass Subventionen in China im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung doppelt so hoch wie in der EU seien. «Dies hat den Markt verzerrt und dafür gesorgt, dass die Herstellung einer Reihe von sauberen Technologien derzeit von China dominiert wird.» Chinas angekündigte Investitionen in saubere Technologien beliefen sich auf mehr als 280 Milliarden US-Dollar (rund 258 Milliarden Euro). An dem Entwurf können noch Änderungen vorgenommen werden.

In dem Text wird gelobt, dass auch Partner in klimafreundliche Technologien investierten. So mobilisierten die USA mit ihrem sogenannten Inflation Reduction Act mehr als 360 Milliarden Dollar (Rund 331 Milliarden Euro). Das Vorhaben wird in Brüssel aber auch sehr kritisch betrachtet, da es als diskriminierend angesehene Maßnahmen enthält. So sollen bestimmte Vorteile nur Unternehmen gewährt werden, die in den USA produzieren. Um auf die Staatshilfe in anderen Ländern zu reagieren, sollen nun Beihilfen in der EU dem Entwurf zufolge künftig etwa für mehr Technologien gewährt werden dürfen, höher als bislang sein und längere Fristen bekommen.

«Die Ära der billigen fossilen Brennstoffe ist vorbei», heißt es in dem Plan, wonach laut Industrie bis 2030.170 Milliarden Euro in Windparks, Solaranlagen, Batterien, Wärmepumpen und Wasserstoff investiert werden müssen, damit die Industrie wettbewerbsfähig bleibt. Das Geld für die Vorhaben soll unter anderem aus bereits bestehenden Töpfen umgeschichtet oder aus privaten Quellen mobilisiert werden.


Staatliche Förderbank KfW: «Außergewöhnliches Förderjahr»

FRANKFURT/MAIN: Die staatliche Förderbank KfW blickt auf ein von Sondermaßnahmen wegen des Ukraine-Kriegs geprägtes Förderjahr zurück. Bis Ende September vergab das Institut Kredite und Zuschüsse im Gesamtvolumen von 127,9 Milliarden Euro. Damit war die Rekordsumme des Corona-Krisenjahres 2020 (135,3 Mrd Euro) bereits nach neun Monaten fast übertroffen. An diesem Dienstag (10.00 Uhr) informiert der KfW-Vorstand in Frankfurt über die Förderzahlen des Gesamtjahres 2022. KfW-Chef Stefan Wintels hatte im November von einem «außergewöhnlichen Förderjahr» gesprochen.

Vor allem die gewaltigen Summen, die der Bund zur Sicherung der Energieversorgung sowie zur Entlastung von Haushalten und Unternehmen in Deutschland beschlossen hat, ließen das Fördervolumen im abgelaufenen Jahr in die Höhe schießen.

Über die inzwischen seit 75 Jahren bestehende KfW, die dem Bund (80 Prozent) und den Ländern (20 Prozent) gehört, laufen zum Beispiel die Milliardenhilfen für Deutschlands größten Gasimporteur Uniper, der in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine in Schieflage geraten war, weil Russland kein Gas mehr nach Deutschland liefert. Die Förderbank beteiligte sich im Auftrag der Bundesregierung zudem an der Finanzierung des neuen Terminals für den Import von Flüssigerdgas (LNG) im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel.

Weil die KfW angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage zugleich mehr Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegt, dürfte der Gewinn der Förderbank 2022 niedriger ausgefallen sein als ein Jahr zuvor. Ende September standen 993 Millionen Euro Konzerngewinn in den Büchern und damit gerade einmal gut die Hälfte der Summe aus dem Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2021 hatte die Förderbank einen Überschuss von gut 2,2 Milliarden Euro erzielt. Zu den Geschäftszahlen für 2022 will sich die KfW detailliert bei der Bilanz-Pressekonferenz am 31. März äußern.


Rezessions- und Zinssorgen drücken Dax ins Minus

FRANKFURT/MAIN: Schwache Wirtschaftsdaten unter anderem aus Deutschland und die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen haben für einen verhaltenen Start in die Börsenwoche gesorgt. Der Dax stand am Nachmittag mit 0,4 Prozent im Minus bei 15.089,24 Punkten. Für den MDax ging es zuletzt um 1,15 Prozent auf 28.741,28 Zähler abwärts.


Özdemir befürchtet Aufschub bei EU-Regeln für mehr Tierwohl

BRÜSSEL: Bundesagrarminister Cem Özdemir befürchtet eine Verzögerung der strengeren Vorgaben gegen Leid bei langen Tiertransporten. «Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass die Vorschläge mit Blick auf die anstehenden Europawahlen auf der Strecke bleiben könnten», sagte er am Rande eines Ministertreffens.


Toyota bleibt größter Autoverkäufer vor Volkswagen

TOKIO: Der japanische Konzern Toyota hat beim globalen Absatz seinen Spitzenplatz behauptet und trotz eines leichten Rückgangs seinen Rivalen Volkswagen auf Abstand gehalten. Die Gruppe setzte im vergangenen Jahr 10,48 Millionen Fahrzeuge ab. VW kam auf knapp 8,26 Millionen.


EU-Kommission: Online-Shops manipulieren oft

BRÜSSEL: Viele Online-Shops versuchen der EU-Kommission zufolge Verbraucher mit verbotenen Mitteln zu manipulieren und beispielsweise zu Kaufentscheidungen zu drängen. Eine Kontrolle der Behörde sowie der zuständigen Behörden von 25 europäischen Ländern ergab, dass 148 von 399 untersuchten Websites mindestens eine manipulative Taktik nutzten.


1000 Euro Inflationsausgleichsprämie für Bauarbeiter vereinbart

BERLIN: Die rund 890.000 Beschäftigten des deutschen Bauhauptgewerbes erhalten eine zusätzliche Prämie vom 1000 Euro zum Inflationsausgleich. Jeweils 500 Euro sollen in diesem und im kommenden Jahr ausgezahlt werden, wie die Branchenverbände ZDB und HDB mitteilten.


Frauen verdienen weniger pro Stunde als Männer

WIESBADEN: Frauen erhalten in Deutschland weiter durchschnittlich geringere Stundenlöhne als Männer. Im vergangenen Jahr betrug die Differenz 4,31 Euro, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Knapp zwei Drittel der Lücke erklärt die Behörde mit höheren Teilzeitquoten und geringeren Gehältern in einigen frauentypischen Berufen.


Nach Ende der Corona-Einschränkungen wieder mehr Falschgeld

FRANKFURT/MAIN: Geldfälscher in Deutschland und Europa haben im vergangenen Jahr vom Ende der meisten Corona-Beschränkungen profitiert. In Deutschland zogen Polizei, Handel und Banken fast 44.150 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr, wie die Bundesbank mitteilte. Das war ein Anstieg von 5,2 Prozent.


Deutsche Wirtschaft im Schlussquartal 2022 geschrumpft

WIESBADEN: Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal 2022 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt sank gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zunächst war die Behörde von einer Stagnation ausgegangen.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0903

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Montag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0903 (Freitag: 1,0865) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9171 (0,9204) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87978 (0,87885) britische Pfund, 141,79 (141,10) japanische Yen und 1,0045 (1,0017) Schweizer Franken fest.


Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hellt sich erneut auf

BRÜSSEL: Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im Januar merklich aufgehellt. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg im Vergleich zum Vormonat um 2,8 Punkte auf 99,9 Punkte, wie die Europäische Kommission am Montag in Brüssel mitteilte. Es ist der vierte Anstieg in Folge.

Deutlich verbessert hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor und der Industrie. Zudem hellte sich auch das Einzelhandelsvertrauen sowie das Verbrauchervertrauen auf. Verschlechtert hat sich hingegen das Vertrauen in der Bauwirtschaft.

Die hohen Energiepreise haben sich in den vergangenen Monaten merklich abgeschwächt. Die Lagerbestände mit Erdgas sind gut gefüllt. Zudem ist die hohe Inflation zuletzt zurückgegangen. Die Aufhebung von Corona-Beschränkungen in China dürfte für ein stärkeres Wachstum der Weltwirtschaft sprechen.


Panzer-Motorenhersteller dementiert Einstellungsstopp

FRIEDRICHSHAFEN: Der Motorenhersteller Rolls-Royce Power Systems hat harte Sparmaßnahmen in seinem Unternehmen abgestritten. «Es gibt keinen Einstellungsstopp», sagte ein Unternehmenssprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Seit einem Wechsel an der Konzernspitze zu Jahresbeginn rechnen die Betriebsräte des Motorenherstellers mit Einsparungen und einem Einstellungsstopp. Man arbeite derzeit konsequent den höchsten Auftragseingang der Geschichte ab und sei finanziell solide aufgestellt, sagte der Unternehmenssprecher.

Die Konzerntochter des britischen Triebwerksherstellers Rolls-Royce am Bodensee stellt unter anderem die Motoren für die Leopard- und Puma-Panzer her. «Wir bleiben weiterhin ein verlässlicher Partner der Bundesregierung und wir werden liefern», betonte der Sprecher.

Wie Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer der Deutschen Presse-Agentur sagte, habe der neue Rolls-Royce-Chef in London, Tufan Erginbilgic, in einer Video-Ansprache an die Belegschaft vergangene Woche den Konzern eine «brennende Plattform» genannt, die ohne Maßnahmen auf ein mögliches Ende zusteuere. Der Mutterkonzern, der sich auf den Antrieb von Großraumflugzeugen spezialisiert hat, war auch im Zuge der Corona-Pandemie in finanzielle Schieflage geraten.

Die Arbeitnehmervertretung hatte für Montag zu einer Betriebsversammlung unter freiem Himmel aufgerufen. «Dass wir profitabler werden müssen, ist eines der ersten Ergebnisse der derzeit laufenden Überprüfungen des Geschäfts», sagte der Unternehmenssprecher. Diese Überprüfungen seien völlig normale Vorgänge. «Wo es dem profitablen Wachstum dient, werden wir weiterhin Mitarbeiter einstellen.»


Türkei: Gipfel für Gaslieferanten und Verbraucherländer im Februar

ISTANBUL: Die Türkei will im Februar einen Energiegipfel veranstalten, um Gas liefernde Länder und Verbraucherstaaten in Europa zusammenzubringen. Der Gipfel finde am 14. und 15. Februar in Istanbul statt, kündigte Energieminister Fatih Dönmez am Montag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu an. Man wolle damit die Quellländer für Gas des Nahen Ostens, des Mittelmeerraums, des kaspischen Raums und Mittelasiens mit den Verbraucherländern in Europa zusammenbringen.

Die Türkei ist selbst abhängig von Gasimporten unter anderem aus Russland. Kremlchef Wladimir Putin hatte im Oktober vorgeschlagen, die Türkei mithilfe russischen Gases zu einem Umschlagpunkt und einer Börse für Erdgas auszubauen. Man könne einen Gas-Hub in der Türkei für den Verkauf an Drittländer in Betracht ziehen, hatte Putin unter anderem gesagt.


Experten: Deutsche Wasserstoff-Industrie fällt im Wettbewerb zurück

KÖLN: Die deutsche Industrie verliert nach Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Zukunftsmarkt der Elektrolysegeräte für die Wasserstoffwirtschaft gegenüber der Konkurrenz aus China an Boden. Während der Weltmarktanteil deutscher Hersteller vor zehn Jahren noch bei fast 20 Prozent gelegen habe, sei er mittlerweile auf weniger als 9 Prozent gesunken, berichtete das Kölner Institut. Chinesische Produzenten hätten ihren Marktanteil dagegen von weniger als 20 auf über 25 Prozent erhöht. Zuvor hatte der «Spiegel» darüber berichtet. «Die Entwicklung hat sich zuletzt weiter beschleunigt», zitierte das Magazin den IW-Forscher Thilo Schaefer.

Ein Elektrolyseur kann mit Strom aus Wind- und Solaranlagen Wasserstoff erzeugen und so Energie speichern. Eine Studie des Europäischen Patentamts (EPA) und der Internationalen Energieagentur (IEA) war allerdings im Januar zu dem Ergebnis gekommen, dass Japan und die EU bei der Wasserstoff-Technologie Spitzenpositionen einnehmen. Japan sicherte sich demnach 24 Prozent aller von 2011 bis 2020 erteilten Wasserstoffpatente, die USA 20 Prozent und Deutschland 11 Prozent. Die EU insgesamt erreichte laut EPA 28 Prozent und China 4 Prozent.


Forscher: Märkte reagieren auf Ukraine-Hilfe inzwischen positiv

NÜRNBERG: Wichtige Finanz- und Rohstoffmärkte reagieren auf die westliche Unterstützung der Ukraine einer Studie zufolge heute völlig anders als zu Beginn des russischen Angriffskrieges vor knapp einem Jahr. Hätten die Märkte zu Beginn negativ auf westliche Hilfe etwa mit Waffen reagiert, würden sie inzwischen positiv beeinflusst, fanden die Wirtschaftswissenschaftler Matthias Neuenkirch (Universität Trier), Maria Repko (Centre for Economic Strategy, Kiew) und Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung heraus.

Zu Beginn des Krieges, als der Westen vor allem mit Sanktionen und Finanzhilfen, später auch mit Militärhilfe reagierte, gingen die Märkte erst einmal nach unten. «Die Finanzmärkte schienen in der westlichen Hilfe für die Ukraine die Gefahr einer weiteren Eskalation zu sehen, welche die globale Wirtschaftstätigkeit bedrohe», heißt es in der Studie.

«Allerdings zeigt sich, dass sich mit einer verbesserten ukrainischen Position im Krieg die Einschätzungen stark veränderten.» Seither werde die Linie einer aktiven Stärkung der Ukraine als positives Signal für die Finanz- und Rohstoffmärkte gesehen.

Die Forscher blickten konkret auf die Aktienmärkte in Europa und den USA, auf die Märkte für Öl und Gas sowie für Weizen. «Wir haben uns fünf Märkte angesehen mit fünf unterschiedlichen Modellen. Alle haben den gleichen Kipp-Punkt - und alle zu einem ähnlichen Zeitpunkt», sagte Weber. Dieser liege etwa sechs Wochen nach Kriegsbeginn, als die Ukraine Gewinne bei Kämpfen in der Gegend um die Hauptstadt Kiew sowie im Norden und Osten des Landes verbuchte. In diese Zeit fällt auch die Versenkung des russischen Flaggschiffes «Moskwa» im Schwarzen Meer. «Vorher waren Nachrichten über militärische Unterstützung negative News für die Märkte», sagte Weber. «Danach waren es positive News.»

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