Nachrichten aus der Wirtschaft am Montag

Ansicht eines geschlossenen Starbucks-Coffeeshops in Moskau. Foto: epa/Maxim Shipenkov
Ansicht eines geschlossenen Starbucks-Coffeeshops in Moskau. Foto: epa/Maxim Shipenkov

Starbucks gibt Geschäft und Marke in Russland auf

SEATTLE: Die weltgrößte Café-Kette Starbucks will sich angesichts des Krieges gegen die Ukraine nach rund 15 Jahren komplett aus Russland zurückziehen. Der Konzern kündigte am Montag an, seine Geschäfte in dem Land dauerhaft zu schließen und seine Markenpräsenz dort aufzugeben. Starbucks hatte den Betrieb in Russland bereits im März aus Protest gegen den Einmarsch in die Ukraine ausgesetzt.

Die Kette ist seit 2007 in Russland vertreten und hatte dort zuletzt rund 130 Filialen mit etwa 2000 Mitarbeitern. Die Beschäftigten will Starbucks nach eigenen Angaben für sechs Monate weiterbezahlen und sie bei der Suche nach neuen Jobs unterstützen. Zum konkreten Zeitplan und Ablauf des Rückzugs aus Russland sowie zu den finanziellen Details machte der Konzern zunächst keine Angaben.


Rechnungshof: EU-Gelder durch schwarze Listen besser schützen

LUXEMBURG: EU-Gelder könnten nach Ansicht des Europäischen Rechnungshofs besser durch eine verstärkte Nutzung von schwarzen Listen geschützt werden. Personen, Unternehmen oder Organisationen, die etwa in Korruption oder Betrug verwickelt waren, können auf solche Listen gesetzt werden, damit sie keine EU-Gelder beantragen können. Die EU-Kommission hat jedoch nur wenige Namen auf einen solchen Index gesetzt, wie aus einem Bericht des Europäischen Rechnungshofs hervorgeht, der am Montag veröffentlicht wurde.

«Schwarze Listen können dazu beitragen, dass die EU-Gelder nicht in die falschen Hände geraten, aber sie werden nicht wirksam eingesetzt», sagte die zuständige Rechnungsprüferin Helga Berger. Die relevanten Daten gebe es entweder nicht, oder sie würden nicht verwendet.

Auf EU-Ebene gibt es seit 2016 ein Frühwarnsystem (Edes), in dem Akteure, die an Ausschreibungen für EU-Mittel nicht teilnehmen dürfen, gelistet werden können. Nach Angaben der Rechnungsprüfer stehen dort aber nur zwei wegen Korruption und Betrug gelistete Parteien. Grund sei etwa, dass die Kommission nicht immer Zugang zu den Unternehmensregistern oder Strafregistern der Länder habe und das System nur einige Haushaltsbereiche abdecke.

Zugleich gebe es in den EU-Ländern selbst unterschiedliche Systeme, um die EU-Haushaltsausgaben zu überwachen. Die Rechnungsprüfer empfahlen, Edes auszuweiten und Daten besser zu nutzen.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0659

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Montag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0659 (Freitag: 1,0577) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9382 (0,9455) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84783 (0,84820) britische Pfund, 136,05 (135,34) japanische Yen und 1,0310 (1,0280) Schweizer Franken fest.


Gewinne im Dax - Trendbruch möglich

FRANKFURT/MAIN: Nach einem starken Dax-Auftakt hat der Schwung etwas nachgelassen. Der deutsche Leitindex blieb aber über 14.000 Punkte und stand am Nachmittag mit plus 0,93 Prozent auf 14.112 Zähler deutlich darüber. Für den MDax ging es um 0,69 Prozent auf 29.403 Punkte hoch.


USA fliegen wegen Engpässen weitere Babynahrung über Ramstein ein

WASHINGTON: Wegen dramatischer Engpässe in den USA fliegt die US-Regierung über ihren Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz weitere Säuglingsmilchnahrung ein. Die US-Regierung kündigte für die kommenden Tage einen zweiten Flug von Ramstein aus in die USA an.


Familie Otto und Finanzinvestor wollen Mehrheit an Deutscher Euroshop

HAMBURG: Der angeschlagene Immobilienkonzern Deutsche Euroshop soll durch die Familie Otto bei der Neuaufstellung unterstützt werden. Dafür will die Familie zusammen mit einem Finanzinvestor die Mehrheit an dem auf Einkaufszentren spezialisierten Unternehmen übernehmen. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Euroshop sprechen sich für die Annahme des Angebots aus.


Ifo-Geschäftsklima steigt weiter

MÜNCHEN: Die deutsche Wirtschaft steuert dem Ifo-Institut zufolge trotz des Kriegs in der Ukraine und Problemen mit Lieferketten nicht auf eine Rezession zu. Im Mai hellte sich die Stimmung in den Unternehmen überraschend auf. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Vergleich um 1,1 Punkte auf 93 Zähler.


Weltwirtschaftsforum beginnt - Oxfam fordert mehr Steuern für Reiche

DAVOS: Seit Beginn der Pandemie sind die Reichsten der Welt der Organisation Oxfam zufolge noch reicher geworden. Das Vermögen von Milliardären sei um 42 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sei weltweit mehr als eine Viertelmilliarde Menschen gefährdet, in extreme Armut abzurutschen. Zu diesem Ergebnis kommt die Organisation in einem Bericht, den sie zur Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos vorstellt.


Verkauf von 9-Euro-Ticket begonnen - Bahn meldet hohe Nachfrage

BERLIN: Bei der Deutschen Bahn und zahlreichen Verkehrsverbünden hat der Verkauf der 9-Euro-Monatstickets begonnen. Allein in den frühen Morgenstunden seien über die digitalen Kanäle der Bahn rund 50.000 Tickets verkauft worden, teilte ein Konzernsprecher mit. Am Morgen war die Seite aufgrund der hohen Nachfrage immer wieder überlastet.


Bauernverband rechnet mit länger angespannten Agrarmärkten

BERLIN: Die angespannte Lage auf den Agrarmärkten infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine dürfte aus Sicht des Deutschen Bauernverbands noch monatelang anhalten. Es sei davon auszugehen, dass die kritische Versorgungssituation bis weit ins kommende Jahr und über die Ernte 2023 hinausreichen werde, sagte der stellvertretende Generalsekretär Udo Hemmerling.


Bericht: Investoren an PCK-Raffinerie in Schwedt interessiert

BERLIN: Das Energieunternehmen Alcmene zeigt Interesse an der Übernahme der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt, die bisher mehrheitlich zum russischen Staatskonzern Rosneft gehört und russisches Öl verarbeitet. «Wir stehen bereit, die Raffinerie PCK Schwedt komplett zu übernehmen», sagte Raul Riefler, Geschäftsführer der Alcmene-Gruppe, dem «Handelsblatt». Alcmene gehöre zur estnischen Liwathon-Gruppe, einem Ölterminal-Betreiber. Das Unternehmen könne «umgehend damit beginnen, eine langfristige Lösung für den Fortbestand der Raffinerie zu finden».

Die Raffinerie in Schwedt wird bisher über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl versorgt. Wegen des geplanten Öl-Embargos gegen Russland sucht Wirtschaftsminister Robert Habeck alternative Ölquellen für die Anlage. Habeck zufolge hat der russische Betreiber wenig Interesse an der Umstellung.

Riefler sagte weiter: «Wir verfügen vermutlich als Einzige über die technischen Ressourcen, innerhalb weniger Monate Ladevorrichtungen nach Schwedt zu verlegen, durch die eine in Kriegs- und Sanktionszeiten gegebenenfalls erforderliche Auslastung der PCK allein über den Bahnverkehr ermöglicht werden könnte.»

Laut «Handelsblatt» hat auch der Biokraftstoff-Unternehmer Claus Sauter, Vorstandschef der Verbio, Interesse an PCK. «Wir könnten am Raffineriestandort Schwedt demonstrieren, wie sich die Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energien gestalten lässt. Schwedt ist dafür ideal», sagte Sauter der Zeitung. «Es gibt dort zwei Produktionsstränge. Man könnte den einen dieser beiden Stränge zunächst weiter nutzen, um fossile Kraftstoffe zu raffinieren. Der zweite Strang könnte genutzt werden, um Biokraftstoffe der ersten und der zweiten Generation herzustellen.»


IWF: Wirtschaftliche Erholung in Deutschland gedämpft

WASHINGTON: Der Krieg in der Ukraine und die Unterbrechungen der globalen Lieferketten verlangsamen nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) die wirtschaftliche Erholung Deutschlands vom Einbruch in der Corona-Pandemie. Gleichzeitig sorgen die hohen Energiepreise für einen Anstieg der Inflationsraten auf die höchsten Stände seit Jahrzehnten, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht des Währungsfonds. Es wird erwartet, dass die Erholung erst im Jahr 2023 etwas an Fahrt gewinnen werde, falls die Energieversorgung gesichert bleibe, Versorgungsengpässe sich auflösten und neue, durch Corona bedingte Beschränkungen vermieden würden.

In seinem Basisszenario geht der IWF von einem schwachen Aufschwung aus, sieht dafür aber auch Risiken. Im Jahr 2022 erwartet der IWF ein Wirtschaftswachstum von rund 2 Prozent. Im Jahr 2023 dürfte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) demnach leicht über 2 Prozent liegen. In seiner Frühjahrsprognose hatte der IWF noch für 2022 ein Wachstum von 2,1 Prozent prognostiziert und für das Jahr 2023 von 2,7 Prozent.

Die Inflation dürfte laut dem IWF 2022 bei etwa 6,5 Prozent liegen und sich 2023 auf etwa 3,5 Prozent abschwächen. «Allerdings, könnte das Wachstum jedoch schwächer und die Inflation höher ausfallen als im Basisszenario», so der Währungsfonds. «Die größte Bedrohung ist eine dauerhafte und vollständige Einstellung der russischen Gasexporte nach Deutschland und Europa.» Es würde demnach mindestens zwei Jahre dauern, um die fehlenden Lieferungen in Deutschland vollständig zu ersetzen.

Die wichtigsten Aufgaben der Politik seien die Sicherung der Erdgasversorgung, die Abfederung der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft. Die unsichere Versorgung mit fossilen Energien mache die Wende hin zu erneuerbaren Energien noch wichtiger. Um einen reibungslosen und kosteneffizienten Übergang zu gewährleisten, müssten die öffentlichen und privaten Investitionen erhöht werden.


Ukraine-Flüchtlinge können Landeswährung in Euro umtauschen

BERLIN/FRANKFURT: Flüchtlinge aus der Ukraine können von diesem Dienstag (24. Mai) an bei Banken und Sparkassen in Deutschland ihre Landeswährung in Euro umtauschen. Bundesfinanzministerium und Deutsche Bundesbank unterzeichneten nach Angaben vom Montag eine Vereinbarung mit der ukrainischen Nationalbank über ein Umtauschvolumen von zunächst 1,5 Milliarden Hrywnja.

Jeder volljährige Flüchtling aus der Ukraine kann demnach insgesamt bis zu 10.000 Hrywnja bei dem Geldinstitut umtauschen, bei dem sein Konto in Deutschland geführt wird. Der Gegenwert in Euro - derzeit gut 300 Euro - wird dann auf diesem Konto gutgeschrieben, wie eine Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) erläuterte. Maßgeblich ist der jeweils auf der Webseite der Bundesbank bekanntgegebene Wechselkurs (www.bundesbank.de/wechselkurse-uah).

Der Umtausch kann auch in mehreren Teilbeträgen erfolgen und soll gebührenfrei sein. Es werden Banknoten zu 100, 200, 500 und 1000 Hrywnja der derzeit gültigen Banknotenserien der Nationalbank der Ukraine akzeptiert. Den Service bieten nach DK-Angaben Sparkassen, Volksbanken, Deutsche Bank, Commerzbank und Hypovereinsbank zunächst für drei Monate an.

«Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung, die Teilhabe der Geflüchteten aus der Ukraine nach Kräften zu unterstützen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Ossig. «Nach der Möglichkeit der Kontoeröffnung gehen wir mit dem Hrywnja-Umtausch einen weiteren pragmatischen Weg.» Der BdB ist derzeit Federführer des Dachverbandes Deutsche Kreditwirtschaft, der die fünf großen Bankenverbände in Deutschland zusammenfasst.


Euro legt nach EZB-Aussagen deutlich zu

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Montag nach Aussagen aus der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich zugelegt. Die europäische Gemeinschaftswährung stieg am Mittag bis auf 1,0688 US-Dollar. Am Morgen hatte sie noch unter 1,06 Dollar notiert. Die EZB hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,0577 Dollar festgesetzt.

Beflügelt wurde der Euro durch Aussagen von EZB-Präsident Christine Lagarde, die baldige Zinserhöhungen signalisierte. Ein Ende der Netto-Wertpapierkäufe sei «sehr früh» im dritten Quartal zu erwarten, schrieb EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einem Beitrag auf der Internetseite der Notenbank. Dies würde eine erste Zinsanhebung im Juli ermöglichen. Aus heutiger Sicht könnten die Leitzinsen Ende des dritten Quartals den negativen Bereich verlassen, so Lagarde. Höhere Zinsen machen eine Währung für Anleger attraktiver.


Polen kündigt Gasliefervertrag mit Russland

WARSCHAU: Die polnische Regierung hat beschlossen, ihren schon seit 1993 geltenden Gasliefervertrag mit Russland zu kündigen. Wie die polnische Nachrichtenagentur PAP am Montag berichtete, bestätigten das sowohl Klimaministerin Anna Moskwa als auch der Regierungsbevollmächtigte für Energie-Infrastruktur, Piotr Naimski.

«Nach fast 30 Jahren kann man sagen, dass die Gasbeziehungen zwischen Polen und Russland aufgehört haben zu existieren», verkündete Naimski im öffentlich-rechtlichen Polnischen Radio und auf Facebook. Ministerin Moskwa erklärte auf Twitter: «Die Aggression Russlands gegen die Ukraine hat die Entschlossenheit der polnischen Regierung bestätigt, völlig unabhängig von russischem Gas zu werden. Wir haben immer gewusst, dass Gazprom kein zuverlässiger Partner ist.»

Wie PAP unter Berufung auf die beien Regierungsvertreter weiter erläuterte, fiel die Entscheidung der polnischen Regierung bereits in einer Kabinettssitzung am 13. Mai. Weil es sich aber um einen internationalen Vertrag handle, sei nach Angaben von Ministerin Moskwa eine formelle Note des Außenministeriums in Warschau an die russische Regierung notwendig. Diese schriftliche Erklärung werde noch im Laufe des Montags versendet, kündigte Moskwa an.

PAP wies darauf hin, dass die Kündigung der polnisch-russischen Vereinbarung nicht nur Gaslieferungen an Polen betreffe, sondern auch den Gastransit durch die Jamal-Gasleitung weiter nach Deutschland. Diese Verbindung wurde aber zuletzt ohnehin vor allem in umgekehrter Richtung genutzt, um Gas aus Deutschland nach Polen zu liefern.


Bundesbank: Russischer Wirtschaft droht durch Krieg massiver Schaden

FRANKFURT/MAIN: Russland droht infolge des Ukraine-Kriegs aus Sicht der Bundesbank erheblicher wirtschaftlicher Schaden. Nicht nur kurzfristig seien größere Einbußen zu erwarten, auch längerfristig sei mit massiven Schäden zu rechnen, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Bundesbank. Bestehende strukturelle Probleme dürften sich nochmals erheblich verschärfen: «Insgesamt steuert Russland darauf zu, einen beachtlichen Teil seines Wohlstands auf Dauer zu verlieren.»

Die Experten der Bundesbank sehen sowohl Probleme in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor. So sei Russland nach wie vor stark von ausländischen Vorleistungsgütern abhängig. «Die neuen Exportverbote westlicher Länder und die Lieferbeschränkungen vieler Unternehmen dürften somit speziell die russische Industrie empfindlich treffen.» Russische Exporteure müssten sich nach neuen Absatzmärkten und Logistikmöglichkeiten umschauen. «Insgesamt drohen der russischen Industrie infolge der weitgehenden internationalen Isolation hohe Effizienzverluste und technologischer Rückschritt.»

Auch auf russische Dienstleister sieht die Bundesbank große Belastungen zukommen. Bereits in den vergangenen Jahren habe Russland viele hochqualifizierte Arbeitskräfte an das Ausland verloren. «Wegen des Ukraine-Kriegs zeichnet sich ab, dass sich dieser Trend nochmals verstärkt.» Berichten zufolge hätten seit Kriegsbeginn am 24. Februar bereits Zehntausende Fachkräfte aus dem IT-Sektor Russland den Rücken gekehrt.

Wegen dieser Herausforderungen dürfte Russland in den kommenden Jahren nach Einschätzung der Bundesbank noch stärker auf den Öl- und Gasexport angewiesen sein. Allerdings müsse das Land aufgrund der Zurückhaltung vieler Abnehmer hohe Preisabschläge hinnehmen. «Zusätzlich könnte Russland wegen der gedämpften Nachfrage schon bald gezwungen sein, seine Ölförderung erheblich zu drosseln.» Bei Gas sieht die Bundesbank vor allem das Problem fehlender Infrastruktur wie Pipelines in Richtung alternativer Abnehmerländer wie China.


Bundesbank: Kriegsfolgen und Lieferengpässe belasten Wirtschaft

FRANKFURT/MAIN: Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Bundesbank im laufenden zweiten Quartal «allenfalls leicht zulegen». «Einerseits dürften die Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen den Dienstleistungsbereichen und den damit verbundenen Konsumausgaben einen kräftigen Schub verleihen», heißt es im Bundesbank-Monatsbericht Mai, der am Montag veröffentlicht wurde. «Andererseits verstärken die Auswirkungen des Angriffs Russlands auf die Ukraine die Belastungen durch hohe Teuerung und Lieferengpässe.»

Einer Umfrage der Bundesbank unter gut 500 Unternehmen zufolge erwartet die Industrie, dass infolge des Ukraine-Krieges die Produktionsverluste im zweiten Quartal 2022 noch zunehmen werden. Teilweise befürchten die Hersteller demnach noch bis ins Jahr 2024 hinein «merkliche Produktionsverluste durch Lieferengpässe».

Aktuell belasten hohe Energie- und Materialkosten sowie gestiegene Unsicherheit die Produktion in der Industrie und auf dem Bau. Die hohe Inflation bremst zudem den privaten Konsum. Im April 2022 lagen die Verbraucherpreise in Deutschland um 7,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit erreichte die Teuerungsrate den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung 1990. In den alten Bundesländern wurde ein ähnlich hoher Wert im Herbst 1981 gemessen.

«Angesichts anhaltend hoher Preise für Rohstoffe, Transportleistungen und andere Vorprodukte dürften die Verbraucherpreise auch in den nächsten Monaten stark steigen», prognostiziert die Bundesbank. «Vor dem Hintergrund der starken Teuerung auf den vorgelagerten Stufen dürfte die Inflationsrate aus heutiger Sicht im Mittel des laufenden Jahres bei etwa 7 Prozent liegen.»


Litauen stellt russische Energieimporte vollständig ein

VILNIUS: Litauen hat Energieimporte aus Russland nach eigenen Angaben vollständig eingestellt. Das Energiesystem des baltischen EU- und Nato-Landes funktioniere seit Sonntag ohne russisches Öl, Gas und Strom, sagte eine Sprecherin des Energieministeriums in Vilnius am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Der litauische Energiebedarf werde nun durch vermehrte Eigenerzeugung, das Flüssiggas-Terminal in Klaipeda und Importe über die bestehenden Verbindungsleitungen mit den baltischen und nordischen Nachbarländern gedeckt.

Bereits am Sonntag stellte Litauen den Import von Strom aus Russland ein, nachdem die Strombörse Nord Pool am Freitag den einzigen Importeur von russischem Strom in den baltischen Staaten vom Handel ausgeschlossen hatte. Damit wird Strom aus Russland nun auch in Estland und Lettland nicht mehr importiert und gehandelt. Dies werde die Sicherheit der Stromversorgung aber nicht beeinträchtigen, teilten die Stromnetzbetreiber der drei Länder mit. Sie hatten zuvor bereits ihre Übertragungskapazität für russische Stromimporte reduziert.

Litauen importierte im vergangenen Jahr noch rund 16 Prozent seines gesamten verbrauchten Stroms aus Russland. Der baltische Staat hatte vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine bereits die Einfuhr von russischen Öl und Gas eingestellt. Dies sei nicht nur ein wichtiger Meilenstein für Litauen auf dem Weg zur Energieunabhängigkeit, sondern auch ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine, hieß es aus dem Energieministerium in Vilnius.

Litauens Parlament hatte die Regierung in Vilnius in März angesichts des Ukraine-Kriegs dazu aufgefordert, den Import und Verbrauch von russischen Energieressourcen so schnell wie möglich zu stoppen. Nach Parlamentsangaben bezog Litauen jährlich Öl, Gas und Strom im Wert von mehr als drei Milliarden Euro aus Russland.


EZB-Präsidentin Lagarde signalisiert Zinsanhebung im Juli

FRANKFURT/MAIN: Die EZB steuert auf die erste Zinsanhebung seit elf Jahren zu. Ein Ende der Wertpapierkäufe sei «sehr früh im dritten Quartal» zu erwarten, schrieb EZB-Präsidentin Christine Lagarde mit. «Dies würde uns eine Anhebung der Zinssätze auf unserer Sitzung im Juli ermöglichen.»


Siemens Energy: Wende bei Windkrafttochter wird länger dauern

MÜNCHEN: Siemens Energy erwartet auch nach einer erfolgreichen Integration der Windkrafttochter Siemens Gamesa keine schnelle Lösung der Probleme. Das liegt unter anderem an den Laufzeiten der Projekte, wie Energy-Chef Christian Bruch am Montag sagte. Der Konzern, der bisher 67,1 Prozent an Gamesa hält, hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag angekündigt, die ausstehenden Anteile für je 18,05 Euro kaufen zu wollen - insgesamt wären das rund 4 Milliarden Euro.

Ziel von Energy ist es, Gamesa von der Börse zu nehmen und komplett zu integrieren. Auf diese Weise wollen die Münchner ihre Tochter dabei unterstützen, das Ruder herumzuwerfen. Gamesa hat zuletzt mehrere Gewinnwarnungen abgeben müssen. Das Unternehmen leidet unter Problemen in seinem Geschäft mit Windkraftanlagen an Land. Bruch bekannte sich am Montag allerdings erneut ausdrücklich zu diesem Geschäftszweig. Er sehe keinen Grund, von der Logik abzuweichen, Anlagen an Land und im Meer sowie Service anzubieten.

Mit seinem Angebot strebt Energy zwar eine Komplettübernahme an, eine Mindestgrenze für die Wirksamkeit gibt es allerdings nicht. Kommt es zur Integration, erwartet der Konzern binnen drei Jahren Kostensynergien von 300 Millionen Euro pro Jahr. Dabei geht es laut Bruch hauptsächlich um Einkauf und Logistik. Energy will die Übernahme bis zum Jahresende abschließen.

Die Börse reagierte zunächst positiv auf die Pläne. Sowohl die Aktien des Münchner Konzerns als auch die der Windkrafttochter lagen am Montagmorgen deutlich im Plus. Energy musste diese Zugewinne im Lauf des Vormittags allerdings wieder abgeben.


Habeck sieht Öl-Embargo gegen Russland in «greifbarer Nähe»

MAINZ: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht ein Öl-Embargo gegen Russland nach eigenen Worten «in greifbarer Nähe». Es gebe nur noch wenige Staaten, die Probleme anmeldeten - vor allem Ungarn, sagte der Vizekanzler am Montag im ZDF-«Heute Journal». Man könne hier Rücksicht nehmen. Dann müsse aber auch in Ungarn «was passieren». Habeck fügte hinzu: «Also ich denke, innerhalb von wenigen Tagen werden wir da auch den Durchbruch erzielen.»

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, wegen des russischen Angriffkriegs auf die Ukraine den Import von russischem Rohöl in sechs Monaten zu beenden. Als Kompromiss schlägt die Kommission vor, Ungarn mehr Zeit einzuräumen. Der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban geht der Vorschlag nicht weit genug.


Biden: USA prüfen Abschaffung von Trumps China-Strafzöllen

TOKIO: Angesichts der hohen Inflationsrate prüft die US-Regierung die Abschaffung mancher unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump eingeführten Strafzölle auf Importe aus China. «Ich erwäge das. Wir haben keine dieser Zölle verhängt, sie wurden von der letzten Regierung verhängt», sagte Präsident Joe Biden am Montag in Tokio bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem japanischen Regierungschef Fumio Kishida. Er werde dies nach seiner Rückkehr aus Asien mit Finanzministerin Janet Yellen besprechen, sagte Biden.

Yellen hatte bereits Ende April erklärt, die Regierung tue, was in ihrer Macht stehe, um die Teuerungsrate zu senken. Dazu gehöre auch eine «sorgfältige» Überprüfung der Handelsstrategie gegenüber China. Dabei sei es angebracht, die Zölle zu überprüfen, weil dies mit Blick auf die Inflation «einige wünschenswerte Effekte» hätte, sagte Yellen. Es werde daher geprüft, manche der Zölle wieder abzuschaffen.

Trump verhängte 2018 erste Strafzölle auf chinesische Importe und begann damit einen Handelskrieg der zwei weltgrößten Volkswirtschaften. Er wollte das hohe US-Handelsdefizit gegenüber China senken und warf Peking unfaire Handelsmethoden vor. Schon ein Jahr später galten auf fast alle Importe aus China im Wert von damals mehr als 500 Milliarden US-Dollar Strafzölle. Peking reagierte ebenfalls mit neuen Abgaben auf US-Importe.


Euro bei knapp 1,06 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro ist mit leichten Kursgewinnen in die Woche gestartet. Am Montagmorgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,0590 US-Dollar und damit etwas mehr als am Freitagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,0577 Dollar festgesetzt.

Zu Wochenbeginn veröffentlicht das Münchner Ifo-Institut sein Geschäftsklima für Deutschland. Die monatliche Umfrage in Unternehmen spiegelt die Wirtschaftsstimmung und gibt Hinweise auf die konjunkturelle Lage. Es wird mit einer leichten Eintrübung gerechnet. Im März war die Stimmung wegen des Ukraine-Kriegs eingebrochen, im April hatte sie sich leicht aufgehellt.


Zoom hebt Geschäftsziele an - Aktie macht Kurssprung

SAN JOSÉ: Der Videokonferenzdienst Zoom hat zu Jahresbeginn besser als erwartet abgeschnitten und Anleger mit einem positiven Ausblick erfreut. Für das laufende Geschäftsquartal (bis Ende Juli) stellte das Unternehmen am Montag nach US-Börsenschluss Erlöse von bis zu 1,12 Milliarden Dollar (1,05 Mrd Euro) in Aussicht. Damit übertraf Zoom die Prognosen der Analysten leicht. Zudem hob die Firma aus San José ihre Gewinnziele für das Gesamtjahr deutlich an.

Die Aktie reagierte nachbörslich mit einem Kurssprung von rund 15 Prozent. Allerdings hatte sie in den vergangenen Monaten auch stark gelitten - seit Jahresbeginn liegt der Kurs mit über 50 Prozent im Minus. Zoom hatte während der Corona-Krise rasantes Wachstum verbucht und stark vom Trend zu Videokonferenzen und Homeoffice profitiert. Das Ende des Booms versucht das Unternehmen mit neuen Produkten abzufedern. Bislang gelang das eher mit bescheidenem Erfolg.

Im abgelaufenen Geschäftsquartal stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreswert um zwölf Prozent auf 1,07 Milliarden Dollar. Das entspricht dem schwächsten Wachstum seit dem Börsengang im Jahr 2019. Unterm Strich verdiente das Unternehmen in den drei Monaten bis Ende April 113,6 Millionen Dollar - nur halb so so viel wie vor einem Jahr. Gründe waren hohe Übernahme- und Betriebskosten sowie Wertverluste bei strategischen Investments.


Bolsonaro-Gegner verzichtet auf Präsidentschaftskandidatur

SÃO PAULO: In Brasilien hat der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, João Doria, seinen Verzicht auf eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl im Oktober erklärt. Der Politiker von der konservativen Partei PDSB - einer der schärfsten Kontrahenten von Präsidenten Jair Bolsonaro - erklärte am Montag in der Millionenmetropole São Paulo: «Mir ist heute klar, dass ich nicht die Wahl der Parteispitze bin.» Deshalb ziehe er sich «mit einem verwundeten Herzen, aber mit leichter Seele» zurück.

Doria war als entschiedener Befürworter von Corona-Impfungen zu einem der bekanntesten Gegner Bolsonaros geworden, der die Pandemie verharmlost. Mit Blick auf die Wahl am 2. Oktober versuchte er, sich als Kandidat eines «dritten Wegs» jenseits des rechten Staatschefs und des linken Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva zu etablieren. Seine Umfragewerte blieben allerdings im einstelligen Bereich.


UN-Bericht: Negativer globaler Beschäftigungstrend im ersten Quartal

GENF: Die Erholung des globalen Arbeitsmarktes ist laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) im ersten Quartal von einer Abwärtsbewegung abgelöst worden. Die Zahl der weltweiten Arbeitsstunden habe in den drei ersten Monaten des Jahres 3,8 Prozent niedriger gelegen als vor der Pandemie im letzten Quartal des Jahres 2019, berichtete die UN-Organisation am Montag in Genf. Im Januar habe der Wert noch 2,4 Prozent unter dem Vor-Krisenniveau gelegen.

Die jüngsten Corona-Beschränkungen in China sind laut der ILO-Analyse hauptsächlich für die negative Entwicklung verantwortlich. Als weiterer Faktor wurde der Krieg in der Ukraine genannt, der die Inflation antreibe und globale Lieferketten beeinträchtige. «Es besteht ein wachsendes, aber ungewisses Risiko, dass sich die Situation der Arbeitsstunden im Jahr 2022 weiter verschlechtert», hieß es in dem Bericht.


Prager Busse und Bahnen suchen neue Ansagestimme

PRAG: Die Straßenbahnen und Busse in der Touristenhochburg Prag bekommen eine neue Stimme. Erstmals wird der künftige Ansager der Haltestellennamen in einer Online-Abstimmung ermittelt, wie das Verkehrsunternehmen DPP am Montag in der tschechischen Hauptstadt mitteilte. Wer an der Umfrage teilnimmt, kann zwischen vier möglichen Ansagerinnen und Ansagern wählen, die Beispieltexte aufgesagt haben. Auf den Sieger des Wettbewerbs kommt viel Arbeit zu, denn die Namen von rund 10.000 Haltestellen müssen auf Band gesprochen werden - von A wie Ametystova über M wie Muzeum bis Z wie Zoologicka zahrada.

Aber Einheimische und Besucher der Stadt dürfen sich nicht nur auf eine neue Ansagestimme freuen: Nach mehr als zweijähriger Corona-Pause betreiben die Prager Verkehrsbetriebe nun wieder die nostalgische Linie 23. Auf ihr kommen liebevoll restaurierte Tatra-Straßenbahnen zum Einsatz, wie sie früher auch in vielen Städten Ostdeutschlands zum Straßenbild gehörten. Bei Fans der Schiene haben die jahrzehntealten, aber robusten Fahrzeuge längst Kultstatus erlangt. Die Länge des Straßenbahnnetzes in Prag beträgt insgesamt mehr als 140 Kilometer.


Werftenverband: Asien hängt europäische Schiffbauer weiter ab

HAMBURG: Europas Werften geraten aus Sicht der deutschen Schiffbauer immer weiter gegenüber der asiatischen Konkurrenz ins Hintertreffen. Von einem Auftragsvolumen von rund 30 Milliarden Dollar (28 Mrd Euro) hätten Reeder aus der EU im vergangenen Jahr 57 Prozent nach Südkorea und 38 Prozent nach China vergeben; in der EU sei nur ein Prozent davon gelandet, berichtete der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) am Montag in Hamburg. «Europa hat nach zwei schwachen Jahren noch mal an Boden verloren bei den neuen Aufträgen», sagte VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. Ähnlich sehen die Verhältnisse beim rund vier Milliarden Euro großen Auftragsvolumen deutscher Reeder aus.

Der VSM beklagt seit Jahren, dass China und Südkorea ihre Werften mit Milliardensubventionen stützen. «Normale Marktmechanismen werden aufgrund der staatlichen Eingriffe in Asien außer Kraft gesetzt», sagte Lüken. Trotz Rekordnachfrage in einigen Marktsegmenten seien auch 2021 Preise aufgerufen worden, die um bis zu 30 Prozent unter den Preisen von 2007 lägen und «definitiv nicht kostendeckend» seien. Nach der Corona-Delle 2020 habe sich der Weltmarkt für neue Schiffe 2021 etwa verdoppelt, vor allem Containerschiffe, aber auch der Gastankermarkt weise «historische Bestellhöchstwerte» auf.

Vor diesem Hintergrund droht Europa laut VSM der Totalverlust des Seeschiffbaus. «Wir müssen etas tun, damit wir diese Branche, diese strategische Fähigkeit in Europa nicht verlieren. Wenn wir das nicht geschafft haben, bleiben uns noch 10 Jahre», sagte Lüken. «Danach wird Europa im Seeschiffbau keine signifikante Rolle mehr spielen, weil einfach die Akteure nicht mehr da sind.»

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Rene Amiguet 24.05.22 15:00
USA prüfen Abschaffung von Trumps China-Strafzölle
Garantiert jeder Privatmann oder Geschäftsinhaber wäre schon seit langer Zeit Konkurs oder sogar auch im Gefängnis wenn er so handeln würde wie die Politiker der meisten Länder. Die künftigen Generationen werden sich die daran Zähne ausbeissen ohne sich eine Prothese leisten zu können..