Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Ab ans Mittelmeer: Reisewarnung wird für fast ganz Europa aufgehoben

BERLIN: Nach drei Monaten wird am 15. Juni die weltweite Reisewarnung wegen der Corona-Pandemie für zunächst 29 europäische Länder aufgehoben. Das beschloss die Bundesregierung am Mittwoch in Berlin. Außenminister Heiko Maas sagte nach einer Kabinettssitzung, dass Norwegen und Spanien wegen noch bestehender Einreisesperren zunächst ausgenommen seien. Er erwarte für Spanien aber die Öffnung der Grenzen nach dem 21. Juni. Dann solle auch für das Urlaubsland Nummer eins der Deutschen die Reisewarnung fallen. Maas hatte die Reisewarnung für Touristen am 17. März nach Ausbruch der Corona-Pandemie für alle rund 200 Länder der Welt ausgesprochen - ein beispielloser Schritt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde nur bei einer Gefahr für Leib und Leben etwa in Kriegsgebieten vor Reisen gewarnt.


Corona-Krise kostet bislang 578.000 Arbeitsplätze

NÜRNBERG: Die Corona-Krise nimmt dem deutschen Arbeitsmarkt weiter die Luft zum Atmen: Völlig untypisch für einen Mai ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum April noch einmal um 169.000 Menschen auf 2,813 Millionen gestiegen. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, geht davon aus, dass inzwischen 578.000 Menschen wegen der Folgen der Corona-Pandemie in die Arbeitslosigkeit gerutscht sind. «Jeder fünfte Arbeitslose von den 2,8 Millionen ist gegenwärtig auf den Corona-Effekt zurückzuführen», sagte Scheele. Allianz-Volkswirtin Katharina Utermöhl hatte vor der Präsentation der Zahlen angemerkt, dass die Errungenschaften auf dem Arbeitsmarkt der vergangenen fünf Jahre durch die Corona-Krise in nur zwei Monaten ausradiert worden seien.


Schrumpfkurs bei Lufthansa - «Wir werden jeden Stein umdrehen»

FRANKFURT/MAIN: Die Beschäftigten der Lufthansa müssen sich auf Stellenabbau und harte Einschnitte einstellen. Rein rechnerisch hat das von der Corona-Krise hart getroffene Unternehmen deutlich mehr als 10.000 Stellen zu viel an Bord, wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch in Frankfurt sagte. Wie viele Jobs gestrichen würden, hänge auch von den Verhandlungen mit den Gewerkschaften ab, man wolle eine gemeinsame Lösung finden. Kündigungen will Lufthansa so weit wie möglich vermeiden. «Wir wollen weniger Arbeit anders verteilen», sagte Spohr. Das Management will die Stückkosten im Vergleich zum Niveau vor der Corona-Krise «deutlich» senken. Ziel sei nun eine Reduzierung um jährlich zwei bis vier Prozent, sagte Spohr. Das wäre doppelt so viel wie in den vergangenen Jahren. Der Lufthansa-Chef will der Hauptversammlung einen entsprechenden Vorschlag präsentieren.


Berliner Flughafen Tegel bleibt am Netz

BERLIN: Der Berliner Flughafen Tegel wird nun doch nicht vorübergehend geschlossen. Man rechne wieder mit steigenden Passagierzahlen, sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Mittwoch zur Begründung. Beide Berliner Flughäfen - Tegel und Schönefeld - würden gebraucht. «Damit schaffen wir unter Corona-Bedingungen den notwendigen Platz», sagte Lütke Daldrup. Zuvor hatte die Bundesregierung angekündigt, ihre Reisewarnung für 29 europäische Länder am 15. Juni aufzuheben. An diesem Tag sollte Tegel eigentlich vorübergehend vom Netz gehen. Weil wegen der Corona-Beschränkungen kaum noch Menschen flogen, wollte Lütke Daldrup aus Kostengründen schon seit März den Berliner Luftverkehr am Flughafen Schönefeld konzentrieren. Der Bund gab seinen Widerstand aber erst vor zwei Wochen auf.


Corona-Boom lässt Videokonferenz-Dienst Zoom von mehr träumen

SAN JOSE: Der Videokonferenz-Dienst Zoom will sich nach dem explosiven Wachstum in der Corona-Krise fester im Leben seiner Nutzer verankern. Dazu gehört der Plan, in mehr Unternehmen auch die Telefon-Anlagen zu übernehmen, wie Gründer und Chef Eric Yuan nach Vorlage aktueller Quartalszahlen sagte. Zoom verzeichnete zuletzt einen Sprung bei Umsatz und Gewinn - und verdoppelte auch seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Zoom war eigentlich für Unternehmen gedacht. In der Corona-Krise stieg aber nicht nur der Einsatz im Homeoffice, sondern auch die Nutzung durch Privatleute sowie für Sportkurse, Gottesdienste oder Bildung. Im April gab es bis zu 300 Millionen Teilnahmen an Videokonferenzen täglich - im Vergleich zu 10 Millionen noch im Dezember.


Immobilienbranche: Handelsvermieter sollen auf Miete verzichten

BERLIN: Nach dramatischen Einbußen in der Corona-Krise sollen Vermieter den Einzelhändlern für die Zeit der Schließung die Hälfte ihrer Miete erlassen. Das sehen Empfehlungen der Spitzenverbände von Immobilienbranche und Handel vor. Ziel sei eine angemessene und außergerichtliche Risikoverteilung, teilten der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) und der Handelsverband Deutschland (HDE) am Mittwoch mit. «Die Einzelhändler und die Vermieter bilden eine große Schicksalsgemeinschaft», warb ZIA-Präsident Andreas Mattner für die Empfehlungen. Niemand habe ein Interesse daran, dass Innenstädte veröden, weil die Händler aufgeben müssen, bevor ein Gericht die Mietfrage klären konnte, ergänzte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.


Conti stellt Manager-Vergütung um und will Dividende weiter kürzen

HANNOVER: Continental baut die Gehälter seiner Führungskräfte um und will wegen der finanziellen Einschnitte der Corona-Pandemie die Dividende für das vergangene Geschäftsjahr noch weiter zusammenstreichen. Der Hauptversammlung soll am 14. Juli nun eine Auszahlung von 3 Euro je Aktie vorgeschlagen werden, teilte der Autozulieferer und Reifenhersteller am Mittwoch in Hannover mit. Bisher hatte der Dax-Konzern 4 Euro pro Anteilsschein vorgesehen, was bei 200 Millionen Papieren 800 Millionen Euro gekostet hätte. Die variablen Bestandteile der Manager-Vergütungen richten sich künftig stärker nach dem längerfristigen Unternehmenserfolg und Umweltzielen. Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle nannte die anhaltend «hohe Unsicherheit» in der Viruskrise als Grund für die gekappte Dividende. Für 2018 hatten die Anteilseigner noch 4,75 Euro je Aktie erhalten.


Dax setzt Rally fort

FRANKFURT/MAIN: Nach dem fulminanten Start in den Juni zeigt der Dax weiter keine Ermüdungserscheinungen. Der Leitindex setzte sich am Mittwoch klar über der Marke von 12.000 Punkten ab, die er am Vortag zurückerobert hatte. Zuletzt gewann der Leitindex 2,36 Prozent auf 12.304,40 Zähler. Der MDax stieg um 1,42 Prozent auf 26.450,50 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx legte fast zwei Prozent zu. In New York zeichnet sich für den Dow Jones Industrial ein Plus von 0,8 Prozent ab. Der Euro behauptete sich und wurde am Nachmittag mit 1,1201 US-Dollar gehandelt. Erstmals seit Mitte März erreichte die Gemeinschaftswährung damit wieder die Marke von 1,12 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1174 Dollar festgesetzt.

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Leserkommentare

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