Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Chinesischer Ständiger Ausschuss des Nationalen Volkskongresses. Foto: epa/Jerome Favre
Chinesischer Ständiger Ausschuss des Nationalen Volkskongresses. Foto: epa/Jerome Favre

Kongress erhöht Druck auf chinesische Firmen an US-Börsen

WASHINGTON: Der US-Kongress erhöht den Druck auf chinesische Unternehmen mit Börsennotiz in den Vereinigten Staaten, die nicht die dort gängigen Bilanzprüfungen einhalten. Nach dem Senat stimmte am Mittwoch (Ortszeit) in Washington auch das Repräsentantenhaus einem Gesetzentwurf zu, der zu einer Verbannung der betroffenen Firmen von US-Börsen führen könnte. Die Unternehmen sollen jedoch zunächst drei Jahre Zeit erhalten, um die Auflagen der US-Aufseher zu erfüllen.

US-Behörden ist es schon lange ein Dorn im Auge, dass chinesische Konzerne wie der Onlineriese Alibaba sich nicht so tief wie üblich von US-Bilanzprüfern in die Bücher gucken lassen wollen. Das Finanzministerium plädierte deshalb bereits im August dafür, dass die US-Börsenaufsicht SEC ihre Standards entsprechend verschärft. Nachdem der Kongress zugestimmt hat, fehlt nur noch die Unterschrift von US-Präsident Donald Trump, um das Gesetz zu verabschieden.


US-Großkonzerne fordern Rückkehr Amerikas zum Pariser Klimaabkommen

WASHINGTON: US-Konzerne verschiedener Branchen haben den amerikanischen Kongress und den künftigen Präsidenten Joe Biden zu einer engen klimapolitischen Zusammenarbeit aufgefordert. In einem offenen Brief erklärten die Unternehmen am Mittwoch, eine Rückkehr der Vereinigten Staaten zum Klimaabkommen von Paris zu unterstützen.

An der vom Center for Climate and Energy Solutions organisierten Initiative sind 42 Unternehmen beteiligt - von Amazon und Google über General Motors bis hin zu JPMorgan Chase und Walmart. Zusammen haben sie nach eigenen Angaben fast fünf Millionen Mitarbeiter und bringen es auf jährliche Umsätze von rund drei Billionen Dollar.

2015 hatte sich die Weltgemeinschaft bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris darauf geeinigt, den Klimawandel auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Unter Präsident Donald Trump waren die USA als bislang einziges Land aus dem Pariser Klimapakt ausgetreten. Nachfolger Biden will dem Abkommen wieder beitreten.


Sassoli und Costa warnen: Kein Plan B im EU-Haushaltsstreit

LISSABON/BRÜSSEL: Nach EU-Ratschef Charles Michel haben auch der Präsident des Europäischen Parlaments, David Sassoli, und der portugiesische Ministerpräsident António Costa betont, es gebe «keinen Plan B» für die bisher von Polen und Ungarn blockierte Verabschiedung des EU-Haushalts. «Vonseiten des Parlaments ist dieses Paket vereinbart und wird nicht wieder aufgeschnürt. Es gibt keinen Plan B», erklärte Sassoli am Mittwoch nach einer Videokonferenz mit Costa zur Vorbereitung der portugiesischen Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union.

Man vertraue «darauf, dass die deutsche Ratspräsidentschaft die noch offenen Fragen im Rat so schnell wie möglich klären wird, sodass die Mittel ab Anfang 2021 zur Verfügung stehen», sagte der Italiener. Auch Costa betonte, dass es «nur einen Plan A» gibt. «Wir haben keine Zeit zu verlieren», die EU dürfe ab Januar nicht blockiert bleiben, betonte der sozialistische Politiker. «Man muss jetzt das liefern, was alle Europäer fordern: schnelle Antworten». EU-Ratschef Charles Michel hatte bereits am Dienstag gesagt, es gebe keinen Plan B.

Ungarn und Polen blockieren den Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR), den groben Etat der Union für 2021 bis 2027, der 1074 Milliarden Euro umfasst, sowie den 750 Milliarden Euro schweren EU-Wiederaufbauplan in der Covid-Krise, auf dessen Gelder vor allem die Mittelmeerländer Italien, Spanien und Frankreich, aber auch Portugal und andere EU-Staaten angewiesen sind.

Bezüglich der Prioritäten bei der portugiesischen Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr des kommenden Jahres betonte Sassoli, er und Costa seien sich einig, «dass das europäische Sozialmodell gestärkt werden muss». Dies sei «besonders wichtig nach Covid-19 und beim Übergang zu einem grüneren und digitaleren Europa». «Wir müssen sicherstellen, dass niemand zurückbleibt», sagte der frühere Vorsitzende des römischen Journalistenverbands.


In Tschechien dürfen alle Geschäfte und Gaststätten wieder öffnen

PRAG: In Tschechien treten am Donnerstag weitreichende Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen in Kraft. Restaurants, Kneipen und der gesamte Einzelhandel dürfen wieder öffnen. Alle nichtlebensnotwendigen Geschäfte waren seit sechs Wochen geschlossen. Die Zahl der Kunden bleibt auf eine Person je 15 Quadratmeter Ladenfläche begrenzt. Die nächtliche Ausgangssperre entfällt. Museen und Galerien dürfen mit Einschränkungen öffnen, Theater und Kinos bleiben geschlossen.

Ministerpräsident Andrej Babis ermahnte die Menschen in der Vorweihnachtszeit zur Selbstdisziplin. Er sei angesichts der Lockerungen «leicht nervös», räumte er am Mittwoch im Fernsehsender «Nova» ein. «Drücken wir die Daumen und seien wir wirklich diszipliniert.» Manche Experten wie der Biologe Jaroslav Flegr hielten die Lockerungen für verfrüht und warnten vor einer «dritten Welle» an Corona-Infektionen.

Tschechien mit seinen 10,7 Millionen Einwohnern hatte noch vor kurzem eine der höchsten Infektionsraten in Europa zu beklagen. Inzwischen sieht es etwas besser aus. Dennoch wurden am Mittwoch immerhin noch 5176 neue Fälle binnen 24 Stunden registriert. Seit Pandemiebeginn gab es insgesamt rund 528.000 bestätigte Infektionen und mehr als 8400 Todesfälle.


Corona-Hilfen der EU könnten ohne Ungarn und Polen kommen

BRÜSSEL: Die von der EU geplanten Corona-Hilfen könnten nach Einschätzung der zuständigen Experten auch dann fließen, wenn Ungarn und Polen an der Blockade von EU-Haushaltsentscheidungen festhalten. Wie ein ranghoher EU-Beamter am Mittwoch in Brüssel erklärte, wäre es möglich, die für die Hilfen veranschlagten 750 Milliarden Euro ohne Beteiligung der beiden Länder an den Finanzmärkten aufzunehmen. Eine solche Lösung könnte zum Beispiel über das in den EU-Verträgen vorgesehene Verfahren der «Verstärkten Zusammenarbeit» organisiert werden. Mit ihm kann eine Gruppe von mindestens neun EU-Staaten eine erweiterte Zusammenarbeit vereinbaren, ohne dass sich die anderen EU-Staaten daran beteiligen müssen.

Selbst die Rückzahlung der 750 Milliarden Euro über den Gemeinschaftshaushalt wäre möglich, hieß es am Mittwoch weiter. Für nicht an dem Hilfsprogramm teilnehmende Staaten müsste es dann nur entsprechende Korrekturen ihrer Beitragszahlungen geben.

Ungarn und Polen blockieren derzeit aus Protest gegen ein neues Verfahren zur Ahndung von Rechtsstaatsverstößen notwendige Entscheidungen für die milliardenschwere Corona-Konjunkturhilfen und den nächsten langfristigen Haushalt der EU. Eine Lösung des Konflikts war bis zuletzt nicht absehbar. Für die EU könnte das bedeuten, dass ihr ab Januar nur noch eine Art Notbudget zur Verfügung steht. Zahlreiche Programme aus Bereichen wie Forschung, Gesundheit, Bildung und Jugend könnten dann nicht starten.

Auf die Corona-Hilfen sind vor allem diejenigen EU-Länder angewiesen, die wirtschaftlich stark unter der Corona-Krise leiden und gleichzeitig ein Schuldenproblem haben. Das sind zum Beispiel Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Belgien.


Stärkerer Euro wird zum Bremsklotz für den Dax

FRANKFURT/MAIN: Ein stärkerer Euro hat die Aufwärtsbewegung am deutschen Aktienmarkt zunächst beendet. Der Dax fiel am frühen Mittwochnachmittag um 0,72 Prozent auf 13.286 Punkte. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte lag mit 0,64 Prozent im Minus bei 29.165 Zählern. Für den EuroStoxx 50 ging es um gut ein halbes Prozent nach unten. Der Euro legte zu und wurde zuletzt mit 1,2065 Dollar gehandelt. Damit setzte er sich über der Marke von 1,20 Dollar fest. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag noch auf 1,1968 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,56 Prozent am Vortag auf minus 0,53 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,15 Prozent auf 145,79 Punkte. Der Bund-Future sank am frühen Nachmittag um 0,04 Prozent auf 174,51 Punkte.


Verbraucher in Kauflaune - Umsätze im Einzelhandel steigen kräftig

WIESBADEN: Kräftige Umsatzanstiege verhelfen dem Einzelhandel in Deutschland weiter aus der Corona-Krise. Im Oktober nahm die Branche preisbereinigt 8,2 Prozent mehr ein als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Zum Vormonat September wuchsen die Umsätze um 2,6 Prozent. Das Niveau vor der Corona-Krise habe der Einzelhandel schon weit übertroffen, so die Statistiker: Gemessen am Februar, dem Monat vor Ausbruch der Pandemie hierzulande, lagen die Erlöse im Oktober real 5,9 Prozent höher. Über die ersten zehn Monate des Jahres hinweg steht ein deutliches Plus.


Zinstalfahrt bei Lebensversicherungen - Garantiezins könnte sinken

FRANKFURT/MAIN: Die Zinsflaute hält Lebensversicherungen fest im Griff. Im kommenden Jahr dürfte die laufende Verzinsung Branchenexperten zufolge im Schnitt weiter sinken. Verbraucher müssen sich darauf einstellen, am Ende weniger herauszubekommen, als sie erhofft hatten. Für Neuverträge empfehlen Versicherungsmathematiker ab Anfang 2022 zudem eine Senkung des Garantiezinses. Das hätte auch Folgen für künftige Riester-Verträge. Kunden mit alten Verträgen profitieren vielfach noch von einem Garantiezins von bis zu 4 Prozent. Für die Branche ist das ein Problem, weil sie die Versprechen der Vergangenheit erfüllen muss.


IG Metall bricht Gespräche mit Continental ab

FRANKFURT/HANNOVER: Im Konflikt um tausende Arbeitsplätze beim Autozulieferer Continental ist der Gesprächsfaden zwischen Unternehmen und Gewerkschaft abgerissen. Man habe die Gespräche auf zentraler Ebene vorerst beendet, teilten die IG-Metall-Bezirksleiter der Regionen Mitte und Bayern, Jörg Köhlinger und Johann Horn, am Mittwoch in Frankfurt mit. Bei Conti sollen mindestens 30.000 Stellen verlagert, gestrichen oder umgewandelt werden - darunter 13.000 in Deutschland unter anderem mit Werksschließungen.


Bahn will Weihnachtsverkehr mit 100 Zusatz-Fahrten entzerren

BERLIN: Mit 100 zusätzlichen Fahrten über die Weihnachtstage will die Deutsche Bahn den Fernverkehr während dieser Zeit entlasten und für mehr Platz in Zügen sorgen. «Das sind doppelt so viele Sonderzüge wie normalerweise an Weihnachten gefahren werden», sagte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber am Mittwoch in Berlin. Die zusätzlichen Züge sollen vom 18. bis zum 27. Dezember zum Einsatz kommen. Wegen der Corona-Krise geht die Deutsche Bahn von einer deutlich geringeren Nachfrage aus als normalerweise üblich.


Tui-Konzern einigt sich auf neues Rettungspaket

HANNOVER/BERLIN: Der Tui-Konzern bekommt weitere Staatshilfen gegen einen möglichen finanziellen Absturz in der Corona-Krise. Wie der weltgrößte Reiseanbieter aus Hannover am Mittwoch mitteilte, einigte sich Tui mit privaten Investoren, Banken und dem Bund auf ein Finanzierungspaket im Volumen von 1,8 Milliarden Euro.


Widerstand der Wirte: Gaststätten in Niederlanden kündigen Öffnung an

DEN HAAG: Restaurantbetreiber in etlichen Orten der Niederlande wollen vom 17. Januar selbst dann wieder Gäste empfangen, wenn dies wegen der Corona-Pandemie immer noch verboten sein sollte. Die beteiligten Wirte würden der Regierung das Vertrauen entziehen, berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP am Mittwoch. Ihren «Ungehorsam» begründeten sie damit, dass ihre Betriebe vor dem Zusammenbruch stünden, während staatliche Unterstützung ausbleibe.

Die Regierung in Den Haag hatte Mitte Oktober im Zuge eines Teil-Lockdown angeordnet, dass Kneipen, Cafés und Restaurants geschlossen werden. Sie geht bislang davon aus, dass die Maßnahmen möglicherweise in der zweiten Januarhälfte aufgehoben werden könnten, eine Garantie dafür gab sie aber nicht.

Unter anderem in Breda, Maastricht, Eindhoven, Leiden, Leeuwarden, Arnheim, Nimwegen und Alkmaar wollen sich Gastronomen erklärtermaßen widersetzen, sollte die Anordnung zur Schließung über den 17. Januar hinaus aufrechterhalten werden. Den Haag, Amsterdam, Rotterdam und Utrecht haben sich dem Widerstand der Wirte bislang nicht angeschlossen, an dem 50 der landesweit 230 lokalen Abteilungen des Königlichen Niederländischen Gaststättenverbandes (KHN) beteiligt sind. Zuvor hatte KHN-Vorsitzender Robèr Willemsen die Mitgliedsbetriebe noch aufgerufen, sich nicht querzustellen. Der KHN werde nicht zum bürgerlichen Ungehorsam aufrufen.

Der Sprecher der «meuternden» Gastronomen, Johan de Vos, sagte, sie hätten sich bewusst gegen eine Öffnung bereits zur Weihnachtszeit entschieden, damit man ihnen nicht die Schuld an einem eventuellen Anstieg der Corona-Infektionen zuweisen könne. Die Wiedereröffnung der Lokale im Januar werde unter Beachtung der einschlägigen Vorsichtsmaßnahmen erfolgen. «Wir sind überzeugt, dass unsere Branche nicht das Problem ist.»


Pharmakonzern Merck verkauft Anteile an Impfstoffentwickler Moderna

KENILWORTH: Der US-Pharmakonzern Merck & Co hat seine direkt gehaltenen Anteile am Corona-Impfstoffentwickler Moderna verkauft. Merck habe seine Direktbeteiligung in der ersten Hälfte des vierten Quartals abgestoßen, teilte der Konzern am Mittwoch in Kenilworth mit. Die Beteiligung war zwischen 2015 und 2018 im Rahmen einer Forschungskooperation entstanden und schrittweise erweitert worden, hieß es.

Vor allem wegen der Aktienrally 2020 erwartet Merck durch den Verkauf im vierten Quartal einen kleinen Gewinn einzufahren. Die Unternehmen kooperierten weiter in der Krebsforschung, auch sei Merck über Risikokapitalfonds weiterhin indirekt an Moderna beteiligt. Weitere Details wurden nicht genannt.


Arbeitslosenquote im Euroraum bleibt auf gleichem Niveau

LUXEMBURG: Die Lage am Arbeitsmarkt der Eurozone hat sich im Oktober kaum verändert. Die Arbeitslosenquote sei im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 8,4 Prozent gefallen, teilte das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mit. Volkswirte hatten mit dieser Quote gerechnet. Die Quote liegt damit 1,0 Prozentpunkte höher als im entsprechenden Vorjahresmonat. In der Europäischen Union (EU) insgesamt lag die Quote wie im Vormonat bei 7,6 Prozent.

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt bleiben angesichts des heftigen Einbruchs der Konjunktur bisher im Rahmen. Hier spielt auch das in vielen Ländern verwendete Instrument der Kurzarbeit eine Rolle. Allerdings hat sich im November die Corona-Krise wieder verschärft und es wurden erneut Beschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen.

Die Zahl der Arbeitslosen im Währungsraum sank im Oktober um 86.000 auf 13,825 Millionen. Das sind 1,692 Millionen mehr als im entsprechenden Vorjahresmonat.


VW-Elektroauto-Vorstand Ulbrich verlässt den Konzern

WOLFSBURG: Der Elektroauto-Vorstand der Kernmarke VW Pkw, Thomas Ulbrich, verlässt den Autobauer. Ausschlaggebend dafür seien rein private Gründe «nach einer extrem intensiven Arbeitsphase», sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch. Ulbrich hatte bei den Wolfsburgern die Anstrengungen zur Elektromobilität zu verantworten, unter anderem die Modellreihe ID, die jüngst mit dem ID.3 startete und den Aufbruch von VW in den Massenmarkt markieren soll. Zuvor hatten einige Medien über den bevorstehenden Absprung von Ulbrich berichtet, so etwa das Online-Wirtschaftsmagazin «Business Insider» und das «Handelsblatt». Darstellungen, wonach Konzern-Vorstandschef Herbert Diess die Abberufung betrieben haben soll, wies das Unternehmen zurück.

Der Start des in Zwickau produzierten ID.3 war nicht ohne Ruckler abgelaufen. So erwiesen sich Software und Elektronik für das von VW mit vielen Hoffnungen versehene Projekt als komplex, die ersten Fahrzeuge gingen ohne einige ursprünglich vorgesehene Funktionen zu den Kunden. Ein Software-Update in der Werkstatt soll die noch fehlenden Features aber künftig nachrüsten. Um den Jahreswechsel soll auch der Kompakt-SUV ID.4 an den Start gehen.

Ulbrich hatte auch den Umbau des Werks Zwickau zum reinen Elektrostandort zu verantworten. Der Ingenieur ist seit 1992 im Konzern, im Februar 2018 übernahm er den Posten des Elektroauto-Vorstands bei der Kernmarke. Vorher war er fast vier Jahre lang ihr Produktionschef. Die gesonderte Position des E-Mobilitäts-Vorstands bei der Marke dürfte mit dem Start der ID-Reihe und dem Abgang von Ulbrich nun wegfallen. Zwischenzeitlich war auch spekuliert worden, ob der Manager in China den mit dem Joint-Venture-Partner JAC geplanten Elektrokleinwagen auf den Weg bringt.


Daimler baut Mercedes-Benz-Trucks künftig auch in China

STUTTGART: Daimler baut seine Präsenz auf dem Lastwagenmarkt in China weiter aus und lässt seine Mercedes-Benz-Trucks künftig direkt dort produzieren. Zusammen mit dem chinesischen Partner Foton investiert der Konzern gut 485 Millionen Euro in ein neues Lkw-Werk in Peking, wie er am Mittwoch mitteilte. Das Gemeinschaftsunternehmen Beijing Foton Daimler Automotive (BFDA) baut bisher nur Lastwagen der Marke Auman, die eher in einem niedrigeren Marktsegment angesiedelt sind. Die teureren Mercedes-Benz-Trucks dagegen gibt es bisher ausschließlich als Import. Meist sind das Spezialfahrzeuge, etwa Betonpumpen für die Baubranche - einige tausend Stück pro Jahr.

Das soll sich nun ändern. «Als größter Lkw-Markt der Welt ist China von zentraler Bedeutung für uns und zu einem der wichtigsten Märkte für zukünftiges Wachstum geworden», sagte Daimler-Trucks-Chef Martin Daum. «Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, haben wir beschlossen, vor Ort schwere Mercedes-Benz-Sattelzugmaschinen in China für China zu produzieren.» Man ziele damit auf das obere Segment für technologisch hochentwickelte Lastwagen, das sich in China derzeit sehr schnell entwickle. Das Marktpotenzial schätzt Daum auf mittlere Sicht auf eine fünfstellige Zahl an Fahrzeugen pro Jahr. Spezialfahrzeuge sollen auch künftig importiert werden.

Die Produktion soll in zwei Jahren beginnen. Das Geld fließt in den Kauf eines Werks und dessen Ausrüstung. Auch eine lokale Zulieferstruktur wollen Daimler und Foton darum herum aufbauen.

Daimler geht davon aus, dass in diesem Jahr mehr als die Hälfte aller weltweit verkauften Lastwagen in China zugelassen wird. 2019 hatte der Markt den Angaben zufolge ein Volumen von 1,1 Millionen Einheiten, dieses Jahr erwartet der Konzern nochmals mehr. BFDA hat in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres knapp 100.000 Auman-Lastwagen verkauft.


Biden: Zunächst keine Änderung in Handelspolitik gegenüber China

WASHINGTON: Der designierte US-Präsident Joe Biden will die Handelspolitik gegenüber China nach seinem Amtsantritt nicht sofort ändern. Das zu Jahresbeginn beschlossene Phase-Eins-Abkommen zwischen China und den USA werde er zunächst nicht antasten, sagte Biden der «New York Times» (Mittwochausgabe). Er wolle zunächst die China-Politik umfassend und in Abstimmung mit den wichtigsten Verbündeten überprüfen.

«Ich werde keine sofortigen Schritte unternehmen, und dasselbe gilt für die Zölle», sagte Biden. Er werde sich zunächst nicht festlegen und versuchen, eine gemeinsame Linie mit den Verbündeten der USA zu finden.

Mit dem Abschluss des Phase-Eins-Abkommen im Januar hatte China zugesagt, seine Einfuhren von Waren und Dienstleistungen aus den USA bis Ende 2021 um zusammen 200 Milliarden US-Dollar im Vergleich zu 2017 zu steigern. Das Ziel wurde aber bei weitem nicht erreicht. Das Abkommen ist praktisch eine Art Waffenstillstand in dem seit über zwei Jahren andauernden Handelskonflikt.

Biden zeigte sich gegenüber China kritisch. Er hoffe, gegen Chinas «missbräuchliche Praktiken» vorgehen zu können. Er sprach von Diebstahl geistigen Eigentums, Dumping und illegalen Subventionen an Unternehmen. Er wolle in Forschung, Infrastruktur und Bildung investieren, um wettbewerbsfähiger gegenüber China zu werden. «Ich will sicherstellen, dass wir höllisch kämpfen, indem wir zuerst in Amerika investieren», sagte er.


Postbank-Integration: Deutsche Bank kündigt weitere Einsparungen an

FRANKFURT/BONN: Der jüngst vereinbarte Stellenabbau im Zuge der Integration der Postbank wird nach Angaben der Deutschen Bank nicht die letzte Einsparung sein. «In anderen Bereichen des Privatkundengeschäfts werden weitere Schritte folgen», sagte Deutsche-Bank-Vizechef Karl von Rohr der «Welt» (Mittwoch). Anfang der Woche hatte sich das Management mit Arbeitnehmervertretern auf den Abbau von 350 Stellen in den Zentralen des Privatkundengeschäfts in Bonn und Frankfurt bis Ende 2022 geeinigt.

Einschnitte im Filialnetz sind bereits beschlossen: Die Deutsche Bank hatte im September angekündigt, etwa 100 ihrer gut 500 eigenen Standorte in Deutschland zu schließen. Auch im Netz der zum Konzern gehörenden Postbank gibt es seit Jahren regelmäßig Anpassungen. Dieser Kurs werde fortgesetzt, kündigte von Rohr an: Das Management wolle «in den kommenden beiden Jahren jeweils etwa 50 Postbank-Standorte aufgeben». Ein Vertrag mit der Post deckelt die Zahl der Schließungen von Postbankfilialen auf höchstens 50 pro Jahr. Nach jüngsten Zahlen hat die Postbank 800 Filialen.

Eine Zusammenlegung von Postbank- und Deutsche-Bank-Filialen schloss von Rohr aus. «Wir halten an unserer Zwei-Marken-Strategie fest, denn wir haben eine sehr differenzierte Markenpositionierung.» Allerdings sollen die beiden Marken noch enger kooperieren. «Sobald es technisch machbar ist, sollen an jedem Schalter alltägliche Finanzgeschäfte für beide Kundengruppen möglich sein. Bei der Beratung wird aber sinnvollerweise nach wie vor getrennt.»

Insgesamt sei die Deutsche Bank bei ihrem Konzernumbau auf Kurs, auch beim Thema Stellenabbau. «Wir verhandeln mit Arbeitnehmervertretern in verschiedenen Bereichen und kommen dabei gut voran», sagte von Rohr. Der Vorstand hatte im Juli 2019 das Ziel ausgegeben, bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18.000 auf weltweit 74.000 zu verringern.


EZB: Bargeld verliert allmählich an Bedeutung

FRANKFURT/MAIN: Bargeld verliert nach Erkenntnissen der Europäischen Zentralbank (EZB) für Verbraucher allmählich an Bedeutung. Zwar seien Scheine und Münze weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel für kleinere Beträge an der Ladenkasse, die Nutzung von Karten nehme jedoch zu. Das geht aus Daten für das Jahr 2019 hervor, die die Notenbank am Mittwoch in Frankfurt veröffentlichte. Demnach wickelten im vergangenen Jahr die Erwachsenen im Euroraum 73 Prozent ihrer Zahlungen an Verkaufsstellen und zwischen Privatpersonen bar ab. Drei Jahre zuvor waren es noch 79 Prozent. Der Anteil der Kartennutzung für kleinere Beträge an der Ladenkasse stieg in den drei Jahren von 19 Prozent auf 24 Prozent der Transaktionen.


Ölpreise geben weiter nach - Opec+ bemüht sich um Einigung

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Mittwoch weiter nachgegeben. Es herrscht weiter Verunsicherung wegen eines Disputs über die Förderpolitik des Ölverbunds Opec+. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent 47,10 US-Dollar. Das waren 32 Cent weniger als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 35 Cent auf 44,20 Dollar.

Anleger sind seit Tagen verunsichert, weil es dem Ölverbund Opec+ trotz intensiver Verhandlungen bisher nicht gelungen ist, sich auf eine Förderpolitik für das nächste Jahr zu einigen. Diskussionen soll es vor allem zwischen den Ölgiganten Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geben. Der Konflikt ist ungewöhnlich, da die beiden Golf-Staaten normalerweise enge Verbündete sind.

Offensichtlich sind die Emirate grundsätzlich unzufrieden mit den Angebotsbeschränkungen der Opec+. Zurzeit sollen Vermittlungsbemühungen stattfinden. Der Verbund begrenzt seit längerem die Förderung seiner Mitgliedstaaten, um die Preise zu stabilisieren. Die Corona-Krise hat die Ölnachfrage geschwächt und damit die Preise gedrückt. Jetzt steht zur Debatte, ob das Angebot Anfang 2021 wieder etwas steigen soll oder die derzeitigen Fördergrenzen noch einige Zeit gelten sollen.


Australiens Wirtschaft wächst nach Rezession wieder

CANBERRA: Die Wirtschaft in Australien wächst nach der durch die Corona-Pandemie bedingten Rezession der ersten sechs Monate des Jahres wieder. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei zwischen Juli und September im Vergleich zum zweiten Quartal um 3,3 Prozent gestiegen, teilte das nationale Statistikamt am Mittwoch mit. Von April bis Juni war das BIP um sieben Prozent geschrumpft. Das war der stärkste Einbruch seit der 1959 begonnenen Aufzeichnung von Quartalsdaten.

Da die australische Wirtschaft bereits in den ersten drei Monaten des Jahres auf Quartalsbasis geschrumpft war, war das Land in eine Rezession gerutscht - die erste seit 1991. Grund für den starken Rückgang im zweiten Quartal war vor allem der Einbruch beim privaten Konsum. Dieser habe nach der Lockerung der Corona-Lockdowns in vielen Regionen des Landes ab Juli wieder angezogen und sei im dritten Quartal um fast acht Prozent gestiegen.

«Wir haben die Trendwende geschafft und eine Erholung hat eingesetzt», sagte der Gouverneur der australischen Zentralbank, Philip Lowe. Jedoch betonte er, die Wirtschaftsleistung werde voraussichtlich erst Ende 2021 wieder auf das Niveau vor der Corona-Krise zurückkehren.


Euro auf höchstem Stand seit zweieinhalb Jahren

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Mittwoch seinen Höhenflug fortgesetzt. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung bis zu 1,2084 US-Dollar und damit so viel wie letztmalig im Mai 2018. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,1968 Dollar festgesetzt.

Der Euro profitiert derzeit von einer Schwäche des US-Dollar. Vor allem die Aussicht auf Impfstoffe gegen das Coronavirus treibt Anleger aus der globalen Reservewährung Dollar. Der Euro als zweitgrößte Währung der Welt profitiert von dieser Entwicklung.

An Konjunkturdaten stehen am Mittwoch in erster Linie Zahlen aus der zweiten Reihe mit meist geringerer Marktbedeutung an. Ausnahmen sind die monatlichen Arbeitslosenzahlen des US-Dienstleisters ADP, die als Richtschnur für den am Freitag anstehenden Arbeitsmarktbericht der Regierung gelten. Am Abend steht dann noch der Konjunkturbericht der die US-Notenbank Fed an.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.