Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Die Firma Moderna Inc. gibt einen Impfstoff gegen Covid-19 bekannt, der zu 95 Prozent wirksam ist. Foto: epa/Cj Gunther
Die Firma Moderna Inc. gibt einen Impfstoff gegen Covid-19 bekannt, der zu 95 Prozent wirksam ist. Foto: epa/Cj Gunther

Hersteller Moderna will Corona-Impfstoff schon im Dezember liefern

BRÜSSEL: Der US-Hersteller Moderna will die Lieferung seines Corona-Impfstoffs an die Europäische Union womöglich schon im Dezember starten - vorausgesetzt, das Mittel erhält eine Zulassung. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Es bestätigte den Abschluss eines Rahmenvertrags mit der EU-Kommission. Demnach sollen zunächst 80 Millionen Impfstoffdosen geliefert werden, mit der Option auf 80 Millionen weitere Einheiten.

«Moderna geht davon aus, mit der Lieferung von mRNA-1273 in die Europäische Union im Dezember 2020 zu beginnen», bestätigte das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Strategische Partner in Europa seien die Unternehmen Lonza in der Schweiz und Rovi in Spanien zur Produktion und Abfüllung des Impfstoffs.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte den Vertrag über bis zu 160 Millionen Impfdosen bereits am Dienstag bekannt gemacht. Das Moderna-Vakzin gehört zu den drei Impfstoffen mit den besten Chancen, schon in den nächsten Wochen in Europa zugelassen zu werden. Zuvor werden Wirksamkeit und Sicherheit von der Arzneimittelbehörde EMA geprüft. Der Moderna-Impfstoff hat nach Angaben des Herstellers eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent.


Morawiecki zu Besuch bei Orban - Koordination im EU-Haushaltsstreit

BUDAPEST/BRÜSSEL: Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki wird an diesem Donnerstag zu einem Besuch in Budapest erwartet.

Dies bestätigte ein Sprecher des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur MTI. Bereits zuvor hatte die polnische Vertretung bei der EU in Brüssel über den Termin berichtet. Zweck der Gespräche sei es, die Positionen Ungarns und Polens in Hinblick auf die von beiden Ländern blockierten EU-Haushaltsverhandlungen miteinander abzustimmen, hieß es in der Twitter-Mitteilung der polnischen Diplomaten.


Renault baut großen Standort bei Paris in Recyclingzentrum um

BOULOGNE-BILLANCOURT: Im Zuge seines Sparprogramms baut der französische Autohersteller Renault seine große Fabrik Flins im Pariser Großraum in ein Recyclingzentrum um. Mit der sogenannten Re-Factory solle eine in Europa beispielhafte Anlage für die Kreislaufwirtschaft entstehen, teilte Generaldirektor Luca de Meo am Mittwoch in Boulogne-Billancourt bei Paris mit. Neue Autos sollen dort nur noch bis 2024 vom Band laufen.

Das krisenbelastete Unternehmen hatte im Frühjahr den Abbau von rund 15.000 Stellen angekündigt, davon entfallen rund 4600 auf Frankreich. Das über drei Jahre laufende Sparprogramm hat einen Umfang von über zwei Milliarden Euro.

Flins, ein Traditionswerk von Renault, soll noch bis voraussichtlich 2024 das Modell Zoe produzieren, wie auf Anfrage bestätigt wurde. Nach dem Umbau soll das Werk dann unter anderem gebrauchte Autos oder Batterien verwerten. In dem Werk Ende waren 2019 rund 2600 Menschen beschäftigt. In zehn Jahren sollen es mehr als 3000 Mitarbeiter sein.


Recht auf Reparatur: EU-Parlament stärkt Verbrauchern den Rücken

BRÜSSEL: Reparaturen sollen nach dem Willen des Europaparlaments für Verbraucher günstiger und unkomplizierter werden. Die Abgeordneten forderten am Mittwoch ein Recht auf Reparatur - sie wollen damit den europäischen Binnenmarkt grüner und nachhaltiger gestalten. «Das Smartphone zu reparieren statt es wegzuwerfen, schont Klima, Ressourcen und den eigenen Geldbeutel», sagte die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini. Der Liberale Martin Hojsik sprach von einer Win-Win-Situation für Verbraucher, Geschäfte und den Planeten.

EU-Justizkommissar Didier Reynders forderte, man müsse alles dafür tun, damit Verbraucher besser nachhaltige Produkte wählen können. Nach dem Willen der Abgeordneten sollen diese schon beim Kauf umfassende Information etwa zum Preis von Ersatzteilen im Falle einer Reparatur erhalten. Reynders mahnte an, man müsse aber verhindern, die administrative Last für Unternehmen zu vergrößern. Auch Sven Simon von der CDU warnte, kein neues bürokratisches Monster auf den Weg zu bringen.

Die Abgeordneten knüpfen sich in ihrem Entschluss auch die sogenannte geplante Obsoleszenz vor - also einen absichtlich frühen Verschleiß. Die Strategie soll nach Ansicht des Parlaments künftig als unlautere Wettbewerbspraktik gelten. Neben den Reparaturmöglichkeiten soll auch die Sicherheit von Produkten in der EU verbessert werden - etwa im Bereich digitaler und vernetzter Produkte, wie die CDU-Abgeordnete Marion Walsmann sagte. Unsichere Produkte sollten konsequenter vom Markt genommen, Rückrufe effizienter werden.


Das Aus für Plastiktüten in Deutschland rückt näher

BERLIN: Die regierenden Christ- und Sozialdemokraten haben in Deutschland den Weg für das geplante Verbot von Plastiktüten an Ladenkassen frei gemacht. Die Übergangsfrist für Geschäfte wird aber von sechs auf zwölf Monate verlängert.

Für diesen Donnerstag steht das Vorhaben von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf der Tagesordnung des Bundestags. Damit werden sogenannte leichte Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke zwischen 15 und 50 Mikrometer verboten - das sind die Standard-Tüten, die man beim Einkaufen bekommt. Ausgenommen sind besonders stabile Mehrweg-Tüten sowie die dünnen Plastikbeutel, die man etwa am Obst- und Gemüsestand findet.

CDU/CSU-Fraktionsvize Georg Nüßlein teilte am Mittwoch mit, das Plastiktütenverbot setze «ein wichtiges Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft». Zwar habe eine Selbstverpflichtung des Handels, Tüten nicht mehr umsonst abzugeben, bereits zu einem deutlichen Rückgang des Verbrauchs seit 2016 geführt. Das Verbot sei trotzdem richtig.


Ex-Wirecard-Chef soll sich für Aussageverweigerung rechtfertigen

BERLIN: Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun soll sich dafür rechtfertigen, dass er im Untersuchungsausschuss des Bundestags zu den meisten Fragen die Aussage verweigert hat. Die Ausschuss-Obleute einigten sich am Mittwoch, dass Braun zwei Wochen Zeit bekommen soll, seine Aussagen zu berichtigen oder glaubhaft zu machen, warum er nicht antworten musste. Der Chef des Skandalunternehmens musste sich bei der Befragung nicht selbst belasten.

Braun müsse Punkt für Punkt darlegen, warum er sich durch die Antworten strafrechtlichen Risiken ausgesetzt sah, erklärte der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar. Danyal Bayaz von den Grünen betonte, Braun habe nicht nur die Auskunft zu politischen Kontakten verweigert, sondern selbst einfachste Fragen wie die nach seiner Doktorarbeit. «Es ist offenkundig, dass es ihm nicht nur darum ging, sich nicht selbst zu belasten.» Fabio De Masi von den Linken kündigte an, Braun müsse «die Daumenschrauben spüren». Zu politischen Kontakten zum Finanzministerium müsse er aussagen.

Braun gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Betrugsskandal, bei dem Wirecard über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll. Der Ausschuss will aufdecken, ob das deutsche Fintech-Unternehmen als aufstrebender Börsenstar von den Aufsichtsbehörden trotz Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten mit Samthandschuhen angefasst wurde.


Mine explodiert an Öltanker vor Küste Saudi-Arabiens

DSCHISAN: Eine Mine ist an einem Öltanker vor der Küste Saudi-Arabiens explodiert und hat an dem Schiff im Roten Meer Schaden angerichtet. Der unter maltesischer Flagge fahrende Öltanker «Agrari» sei getroffen worden, bestätigte die griechische Reederei TMS Tankers der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Die Explosion ereignete sich der britischen Sicherheitsfirma Ambrey zufolge am Hafen eines Kraftwerks von Al-Schukaik in Saudi-Arabien. Der Rumpf des Tankers, der ohne Ladung im Hafen lag, sei dabei beschädigt worden.

Das von Saudi-Arabien angeführte Militärbündnis bestätigte den Angriff und machte die schiitischen Huthi-Rebellen indirekt dafür verantwortlich. Die Explosion habe an der «Agrari» einen Meter über der Wasseroberfläche geringen Schaden angerichtet, teilte das Bündnis dem saudi-nahen TV-Sender «Al-Arabiya» zufolge mit. Das Bündnis, das im Jemen gegen die Huthis kämpft, habe nach dem «versuchten Terrorakt» ein mit Sprengstoff beladenes Boot im Roten Meer zerstört. Die Angriffe der Rebellen, die vom Iran unterstützt werden, würden die globale Schifffahrt und den Welthandel bedrohen.

Die Huthi-Rebellen greifen vom benachbarten Jemen aus immer wieder Ziele in Saudi-Arabien an. Erst am Montag hatten die Huthis eine Anlage des staatlichen Ölkonzerns Aramco im Küstenort Dschidda in Saudi-Arabien mit einem Marschflugkörper getroffen.

Die «Agrari» hatte der Website Marine Traffic zufolge vor etwa drei Wochen den niederländischen Hafen von Rotterdam mit Kurs auf das Rote Meer verlassen. Vorher war das Schiff von Saudi-Arabien aus in Richtung Lettland gestartet.


Dax im Minus - Anleger halten sich zurück

FRANKFURT/MAIN: Nach den Vortagesgewinnen hat sich der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch eine Auszeit gegönnt. Der Dax notierte am Nachmittag 0,10 Prozent tiefer bei 13.278,76 Punkten. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte sank um 0,03 Prozent auf 29.020,56 Zähler. Für den EuroStoxx 50 ging es um rund 0,1 Prozent abwärts. Der Euro notierte zuletzt bei 1,1907 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1865 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,58 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 146,11 Punkte. Der Bund-Future stieg am frühen Nachmittag um 0,14 Prozent auf 175,38 Punkte.


Neue Unruhe bei VW: Kann sich Diess bei Vorstandsposten durchsetzen?

WOLFSBURG: Der im Sommer nur mühsam beigelegte Streit zwischen Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess und der Arbeitnehmerseite könnte sich an Personalvorstellungen des Managers neu entzünden. So stößt Diess nach dpa-Informationen im Kontrollgremium der Wolfsburger auf Widerstand gegen seine Wunschkandidaten für die neu zu besetzenden Vorstandsposten des Finanz- und Einkaufsressorts. Zudem soll er auch erneut eine frühzeitige Verlängerung seines eigenen, bis 2023 laufenden Vertrags ins Spiel gebracht haben. Mit einem solchen Vorschlag war er dem Vernehmen nach bereits im Sommer gescheitert - was unter anderem zu einem Eklat mit dem Aufsichtsrat führte.


Boom im Online-Handel kommt bei Paketzustellern nur wenig an

WIESBADEN: Vom Boom im Online-Handel und Rekordlieferungen im Weihnachtsgeschäft profitieren Paketzusteller nur wenig. In den vergangenen zehn Jahren stieg das Gehalt bei Post-, Kurier- und Expressdiensten deutlich langsamer als in der gesamten Wirtschaft, wie am Mittwoch veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Demnach legte der Bruttomonatsverdienst aller Beschäftigten der Branche gemessen am Jahr 2010 um 15,6 Prozent zu. In der gesamten Wirtschaft waren es plus 25,6 Prozent. 2019 bekamen in der Branche Vollzeitbeschäftigte im Mittel 2924 Euro brutto im Monat - rund 1000 Euro weniger als der Durchschnitt aller Beschäftigten (3994 Euro).


Starke Nachfrage nach Förderungen privater Ladestationen für E-Autos

BERLIN: Eine Förderung privater Ladestationen für E-Autos an Wohngebäuden stößt nach Angaben von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf starke Nachfrage. «Innerhalb von 24 Stunden sind über 16.000 Anträge für den Einbau von mehr als 20.500 privaten Ladepunkten gestellt worden», sagte Scheuer. Durch die hohe Nachfrage sei das Zuschussportal der staatlichen Förderbank KfW zwischenzeitlich überlastet gewesen. «Das zeigt: Wir liegen goldrichtig mit unserer Förderung.» Mit einem Zuschuss in Höhe von 900 Euro werden der Kauf und die Installation sogenannter Wallboxen unterstützt.


Preiswerte Arznei für alle: EU-Kommission mit neuer Pharma-Strategie

BRÜSSEL: Nach der Corona-Pandemie will die EU-Kommission Lücken in der europäischen Arzneimittelversorgung schließen. Gleichzeitig sollen neue Medikamente möglichst für alle Bürger zugänglich und erschwinglich bleiben. Das sind die Ziele einer umfassenden Pharma-Strategie, die die Kommission am Mittwoch vorlegte. Konkrete Gesetzgebungsvorschläge sollen folgen. Zu Beginn der Pandemie war deutlich geworden, wie abhängig Europa vom Import von Arzneien und Grundstoffen aus Asien ist. Zeitweise wurde vor Verschärfung von Engpässen in den Apotheken gewarnt. Die Kommission will deshalb die Pharmagesetzgebung überholen.


ADAC: Zweistelliger Sprung beim Spritpreis zum Jahreswechsel

MÜNCHEN: Noch tanken Autofahrer relativ günstig, doch zum Jahreswechsel erwartet der ADAC einen Sprung bei den Spritpreisen. Die gestiegenen Ölpreise haben an der Zapfsäule noch nicht durchgeschlagen, wie aus Zahlen des Verkehrsclubs hervorgeht. Demnach kostete ein Liter Super E10 am Dienstag im bundesweiten Tagesmittel 1,204 Euro. Das sind 0,7 Cent weniger als eine Woche zuvor. Diesel verteuerte sich minimal um 0,1 Cent auf 1,063 Euro. Der Ölpreis erreichte am Mittwoch den höchsten Stand seit März. Zudem werden laut ADAC zum Jahreswechsel zwei Effekte den Spritpreis nach oben treiben. Zum einen der CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne. Zum anderen endet die Mehrwertsteuersenkung. Durch diese Effekte sei von einem Anstieg von 10 bis 11 Cent pro Liter beim Sprit auszugehen.


Corona-Gipfel: Handel warnt vor strengeren Vorgaben zur Kundenzahl

BERLIN: Vor dem Corona-Gipfel der Bundesregierung hat der Handelsverband Deutschland (HDE) vor strengeren Vorgaben für die Kundenzahl in Geschäften gewarnt. Die von der Bundesregierung vorgeschlagene Regelung, nur noch einen Kunden pro 25 statt wie bisher pro zehn Quadratmetern Verkaufsfläche zuzulassen, könne zu langen Schlangen vor den Geschäften und «am Ende zu neuen Hamsterkäufen im Lebensmittelhandel führen», mahnte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Zudem sei es auch nicht im Sinne der Eindämmung der Pandemie, wenn viele Kunden vor den Geschäften wartend bei kalter Witterung eng beieinander stünden.


Zahl neuer Anträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA wächst erneut

WASHINGTON: Die Lage am US-Arbeitsmarkt hat sich inmitten der eskalierenden Corona-Pandemie erneut verschlechtert. In der Woche bis zum 21. November gab es 778.000 Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen Rückgang auf 730.000 Anträge erwartet. In der Woche davor waren es rund 748.000 Neuanträge gewesen, Anfang November lag deren Zahl noch bei etwa 700.000.

Die Daten vermitteln einen zeitnahen Eindruck der Lage auf dem Arbeitsmarkt in der weltgrößten Volkswirtschaft. Unmittelbar vor der Corona-Pandemie hatte die Zahl der Neuanträge meist bei rund 200.000 pro Woche gelegen. Die Arbeitslosenquote war im Oktober auf 6,9 Prozent zurückgegangen. Vor der Zuspitzung der Pandemie im März hatte die Arbeitslosenquote bei niedrigen 3,5 Prozent gelegen.

In der Woche bis 7. November erhielten nach Angaben des Arbeitsministeriums rund 20,5 Millionen Menschen eine Form von Arbeitslosenhilfe. Ein Jahr zuvor waren es in der gleichen Woche nur 1,5 Millionen Menschen gewesen.

Die Coronavirus-Pandemie ist in den USA weiterhin außer Kontrolle. Zuletzt gab es im Schnitt täglich fast 170.000 Neuinfektionen. Seit Beginn der Pandemie haben sich rund 12,6 Millionen der 330 Millionen Amerikaner mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert. Die Zahl der Todesopfer nach einer Infektion liegt bei rund 260.000.


Deutsche Bahn erzwingt Vertagung des Lkw-Kartell-Prozesses

MÜNCHEN: Die Deutsche Bahn hat im Münchner Schadenersatz-Prozess gegen die führenden europäischen Lkw-Hersteller einen Befangenheitsantrag gegen die Vorsitzende Richterin gestellt. Der Grund: Sie habe es abgelehnt, die für Donnerstag anberaumte Verhandlung wegen Corona zu vertagen, sagte eine DB-Sprecherin am Mittwoch. Das Landgericht muss nun erst einmal über den Befangenheitsantrag entscheiden und verlegte die mündliche Verhandlung um ein halbes Jahr auf den 21. Juni 2021.

Die DB Competition Claims GmbH hatte die Terminverlegung auf eine Zeit beantragt, «zu der sich die Pandemielage entspannt hat». Das Gericht habe als Alternative einer hybriden Verhandlung mit Videozuschaltung vorgeschlagen, aber das sei aus Sicht der DB für ein komplexes Verfahren mit 40 Personen und großem öffentlichen Interesse «völlig ungeeignet», sagte die Bahnsprecherin. Daher habe die Bahn einen Ablehnungsantrag gegen die Vorsitzende Richterin gestellt.

Damit sei eine Verlegung nun zwingend, sagte ein Gerichtssprecher. Eine andere Kammer am Landgericht müsse über den Befangenheitsantrag entscheiden. Gegen diese Entscheidung wäre wiederum Beschwerde beim Oberlandesgericht möglich.

Die Deutsche Bahn, die Bundeswehr und viele Speditionsunternehmen fordern von den Lastwagenherstellern 385 Millionen Euro Schadenersatz wegen überhöhter Preise. MAN, Daimler, DAF, Iveco und Volvo/Renault hatten sich von 1997 an jahrelang in einem Kartell ausgetauscht. Die EU-Kommission hatte den Lkw-Bauern deshalb fast vier Milliarden Euro Bußgeld aufgebrummt, aber die Frage offen gelassen, ob den Käufern der Lastwagen ein Schaden entstanden ist. Das Landgericht München hatte beim Prozessauftakt im Mai Bedenken geäußert, ob die Klage begründet ist.


Ifo: Exporterwartungen deutlich schlechter

MÜNCHEN: Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich der jüngsten Ifo-Unternehmensbefragung zufolge merklich verschlechtert. Der Index für die Exporterwartungen der Industrie fiel im November von plus 7,0 auf minus 2,1 Punkte. Die zweite Corona-Welle in vielen europäischen Ländern belaste das Exportgeschäft, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Mittwoch.

«Einen deutlichen Dämpfer beim künftigen Auslandsgeschäft musste die Automobilbranche verkraften», sagte Fuest. «Der Optimismus der vergangenen Monate ist verflogen.» Mit deutlichen Rückgängen beim Export rechne die Nahrungsmittelindustrie. Der Maschinenbau gehe eher von einer konstanten Entwicklung bei den Exportumsätzen aus, ebenso die Metallbranche. Zuwächse erwarteten hingegen die Chemische Industrie und die Elektrobranche.


EZB sieht mittelfristig wachsende Risiken für Unternehmen und Banken

FRANKFURT/MAIN: Europas Währungshüter mahnen die Regierungen bei ihren Corona-Hilfen zur Umsicht. Risiken für Unternehmen und Banken könnten sich sowohl im Falle einer zu frühen Beendigung der Milliardenunterstützung ergeben als auch dann, wenn die Hilfen zu lange aufrechterhalten würden.

In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht warnt die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer Zunahme von Risiken im Falle eines abrupten Endes der Unterstützungsmaßnahmen. Unternehmen könnten dann nach Einschätzung der Notenbank verwundbarer sein «als auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise» 2008/2009.

Zwar seien die Bilanzen der Banken im Euroraum heute solider als zur Zeit der Finanzkrise und die Kapitalpuffer der Institute sollten nach Einschätzung der EZB komfortabel bleiben, «um Verluste auszugleichen und die Kreditvergabe über einen längeren Zeitraum zu unterstützen». Dennoch könnte eine Welle von Firmenpleiten und Kreditausfällen infolge der Pandemie zur Belastung für die Branche werden.

«Die Rentabilität der Banken wird voraussichtlich schwach bleiben», stellte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos bei der Vorstellung des halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts der Notenbank am Mittwoch fest. Die Hilfsprogramme verlängerten wohl den Zeitraum, bis sich eine schwache Wirtschaftsleistung in Kreditausfällen widerspiegele.


Europäischer Nutzfahrzeugmarkt im Oktober leicht geschrumpft

BRÜSSEL: Die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen in Europa ist im Oktober etwas zurückgegangen. In der Europäischen Union (EU) gaben die Neuzulassungen im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent nach, wie der zuständige Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Im September hatten die Neuzulassungen zum ersten Mal im Corona-Jahr mit plus 13,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum kräftig zugelegt.

In Deutschland legten die Verkäufe zum Vorjahr um 9,4 Prozent zu, in Italien ging es um 7,4 Prozent bergauf. In Spanien dagegen brachen die Verkäufe um 8,3 Prozent ein, in Frankreich um 4,5 Prozent. Leichte Nutzfahrzeuge legten etwas zu, während schwere Lkw, Lieferwagen und Busse in den Absatzzahlen nachgaben.

Nach zehn Monaten sind die Neuzulassungen für Nutzfahrzeuge im laufenden Jahr um 22,2 Prozent abgesackt. Besonders kräftig ging es im März, April und Mai bergab, also nach dem Beginn der Pandemie.

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