Moskau droht mit Aus für Getreidedeal nach Pipeline-Explosion
MOSKAU: Russland hat der Ukraine einen Anschlag auf eine Ammoniakleitung vorgeworfen und deswegen mit dem Ende des Getreidedeals gedroht. «Am 5. Juni um 21 Uhr hat in der Ortschaft Masjutiwka im Gebiet Charkiw ein ukrainischer Aufklärungs- und Sabotagetrupp die Ammoniak-Pipeline «Togliatti - Odessa» gesprengt», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch. Das russische Außenministerium bezeichnete die Sprengung als «Schlag gegen den Getreidedeal». International gibt es Sorgen, dass mit dem Scheitern des Abkommens die Lebensmittelpreise steigen.
Ammoniak ist ein giftiges Gas, das zu Düngemitteln verarbeitet wird. Russland ist einer der größten Ammoniak-Produzenten und -Exporteure. Eine schon zu Sowjetzeiten gebaute Leitung von Togliatti an der Wolga in die südukrainische Hafenstadt Odessa wurde nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stillgelegt. Russland hat in den vergangenen Monaten mehrfach darauf gedrungen, die Wiederinbetriebnahme der Leitung zum Teil des Abkommens zu machen.
«Das Kiewer Regime hat nicht nur einfach physisch die Möglichkeit für Ammoniaklieferungen beseitigt, der Schlag wurde auch gegen die gemeinsamen Anstrengungen bei der Hilfe notleidender Länder und im Kampf gegen Hungersnöte geführt», kritisierte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Auch die Bemühungen von UN-Generalsekretär António Guterres, der Ammoniaklieferungen in den Getreidedeal integrieren wollte, seien sabotiert worden. Insgesamt werde das Abkommen dadurch entwertet.
Das im vorigen Sommer geschlossene Getreideabkommen beendete eine monatelange russische Seeblockade ukrainischer Schwarzmeerhäfen. Damit kann die Ukraine als einer der wichtigsten Getreideexporteure weltweit wieder Korn ausführen - wenn auch im beschränkten Umfang. Das Abkommen wurde mehrfach verlängert, zuletzt Mitte Mai um zwei Monate. Russland beklagt allerdings, dass Versprechungen über Erleichterungen russischer Agrarexporte in dem Zusammenhang nicht eingehalten wurden.
Baerbock besucht Kolumbien - Friedensprozess und Klima im Zentrum
CALI: Außenministerin Annalena Baerbock setzt ihre sechstägige Lateinamerikareise an diesem Donnerstag (16.30 Uhr) in Kolumbien fort. In Cali, der mit 2,5 Millionen Einwohnern drittgrößten Stadt des Landes, will die Grünen-Politikerin zunächst mit der kolumbianischen Vizepräsidentin Francia Márquez sprechen. Bei den politischen Gesprächen sollen der Friedensprozess im Land wie auch die Themen Klima und Frauenrechte im Vordergrund stehen. Kolumbien ist das viertgrößte Land Südamerikas und hat etwa 50 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.
Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Zwar hat sich die Sicherheitslage nach dem Friedensabkommen 2016 zwischen der Regierung und der größten Rebellengruppe Farc verbessert, allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert.
Am Abend (Ortszeit) wollte Baerbock das deutsch-kolumbianische Friedensinstitut Capaz besuchen und an einer Podiumsdiskussion zur feministischen Friedenspolitik und zum kolumbianischen Friedensprozess teilnehmen. Bei der Verleihung des Preises des deutsch-lateinamerikanisch-karibischen Frauennetzwerkes «Unidas» (deutsch: «Vereinigt») an Vizepräsidentin Márquez will Baerbock die Laudatio halten. «Unidas» wurde 2019 ins Leben gerufen. Es ist Bestandteil der Lateinamerika- und Karibik-Initiative des Auswärtigen Amts, bei der Baerbock die Schirmherrschaft hat.
Baerbock besucht in Kolumbien - Friedensprozess und Klima im Zentrum
CALI: Außenministerin Annalena Baerbock setzt ihre sechstägige Lateinamerikareise an diesem Donnerstag (16.30 Uhr) in Kolumbien fort. In Cali, der mit 2,5 Millionen Einwohnern drittgrößten Stadt des Landes, will die Grünen-Politikerin zunächst mit der kolumbianischen Vizepräsidentin Francia Márquez sprechen. Bei den politischen Gesprächen sollen der Friedensprozess im Land wie auch die Themen Klima und Frauenrechte im Vordergrund stehen. Kolumbien ist das viertgrößte Land Südamerikas und hat etwa 50 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.
Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Zwar hat sich die Sicherheitslage nach dem Friedensabkommen 2016 zwischen der Regierung und der größten Rebellengruppe Farc verbessert, allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert.
Am Abend (Ortszeit) wollte Baerbock das deutsch-kolumbianische Friedensinstitut Capaz besuchen und an einer Podiumsdiskussion zur feministischen Friedenspolitik und zum kolumbianischen Friedensprozess teilnehmen. Bei der Verleihung des Preises des deutsch-lateinamerikanisch-karibischen Frauennetzwerkes «Unidas» (deutsch: «Vereinigt») an Vizepräsidentin Márquez will Baerbock die Laudatio halten. «Unidas» wurde 2019 ins Leben gerufen. Es ist Bestandteil der Lateinamerika- und Karibik-Initiative des Auswärtigen Amts, bei der Baerbock die Schirmherrschaft hat.
Dax stagniert bei rund 16.000 Punkten
FRANKFURT/MAIN: Der Dax hat am Mittwoch seine moderaten Verluste vom Vormittag aufgeholt und sich zuletzt knapp unter der viel beachteten Marke von 16.000 Punkten behauptet. Am Nachmittag notierte der deutsche Leitindex 0,03 Prozent im Plus bei 15.997,52 Punkten. Der MDax stieg um 0,46 Prozent auf 27.226,59 Zähler. Der EuroStoxx 50 verharrte auf Vortagesniveau. Der Euro stieg über die Marke von 1,07 US-Dollar und wurde zuletzt zu 1,0715 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0683 (Montag: 1,0690) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9361 (0,9355) Euro. Am Rentenmarkt legte die Umlaufrendite von 2,37 Prozent am Vortag auf 2,41 Prozent zu. Der Rentenindex Rex fiel um 0,33 Prozent auf 125,45 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 0,19 Prozent auf 134,87 Zähler.
Netzagentur: Renditeplus soll für mehr Netz-Investitionen sorgen
BONN/BERLIN: Der für die Energiewende nötige Ausbau der Strom- und Gasnetze soll durch höhere Renditen der Netzbetreiber attraktiver werden. Um den Betreibern mehr Anreize für Investitionen zu bieten, will die Bundesnetzagentur die von ihr festgelegte Verzinsung des Eigenkapitals erhöhen. Sie soll 2024 bei 7,09 Prozent liegen und nur für Neuinvestitionen gelten, wie die Behörde am Mittwoch in Bonn berichtete. Derzeit liegt der Zinssatz bei 5,07 Prozent.
FDP: Keine «künstlichen Verzögerungen» beim Heizungsgesetz
BERLIN: SPD, Grüne und FDP suchen weiter nach Wegen, um das umstrittene «Heizungsgesetz» noch bis zur Sommerpause im Bundestag beschließen zu können. Die Liberalen betonten am Mittwoch in Berlin erneut den Grundsatz «Gründlichkeit vor Schnelligkeit». Eine Sprecherin der FDP sagte aber zugleich: «Künstliche Verzögerungen sollte es nicht geben.»
Bahn muss bei Verspätungen durch Notfälle nicht mehr zahlen
BERLIN: Bei Zugausfällen und -verspätungen müssen Bahnunternehmen in der EU keine Entschädigungen mehr zahlen, wenn außergewöhnliche Umstände der Grund sind. Das geht aus der neuen EU-Verordnung «über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnverkehr» hervor, die am Mittwoch in Kraft getreten ist.
Rückschlag für Chinas Wachstum: Exporte unerwartet stark eingebrochen
PEKING: Die schwache globale Nachfrage hat Chinas Exporte unerwartet stark einbrechen lassen. Die Ausfuhren sackten im Mai in US-Dollar berechnet um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ab, wie die Zollverwaltung am Mittwoch in Peking berichtete. Der Unterschied war besonders stark im Vergleich zum Vormonat, als noch ein Plus von 8,5 Prozent verzeichnet worden war. Der überraschend deutliche Rückgang des Außenhandels weckt neue Sorgen über die erhoffte konjunkturelle Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft.
Kommt jetzt die Trendwende bei den Lebensmittelpreisen?
DÜSSELDORF: Immer mehr Preise im deutschen Lebensmittelhandel geraten ins Rutschen. In dieser Woche kündigten Aldi, Edeka, Rewe und Co. dauerhafte Preissenkungen für zahlreiche Molkereiprodukte wie Milch, Quark, Sahne oder Joghurt an. Insgesamt würden über 50 Molkereiprodukte um bis zu 15 Prozent billiger, berichtete der Discounter Aldi. Die Kette Kaufland versprach sogar Preissenkungen bei mehr als 350 Molkereiprodukten. Schon im April waren von den großen Handelsketten die Preise für Butter und im Februar die Preise für Kaffee im Preiseinstiegsbereich gesenkt worden.
Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0717
FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Mittwoch gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0717 (Dienstag: 1,0683) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9331 (0,9361) Euro.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85970 (0,86103) britische Pfund, 149,42 (149,09) japanische Yen und 0,9704 (0,9698) Schweizer Franken fest.
Polen hält an Braunkohle-Tagebau in Turow fest
WARSCHAU: Polens Regierung hält am Betrieb des Braunkohle-Tagebaus Turow im Dreiländereck zu Deutschland und Tschechien fest, obwohl ein Gericht in Warschau einen Stopp angeordnet hat. «Wir werden bestimmt nicht zulassen, dass dieses Bergwerk geschlossen wird. Wir werden alles tun, damit es (...) bis zum Jahr 2044 normal funktionieren wird», sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki am Mittwoch bei einem Besuch in dem Tagebau. Kein Gericht werde Polen etwas diktieren, wenn es um die Energiesicherheit gehe.
In der vergangenen Woche hatte das Warschauer Verwaltungsgericht entschieden, dass der Abbau in Turow eingestellt werden müsse. Die von der zuständigen polnischen Behörde vorgelegten Dokumente zur Umweltverträglichkeit seien fehlerhaft, urteilte das Gericht. Geklagt hatten unter anderem die Stadt Zittau sowie die Umweltorganisation Greenpeace mit ihren Niederlassungen in Tschechien und Deutschland. Sie sahen die Folgen des Tagebau-Betriebs für die Nachbarländer nur unzureichend berücksichtigt.
Der umstrittene Tagebau liegt nur wenige Kilometer vom tschechischen Hradek nad Nisou und dem sächsischen Zittau entfernt. Polen hatte die Lizenz für das Bergwerk bis 2044 verlängert. In Tschechien wird befürchtet, dass durch den weiteren Betrieb der Grundwasserspiegel in der Region sinken und die Lärmbelästigung für die Bewohner der Grenzregion zunehmen könnte. Die deutsche Seite macht ebenfalls eine Absenkung des Grundwasserspiegels geltend und verweist zudem auf Schäden an Gebäuden als Auswirkung des Tagebaus.
Im Frühjahr 2021 hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) in einer einstweiligen Anordnung Stopp des Braunkohle-Abbaus verfügt. Polen kam dem jedoch nicht nach. Der Gerichtshof verhängte daher eine Geldstrafe von 500.000 Euro in den EU-Haushalt für jeden Tag, an dem Polen der Entscheidung nicht nachkommt.
SPD-Chef spricht mit Abgeordneten in Südkorea über Klimapolitik
SEOUL: Zum Auftakt seiner Gespräche in Südkorea hat sich der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil mit Abgeordneten des ostasiatischen Landes über den Klimaschutz und die Atompolitik ausgetauscht. Es habe ein großes Interesse der südkoreanischen Seite an der Frage gegeben, wie Deutschland die Energiewende schaffe, sagte eine SPD-Sprecherin am Mittwoch in der Hauptstadt Seoul. Hintergrund dafür sei das Ziel Deutschlands, bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen.
«Es ist sehr wichtig, dass wir einen gemeinsamen Weg zur Klimaneutralität und zur Rettung des Planeten finden müssen», sagte Klingbeil im Anschluss an das Treffen im Parlament vor südkoreanischen Journalisten. Dazu müssten auch Gespräche über erneuerbare Energie stattfinden, sagte der SPD-Chef. Seine Gesprächspartner waren Mitglieder des neugegründeten Sonderausschusses zur Bewältigung der Klimakrise.
Im Gegensatz zu Deutschland setzt Asiens viertgrößte Volkswirtschaft auch auf die Atomenergie, um CO2-neutral zu werden. Deutschland hatte im April den Atomausstieg vollzogen, indem die letzten drei verbliebenen Atomkraftwerke abgeschaltet wurden.
Südkorea ist nach China die zweite Station auf Klingbeils Reise. Am Mittwoch besuchte er auch die Zentrale des Smartphone-Weltmarktführers Samsung in Seoul. Am Donnerstag trifft der SPD-Chef Außenminister Park Jin, bevor er in die Mongolei fliegt. Die Reise steht im Zeichen der Neuausrichtung der sozialdemokratischen Außen- und Sicherheitspolitik. Er wird unter anderen von der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger begleitet, die die neue Asien-Beauftragte des SPD-Parteivorstands ist.
Besserer Verbraucherschutz in EU bei Finanzdienstleistungen im Netz
BRÜSSEL: Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU sollen beim Kauf von Finanzdienstleistungen im Internet künftig besser geschützt werden. Vertreter des Europäischen Parlaments und der EU-Länder verständigten sich in Brüssel auf neue Regeln beim Online-Abschluss etwa von Versicherungen, wie aus einer Mitteilung der Länder vom späten Dienstagabend hervorgeht. Demnach werde der Verbraucherschutz verbessert, zudem würden gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Anbieter von Finanzdienstleistungen geschaffen. Unter die neuen Vorschriften fallen auch Verträge, die etwa per Telefon abgeschlossen werden.
Wenn der Anbieter beispielsweise einen automatisierten Chat (Chatbot) als Hilfestellung benutzt, soll der Verbraucher das Recht haben, mit einem Menschen zu sprechen zu können, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Auch der Widerruf soll einfacher werden - zum Beispiel über eine Schaltfläche auf der Webseite, die einfach zu finden sein muss. Ziel dieser Rücktrittsfunktion sei es, die Verbraucher für ihre Rechte zu sensibilisieren und sicherzustellen, dass der Rücktritt von einem Vertrag nicht aufwendiger ist als der Abschluss. Diese Vorschrift soll künftig nicht nur für den Abschluss von Finanzdienstleistungen, sondern für alle Online-Verträge gelten.
Die EU-Staaten und das Parlament müssen die neuen Regeln noch bestätigen. Dies gilt als Formalie.
Russland: Mehr als 30 Tote nach Vergiftung mit gepanschtem Getränk
SAMARA: In Russland sind mehr als 30 Menschen an einer Vergiftung durch ein gepanschtes Alkoholmischgetränk gestorben. Das teilte das russische Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Es gebe insgesamt 90 bekannte Vergiftungsfälle in sechs Regionen des Landes, hieß es. Das russische Innenministerium teilte mit, dass das Getränk Spuren vom lebensgefährlichen Methylalkohol aufweisen soll.
Am Mittwoch wurden mehrere weitere Fälle in weiteren Regionen bekannt, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS meldete. Demnach tranken die Menschen ein alkoholhaltiges Mischgetränk mit dem Namen «Mister Sidr», das von einem Unternehmen in der russischen Stadt Samara produziert wurde.
Die russische Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor zog nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 37.000 Liter des Getränks aus dem Verkehr. Der für die Produktion verantwortliche Unternehmer wurde laut russischen Ermittlern am Montag festgenommen. Die Regierung in der zentralasiatischen Republik Kasachstan, die an die Region Samara grenzt, ordnete ebenfalls an, das Getränk aus dem Verkauf zu nehmen.
In Russland kommt es immer wieder zu schweren Vergiftungen mit Alkohol, weil etwa billiger Industriealkohol Getränken beigemischt wird. Nach Angaben der russischen Statistikbehörde Rosstat starben 2020 rund 10.200 Menschen an einer Alkoholvergiftung, das waren 3700 Menschen mehr als im Jahr 2019.
HWWI erwartet Rückgang der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr
HAMBURG: Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) rechnet in diesem Jahr in Deutschland mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5 Prozent. Erst im kommenden Jahr könnte die Wirtschaft mit 1,25 Prozent wieder merklich wachsen, wie das HWWI am Mittwoch in seiner Konjunkturprognose mitteilte. Voraussetzungen dafür seien jedoch keine weitere Verschärfung der Geldpolitik oder der geopolitischen Unsicherheiten.
Der Höhepunkt der Inflation sei inzwischen überschritten, gleichwohl sei der Anstieg der Verbraucherpreise mit 6,1 Prozent noch hoch. Etwa gesunkene Energie- und andere Rohstoffpreise ließen bis Ende des Jahres einen Rückgang der Inflationsrate auf unter 4 Prozent erwarten. Sie werde aber auch bis Ende des kommenden Jahres mit 2,5 Prozent noch nicht die 2-Prozent-Stabilitätsmarke erreichen.
Die Risiken für eine ungünstigere Entwicklung sind aus Sicht des HWWI erheblich. Die Europäische Zentralbank (EZB) stehe vor der Herausforderung, die Inflation weiter zu senken, gleichzeitig aber die Konjunktur nicht abzuwürgen. «Im Lichte der kräftigen Lohnsteigerungen werden aller Voraussicht nach im laufenden Jahr noch weitere Zinsschritte nötig sein, um das Ziel der Stabilisierung des Preisniveaus im nächsten Jahr zumindest annähernd zu erreichen», sagte der wissenschaftliche Direktor des HWWI, Prof. Michael Berlemann.
UN-Organisation: Staudamm-Zerstörung vernichtet wichtiges Getreide
BERLIN: Die Welternährungsorganisation (WFP) warnt nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine vor verheerenden Konsequenzen für hungernde Menschen weltweit. «Die massiven Überflutungen vernichten neu angepflanztes Getreide und damit auch die Hoffnung für 345 Millionen Hungerleidende auf der ganzen Welt, für die das Getreide aus der Ukraine lebensrettend ist», sagte der Leiter des Berliner WFP-Büros Martin Frick der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.
Nach der Zerstörung des Staudamms im Süden der Ukraine rechnet das ukrainische Agrarministerium ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit.
Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld an der Zerstörung des Stausees, beide Seiten sprechen von einem «Terroranschlag» und einer beispiellosen Katastrophe für die Umwelt.
Frick betonte: «Die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel befinden sich nach wie vor auf einem 10-Jahreshoch.» Die Zerstörung des Staudamms dürfe keine weiteren Preisexplosionen nach sich ziehen. «Noch mehr Leid können wir uns nicht leisten.»
OECD sieht langsame Erholung der Weltwirtschaft - Deutschland schwach
PARIS: Die Industriestaaten-Organisation OECD sieht die Weltwirtschaft auf einem langsamen Erholungskurs, der Ausblick für Deutschland bleibt aber verhalten. Hier werde die Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich stagnieren und 2024 um 1,3 Prozent wachsen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in Paris mit. Die hohe Inflation schmälere Einkommen und Ersparnisse, was den privaten Konsum dämpfe. Entscheidende Impulse für die Konjunkturbelebung liefere das Exportgeschäft: Die Lieferketten entspannten sich und der Auftragsbestand sei hoch.
Industrie weitet Produktion leicht aus
WIESBADEN: Die deutsche Industrie hat ihre Produktion zu Beginn des zweiten Quartals leicht ausgeweitet. Die Gesamtherstellung stieg im April zum Vormonat um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Bankvolkswirte hatten mit einem deutlicheren Zuwachs um 0,6 Prozent gerechnet. Der Rückgang im März fiel allerdings nicht ganz so kräftig aus wie zunächst befürchtet. Anstatt eines Rücksetzers um 3,4 Prozent ergibt sich nach neuen Zahlen ein Minus von 2,1 Prozent.
Das Bundeswirtschaftsministerium sprach von einer Stabilisierung der Produktion. Dazu passt, dass der mittelfristige Vergleich günstiger ausfällt als die kurzfristige Entwicklung. Im Dreimonatsvergleich bis April stieg die Produktion um 1,6 Prozent. Das Ministerium bleibt dennoch vorsichtig: Angesichts einer gedämpften Nachfrage und der zuletzt trüberen Unternehmensstimmung sei von einer nur verhaltenen Belebung der Industriekonjunktur auszugehen.
Im Detail fiel die Entwicklung im April durchwachsen aus. Die Warenherstellung der Industrie stieg nur geringfügig an. Das Baugewerbe weitete seine Aktivität hingegen deutlich aus, während die Energieherstellung zurückging. Innerhalb der Industrie wurden mehr Verbrauchsgüter, aber weniger Vorleistungs- und Investitionsgüter hergestellt. Die deutsche Industrie leidet seit längerem unter einer schwachen Entwicklung der Weltkonjunktur.
«Die Industrieproduktion kommt nicht vom Fleck», sagte Carolin Herweg von der Deutsche Industrie- und Handelskammer. Vor allem in energieintensiven Sektoren sei man weit vom Vorkrisenniveau entfernt. «Das anhaltend hohe Niveau der Energiepreise, steigende Zinsen, aber auch der Fachkräftemangel rücken den lang erhofften Nach-Corona-Aufschwung in die Ferne.»
Ölpreise geben leicht nach
SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Mittwoch im frühen Handel leicht nachgegeben. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 75,79 US-Dollar. Das waren 50 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung fiel um 48 Cent auf 71,26 Dollar.
Nach deutlichen Aufschlägen zum Wochenstart tendieren die Erdölpreise mittlerweile wieder schwächer. Belastet werden sie durch anhaltende Sorgen um die globale Konjunkturentwicklung. Am Mittwoch enttäuschten Wirtschaftszahlen aus China einmal mehr: Die Ausfuhren aus der Volksrepublik gingen im Mai kräftig zurück.
Zu Wochenbeginn hatte dagegen eine Ankündigung Saudi-Arabiens, die eigene Ölförderung im Juli zu drosseln, die Rohölpreise spürbar steigen lassen. Der Effekt war aber nicht von langer Dauer. Analysten weisen vor allem darauf hin, dass andere Länder des großen Ölverbunds Opec+ nicht mit eigenen Produktionskürzungen gefolgt seien.
IEA: Mehr Energieeffizienz zum Erreichen von Klimazielen nötig
VERSAILLES: Zum Erreichen der Klimaziele müssen aus Sicht der Internationalen Energieagentur (IEA) die Fortschritte bei der Energieeffizienz bis zum Jahr 2030 verdoppelt werden. So ließen sich das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad in Reichweite halten und die Energieversorgung gleichzeitig sicherer und erschwinglicher machen, teilte die IEA am Mittwoch anlässlich einer Konferenz in Versailles mit. Demnach könne eine Steigerung der jährlichen Fortschritte bei der Energieeffizienz von heute 2,2 Prozent auf über 4 Prozent bis 2030 zu einer entscheidenden Verringerung der Treibhausgasemissionen führen.