Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Leute stehen am Strand von Pingtan in der Provinz Fujian. Foto: epa/Alex Plavevski
Leute stehen am Strand von Pingtan in der Provinz Fujian. Foto: epa/Alex Plavevski

Chinas Erholung überraschend verlangsamt

PEKING: Die wirtschaftliche Erholung in China hat sich verlangsamt. Wichtige konjunkturelle Frühindikatoren fielen im Mai schlechter als erwartet aus. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) im herstellenden Gewerbe ging schon den zweiten Monat in Folge zurück und fiel von 49,2 auf 48,8 Punkte, wie das chinesische Statistikamt am Mittwoch in Peking mitteilte.

Ein Wert unterhalb der 50-Punkte-Grenze deutet auf eine Kontraktion hin. Der Index für das Dienstleistungsgewerbe blieb zwar im expansiven Bereich, fiel aber auch von 56,4 auf 54,5 Punkte, wie das Statistikamt berichtete. Beide Frühindikatoren lagen damit unter den Vorhersagen von Experten.

Die Gründe für die Abkühlung der zweitgrößten Volkswirtschaft im zweiten Quartal sind vielfältig: Das Exportwachstum hat sich verschlechtert. Die Erholung des angeschlagenen Immobilienmarktes fällt schwächer aus. Auch hat die Regierung die Infrastrukturausgaben verlangsamt. Unternehmen leiden unter sinkenden Gewinnen und wachsenden politischen Spannungen mit den USA und deren Verbündeten.

Nach dem Ende der strikten Corona-Politik strebt die chinesische Regierung in diesem Jahr einen wirtschaftlichen Aufschwung an. Im ersten Quartal lag das Wirtschaftswachstum bei 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr hat die Führung ein Wachstumsziel von «rund fünf Prozent» ausgegeben.


Selenskyj: Getreide-Abkommen ist wichtig für ganze Welt

ODESSA: Bei einem Besuch in der Hafenstadt Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Relevanz des kürzlich verlängerten Getreide-Abkommens unterstrichen. «Die Welt weiß um die fundamentale Rolle maritimer Getreideexporte für die Lebensmittelsicherheit», sagte Selenskyj am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache mit Blick auf die Vereinbarung mit Russland, die unter internationaler Vermittlung zustande kam.

«Alle Staaten mit Meerzugang auf der Welt können nun sehen, was ihren Häfen und ihren Gewässern drohen könnte, wenn Russland mit der Blockade des Schwarzen Meeres durchkommt», fügte der ukrainische Staatschef hinzu.

Im Zuge seines Anfang 2022 begonnenen Angriffskriegs hatte Russland die Getreideexporte des Nachbarlandes monatelang blockiert. Im Sommer 2022 wurde dann unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei ein Abkommen zwischen den beiden Kriegsparteien geschlossen, infolge dessen wieder ukrainisches Getreide verschifft wurde. Zuletzt wurde es Mitte Mai für weitere zwei Monate verlängert - verbunden mit der Forderung Moskaus, die eigenen Exporte nun auch zu erleichtern.

Die Ukraine wirft Russland immer wieder vor, die Verschiffung ihres Getreides trotz des Abkommens zu behindern. Moskau wiederum beschwert sich, die zugesagten Sanktionslockerungen würden nicht ausreichend umgesetzt.


Europaparlament stimmt Position zu EU-Lieferkettengesetz ab

BRÜSSEL: Das Europaparlament stimmt an diesem Donnerstag (ab 11.00 Uhr) in Brüssel über seine Position zum geplanten EU-Lieferkettengesetz ab. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass große Firmen in der EU für Kinder- oder Zwangsarbeit sowie für Umweltverschmutzung ihrer internationalen Lieferanten verantwortlich gemacht werden sollen.

Ende des vergangenen Jahres hatten sich die EU-Staaten bereits auf ihre Position geeinigt. Parlament und Mitgliedstaaten müssen sich nach der Abstimmung am Donnerstag noch auf einen gemeinsamen Kompromiss einigen. Die Vorschriften könnten strenger ausfallen als das ab 2023 geltende deutsche Lieferkettengesetz.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0683

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Mittwoch gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0683 (Dienstag: 1,0744) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9361 (0,9308) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86405 (0,86365) britische Pfund, 149,13 (150,01) japanische Yen und 0,9724 (0,9690) Schweizer Franken fest.


Bahngewerkschaft EVG stellt weitere Warnstreiks in Aussicht

BERLIN: Die Gewerkschaft EVG hat im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn weitere Warnstreiks in Aussicht gestellt. Einen konkreten Zeitraum nannte die Gewerkschaft zunächst nicht. «Wir werden das beraten mit unseren Kolleginnen und Kollegen», sagte Verhandlungsführer Kristian Loroch am Mittwoch. Die Tarifkommission werde über entsprechende Vorschläge in den kommenden Tagen beraten.

Damit spitzt sich der Tarifkonflikt für rund 180.000 Beschäftigte bei der Bahn zu. Die EVG hatte am späten Dienstagabend das jüngste Angebot des Konzerns abgelehnt und zu kurzfristigen Verhandlungen für diesen Mittwoch aufgerufen. Die Bahn lehnte weitere Gespräche vorerst ab. «Das ist im Moment sinnlos, weil die EVG sich keinen Millimeter bewegt», kritisierte Personalvorstand Martin Seiler. Das Unternehmen wolle nun die Lage bewerten und in den Gremien über weitere Schritte beraten.


Bahn will in Tarifstreit kein weiteres Angebot vorlegen

BERLIN: Die Deutsche Bahn will im Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft EVG vorerst nicht nachlegen. «Es macht keinen Sinn, ein weiteres Angebot rauszulegen», sagte Personalvorstand Martin Seiler am Mittwoch. Es sei nicht sinnvoll, gegen sich selbst zu bieten. Die EVG müsse jetzt signalisieren, dass sie sich von ihrer Ursprungsforderung in Richtung Kompromiss bewege. Für ein solches Signal sei er jederzeit erreichbar. «Mein Handy ist an, ich bin ansprechbar. Sobald ein entsprechendes Signal kommt, bin ich auch bereit, wieder zu sprechen», sagte Seiler.

Die EVG hatte am späten Dienstagabend das aktuelle Angebot der Deutschen Bahn zu Tariferhöhungen für gut 180.000 Beschäftigte zurückgewiesen. «Wesentliche Punkte unserer Forderungen sind weiterhin nicht erfüllt», teilte Verhandlungsführer Kristian Loroch mit und forderte die Bahn auf, ihr Angebot nachzubessern.

Die Bahn hat für die Beschäftigten stufenweise ein Plus von zwölf Prozent bei den unteren Lohngruppen in Aussicht gestellt. Insgesamt zehn Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen und acht Prozent die oberen. Die erste Erhöhung soll demnach noch in diesem Jahr kommen. Hinzu kommt eine ebenfalls stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2850 Euro, die steuer- und abgabenfrei ab Juli in zwei Schritten gezahlt werden soll. Die Laufzeit soll zwei Jahre betragen.

Die Gewerkschaft fordert hingegen einen Festbetrag von mindestens 650 Euro im Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen ein Jahr betragen. Einmalzahlungen lehnte die EVG bislang strikt ab.


Deutsche Einfuhrpreise fallen so stark wie seit 2009 nicht mehr

WIESBADEN: Die Preise von nach Deutschland importierten Gütern sind im April kräftig gesunken. Die Einfuhrpreise fielen zum Vorjahresmonat um 7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Oktober 2009. Im März waren die Importpreise erstmals seit längerer Zeit wieder gesunken, nachdem sie sich im vergangenen Sommer um zeitweise mehr als 30 Prozent verteuert hatten. Auslöser waren der Ukraine-Krieg und erhebliche Verspannungen im Welthandel.

Den nun starken Preisrückgang erklärt das Bundesamt mit einem Basiseffekt: Weil die Preise im Vorjahr besonders stark stiegen, fällt der aktuelle Vergleich mit dem damals hohen Preisniveau vergleichsweise niedrig aus. So verbilligten sich die Energieeinfuhren zum Vorjahresmonat um 31,8 Prozent. Vorleistungsgüter waren 6,5 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor. Konsum- und Investitionsgüter verteuerten sich hingegen weiter.

Die Einfuhrpreise beeinflussen auch die Verbraucherpreise, an denen die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik ausrichtet. Im Kampf gegen die Inflation hat die EZB ihre Leitzinsen deutlich angehoben. Details zu den Verbraucherpreisen im Mai veröffentlicht das Bundesamt am Mittwoch (14.00 Uhr).


Ölpreise geben nach

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Mittwoch im frühen Handel ihre Vortagsverluste leicht ausgeweitet. Am Morgen kostete ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 73,35 Dollar. Das waren 19 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 35 Cent auf 69,11 Dollar.

Schwache Konjunkturdaten aus China machten sich bemerkbar. Auf den Finanz- und Rohstoffmärkten richten sich die Blicke auch weiter in Richtung USA. Über den unlängst erzielten Kompromiss im Schuldenstreit soll am Mittwoch im Repräsentantenhaus debattiert und anschließend abgestimmt werden. Die Ölpreise waren durch die Zuspitzung des Konflikts über die gesetzliche Schuldengrenze belastet worden.


Euro fällt unter 1,07 Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro ist am Mittwochmorgen unter die Marke von 1,07 Dollar gefallen.

Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,0695 Dollar, nachdem sie in der Nacht zuvor noch bei rund 1,0730 Dollar notiert hatte. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,0744 Dollar festgesetzt. Zur Wochenmitte dürften am Markt Inflationsdaten aus Deutschland Beachtung finden, da sie für die Geldpolitik der EZB von Bedeutung sind.

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