Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Collage: DER FARANG
Collage: DER FARANG

Bundesanwaltschaft ermittelt bei Nord Stream weiter gegen unbekannt

KARLSRUHE: Im Fall der mysteriösen Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 hat die Bundesanwaltschaft noch keine konkreten Tatverdächtigen im Blick. «Unser Verfahren richtet sich weiterhin gegen unbekannt», sagte Generalbundesanwalt Peter Frank am Mittwoch beim Jahrespressegespräch seiner Behörde in Karlsruhe. Die Auswertung der in einem Schiff sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an. Die Identität der Täter und deren Motive seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen. «Belastbare Aussagen hierzu, insbesondere zur Frage der staatlichen Steuerung, können derzeit nicht getroffen werden.»

Ende September waren nach Explosionen nahe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines von Russland nach Deutschland entdeckt worden. Die schwedischen Sicherheitsbehörden hatten im November festgestellt, dass es sich um schwere Sabotage gehandelt habe - ohne jedoch einen Schuldigen zu benennen.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt seit vergangenem Oktober wegen des Verdachts der vorsätzlichen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und der verfassungsfeindlichen Sabotage. Im Rahmen ihrer Ermittlungen hat sie vom 18. bis 20. Januar ein verdächtiges Schiff durchsuchen lassen.


Präsident Maduro besetzt wichtiges Ölministerium in Venezuela neu

CARACAS: Wegen einer Reihe von Korruptionsfällen hat Venezuelas Präsident Nicolás Maduro die Spitze des wichtigen Ölministerium in dem südamerikanischen Land neu besetzt. «Ich habe mich mit dem Präsidenten von PDVSA, Ingenieur Pedro Tellechea, getroffen und ihn im Rahmen des Transformationsprozesses, den die Branche durchläuft, zum neuen Erdölminister ernannt», schrieb Maduro auf Twitter in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit).

Vorgänger Tareck El Aissami hatte am Montag überraschend seinen Posten aufgrund der eingeleiteten Ermittlungen wegen schwerwiegender Korruptionsfälle bei PVSDA geräumt. Weitere Menschen wurden im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen «Verschwinden» von drei Milliarden Dollar aus der Ölindustrie festgenommen, wie die venezolanische Zeitung «El Nacional» berichtete.

Venezuela ist eines der Länder mit den größten Ölreserven der Welt, weshalb das Ölministerium eine wichtige Bedeutung hat. Das südamerikanische Land steckt aber in einer schweren wirtschaftlichen, politischen und humanitären Krise. Wegen Sanktionen seitens der USA, Misswirtschaft und Korruption ist das Benzin knapp. Mehr als sieben Millionen Menschen haben das Land nach UN-Angaben wegen Armut und Gewalt verlassen. Der Oppositionsführer und selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó hatte versucht, den autoritär regierenden Maduro aus dem Amt zu drängen. Letzterer sitzt fest im Sattel, auch weil er Militär und Polizei auf seiner Seite hat.


Bundeswirtschaftsminister Habeck reist nach Dänemark

BERLIN/KOPENHAGEN: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bricht am Donnerstag zu einem zweitägigen Besuch nach Dänemark auf.

Auf dem Programm stehen politische Gespräche mit dem dänischen Klima- und Energieminister sowie dem Industrieminister über Themen der Energie-, Klima- und Wirtschaftspolitik. Die neue dänische Regierung ist seit Dezember 2022 im Amt. Habeck will außerdem Unternehmensstandorte besichtigen sowie Vertreter der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft treffen.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0785

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Mittwoch gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0785 (Dienstag: 1,0776) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9272 (0,9280) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87925 (0,88033) britische Pfund, 143,13 (142,63) japanische Yen und 0,9960 (0,9970) Schweizer Franken fest.


Verbraucherschützer pochen auf staatliche Zuschüsse für Reparaturen

BRÜSSEL: Verbraucherschützer fordern mehr Unterstützung vom Staat für Reparaturen von Geräten wie Kaffeemaschinen und Handys. Die Einführung eines bundesweiten Reparaturbonus für alle Elektronikgeräte würde nicht nur helfen, Berge von Elektroschrott zu reduzieren, teilte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mit. Ressourcen und Klima würden geschützt und Bürger in Zeiten steigender Preise entlastet. Im März 2022 hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ein Förderprogramm Reparieren statt Wegwerfen angekündigt.


Netzagentur zufrieden mit stabilem Stromnetz im Winter

BONN: Die Bundesnetzagentur hat in Sachen Stromnetz-Stabilität eine positive Bilanz des Winters 2022/2023 gezogen. «In den Stromnetzen war der Winter insgesamt ruhig», sagte Behördenpräsident Klaus Müller der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. «Die Herausforderungen im Stromnetzbetrieb gingen nicht über das hinaus, was auch in anderen Winterhalbjahren an der Tagesordnung war.» Auch auf schwierige Szenarien seien die Übertragungsnetzbetreiber sehr gut vorbereitet gewesen.


Hamburger Hafen wegen Warnstreiks für große Schiffe gesperrt

HAMBURG: Der Hamburger Hafen ist wegen des angekündigten Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi für große Schiffe gesperrt worden. Seit Mittwochvormittag könnten lotsenpflichtige Schiffe Deutschlands größten Hafen weder anlaufen noch verlassen, teilte die Hafenverwaltung HPA am Mittwoch mit. Verdi hat die Beschäftigten der Hafenverwaltung von Mittwoch 17.30 Uhr bis Freitag 6.00 Uhr zu einem Warnstreik aufgerufen.


Spritpreise sinken - Niveau wie bei Kriegsbeginn

MÜNCHEN: Tanken ist in Deutschland wieder billiger geworden. Nach mehreren Wochen schwankender Werte haben die Spritpreise zuletzt deutlich nachgegeben, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Daten des ADAC hervorgeht. Ein Liter Superbenzin der Sorte E10 kostete demnach tags zuvor im bundesweiten Durchschnitt 1,735 Euro. Das waren 2,7 Cent weniger als vor Wochenfrist. Diesel verbilligte sich um 2,6 Cent auf 1,695 Euro je Liter, dies war laut ADAC der tiefste Wert seit dem Jahresbeginn.


Bericht: Mehr als 400 Milliarden für Wiederaufbau der Ukraine nötig

WASHINGTON: Der Krieg in der Ukraine hat allein innerhalb seines ersten Jahres einen Schaden von mindestens 135 Milliarden US-Dollar (rund 125 Mrd Euro) verursacht. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der ukrainischen Regierung, der Weltbank und der Europäischen Kommission hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Die am stärksten betroffenen Sektoren sind demnach die Bereiche Wohnen (38 Prozent), Verkehr (26 Prozent) und Energie (8 Prozent). Als Grundlage für die Berechnungen wurde der Zeitraum vom Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 bis zum 24. Februar 2023 herangezogen. Die finanziellen Verluste durch den Krieg in diesem Zeitraum werden mit 290 Milliarden US-Dollar (rund 269 Mrd Euro) angegeben.

Die Kosten für Wiederaufbau und die Erholung der von Russland angegriffenen Ukraine werden mit Stand vom 24. Februar 2023 auf mindestens 411 Milliarden US-Dollar (rund 381 Mrd Euro) geschätzt. Dabei handelt sich um das 2,6-fache des geschätzten Bruttoinlandprodukts für das Jahr 2022. Dieser für das kommende Jahrzehnt geschätzte Bedarf berücksichtigt dem Bericht zufolge die Inflation, Marktbedingungen oder auch höhere Versicherungsprämien. Der größte Bedarf wird in den Bereichen Verkehr (22 Prozent), Wohnen (17 Prozent), Energie (11 Prozent) geschätzt.

Für das Jahr 2023 wird der Bedarf für den vorrangigen Wiederaufbau auf mindestens 14 Milliarden US-Dollar (rund 13 Mrd Euro) beziffert. Dabei geht es um die dringendsten Bedürfnisse wie die Wiederherstellung von Energie, Wohnraum, kritischer und sozialer Infrastruktur oder grundlegender Dienstleistungen. «Die Höhe des Schadens- und Sanierungsbedarfs umfasst derzeit keine Daten über den Verlust von Infrastruktur, Wohnraum und Unternehmen in den besetzten Gebieten», sagte Regierungschef Denys Schmyhal. Das Bruttoinlandsprodukt der Ukraine sank laut Bericht 2022 um 29,2 Prozent - die Armut stieg von 5,5 Prozent auf 24,1 Prozent.


Verband: Lieferketten mit China lassen sich nur schwer umstellen

ESCHBORN: Deutsche Unternehmen reagieren nach Einschätzung des Beschaffungsverbands BME auf die geopolitischen Spannungen mit China, haben aber Probleme bei der Neuausrichtung ihrer Lieferketten. «Die Entwicklung neuer Beschaffungsmärkte außerhalb Chinas ist für Einkaufsorganisationen aufwendig und teuer», sagte Riccardo Kurto, Leiter des China-Büros des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), am Mittwoch. «Unternehmen wägen genau ab, ob sich das lohnt.» Als Alternativen zu China seien Länder aus Südostasien wie Vietnam, aber auch Indien und Staaten in Osteuropa gefragt. Nicht alle dieser Länder böten jedoch politische Stabilität.

Kurto sprach sich für mehr Realismus im Umgang mit China aus. Manche Firmen erwirtschafteten 30 bis 40 Prozent ihres operativen Gewinns dort. Beschaffungen aus der Volksrepublik könnten nur mittel- bis langfristig aus anderen Regionen ersetzt werden. «Bei einer Rückverlagerung nach Europa ist mit deutlichen Preissteigerungen zu rechnen», erklärte der Verband, der rund 9750 Unternehmen vertritt.

Angesichts geopolitischer Spannungen läuft eine Debatte über die engen Handelsbeziehungen deutscher Unternehmen mit China. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Kanzler Olaf Scholz (SPD) haben als Lehre aus dem russischen Krieg gegen die Ukraine dafür plädiert, einseitige Abhängigkeiten zu reduzieren. Deutsche Firmen sollten sich stattdessen breiter in Asien aufstellen.

Unternehmen beschäftigten sich mit Strategien, um Abhängigkeiten von China zu senken - eine komplette Umkehr sei aber für die wenigsten eine Option, so der BME. Laut einer Umfrage unter 46 Mitgliedsfirmen des BME-Expertenkreises China ersetzen 14 Prozent die Beschaffung aus dem Land durch Lieferungen aus anderen Regionen, 37 Prozent tun das teilweise, 26 Prozent gar nicht. Drei Viertel der Firmen sehen China als verlässlichen Partner bei der Versorgung, auch weil sich mit dem Ende der Null-Covid-Politik Lieferkettenprobleme abgeschwächt haben.


Wirecard-Prozess: Verteidiger will Staatsanwalt als Zeugen

MÜNCHEN: Im Münchner Wirecard-Prozess will die Verteidigung des angeklagten Ex-Vorstandschefs Markus Braun einen Staatsanwalt als Zeugen vernehmen lassen. Das beantragte Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm am Mittwoch. Damit wollen die Anwälte ihren Vorwurf untermauern, die Ermittlungsbehörde habe einseitig und schlampig zu Lasten Brauns ermittelt.

Dierlamm warf der Staatsanwaltschaft vor, dem mitangeklagten Kronzeugen Oliver Bellenhaus zu Beginn des Ermittlungsverfahrens im Juli 2020 Vorteile in Aussicht gestellt zu haben - im Gegenzug für Anschuldigungen gegen Braun und zwei andere Wirecard-Spitzenmanager.

Demnach soll die Staatsanwaltschaft Bellenhaus in einem nicht in den Akten dokumentierten Vorgespräch auf die Rolle des Kronzeugen im Siemens-Korruptionsverfahren aufmerksam gemacht haben. «Es wurde ausdrücklich erwähnt, dass dieser Kronzeuge mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe davongekommen sei», sagte Dierlamm. Die Staatsanwaltschaft soll Bellenhaus ausdrücklich bedeutet haben, seine Aussage müsse «weitere Personen» belasten, inklusive Brauns. Dazu soll nun ein damals beteiligter Staatsanwalt als Zeuge vor Gericht aussagen. Die Staatsanwaltschaft hatte in der Vergangenheit Vorwürfe der Verteidiger Brauns zurückgewiesen.


EU-Kommission will Mindeststandards für grüne Angaben auf Produkten

BRÜSSEL: Mit neuen Regeln zu grünen Werbeversprechen will die EU-Kommission Verbraucherinnen und Verbrauchern zuverlässige Informationen zur Nachhaltigkeit von Produkten bieten. Wie aus einem am Mittwoch vorgelegten Gesetzesvorschlag der Brüsseler Behörde hervorgeht, sollen Unternehmen bei Angaben zur Klimafreundlichkeit künftig Mindeststandards einhalten müssen.

«Grüne Behauptungen sind überall: meeresfreundliche T-Shirts, kohlenstoffneutrale Bananen, bienenfreundliche Säfte, 100 Prozent CO2-kompensierte Lieferungen und so weiter. Leider werden diese Behauptungen viel zu oft ohne jeden Beweis und ohne jede Rechtfertigung aufgestellt», sagte Kommissionsvize Frans Timmermans.

Mit dem Vorschlag bekämen Verbraucher Gewissheit, «dass etwas, das als grün verkauft wird, auch wirklich grün ist», sagte Timmermans. So sollen entsprechende Angaben unabhängig geprüft und wissenschaftlich belegt werden. Dabei geht es nicht um Pflichtangaben, sondern um freiwillige Aussagen von Unternehmen zu Produkten und Dienstleistungen. Einer Studie der Behörde von 2020 zufolge waren mehr als die Hälfte der Angaben über die Klimafreundlichkeit von Waren vage, irreführend oder unbegründet.

Bevor die neuen Regeln in Kraft treten können, müssen noch das Europäische Parlament und die EU-Staaten darüber verhandeln.


Krisen lassen Beratungsfirma Boston Consulting Group florieren

MÜNCHEN: Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) macht in Krisenzeiten gute Geschäfte. Im vergangenen Jahr hat die in 50 Ländern vertretene US-Firma ihren währungsbereinigten Umsatz um 11 Prozent auf 11,7 Milliarden Dollar gesteigert. Dies teilte die deutsche Tochtergesellschaft am Mittwoch in München mit.

Die Geschäftsregion «Central Europe», zu der die deutschsprachigen Länder sowie Osteuropa gehören, wuchs demnach überdurchschnittlich. Details zu den regionalen Geschäftszahlen nannte BCG nicht. Stark gefragt gewesen sei vor allem Expertise zu Energiethemen, zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen und zur Digitalisierung.

BCG expandiert seit einigen Jahren, die weltweite Belegschaft wuchs im vergangenen Jahr von rund 25.000 auf 30.000 Beschäftigte. In diesem Jahr will die Beratung im deutschsprachigen Raum eine vierstellige Zahl neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen.


Wirtschaftsweise sehen Finanzmarktstabilität nicht gefährdet

BERLIN: Die Wirtschaftsweisen halten die Stabilität der Finanzmärkte vor dem Hintergrund der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor nicht für gefährdet. Die Lage sei eine ganz andere als bei der Finanzkrise 2008, sagte Ulrike Malmendier vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am Mittwoch in Berlin. Der Interbanken-Markt funktioniere gut, die Versorgung der Realwirtschaft mit Krediten sei gesichert.


Inflation in Großbritannien steigt wieder

LONDON: In Großbritannien hat sich die Inflation im Februar wieder verstärkt. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise um 10,4 Prozent, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Analysten hatten dagegen im Schnitt einen Rückgang von 10,1 Prozent im Januar auf 9,9 Prozent erwartet. An den Finanzmärkten legte das britische Pfund nach den Daten zu. Im vergangenen Oktober war die Teuerung mit 11,1 Prozent auf den höchsten Stand seit gut vier Jahrzehnten gestiegen. Seither ist die Inflation leicht gesunken.


Bundesbankchef Nagel: EZB ist mit Zinsanhebungen noch nicht am Ende

LONDON: Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Joachim Nagel noch nicht am Ende ihres Zinsanhebungskurses angelangt. Es liege noch ein Stück Weg vor der Notenbank, sagte Nagel in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der britischen Wirtschaftszeitung «Financial Times». Zugleich räumte Nagel ein, dass sich die Zinsen dem restriktiven Bereich näherten. Darunter verstehen Ökonomen ein Niveau, ab dem die Zinsen die wirtschaftliche Aktivität bremsen.

Nagel unterstrich, dass die EZB Rufen nach baldigen Zinssenkungen widerstehen müsse, wenn der Zinsgipfel erst einmal erreicht sei. Ansonsten drohe die hohe Teuerung wieder aufzuflammen. «Unser Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei», sagte der Bundesbankchef, der im geldpolitischen Rat der EZB sitzt.

Die EZB hatte ihre Leitzinsen in der vergangenen Woche erneut deutlich um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Für den weiteren Kurs gab sie sich angesichts der jüngsten Bankturbulenzen aber offener als bisher.


Ex-Premiers Johnson und Truss gegen Nordirland-Vereinbarung mit EU

LONDON: Die beiden britischen Ex-Premierminister Boris Johnson und Liz Truss haben ihr Nein zur Vereinbarung mit der EU über neue Brexit-Regeln für Nordirland angekündigt. «Die vorgeschlagenen Vereinbarungen würden entweder bedeuten, dass Nordirland von der EU-Rechtsordnung gefangen bleibt - und zunehmend vom Rest des Vereinigten Königreichs abweicht», sagte Johnson am Mittwoch der Zeitung «Telegraph». Oder das gesamte Vereinigte Königreich könne nicht vom Brexit profitieren. «Das ist inakzeptabel», so der ehemalige Parteichef der Konservativen.

Die Nachrichtenagentur PA berichtete aus dem Umfeld von Johnsons unmittelbarer Nachfolgerin, dass auch Truss am Mittwoch im Unterhaus gegen die Vereinbarung stimmen werde. Begründet wurde dies damit, dass sich die neue Regelung «nahezu fatal» auf Großbritanniens Möglichkeiten auswirke, von EU-Regularien abzuweichen. Das Unterhaus in London entscheidet am Nachmittag über die Vereinbarung, die erst nach jahrelangen Debatten zustande kam.

Mit ihrem Nein stellen sich sowohl Johnson als auch Truss gegen Premierminister Rishi Sunak, der sie auch als Parteichef beerbt hatte. Das neue Abkommen soll den Handel zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs einfacher machen. Das ursprünglich im Zuge des Brexits ausgehandelte Nordirland-Protokoll sieht eine Zollgrenze in der Irischen See vor. Damit sollen Grenzkontrollen zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland verhindert werden, um ein Aufflammen alter Konflikte in der Bürgerkriegsregion zu verhindern. Doch die Regelung brachte Schwierigkeiten mit sich, etwa beim Versenden von Päckchen oder dem Mitführen von Haustieren.

Johnson hatte das völkerrechtlich bindende Nordirland-Protokoll selbst unterzeichnet, aber schon bald die Vereinbarung kritisiert. Außer ihm wollen noch weitere konservative Abgeordnete gegen die neue Vereinbarung stimmen, die Sunak mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen ausgehandelt hatte. Die Regierung erwartet etwa 20 Abweichler aus den eigenen Reihen.


Dax vor Zinsentscheidung in USA robust

FRANKFURT/MAIN: Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Mittwoch weiter stabil gezeigt. Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank am Abend deutscher Zeit legte der Leitindex Dax um 0,39 Prozent auf 15.255,05 Punkte zu. In der Breite blieben Anleger aber vorsichtig. So ging es für den MDax um 0,46 Prozent auf 26.894,29 Zähler bergab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,3 Prozent zu. In New York starteten die Börsen kaum verändert in den Handel.


Euro notiert vor Fed-Entscheid stabil unter 1,08 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Mittwochmorgen stabil unter der Marke von 1,08 US-Dollar notiert. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,0770 Dollar und damit in etwa so viel wie am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Dienstagnachmittag auf ein ähnliches Niveau von 1,0776 Dollar festgesetzt.

An den Finanzmärkten rückt zur Wochenmitte die US-Geldpolitik in den Mittelpunkt. Am Abend gibt die amerikanische Zentralbank Federal Reserve ihre Zinsentscheidung bekannt. Bankvolkswirte rechnen überwiegend mit einer weiteren Straffung um 0,25 Prozentpunkte. Ein Stillhalten kann aufgrund der jüngsten Bankturbulenzen aber nicht ausgeschlossen werden. Als unwahrscheinlich gilt mittlerweile eine kräftigere Anhebung, wie sie Fed-Chef Jerome Powell vor der Unruhe an den Märkten in Aussicht gestellt hatte.


Verband: Kosten für britische Energieimporte verdoppelt

LONDON: Die Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine und die höhere weltweite Nachfrage haben 2022 die Kosten für britische Energieimporte mehr als verdoppelt. Insgesamt habe das Vereinigte Königreich 117 Milliarden Pfund (132,6 Mrd Euro) - und damit etwa 4200 Pfund je Haushalt - für Öl, Gas, Strom und andere Energieträger aus dem Ausland bezahlt, teilte der Verband Offshore Energies UK (OEUK) am Mittwoch mit. Davon wurden 63 Milliarden Pfund für Rohöl, Benzin, Diesel und andere ölbasierte Kraftstoffe fällig und 49 Milliarden Pfund für Gas. 2021 zahlte Großbritannien insgesamt noch 54 Milliarden Pfund für Energie aus dem Ausland.

Auch die schwache britische Konjunktur und der schlechte Pfund-Kurs hätten zu den steigenden Kosten beigetragen, hieß es in dem Bericht. So wird Öl in US-Dollar gehandelt. Allein die Einfuhren aus Norwegen seien seit 2019 um mehr als das Dreifache auf 41 Milliarden Pfund gestiegen. Knapp ein Drittel der britischen Gasimporte stammt aus dem skandinavischen Land. Der gesamte OEUK-Ausblick soll am 28. März veröffentlicht werden. Darin werde der Verband vor weiterhin hohen Rechnungen für Energie aus dem Ausland warnen. Die Branche kritisiert vor allem die Übergewinnsteuer für Öl- und Gasunternehmen.

Großbritannien ist den Angaben zufolge seit 2004 Netto-Importeur von Energie. Die Abhängigkeit von anderen Ländern bedrohe die Versorgung.

Die Energiekosten sind im Vereinigten Königreich seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - wie fast überall auf der Welt - enorm gestiegen. Die Aufsichtsbehörde Ofgem hat die Höchstpreise je Einheit Gas und Strom, die Versorger verlangen dürfen, innerhalb kurzer Zeit mehr als verdoppelt. Seit Monaten unterstützt die Regierung die Verbraucher mit Staatshilfen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.