Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Das Logo von Amazon steht vor dem Logistik- und Distributionszentrum des Unternehmens in Werne. Foto: epa/Friedemann Vogel
Das Logo von Amazon steht vor dem Logistik- und Distributionszentrum des Unternehmens in Werne. Foto: epa/Friedemann Vogel

Amazon eröffnet erstes Mode-Ladengeschäft

SEATTLE: Der weltgrößte Online-Versandhändler Amazon macht US-Kaufhausketten wie Macy's mit seinem ersten Ladengeschäft für Kleidung Konkurrenz. Am Mittwoch eröffnete die erste Filiale der Marke «Amazon Style» in einem Einkaufszentrum in der Nähe von Los Angeles. Nach dem Internet-Shopping-Boom in der Corona-Pandemie setzt der Konzern damit auf eine Rückkehr zum klassischen Einzelhandel.

Der Einkauf soll dabei stark automatisiert werden. Kunden erhalten über Amazons App Kaufempfehlungen. Durch Scans von QR-Codes auf den Artikeln sollen Produktdetails sowie verfügbare Größen, Farben und Bewertungen eines breiten Mode-Sortiments angezeigt werden.

Mit einer Fläche von knapp 2800 Quadratmetern ist das Geschäft deutlich größer als Amazons bisherige Läden. Das US-Unternehmen ist zwar als Allesverkäufer im Internet groß geworden, mischt aber schon länger auch den traditionellen Einzelhandel immer stärker auf.

Der Konzern betreibt unter anderem kleinere Ketten für Lebensmittel und andere Produkte. Außerdem gehört Amazon die Supermarktkette Whole Foods. Laut US-Medien plant das Unternehmen auch größere Ladengeschäfte im Stil von Kaufhäusern, um sein Produktangebot noch stärker auch außerhalb des Internets zu platzieren.


Ukraine-Krieg und Corona in China bremsen Nvidia

SANTA CLARA: Das Geschäft des Chip-Spezialisten Nvidia wird von den Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der Corona-Lockdowns in China gebremst. Im laufenden Quartal werden diese beiden Faktoren den Umsatz voraussichtlich um 500 Millionen Dollar drücken, wie Nvidia nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Die Umsatzprognose von rund 8,1 Milliarden Dollar (7,6 Mrd Euro) lag unter den Erwartungen der Analysten. Die Aktie gab im nachbörslichen Handel zeitweise um rund sieben Prozent nach.

Im Anfang Mai abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal steigerte Nvidia den Umsatz im Jahresvergleich um 46 Prozent auf 8,3 Milliarden Dollar. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 1,62 Milliarden Dollar - 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Im Geschäft mit Chips für Rechenzentren sprang der Umsatz im Jahresvergleich um 83 Prozent auf den Bestwert von 3,75 Milliarden Dollar hoch. Im Gaming-Bereich gab es ein Plus von 31 Prozent auf 3,62 Milliarden Dollar. Nvidia war ursprünglich vor allem mit Grafikkarten groß geworden. Da sich jedoch herausstellte, dass die Chip-Technologie auch bei Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz sehr effizient ist, taten sich für Nvidia große neue Geschäftsmöglichkeiten auf.


VW-Chef: Neue Blockbildung keine Option - Lieferkette vor Entspannung

DAVOS: Europas größter Autobauer Volkswagen setzt trotz des zunehmend unter Druck geratenen Welthandels weiter auf die Globalisierung. «Wir haben hier diese Diskussion einer neuen Blockbildung», sagte VW-Chef Herbert Diess am Mittwoch am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos vor Journalisten. «Positiv und motivierend für mich war, dass einige führende europäische Vertreter klargemacht haben, dass Europas Interesse in einer offenen Welt liegt.» Sowohl VW als weltweiter Autoanbieter als auch Deutschland seien auf Freihandel angewiesen.

«Ich denke, wir sollten nicht zu sehr auf Selbstversorgung setzen», sagte Diess angesichts der Debatte um mangelnde Elektronikchips und teure Rohstoffe, die nach dem Ausbruch der Covid-Pandemie und nun nach dem Krieg in der Ukraine die Weltwirtschaft bremsen. «Nationen und große Blöcke, die zum Selbstversorger werden, sind für mich ein großes Risiko einer sich abschottenden Welt», sagte Diess. Eine Abhängigkeit von bestimmten Lieferländern wie etwa Taiwan bei Halbleitern werde zwar derzeit negativ wahrgenommen, helfe aber auch in bestimmten Aspekten. «Wenn das nicht mehr der Fall wäre, wäre Taiwan dann sicherer oder weniger sicher? Meiner Meinung nach weniger sicher», sagte Diess.

Der Konzern sei auch schon oft aufgefordert worden, aus dem Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang auszusteigen. «Das wäre einfach für uns, weil das gemessen an unserem China-Geschäft wirtschaftlich vernachlässigbar ist», sagte Diess. Es sei aber ein Vorteil, dort präsent zu sein. In der Region im Nordwesten Chinas wird laut Menschenrechtlern die uigurische Minderheit von Peking systematisch unterdrückt. Für die Region hätte ein Rückzug von VW überwiegend negative Folgen, sagte Diess.

In China, wo der Konzern einen Großteil seiner Autos verkauft und Marktführer ist, hält Diess die Situation wegen der regionalen Corona-Lockdowns derzeit noch für kompliziert. «Aber wir sehen etwas Licht», sagte der Manager. Insgesamt bleibe China der Automarkt mit den größten Wachstumschancen. Generell dürfte sich die Anspannung bei den Lieferketten im Pkw-Geschäft dieses Jahr merklich legen - bei Nutzfahrzeugen liege der Fall aber noch anders.


SEC will strengere Regeln für nachhaltige Investmentfonds

WASHINGTON: Die US-Börsenaufsicht SEC will die Regeln für Investmentfonds verschärfen, die als nachhaltig vermarktet werden. Die Behörde stellte am Mittwoch (Ortszeit) Entwürfe für eine Reform der stark in die Kritik geratenen Anlagekategorie ESG vor. ESG ist die englische Abkürzung für Environmental, Social and Governance. Unter diesem Label werden von der Finanzbranche Investmentprodukte angeboten, bei denen Kriterien wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung stärker berücksichtigt werden sollen. Die Anlageklasse hat in den vergangenen Jahren starken Zulauf verbucht.

Experten bemängeln jedoch schon lange, dass dieser Markt zu schwach reguliert sei. Sie fordern klarere und einheitliche Definitionen und Vorschriften. Dem will die SEC nun nachkommen und dafür sorgen, dass Finanzprodukte, auf denen ESG draufsteht, diesen Ansatz auch tatsächlich verfolgen. So soll zum Beispiel schon bei der Namensgebung von Investmentfonds sichergestellt werden, dass diese sich damit konkret zu bestimmten Anlagestrategien verpflichten und sie nicht bloß zu Marketing-Zwecken verwenden. Bislang handelt es sich bei den Regelentwürfen der SEC lediglich um Vorschläge.


USA gehen gegen Netz von Ölschmugglern mit Iran-Verbindung vor

WASHINGTON: Die US-Regierung geht nach eigenen Angaben gegen ein Netzwerk von Ölschmugglern mit Verbindungen zu den iranischen Revolutionsgarden und zu russischen Regierungsvertretern vor. Das US-Finanzministerium teilte am Mittwoch mit, mehrere Firmen und Personen seien auf die Sanktionsliste gesetzt worden. Das Netz werde von einem aktiven und einem früheren Mitglied der Revolutionsgarden (IRGC) geleitet und von Regierungsvertretern sowie staatlichen Firmen aus Russland unterstützt. Es sei am Verkauf von iranischem Öl für die Revolutionsgarden und die schiitische Hisbollah beteiligt gewesen. Die USA haben harte Sanktionen gegen den Iran verhängt, die sich unter anderem gegen den wichtigen Ölsektor richten.

US-Außenminister Antony Blinken teilte am Mittwoch mit, Washington strebe weiter eine Rückkehr zum Atomabkommen mit der Regierung in Teheran an. Dennoch werde die US-Regierung die Sanktionen gegen den Ölhandel des Irans strikt durchsetzen. Die USA würden nicht zögern, diejenigen ins Visier zu nehmen, die die Revolutionsgarden oder die Hisbollah entscheidend unterstützten und ihnen den Zugang zum internationalen Finanzsystem ermöglichten. Blinken warnte: «Jeder, der Öl aus dem Iran kauft, muss mit Sanktionen der USA rechnen.»

Die jüngsten Sanktionen bedeuten für die Betroffenen, dass etwaiger Besitz in den USA eingefroren wird. US-Staatsbürgern sind Geschäfte mit ihnen untersagt. In den USA stehen die IRGC und die Hisbollah auf der Liste ausländischer Terrororganisationen. Verhandlungen über eine Rückkehr zum Wiener Atomabkommen mit dem Iran von 2015 zwischen dem Iran und den fünf Vertragspartnern - China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA - sind festgefahren.


Dax gibt vor Fed-Protokoll Gewinne wieder ab

FRANKFURT/MAIN: Kursgewinne im frühen Aktienhandel in Deutschland sind am Mittwochmittag fast schon wieder Makulatur. War der Leitindex Dax in den ersten Handelsminuten noch um ein knappes Prozent gestiegen, trat er zuletzt mit 13.920 Punkten auf der Stelle. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen bewegte sich mit 28.894 Punkten ebenfalls kaum von der Stelle. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 lag moderat im Plus. Der zuletzt stark gestiegene Euro gab wieder nach und kostete zuletzt 1,0652 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag noch auf 1,0720 Dollar festgesetzt. Am deutschen Anleihemarkt stieg der Rentenindex Rex um 0,19 Prozent auf 136,11 Punkte. Im Gegenzug fiel die Umlaufrendite von 0,87 Prozent am Vortag auf 0,84 Prozent. Der Bund-Future stieg am Nachmittag um 0,38 Prozent auf 154,19 Punkte.


Verbraucher in der Schuldenfalle: Beratungsstellen beklagen Hürden

FRANKFURT/WIESBADEN: Arbeitslosigkeit, Erkrankung, Scheidung - finanzielle Probleme habe viele Ursachen. Doch nur wenige Menschen suchen rechtzeitig Rat in Schulder- und Insolvenzberatungsstellen. «Die meisten kommen zu spät in die Schuldnerberatung», sagt Ines Moers, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (BAG-SB). «Ganz viele Menschen wissen nicht, dass sich nicht erst dann in die Beratung kommen können, wenn ihnen die Insolvenz droht.»


Kein Weg zurück für die Wirtschaft - Lieferketten im Dauerstress

DAVOS: Wenn sich hochrangige Politiker berufen fühlen, zum Schutz der freien und offenen Weltmärkte aufzurufen, dann muss es um die Globalisierung schlecht stehen. Die wirtschaftliche und politische Elite diskutiert angesichts der Probleme mit Lieferungen aus Asien und wegen des Ukraine-Kriegs wieder über die Risiken zu großer Abhängigkeit von bestimmten Lieferanten. Erst waren Elektronikchips kaum zu bekommen. Derzeit schnellen die Energiepreise hoch, und schon bald droht eine Nahrungsmittelkrise.


Mini-Wachstum zu Jahresauftakt - aber trübe Aussichten für Wirtschaft

WIESBADEN: Steigende Energiepreise, Lieferengpässe, Auftragsstau: Der Ukraine-Krieg und Chinas strikter Kurs gegen die Corona-Pandemie werden zunehmend zur Belastung für die deutsche Wirtschaft. Statt des erhofften kräftigen Aufschwungs nach zwei Jahren im Krisenmodus trauen viele Volkswirte Europas größter Volkswirtschaft 2022 inzwischen nur noch ein Wirtschaftswachstum zwischen einem und zwei Prozent zu. Im vergangenen Jahr waren es immerhin 2,9 Prozent.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0656

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Mittwoch gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0656 (Dienstag: 1,0720) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9384 (0,9328) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85295 (0,85750) britische Pfund, 135,34 (136,49) japanische Yen und 1,0269 (1,0334) Schweizer Franken fest.


EU-Kommission will Zugriff auf Oligarchen-Vermögen erleichtern

BRÜSSEL: Die Vermögen russischer Oligarchen sollen nach dem Willen der EU-Kommission einfacher beschlagnahmt werden können, wenn sie EU-Sanktionen unterlaufen. Dafür schlug die Brüsseler Behörde am Mittwoch vor, das Umgehen von Sanktionen EU-weit als Straftat festzulegen. Das beschlagnahmte Geld könnte schließlich für den Wiederaufbau der Ukraine genutzt werden.

Nach Angaben der EU-Kommission unterlaufen kremlnahe russische Milliardäre die Sanktionen bislang etwa dadurch, dass sie Jachten in internationale Gewässer bringen oder Vermögen auf andere Eigentümer übertragen. Deshalb schlug die Behörde vor, derlei Sanktionsumgehung in die Liste der EU-Verbrechen aufzunehmen. Dies würde es ermöglichen, Verstöße gegen Strafmaßnahmen in allen EU-Staaten gleichermaßen zu verfolgen und zu bestrafen.

«Gegenwärtig können unterschiedliche strafrechtliche Definitionen und Sanktionen bei Verstößen gegen die restriktiven Maßnahmen immer noch zu Straffreiheit führen», sagte Justizkommissar Didier Reynders.

Außerdem präsentierte die Behörde am Mittwoch den Entwurf einer Richtlinie zur Vermögensabschöpfung und Beschlagnahmung. Das Gesetz soll das Beschlagnahmen von Vermögen vereinfachen und nationale Behörden beim Aufspüren, Einfrieren, Einziehen und Verwalten von Erträgen aus Straftaten stärken. Dies soll auch grundsätzlich den Kampf gegen organisierte Kriminalität stärken.


Nordex-Kurs um fast ein Fünftel eingebrochen - Versammlung in Rostock

FRANKFURT/HAMBURG/ROSTOCK: Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex hat nach einer Gewinnwarnung am Mittwoch erheblich an Wert verloren. Die Papiere des Unternehmens rutschten am Frankfurter Finanzmarkt auf den tiefsten Stand seit August 2020 ab, ihr Kurs büßte zwischenzeitlich knapp 20 Prozent ein. Nordex-Aktien waren damit abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax. Einige Branchenbeobachter zeigten sich vom Ausmaß des Verlusts überrascht.

Das Geschäft mit Maschinenbau-Technik für die erneuerbaren Energien ist angesichts des Klimawandels und der beschleunigten Ausbauziele nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine insgesamt sehr zukunftsträchtig. Anleger von Nordex konnten zuletzt aber nicht profitieren - auch bei dem deutschen Konzern gibt es beispielsweise Lieferketten-Probleme. Nordex dürfte in diesem Jahr nach eigenen Angaben nur noch im besten Fall in den schwarzen Zahlen abschließen. Die Papiere des dänischen Wettbewerbers Vestas etwa notierten am Mittwoch kaum verändert.

Einer der beiden Nordex-Standorte in Rostock soll bis Ende Juni geschlossen werden. Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich «mit großem Bedauern» zum Plan, die Fertigung von Rotorblättern dort auslaufen zu lassen. Rund 600 Beschäftigte sind davon betroffen. Am Mittwochnachmittag soll es eine Betriebsversammlung in Rostock geben.


Russische Notenbank zieht Zinssitzung vor

MOSKAU: Die russische Zentralbank verlegt ihre nächste Zinssitzung gut zwei Wochen nach vorne. Anstatt am 10. Juni wollen die Währungshüter bereits an diesem Donnerstag tagen, teilte die Zentralbank am Mittwoch in Moskau mit. Beobachter deuteten den Schritt als Hinweis auf eine deutliche Zinssenkung. Der Rubel legte nach der Ankündigung weiter zu und stieg zum US-Dollar auf einen mehrjährigen Höchststand.

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die Notenbank zunächst mit einer starken Zinsanhebung reagiert, um den historischen Einbruch des Rubels aufzuhalten. In den vergangenen Wochen ist der Rubel aber deutlich gestiegen und hat zu Dollar und Euro mehrjährige Höchststände markiert. Als ein Grund gelten Kapitalverkehrskontrollen, die den Verkaufsdruck auf den Rubel erheblich gebremst haben.

Die Notenbank hat deshalb bereits mit Zinssenkungen begonnen, die sie jetzt fortführen dürfte. Damit würde sie den Druck auf die russische Wirtschaft etwas mildern. Aufgrund der scharfen Sanktionen des Westens in Reaktion auf den Ukraine-Krieg rechnen Fachleute mit einer drastischen Schrumpfung der russischen Wirtschaft in diesem Jahr.


EZB-Direktor Panetta für graduelle Straffung der Geldpolitik

FRANKFURT/MAIN: Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte ihre Geldpolitik nach Meinung von EZB-Direktor Fabio Panetta eher vorsichtig straffen. Die Notenbank sehe sich derzeit mit einer beispiellosen Abfolge ökonomischer Schocks konfrontiert, sagte Panetta am Mittwoch in Frankfurt. «Wie andere große Zentralbanken stehen wir vor der Aufgabe, die Geldpolitik zu einem alles andere als normalen Zeitpunkt zu normalisieren.» In dieser schwierigen Situation sei eine graduelle Straffung zu empfehlen.

In den vergangenen Tagen war in den Reihen der EZB eine Debatte über die richtige Reaktion auf die hohe Inflation in der Eurozone ausgebrochen. Auslöser war ein Beitrag von EZB-Präsidentin Christine Lagarde vom Montag, in dem sie nach langem Zögern eine erste Zinsanhebung im Juli und ein Ende der Negativzinsen für den Spätsommer in Aussicht stellte. Einige Notenbanker haben sich mittlerweile für eine entschiedenere Straffung ausgesprochen, einige sind eher der Linie Lagardes gefolgt.


EZB-Rat Rehn für kleinen Zinsschritt im Juli

HELSINKI/FRANKFURT: Das finnische Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Olli Rehn, hat sich für einen kleinen Zinsschritt bei der für Juli erwarteten Zinswende ausgesprochen. Der Einlagensatz sollte um 0,25 Prozentpunkte auf minus 0,25 Prozent angehoben werden, sagte Rehn am Mittwoch bei einem Online-Auftritt im Rahmen einer Veranstaltung der Notenbank von Finnland. Die Normalisierung der EZB-Geldpolitik sollte schrittweise erfolgen angesichts der hohen Unsicherheit in der Wirtschaft als Folge des Kriegs in der Ukraine.

Bis zum Herbst sollte der Einlagensatz für Geld, das Geschäftsbanken bei der EZB parken, auf null Prozent steigen, sagte Rehn weiter. Der Notenbankpräsident von Finnland folgte damit Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die sich am Montag in einem Blogbeitrag für eine eher vorsichtige Straffung ausgesprochen hatte. Dagegen wollen andere Ratsmitglieder einen größeren Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte nicht ausschließen oder treten sogar für einen solchen Schritt ein.


Royal Mint würdigt Queen-Jubiläum mit größter je geprägter Münze

LLANTRISANT: Mit ihrer größten je hergestellten Münze würdigt die britische Münzprägeanstalt Royal Mint das 70. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. Die 15 Kilogramm schwere Münze hat einen Wert von 15.000 Pfund (17.600 Euro) und 220 Millimeter Durchmesser. Sie sei von einem privaten britischen Sammler in Auftrag gegeben worden, der anonym bleiben wolle, teilte die Royal Mint am Mittwoch mit.

Das Geldstück zeigt auf der einen Seite das Namenszeichen EIIR der Queen, umrankt von Rosen, Narzissen, Disteln und Kleeblättern. Die Pflanzen symbolisieren die vier Landesteile des Vereinigten Königreichs: England, Wales, Schottland und Nordirland. Auf der Rückseite ist die Queen hoch zu Pferd zu sehen. Insgesamt 400 Stunden Arbeit waren nötig, um das Design von John Bergdahl umzusetzen.

«Diese Sondermünze aus 15 Kilogramm Feingold ist das Meisterwerk der Kollektion zum Platin-Jubiläum», sagte Royal-Mint-Direktorin Clare Maclennan. Sie kombiniere feinste Handwerkskunst mit Innovation. «Die größte Münze, die jemals von der Royal Mint hergestellt wurde, ist ein einzigartiges Kunstwerk, das als Vermächtnis dieses Anlasses für kommende Generationen Bestand haben wird», sagte Maclennan.

Elizabeth amtiert seit dem Tod ihres Vaters König Georg VI. am 6. Februar 1952 als Queen. Zum 70. Thronjubiläum sind Anfang Juni in London mehrere Großveranstaltungen geplant.


Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln treffen Osteuropäer stärker

WIESBADEN: Die jüngsten Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln belasten die Menschen im Osten der EU stärker als im Westen. In Litauen waren die Preise im April um 22,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor, referierte am Mittwoch das Statistische Bundesamt aktuelle Zahlen von Eurostat. Auch Bulgarien (21,0 Prozent), Lettland (17,7 Prozent) und Ungarn (17,3 Prozent) lagen sehr deutlich über dem EU-Schnitt von 8,9 Prozent Preissteigerung. Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland mussten im Schnitt 8,5 Prozent mehr für Essen und Trinken ausgeben, während die Preise in Irland nur um 3,6 Prozent zulegten.

Die Osteuropäer leiden ohnehin stärker unter den Preissteigerungen, weil sie bereits zuvor einen relativ hohen Anteil ihrer Einkommen für Nahrungsmittel ausgeben mussten. So gibt ein privater Haushalt in Rumänien 28,3 Prozent für Nahrungsmittel aus, während es in Deutschland nur 11,1 Prozent sind. Der EU-Schnitt beträgt 15,9 Prozent. Gründe für die Unterschiede sind die unterschiedlichen Niveaus beim Einkommen wie auch die Konkurrenzsituation im Lebensmittelhandel. Anteilig geringere Konsumausgaben als die Deutschen haben nur die Menschen in Luxemburg und Irland.


Ölpreise legen zu

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Mittwoch im frühen Handel gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 114,89 US-Dollar. Das waren 1,33 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,30 Dollar auf 111,07 Dollar.

Auftrieb erhielten die Rohölpreise durch neue Lagerdaten aus den USA. Nach Angaben des Branchenverbands American Petroleum Institute (API) sind die landesweiten Bestände an Benzin und Diesel in der vergangenen Woche gefallen. Am Ölmarkt sorgte dies vor der bald beginnenden Sommerreisesaison für steigende Notierungen. Am Nachmittag gibt die US-Regierung ihre wöchentlichen Vorratszahlen bekannt.

Die Ölpreise bewegen sich seit einiger Zeit auf hohem Niveau von meist mehr als 100 Dollar. Angetrieben werden sie von einem deutlich verminderten Angebot aus Russland infolge scharfer westlicher Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs. Belastung geht von der strengen Corona-Politik Chinas aus, die die Wirtschaft des Landes und den Welthandel ausbremst.


Euro gibt leicht nach - Neuseeland-Dollar steigt

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Mittwochmorgen etwas schwächer tendiert. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,0705 US-Dollar und damit etwas weniger als am Vorabend. Am Dienstag war der Euro mit 1,0749 auf einen einmonatigen Höchststand gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,0720 Dollar festgesetzt.

Kursgewinne verzeichnete am Morgen der neuseeländische Dollar. Die Notenbank des Landes hob ihren Leitzins zum zweiten Mal in Folge deutlich um 0,5 Prozentpunkte an. Sie zählt damit zu den größeren Zentralbanken, die sich am entschiedensten gegen die hohe Teuerung stemmen. Große Zinsschritte um einen halben Prozentpunkt hatten zuletzt unter anderem die Notenbanken der USA und Kanadas vorgenommen. In der EZB gehen die Meinungen über ein solches Vorgehen auseinander.

Auch im Tagesverlauf dürfte die Geldpolitik breiten Raum einnehmen. Am Abend veröffentlicht die US-Zentralbank Federal Reserve ihr Protokoll zur jüngsten Zinssitzung. Analysten und Anleger werden die Mitschrift auf Hinweise zur künftigen Linie abklopfen. Von der Fed werden in diesem Jahr weitere deutliche Zinsanhebungen erwartet, um die hohe Teuerung einzudämmen.


Neuseeland stemmt sich mit weiterem Zinsschritt gegen hohe Inflation

WELLINGTON: Die Notenbank Neuseelands will die hohe Inflation im Land mit einer weiteren deutlichen Zinserhöhung in den Griff bekommen. Die Zentralbank hebt den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent an, wie sie am Mittwoch in Wellington mitteilte. Analysten hatten den Schritt mehrheitlich erwartet. Zudem sehen die Währungshüter die Notwendigkeit weiterer Zinsschritte. Sie erwarten den Leitzins im laufenden Jahr mindestens bei 3,25 Prozent, 2023 dürfte er dann nahe 4 Prozent den Höhepunkt erreichen. Das ist höher als bislang in Aussicht gestellt.

Mit dem zweiten Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt binnen sechs Wochen untermauert die neuseeländische Notenbank ihren konsequenten Kurs gegen die hohe Teuerung. Es ist das erste Mal seit Einführung des Leitzinses in seiner jetzigen Form im Jahr 1999, dass die Notenbank den Zins zweimal in Folge so deutlich anhebt. Seit Oktober haben die Währungshüter den Leitzins um insgesamt 1,75 Prozentpunkte erhöht.

Mit den Maßnahmen soll die Inflationsrate zurück in die angestrebte Spanne von ein bis drei Prozent gedrückt werden. Gründe für die hohe Teuerung sind vor allem stark gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sowie hohe Preise für viele industrielle Vorprodukte infolge der globalen Lieferkettenengpässe. Diese gehen auf die Corona-Pandemie zurück, zuletzt noch verschärft durch die umfangreichen Lockdowns in China. Viele Waren können das Land wegen teils geschlossener Häfen aktuell nicht verlassen. Hinzu kommt der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der die Energie- und Rohstoffpreise treibt und viele coronabedingte Probleme verschärft.


Volvo-Managerin: Lieferprobleme bleiben Wirtschaft länger erhalten

DAVOS: Die Lieferkettenprobleme bleiben der Wirtschaft aus Expertensicht noch länger erhalten. «Selbst, wenn wir wieder einigermaßen zur Normalsituation zurückfinden, wird es noch ein Jahr dauern, bis die Lieferketten wieder über Puffer verfügen», sagte die Einkaufschefin des schwedischen Lkw-Bauers Volvo, Andrea Fuder, am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das gelte selbst für den Fall, dass sich die Lockdowns in China auflösten, neue Chipkapazitäten aufgebaut würden und sich der Nachfrageboom nach Halbleitern etwas lege.

Erst wenn die Lager wieder über Puffer verfügten, werde nicht mehr jede Störung direkt auf die Wirtschaft durchschlagen. Dann gebe es in den Lieferketten auch wieder einen «Gummiband-Effekt», sagte Fuder.

Volvo selbst ist wie andere Hersteller von Autos und Lkw von Lieferproblemen geplagt, insbesondere bei Chips. Dabei sind die Auftragsbücher der Schweden so voll, dass der Konzern jüngst bei der Annahme von Bestellungen bereits zurückhaltender war.

Im Moment gibt Fuder vor allem die Lage in China Anlass zur Sorge. Dort sind im Kampf gegen Corona-Ausbrüche teilweise ganze Megastädte und Regionen wirtschaftlich über Wochen lahmgelegt. Der Ukraine-Krieg belaste die Fahrzeughersteller zusätzlich über Sanktionen und Gegensanktionen, sagte die Managerin.


Bundesamt nennt Details zu Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn

WIESBADEN: Trotz Corona und Kriegsfolgen: Nach vorläufigen Daten der Statistiker wuchs Deutschlands Wirtschaftsleistung im ersten Vierteljahr wieder leicht - nachdem sie im Schlussquartal des Vorjahres geschrumpft war. Doch wie sicher ist diese Schätzung?

Steigende Energiepreise, Lieferengpässe, Auftragsstau: Wie sehr bekommt die deutsche Wirtschaft die Folgen des Ukraine-Krieges zu spüren? Bislang gehen Volkswirte davon aus, dass die deutsche Wirtschaft trotz des eingetrübten Umfelds im laufenden Jahr wachsen wird - auch wenn die Konjunkturprognosen inzwischen deutlich pessimistischer ausfallen als vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine.

Im ersten Quartal 2022 legte die Wirtschaftsleistung der größten Volkswirtschaft Europas einer ersten Schätzung zufolge zum Vorquartal um 0,2 Prozent zu. Und das trotz anhaltender Corona-Pandemie und ersten Auswirkungen des russischen Angriffs. Allerdings hatte das Statistische Bundesamt darauf hingewiesen, dass seine vorläufige Berechnung unsicherer ist als üblich. Detaillierte Ergebnisse zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland im Zeitraum Januar bis Ende März des laufenden Jahres will die Wiesbadener Behörde an diesem Mittwoch (08.00 Uhr) veröffentlichen.

Nach ersten Angaben der Wiesbadener Statistiker von Ende April sorgten im ersten Vierteljahr höhere Investitionen für Wachstum, während der Außenbeitrag die Exportnation Deutschland bremste. Das befürchtete zweite Minusquartal in Folge und damit eine sogenannte technische Rezession blieb den vorläufigen Angaben zufolge zumindest aus. Im Schlussquartal 2021 war Deutschlands Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent gesunken. Schrumpft die Wirtschaft zwei Vierteljahre in Folge zum Vorquartal, sprechen Ökonomen von einer «technischen Rezession».


VW-Chef: Neue Blockbildung keine Option - Lieferkette vor Entspannung

DAVOS: Europas größter Autobauer Volkswagen setzt trotz des zunehmend unter Druck geratenen Welthandels weiter auf die Globalisierung. «Wir haben hier diese Diskussion einer neuen Blockbildung», sagte VW-Chef Herbert Diess am Mittwoch am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos vor Journalisten. «Positiv und motivierend für mich war, dass einige führende europäische Vertreter klargemacht haben, dass Europas Interesse in einer offenen Welt liegt.» Sowohl VW als weltweiter Autoanbieter als auch Deutschland seien auf Freihandel angewiesen.

«Ich denke, wir sollten nicht zu sehr auf Selbstversorgung setzen», sagte Diess angesichts der Debatte um mangelnde Elektronikchips und teure Rohstoffe, die nach dem Ausbruch der Covid-Pandemie und nun nach dem Krieg in der Ukraine die Weltwirtschaft bremsen. «Nationen und große Blöcke, die zum Selbstversorger werden, sind für mich ein großes Risiko einer sich abschottenden Welt», sagte Diess. Eine Abhängigkeit von bestimmten Lieferländern wie etwa Taiwan bei Halbleitern werde zwar derzeit negativ wahrgenommen, helfe aber auch in bestimmten Aspekten. «Wenn das nicht mehr der Fall wäre, wäre Taiwan dann sicherer oder weniger sicher? Meiner Meinung nach weniger sicher», sagte Diess.

Der Konzern sei auch schon oft aufgefordert worden, aus dem Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang auszusteigen. «Das wäre einfach für uns, weil das gemessen an unserem China-Geschäft wirtschaftlich vernachlässigbar ist», sagte Diess. Es sei aber ein Vorteil, dort präsent zu sein. In der Region im Nordwesten Chinas wird laut Menschenrechtlern die uigurische Minderheit von Peking systematisch unterdrückt. Für die Region hätte ein Rückzug von VW überwiegend negative Folgen, sagte Diess.

In China, wo der Konzern einen Großteil seiner Autos verkauft und Marktführer ist, hält Diess die Situation wegen der regionalen Corona-Lockdowns derzeit noch für kompliziert. «Aber wir sehen etwas Licht», sagte der Manager. Insgesamt bleibe China der Automarkt mit den größten Wachstumschancen. Generell dürfte sich die Anspannung bei den Lieferketten im Pkw-Geschäft dieses Jahr merklich legen - bei Nutzfahrzeugen liege der Fall aber noch anders.

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