Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Symbolfoto: Freepik
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Russland rechnet mit Rückgang bei Öl- und Gasförderung

MOSKAU: Angesichts westlicher Sanktionen rechnet die russische Regierung 2022 mit einem Rückgang bei der Förderung ihrer wichtigen Exportgüter Öl und Gas. Die Förderung von Öl und Ölkondensat könnte um etwa 9 Prozent auf 475,3 Millionen Tonnen sinken nach 524 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Diese Prognose veröffentlichte das russische Wirtschaftsministerium am Mittwoch in Moskau. Der Ölexport werde mit 228,3 Millionen Tonnen nahezu stabil bleiben nach 231,0 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Vergangenes Jahr waren für 2022 aber noch deutlich höhere Exporte erwartet worden.

Die Gewinnung von Gas und Gaskondensat könnte auf 721 Milliarden Kubikmeter sinken nach 764 Milliarden Kubikmeter vergangenes Jahr, meldeten russische Agenturen nach diesen Angaben. Das Ministerium prognostizierte für 2022 die Ausfuhr von 185 Milliarden Kubikmeter nach 206 Milliarden Kubikmeter im Jahr zuvor. Auch hier waren die letzten Vorhersagen für 2022 noch optimistischer gewesen.

Wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine bemühen sich EU-Mitglieder und andere westliche Staaten, ihre Importe von Öl und Gas aus Russland zu verringern. Als Strafmaßnahme werden die russischen Energieförderer zudem nicht mehr mit westlicher Technologie oder Ersatzteilen beliefert.


Wirtschaftswachstum in Russland im ersten Quartal abgeschwächt

FRANKFURT/MAIN: Das Wirtschaftswachstum Russlands hat sich im ersten Quartal stärker als erwartet abgeschwächt. Russland begann am 24. Februar den Krieg gegen die Ukraine, worauf Sanktionen des Westens folgten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Zeitraum Januar bis März im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 3,5 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Mittwoch bekanntgab. Im vierten Quartal 2021 war das BIP noch um 5,0 Prozent gewachsen. Volkswirte hatten eine Abschwächung des Wachstums auf 3,7 Prozent erwartet.

Die russische Wirtschaft ist also trotz der Sanktionen zunächst weiter gewachsen. Allerdings ist der dominierende Energiesektor von den Sanktionen bisher weitgehend ausgenommen. Der Bergbau, der die Öl- und Erdgasförderung mit einschließt, wuchs um 8,5 Prozent. Darin kommen die gestiegenen Preise zum Ausdruck.

Die Wirtschaftssanktionen machten sich zudem erst zum Ende des Quartals bemerkbar. Experten rechnen im weiteren Jahresverlauf mit einer tiefen Rezession. Die russische Notenbank erwartet eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um 10 Prozent in diesem Jahr.


Bund will mit anderen Nordsee-Staaten Offshore-Windkraft stärken

ESBJERG: Die Bundesregierung will gemeinsam mit Dänemark, Belgien und den Niederlanden den Ausbau von Offshore-Windenergie deutlich ankurbeln und enger zusammenarbeiten. So wollen die vier Nordsee-Staaten bis zum Jahr 2030 ihre Offshore-Leistung vervierfachen - auf gemeinsam mindestens 65 Gigawatt, wie die Regierungschefs am Mittwoch in der Stadt Esbjerg an der dänischen Küste vereinbarten. Bis 2050 soll die Leistung auf 150 Gigawatt ausgebaut und damit im Vergleich zu heute verzehnfacht werden.

«Das ist nicht nur eine Erklärung, sondern der Werkzeugkasten für das, was wir zu tun haben und in der nächsten Zeit tun werden», sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der mit Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) nach Dänemark gereist war, um die Erklärung der vier Staaten zu unterschreiben. «Damit verstärken wir den europäischen Ausbau erneuerbarer Energien und reduzieren so weiter die Abhängigkeit von Gasimporten», sagte Habeck.

Dem sogenannten Osterpaket der Bundesregierung zufolge soll die deutsche Leistung der Offshore-Windparks von 7,8 Gigawatt bis zum Jahr 2030 auf mindestens 30 Gigawatt steigen. 80 Prozent des Stroms in Deutschland sollen bis dahin aus erneuerbaren Quellen kommen.

Die vier Nordsee-Staaten wollen über die Ausbauziele hinaus ihre Kooperation bei der künftigen Erzeugung grünen Wasserstoffs, bei dessen Erzeugung kein Treibhausgas CO2 anfällt, aus Offshore-Windenergie verstärken und gemeinsame Energieinseln und Drehkreuze in der Nordsee errichten.


Salmonellen in Schokofabrik: Mehr als 260 Fälle in Europa

STOCKHOLM: Im Zusammenhang mit dem Salmonellen-Ausbruch rund um Schoko-Produkte von Ferrero haben EU-Behörden inzwischen 266 bestätigte Fälle registriert. Dazu kommen 58 Verdachtsfälle, wie die EU-Gesundheitsbehörde ECDC am Mittwoch in Stockholm mitteilte. Betroffen sind mehr als ein Dutzend europäischer Länder, darunter auch Deutschland. In den meisten Fällen seien Kinder unter zehn Jahren erkrankt. Viele davon mussten ins Krankenhaus. Die Behörde will die Entwicklung weiter beobachten.

Bei eigenen Kontrollen des Fabrikbetreibers in Arlon war das Bakterium Salmonella Typhimurium im Dezember 2021 in einem Buttermilch-Tank entdeckt worden. Das Unternehmen habe Hygienemaßnahmen umgesetzt, Probenahme und Tests der Produkte und des Verarbeitungsumfelds verstärkt. Nach negativen Salmonellen-Tests habe es die Schokoladenprodukte dann in ganz Europa und weltweit vertrieben. Die erste positive Salmonellen-Probe war am 21. Dezember in Großbritannien genommen worden, wo Mitte Februar dann eine Häufung von Infektionsfällen gemeldet worden sei.

Im April hatte der Kinder-Schokoladen-Hersteller Ferrero das Werk auf Behördenanweisung schließen müssen. Alle Kinder-Schokoladenprodukte, die in Arlon hergestellt und von dort ausgeliefert wurden, wurden zurückgerufen. Das habe das Risiko weiterer Fälle verringert, hieß es in der ECDC-Mitteilung. Sie könnten aber wegen der langen Haltbarkeit und der möglichen Lagerung der Produkte zu Hause weiter auftreten. Außerdem bestehe die Möglichkeit, dass Fälle nicht registriert worden seien.


Finanzminister der G7-Staaten tagen auf dem Petersberg

KÖNIGSWINTER: Auf dem Petersberg bei Bonn tagen am Donnerstag die Finanzminister der größten Industrienationen. Die G7-Staaten beraten unter anderem über Milliarden-Finanzhilfen, die den Staatshaushalt der kriegsgebeutelten Ukraine stabilisieren sollen. Nach Angaben aus dem Finanzministerium geht es um je rund fünf Milliarden Euro zunächst für drei Monate.

An den Beratungen nehmen neben den Finanzministern auch die Chefs der Zentralbanken teil. Themen sind auch das Vorgehen gegen die gestiegene Inflation und der Umgang mit den hohen Schulden armer Staaten etwa in Afrika. Außerdem sprechen die Finanzminister über die geplante internationale Mindestbesteuerung sowie die globale Zusammenarbeit bei der Versorgung mit Impfstoffen gegen das Coronavirus. Am Mittwochabend war bereits ein gemeinsames Abendessen geplant, das Treffen unter deutscher Leitung soll am Freitag enden.


Scholz ruft zu Mut und Tempo bei Windenergie-Ausbau auf

ESBJERG: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat bei einem Gipfeltreffen von vier Nordsee-Staaten in Dänemark zu Mut und Tempo beim Ausbau der Windenergie aufgerufen. «Wir müssen mutig sein. Wir müssen es jetzt tun», sagte Scholz am Mittwoch in einem Werk des Windturbinen-Herstellers Vestas an der dänischen Küste in Esbjerg. «Dies ist kein Geschäft der Zukunft. Es ist ein Geschäft für heute.» Deutschland habe sich vorgenommen, alle notwendigen Entscheidungen in diesem Jahr zu treffen, betonte der Kanzler vor seinen Amtskollegen aus Dänemark, Belgien, den Niederlanden sowie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen.

Die vier Staaten wollen bei ihrem Treffen in Dänemark gemeinsame ehrgeizige Ziele zum Ausbau von Offshore-Windenergie festlegen und sich auf gemeinsame Energieinseln und Verbindungen in der Nordsee festlegen, um den europäischen Markt der erneuerbaren Energien zu stärken.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen verwies auf den ebenfalls am Mittwoch vorgestellten Plan der EU, schneller unabhängig von russischer Energie zu werden, und stellte der Windindustrie deutlich schnellere Genehmigungsverfahren für Windprojekte in bestimmten Regionen der EU in Aussicht.


Dax schwächelt

FRANKFURT/MAIN: Der Schwung am deutschen Aktienmarkt ist nach dem starken Vortag am Mittwoch erlahmt. Der Leitindex Dax pendelte in einer recht engen Spanne um den Vortagesschluss und reagierte am Nachmittag negativ auf Wirtschaftsdaten aus den USA: Zuletzt sank er um 0,46 Prozent auf 14.120,55 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,28 Prozent auf 29.288,44 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,57 Prozent auf 3720,20 Zähler. Der Euro kostete zuletzt 1,0521 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,04541 Dollar festgesetzt. Am deutschen Anleihenmarkt ging es bergab: Der Rentenindex Rex fiel um 0,44 Prozent auf 135,42 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 0,84 Prozent am Vortag auf 0,91 Prozent. Der Bund-Future verlor 0,28 Prozent auf 152,13 Punkte.


Versicherer: Extreme Unwetter 2021 trafen vor allem vier Bundesländer

BERLIN: Die Naturkatastrophen des vergangenen Jahres haben vor allem vier Bundesländer getroffen: Über neunzig Prozent der versicherten Schäden fielen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg an. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.


Experten warnen vor mehr Großpleiten: «Wenn es kracht, dann richtig»

HAMBURG/NEUSS: Mit dem Auslaufen staatlicher Coronahilfen dürften nach Prognosen von Insolvenzexperten wieder mehr Firmenpleiten die Wirtschaft erschüttern. Vor allem sei mit einer wachsenden Zahl großer Insolvenzen zu rechnen, erwartet der Kreditversicherer Allianz Trade. «Unternehmen sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wenn es kracht, dann richtig», sagt der Deutschland-Chef von Allianz Trade, Milo Bogaerts, zu einer am Mittwoch veröffentlichten Insolvenzstudie seines Hauses.


Bauindustrie senkt wegen Ukraine-Krieg Umsatzprognose

BERLIN: Angesichts von Materialengpässen und hoher Bau- und Energiepreise aufgrund des Ukraine-Kriegs hat die deutsche Bauindustrie ihre Umsatzerwartungen für das laufende Jahr nach unten korrigiert. «Wir erwarten für 2022 eine reale Entwicklung zwischen Null und minus zwei Prozent», sagte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Peter Hübner, am Mittwoch in Berlin. Auch im kommenden Jahr werde sich der Rückgang voraussichtlich auf einem ähnlichen Niveau bewegen.


Stadt, Land, Bus - wo sich das 9-Euro-Ticket lohnt

BERLIN: Für nur 9 Euro im Monat bundesweit Bus und Bahn fahren im Nahverkehr - das soll von Juni an für drei Monate möglich werden. Es ist ein beispielloser Versuch, Pendler zu entlasten und von einem Umstieg auf die Bahn zu überzeugen. An diesem Donnerstag entscheidet der Bundestag über das Finanzierungsgesetz, am Freitag der Bundesrat.


EU-Plan: 300 Milliarden für Unabhängigkeit von russischer Energie

BRÜSSEL: Um unabhängig von russischer Energie zu werden, muss die Europäische Union nach Einschätzung der EU-Kommission bis 2030 bis zu 300 Milliarden Euro investieren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen präsentierte am Mittwoch einen Plan, um sich von fossilen Brennstoffe aus Russland zu lösen und die Energiewende zu beschleunigen.


Frankreichs Justiz ermittelt gegen Lafarge wegen Syrienaktivität

PARIS: Frankreichs Justiz nimmt ihre Ermittlungen gegen den französischen Zementhersteller Lafarge wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Syrien wieder auf. Das hat das Pariser Berufungsgericht am Mittwoch entschieden. Das Kassationsgericht als oberstes französisches Gericht hatte im vergangenen September angewiesen, den zunächst verworfenen Vorwurf erneut in den Blick zu nehmen.

Trotz des laufenden Bürgerkrieges hatte der Zementhersteller im Norden Syriens bis 2014 ein Werk betrieben. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, zahlte das lokale Unternehmen Gelder in Millionenhöhe an bewaffnete Gruppen. Zu dieser Zeit waren in Nordsyrien die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), kleinere islamistische Gruppierungen und kurdische Gruppen aktiv.

Auch ohne es zu wollen, könne man Beihilfe zu Verbrechen leisten, hatte das Kassationsgericht befunden. Dass die Gelder gezahlt worden waren, um die geschäftlichen Aktivitäten aufrechtzuerhalten, sei nicht entscheidend.

Der Schweizer Mutterkonzern LafargeHolcim kündigte in einer Mitteilung an, gegen die Entscheidung vor dem Kassationsgericht Berufung einlegen zu wollen. Das Lafarge vorgeworfene Verhalten entspreche nicht den Werten der Unternehmensgruppe, die Vorgänge seien der Direktion bei der Übernahme von Lafarge 2015 verschwiegen worden. Zur Aufklärung der Vorwürfe arbeite Lafarge weiterhin vollständig mit den französischen Behörden zusammen.


Yellen dringt auf mehr Finanzhilfen für Ukraine

KÖNIGSWINTER: Unmittelbar vor dem G7-Finanzministertreffen auf dem Petersberg bei Bonn hat US-Finanzministerin Janet Yellen die Forderung nach mehr Finanzhilfen für die Ukraine bekräftigt. Sie werde die anderen Finanzminister auffordern, wie die USA ihre Unterstützung für das von Russland überfallene Land noch weiter zu erhöhen, sagte die Politikerin am Mittwoch in Königswinter. «Sie brauchen unsere Hilfe und sie brauchen sie jetzt.»

Mit Blick auf weitere Sanktionen gegen Russland betonte die US-Finanzministerin, Ziel müsse es sein, Russland möglichst hart zu treffen, und gleichzeitig die Schäden für den Rest der Welt möglichst gering zu halten. Die EU habe klargemacht, dass sie die Ölimporte aus Russland zum Ende des Jahre beenden wolle. Das lasse noch genug Zeit, es so zu tun, dass damit keine weiteren Preissprünge verbunden seien. Die Gespräche darüber dauerten an.

Gleichzeitig mahnte Yellen Fortschritte bei der angestrebten internationalen Mindeststeuer für große Unternehmen an. Es gehe darum die Steuersysteme zu stabilisieren, damit die Staaten auch in ihre Sicherheit investieren und auf Krisen wie die Covid-19-Pandemie reagieren könnten.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0523

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Mittwoch gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0523 (Dienstag: 1,0541) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9503 (0,9487) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84670 (0,84400) britische Pfund, 135,76 (136,32) japanische Yen und 1,0486 (1,0457) Schweizer Franken fest.


Von der Leyen: Geld für Wiederaufbau der Ukraine im Interesse der EU

BRÜSSEL: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht hohe Investitionen der Europäischen Union in den Wiederaufbau der Ukraine nach einem möglichen Kriegsende im Interesse der Staatengemeinschaft. Die EU habe eine Verantwortung und ein strategisches Interesse daran, den Wiederaufbau anzuführen, sagte die deutsche Politikerin am Mittwoch in Brüssel. Die Ukraine verteidige im Krieg gegen Russland europäische Werte. «Wir werden weiter an der Seite der Ukraine stehen, in diesem Krieg und wenn das Land wieder aufgebaut wird.» Die Kriegsschäden in der Ukraine gehen Schätzungen zufolge schon jetzt in die Hunderte Milliarden Euro.

Von der Leyen betonte, dass künftige Investitionen die Ukraine näher an die EU heranführen sollten. Im Gegenzug für das Geld sollten Reformen etwa im Kampf gegen Korruption, im Bereich der Justiz oder beim grünen sowie dem digitalen Wandel umgesetzt werden. Zudem sagte sie, dass auch andere Länder und Institutionen Geld geben sollten. Die EU-Kommission könne die Hilfe zusammen mit der Ukraine über eine neu zu schaffende Wiederaufbau-Plattform koordinieren.

Um der Ukraine kurzfristig zu helfen, schlug von der Leyen für das laufende Jahr zudem eine neue Makrofinanzhilfe in Höhe von neun Milliarden Euro vor. Diese Kredite sollten den Staatshaushalt stützen, also laufende Kosten decken. Die EU-Staaten und das Europaparlament müssten dem noch zustimmen.


Proteste gegen gestiegene Preise: Bulgarien entlastet Verbraucher

SOFIA: Bulgariens Regierung hat angesichts von Protesten ein Paket zur Entlastung von Verbrauchern wegen der gestiegenen Preise infolge des Ukraine-Kriegs beschlossen. Damit sollen Unternehmer, sozial Schwache, junge Familien mit Kindern und Rentner unterstützt werden, wie Regierungschef Kiril Petkow am Mittwoch vor der Presse erläuterte. Das Paket des ärmsten EU-Landes soll sich auf umgerechnet etwa zwei Milliarden Lewa (rund 1 Mrd. Euro) belaufen.

Ungeachtet der angekündigten Maßnahmen protestierten Spediteure und andere Branchen mit Blockaden in und um Sofia sowie an anderen Orten gegen die schnell gestiegenen Preise. Die Spediteure fordern unter anderem, dass der verpflichtende Zusatz von Biodiesel abgeschafft und die Verbrauchssteuer halbiert werden soll. Die Inflation in Bulgarien stieg im April amtlichen Angaben zufolge auf 14,4 Prozent im Vergleich zu April 2021.

Ab 1. Juli soll nach den Plänen der Regierung etwa die Mehrwertsteuer auf Brot entfallen, zudem sollen das Kindergeld und die Renten erhöht werden. Die günstigsten Sorten Benzin und Diesel sollen um umgerechnet 0,13 Euro pro Liter billiger werden - wie das praktisch gehen soll, war vorerst unklar. Zudem soll die Mehrwertsteuer bei zentralem Heizen und Warmwasserbezug von jetzt 20 auf neun Prozent fallen.


Ukraine bekommt weiteren KfW-Kredit über 150 Millionen Euro

KIEW/FRANKFURT: Die Ukraine erhält einen weiteren Kredit der staatlichen Förderbank KfW über 150 Millionen Euro. Das Geld solle zur Unterstützung der Bürger und den Wiederaufbau der Infrastruktur eingesetzt werden, sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal nach einer Regierungssitzung am Dienstag. Zuvor hatte die Ukraine von der KfW Anfang April ebenfalls 150 Millionen Euro als letzte Tranche einen Kredits der Bundesregierung von insgesamt 500 Millionen Euro aus dem Jahr 2015 bekommen.

Der neue Kredit habe eine Laufzeit von 15 Jahren, und die Rückzahlungen müssten erst nach 5 Jahren beginnen, sagte Schmyhal. Insgesamt habe die Ukraine seit der russischen Invasion am 24. Februar finanzielle Unterstützung von mehr als fünf Milliarden Dollar (aktuell rund 4,8 Mrd Euro) erhalten.


Siemens Energy erwägt Komplettübernahme von Gamesa

MÜNCHEN: Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat Überlegungen über eine mögliche Komplettübernahme der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa bestätigt. Dabei erwäge das Management ein Kaufangebot in bar, um die Tochter im Anschluss potenziell von der Börse zu nehmen, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in München mit. Offen sei indes das Ergebnis dieser Überlegungen. Es sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Zudem gebe es keine Gewissheit, ob es zu einem Deal kommen werde oder nicht, hieß es weiter.

Siemens Energy besitzt bereits gut zwei Drittel der Gamesa-Anteile, das Unternehmen mit Hauptsitz in Spanien wird bisher an der Börse mit etwa 9,6 Milliarden Euro bewertet. Seit Monaten kursieren Gerüchte über eine mögliche Übernahme.


Inflation stagniert auf Rekordhoch von 7,4 Prozent

LUXEMBURG: Die Teuerung in der Eurozone bleibt sehr hoch. Im April stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,4 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Eine erste Berechnung hatte eine noch etwas höhere Rate von 7,5 Prozent ergeben. Die Teuerung liegt auf dem Niveau von März und damit so hoch wie nie zuvor im europäischen Währungsraum.

Angetrieben wurde die Teuerung abermals durch einen starken Anstieg der Energiepreise, die binnen Jahresfrist um 37,5 Prozent zulegten. Lebens- und Genussmittel waren 6,3 Prozent teurer. Dienstleistungen und industriell gefertigte Waren verteuerten sich um 3,3 beziehungsweise 3,8 Prozent.

Ohne Energie, Lebens- und Genussmittel stiegen die Verbraucherpreise um 3,5 Prozent, nach 3,0 Prozent im Vormonat. Die Inflation in dieser Abgrenzung, die sogenannte Kerninflation, ist weniger schwankungsanfällig und wird von vielen Ökonomen als verlässliches Maß für den Inflationstrend angesehen.

Das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent wird nach wie vor deutlich überschritten. An den Finanzmärkten sind die Zinserwartungen an die EZB zuletzt gestiegen. Bis Jahresende werden Anhebungen des Leitzinses um insgesamt einen Prozentpunkt erwartet. Die Zentralbank gibt aktuell Hinweise auf einen ersten Zinsschritt im Sommer. Sie hinkt anderen großen Notenbanken wie der US-Notenbank Fed oder der Bank of England hinterher.


EnBW: Mechanismus zur Bezahlung russischer Gasimporte steht

KARLSRUHE: Der Energiekonzern EnBW hat für die Bezahlung russischer Gasimporte nach eigenen Angaben ein sanktionskonformes Verfahren entwickelt. Es gebe mittlerweile ein Prozedere, um die Zahlungen abzuwickeln: «Der Mechanismus steht», sagte EnBW-Chef Frank Mastiaux der «Süddeutschen Zeitung» (Mittwoch). «Wir haben einen Test gemacht mit positivem Ergebnis.» Ob das dann auf Dauer auch laufe, «werden wir sehen». Zum drittgrößten deutschen Energiekonzern gehört auch der Leipziger Gas-Importeur VNG. Er unterhält zwei Lieferverträge für russisches Gas.

«Das Geschäft ist natürlich deutlich komplizierter geworden, weil wir Zahlungen nun über ein Konstrukt von Konten abwickeln müssen, seit Russland eine Bezahlung in Rubel verlangt», sagte Mastiaux. Man zahle sanktionskonform weiter in Euro. Zugleich warnte er vor Engpässen im Falle eines Lieferstopps. Zwar lasse sich einiges durch Lieferungen aus Norwegen und den Niederlanden abfedern, und auch die Gasspeicher könnten als Puffer dienen: «Aber wir sollten uns in Deutschland vorsorglich auf eine mögliche Gasmangellage einstellen.»

Von längeren Laufzeiten für den Reaktor Neckarwestheim II, um so Engpässen vorzubeugen, hält Mastiaux wenig. Der Konzern habe sich seit zehn Jahren auf die Abschaltung im Jahr 2022 vorbereitet. Auch die Beschaffung von Brennstoffen habe man auf dieses Datum hin optimiert. «Neue Brennstäbe zu besorgen, würde circa anderthalb Jahre dauern», sagte er. Auch stünden dann sicherheitstechnische Überprüfungen an, die sich nicht umgehen ließen. Stattdessen sollten die erneuerbaren Energien mit höherem Tempo ausgebaut werden.


Ölpreise legen moderat zu

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Mittwoch im frühen Handel moderat gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 112,70 US-Dollar. Das waren 77 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,27 Dollar auf 113,67 Dollar.

Für Auftrieb sorgt am Ölmarkt weiter die Aussicht auf eine etwas gelockerte Corona-Politik in China. Nach Wochen mit drastischen Ausgangssperren in der Wirtschaftsmetropole Shanghai sind dort den vierten Tag in Folge keine neuen Virus-Infektionen gemeldet worden. Der strenge Corona-Kurs Chinas belastet die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt schwer und dämpft deren Energienachfrage.

Preisauftrieb kam zudem von neuen Lagerdaten aus den USA. Der Verband American Petroleum Institute (API) meldete am Vorabend einen deutlichen Rückgang der landesweiten Erdölbestände. Am Mittwochnachmittag veröffentlicht die US-Regierung ihre wöchentlichen Bestandszahlen.


Euro hält sich deutlich über 1,05 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat sich am Mittwochmorgen deutlich über der Marke von 1,05 US-Dollar gehalten. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,0535 Dollar und damit in etwa so viel wie am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,0541 Dollar festgesetzt.

Auftrieb hat der Euro zuletzt durch steigende Zinserwartungen erhalten. Am Dienstag wurden an den Finanzmärkten EZB-Zinsanhebungen um insgesamt einen Prozentpunkt in diesem Jahr erwartet. Das ist der bisher höchste Wert in der Pandemie. Ausschlaggebend ist die hohe Inflation, die derzeit auf dem höchsten Stand seit Einführung des Euro liegt.

Zur Wochenmitte dürften Inflationsdaten aus der Eurozone den hohen Preisauftrieb bestätigen. Außerdem stehen Zahlen vom US-Immobilienmarkt auf dem Programm. Angesichts steigender Hypothekenzinsen und stark anziehender Baukosten hat der für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten wichtige Häusermarkt zuletzt eher zur Schwäche geneigt.


Japans Wirtschaft zu Jahresbeginn wieder geschrumpft

TOKIO: Japans Wirtschaft ist im ersten Quartal dieses Jahres wieder geschrumpft. Nach einem Anstieg im Vorquartal ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der vor Deutschland drittgrößten Volkswirtschaft der Welt auf das Jahr hochgerechnet um 1,0 Prozent zurück, wie die Regierung am Mittwoch bekanntgab. Damit pendelt Japans Wirtschaft wie im Vorjahr weiter zwischen Wachstum und Schrumpfen. Ökonomen hatten damit gerechnet, dass der Aufschwung im Schlussquartal 2021 nicht andauern würde. Allerdings waren sie von einem noch stärkeren Rückgang des BIP im ersten Quartal ausgegangen.

Auf Quartalsbasis schrumpfte die Wirtschaft in den ersten drei Monaten um 0,2 Prozent. Einige Ökonomen in Tokio rechnen im laufenden Quartal nun wieder mit einem Aufschwung. Sie begründen dies damit, dass der zuvor gesunkene Privatkonsum, der in Japan zu rund 60 Prozent zum BIP beiträgt, mit der inzwischen erfolgten Aufhebung der Corona-Restriktionen wieder zulegen dürfte. Allerdings dürften die im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise die Wirtschaft belasten. Der Preisanstieg wird zusätzlich durch den schwachen Yen noch verschärft.

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