Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

eine Frau schaut während des Sonnenuntergangs in Bratislava von einer Brücke aus. Foto: epa/Martin Divisek
eine Frau schaut während des Sonnenuntergangs in Bratislava von einer Brücke aus. Foto: epa/Martin Divisek

Slowakei erlaubt ab Montag wieder Gastronomie im Freien

BRATISLAVA: Angesichts rasch sinkender Corona-Neuinfektionen haben die slowakischen Gesundheitsbehörden weitere Lockerungsschritte angekündigt. Seit Montag durften schon die meisten Einzelhandelsgeschäfte nach vier Monaten Lockdown wieder öffnen, ab diesem Montag folgen zaghafte Erleichterungen für Fitnessstudios und Teile der Gastronomie, wie am Freitag mitgeteilt wurde.

Allerdings haben die Betriebe so strenge Bedingungen zu erfüllen, dass sich für viele von ihnen die Öffnung wohl noch nicht sofort lohnen wird. Gastronomiebetriebe müssen weiterhin ihre Innenräume geschlossen halten und dürfen nur Terrassen und Gastgärten im Freien öffnen. Zusätzlich sind strenge Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln einzuhalten. Bisher war ihnen nur der Verkauf von Speisen und Getränken zum Mitnehmen erlaubt.

Fitnessstudios wiederum dürfen nicht mehr als sechs Personen gleichzeitig in ihre Räume lassen und müssen dort eine Mindestfläche von 15 Quadratmetern pro Person nachweisen können. Die Begrenzung auf maximal einen Besucher pro 15 Quadratmetern gilt auch weiterhin für die seit einer Woche geöffneten Geschäfte sowie für Gottesdienste. Außerdem müssen alle Besucher beim Betreten der Innenräume von Geschäften und Kirchen einen negativen Corona-Test vorzeigen.

Die Slowakei gehörte mehrere Wochen lang zu den Staaten mit den meisten Corona-Toten weltweit, gemessen an der Bevölkerungszahl. Seit Ausbruch der Pandemie starben in dem 5,5-Millionen-Einwohner zählenden EU-Land bis Freitag 11.405 Menschen in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Die Neuinfektionen gingen aber nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) bis Freitag auf 195,4 pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten 14 Tage zurück. Deutschland verzeichnete mit 312,4 im selben Zeitraum einen eineinhalb mal so hohen Wert.


Renault strebt bei Elektroautos Spitzenstellung in Europa an

BOULOGNE-BILLANCOURT: Renault will bei Autos mit Elektroantrieb Spitzenreiter in Europa sein. «Die Marke Renault hat den Ehrgeiz, den Mix in Europa zu haben, der am grünsten ist(...)», sagte Generaldirektor Luca de Meo am Freitag bei der Hauptversammlung. 2025 solle der Anteil von elektrifizierten Personenwagen 65 Prozent betragen. 2030 sei dann ein Anteil von mindestens 90 Prozent geplant, sagte de Meo. Das Aktionärstreffen fand wegen der Corona-Beschränkungen in Frankreich als Onlineveranstaltung statt.

Der Italier de Meo saniert den Konzern, zu dem auch die Marken Dacia und Lada gehören. Dabei forciert er die E-Mobilität, bei der Renault bereits auf eine lange Erfahrung zurückblickt. Bis 2030 will de Meo die Emissionen der in Europa verkauften Autos um 65 Prozent senken. Weltweit solle der Rückgang dann 35 Prozent betragen.

Nach früheren Daten des Kraftfahrt-Bundeamtes in Flensburg wies Renault im vergangenen Jahr mit 101,2 Gramm pro Kilometer den niedrigsten durchschnittlichen CO2-Ausstoß unter den Marken mit mindestens 100.000 Neuzulassungen auf.

Der Umsatz des Konzerns war zu Jahresbeginn leicht um 1,1 Prozent auf 10,02 Milliarden Euro gesunken. Von Anfang Januar bis Ende März setzte der Hersteller rund 665.000 Fahrzeuge ab, das war im Vorjahresvergleich ein Plus von 1,1 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern vor allem wegen tiefroter Zahlen beim japanischen Partner Nissan einen Rekordverlust von acht Milliarden Euro eingefahren.


Nach Dax-Rekord geht der Rally die Luft aus

FRANKFURT/MAIN: Nach einer zweitägigen Erholung sind die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Freitag wieder gefallen. Auch gute Konjunkturdaten aus der Eurozone konnten die Anleger vor dem Wochenende nicht mehr locken. Der Dax verlor am frühen Nachmittag 0,68 Prozent auf 15.217 Punkte. Für die Börsenwoche, die mit einem Rekordhoch des Dax knapp über 15.500 Punkten verheißungsvoll begonnen hatte, deutet sich nun ein Verlust von 1,6 Prozent an. Am Devisenmarkt legte der Euro zu und notierte zuletzt bei 1,2067 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,2046 Dollar festgesetzt. Im Rentenhandel blieb die Umlaufrendite mit 0,33 Prozent unverändert. Der Rentenindex Rex lag unverändert bei 144,59 Punkten. Der Bund-Future gab um 0,06 Prozent auf 170,98 Punkte nach.


Snapchat: Nutzer werden mit US-Impfkampagne wieder aktiver

LOS ANGELES: Daten der Foto-App Snapchat zeigen mit der fortschreitenden Corona-Impfkampagne in den USA eine schrittweise Rückkehr zum normalen Alltag. «Wir sehen, dass die Leute wieder mehr ausgehen und Freunde treffen, oder zu Arbeit und Lernen zurückkehren», sagte Gründer und Chef Evan Spiegel zur Vorstellung aktueller Quartalszahlen am Donnerstag. Snapchat hofft nun, das bereits hohe Wachstum aus der Pandemie-Zeit noch zu beschleunigen.


Notbremse: Handel fürchtet Warteschlangen vor Lebensmittelläden

BERLIN: Der deutsche Handel befürchtet wegen der Corona-Notbremse der Bundesregierung mehr Warteschlagen vor Supermärkten und Discountern. Mit der Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes halbiere sich in vielen Regionen mit einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von über 100 schon ab Samstag die Zahl der Kunden, die noch in die Geschäfte gelassen werden dürften, warnte der Handelsverband Deutschland (HDE) am Freitag.


Kurzarbeit und Produktionspause: Chipmangel bei Audi und Daimler

INGOLSTADT/STUTTGART: Die Autobauer Audi und Daimler ziehen weitere Konsequenzen aus dem Mangel an wichtigen elektronischen Bauteilen. Audi schränkt die Produktion im Werk Neckarsulm in der kommenden Woche ein. Daimler kündigt an, in nächster Zeit womöglich mehr Mitarbeiter als bisher bekannt in die Kurzarbeit zu schicken. Der Chip-Riese Intel sieht kein Ende der globalen Halbleiter-Engpässe, wie das Unternehmen am Donnerstagabend deutscher Zeit mitteilte. Die «beispiellose Nachfrage» strapaziere die Lieferketten in der Branche, sagte der neue Intel-Chef Pat Gelsinger. Es fehle an Fertigungskapazitäten, Material für Leiterplatten sowie an Bauteilen.


China, Lobbyisten, Wirecard: Die Kanzlerin als Zeugin

BERLIN: Hinterher ist man immer schlauer, so hätte es die Kanzlerin auch ausdrücken können. Angela Merkel sagt: «Wenn man das Wissen von heute hat, stellt man sich berechtigt einige Fragen. Man hatte damals nur dieses Wissen nicht.» Es geht um einen der größten Bilanzskandale der deutschen Nachkriegszeit, den mutmaßlichen Milliardenbetrug von Wirecard mit Schaden für Tausende Kleinanleger. Merkel steht als Zeugin vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags - und verteidigt ihre eigene Rolle in dem Fall. Politisch kann die Befragung am Freitag für die CDU-Politikerin kaum gefährlich werden, das war schon vorher klar. Doch unangenehm ist sie allemal.


CSU-Politiker entschuldigt sich bei Kanzlerin für Guttenberg

BERLIN: Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach hat sich im Fall Wirecard bei Kanzlerin Angela Merkel für den Lobbyismus seines Parteifreundes Karl-Theodor zu Guttenberg entschuldigt. Michelbach sagte am Freitag nach der Aussage Merkels im Untersuchungsausschuss des Bundestags mit Blick auf den früheren Minister: «Es gibt einfach Dinge, die tut man nicht, nämlich dass man eine Bundeskanzlerin für eigene Geschäfte einsetzt.» Dafür habe er sich für seine Partei bei der Kanzlerin entschuldigt. Michelbach ist Mitglied des Untersuchungsausschusses.

Merkel hatte auf einer China-Reise im September 2019 für einen Markteintritt von Wirecard in der Volksrepublik geworben. Kurz zuvor hatte Guttenberg, der als Lobbyist für Wirecard tätig war, sie im Kanzleramt besucht und sich für das Unternehmen eingesetzt. Merkel sagte im Ausschuss aus, es habe vorher keine Ankündigung zu Themen bei dem Gespräch mit Guttenberg gegeben.

SPD-Obmann Jens Zimmermann sagte, Guttenberg habe als Wirecard-Lobbyist finanzielle Interessen verfolgt. Sein Grünen-Kollege Danyal Bayaz sagte, der «hemmungslose Lobbyismus» bei Wirecard sei in dem Besuch Guttenbergs bei Merkel gegipfelt. Es habe damals schon viele Hinweise gegeben, dass bei Wirecard etwas nicht stimme. Merkel hätte mehr aufpassen müssen, um Guttenberg nicht auf den Leim zu gehen. Bayaz forderte strengere Regelen für eine solche Art des «subtilen» Lobbyismus. FDP-Obmann Florian Toncar nannte den Einsatz der Kanzlerin für Wirecard auf ihrer China-Reise einen Fehler.


Sieben CDU-Bundestagsabgeordnete klagen gegen EU-Corona-Aufbaufonds

KARLSRUHE: Wegen des 750 Milliarden Euro schweren Corona-Wiederaufbaufonds der EU klagen jetzt auch sieben CDU-Bundestagsabgeordnete in Karlsruhe. «Wir sehen die durch das Grundgesetz garantierte Haushaltsautonomie des Bundestages in unzulässiger Weise eingeschränkt», teilten sie am Freitag gemeinsam mit. Ein Sprecher des Bundesverfassungsgerichts sagte auf Anfrage, die mit einem Eilantrag verbundene Klage sei bereits am Dienstag eingereicht worden. (Az. 2 BvR 693/21)

Die Richterinnen und Richter des Zweiten Senats hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass sie einen Eilantrag wegen des Fonds abgewiesen haben. Bis zu dieser Entscheidung hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das deutsche Ratifizierungsgesetz nicht unterzeichnen dürfen. Diese Anordnung hatten die Richter aufgehoben. Seit Freitag ist das Gesetz unterzeichnet. Damit gibt Deutschland grünes Licht für das Finanzierungssystem der EU bis 2027, das auch den Fonds umfasst. Weitere Eilanträge dürften damit nicht mehr von Bedeutung sein.

Das Gericht hatte in seiner sehr grundsätzlichen Entscheidung aber schon angekündigt, dass es den Fonds in einem späteren Hauptverfahren eingehend prüfen wird. Angestoßen hatte dies ein Kläger-Bündnis um den früheren AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke. Beim Gericht sind auch Klagen der AfD-Bundestagsfraktion und einer Privatperson anhängig. Die neue Verfassungsbeschwerde kommt von den CDU-Abgeordneten Michael von Abercron, Veronika Bellmann, Hans-Jürgen Irmer, Saskia Ludwig, Sylvia Pantel, Hans-Jürgen Thies und Dietlind Tiemann.

Das im Sommer 2020 verabredete Paket mit den Aufbauhilfen soll den 27 EU-Staaten helfen, nach der Pandemie wieder auf die Beine zu kommen. Einen Teil des Geldes gibt es als Zuschüsse, einen Teil als Darlehen. Dafür wollen die EU-Staaten gemeinsam Schulden aufnehmen.


Frankreich kommt bei Riesen-Atomkraftwerk in Indien voran

PARIS: Der französische Energiekonzern EDF kommt nach eigener Darstellung beim geplanten Riesen-Atomkraftwerk im indischen Jaitapur einen großen Schritt voran. Es gebe nun ein französisches Angebot für sechs Druckwasserreaktoren des Typs EPR, teilte das Unternehmen am Freitag in Paris mit.

Frankreich und Indien hatten den Bau des Atomkraftwerks bereits 2018 auf den Weg gebracht. Einmal fertiggestellt wäre das Kraftwerk mit seinen fast zehn Gigawatt laut EDF das leistungsstärkste der Welt. Rund 70 Millionen Haushalte in Indien sollen mit Energie versorgt werden. Für den eigentlichen Bau der Reaktoren soll das indische Atomunternehmen NPCIL verantwortlich sein.

Frankreich gilt immer noch als das «Atomland» Europas. Es liegt nach früheren Angaben hinter den USA auf Platz zwei der größten Produzenten von Atomstrom weltweit. Paris setzt im Kampf gegen den Klimawandel auch auf die Atomkraft.


American Express mit Gewinnsprung - Umsatz sinkt aber deutlich

NEW YORK: Der US-Kreditkartenkonzern American Express hat den Gewinn zu Jahresbeginn trotz wesentlich geringerer Erlöse kräftig gesteigert. Im ersten Quartal verdiente das Unternehmen laut eigenen Angaben vom Freitag unterm Strich 2,2 Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro). Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es aufgrund starker Belastungen zu Beginn der Corona-Pandemie nur 367 Millionen gewesen.

Nun profitierte die Bilanz erheblich davon, dass in der Krise gebildete Rückstellungen für drohende Kreditausfälle aufgrund der verbesserten wirtschaftlichen Aussichten wieder aufgelöst wurden. Anders als die beiden Konkurrenten Visa und Mastercard vergibt American Express auch selbst die eigentlichen Kredite - und muss sich daher mit einer entsprechenden Risikovorsorge absichern.

Derweil lief das Tagesgeschäft wie schon in den Vorquartalen nicht rund: Der Umsatz sank um zwölf Prozent auf 9,1 Milliarden Dollar. American Express litt weiter darunter, dass die Pandemie den internationalen Reiseverkehr lahmlegte. Lukrative Hotel- oder Flugbuchungen, die häufig mit Kreditkarten bezahlt werden, fielen deshalb weg. Die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit Kursverlusten.


Krisentreffen zu EU-Schweiz-Abkommen bringt keine Fortschritte

BRÜSSEL: Die EU und die Schweiz bleiben im Streit über das geplante Rahmenabkommen zu ihren bilateralen Beziehungen auf Konfrontationskurs. Nach Angaben der EU-Kommission machte der Schweizer Bundespräsident Guy Parmelin am Freitag bei einem Treffen mit Kommissionschefin Ursula von der Leyen deutlich, dass sein Land das Abkommen in der ursprünglich ausgehandelten Fassung nicht unterzeichnen will. Zugleich betonte die Brüsseler Behörde, dass die von der Schweiz geforderte Herauslösung von drei Themen für die EU nicht akzeptabel sei.

Das ausgehandelte, aber von der Schweiz bislang nicht unterzeichnete Rahmenabkommen soll unter anderem den gegenseitigen Marktzugang einheitlicher und effizienter machen. Für die EU ist dabei vor allem wichtig, dass die Schweiz in bestimmten Bereichen EU-Regeländerungen übernimmt und sich an die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs hält, soweit sich die Urteile auf Bereiche beziehen, die Teil von Abkommen sind.

Bei den drei Themen, die die Schweiz nun aus dem Abkommen ausklammern will, geht es um Regelungen zum Lohnschutz sowie um Staatsbeihilfen und die Freizügigkeit. So will die Schweiz unter anderem eine Regelung nicht ändern, die ausländische Dienstleistungsunternehmen verpflichtet, sich acht Tage vor der Ausführung eines Auftrags in der Schweiz anzumelden und eine Kaution zu hinterlegen. Zudem möchte das Land verhindern, dass neue Regelungen den Anspruch von in der Schweiz lebenden EU-Bürgern auf Sozialleistungen stärken und zum Beispiel Kantone bei der Vergabe von Staatsgarantien eingeschränkt werden.

Der Sprecher der EU-Kommission betonte, dass die EU für praxisorientierte Lösungen offen sei, dass aber ein Herauslösen der drei Themen aus dem Abkommen schlicht und einfach nicht möglich sei. Ähnlich hatte sie bereits vor dem Treffen auch von der Leyen geäußert. «Ich denke, es ist möglich, Kompromisse zu finden (...)», sagte sie. Es brauche dafür aber auf beiden Seiten ein gewisses Maß an Flexibilität.


EU-Wiederaufbaufonds kann kommen - Steinmeier unterzeichnet Gesetz

BERLIN: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Freitag das Gesetz zum Finanzierungssystem der Europäischen Union bis 2027 unterzeichnet.

Dieses enthält auch den 750 Milliarden Euro schweren Corona-Wiederaufbaufonds für die EU-Staaten zur Bewältigung der Corona-Krise. «Dies ist ein guter Tag für den Zusammenhalt Europas», sagte Steinmeier. Am Mittwoch hatte das Bundesverfassungsgericht den Weg für die Ausfertigung des Ratifizierungsgesetzes frei gemacht. Es wies einen dagegen gerichteten Eilantrag ab. Über die eigentliche Verfassungsklage ist damit aber noch nicht entschieden.


EU fordert von Schweiz Flexibilität im Streit um Rahmenabkommen

BRÜSSEL: Die EU hat die Schweiz zum Einlenken im Streit über das geplante Abkommen zu den bilateralen Beziehungen aufgefordert. «Ich denke, es ist möglich, Kompromisse zu finden (...)», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag am Rande eines Gesprächs mit dem Schweizer Bundespräsidenten Guy Parmelin in Brüssel. Es brauche dafür aber auf beiden Seiten ein gewisses Maß an Flexibilität. Parmelin sagte, in den vergangenen Monaten seien intensive Diskussionen geführt worden. Nun gehe es darum, eine politische Bewertung der Ergebnisse dieser Gespräche vorzunehmen.

Das ausgehandelte, aber von der Schweiz bislang nicht unterzeichnete Rahmenabkommen soll unter anderem den gegenseitigen Marktzugang einheitlicher und effizienter machen. Für die EU geht es vor allem darum, dass die Schweiz in bestimmten Bereichen EU-Regeländerungen übernimmt und sich an die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs hält, soweit sich die Urteile auf Bereiche beziehen, die Teil von Abkommen sind.

Gegner des Abkommens in der Schweiz kritisieren die aus ihrer Sicht inakzeptablen neuen Auflagen der EU. Die Regierung hatte deswegen mitgeteilt, der Vertrag sei in seiner jetzigen Form nicht mehrheitsfähig. Die EU hat inhaltliche Nachverhandlungen bislang ausgeschlossen. Sie war lediglich bereit, Zusatzerklärungen abzugeben, um Kritiker zu beruhigen.


VW-Betriebsratschef Osterloh geht von Volkswagen zu Tochter Traton

WOLFSBURG/MÜNCHEN: VW-Betriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied Bernd Osterloh verlässt die Konzernzentrale und wird Personalvorstand bei der Nutzfahrzeugtochter Traton. Der Schritt solle bereits kurzfristig zum 1. Mai erfolgen, hieß es am Freitag in Wolfsburg. Es habe ein entsprechendes Angebot gegeben, das der 64-Jährige nun «rechtzeitig» vor der Vorbereitung der nächsten Wahlen für die Belegschaftsvertreter im obersten Kontrollgremium sowie im Betriebsrat des Autobauers annehmen wolle. Diese stehen beide 2022 an - daher werde jetzt ein «Generationswechsel» eingeleitet.

Osterlohs Nachfolgerin soll die bisherige Vizechefin des Konzern- und Gesamtbetriebsrats, Daniela Cavallo (46), werden. Das gelte auch für die Aufsichtsratsfunktion: «Nötige Schritte für ihre Bestellung über das Registergericht sind bereits eingeleitet.»

Der einflussreiche IG-Metaller Osterloh leitet seit 2005 nicht nur die Mitarbeitervertretung, er ist ebenso Mitglied im innersten Machtzirkel der Volkswagen-Kontrolleure. Auch der wichtige Posten im Aufsichtsratspräsidium muss daher jetzt neu vergeben werden.

Traton hat seinen Hauptsitz in München und ist im größten europäischen Autokonzern mit Marken wie MAN oder Scania für die schweren Nutzfahrzeuge zuständig. Osterloh hatte schon zuvor Angebote erhalten, auf die Seite des Managements zu wechseln. Ende 2015 hätte er VW-Personalvorstand werden können, schlug das damals aber aus.


Zahl der neu zugelassenen Hybrid-Autos in der EU steigt rapide

BRÜSSEL: In der Europäischen Union entscheiden sich immer mehr Verbraucher für Hybrid-Fahrzeuge. Fast jedes fünfte neu zugelassene Auto in der EU sei im ersten Quartal ein Hybrid-Auto gewesen, teilte der europäische Herstellerverband Acea am Freitag in Brüssel mit. Im Vergleich zum Vorjahresquartal habe sich die Zahl auf knapp 470.000 verdoppelt. Auch die Nachfrage nach batteriebetriebenen Autos sowie Plug-In-Hybriden habe in den ersten drei Monaten des Jahres zugenommen.

Vor allem in den wirtschaftsstärkeren EU-Staaten entschieden sich Verbraucher zunehmend für Hybrid-Elektrowagen: In Italien wurden mehr als 120.000 neue Modelle zugelassen, in Deutschland waren es gut 100.000.

Für die alten Auto-Technologien sah es dagegen schlechter aus. Machten Diesel-Autos im Vorjahresquartal noch etwa 30 Prozent des Marktanteils aus, repräsentierten sie zuletzt nur noch weniger als ein Viertel aller neu zugelassenen Autos in der EU. Auch Benziner mussten Federn lassen, ihr Anteil rutschte um rund 10 Prozentpunkte auf 42,2 Prozent.


Ölpreise legen weiter zu

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Freitag ihre leichten Aufschläge vom Vortag moderat ausgeweitet. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 65,75 US-Dollar. Das waren 35 Cent mehr als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 45 Cent auf 61,88 Dollar.

Am Ölmarkt gehen derzeit kurzfristige Nachfragesorgen mit längerfristigen Hoffnungen einher. Kurzfristig besteht die Sorge, dass die angespannte Corona-Lage in großen Nachfrageländern wie Indien belastet. Mittel- bis längerfristig jedoch ruhen die Hoffnungen auf fortschreitenden Impfkampagnen, weniger Corona-Beschränkungen und einer anziehenden Nachfrage nach Erdöl.

Trotz hoher Risiken will der Ölverbund Opec+ sein Angebot in den kommenden Monaten Zug um Zug ausweiten. Der Kurs dürfte ein Kompromiss zwischen eher vorsichtig agierenden Ölanbietern wie Saudi-Arabien und Russland sein, das auf ein höheres Angebot drängt.


Corona-Krise trifft Kartoffelbranche in Frittenland Belgien

BRÜSSEL: Die Kartoffelbranche im frittenverliebten Belgien hat im Corona-Jahr 2020 deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Statt wie geplant 5,6 Millionen Tonnen Kartoffeln seien in dem Jahr nur 5,08 Millionen Tonnen verarbeitet worden geworden, teilte Romain Cools vom Verband der kartoffelverarbeitenden Industrie (Belgapom) mit. 2019 waren es noch 5,4 Millionen Tonnen gewesen.

Die Investitionen in die Branche gingen Belgapom zufolge im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zurück. 16,5 Prozent weniger Menschen als 2019 arbeiteten in der Branche. Die Exporte der belgischen Betriebe seien um rund zehn Prozent zurückgegangen sagte Cools. Belgien ist Branchenangaben zufolge der weltgrößte Exporteur von tiefgekühlten Kartoffelprodukten wie Pommes frites.

Für Aufsehen hatte ein Aufruf von Romain Cools im April 2020 an die Belgier gesorgt, zweimal statt einmal pro Woche Fritten zu essen. Weil vor allem Exporte ausblieben, blieben Bauern damals auf ihren Kartoffeln sitzen und die Kühlkammern waren randvoll. Ein Jahr danach ist Cools sicher: «Der Aufruf und das Medieninteresse hatten einen positiven Effekt auf die Verkaufszahlen.»

Die berühmten belgischen Frittenbuden wurden von der Krise dagegen weniger kalt erwischt als verarbeitende Industrie und Exporteure. Er tue sich schwer damit, sie als Opfer zu bezeichnen, sagte Bernard Lefèvre, Vorsitzender des nationalen Dachverbands der Frittenbuden-Betreiber Navefri. Denn in der «großen Familie» der Gastronomie hätten die Frittenbuden zumindest durchgehend die Möglichkeit gehabt, etwas zu verkaufen. Umsatzeinbußen von 20 bis hin zu 80 Prozent habe es aber dennoch gegeben, von Touristen abhängige Buden in den Großstädten seien stärker betroffen gewesen.


New York verklagt Exxon, Shell und BP wegen angeblicher Klimalügen

NEW YORK: Die Stadt New York City hat die Ölmultis ExxonMobil, Shell und BP sowie den Lobbyverband American Petroleum Institute wegen irreführender Werbung und betrügerischer Geschäftspraktiken verklagt. Die Konzerne würden durch PR-Kampagnen systematisch über ihre Rolle bei der Klimaverschmutzung hinwegtäuschen, teilte Bürgermeister Bill de Blasio am Donnerstag (Ortszeit) mit.

Die Unternehmen zählten zu den größten Umweltverpestern, würden ihre Produkte aber als «grüner» und «sauberer» bewerben, beklagte Lorelei Salas von der Abteilung für Verbraucher- und Arbeiternehmerschutz. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass die Ölkonzerne von diesem Schwindel profitieren. Die Stadt fordert, dass das angeblich illegale «Greenwashing» untersagt wird und die Unternehmen Strafen zahlen.

Der Leiter der Rechtsabteilung des American Petroleum Institutes, Paul Afonso, bezeichnete die Klage in US-Medien als «haltlos». Ein Exxon-Sprecher verwies auf einen früheren New Yorker Rechtsstreit um angebliche Falschaussagen zum Klimawandel, bei dem der Ölkonzern im Jahr 2019 freigesprochen worden war. Solche Klagen würden nichts Sinnvolles dazu beitragen, Umweltprobleme zu lösen, sagte der Sprecher. Stellungnahmen von BP und Shell lagen zunächst nicht.

Umweltschützer fordern von den Unternehmen der Branche schon lange striktere Klimaziele. Exxon etwa kam dem laut eigenen Angaben Ende 2020 nach und sieht sich im Einklang mit dem Klimaabkommen von Paris. Die Ziele beziehen sich aber auf die Emissionsintensität, bei der es nicht um eine absolute Senkung von Treibhausgasen geht. Somit könnte der Ausstoß an umweltschädlichen Emissionen bei einer steigenden Ölproduktion in Zukunft zunächst durchaus weiter zunehmen.

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