Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

Einer der beiden US-Hauptsitze des Pharma- und Biotechnologieunternehmens AstraZeneca in Gaithersburg. Foto: epa/Jim Lo Scalzo
Einer der beiden US-Hauptsitze des Pharma- und Biotechnologieunternehmens AstraZeneca in Gaithersburg. Foto: epa/Jim Lo Scalzo

Astrazeneca bestätigt kurzfristige Lieferverzögerung von Impfstoff

LONDON/BRÜSSEL: Das britisch-schwedische Pharmaunternehmen Astrazeneca hat einen Bericht der «Financial Times» über eine kurzfristige Lieferverzögerung seines Corona-Impfstoffs an die EU teilweise bestätigt. Die jüngste Lieferzusage für das zweite Quartal sei aber nicht gefährdet, hieß es in einer Mitteilung am Freitagabend.

«Wir haben der Europäischen Kommission und den Mitgliedsstaaten vergangene Woche mitgeteilt, dass eines von zwei für die Lieferung in dieser Woche bestimmten Kontingente getestet werden muss und demnächst ausgeliefert wird», hieß es in einer Mitteilung.

In einem weiteren Statement des Unternehmens hieß es, die Anzahl der gelieferten Dosen pro Woche könne sich aufgrund der Herausforderungen im Produktionsprozess teilweise verschieben. «Bislang hat Astrazeneca im Februar und März 5,8 Millionen Impfdosen nach Deutschland geliefert. Für das zweite Quartal 2021 sind wir auf dem Weg, die Lieferung von 70 Millionen Dosen für die EU einzuhalten.»

Ein EU-Sprecher wollte sich nicht zum Stand der Lieferungen äußern, teilte aber mit, man sei in Kontakt mit Astrazeneca, um die zeitnahe Lieferung einer ausreichenden Zahl von Dosen sicherzustellen. Er fügte hinzu: «Wir haben in diesem Zusammenhang auch einen Streitschlichtungsmechanismus mit dem Unternehmen begonnen». Man hoffe, dadurch eine Einigung in ausstehenden Fragen erreichen zu können.


Bidens Fokus bei Etat-Vorschlag auf Bildung, Gesundheit und Sozialem

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden möchte die Bundesausgaben für Bildung, Gesundheit, Soziales und Klima steigern. Das Weiße Haus legte am Freitag einen vorläufigen Etat-Vorschlag für das Haushaltsjahr 2022 vor, das im Oktober beginnt. In dem Entwurf mit einem Umfang von 1,52 Billionen Dollar (rund 1,28 Billionen Euro) ist unter anderem eine Steigerung des Bundes-Etats für Bildung um fast 41 Prozent vorgesehen. Allein 36,5 Milliarden Dollar sollen nach Angaben des Weißen Hauses in Schulen mit einem hohen Anteil von Schülern aus armen Familien fließen. Das sei ein Plus von etwa 20 Milliarden Dollar.

Deutliche Steigerungen sind demnach auch für das Gesundheitsressort eingeplant - unter anderem, um gegen die Opioid-Krise im Land anzugehen und die USA für künftige Gesundheitskrisen zu rüsten. So soll etwa das Budget der Gesundheitsbehörde CDC, der in der Corona-Pandemie eine herausgehobene Rolle zukommt, nach Bidens Willen deutlich angehoben werden. Soziale Programme, etwa zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit, sollen ebenfalls zusätzliche Mittel bekommen.

Über verschiedene Ressorts hinweg will der Präsident außerdem zusätzliche Milliarden in den Kampf gegen den Klimawandel investieren. Ein deutliches Budget-Plus um gut 21 Prozent ist dabei etwa auch für die Umweltbehörde EPA vorgesehen, die Bidens Amtsvorgänger Donald Trump stiefmütterlich behandelt hatte. Nur eine minimale Steigerung ist dagegen im Verteidigungsbudget einkalkuliert. Biden setzt damit fundamental andere Akzente als Trump.

Das Weiße Haus beklagte einen chronischen Investitionsabbau in kritischen Bereichen aus der Vergangenheit, der nun umgedreht werden solle. Der vorläufige Etatentwurf Bidens ist lediglich eine Vorstufe zu umfangreicheren Haushaltsvorschlägen, die das Weiße Haus nach eigenen Angaben «später im Frühling» vorlegen will.


Dax stabil - Aufwärtsimpulse fehlen nach Rekord

FRANKFURT/MAIN: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich nach dem jüngsten Dax-Rekord auch am Freitag mit Engagements zurückgehalten. Am Nachmittag legte der deutsche Leitindex um 0,02 Prozent auf 15.205,83 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 trat zuletzt ebenfalls auf der Stelle. Für den MDax der mittelgroßen Werte am deutschen Aktienmarkt ging es dagegen um 0,35 Prozent auf 32.746,55 Punkte hoch. Von schwachen Industriedaten belastet, fiel der Euro wieder unter 1,19 US-Dollar und kostete am frühen Nachmittag 1,1888 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstag auf 1,1873 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,37 Prozent am Vortag auf minus 0,36 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf 144,88 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,45 Prozent auf 171,29 Punkte.


Boeing warnt vor neuem Problem bei Krisenjet 737 Max

SEATTLE: Der US-Luftfahrtriese Boeing hat Fluggesellschaften auf ein Produktionsproblem bei bestimmten Versionen des Krisenmodells 737 Max hingewiesen. Der Airbus-Rivale empfahl 16 Kunden laut eigenen Angaben vom Freitag, den Betrieb der Maschinen auszusetzen, bis mögliche Mängel am Stromversorgungssystem ausgeschlossen werden können. Boeing arbeite eng mit der US-Luftfahrtaufsicht FAA zusammen. Die 737 Max ist Boeings meistverkauftes Modell. Die Baureihe war nach zwei Abstürzen mit 346 Toten rund 20 Monate mit Flugverboten belegt und erst im November wieder in den USA zum Betrieb zugelassen worden.


Apo-Bank: Arztpraxen und Apotheken kommen mit blauem Auge durch Krise

DÜSSELDORF: Arztpraxen und Apotheken in Deutschland kommen nach einer Zwischenbilanz der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank) meist mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise. «Die Einnahmen werden etwas unter Vorjahresniveau liegen. Tatsächliche Liquiditätsengpässe erwarten wir aber nur in seltenen Ausnahmen», berichtete das Geldinstitut, das nach eigenen Angaben die Nummer eins unter den Finanzdienstleistern im Gesundheitswesen ist, am Freitag. Im Großen und Ganzen hätten die staatlichen Schutzmaßnahmen größere Verwerfungen in der ambulanten Versorgung bislang verhindert.


Altmaier will Coronahilfen für Firmen bis Jahresende verlängern

BERLIN: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, die Überbrückungshilfe III für Firmen bis zum Jahresende zu verlängern. Es gebe dazu Gespräche in der Regierung, sagte Altmaier am Freitag in Berlin. Die Überbrückungshilfe III ist bisher bis Mitte des Jahres befristet. Es werde auch bei einem zu Ende gehenden Lockdown einige Monate dauern, bis sich das wirtschaftliche Leben normalisiert habe. Deshalb sollte die Überbrückungshilfe III verlängert werden. Er strebe an, dazu noch vor der Sommerpause Klarheit zu erzielen, sagte Altmaier. Firmen, die in der Corona-Krise besonders belastet sind, bekommen Zuschüsse.


Debatte nach Teslas Kritik an Genehmigungspraxis für deutsches Werk

BERLIN: Nach Kritik von Tesla am Genehmigungsverfahren für sein Elektroauto-Werk bei Berlin nimmt eine Debatte über Investitionen in Deutschland Fahrt auf. Am Freitag forderte auch der Industrieverband BDI mehr Tempo bei Genehmigungsabläufen. «Komplexe und langwierige Verfahren mit mehrfachen Klageerhebungen und langen Gutachterschlachten sind schon bei überschaubaren Projekten die Regel geworden», kritisierte der Verband. Der BDI forderte unter anderem eine ausreichende Personalausstattung und Sachkompetenz in Behörden sowie eine «Entschlackungskur» für das Planungs- und Umweltrecht.


Erleichterung bei Exporteuren - Dämpfer für die Industrie

WIESBADEN: Die Erholung der deutschen Wirtschaft in der Corona-Pandemie bleibt fragil. Zwar sind die Exporte im Februar den zehnten Monat in Folge gestiegen und nähern sich dem Vorkrisenniveau. Die deutsche Industrie produzierte trotz gefüllter Auftragsbücher aber überraschend weniger als im Januar. Ökonomen führten dies vor allem auf Lieferengpässe bei Vorprodukten und auf die Witterung zurück, die den Bau belastete. Die Produktionserwartungen der Industrie haben sich dagegen laut Ifo-Institut merklich verbessert. Der Indikator stieg im März auf 30,4 Punkte und damit den höchsten Stand seit 1991, wie das Institut in München mitteilte. Im Februar hatte die Konjunkturumfrage demnach noch 21,5 Punkte ergeben.


Bundesgerichtshof überprüft erstes «Cum-Ex»-Urteil am 15. Juni

KARLSRUHE: Ein gutes Jahr nach dem Urteil im allerersten Strafprozess um umstrittene «Cum-Ex»-Deals will der Bundesgerichtshof (BGH) am 15. Juni über die Revisionen verhandeln. Das teilten die obersten Strafrichter in Karlsruhe am Freitag mit. Grundsätzlich könnten sie ihr Urteil am selben Tag verkünden, in einem so komplexen Verfahren ist das aber unwahrscheinlich. (Az. 1 StR 519/20)

Das Bonner Landgericht hatte am 18. März 2020 zwei britische Aktienhändler zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt. Einer von ihnen soll außerdem noch rund 14 Millionen Euro an Steuerschulden zurückzahlen. Von der Privatbank M.M. Warburg, die von den Geschäften profitiert hatte, sollen gut 176 Millionen Euro eingezogen werden.

Bis zu dem Urteil war ungeklärt, ob «Cum-Ex»-Geschäfte nur steuerrechtlich unzulässig oder auch strafbar sind. Dabei schoben Banken, Investoren und Fonds rund um den Dividendenstichtag Aktien mit («cum») und ohne («ex») Ausschüttungsanspruch hin und her. Das Ziel: Steuern erstattet bekommen, die gar nicht gezahlt wurden.

Revision eingelegt haben laut BGH alle Beteiligten. Der eine Angeklagte und die Bank wollen die drohende Geldzahlung abwenden. Der zweite Angeklagte wendet sich insgesamt gegen seine Verurteilung. Die Staatsanwaltschaft sieht Fehler bei der Einziehungsentscheidung.


Export kämpft sich aus Tief - Handel mit Großbritannien bricht ein

WIESBADEN: Die Exporte aus Deutschland haben trotz anhaltender Erholung das Vorkrisen-Niveau noch nicht erreicht. Die Ausfuhren stiegen im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Sie lagen mit 107,8 Milliarden Euro allerdings um 1,2 Prozent niedriger als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland. Die Wareneinfuhren stiegen in diesem Zeitraum dagegen um 0,9 Prozent auf 89,7 Milliarden Euro.

Ein deutliches Minus gab es im Handel mit Großbritannien, das zum Jahreswechsel den Austritt aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion vollzogen hatte. Die Ausfuhren in das Land brachen im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat um 12,2 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro ein. Die Importe aus dem Vereinigten Königreich stürzten um 26,9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ab.

Die Corona-Krise hatte im vergangenen Jahr tiefe Löcher in die deutsche Exportbilanz gerissen. Die Warenausfuhren brachen im Vergleich zu 2019 um 9,3 Prozent auf 1204,7 Milliarden Euro ein - der stärkste Rückgang seit der Finanzkrise im Jahr 2009.


Ölpreise sinken leicht - Verluste auf Wochensicht

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Freitag leicht gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 62,89 US-Dollar. Das waren 31 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 17 Cent auf 59,43 Dollar.

Auch auf Wochensicht sind die Ölpreise gesunken. Am Markt wurde auf Aussagen aus Saudi-Arabien verwiesen. Das führende Opec-Land verteidigte den jüngsten Beschluss der in der Opec+ zusammengefassten Förderstaaten zur schrittweisen Ausweitung der Fördermenge. Am Donnerstagabend hatte der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman bekräftigt, dass die Opec+ die richtige Entscheidung getroffen habe.

In der vergangenen Woche hatte die Opec+ nach monatelangem Festhalten an einem Förderlimit ihren Kurs für viele Experten überraschend geändert. Für die Monate Mai, Juni und Juli will die aus 23 Staaten bestehende Öl-Allianz trotz der Unwägbarkeiten der Corona-Krise ihre Produktion steigern. Im Mai und Juni sollen 350.000 Barrel am Tag mehr auf den Markt gebracht werden, im Juli dann 450.000 Barrel.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.