Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Robinhood verhandelt über Vergleich - jede Menge rechtlicher Ärger

MENLO PARK: Der durch die jüngsten Turbulenzen an der US-Börse in die Kritik geratene Wertpapier-Broker Robinhood verhandelt wegen verschiedener früherer Regelverstöße mit US-Aufsehern über einen Vergleich. Robinhood rechnet laut einer Mitteilung vom Freitag mit Kosten von mindestens 26,6 Millionen Dollar (22,0 Mio Euro). Es geht um mögliche Verletzungen von Vorschriften beim Handel mit Aktienoptionen und Ausfälle der Robinhood-App im März 2020.

Die Summe bezieht sich auf Verhandlungen mit der Finanzaufsicht Finra, doch auch andere US-Behörden haben Robinhood auf dem Kieker. Im Jahresbericht führt der Konzern Ermittlungen der Börsenaufsicht SEC sowie der Generalstaatsanwaltschaft und der Finanzaufsicht in New York auf, die einen Hackerangriff auf Nutzerdaten betreffen. In Massachusetts werfen Aufseher Robinhood vor, etwa durch unlauteres Marketing Finanzmarktgesetze in dem Bundesstaat verletzt zu haben.

Ohnehin hat das Unternehmen jede Menge rechtlichen Ärger. So laufen auch Sammelklagen von Nutzern, die sich wegen technischer Pannen am Wertpapierhandel gehindert sahen oder dem Broker Fehler bei der Orderausführung vorwerfen. Darüber hinaus klagten rund 2000 Kunden, deren Konten angeblich beim Hackerangriff gekapert wurden. Weitere Sammelklagen gegen Robinhood drehen sich etwa um Verletzungen treuhänderischer Vertragspflichten zum Nachteil von Nutzern.

Zudem gibt es einen brisanten Rechtsstreit mit der Familie eines Kunden, der sich im Juni 2020 im Alter von 20 Jahren in der - falschen - Annahme das Leben genommen hatte, dass er enorme Verluste beim Handel mit Aktienoptionen erlitten habe. All diese Fälle sind unabhängig von den jüngsten Kontroversen um Handelsbeschränkungen bei heißgelaufenen Aktien einiger US-Firmen wie des Videospielhändlers Gamestop, die bereits zu neuen Ermittlungen und Sammelklagen führten.


Tschechien verklagt Polen im Streit um Tagebau Turow vor EuGH

PRAG: Tschechien hat gegen den Ausbau des polnischen Braunkohletagebaus Turow Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) eingereicht. Das teilte die Regierung in Prag am Freitagabend mit. «Der weitere Betrieb gefährdet unsere Bürger, unser Wasser und unsere Natur», sagte Umweltminister Richard Brabec. Der riesige Tagebau im äußersten Südwesten Polens liegt dicht an der Grenze zu Tschechien und Deutschland.

Mehrheitseigentümer des Betreibers PGE ist der polnische Staat. Tschechien wirft der Regierung in Warschau vor, bei der Genehmigung der Ausbaupläne gegen die EU-Richtlinie zur grenzüberschreitenden Prüfung der Umweltverträglichkeit verstoßen zu haben. Zudem seien der Öffentlichkeit im Nachbarland der Zugang zu Informationen und eine Beteiligung am Verfahren verwehrt worden.

Kritiker des Kohleabbaus befürchten unter anderem eine weitere Absenkung des Grundwasserspiegels und eine Zunahme der Staubbelastung im Dreiländereck. Man sei weiter zu Verhandlungen über Entschädigungen bereit, um eventuell doch noch eine außergerichtliche Lösung zu erzielen, hieß es in Prag. Es kommt äußerst selten vor, dass ein EU-Mitgliedstaat einen anderen vor dem Gericht mit Sitz in Luxemburg verklagt.


Bafin-Bankenaufseher: Aufsichtsansatz bei Wirecard nicht geeignet

BERLIN: Die Arbeitsweise der Finanzaufsicht Bafin war nach Ansicht ihres obersten Bankenaufsehers Raimund Röseler nicht dafür geschaffen, um den Wirecard-Betrug zu erkennen. «Der Aufsichtsansatz war nicht geeignet, um den Risiken zu entsprechen», sagte Röseler am Freitag im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Man habe die Wirecard Bank wie andere nicht-systemrelevante Banken behandelt - und dabei nicht gesehen, dass die Bank Teil eines «gigantischen Betrugskonstrukts» gewesen sei. Es sei daher unumgänglich, «dass wir unseren Aufsichtsansatz neu gestalten».

Die Bafin war für die Aufsicht der Wirecard Bank zuständig, hatte sich für die Überwachung des Gesamtkonzerns aber nicht verantwortlich gesehen. Dies war zwischen verschiedenen Behörden umstritten. Für die Überwachung solcher komplexer Unternehmen strebt Finanzminister Olaf Scholz (SPD) auch deswegen jetzt eine Reform an. Die Bafin soll künftig explizit für komplexe Firmenkonstrukte zuständig sein. Außerdem soll die Aufsichtsstruktur der Bafin effizienter werden.

Röseler machte klar, dass es trotz negativer Presseberichte keinen Anlass für eine stärkere Überwachung der Wirecard Bank gegeben habe. Den Artikeln habe eine erfolgreiche Bank mit einem «beachtlichen Kundenkreis» gegenübergestanden. Außerdem seien die Berichte der Wirtschaftsprüfer EY «einwandfrei» gewesen. «Wir wissen bis heute nach wie vor nicht, was genau wirklich passiert ist», sagte Röseler.

Die Wirecard AG hatte im Juni 2020 Luftbuchungen von 1,9 Milliarden eingeräumt und daraufhin Insolvenz angemeldet. Insgesamt könnte es nach Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft um mehr als drei Milliarden Euro gehen. Weil der Bilanzskandal jahrelang unentdeckt blieb, steht unter anderem die Bafin in der Kritik. Der frühere Bafin-Chef Felix Hufeld nahm seinen Hut. Außerdem ist die Bafin ins Visier der Staatsanwaltschaft Frankfurt geraten.


Dax gibt nach

FRANKFURT/MAIN: Äußerungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die wachsenden Inflationssorgen am deutschen Aktienmarkt am Freitag etwas gedämpft. Der Dax, zum Handelsauftakt noch unter 13.700 Punkte gerutscht, verringerte sein Minus zunächst deutlich. Angesichts erneut schwächer erwarteter US-Börsen gab der deutsche Leitindex am Nachmittag dann wieder etwas stärker um 0,56 Prozent auf 13.801,46 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 0,92 Prozent auf 31.348,95 Punkte. Der Euro gab wieder nach und wurde am Nachmittag mit 1,2117 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,2225 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,32 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,14 Prozent auf 144,36 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,61 Prozent auf 173,37 Punkte.


Airbnb kommt trotz Mega-Verlust besser als erwartet durch die Krise

SAN FRANCISCO: Der Apartment-Vermittler Airbnb hat sich im Corona-Jahr 2020 besser geschlagen als zunächst angenommen. Insgesamt gingen die Erlöse um 30 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar zurück, wie Airbnb am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Nach dem heftigen Einbruch zu Beginn der Pandemie erholte sich das Geschäft deutlich, im Schlussquartal gab es verglichen mit dem Vorjahreswert nur noch ein Umsatzminus von 22 Prozent auf 859 Millionen Dollar. Dennoch riss die Krise tiefe Löcher in die Bilanz - insgesamt machte Airbnb 2020 einen Verlust von 4,6 Milliarden Dollar (3,8 Mrd Euro).


Analyse: Einsatz von E-Bussen im Nahverkehr 2020 mehr als verdoppelt

DÜSSELDORF/HANNOVER: Noch gibt es im ÖPNV insgesamt relativ wenige Busse mit alternativen Antrieben - doch ihr Bestand hat sich 2020 einer Untersuchung zufolge mehr als verdoppelt. Wie die Beratungsfirma PwC analysierte, legte die Zahl der Fahrzeuge mit Batterie-, Hybrid-, Oberleitungs- oder Brennstoffzellen-Technik im vergangenen Jahr um 357 auf inzwischen 676 zu. Die meisten waren demnach in Nordrhein-Westfalen im Einsatz (177), gefolgt von Berlin (137), Baden-Württemberg (76), Niedersachsen (62) und Hessen (61).


Neue Eigner bei Birkenstock - Luxuskonzern LVMH steigt indirekt ein

LINZ AM RHEIN: Einst als etwas altbacken geltend, heute eine Kultmarke auch bei manchen Promis: Der weltbekannte Sandalenhersteller Birkenstock geht mehrheitlich an die amerikanisch-französische Beteiligungsgesellschaft L Catterton und die Familienholding Financière Agache. «Über die Details der Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart», teilt das Unternehmen mit Sitz im rheinland-pfälzischen Linz am Rhein am Freitag mit.


Kürzere Vertragslaufzeiten: Ministerin will schärferes Gesetz

BERLIN: Ob Handyverträge, Streaming oder Fitnessstudios, die Bundesregierung will Verbraucher vor Abzocke mit langen Vertragslaufzeiten und schwierigen Kündigungen schützen. Anbieterwechsel sollen einfacher und Verträge fairer werden. Doch schon bevor das Gesetz verabschiedet will, wünscht sich die zuständige Ministerin noch schärfere Regeln. «Gerade die Corona-Krise zeigt, dass lange Vertragslaufzeiten zum Problem werden, wenn Einkünfte wegbrechen», sagte Justizministerin Christine Lambrecht am Freitag zur ersten Lesung des Entwurfs im Bundestag. Auch die Bundesländer haben bereits Änderungsbedarf angemeldet.


Altmaier kündigt Nachbesserung bei Coronahilfen an

Berlin( dpa) - Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat eine Nachbesserung bei den in der Kritik stehenden Coronahilfen angekündigt. Bei der Überbrückungshilfe III gebe es nun die Möglichkeit, dass Firmen Abschlagszahlungen von insgesamt 800.000 Euro für vier Monate ausgezahlt bekommen, wie Altmaier am Freitag in Berlin nach digitalen Beratungen mit seinen Amtskollegen der Länder sagte. Dies sei ab Freitag möglich. «Das wird vielen helfen, die dringend auf dieses Geld angewiesen sind», sagte Altmaier.


Bafin entlastet Banken bis Ende 2021 bei zusätzlicher Kapitalvorgabe

FRANKFURT/MAIN: Die Finanzaufsicht Bafin entlastet Banken angesichts der anhaltenden Pandemie und möglicher Kreditausfälle infolge der Corona-Krise weiterhin bei Kapitalvorgaben. Der sogenannte antizyklische Kapitalpuffer bleibe zunächst bei null Prozent, teilte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) am Freitag mit. Derzeit gehe die Behörde davon aus, «dass sie ihn bis Ende 2021 nicht erhöht».

Grundsätzlich soll der zusätzliche Kapitalpuffer die Widerstandsfähigkeit von Banken in Krisenzeiten erhöhen. Doch alles, was Banken an Eigenkapital in die Vorsorge stecken, fehlt ihnen im laufenden Geschäft.

«Die Entscheidung gibt dem deutschen Bankensektor Planungssicherheit und erleichtert es den Instituten, Verluste aus Kreditausfällen aufzufangen und weiterhin in angemessenem Umfang Kredite an Unternehmen und Haushalte zu vergeben», erklärte die Bafin.

Der antizyklische Kapitalpuffer war 2019 auf 0,25 Prozent erhöht worden, im Zuge der Pandemie hatten ihn die Aufseher zum 1. April vergangenen Jahres aber wieder auf null Prozent gesenkt. Die Entlastung für die Banken durch die Absenkung hatte die Bafin seinerzeit mit etwa fünf Milliarden Euro angegeben.


Polen fordert Patentfreigabe für öffentlich geförderte Impfstoffe

WARSCHAU: Pharmaunternehmen, die öffentliche Fördergelder für die Entwicklung ihrer Corona-Impfstoffe in Anspruch nahmen, sollten die Patente dafür auch anderen Firmen zugänglich machen. Das forderte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Freitag. Damit sollte anderen Herstellern ermöglicht werden, sofort weitere Impfstoffe zu produzieren.

«Geld, das wir für dieses Ziel (der raschen Impfstoffproduktion) eingesetzt haben, ging an Wissenschaftler ebenso wie an Firmen. Und nun sehen wir, dass diese Firmen mit ihrer Produktion in Rückstand geraten oder dass Impfstoffe aus europäischen Produktionsstätten außerhalb der EU verkauft werden», schrieb Morawiecki in einer Social-Media-Botschaft. «Gesundheit und Leben unserer Bürger sind zu wichtig, um sie für höheren Profit einzelner Firmen zu opfern», mahnte der nationalkonservative Politiker. Er habe beim EU-Gipfel am Donnerstag einen entsprechenden Vorschlag für das Weitergeben von Patenten unterbreitet.

Polens Regierungssprecher Piotr Mueller stellte dazu ergänzend klar, dass die Pharmafirmen für ein solches Weitergeben ihrer Patente finanzielle Entschädigungen erhalten sollten. Ende Januar hatte EU-Ratspräsident Charles Michel mit EU-Maßnahmen gedroht, falls die Lieferung von Impfstoffen weiter verzögert würde.

Artikel 122 des EU-Vertrags erlaubt Notmaßnahmen bei schwerwiegenden Lieferproblemen für bestimmte Produkte. Die EU-Länder könnten der Europäischen Kommission die Erlaubnis zu solchen Sondermaßnahmen erteilen. Wie es aus EU-Kreisen heißt, könnten beispielsweise zwangsweise Lizenzen für die Produktion von Impfstoffen an andere Firmen vergeben werden.


Corona-Zuschuss für Geringverdiener in Deutschland

BERLIN: Geringverdiener, Langzeitarbeitslose und Sozialhilfebezieher erhalten in Deutschland in der Corona-Krise weitere Unterstützung.

Der Bundestag billigte am Freitag ein Hilfspaket, das einen Zuschuss zur Grundsicherung vorsieht. So sollen erwachsene Geringverdiener, Langzeitarbeitslose und Sozialhilfebezieher pauschal einmalig 150 Euro bekommen.

Das Sozialministerium begründet dies mit höheren Ausgaben durch die Pandemie, etwa für Hygieneartikel und zusätzliche Mahlzeiten zu Hause. Das Geld soll im ersten Halbjahr ausgezahlt werden.

Der Opposition gehen die Hilfen nicht weit genug. Der Zuschuss von 150 Euro sei keine Hilfe, «sondern eine Nullrunde - und eine Nullrunde ist in dieser Krise definitiv zu wenig», sagte der Grünen-Abgeordnete Sven Lehmann. Die stellvertretende Vorsitzende der Linken-Fraktion, Susanne Ferschl, forderte auch eine Verlängerung des Arbeitslosengeldes. «Die Menschen brauchen eine soziale Brücke über die Pandemie und deswegen muss das Arbeitslosengeld länger bezahlt werden.»


Weltbank-Chef Malpass: Arme Länder brauchen Milliarden fürs Impfen

ROM: Die Überwindung der ökonomischen Corona-Folgen erfordert nach Einschätzung von Weltbank-Präsident David Malpass ein internationales Zusammenwirken und die Senkung der Schulden in armen Ländern. Das sagte der Chef der globalen Finanz- und Entwicklungsorganisation der italienischen Zeitung «La Stampa» anlässlich eines Online-Treffens der G20-Gruppe. Bei der Konferenz wollten Finanzminister und Notenbankchefs von 20 wichtigen Wirtschaftsnationen am Freitag Gespräche zu den Pandemiefolgen führen.

«In einigen Ländern gibt es jetzt eine starke Erholung. Das wird allen anderen helfen - davon profitieren wir alle», erläuterte Malpass mit Blick auf die Weltwirtschaft. «Aber um tatsächlich einen belastbaren Aufschwung zu haben, muss das Wachstum aus den ärmeren Ländern kommen. Ein Schlüsselelement dabei ist die Verschuldung - damit die Schuldenstände nachhaltiger werden, müssen sie niedriger sein.» Das sei wichtig, damit diese Staaten Ressourcen in Bildung, Gesundheit und Klima lenken könnten.

Zu den Impfprogrammen sagte der US-Amerikaner, dass die Weltbank mit Nachdruck mitarbeite an der Versorgung von ärmeren Ländern und dem beschleunigten Impfen dort. «Ich hoffe, dass wir bis März oder April über 3 Milliarden Dollar an zugesagten Unterstützungen für das Impfen haben werden.»

US-Finanzministerin Janet Yellen hatte ihre Kollegen der G20-Gruppe diese Woche zu bedeutenden und längerfristigen fiskal- und finanzpolitischen Maßnahmen ermuntert, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie abzufedern.


Serbien verschärft Corona-Maßnahmen fürs Wochenende

BELGRAD: Angesichts steigender Infektionszahlen verschärft Serbien die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Am kommenden Samstag und Sonntag dürfen Gaststätten und Einkaufszentren nur bis 14.00 Uhr geöffnet sein. Das beschloss der Krisenstab der Regierung am Freitag in Belgrad. An Tankstellen darf an den beiden Tagen nach 14.00 Uhr nur getankt werden. Am kommenden Montag will der Krisenstab erneut über die Maßnahmen beraten.

Seit mehreren Monaten dürfen Gaststätten in Serbien ihre Gäste bis 20.00 Uhr bedienen. In den letzten Wochen sind jedoch die Infektionszahlen deutlich gestiegen. Am Donnerstag waren in dem Balkanland 3588 neue Fälle verzeichnet worden. In der Vorwoche waren es am selben Wochentag 2467 gewesen. Seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr starben in dem Sieben-Millionen-Einwohner-Land 4398 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion.


Dänische Wirtschaftsleistung im Corona-Jahr um 3,3 Prozent gesunken

KOPENHAGEN: Dänemarks Wirtschaftsleistung ist im Corona-Jahr um schätzungsweise 3,3 Prozent und somit weniger stark als zunächst erwartet zurückgegangen. Das teilte die dänische Statistikbehörde DST am Freitag mit. Sie war in einer ersten Schätzung vor knapp zwei Wochen von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von 3,7 Prozent ausgegangen. Als Ursache für die Änderung gab die Behörde an, dass die Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2020 doch nicht so stark geschrumpft sei wie ursprünglich angenommen. Die Zahlen seien wegen Pandemie mit einer größeren Unsicherheit als normalerweise behaftet.

Die Statistiker wiesen darauf hin, dass die dänische Wirtschaft somit im Jahr 2020 weniger stark von den Folgen der Coronavirus-Pandemie betroffen gewesen sei als die EU insgesamt und auch als die USA: EU-weit war das BIP nach ersten Schätzungen der Statistikbehörde Eurostat um 6,4 Prozent geschrumpft, in den USA lag der Rückgang bei 3,5 Prozent.

Noch besser als die Dänen schlug sich derweil einer ihrer Nachbarn: In Schweden, das in der Corona-Krise einen vielbeachteten Sonderweg mit weniger starken Beschränkungen des öffentlichen Lebens gegangen war, sank die Wirtschaftsleistung um schätzungsweise 2,8 Prozent. Das ging aus einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung der schwedischen Statistikbehörde SCB hervor.


Autoproduktion in Großbritannien bricht den 17. Monat in Folge ein

LONDON: Wegen der Corona-Pandemie und den Folgen des Brexits ist die Autoproduktion in Großbritannien auch im Januar stark zurückgegangen. Etwas mehr als 86.000 Fahrzeuge bedeuteten ein Minus von 27,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, teilte der Branchenverband SMMT am Freitag in London mit. Demnach war es der schlechteste Januar seit 2009 und der 17. monatliche Rückgang in Folge. Seit Beginn der Pandemie im März 2020 habe die Branche Verluste von 11,3 Milliarden Pfund (12,97 Mrd Euro) erlitten.

SMMT-Chef Mike Hawes forderte weitere finanzielle Hilfen der britischen Regierung. «So schnell wie möglich müssen wir aber unsere cooronasicheren Autohäuser wieder öffnen (...). Dies ist der schnellste Weg zur Erholung der britischen Automobilindustrie», betonte Hawes.

«Mehrere Faktoren, einschließlich der andauernden Auswirkungen der Pandemie, globaler Lieferkettenprobleme, längerer Stillstände und Störungen bei den neuen Handelsvereinbarungen nach dem Ende der Brexit-Übergangszeit, wirkten sich auf die Produktion aus», betonte der Verband Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT). Immer noch gehen 80 Prozent der Fahrzeuge ins Ausland, allerdings gaben die Verkäufe in fast alle wichtigen Märkte deutlich nach.

Deutlich zugelegt hat hingegen der Anteil alternativer Antriebe. Jedes vierte Auto sei batteriebetrieben, Plug-in-Hybrid mit Aufladung der Batterie von außen sowie klassischer Hybrid, in denen die Batterie oder etwa auch Bremskraft-Rückgewinnung den Verbrennungsmotor unterstützen.


Schweizer Wirtschaft wächst im vierten Quartal leicht

BERN: Die Schweizer Wirtschaft ist im vierten Quartal trotz der zweiten Corona-Welle gewachsen. Die starke Erholung vom Corona-Absturz im Sommer ist jedoch deutlich ausgebremst worden. Im Gesamtjahr 2020 sank das BIP so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg von Oktober bis Dezember gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Analysten hatten mit einer Stagnation gerechnet. Große Einbußen habe die Dienstleistungsbranche zu verzeichnen, da sie direkt durch die verschärften Corona-Maßnahmen betroffen sei, teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mit.

In anderen Bereichen habe sich die Erholung dagegen fortgesetzt. «Insgesamt wirkte sich die zweite Corona-Welle bis Ende 2020 deutlich weniger auf die Wirtschaft aus als die erste im vergangenen Frühjahr», schrieb das Seco.

Erstmals hat das Seco auch eine Einschätzung zum Gesamtjahr 2020 gegeben. Demnach schrumpfte die Wirtschaft im Corona-Jahr um 2,9 Prozent und damit deutlich weniger stark als anfänglich befürchtet. Trotzdem ist es laut Seco der stärkste Rückgang seit Mitte der 1970er Jahre im Zuge der damaligen Ölkrise.


Frankreichs Wirtschaft schrumpft stärker - Einbruch im Gesamtjahr

PARIS: Die französische Wirtschaft ist zum Jahresende 2020 hin etwas stärker geschrumpft als bisher bekannt. Nach Angaben des Statistikamts Insee vom Freitag lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 1,4 Prozent niedriger als im Vorquartal. Eine vorherige Schätzung hatte einen Rückgang um 1,3 Prozent ergeben. Gegenüber dem Schlussquartal 2019 lag das BIP 4,9 Prozent tiefer.

Im gesamten Corona-Krisenjahr 2020 brach das BIP um 8,2 Prozent ein, nach einem Wachstum von 1,5 Prozent im Vorjahr. Damit hat die Pandemie die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone deutlich härter getroffen als den Primus Deutschland, dessen BIP 2020 um 4,9 Prozent einbrach.

Die wirtschaftliche Schrumpfung am Jahresende folgt auf eine starke Erholung im dritten Quartal und auf einen historischen Einbruch im zweiten Quartal infolge der ersten Corona-Welle. Der wirtschaftliche Rückschlag durch neue Corona-Beschränkungen fiel zum Jahresschluss jedoch viel schwächer aus als im Frühjahr. Für Belastung sorgte im Schlussquartal vor allem der private Verbrauch, der stark zurückging. Im Gegensatz dazu stützte der Außenhandel die Entwicklung.


Commerzbank will EZB-Negativzins stärker an Firmenkunden weitergeben

FRANKFURT/MAIN: Die Commerzbank will die Negativzinsen der EZB künftig in noch größerem Umfang an Firmenkunden weitergeben. «Wir werden unsere Regeln noch mal verschärfen müssen und Freibeträge in einigen Fällen senken», sagte der seit Januar amtierende Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer dem «Handelsblatt» (Freitag). «Im vergangenen Jahr haben wir von unseren Kunden Guthabengebühren in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro erhoben. 2021 wird dieser Betrag voraussichtlich noch mal leicht steigen.»

Mit Negativzinsen kompensieren Banken, dass sie derzeit selber 0,5 Prozent Zinsen zahlen müssen, wenn sie Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Etliche Institute geben die Kosten dafür seit geraumer Zeit an Firmenkunden und zunehmend auch an vermögende Privatkunden weiter. Der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof, der den Frankfurter MDax-Konzern seit Januar führt, hatte bei der Bilanzvorlage Mitte Februar bereits angedeutet, dass mehr Kunden mit Strafzinsen rechnen müssen.

«Wenn wir keinen Weg finden, eine Geschäftsbeziehung profitabel zu gestalten, werden wir uns von Kunden trennen», betonte Kotzbauer. «Ich bin aber zuversichtlich, dass das nur sehr selektiv der Fall sein wird.» Die Bank habe Geschäftsbeziehungen mit rund 26.000 Firmenverbünden. «Vermutlich werden wir uns perspektivisch von einigen Hundert Kunden trennen. Das betrifft vor allem internationale Unternehmen ohne Geschäftsbezug zu Deutschland. In Deutschland rechne ich daher mit einer eher kleinen Zahl.» Insgesamt gehe er von einer stabilen Kundenzahl in den kommenden Jahren aus.

Die Commerzbank hat einen harten Sparkurs eingeschlagen. Unter dem Strich werden 7500 Vollzeitstellen gestrichen, das Filialnetz in Deutschland wird auf 450 Standorte fast halbiert. Im Ausland gibt die Bank 15 Standorte auf. Welche das genau sein werden, ließ auch Kotzbauer offen. «Unter dem Strich werden wir in rund 40 Ländern präsent bleiben», sagte der Firmenkundenvorstand.


Dax startet im Minus

FRANKFURT/MAIN: Inflationssorgen haben am Freitag den deutschen Aktienmarkt belastet. Damit schlug er dieselbe Richtung ein, wie bereits die US-Börsen am Donnerstag und anschließend auch die Aktienmärkte in Asien. Auslöser ist der beschleunigte Zinsanstieg am US-Anleihemarkt, wo die Rendite richtungsweisender zehnjähriger Staatsanleihen am Vorabend bis auf 1,55 Prozent und damit den höchsten Stand seit einem Jahr geklettert war.

Kurz nach dem Handelsstart büßte der deutsche Leitindex 1,09 Prozent auf 13.728,31 Punkte ein, was auf Wochensicht ein Minus von knapp 2 Prozent bedeutet. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab um 1,34 Prozent auf 31.216,81 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,18 Prozent auf 3641,71 Zähler.


Ölpreise sinken nach Einjahreshochs

SINGAPUR: Die Ölpreise haben sich am Freitag etwas von ihren am Vortag erreichten Ein-Jahres-Höchstständen entfernt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete im frühen Handel 65,47 US-Dollar. Das waren 58 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für amerikanisches Erdöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) fiel um 43 Cent auf 62,97 Dollar.

Belastet wurden die Erdölpreise durch die allgemein schlechtere Stimmung an den Finanzmärkten. Auslöser ist ein scharfer Anstieg der Kapitalmarktzinsen in den USA. Als Grund gilt das von der dortigen Regierung anvisierte Konjunkturprogramm in Billionenhöhe, das die Wachstums- und Inflationserwartungen nach oben treibt. Steigende Zinsen stellen häufig eine Belastung für riskantere Anlageklassen dar, zu denen Rohöl gehört.


Verbraucherschützer begrüßen neue EU-Energielabels trotz Kritik

BRÜSSEL: Der europäische Verbraucherverband Beuc begrüßt die Einführung neuer EU-Energielabels als «Sieg für Verbraucher», äußert aber auch deutliche Kritik. Zwar könnten die neuen Kategorien «A» bis «G» besser unterschieden werden als die bisherigen «A+»-Klassifizierungen. Die Umstellung erfolge aber zu langsam.

So werden zu Beginn nur bestimmte Elektrogeräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen neu ausgezeichnet - andere Geräte wie Glühbirnen folgen erst deutlich später. «Wegen der schrittweisen Einführung kann es Verbrauchern passieren, dass sie sowohl alte als auch neue Kennzeichnungen sehen, was verwirrend sein kann», monieren die Verbraucherschützer. Vom 1. März an werden bestimmte Elektrogeräte mit den neuen Labels ausgezeichnet.


Euro bleibt unter 1,22 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Freitag weiter unter der Marke von 1,22 US-Dollar notiert. Unter diese Marke war er am Donnerstagabend im Zuge einer allgemein trüberen Marktstimmung gefallen. Am Freitagmorgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,2160 Dollar und damit etwas weniger als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag noch auf 1,2225 Dollar festgesetzt.

Der Euro wurde vor allem durch den stärkeren US-Dollar belastet. Die amerikanische Währung profitierte von der trüberen Stimmung an den Aktienmärkten, ausgelöst durch steigende Kapitalmarktzinsen in den USA. Hintergrund sind steigende Wachstums- und Inflationsaussichten in den Vereinigten Staaten infolge des von der Regierung angepeilten Konjunkturprogramms in Billionenhöhe.

Am Freitag stehen einige Wirtschaftsdaten auf dem Programm. In Europa werden Wachstums- und Preisdaten aus großen Volkswirtschaften wie Frankreich erwartet. In den USA stehen Zahlen zu den Konsumausgaben und zur Verbraucherstimmung an.


Illegales Anzapfen: Flüssiggas-Diebstahl in Mexiko deutlich gestiegen

MEXIKO-STADT: Flüssiggas im Wert von mehr als 1,2 Milliarden Euro ist im vergangenen Jahr in Mexiko gestohlen worden. Es wurden mehr als 23.000 Fälle des illegalen Anzapfens von Gasleitungen im Jahr 2020 in dem nordamerikanischen Land registriert, wie der Verband mexikanischer Flüssiggashändler am Donnerstag mitteilte. Das war demnach ein Anstieg von 77,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Haupt-Pipeline des staatlichen Erdölkonzerns Pemex sei wegen der vielen Diebstähle vergangenes Jahr 140 Tage außer Betrieb gewesen.

Kriminelle Banden zapfen in Mexiko immer wieder Pipelines an, um Benzin oder Gas zu stehlen. Auch Drogenkartelle verdienen daran. Bei der Explosion einer Benzinleitung im Bundesstaat Hidalgo kamen vor gut zwei Jahren 135 Menschen ums Leben.

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