Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

Foto: Freepik/Ksandrphoto
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Bitcoin bricht erneut ein

FRANKFURT/MAIN: Nach einem starken Kursanstieg am Donnerstag hat die Digitalwährung Bitcoin am Freitag wieder massiv verloren. Die nach Marktwert mit Abstand größte Kryptowährung macht damit ihrem wankelmütigen Ruf alle Ehre. Am Freitag fiel der Bitcoin-Kurs auf der Handelsplattform Bitstamp um fast 5000 Dollar auf weniger als 35.000 Dollar. Im Tief wurden 34.500 Dollar erreicht.

Noch am Donnerstag war die älteste und bekannteste Internetwährung in Richtung ihres Rekordhochs von rund 42.000 Dollar gestiegen. Vor dem Wochenende sorgte jedoch eine durchweg schlechte Stimmung an den Finanzmärkten für Belastung. Damit wird einmal mehr die behauptete Absicherungsfunktion des Bitcoin in Frage gestellt. Anhänger meinen, in der Digitalwährung ein Instrument gegen Kursverluste an den Aktienmärkten gefunden zu haben.

Der Bitcoin hat in den vergangenen Wochen und Monaten ein drastisches Auf und Ab hingelegt. Auf Jahressicht hat sich sein Kurs zeitweise mehr als verfünffacht. Besonders stark ging es mit einem Kursplus von mehr als 100 Prozent seit Mitte Dezember nach oben. Internetwährungen, von denen es mittlerweile Tausende gibt, sind jedoch bekannt für ihre extremen Kursschwankungen. Regulierer wie unlängst die deutsche Bafin warnen deshalb immer wieder vor einer Anlage in Kryptowerten.


Neuer Autokonzern Stellantis geht offiziell an den Start

PARIS/ROM: Der französische Peugeot-Hersteller PSA und der italienisch-amerikanische Fiat-Chrysler-Konzern (FCA) werden am Samstag ihre Megafusion offiziell abschließen. Die neue Gruppe heißt Stellantis und hat große Standbeine in Europa und Nordamerika. Sie führt 14 Automarken wie Opel, Peugeot, Citroën, Jeep, Maserati oder Alfa Romeo. Beschäftigt werden rund 400.000 Menschen.

Größere Ereignisse zum Start des Autogiganten am Wochenende sind dem Vernehmen nach nicht geplant. Am Montag soll dann die Stellantis-Aktie erstmals an den Börsen in Mailand und Paris gehandelt werden. Vorstandschef ist der 62-jährige Carlos Tavares, der schon beim Opel-Mutterkonzern PSA an der Spitze stand.


Prognose: Italiens Wirtschaft könnte in 2021 wieder wachsen

ROM: Italiens Wirtschaft kann nach einer Schätzung der italienischen Zentralbank mit den Corona-Wiederaufbauhilfen des Staates und der EU in 2021 wieder einen Aufschwung erleben. Das Bruttoinlandsprodukt werde der Prognose zufolge dieses Jahr um etwa 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen, schrieb die Banca d'Italia am Freitag in ihrem Bericht. Für 2020 berechneten die Experten einen Rückgang das BIP von rund 9 Prozent.

Italiens Wirtschaft hatte stark unter der Corona-Krise gelitten. Während die Wirtschaft dem Bericht zufolge im Frühjahr 2020 mit der Pandemie und dem Lockdown einbrach, wuchs das BIP verglichen damit im darauf folgenden dritten Quartal um knapp 16 Prozent. Mit der wieder aufflammenden Corona-Pandemie gegen Ende des Jahres, ging auch das BIP nach ersten vorsichtigen Schätzungen wieder zurück. Laut der Prognose könnte Italiens Wirtschaft bei anhaltendem Wachstum im Jahr 2023 wieder auf Vor-Corona-Niveau ankommen.

Mit dem Geld aus dem Wiederaufbaufonds der EU, was etwa 210 Milliarden Euro wären, und dem Eurorettungsschirm hätte das Land viele Mittel für Investitionen zur Verfügung. Im Streit um die EU-Hilfen hatte die Kleinpartei Italia Viva von Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi die Koalition am Mittwoch jedoch verlassen. Die Regierungskrise verschärfte sich seitdem. Um die EU-Gelder aus dem Wiederaufbaufonds jedoch zu bekommen, muss Italien einen Investitionsplan vorlegen.


Hyundai baut Brennstoffzellen-Fabrik in China

SEOUL: Der südkoreanische Autokonzern Hyundai will in China seine erste Auslandsfabrik für Brennstoffzellen errichten. Der Standort der Anlage soll in der südlichen Industriestadt Guangzhou liegen. Ein entsprechender Investitionsvertrag sei mit der Regierung der Provinz Guangdong unterzeichnet worden, teilte die Hyundai Motor Group am Freitag mit. Mit der Investition treibe das Unternehmen seinen Vorstoß «in Chinas sich rasch entwickelnde Wasserstoff-Industrie» voran. Wie hoch die Investitionen sind, wurde nicht genannt.

Zusammen mit der kleineren Schwester Kia ist Hyundai Motor der fünftgrößte Autohersteller weltweit. Der VW-Rivale hatte angekündigt, bis 2025 in die Gruppe der drei größten Hersteller von Batterien und Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzellen aufzusteigen. Anders als die deutschen Automobilhersteller setzen Hyundai und der japanische Hersteller Toyota auf einen kontinuierlichen Ausbau des Geschäfts mit diesen Fahrzeugen in den kommenden Jahren.

Der Bau der Anlage in China soll den Angaben Hyundais zufolge im nächsten Monat beginnen und in der zweiten Hälfte 2022 abgeschlossen werden. Vorgesehen sei, jährlich 6500 Brennstoffzellensysteme für Wasserstoffautos zu produzieren. Die Produktion könne abhängig von der künftigen Nachfrage erhöht werden.


Schottische Fischer beschweren sich über Brexit-Deal bei Johnson

ABERDEEN: In einem Brandbrief an den britischen Premierminister Boris Johnson haben sich die schottischen Fischer über den Brexit-Handelspaket mit der EU beschwert. «Die Branche hat das Schlimmste von beiden Welten abbekommen», heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Schreiben der Chefin des schottischen Fischereiverbandes SFF, Elspeth Macdonald. Der finanzielle Schaden sei immens, viele Boote blieben in den Häfen. Einige Fischer machten lieber einen großen Umweg und landeten ihren Fang in Dänemark an, um einen fairen Preis zu erzielen.

«Ihr Deal hat die Branche kurzfristig im Stich gelassen», betonte Macdonald. «Viele in unserer Branche fürchten um ihre Zukunft, anstatt diese mit Optimismus und Ehrgeiz anzugehen.» Die Quoten in der Nordsee seien viel niedriger als versprochen, andererseits hätten die EU-Flotten ungehinderten Zugang zu britischen Gewässern. Hinzu kämen Zollprobleme seit dem Brexit am 1. Januar, die die Lieferung von Fisch und Meeresfrüchten in die EU hemme.

Nun liege die Hoffnung auf konkreten Änderungen nach der Übergangsphase 2026. Macdonald begrüßte den von der britischen Regierung angekündigten Schadenersatz. Es müsse aber frisches Geld sein und dürfe nicht aus dem bereits versprochenen Topf in Höhe von 100 Millionen Pfund für Investitionen und Innovationen kommen.


Corona-Pandemie belastet Börsen auch zum Wochenende

FRANKFURT/MAIN: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Freitag für Gewinnmitnahmen auf hohem Kursniveau entschieden. Die nach wie vor hohen Corona-Infektionszahlen und -Todesfälle lassen Anleger zunehmend vorsichtig agieren. Der Leitindex Dax gab am frühen Nachmittag um ein knappes Prozent auf 13.865 Punkte nach. Auf Wochensicht steht somit ein Minus von 1,3 Prozent zu Buche. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen fiel zum Wochenschluss um 1,5 Prozent auf 31.114 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,8 Prozent auf 3613 Zähler. Im Devisenhandel gab der Euro am Nachmittag auf 1,2126 US-Dollar leicht nach im Vergleich zum frühen Handel. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,2124 Dollar festgesetzt.


Chemiebranche warnt vor Lockdown auch für die Industrie

FRANKFURT/WIESBADEN: Die deutsche Chemiebranche warnt vor einem Herunterfahren der Industrie im Zuge eines verschärften Lockdowns. Industriebetriebe müssten offen bleiben, forderten der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Chemie-Arbeitgeberverband BAVC am Freitag. «Wer mitten in der härtesten Krise der letzten Jahrzehnte die Wirtschaft abschalten will, muss erklären, wie das Geld für die zahlreichen Hilfsmaßnahmen erwirtschaftet werden soll», sagte BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. Die Branche habe ihre Standards im Gesundheitsschutz kontinuierlich optimiert. Doch werde es nicht gelingen, die Industrieproduktion von zu Hause zu erledigen. Ein Herunterfahren der Betriebe mache in der Chemie- und Pharmaindustrie «absolut keinen Sinn», sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup.


Klöckner: Markt für Bio-Lebensmittel weiter gewachsen

BERLIN: Der Markt für Bio-Lebensmittel in Deutschland ist nach Angaben von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auch in der Corona-Krise weiter gewachsen. Im vergangenen Jahr dürfte der Umsatz nach ersten Schätzungen auf mehr als 14 Milliarden Euro gestiegen sein, sagte die CDU-Politikerin am Freitag in Berlin. Dies wäre ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zu 2019. «Die Branche hat in der Pandemie noch mal einen Schub bekommen.» Aus vielen Gelegenheitskäufern seien inzwischen Gewohnheitskäufer geworden. Laut einer neuen Umfrage im Auftrag des Ministeriums geben 37 Prozent der Befragten an, regelmäßig zu Bio-Produkten zu greifen. Gekauft werden sie weiterhin vor allem in Supermärkten. Das vor 20 Jahren eingeführte staatliche Bio-Siegel wird demnach inzwischen von mehr als 6000 Unternehmen freiwillig für fast 90.000 Produkte verwendet.


Maas setzt auf Gespräche mit den USA über Nord Stream 2

BERLIN: Nach der Baugenehmigung für das letzte Stück der Gaspipeline Nord Stream 2 in deutschen Gewässern hat Außenminister Heiko Maas bekräftigt, dass er sich Gespräche mit der neuen US-Regierung über das umstrittene Projekt wünscht. «Natürlich wollen wir, sobald die neue Administration im Amt ist, mit den Kolleginnen und Kollegen in Washington auch über dieses Thema sprechen», sagte Maas am Freitag in Berlin. Die USA hätten im Dezember entschieden, dass es vor neuen Sanktionen Konsultationen auf Regierungsebene geben solle. «Das halten wir für eine positive Entscheidung.» Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte am Freitag den sofortigen Weiterbau der Pipeline zwischen Russland und Deutschland genehmigt. Es fehlen nur noch 150 der 2300 Kilometer des Doppelstrangs. Die USA lehnen das Projekt ab und bekämpfen es mit Sanktionen und Sanktionsdrohungen auch gegen deutsche Unternehmen.


Privathaushalte dank Sparfleiß in der Corona-Krise so reich wie nie

FRANKFURT/MAIN: Die Menschen in Deutschland haben in der Corona-Krise in Summe so viel Geld auf die hohe Kante gelegt wie nie und das Aktiensparen entdeckt. Auf den Rekordwert von 6738 Milliarden Euro kletterte das Geldvermögen der privaten Haushalte im dritten Quartal 2020, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Das sind 108 Milliarden oder 1,6 Prozent mehr als im Vierteljahr zuvor. Privatanleger profitierten auch davon, dass sich die Aktienmärkte vergleichsweise rasch vom Corona-Crash im Februar und März erholten. Die Entwicklung im Zeitraum Juli bis einschließlich September sei «erneut durch eine hohe Ersparnisbildung und die anhaltende Erholung am Kapitalmarkt geprägt», erklärte die Bundesbank. Die Bewertungsgewinne aus gestiegenen Kursen bezifferte die Notenbank auf 20 Milliarden Euro.


Marktmanipulations-Prozess gegen Ex-VW-Chef Winterkorn eingestellt

BRAUNSCHWEIG: Nach der Einstellung des Strafverfahrens gegen die aktuelle VW-Spitze wegen Marktmanipulation im Dieselskandal wird auch der entsprechende Prozess gegen Ex-Konzernchef Martin Winterkorn abgeblasen. Dies teilte das Landgericht Braunschweig am Freitag mit. Zu diesem Punkt wird es vorerst kein öffentliches Gerichtsverfahren geben - an dem ab Ende Februar geplanten Betrugsprozess gegen Winterkorn wegen erhöhter Diesel-Abgaswerte hält die Justiz jedoch fest. Die Begründung der vorläufigen Einstellung zur Marktmanipulation ist zudem anders gelagert als im Fall des aktuellen VW-Aufsichtsratschefs Hans Dieter Pötsch und Vorstandschefs Herbert Diess, die zunächst ebenfalls deswegen angeklagt waren. Die mögliche Strafe, die auf Winterkorn schon im Betrugsverfahren zukommen könnte, dürfte deutlich höher sein als beim Vorwurf der zu späten Information der Finanzwelt über die Folgen der gefälschten Emissionsdaten, erklärte das Gericht.


Steinmeier fordert mehr Homeoffice im Kampf gegen Corona

BERLIN: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat angesichts der Corona-Bedrohung zusammen mit den Spitzen von Arbeitgebern und Gewerkschaften zu mehr Arbeit im Homeoffice aufgerufen. «Ermöglichen Sie das Arbeiten von zuhause aus», appellierte Steinmeier am Freitag in Berlin an Unternehmen, Personalverantwortliche und Führungskräfte. An die Adresse der Beschäftigten sagte Steinmeier: «Gehen Sie nicht ins Büro, wenn Sie nicht zwingend müssen.» Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger, sagte, Pandemiepläne, Hygienekonzepte und Arbeitsschutzregeln hätten dazu geführt, dass der Arbeitsplatz «ein vergleichsweise sicherer Ort» sei. «Dennoch müssen wir jetzt die Kontakte weiter einschränken und die Mobilität verringern. Arbeiten im Homeoffice trägt dazu bei.»


US-Großbank Wells Fargo steigert Quartalsgewinn leicht

SAN FRANCISCO: Trotz anhaltend hoher Belastungen durch niedrige Zinsen und die Corona-Krise hat die US-Großbank Wells Fargo im vierten Quartal etwas besser verdient. Der Gewinn stieg im Jahresvergleich um vier Prozent auf 3,0 Milliarden Dollar (2,5 Mrd Euro), wie das Geldhaus am Freitag in San Francisco mitteilte. Allerdings hatten Rechtskosten das Ergebnis im Vorjahr verhagelt. Die gesamten Erträge fielen um zehn Prozent auf 17,9 Milliarden Dollar.

Auch wenn sich die Finanzlage verbessert habe, litten die Ergebnisse weiterhin unter den Folgen der Pandemie und juristischen Problemen, erklärte Vorstandschef Charlie Scharf. Wells Fargo ächzt schon länger unter hohen Sonderkosten wegen einer früheren Affäre um fingierte Konten und andere dubiose Geschäftspraktiken. Erschwerend kommen geringere Erträge wegen niedrigerer Zinsen hinzu. Die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit deutlichen Kursverlusten auf die Zahlen.


JPMorgan mit Rekordgewinn von 12 Milliarden Dollar im Schlussquartal

NEW YORK: Der boomende Wertpapierhandel an den Finanzmärkten und gesunkene Kreditrisiken in der Corona-Krise haben die größte US-Bank JPMorgan Chase zum Jahresende glänzend verdienen lassen. Unter dem Strich gab es im vierten Quartal einen Rekordgewinn von 12,1 Milliarden Dollar (10,0 Mrd Euro), wie der Finanzkonzern am Freitag mitteilte. Das waren 42 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die gesamten Erträge wuchsen um drei Prozent auf 30,2 Milliarden Dollar.

Während die Zinseinnahmen sanken, florierte wie schon im Vorquartal erneut das Handelsgeschäft mit Aktien und Anleihen, besonders gut lief zudem diesmal das klassische Investmentbanking. Die Bilanz profitierte darüber hinaus sehr stark davon, dass ein Teil der milliardenschweren Rückstellungen für ausfallbedrohte Kredite, die aufgrund der Pandemie gebildet worden waren, angesichts verbesserter wirtschaftlicher Aussichten wieder aufgelöst werden konnte.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon sprach von «starken Ergebnissen» zum Abschluss eines herausfordernden Jahres. Insgesamt strich JPMorgan 2020 einen Nettogewinn in Höhe von 29,1 Milliarden Dollar ein, was einem Rückgang um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die gesamten Erlöse des Geldhauses legten im vergangenen Jahr dennoch um vier Prozent auf knapp 120 Milliarden Dollar zu. Der Quartalsbericht übertraf die Markterwartungen insgesamt deutlich.


Umwelthilfe will gegen Baugenehmigung für Nord Stream 2 vorgehen

HAMBURG: Die Deutsche Umwelthilfe hat Widerstand gegen eine Genehmigung des zuständigen Bundesamts angekündigt, die einen sofortigen Weiterbau der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 in deutschen Gewässern erlaubt. «Wir legen auf jeden Fall Widerspruch ein», sagte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Wir prüfen aber, ob wir sofort dagegen klagen können.»

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte zuvor den sofortigen Weiterbau der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 in deutschen Gewässern genehmigt. Die bisherige Genehmigung hätte Arbeiten normalerweise erst wieder ab Ende Mai zugelassen. Schon ein Widerspruch hat aufschiebende Wirkung auf die Genehmigung.

Laut einer Mitteilung des DUH blieben eigene Natur- und Klimaschutzargumente unbeachtet. Der Bau werde zur besonders sensiblen Vogelrastzeit erlaubt. Das BSH war zu dem Schluss gekommen, dass die verbleibende Strecke zwar durch den Randbereich eines Vogelschutzgebietes verlaufe. Das habe aufgrund der Wassertiefe allerdings «eher geringe Bedeutung für bestimmte Rastvogelarten». Außerdem handele es sich teilweise ohnehin um ein häufig befahrenes Gebiet.

Auch die Klimaauswirkungen der Pipeline seien nicht in die Entscheidung miteingeflossen, heißt es in der DUH-Mitteilung. Das BSH ist allerdings in erster Linie für die Bewertung konkreter ökologischer Beeinträchtigungen auf See und Auswirkungen auf den Schiffsverkehr zuständig. «Wir sind aber trotzdem der Auffassung, dass man sich den Klimaschutz hätte anschauen müssen», sagte DUH-Geschäftsführer Müller-Kraenner. Das werde im Zweifelsfall auch rechtlich geklärt.


Krise in Italien: Renzi will sich bei Vertrauensvotum enthalten

ROM: In der Regierungskrise in Italien hat der Chef der aus der Koalition ausgetretenen Partei Italia Viva, Matteo Renzi, seine Enthaltung bei einem Vertrauensvotum über die Regierung angekündigt. Zugleich schloss er am Freitag in einem Zeitungsinterview eine Rückkehr in das Regierungsbündnis jedoch nicht aus. Ministerpräsident Giuseppe Conte will sich Anfang kommender Woche im Parlament in Rom zum Bruch des Mitte-Links-Bündnisses äußern. Am Montag ist in der größeren der beiden Kammern auch ein Vertrauensvotum angesetzt, wie die Parlamentskammer mitteilte.

«Vielleicht werden sie einen Sieg nach Zahlen haben, aber ich habe einen politischen Weg gewählt, Conte wählte das Risiko», sagte Ex-Ministerpräsident Renzi der italienischen Zeitung «La Stampa» (Freitag). Zudem schloss er eine Rückkehr in das Regierungsbündnis nicht aus. Auf die Frage, ob er eine Stimme abgeben werde, antwortete Renzi: «Ich enthalte mich.»

Italiens Regierung war am Mittwoch mitten in der Pandemie wegen des Streits um milliardenschwere Corona-Hilfen der EU auseinandergebrochen. Würde Italien Gelder aus dem Euro-Rettungsschirm abrufen und etwa die Mittel für Schulen und das Gesundheitssystem erhöhen, sei eine Rückkehr seiner Partei Italia Viva in das Bündnis denkbar, sagte Renzi, der einen Sitz im Senat, der kleineren der beiden Parlamentskammern, hat.

Am Montag und Dienstag will sich der parteilose Conte im Parlament zur Krise äußern. Italienische Medien spielen derweil verschiedene Szenarien durch, wie es weitergehen könnte. Die Optionen reichen von einer Neubildung des Kabinetts mit anderen Koalitionspartnern bis hin zu vorgezogenen Wahlen und einer Regierung ohne den parteilosen Conte.


SAP stellt sich auf weiter schwere Zeiten ein

WALLDORF: Europas größter Softwarehersteller SAP stellt sich trotz eines halbwegs ordentlichen Schlussquartals im abgelaufenen Jahr auf weiter schwere Zeiten ein. Nach einem leichten Umsatzrückgang im Jahr 2020 rechnet der vom Börsenwert größte deutsche Dax-Konzern 2021 mit einem Minus beim um Sonder- und Währungseffekte bereinigten Betriebsergebnis - im Extremfall um bis zu 6 Prozent, mindestens aber um 1 Prozent. Eine entsprechende Prognose verkündete das Unternehmen aus dem Rhein-Neckar-Kreis in der Nacht auf Freitag auf Basis vorläufiger Zahlen. Zielsetzungen zur weiteren Umsatzentwicklung oder zum Nettoergebnis 2021 gab es keine. Für das abgelaufene Jahr vermeldete SAP ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern in Höhe von 8,28 Milliarden Euro - das ist ein wenig mehr als im Vorjahr.


Ölpreise sinken - Gegenbewegung nach Höhenflug

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Freitag gefallen. Marktbeobachter sprachen von einer Gegenbewegung, nachdem die Notierungen im Verlauf der Woche stark gestiegen waren. Ein Barrel (159 Liter) Nordsee-Öl kostete am Morgen 55,85 US-Dollar. Das waren 57 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 38 Cent auf 53,19 Dollar.

Am Ölmarkt hat der Preisrückgang in der Nacht zum Freitag eingesetzt. Bis zum Donnerstagabend waren die Notierungen noch deutlich gestiegen. Zuvor hatte der künftige US-Präsident Joe Biden seine Pläne für ein Konjunkturpaket im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise im Umfang von 1,9 Billionen Dollar (rund 1,6 Bio Euro) vorgestellt.

Nach wie vor halten sich die Ölpreise auf einem hohen Niveau. Im Verlauf der Woche hatten die Preise für Rohöl aus den USA und aus der Nordsee jeweils mehrmonatige Höchststände erreicht. Preistreiber war unter anderem die Aussicht auf ein neues Konjunkturpaket in den USA. Die damit entfachten Wachstumshoffnungen schürten am Ölmarkt die Hoffnung auf eine stärkere Nachfrage in der größten Volkswirtschaft der Welt.


Eurokurs sinkt leicht

FRANKFURT/MAIN: Der Kurs des Euro ist am Freitag leicht gesunken. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung zu 1,2137 US-Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,2124 Dollar festgesetzt. Zum Abend hin hatte die Gemeinschaftswährung sich dann ein wenig erholt, geriet anschließend aber unter Druck.

Marktbeobachter verwiesen auf eine breitangelegte Dollar-Stärke. So hatte der künftige US-Präsident Joe Biden seine Pläne für ein Konjunkturpaket im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise im Umfang von 1,9 Billionen Dollar (rund 1,6 Billionen Euro) vorgestellt.

Bereits seit einigen Tagen wird der Dollar von der Aussicht auf ein neues Konjunkturpaket in den USA angetrieben. Die damit entfachten Wachstumshoffnungen haben zuletzt die Renditen der US-Staatsanleihen angetrieben und damit auch den Dollar gestärkt.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.