Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

Der UN-Generalsekretär Antonio Guterres gibt seine Erklärung ab. Foto: epa/Salvatore Di Nolfi
Der UN-Generalsekretär Antonio Guterres gibt seine Erklärung ab. Foto: epa/Salvatore Di Nolfi

UN-Chef vor G20: Gemeinsames Vorgehen bei Impfstoff nötig

NEW YORK: UN-Generalsekretär António Guterres hat die führenden Wirtschaftsnationen der Welt vor dem G20-Gipfel zu einer engeren Zusammenarbeit bei der gerechten Verteilung von Impfstoffen aufgefordert. Er hoffe, dass die internationale Corona-Impf- Initiative Covax das zentrale Instrument sein wird, um Vakzine für alle Menschen erhältlich und erschwinglich zu machen. «Ich bitte alle G20-Mitglieder dringend, Mitglieder von Covax zu werden», sagte Guterres am Freitag in New York.

Der Covax-Initiative haben sich bereits mehr als 150 Länder angeschlossen, darunter auch China, nicht aber die USA. Deutschland hat bereits 100 Millionen Euro beigesteuert, aus Regierungskreisen verlautete aber, dass es auf dem G20-Gipfel keine weiteren finanziellen Zusagen geben werde. Bis Ende 2021 werden für Covax elf Milliarden US-Dollar benötigt.

Der G20-Gipfel sollte eigentlich am Wochenende in der saudischen Hauptstadt Riad zusammenkommen. Wegen der Pandemie treffen sich die Vertreter der G20 aber nur per Videoschalte.


Scholz: G20 halten mit aller Macht gegen die Krise

BERLIN: Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hat den Zusammenhalt der großen Wirtschaftsnationen in der Corona-Krise gelobt. «Wir halten international mit aller Macht gegen die Krise», erklärte er nach einem Gespräch der G20-Finanzminister am Freitag in Berlin. Insgesamt hätten sich die G20-Staaten mit 9,3 Billionen Euro gegen die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen gestemmt. «Einen erheblichen Teil haben wir mit unserer entschlossenen Krisenreaktion in Deutschland beigetragen», sagte Scholz. Zusammen hätten die Staaten eine «fatale Abwärtsspirale der Weltwirtschaft verhindert». Wenn es darauf ankomme, seien die G20 handlungsfähig und durchschlagskräftig.

Die Entwicklungsorganisation One zeigte sich enttäuscht, dass die Finanzminister bei Schuldenaufschub für die ärmsten Länder nicht nachbesserten. «Bedingt durch die Pandemie droht einem Land nach dem anderen die Zahlungsunfähigkeit und die G20 feiern sich fürs Nichtstun», erklärte Deutschland-Direktor Stephan Exo-Kreischer. Die G20-Länder müssten darauf hinwirken, dass sich Weltbank und private Gläubiger am bisherigen Schuldenaufschub beteiligten. Nur dann stünden Entwicklungsländer nicht mehr vor der schrecklichen Entscheidung, Schulden zu tilgen oder Menschenleben zu retten.


Dax macht zum Wochenende etwas Boden gut

FRANKFURT/MAIN: Der deutsche Aktienmarkt geht mit einer freundlichen Tendenz ins Wochenende. Dabei hält sich der Schwung aber in Grenzen. Der Dax notierte am Nachmittag 0,25 Prozent höher bei 13.119,48 Punkten. Damit deutet sich für den Leitindex ein Wochenplus von rund 0,3 Prozent an. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte gewann am Freitag 0,34 Prozent auf 28.842,80 Zähler. Der Euro notierte zuletzt bei 1,1861 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1832 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stagnierte die Umlaufrendite bei minus 0,58 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 146,05 Punkte. Der Bund-Future legte am frühen Nachmittag um 0,10 Prozent auf 175,50 Punkte zu.


Apple setzt Maßnahmen für mehr Privatsphäre wie geplant um

CUPERTINO: Apple wird die neuen Möglichkeiten für Nutzer, die Datensammlung durch Apps einzuschränken, trotz Gegenwinds großer Online-Player wie Facebook wie geplant umsetzen. Das geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Brief des iPhone-Konzerns an Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch hervor. Facebook reagierte mit scharfer Kritik und stellte Apples Absichten in Frage.


Europäischer Autoverband skeptisch zu britischem Verbrenner-Aus 2030

BRÜSSEL/LONDON: Der europäische Auto-Branchenverband hält das von Großbritannien angepeilte Verkaufsverbot klassischer Diesel- und Benzinerautos ab 2030 für übertriebene Symbolpolitik. Es gibt jedoch auch etliche Stimmen, die den überraschenden Schritt von Premier Boris Johnson loben und darin eine Signal für mehr Klimaschutz sehen.


Prognose: Metropolen wachsen langsamer - Umland profitiert

FRANKFURT/MAIN: Die Bevölkerung in Deutschland wird laut einer Prognose bis 2035 gerade in den Ballungsräumen wachsen - wenn auch nicht mehr so stark. Die Corona-Krise dämpfe die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland in die Großstädte, heißt es in einer neuen Vorhersage des Hamburger Gewos Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung. Zudem wanderten Menschen zunehmend in das Umland ab. Die Pandemie hat dem Forschungsinstitut Prognos zufolge tiefe ökonomische Folgen für alle Regionen. In einer Langfristprognose sagen die Autoren aber gerade dem Umland einiger Metropolen gute Wirtschaftsaussichten voraus - darunter mehrere Landkreise im Osten.


Rabattschlacht im Teil-Lockdown: Ein ganz besonderer Black Friday

DÜSSELDORF: Rabattschlachten im Internet und Schnäppchenjagd in den Einkaufsstraßen: Der Black Friday hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der umsatzstärksten Verkaufstage im deutschen Einzelhandel entwickelt. Doch in diesem Jahr könnte alles ganz anders werden. In den Innenstädten droht der Teil-Lockdown, die Lust an der Schnäppchenjagd zu torpedieren. Und auch im Internet könnte die Ausgabenbereitschaft in diesem Jahr aufgrund der Pandemie deutlich geringer sein als früher.


«The Kurzarbeit»: Corona-Sonderregeln werden verlängert

BERLIN: Mit ausgeweiteter Kurzarbeit soll auch im kommenden Jahr in Deutschland ein extremer Corona-bedingter Anstieg der Arbeitslosenzahlen verhindert werden. Der Bundestag beschloss am Freitag das sogenannte Gesetz zur Beschäftigungssicherung. Damit werden Sonderregeln zur Kurzarbeit über dieses Jahr hinaus bis Ende 2021 verlängert. Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften begrüßten das. Die Opposition lehnte die Verlängerung zwar nicht ab, äußerte aber trotzdem Kritik.


EU will bei G20-Gipfel mehr Hilfe für ärmere Ländern einfordern

BRÜSSEL: Die EU will beim G20-Gipfel der führenden Wirtschaftsnationen eine stärkere Unterstützung von ärmeren Ländern einfordern. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll um zusätzliches Geld für die wegen der Corona-Krise gestartete Impfstoff-Initiative Covax geworben werden. Zudem will sich die EU für weitere Schuldenerleichterungen stark machen.

Um ärmere Länder mit Impfstoffen versorgen zu können, würden im kommenden Jahr schätzungsweise weitere fünf Milliarden US-Dollar (4,2 Mrd Euro) benötigt, erklärte von der Leyen am Freitag in einer Pressekonferenz zu den von Saudi-Arabien organisierten Spitzengesprächen an diesem Wochenende. Zudem brauche es Geld für Tests und Behandlungen. Insgesamt würden voraussichtlich Mittel in Höhe von 38 Milliarden Dollar (32 Mrd Euro) benötigt.

EU-Ratspräsident Charles Michel bezeichnete den wegen der Corona-Pandemie als Videoschalte organisierten Gipfel als wichtige Gelegenheit, um für eine intensive internationalen Zusammenarbeit zu werben. «Beim G20-Gipfel wird es in vielerlei Hinsicht darum gehen, wie die Welt nach Covid aussehen wird und wie sie aus unserer Sicht aussehen soll», sagte er. Aus Perspektive der EU werde es darum gehen, die Zukunft stabiler, nachhaltiger und inklusiver zu gestalten. So sei es aus Sicht der EU auch wichtig, wirtschaftlich schwache Länder in der Corona-Krise stärker zu unterstützen.

«Wir sind davon überzeugt, dass mehr Schuldenerleichterungen erforderlich sind», sagte Michel. Dazu müssten alle Gläubiger ihren Teil beitragen. Das G20-Schuldenmoratorium sei ein guter Schritt in die richtige Richtung. Er sei aber selbst dann nicht genug, wenn es über 2021 hinaus verlängert werde.


Maschinenbauverband: Exporte haben Corona-Tiefpunkt überwunden

FRANKFURT/MAIN: Deutschlands Maschinenbauer haben den Tiefpunkt im Exportgeschäft nach Einschätzung des Branchenverbandes VDMA durchschritten. Im September verbuchte die exportorientierte Industrie bei den Ausfuhren ein Minus von 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie der VDMA am Freitag mitteilte. Von Juli bis September sanken die Exporte damit um 12,4 Prozent auf 39,8 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal hatten sie auf dem Höhepunkt der Corona-Krise ihren Vorjahreswert noch um 22 Prozent unterschritten.

«Die Maschinenexporte aus Deutschland haben den Corona-Tiefpunkt überwunden. Doch bis zum Erreichen des Vorkrisenniveaus bedarf es noch großer Geduld und Anstrengungen in Wirtschaft und Politik», sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Für die ersten neun Monate ergab sich ein Export-Minus von 13,2 Prozent.

Die Ausfuhren in die 27 Länder der Europäischen Union sanken in den ersten neun Monaten um 16 Prozent. Die EU ist die wichtigste Absatzregion für Maschinen «Made in Germany.» In die beiden wichtigsten Einzelmärkte, USA und China, lieferten deutsche Hersteller in den ersten drei Quartalen 11 Prozent beziehungsweise 7,2 Prozent weniger Maschinen.

«Das Ergebnis unserer Konjunkturumfrage unter den VDMA-Mitgliedern vor Ort zeigt deutlich, dass der Aufschwung in China bei den Tochterunternehmen in der Breite angekommen ist», sagte Wiechers. Im September lagen die Maschinenausfuhren in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt um 5,6 Prozent über dem Vorjahresmonat.


Steuersenkungspaket entzweit Koalition in Tschechien

PRAG: Ein umfangreiches Steuersenkungspaket inmitten der Corona-Krise sorgt für heftigen Streit innerhalb der Minderheitsregierung in Tschechien. Das Abgeordnetenhaus in Prag hatte in der Nacht zu Freitag weitreichende Erleichterungen bei der Einkommenssteuer abgesegnet. Dafür stimmte die populistische ANO von Regierungschef Andrej Babis gemeinsam mit Oppositionsparteien wie der ultrarechten Bewegung Freiheit und direkte Demokratie (SPD). Der Senat, das Oberhaus des Parlaments, muss den Änderungen noch zustimmen.

Dagegen war indes der sozialdemokratische Koalitionspartner CSSD. Der Vorsitzende der Partei, Innenminister Jan Hamacek, sprach von einem verantwortungslosen Schritt, der bedeute, die «Axt» an den Haushalt zu legen. Sein Parteikollege Martin Netolicky forderte bereits den Austritt aus der Regierung. «Sonst machen wir uns lächerlich», schrieb der Politiker bei Facebook.

Vorgesehen ist ein Steuersatz von 15 Prozent auf das Bruttoeinkommen - und nicht wie bisher auf den Superbruttolohn, das heißt den Bruttolohn zuzüglich des Arbeitgeberanteils an der Sozialversicherung. Erst bei Einkommen über rund 5300 Euro monatlich soll dieser auf 23 Prozent steigen. Das Finanzministerium in Prag rechnet mit Einnahmeausfällen in Milliardenhöhe, falls das Paket so durchgeht.


EZB-Präsidentin Lagarde: Abschluss von Kapitalmarktunion ist ein Muss

FRANKFURT/MAIN: Europas oberste Währungshüterin Christine Lagarde dringt auf Fortschritte bei der Vereinheitlichung von Finanz- und Kapitalmärkten auf dem Kontinent. «Wenn wir wollen, dass nach der Pandemie neue, innovative Unternehmen entstehen, müssen die Regierungen Hindernisse für sie beseitigen», mahnte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Freitag bei einem im Internet übertragenen Bankenkongress. In der Welt nach der Pandemie sei der Abschluss der Kapitalmarktunion kein Kann, sondern ein Muss.

Bei der Kapitalmarktunion geht es im Kern darum, bürokratische Hürden zwischen den einzelnen Staaten der Europäischen Union abzubauen, um so Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen. Verbraucher sollen zudem mehr Möglichkeiten für grenzüberschreitende Geldanlagen bekommen. Kredite und Finanzierungen werden in Europa - im Gegensatz etwa zu den USA - hauptsächlich von Banken vergeben.

Pläne der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion liegen seit September 2015 auf dem Tisch, doch die Umsetzung stockt. Im September des laufenden Jahres legte Brüssel einen neuen Aktionsplan vor, um die Vereinheitlichung von Finanz- und Kapitalmärkten voranzutreiben. Die EU-Kommission will unter anderem Investitionen sowie die Besteuerung von Kapitalerträgen im EU-Ausland vereinfachen. Das Insolvenzrecht soll angeglichen werden.

Die Fragmentierung der Finanzmärkte in Europa sei ein Grund dafür, dass die Anschubfinanzierung für junge Unternehmen oft schwierig sei, sagte Lagarde. «Die Finanzierung von Technologien mit hohem Risiko (...) ist viel effektiver, wenn es einen größeren Strom neuer Projekte gibt, um die Tatsache zu kompensieren, dass die meisten von ihnen scheitern werden.»


Ölpreise geben leicht nach

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Freitag im frühen Handel leicht nachgegeben. Starke Impulse gab es zunächst nicht. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 44,13 US-Dollar. Das waren sieben Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 14 Cent auf 41,76 Dollar.

Im Trend sind die Ölpreise in den vergangenen Tagen und Wochen gestiegen. Wichtigster Grund sind Hoffnungen auf einen oder mehrere wirksame Corona-Impfstoffe. Dadurch wird perspektivisch eine Stärkung der schwächelnden Rohölnachfrage erwartet. Auch Ölprodukte wie Benzin oder Diesel dürften davon profitieren.

Dennoch gilt es als wahrscheinlich, dass die großen Rohölanbieter ihre Förderung langsamer normalisieren werden als bisher geplant. So wird damit gerechnet, dass der Ölverbund Opec+ seine für Anfang 2021 geplante Produktionsausweitung wegen der angespannten Corona-Lage um drei bis sechs Monate verschiebt.


Euro steigt in Richtung 1,19 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Freitagmorgen zugelegt und ist in Richtung 1,19 US-Dollar gestiegen. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung bis zu 1,1891 Dollar und damit etwas mehr als im asiatischen Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1832 Dollar festgesetzt.

Am Freitag stehen nur wenige Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an, die an den Finanzmärkten für Kursbewegung sorgen könnten. Allerdings äußern sich einige hochrangige Notenbanker, darunter die Führungsriege der EZB. Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, hatte bereits am Donnerstag klargestellt, dass angesichts der angespannten Corona-Lage eine weitere Lockerung der Geldpolitik zu erwarten ist.

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