US-Notenbankchef: Sind bereit für weitere Straffung der Geldpolitik
ATLANTA: Die US-Zentralbank Fed könnte ihre Geldpolitik nach den Worten ihres Vorsitzenden Jerome Powell durchaus weiter straffen. Es wäre verfrüht, die Geldpolitik als hinreichend restriktiv zu bezeichnen oder sogar auf Zinssenkungen zu spekulieren, sagte Powell am Freitag vor Studenten in Atlanta. «Wir sind bereit, unsere Politik weiter zu verschärfen, wenn es angebracht erscheint.» Ähnlich hatte sich Powell bereits in den vergangenen Wochen geäußert.
An den Finanzmärkten werden aktuell keine Zinsanhebungen der Fed mehr erwartet. Die Notenbank hat ihren Leitzins in den vergangenen eineinhalb Jahren so rasch wie selten zuvor angehoben, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Da die Teuerung in den vergangenen Monaten aber spürbar gesunken ist, wird jetzt darauf gesetzt, dass die Leitzinsen im kommenden Jahr im Zuge einer wirtschaftlichen Abschwächung wieder sinken.
Powell bekräftigte, dass die Zinsentscheidungen der Notenbanker nicht vorherbestimmt seien, sondern dass auf jeder Sitzung auf Grundlage der wirtschaftlichen Daten entschieden werde. Die Bemerkungen Powells kamen nur wenige Stunden vor Beginn der üblichen Schweigephase von etwa eineinhalb Wochen vor einer Fed-Zinssitzung. Die US-Währungshüter treffen ihre nächste Zinsentscheidung Mitte Dezember.
Der US-Dollar gab in Reaktion auf die Bemerkungen Powells nach. Im Gegenzug konnte der Euro seine vorherigen Verluste gegenüber der US-Währung etwas eindämmen.
Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0875
FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Freitag gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0875 (Donnerstag: 1,0931) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9195 (0,9148) Euro.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86045 (0,86368) britische Pfund, 161,14 (161,19) japanische Yen und 0,9530 (0,9562) Schweizer Franken fest.
Spanien sagt in Dubai 20 Millionen Euro für Klimaschäden-Fonds zu
DUBAI: Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hat bei der UN-Klimakonferenz in Dubai 20 Millionen Euro für den neuen Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden in besonders verwundbaren Ländern zugesagt. Zuvor hatten bereits Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate je 100 Millionen Dollar zugesagt. «Die Klimakrise ist verheerend und wir sind weit davon entfernt, die in Paris gesetzten Ziele zu erreichen», sagte Sánchez am Freitag vor den Delegierten der COP28. Aber diese Klimakonferenz biete eine Chance, um eine neue, gestärkte und gerechte Klimaagenda zu verabschieden.
Die Klimaziele müssten in den Mittelpunkt der Wirtschafts- und Finanzpolitik rücken, robuste Kohlenstoffmärkte geschaffen und der finanzielle Spielraum der am meisten gefährdeten Länder vergrößert werden. Zudem bedürfe es einer internationalen Besteuerung, bei der Verschmutzer zahlen müssten, sagte der Sozialist.
Sánchez betonte, spätestens ab 2025 müsse der weltweite CO2-Ausstoß sinken, um das Ziel von nicht mehr als 1,5 Grad Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau noch zu erreichen. Dafür sei es notwendig, bis 2030 die Kapazitäten zur Erzeugung erneuerbarer Energien zu verdreifachen, die Energieeffizienzziele zu verdoppeln und den Einsatz fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung zu beenden. Spanien sei hier auf einem guten Weg. «Unser kollektiver Fortschritt zeigt, dass wir immer noch eine Chance haben, den Planeten zu retten, aber wir müssen uns noch mehr anstrengen», gab sich Sánchez zuversichtlich.
Dax klettert Richtung Rekordhoch
FRANKFURT/MAIN: Die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt ist in vollem Gange. Angetrieben von Erwartungen auf sinkende Zinsen übersprang der Dax am Freitag die Marke von 16.300 Punkten, der Weg zum Rekordhoch bei 16.528,97 Punkten ist frei. Am Nachmittag gewann der deutsche Leitindex 0,68 Prozent auf 16.326,31 Punkte. Der MDax stieg um 0,64 Prozent auf 26.350,88 Zähler. Der Euro gab nach und kostete am Nachmittag 1,0876 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0931 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,43 Prozent am Vortag auf 2,44 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,03 Prozent auf 125,19 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,13 Prozent auf 132,52 Punkte zu.
45 Unternehmen und Organisationen machen bei Vier-Tage-Projekt mit
BERLIN: Mindestens 45 Unternehmen und Organisationen in Deutschland werden in den kommenden Monaten projektweise eine Vier-Tage-Woche einführen. Wie der Initiator «Intraprenör» am Freitag weiter mitteilte, sollen die Firmen nun ab Februar für sechs Monate die Vier-Tage-Woche ausprobieren - und zwar nach dem Modell 100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit bei 100 Prozent Bezahlung.
US-Richter legt TikTok-Verbot im Bundesstaat Montana auf Eis
MISSOULA: Das erste Verbot der populären Video-App TikTok in einem US-Bundesstaat ist von einem Gericht auf Eis gelegt worden. Der Richter sah eine einstweilige Verfügung gegen das entsprechende Gesetz des Bundesstaates Montana gerechtfertigt. Das im Mai beschlossene Gesetz verstoße höchstwahrscheinlich gegen die US-Verfassung, begründete er seine Entscheidung.
Deutlicher Anstieg der Firmenpleiten
HAMBURG: Die Krisen machen den Unternehmen in Deutschland zu schaffen. Der Informationsdienstleister Crif rechnet mit einem starken Anstieg der Firmenpleiten in diesem und im kommenden Jahr, erwartet aber keine Pleitewelle. Crif prognostiziert nach Angaben vom Freitag für dieses Jahr 17.900 Firmeninsolvenzen, 22,8 Prozent mehr als 2022. Es handele sich nach umfangreichen Unterstützungsprogrammen in Milliardenhöhe aber um eine Rückkehr zur Normalität.
Energiebranche warnt vor Verzögerung bei Bau neuer Gaskraftwerke
BERLIN: Die Energiebranche warnt vor Folgen eines verzögerten Baus wasserstofffähiger Gaskraftwerke. EnBW-Chef Andreas Schell sagte dem «Spiegel»: «Wenn die Kraftwerkstrategie nicht bald kommt, wird Deutschland 2030 nicht aus der Kohle aussteigen können.» Der Stadtwerkeverband VKU warnte, jeder weitere Aufschub der schon für diesen Sommer angekündigten Kraftwerkstrategie müsse vermieden werden. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte, die Kraftwerkstrategie solle so schnell wie möglich präsentiert werden.
Teslas Elektro-Pickups deutlich teurer als angekündigt
AUSTIN: Teslas futuristischer Elektro-Pickup «Cybertruck» wird deutlich teurer als ursprünglich angekündigt. Zur Auslieferung der ersten Fahrzeuge teilte Tesla mit, dass die günstigste Variante des Edelstahl-Mobils 61.000 Dollar (rund 56.000 Euro) kostet. Für die teuerste Version mit dem Spitznamen «Cyberbeast» werden 100.000 Dollar fällig. Bei der «Cybertruck»-Vorstellung vor vier Jahren waren noch ein Produktionsbeginn bis Ende 2021 und eine Preisspanne zwischen 40.000 und 70.000 Dollar in Aussicht gestellt worden.
Höhere Lkw-Maut - Klima-Komponente und Geld für die Schiene
BERLIN: Für schwere Lastwagen auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen gilt seit Freitag eine deutlich höhere Maut. Die Nutzungsgebühr enthält nun auch einen Aufschlag für den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2). Der Bund erwartet durch die neue CO2-Komponente Mehreinnahmen in Milliardenhöhe, die erstmals auch der Schiene zufließen sollen. Die Speditionsbranche protestierte gegen die Belastungen und warnte vor steigenden Verbraucherpreisen.
Wind- und Solarausbau: Netzkosten sollen gerechter verteilt werden
BONN: Haushalte und Unternehmen in Regionen mit einem starken Ausbau von Wind- und Solarstromanlagen sollen bei den Netzentgelten für Strom entlastet werden. Die dort höheren Kosten sollen auf alle Stromverbraucher in Deutschland umgelegt werden, wie ein Vorschlag der Bundesnetzagentur vorsieht. Weil in weiten Teilen Nord- und Nordostdeutschlands wegen des starken Erneuerbaren-Ausbaus viel in Netze investiert wird, sind die Netzentgelte dort weit höher.
Indiens Premier Modi: «Mutter Erde schaut auf uns»
DUBAI: Trotz seiner hohen Emissionen hat sich Indien auf der Weltklimakonferenz für ehrgeizigen Klimaschutz ausgesprochen. «Die ganze Welt schaut auf uns. Mutter Erde schaut auf uns, um ihre Zukunft zu sichern», sagte Indiens Premierminister Narendra Modi am Freitag vor dem Plenum in Dubai. «Wir müssen erfolgreich sein.» Die Verantwortung für die Erderwärmung sieht Modi vor allem bei westlichen Industriestaaten. Die Krise sei von einem kleinen Teil der Menschheit verursacht worden, aber alle müssten darunter leiden - besonders die Menschen im globalen Süden, wie Modi betonte. Tatsächlich spielt auch Indien selbst eine entscheidende Rolle.
Das Land will bis zum Jahr 2070 klimaneutral werden, wie Modi in Dubai bekräftigte. Bis 2030 sollen die klimaschädlichen Emissionen um 45 Prozent gegenüber dem Jahr gesenkt werden. Am Vortag hatte Indiens Außenminister jedoch noch bekräftigt, dass Kohle noch lange eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung des Landes spielen werde.
Modi schlug sein Land zudem als Gastgeber für die Weltklimakonferenz im Jahr 2028 vor.
Emirate kündigen 30-Milliarden-Fonds für Klimaprojekte an
DUBAI: Auf der Weltklimakonferenz in Dubai hat der Gastgeber, die Vereinigten Arabischen Emirate, einen neuen Investmentfonds im Volumen von 30 Milliarden US-Dollar (27,5 Milliarden Euro) angekündigt, um mehr Kapital in Klimaschutzprojekte zu lenken. Der Fokus liege auf Märkten in Entwicklungsländern, teilte die Präsidentschaft der COP28 am Freitag mit. Zusammen mit privaten Geldgebern sollen bis 2030 insgesamt bis zu 250 Milliarden Dollar mobilisiert werden.
Schwerpunkte der geplanten Investitionen sind der Mitteilung zufolge die klimafreundliche Energiewende, der entsprechende Umbau industrieller Prozesse sowie neue Klimaschutz-Technologien. Aufsichtsratsvorsitzender des Fonds mit Namen Alterra wird der COP-Präsident Sultan al-Dschaber; er ist bereits Chef des staatlichen Öl- und Gas-Konzerns Adnoc. Nach welchen Kriterien die Projekte genau ausgewählt werden, blieb zunächst unklar.
Ein großes Thema der zweiwöchigen Klimakonferenz ist, wie globale Finanzströme schnell umgelenkt werden können - also vor allem weg von Öl, Kohle und Gas und hin in erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz.
Deutschland importiert deutlich weniger Weihnachtsbäume
WIESBADEN: Der Import von Weihnachtsbäumen nach Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. 2022 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 1,8 Millionen Bäume eingeführt, 24,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Gegenüber 2014 betrug das Minus 37,1 Prozent. Gründe für den Rückgang nannte die Behörde nicht.
Ölpreise geben nach Beschlüssen der Opec+ weiter nach
SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Freitag im frühen Handel weiter gesunken. Im Vergleich zum Vortag war der Rückgang aber moderat. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am Morgen 80,58 US-Dollar. Das waren 28 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um neun Cent auf 75,87 Dollar.
Am Donnerstag war der Preis für Rohöl aus der Nordsee noch deutlich stärker gefallen, um etwa zwei Dollar je Barrel. Zwar hatte die Opec+ nach einem Treffen der Mitgliedsstaaten eine weitere Kürzung der Fördermenge angekündigt. Der Beschluss sieht allerdings eine freiwillige Beschränkung vor, und mit Angola hat ein Mitgliedsland seine Quote bereits abgelehnt.
Schon in den vergangenen Monaten wurde die bestehende Förderkürzung immer wieder von einzelnen Mitgliedsstaaten der Opec+ unterlaufen, was einer vom Ölverbund gewünschten Stützung der Ölpreise entgegenwirkt. Immerhin hatte das führende Opec-Land Saudi-Arabien deutlich gemacht, dass es seine separate Produktionskürzung um eine Million Barrel pro Tag bis zum ersten Quartal des kommenden Jahres verlängern werde.
Eurokurs steigt wieder über 1,09 US-Dollar
FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat sich am Freitag etwas von den deutlichen Vortagesverlusten erholt und ist wieder über 1,09 US-Dollar gestiegen. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0909 Dollar gehandelt, nachdem sie am Vorabend zeitweise bis auf 1,0879 Dollar gefallen war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,0931 Dollar festgesetzt.
Am Vortag war bekannt geworden, dass die Inflation im Euroraum stärker gefallen ist als erwartet. Im November lag die Teuerungsrate bei 2,4 Prozent und damit in der Nähe des von der EZB angestrebten Inflationsziels von mittelfristig zwei Prozent. Der überraschend deutliche Rückgang der Inflation verstärkte die Spekulation auf Zinssenkungen im kommenden Jahr.
«Man kann getrost vermuten, dass bei einer Inflationsrate von 2,4 Prozent im Euroraum nicht wenige zu dem Schluss kommen, dass der Kampf gegen die Inflation gewonnen ist», kommentierte Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank die Marktstimmung. Dies habe den Euro zeitweise deutlich unter Druck gesetzt.
Im weiteren Handelsverlauf bleibt der Fokus auf wichtige Konjunkturdaten gerichtet. Auf dem Programm stehen Daten zur Stimmung der Einkaufsmanager in der Eurozone am Vormittag und aus den USA am Nachmittag, die am Markt jeweils stark beachtet werden.