Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

Ein Angestellter bereitet Kübel mit Erdbeeren auf einem Bauernhof in Moguer vor. Foto: epa/Julian Perez
Ein Angestellter bereitet Kübel mit Erdbeeren auf einem Bauernhof in Moguer vor. Foto: epa/Julian Perez

Discounter setzen trotz Kritik weiter auf spanische Erdbeeren

STUTTGART: Trotz Kritik setzen deutsche Discounter weiter auf Erdbeeren aus der Region rund um den von Dürre bedrohten südspanischen Nationalpark Doñana. Sowohl Lidl als auch Aldi Nord verwiesen am Freitag auf Bemühungen zum Wasserschutz in der Region. Mit Lieferanten vor Ort wolle man weiter zusammenarbeiten. Zuvor hatten die Organisationen Foodwatch und Campact deutsche Supermärkte aufgefordert, keine Erdbeeren aus der Region mehr zu verkaufen und auf den hohen Wasserverbrauch für den Anbau verwiesen.

In dem 1969 gegründeten Nationalpark Doñana, der zusammen mit einer als Naturpark geschützten Fläche und einer Pufferzone etwa halb so groß wie das Saarland ist, geht der Grundwasserspiegel schon seit Jahren zurück, wie Umweltschützer klagen. Dazu tragen demnach auch legale und illegale Brunnen bei, die benutzt werden, um große Wassermengen für Frucht- und Gemüseplantagen abzuzweigen. Über einen Gesetzentwurf, der illegale Bewässerungssysteme legalisieren soll, wird demnächst im andalusischen Parlament abgestimmt.

Um in der Sache Druck auf die Regionalregierung zu machen, forderten Campact und Foodwatch von den großen deutschen Lebensmittelhändlern nun den Verkaufsstopp. Rewe und Edeka äußerten sich auf Anfrage nicht.


Verkehrsminister: 49-Euro-Ticket soll auch in Frankreich gelten

ESSEN: Das neue 49-Euro-Ticket soll nach den Vorstellungen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing auch in Frankreich anerkannt werden. Frankreich plane ein nationales Ticket, das dem Deutschlandticket ähnele, sagte der FDP-Politiker der Funke-Mediengruppe (Samstag) und der französischen Zeitung «Ouest-France». «Ich hätte eine große Sympathie dafür, dass wir unsere nationalen Tickets gegenseitig anerkennen.» Deutschland und Frankreich könnten den Anfang machen und andere europäische Länder mitziehen. «Allerdings wäre das ein komplexes Unterfangen, das Zeit in Anspruch nehmen wird.»

Das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat gilt seit dem 1. Mai. Es berechtigt bundesweit zur Fahrt in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs. Das Ticket ist als Abonnement gedacht, aber monatlich kündbar.

Kritik am Ticket, wonach dieses auf dem Land wenig sinnvoll ist, wies Wissing zurück. «Je nach Region und täglicher Fahrzeit sind für Verbraucher bei einer kombinierten Nutzung von Auto und ÖPNV Ersparnisse von bis zu 4000 Euro pro Jahr möglich. Wegen der längeren Pendlerstrecken ist das CO2-Einsparpotenzial hier auch um ein Vielfaches höher als in den Städten.» Es sei unrealistisch, bundesweit eine flächendeckende enge ÖPNV-Taktung wie in Großstädten zu ermöglichen. Daher müssten Auto und ÖPNV kombiniert gedacht werden.


Baerbock in Panama von Außenministerin Tewaney empfangen

PANAMA: Außenministerin Annalena Baerbock ist in Panama von ihrer Amtskollegin Janaina Tewaney empfangen worden. Bei dem Gespräch in der Hauptstadt Panama-Stadt dürfte es am Freitag wie zuvor auf den Reisestationen in Brasilien und Kolumbien um einen Ausbau der Zusammenarbeit bei Klima- und Energiethemen gehen. Auch globale Wirtschaftsthemen, der freie Welthandel und internationale Abhängigkeiten von China dürften angesprochen werden.

Nahe Panama-Stadt endet der rund 80 Kilometer lange Panama-Kanal, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Pro Jahr passieren etwa 14.000 Schiffe den Kanal, etwa sechs Prozent des Welthandels werden durch ihn abgewickelt. Baerbock wollte einen historischen Steuerstand der an der Pazifikmündung des Kanals gelegenen Miraflores-Schleusen besichtigen. Panama gehört mit etwa 4,5 Millionen Einwohnern zu den kleineren Ländern Zentralamerikas.

Beim Besuch des deutschen Forschungsschiffes «Eugen Seibold» des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz steht zum Abschluss des Besuches der Klimawandel im Mittelpunkt. Die Experten auf dem Segelschiff erforschen seit März für die kommenden drei Jahre von Panama aus den ostpazifischen Meereskorridor zwischen Costa Rica und Ecuador. Schwerpunkt im Bereich Ozeanographie sind der Klimawandel sowie die Veränderung von Meeresströmungen durch den Anstieg des Klimagases CO2.


Dax vor US-Zinsentscheid kaum bewegt

FRANKFURT/MAIN: Die Investoren auf dem deutschen Aktienmarkt warten vor dem Wochenende auf frischen Schwung. Am Nachmittag verlor der deutsche Leitindex Dax 0,22 Prozent auf 15.955,52 Punkte. Der MDax gab 0,26 Prozent auf 27.110,70 Zähler ab.


Medien: Meta erlaubt ersten Blick auf Twitter-Konkurrenzangebot

MENLO PARK: Der Facebook-Konzern Meta kommt bei der Entwicklung seines Twitter-Konkurrenzangebots voran und will es möglichst bald in die Öffentlichkeit bringen. Top-Manager Chris Cox demonstrierte Mitarbeitern bei einer unternehmensweiten Schalte eine frühe Version der App, wie unter anderem das Technologieblog The Verge und das «Wall Street Journal» berichteten.


Vier Monate Baustelle auf Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin

BERLIN: Auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin werden Bauarbeiten im kommenden Jahr monatelang zu Umleitungen und längeren Fahrzeiten führen. Vom 16. August bis 14. Dezember 2024 sollen 100 Weichen und 74 Kilometer Gleise erneuert werden, teilte die Deutsche Bahn mit.


Behörde warnt bei Balkonkraftwerken vor mangelhaften Wechselrichtern

BONN: Die Bundesnetzagentur hat vor mangelhaften Elektro-Bauteilen für Balkon-Solaranlagen gewarnt. Es gebe im stationären und im Onlinehandel zahlreiche Wechselrichter, die unzulässig oder potenziell gefährlich seien.


Betreiber: Bei kaltem Winter sind leere Gasspeicher möglich

BERLIN: Auch bei vollständig gefüllten Erdgasspeichern zu Winterbeginn schließen die Betreiber einen Gasmangel im Frühjahr nicht aus. Dies geht aus Modellierungen des Branchenverbandes Ines hervor.


Experten: Starker Anstieg der Energiepreise unwahrscheinlich

BERLIN: Strommarktexperten halten es für unwahrscheinlich, dass die Haushaltspreise für Strom und Gas im Winter erneut stark steigen. «Allein aufgrund der Preisdeckelung im Endkundenpreissegment ist die Belastungsgrenze der Haushaltskunden bis April 2024 begrenzt», sagte Strommarktexperte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis.


Bahn und EVG wollen ab Montag fünf Tage lang verhandeln

BERLIN: Im Tarifkonflikt haben sich die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft EVG auf eine lange Verhandlungsrunde verständigt. Vertreter beider Seiten wollen ab Montag, 14.00 Uhr, bis einschließlich Freitag über mögliche Tariferhöhungen für gut 180.000 Beschäftigte diskutieren.


Scholz zuversichtlich für rasche Einigung über Gebäudeenergiegesetz

BERLIN: Bundeskanzler Olaf Scholz rechnet mit einer schnellen Lösung des Streits über das Gebäudeenergiegesetz und mit dessen Einbringung in den Bundestag. Er könne «eine unveränderte Zuversicht beim Bundeskanzler erkennen, dass das in der kommenden Woche dann auch seinen Gang geht», sagte sein Sprecher.


Euro gibt etwas nach

FRANKFURT/MAIN: Nach deutlichen Vortagsgewinnen ist der Euro am Freitag gefallen. Die Gemeinschaftswährung notierte am Nachmittag bei 1,0768 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0780 (Donnerstag: 1,0737) Dollar fest.

Die türkische Lira erreichte unterdessen Tiefstände gegenüber dem Dollar und dem Euro. Dabei half nicht, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan mit Hafize Gaye Erkan eine ehemalige US-Bankerin zur Chefin der türkischen Zentralbank ernannte. Erdogan hatte die Notenbank in immer wieder unter Druck gesetzt, die Zinsen trotz der vergleichsweise hohen Inflation niedrig zu halten und Chefs mehrmals ausgetauscht. Die Hoffnung ist nun, dass Erkan die Leitzinsen anhebt.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85795 britische Pfund, 150,24 japanische Yen und 0,9716 Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde mit 1962 Dollar gehandelt. Das waren 3 Dollar weniger als am Vortag.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0780

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Freitag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0780 (Donnerstag: 1,0737) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9276 (0,9314) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85795 (0,86113) britische Pfund, 150,24 (149,98) japanische Yen und 0,9716 (0,9751) Schweizer Franken fest.


Deutschland will mit Indien Entwicklung in armen Ländern fördern

NEU DELHI: Deutschland will künftig vermehrt zusammen mit Indien Entwicklungsprojekte in ärmeren Ländern finanzieren. «Der Vorteil von Dreieckskooperationen ist, dass man mit mehr Know-how an Bord ist», sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Freitag bei einem Besuch in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. Was in dem bevölkerungsreichsten Land Indien funktioniere, könne auch in anderen Ländern funktionieren. Schulze betonte, dass sich die Idee hinter der Entwicklungszusammenarbeit gewandelt habe: «Wir arbeiten in einer Partnerschaft zusammen.» Die Projekte entwickelten die Länder zusammen und dabei lernten sie auch voneinander.

Derzeit gibt es nach Angaben des Entwicklungsministeriums auch einige solcher Dreieckskooperationen mit China. Mit Indien seien es bislang erst wenige Pilotprojekte - unter anderem in den Bereichen Mechanisierung der Landwirtschaft und soziale Sicherung. Es seien aber mehr Projekte angedacht - zunächst mit Blick auf das vergleichsweise hitzeresistente Getreide Hirse. Hirse kam in Indien in der Vergangenheit häufiger vor, geriet dann aber in Vergessenheit. Nun will die indische Regierung den Anbau des Getreides stärker fördern. «Hirse ist jetzt im Moment ein sehr interessantes Projekt, weil Hirse eben so gut angepasst ist an die Klimaveränderung», sagte Schulze.

Indien ist mit rund einer Milliarde Euro pro Jahr ein großer Empfänger von deutschen Entwicklungsgeldern. Dabei handelt es sich vorwiegend um zinsverbilligte Darlehen mit Fokus auf nachhaltiger Energie und Energieeffizienz. Indien vergibt aber auch selbst Entwicklungshilfe.


Ukrainische Wirtschaft verzeichnet weiteren Rückgang

KIEW: Die Wirtschaftsleistung der Ukraine ist im ersten Quartal um 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen. Der Rückgang fiel nach den am Freitag veröffentlichten Angaben von Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko aber geringer aus als erwartet. Sie war von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 14 Prozent ausgegangen. Im Vergleich zum vierten Quartal 2022 sei das BIP sogar um 2,4 Prozent gestiegen. Swyrydenko sieht darin einen Grund für Optimismus: «Solche Daten deuten darauf hin, dass die Wirtschaft der Ukraine sich schneller anpasst und erholt als bisher erwartet.»

Swyrydenko beklagte die Folgen des russischen Angriffskrieges. Der Krieg begann am 24. Februar 2022 und wirkte sich deshalb nicht voll auf das erste Quartal des Vorjahres aus. Als Probleme führte die Ministerin nun Verzögerungen beim Export von Getreide und anderen Agrargütern an - sowie für die Zukunft die Folgen der Zerstörung des Kachowka-Staudamms.

Aus dem Stausee läuft weiter das Wasser ab, das große Wirtschaftsflächen flutet. Die Schäden der Katastrophe, die am Dienstag begonnen hatte, sind noch nicht voll erfasst.


CO2-Ausstoß fossiler Energieträger geht in EU zurück

LUXEMBURG: Der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Verbrennung fossiler Energien ist im vergangenen Jahr in der EU zurückgegangen. Knapp 2,4 Gigatonnen CO2 wurden ausgestoßen - ein Rückgang von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie die Statistikbehörde Eurostat am Freitag mitteilte. CO2 wird bei der Verbrennung etwa von Kohle oder Erdöl freigesetzt.

In 17 der 27 EU-Staaten gingen die Emissionen zurück - am meisten in den Niederlanden (12,8 Prozent), Luxemburg (12 Prozent), Belgien (9,7 Prozent) und Ungarn (8,6 Prozent). In Deutschland wurden 3,1 Prozent weniger ausgestoßen. Den höchsten Zuwachs gab es in Bulgarien (12 Prozent) und Portugal (9,9 Prozent).

Der bevölkerungsreichste EU-Staat Deutschland war allein für ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen der Union aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe für die Energienutzung verantwortlich - gefolgt von Italien und Polen (je 12,4 Prozent) sowie Frankreich (10,7 Prozent).

CO2-Emissionen aus der Energienutzung tragen wesentlich zum Klimawandel bei und machen Eurostat zufolge rund 75 Prozent aller menschgemachten Treibhausgasemissionen in der EU aus.


Gemeinsame Gaseinkäufe in der EU: Erste Verträge unterschrieben

BRÜSSEL: Die ersten gemeinsamen Gaseinkäufe in der EU sind unter Dach und Fach. «Ich freue mich, berichten zu können, dass die ersten Verträge bereits unterzeichnet worden sind», sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic, am Freitag in Brüssel. Er sei zuversichtlich, dass weitere Verträge unterzeichnet würden.

Die EU-Länder hatten vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs im vergangenen Jahr beschlossen, gemeinsam Gas zu kaufen, um Unternehmen stabilere Preise zu sichern und die Gasspeicher wieder aufzufüllen. Außerdem soll vermieden werden, dass sich die EU-Staaten gegenseitig überbieten.

Dafür konnten europäische Unternehmen Ende April in einer ersten Ausschreibungsrunde ihren Gasbedarf auf einer Plattform anmelden, anschließend wurde die Gesamtmenge auf dem Weltmarkt ausgeschrieben. Internationale Gaslieferanten - mit Ausnahme russischer Firmen - waren dann aufgefordert, Angebote für die Belieferung der europäischen Kunden einzureichen.

Laut Kommissionsangaben hatten bis Mitte Mai 25 Gaslieferanten Angebote mit einem Volumen von 13,4 Milliarden Kubikmetern Gas abgegeben. Damit war die gemeinsame Nachfrage der EU-Staaten von 11,6 Milliarden Kubikmetern übertroffen worden, hieß es. In einer zweiten Ausschreibungsrunde sind Unternehmen in Europa ab Ende Juni erneut aufgefordert, ihren Gasbedarf anzumelden.


Minister: Etliche Lebensmittel in Frankreich sollen günstiger werden

PARIS: Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat Preissenkungen auf zahlreiche Lebensmittel zum kommenden Monat gefordert. Konzerne in der Lebensmittelbranche hätten ihre Verluste der vergangenen zwei Jahre mehr als wettgemacht, sagte Le Maire am Freitag im Sender BFMTV. An die Firmen gerichtet sagte er: «Ihr könnt einen Teil der Marge für euch behalten, (...) aber es gibt einen Teil der Marge, den ihr den Verbrauchern geben müsst.» Der Minister drohte: «Wenn ihr es nicht tut, treiben wir auf steuerlichem Wege ein.»

Le Maire sagte, dass mehrere Hundert Produkte günstiger werden sollten - etwa Nudeln, Sonnenblumenöl und Geflügel.

Vorläufigen Daten der Statistikbehörde Insee zufolge waren die Verbraucherpreise in Frankreich im Mai um 5,1 Prozent gestiegen. Die Preise von Lebensmitteln stiegen demnach um 14,1 Prozent.


Erdogan ersetzt Zentralbank-Chef mit ehemaliger US-Bankerin

ANKARA: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine ehemalige US-Bankerin zur Chefin der türkischen Zentralbank ernannt. Hafize Gaye Erkan ersetzt Sahap Kavcioglu, wie am Freitag im türkischen Staatsanzeiger veröffentlicht wurde. Die an der Universität Princeton ausgebildete Erkan ist die erste Frau in dem Amt, das sie in schwierigen Zeiten übernimmt.

Die Inflation in der Türkei liegt bei knapp 40 Prozent, die türkische Landeswährung Lira war in den vergangenen Tagen auf Rekordtiefs im Vergleich zu Euro und Lira gerutscht. Beides sehen Fachleute unter anderem in der von Erdogan präferierten Niedrig-Zins-Politik begründet. Er hatte die Notenbank in der Vergangenheit immer wieder unter Druck gesetzt, die Zinsen trotz der sehr hohen Inflation niedrig zu halten und Chefs mehrmals ausgetauscht.

Auf eine Abkehr von diesem Kurs hatte auch die Neubesetzung des Finanzministeriums mit dem Ökonomen Mehmet Simsek angedeutet, der im Gegensatz zu Erdogan als Vertreter konventioneller ökonomischer Theorien gilt. Dass der Präsident Erkan und Simsek jedoch tatsächlich gewähren lässt, wird von manchen Beobachtern bezweifelt.


Ölpreise weiter gesunken - Nachfragesorgen dominieren

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Freitag weiter gesunken. Die Bewegungen hielten sich zum Wochenschluss aber im Rahmen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete 75,43 US-Dollar. Das waren 53 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung fiel um 50 Cent auf 70,79 Dollar.

Am Ölmarkt dominieren Händlern zufolge wieder die Nachfragesorgen. Der zu Wochenbeginn noch vorherrschende Optimismus wegen der von Saudi-Arabien für Juli angekündigten einseitigen Kürzung seiner Produktion um eine Million Barrel je Tag sei mittlerweile verflogen.

Nach Einschätzung der Bank Citigroup reicht diese Maßnahme nicht aus, um die aktuell schwachen Fundamentaldaten am Ölmarkt auszugleichen. Wie zuletzt die Weltbank feststellte, bremsen die hohen Zinsen und der russische Angriffskrieg in der Ukraine das weltweite Wirtschaftswachstum weiter deutlich. Damit dürfte auch die Nachfrage nach Rohöl als Schmiermittel der Wirtschaft sinken.


Inflation in China weiter auf niedrigem Niveau

PEKING: In China bleibt der Anstieg der Verbraucherpreise sehr niedrig. Da sich zudem der Rückgang der Erzeugerpreise beschleunigte, hat die Notenbank weiter viel Spielraum, um die sich abschwächende Wirtschaft anzukurbeln. Im Mai stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Freitag in Peking mitteilte. Experten hatten mit einem Wert in dieser Größenordnung gerechnet. Im April war die Teuerungsrate überraschend stark auf 0,1 Prozent gefallen.

Mit einem Rückgang von 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fielen die Preise auf Produzentenebene im Mai noch stärker als zuletzt. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Minus von 4,3 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Erzeugerpreise um 3,6 Prozent gesunken. Nachdem die Produzenten Ende 2021 beziehungsweise Anfang 2022 bei den Preisen zum Teil zweistellige Steigerungsraten hinnehmen mussten, gehen diese inzwischen den achten Monat in Folge zurück. Der Rückgang im Mai war der höchste seit 2016.

Angesichts der jüngsten Konjunkturdaten sehen Experten wie Zhiwei Zhang, Chefvolkswirt von Pinpoint Asset Management, die Gefahr einer Deflation in China. Eine Deflation ist das Gegenteil der Inflation und bezeichnet den Rückgang des allgemeinen Preisniveaus.

Für den Großteil der Experten ist eine Deflation für die Entwicklung einer Volkswirtschaft gefährlicher als leicht steigende Preise. Verbraucher profitieren zwar auf den ersten Blick davon, da sie weniger für Güter und Dienstleistungen zahlen müssen. Eine Deflation drückt aber im Normalfall auch auf die Gewinne von Unternehmen und birgt damit etwa die Gefahr niedrigerer Löhne oder von Entlassungen.


Deutsche Industrie fordert bessere Ausbildung in Großbritannien

LONDON: Die deutsche Industrie fordert eine bessere Ausbildung von Fachkräften in Großbritannien. In einer Umfrage des Verbands German Industry UK zeigten sich deutsche Konzerne mit Vertretung im Vereinigten Königreich enttäuscht vom aktuellen Stand. «Die allgemeine Arbeitsbereitschaft junger britischer Bewerber für technische und kaufmännische Positionen war bestenfalls zufriedenstellend», teilte der Verband mit. Befragt wurden Dutzende deutsche Unternehmen, die insgesamt knapp 100.000 Menschen in Großbritannien beschäftigen.

Die Firmen fordern, dass Arbeitgeber stärker in interne Schulungen investieren. Die Regierung müsse das Ausbildungssystem verbessern und solle am besten die deutsche duale Berufsausbildung übernehmen, die einige deutsche Unternehmen bereits auf eigene Faust in Großbritannien umsetzen. «Insgesamt hoffen die Befragten, dass die britische Regierung weitere Erfahrungen aus dem deutschen System nutzen wird, um die Qualität, Beständigkeit und Bedeutung der Lehrlingsausbildung zu verbessern und sowohl Berufseinsteigern als auch Arbeitgebern den nötigen Produktivitätsschub zu verschaffen», sagte Verbandspräsident Bernd Atenstaedt.

Experten machen vor allem eine mangelnde Wertschätzung für handwerkliche Berufe verantwortlich für die als schwach geltende Ausbildung. Zudem gibt es in Großbritannien kaum eine Qualitätssicherung wie in Deutschland mit Meisterprüfungen und Handwerkskammern.

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