Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze. Foto: epa/Mika Savolainen
Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze. Foto: epa/Mika Savolainen

Schulze: Keine Verschiebung des Lieferkettengesetzes

BERLIN: Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat eine krisenbedingte Verschiebung beim Start des Lieferkettengesetzes ausgeschlossen. «Das deutsche Gesetz ist beschlossen und wird zum Januar 2023 kommen. So steht es auch im Koalitionsvertrag», sagte Schulze dem Nachrichtenportal «t-online». Zuvor hatte FDP-Vize Johannes Vogel eine Verschiebung auf frühestens den Jahresbeginn 2024 gefordert, um «jetzt keine zusätzlichen bürokratischen Fesseln» anzulegen.

Das Gesetz verpflichtet größere Firmen von 2023 an, auf Missstände beim Einkauf von Material und Teilen aus dem Ausland zu reagieren und Abhilfe zu schaffen. Hilfsorganisationen und Gewerkschaften bekommen die Möglichkeit, bei Verstößen Betroffene vor deutschen Gerichten zu vertreten. Unternehmerverbände monieren, damit verbinde sich viel Bürokratie. «Es geht hier um ein schlankes, elektronisches Berichtsverfahren, nicht um bürokratische Fesseln», sagte Schulze. Gerade in diesen Zeiten brauche die Wirtschaft Verlässlichkeit.


Gazprom-Sprecher vor UN zu Leck-Reparatur: Kein Zeitplan absehbar

NEW YORK: Für die Reparatur der Lecks an den Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 gibt es nach Angaben des russischen staatlichen Gaskonzerns Gazprom derzeit noch keinen absehbaren Zeitplan.

Der Konzern habe damit begonnen, nach «möglichen Lösungen zu suchen, um das System wieder funktionsfähig zu machen», sagte Sprecher Sergej Kuprijanow am Freitag per Videoschalte vor dem UN-Sicherheitsrat in New York bei einer von Russland erbetenen Debatte zu den Lecks. Die Dauer dieser Reparatur könne derzeit aber noch nicht abgeschätzt werden. Die Aufgabe sei aus technischer Hinsicht «sehr überwältigend». Solche Lecks habe es zuvor nie gegeben.


Scholz berät mit Nato und Skandinaviern über Pipeline-Explosionen

BERLIN: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und den Regierungschefs von Dänemark, Norwegen und Schweden über die Lage nach den «Vorfällen» an den Nord-Stream-Gasleitungen in der Ostsee beraten. «Alle gegenwärtig vorliegenden Informationen weisen auf einen vorsätzlichen Sabotageakt an den Pipelines hin», teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit im Anschluss an Scholz' Videokonferenzen mit Stoltenberg und seinen Kollegen Mette Frederiksen (Dänemark), Jonas Gahr Støre (Norwegen) und Magdalena Andersson (Schweden) mit. Scholz habe Dänemark und Schweden zugesagt, dass Deutschland sie bei der gemeinsamen Aufklärung unterstützen werde. Gemeinsam mit den Partnern und Verbündeten in Nato und EU werde man die Vorsorge und den Schutz vor Sabotage für kritische Infrastruktur verstärken.

Die Regierungschefs verurteilten einhellig die völkerrechtswidrigen Schritte Russlands zur Annexion ukrainischen Territoriums, wie es hieß. Norwegen, Dänemark, Deutschland und Schweden würden die Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Aggression weiterhin unterstützen.


Biden: Nord Stream-Lecks waren absichtliche Sabotage

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat die Lecks an den Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 als Folge von Sabotage bezeichnet und Untersuchungen an den beschädigten Leitungen angekündigt. Zum gegebenen Zeitpunkt «werden wir Taucher runterschicken, um herauszufinden, was passiert ist», sagte Biden am Freitag in Washington. «Es war ein Akt vorsätzlicher Sabotage», betonte er zugleich.

Nach Einschätzung Schwedens und Dänemarks hatten mindestens zwei Explosionen mit der Wucht einer wohl mehrere hundert Kilogramm kräftigen Sprengladung die Lecks an den Ostsee-Gaspipelines verursacht. Biden warf Russland vor, jetzt «Falschinformationen und Lügen» zu den Schäden zu verbreiten. Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor den Westen für die Lecks verantwortlich gemacht. Biden rief auf, nicht auf Putin zu hören: «Wir wissen, dass das, was er sagt, nicht wahr ist.»

«Wir glauben nicht, dass es das Werk eines Nato-Verbündeten war», sagte der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan, später als Reaktion auf eine entsprechende Journalisten-Frage. Sullivan bekräftigte, dass noch Untersuchungen nötig seien, bevor die USA jemandem die Verantwortung für die Schäden zuwiesen. Zugleich sagte er aber: «Russland macht das, was es oft macht, wenn es für etwas verantwortlich ist - und zwar Vorwürfe gegen jemand anderen erheben.» Die russischen Anschuldigungen gegen die USA und andere Länder seien «schlicht falsch» und Russland wisse das.


Stoltenberg: Mehr Datenaustausch nach Nord Stream-Angriff

BRÜSSEL: Die Nato-Staaten reagieren mit intensiverem Datenaustausch auf die Explosionen an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2. «Wir verstärken den Austausch von Erkenntnissen und Informationen», sagte der Norweger am Freitag in Brüssel. Man werte bereits Daten der vergangenen Wochen aus, um mehr über die Angriffe in Erfahrung zu bringen.

Grundsätzlich seien militärische Präsenz, das Sammeln sowie der Austausch von Daten und die Überwachung der Infrastruktur die wichtigsten Maßnahmen, um ähnliche Angriffe auf kritische Energieinfrastruktur zu verhindern, so Stoltenberg.

Seit der Nacht zum Montag wurden insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 festgestellt. Viele Staaten gehen von Sabotage aus. Mindestens zwei Explosionen seien unter Wasser geschehen, teilten Dänemark und Schweden in einem auf Donnerstag datierten Schreiben mit. Seismologische Institute hätten eine Stärke von 2,3 und 2,1 gemessen, was «vermutlich einer Sprengladung von mehreren hundert Kilogramm» entspreche.


EZB-Ratsmitglied Visco: Rezessionsrisiko bei großen Zinsschritten

FLORENZ: Der Chef der italienischen Notenbank, Ignazio Visco, hat vor zu starken Leitzinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank gewarnt. «Die steigende Inflation geht jetzt mit einer plötzlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Wachstumsaussichten einher», sagte Visco, der im EZB-Rat über die Geldpolitik mitbestimmt, am Freitag. «Vor diesem Hintergrund erhöhen zu rasche und deutliche Zinserhöhungen das Risiko einer Rezession.»

Zuletzt hatten sich EZB-Vertreter für weitere deutliche Zinserhöhungen ausgesprochen. Es wurde oft auch eine erneute Anhebung um 0,75 Punkte gefordert. Laut Visco darf sich die EZB aber nicht zu sehr an anderen Notenbanken orientieren und ihre Handlungsmöglichkeiten einschränken. «Die Annahme, dass die EZB der US-Notenbank Fed in den kommenden Monaten blindlings folgen wird, könnte eine schwerwiegende Fehleinschätzung sein.» Visco gilt als geldpolitische Taube. Er ist also mit Blick auf eine Straffung der Geldpolitik zurückhaltend.

Die EZB hat in diesem Jahr den Leitzins um insgesamt 1,25 Punkte angehoben, um die rekordhohe Inflation zu bekämpfen. Die Fed hat ihre Zinsen hingegen schon um 3 Punkte erhöht.


EU-Kommission genehmigt Millionen-Entschädigung für Kohlekraftwerke

BRÜSSEL: Deutschland darf Betreiber von Braunkohlekraftwerken mit 450 Millionen Euro für einen Bereitschaftsbetrieb entschädigen. Damit soll gewährleistet werden, dass fünf Kraftwerke bei Erdgasknappheit in den kommenden eineinhalb Jahren aktiviert werden können, wie die EU-Kommission am Freitag mitteilte. «Mit der Maßnahme werden die Betreiber der Kraftwerke für die Kosten entschädigt, die ihnen entstehen, um die Anlagen im Bedarfsfall betriebsbereit zu machen.»

Nach Steinkohlekraftwerken sollen auch Braunkohlemeiler an den Strommarkt zurückkehren können. Eine Versorgungsreserve soll am Samstag starten. Um Gas zur Stromerzeugung zu sparen, waren Anfang August das Steinkohlekraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln und Ende August das Kraftwerk Heyden im nordrhein-westfälischen Petershagen ans Netz zurückgekehrt. Weitere Anlagen werden dafür vorbereitet.


Deutschland reicht neuen Plan für Milliarden-Agrarförderung ein

BRÜSSEL/BERLIN: Bundesminister Cem Özdemir hat einen neuen Plan in Brüssel eingereicht, wie Deutschland die milliardenschwere EU-Agrarförderung nutzen will. Insbesondere in den Bereichen Klima- und Umweltschutz sei nachgesteuert worden, teilte sein Ministerium am Freitag mit. «Was wir jetzt in Brüssel einreichen, ist mit der Kommission intensiv abgestimmt. Wir rechnen daher mit einer zügigen Genehmigung durch Brüssel noch im Spätherbst», sagte Özdemir. Im Mai hatte die EU-Kommission einen ersten Entwurf des Plans aufgrund «eindeutiger Mängel» zurückgewiesen.

Der Grünen-Politiker betonte zwar, die Umsetzbarkeit durch die Landwirte immer im Blick zu haben. Diese äußerten jedoch sogleich Kritik. Der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Martin Schulz, sagte: «Die Komplexität der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) ist nicht mehr zu vermitteln.» Die Reform verfehle nicht nur die Ziele im Bereich des Klima- und Umweltschutzes, sondern sei auch unsozial und biete für viele Bäuerinnen und Bauern keine klare Perspektive.

Die EU-Agrarpolitik hat für die Jahre 2021 bis 2027 ein Volumen von knapp 390 Milliarden Euro. Sie steht immer wieder in der Kritik, dazu beizutragen, dass die Landwirtschaft zu sehr auf umweltschädliche Methoden setzt. Vor knapp einem Jahr hatten sich die EU-Staaten und das EU-Parlament deswegen auf die Reform der Agrarpolitik geeinigt. Auf der Seite des Agrarministeriums heißt es zu deren Bedeutung: «Das Förderspektrum wirkt sich auf den Lebensbereich von etwa 40 Millionen Menschen in den ländlichen Räumen aus und ist im Landwirtschaftssektor für rund 300.000 antragstellende Betriebe relevant.» Deutschland erhält demnach für die Jahre 2023 bis 2027 rund 30 Milliarden Euro aus der Agrarförderung.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 0,9748

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Freitag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9748 (Donnerstag: 0,9706) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 1,0258 (1,0302) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88300 (0,89485) britische Pfund, 141,01 (140,46) japanische Yen und 0,9561 (0,9538) Schweizer Franken fest.


Habeck: Einzige Wahrheit aus Russland ist die Lüge

BRÜSSEL: Vizekanzler Robert Habeck glaubt russischen Aussagen zu den Lecks der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 nicht. «Die einzige Wahrheit, die aus Russland kommt, ist die Lüge», sagte der Grünen-Politiker am Freitag in Brüssel auf die Frage, ob er Russland glaube, dass das Land nicht in eine mögliche Sabotage der Pipelines involviert sei. Die Wahrheit habe Russland verlassen. Der Kreml hatte Vorwürfe unter anderem der Ukraine als «absurd» bezeichnet, das Russland seine eigene Infrastruktur zerstöre, um die Energiekrise in Europa zu verschärfen.

«Ich weiß nicht, wer die Explosionen durchgeführt hat. Aber zu sagen: «Wir waren es nicht» - das ist keine Antwort, der ich traue», betonte Habeck. Es liefen derzeit Ermittlungen. Diese sollte man abwarten, bevor man zu einem Urteil komme, sagte er.

Seit der Nacht zum Montag wurden insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 festgestellt. Viele Staaten gehen von Sabotage aus. Mindestens zwei Explosionen seien unter Wasser geschehen, teilten Dänemark und Schweden in einem auf Donnerstag datierten Schreiben mit. Seismologische Institute hätten eine Stärke von 2,3 und 2,1 gemessen, was «vermutlich einer Sprengladung von mehreren hundert Kilogramm» entspreche.


Putin macht Westen für Sabotage an Gas-Pipelines verantwortlich

MOSKAU: Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Westen für die Lecks an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich gemacht. «Sie (die Angelsachsen) sind zu Sabotage übergegangen. Unglaublich, aber wahr. Indem sie Explosionen an den internationalen Gas-Leitungen Nord Stream organisiert haben (...), haben sie faktisch mit der Zerstörung der gemeinsamen europäischen Energie-Infrastruktur begonnen», sagte Putin am Freitag bei einer Zeremonie zur Annexion mehrerer ukrainischer Gebiete. Mit dem Begriff «Angelsachsen» können im Russischen die US-Amerikaner, die Briten oder beide Nationen zusammengefasst gemeint sein.

Bereits zuvor hatte Putin mit Blick auf die Lecks von einem «Akt des internationalen Terrorismus» gesprochen, aber keine möglichen Drahtzieher genannt. Russland hat dazu für diesen Freitag auch eine Dringlichkeitsdebatte im UN-Sicherheitsrat beantragt.


Gasumlage offiziell vom Kabinett gekippt

BERLIN: Nach der Ankündigung am Donnerstag hat das Bundeskabinett die umstrittene Gasumlage am Freitag offiziell abgeschafft. Die entsprechende Verordnung sei aufgehoben worden, teilte das Wirtschaftsministerium mit.

Die Umlage von 2,4 Cent pro Kilowattstunde für alle Gaskunden sollte eigentlich zum 1. Oktober greifen. Nun wurde sie «rückwirkend und in Gänze außer Kraft gesetzt» - die Rückwirkung ist nötig, da die Aufhebung erst am 3.10. im Bundesanzeiger verkündet werden kann.

Ursprünglich sollte die Umlage Gasimporteure stabilisieren, die ihr Geschäft bisher auf billiges Gas aus Russland gestützt haben. Am Donnerstag entschied die Bundesregierung, die Gaskunden nicht zusätzlich zu belasten. Stattdessen sollen drei Importeure auf anderem Weg gerettet werden. Deutschlands wichtigsten Gasimporteur Uniper will der Bund fast vollständig übernehmen.


Lettlands Parlament billigt Strom- und Gaspreisbremse

RIGA: Lettland wird seinen Bürgern bei den Energiekosten unter die Arme greifen. Das Parlament in Riga gab am Donnerstagabend grünes Licht für eine neue Strom- und Gaspreisbremse für Privathaushalte und Unternehmen. Demnach sollen auf Beschluss der Regierung 425 Millionen Euro bereitgestellt werden, um den Preisanstieg teilweise aus dem Staatshaushalt zu decken. Die Unterstützung wird vom 1. Oktober 2022 bis zum 30. April 2023 gewährt. Die Differenz zwischen Marktpreis und Preisdeckel soll den Versorgern erstattet werden.

Um die Energieversorgung sicherzustellen, vereinfachte das Parlament mit einem weiteren Gesetz die Anforderungen und Verfahren für den Bau von Anlagen zur Energieerzeugung wie etwa Windparks. Zudem verlieh die Volksvertretung Saeima einem Gesetzesentwurf zum Bau eines Flüssiggas-Terminals den Status eines nationalen Interesses.

In Lettland sind wie in vielen anderen Ländern die Energiekosten seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine drastisch gestiegen. Das an Russland grenzende EU- und Nato-Land hat etwa zwei Millionen Einwohner.


Erste Münzen mit Porträt von König Charles III. vorgestellt

LONDON: Die britische Münzprägeanstalt Royal Mint hat erstmals Münzen mit dem Porträt des neuen Königs Charles III.

vorgestellt. Das Profil des 73-Jährigen soll zunächst auf einer neuen 5-Pfund-Sondermünze und einer 50-Pence-Münze zum Andenken an die kürzlich im Alter von 96 Jahren gestorbene Queen Elizabeth II. zu sehen sein. Einer alten Tradition folgend wird bei dem Monarchen die linke Gesichtshälfte abgebildet, nachdem bei seiner Mutter die rechte zu sehen war. Die Gedenkmünzen sollen bereits von Oktober an erhältlich sein. Die 50-Pence-Münzen werden von Dezember an nach und nach in Umlauf gebracht, wie die Royal Mint am Freitag mitteilte.


Arbeitslosenquote in Eurozone verharrt auf Rekordtief

LUXEMBURG: In der Eurozone bleibt die Arbeitslosigkeit auf einem historisch niedrigen Niveau. Im August lag die Quote unverändert bei 6,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Niedriger war der Anteil seit Einführung des Euros noch nie.

Im August 2021 hatte die Quote bei 7,5 Prozent gelegen. Damals wurde die Wirtschaft durch die Corona-Maßnahmen belastet. Laut Statistikamt waren im August 10,97 Millionen Menschen in der Eurozone arbeitslos. Das waren 30.000 weniger als im Vorjahresmonat.

Von den 19 Ländern der Eurozone hat Spanien die höchste Arbeitslosigkeit mit einer Quote von 12,4 Prozent. In Deutschland ist sie mit 3 Prozent am niedrigsten. Die Arbeitsmarktdaten von Eurostat basieren auf Kennzahlen der Internationalen Arbeitsorganisation. Die Quote für Deutschland ist daher deutlich niedriger als jene, die von der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wird.


Habeck macht sich für gemeinsame europäische Gaseinkäufe stark

BRÜSSEL: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich für gemeinsame europäische Gaseinkäufe stark gemacht, um die Energiepreise zu dämpfen. «Wir können die Marktmacht Europas klug einsetzen», sagte der Grünen-Politiker am Freitag am Rande eines EU-Treffens in Brüssel. Habeck sprach von einer gemeinsamen Einkaufsgemeinschaft, die seiner Meinung nach sofort umgesetzt werden könne. Man müsse klug und koordiniert auf den Weltmärkten agieren und damit die Preise runterbringen, sagte Habeck.

Insbesondere müsse mit befreundeten Ländern wie Norwegen, den USA und Algerien darüber geredet werden, dass die Preise runtergebracht würden, sagte Habeck. Er forderte Verhandlungen auf EU-Ebene mit den Ländern, die Pipeline-Gas liefern, weil man in einer Partnerschaft stehe. «Und Partnerschaft heißt nicht, dass man den einen ausbeuten kann», sagte Habeck mit Blick auf die hohen Preise.

Viele andere EU-Staaten wie Frankreich, Spanien oder Italien fordern drastischere Maßnahmen als gemeinsame Einkäufe: einen Maximalpreis für Gas. Deutschland und einige andere Ländern lehnen das ab. Habeck sagte, man dürfe es nicht dazu kommen lassen, dass zu wenig Gas nach Europa komme. Für einen Preisdeckel nur auf russisches Gas zeigte sich Habeck jedoch offen, wenn die südosteuropäischen Länder, die noch Gas aus Russland beziehen, keine Engpässe befürchteten.

Die EU-Staaten hatten sich bereits bei einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs im März darauf geeinigt, freiwillig gemeinsam Gas einzukaufen. Dafür wurde extra eine gemeinsame Plattform gegründet, die bislang jedoch wenig Konkretes geliefert hat.


Moskau verdächtigt Washington der Anschläge auf Pipeline Nord Stream

MOSKAU: Die russische Führung hat eine Aufklärung der mutmaßlichen Sabotage an der Ostseepipeline Nord Stream gefordert und die USA als Hauptverdächtigen dargestellt. «Es ist aber offensichtlich, dass der Hauptnutznießer (der Pipeline-Explosionen), vor allem wirtschaftlich, die USA sind», sagte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Freitag auf einer Sitzung mit den Geheimdienstchefs der GUS-Staaten.

Patruschew warf dem Westen vor, sofort nach Bekanntwerden der Lecks eine Kampagne gegen Russland gestartet zu haben. Daher sei es nötig, die Kooperation der Geheimdienste innerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), ein loser Staatenverbund ehemaliger Sowjetstaaten, zu vertiefen und die «Auftraggeber und Erfüllungsgehilfen des Verbrechens» zu enthüllen. Seit der Nacht zum Montag wurden insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 festgestellt. Die Nato geht von Sabotage aus.

Patruschew sprach sich bei der Sitzung zudem dafür aus, gemeinsam gesetzlich gegen vom Westen kontrollierte Nichtregierungsorganisationen (NGO) und Medien vorzugehen. Dies diene unter anderem dazu, Revolutionen zu vermeiden. «Russland hat die entsprechende Erfahrung und ist bereit, sie zu teilen», bot er an. Russland hat in den vergangenen Jahren konsequent, die Pressefreiheit eingeschränkt und eine immer größere Anzahl von NGOs verboten. Patruschew, einst russischer Geheimdienstchef, gilt als langjähriger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin.


Tschechien: Dieser Winter «entscheidende Schlacht» im Energiekrieg

BRÜSSEL: Zur Abfederung der hohen Strompreise sind nach Überzeugung des tschechischen Industrieministers Jozef Sikela weitere Notfallmaßnahmen nötig. Die EU-Staaten würden sich bei ihrem Krisentreffen auf Sonderabgaben für Energieunternehmen einigen sowie darauf, den Stromverbrauch in Spitzenzeiten zu reduzieren, sagte der derzeitige EU-Ratsvorsitz am Rande Treffens in Brüssel. «Aber das ist nur der erste Teil des Puzzles.» Man sei mit Russland in einem Energiekrieg. «Die entscheidende Schlacht wird in diesem Winter sein.»

«Ich erwarte, dass die (EU-)Kommission so bald wie möglich zusätzliche Maßnahmen vorlegt, insbesondere zur Senkung des Gaspreises und zur sofortigen Entlastung der Industrie», betonte Sikela. «Es gibt keine Zeit zu verlieren.» Vor dem Treffen vom Freitag hatten 15 Staaten einen europäischen Gaspreisdeckel gefordert, Deutschland und einige Staaten lehnen diesen jedoch ab, weil sie Versorgungsengpässe befürchten.


Ölpreise geben leicht nach

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Freitag im frühen Handel leicht gefallen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 87,89 US-Dollar. Das waren 60 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 27 Cent auf 80,96 Dollar. Die Preise rangieren damit etwas über ihren tiefsten Ständen seit Januar, die in dieser Woche erreicht wurden.

Am Rohölmarkt ist die Stimmung nach wie vor schlecht. Für Belastung sorgen vor allem die trüben Konjunkturaussichten, die eine schwache Nachfrage nach Erdöl erwarten lassen. Der Ukraine-Krieg, anhaltende Probleme im Welthandel und die vielerorts steigenden Zinsen dämpfen das Wachstum. Konjunkturdaten aus China bestätigten am Freitag die Entwicklung, sie fielen unter dem Strich schwach aus.

Zunehmend rückt die Sitzung des Ölverbunds Opec+ in den Mittelpunkt. Die rund 20 Förderländer wollen Mitte kommender Woche über ihre Produktion beratschlagen. Experten halten es für gut möglich, dass die von Saudi-Arabien und Russland angeführten Staaten zur Stützung der Preise eine Förderkürzung beschließen.


Euro bleibt auf Erholungskurs

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Freitag seine Kursgewinne seit Wochenmitte halten können. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 0,9810 US-Dollar und damit in etwa so viel wie am späten Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag noch deutlich tiefer auf 0,9706 Dollar festgelegt.

Der Euro hat sich an den beiden vergangenen Tagen etwas von seinen starken Verlusten aus den vergangenen Wochen erholt. Dazu trug wesentlich der allgemein etwas schwächere US-Dollar bei. Dennoch bleibt der Euro angeschlagen: Am Mittwoch war die Gemeinschaftswährung mit gut 0,95 Dollar auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen.

Zum Wochenausklang stehen zahlreiche Konjunkturdaten auf dem Programm. Höhepunkt sind Inflationsdaten aus der Eurozone. Nachdem am Donnerstag die Inflation in Deutschland erstmals seit langer Zeit wieder zweistellig geworden ist, wird dies auch für den Währungsraum nicht ausgeschlossen.


Südkoreas Halbleiterproduktion geht wieder zurück

SEOUL: Südkoreas Produktion von Halbleitern ist erstmals seit über vier Jahren gesunken. Wie Daten des nationalen Statistikamts vom Freitag belegen, ist die Produktion im August um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Das stellt eine deutliche Kehrtwende dar, nachdem die Halbleiterproduktion noch im Juli um 17,3 Prozent anziehen konnte.

Der jetzige Rückgang wird gemeinhin als Zeichen dafür gewertet, dass sich die südkoreanischen Hersteller auf eine deutliche Verlangsamung der globalen Nachfrage einstellen. Als Gründe für die Stagnation der Halbleiterexporte nennt das Statistikamt unter anderem die Lockdown-Maßnahmen in China sowie generelle Bedenken hinsichtlich einer globalen Konjunkturabschwächung, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtet.

Die Halbleiterbranche gilt als wichtigster Industriezweig für die stark von Exporten abhängige Volkswirtschaft des Landes. Samsung Electronics ist am Umsatz gemessen der größte Halbleiterhersteller weltweit.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.