Nachrichten aus der Wirtschaft am Freitag

Irischer Premierminister Micheal Martin trifft am zweiten Tag eines europäischen Gipfels zur Ukraine beim Europäischen Rat in Brüssel ein. Foto: epa/Stephanie Lecocq
Irischer Premierminister Micheal Martin trifft am zweiten Tag eines europäischen Gipfels zur Ukraine beim Europäischen Rat in Brüssel ein. Foto: epa/Stephanie Lecocq

Irischer Premier zu Nordirland-Streit: London ist zu weit gegangen

BELFAST: Der irische Premierminister Micheal Martin wirft der britischen Regierung im Streit über Brexit-Regeln für Nordirland unlauteres Handeln vor. «Die aktuelle britische Regierung ist zu weit gegangen», sagte Martin am Freitag bei einem Besuch in Belfast der BBC. Großbritanniens Außenministerin Liz Truss hatte in dieser Woche angekündigt, Teile des sogenannten Nordirland-Protokolls mit der EU aushebeln zu wollen, um Hürden für Betriebe in der britischen Provinz abzubauen. Die EU hatte empört reagiert.

Mit dem Nordirland-Protokoll soll eine harte Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Staat Irland vermieden werden, die Spannungen in der ehemaligen Bürgerkriegsregion erneut befeuern könnte. Allerdings müssen nun Waren zwischen Großbritannien und Nordirland kontrolliert werden. Anhänger einer engen Anbindung Nordirlands an das Vereinigte Königreich - auch Unionisten genannt - befürchten dadurch eine Entfremdung und Abkopplung von London.

Die britische Regierung gehe nach dem Prinzip «Nach unserem Willen oder gar nicht» vor und das sei nicht die Art und Weise, wie man mit der EU verhandle, kritisierte der Ire Martin. Professionelle, seriöse Gespräche seien der einzige Weg, die Krise zu lösen. Er kritisierte außerdem die wichtigste Unionistenpartei DUP, die aus Protest gegen das Nordirland-Protokoll derzeit die Bildung der vorgesehenen Einheitsregierung mit der katholisch-republikanischen Seite nach den Parlamentswahlen blockiert.


EU-Außenbeauftragter: Russland heizt Nahrungskrise militärisch an

BRÜSSEL: Russland geht laut dem EU-Außenbeauftragen Josep Borrell mit militärischen Aktionen gezielt gegen die Lebensmittelproduktion in der Ukraine vor. «Russische Truppen bombardieren ukrainische Felder, verhindern die Aussaat, plündern Lebensmittelvorräte, blockieren ukrainische Häfen und erhöhen so die Preise für Lebensmittel und Düngemittel», sagte Borrell am Freitag in Brüssel. Die Lebensmittelversorgung sei vor allem wegen Russlands Invasion in der Ukraine in Gefahr. Vor dem Krieg wurde in der Ukraine unter anderem eine für den Weltmarkt relevante Menge Weizen angebaut.

Es sei klar, dass zunächst Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen betroffen seien, die von Lebensmittel- und Düngemittelimporten abhingen, sagte Borrell. Zudem widersprach er Behauptungen aus Russland, die EU-Sanktionen gegen Moskau seien in erster Linie für die Preissteigerungen verantwortlich. «Dies ist eine falsche Behauptung Russlands.» Es sei der Krieg selbst, der diese Nahrungsmittelkrise und ihre hohen Preissteigerungen verursache, sagte er. Die EU-Sanktionen richteten sich nicht gegen Lebensmittel und nicht gegen Düngemittel. Die EU verhindere auch keine russischen Exporte in diesen Bereichen.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0577

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Freitag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0577 (Donnerstag: 1,0525) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9455 (0,9501) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84820 (0,84728) britische Pfund, 135,34 (134,46) japanische Yen und 1,0280 (1,0265) Schweizer Franken fest.


Chinas Zinssenkung treibt Dax an

FRANKFURT/MAIN: Mit Rückenwind von den asiatischen Börsen hat auch der deutsche Aktienmarkt am letzten Handelstag der Woche zugelegt. China will mit der Senkung eines wichtigen Referenzzinses für langfristige Kredite die Abschwächung der Konjunktur mildern. Der deutsche Leitindex Dax gewann am Nachmittag 1,9 Prozent auf 14.140 Punkte. Auf Wochensicht zeichnet sich somit ein Plus von knapp einem Prozent ab. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es zuletzt um 1,8 Prozent auf 29.561 Punkte aufwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 lag mit 1,7 Prozent im Plus.


Autoexperte: Vielen Zulieferern fehlt in der Krise finanzielle Kraft

GEISLINGEN: Vielen Automobilzulieferern fehlt es nach Ansicht des Branchenexperten Stefan Reindl in der Krise an finanzieller Kraft für den Wandel. Die Branche befindet sich in einer Transformation hin zur E-Mobilität. Kleinere Zulieferunternehmen, die noch ausschließlich Komponenten für Verbrennungsmotoren produzierten, kämen jetzt relativ schnell in die Bredouille, sagte der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen. «Für die könnte es ruinös werden, wenn sich die Effekte aus Corona oder dem Ukraine-Krieg auflösen, weil es dann einen Nachholbedarf geben wird», sagte Reindl.


«Wirtschaftsweiser»: Gemeinsame EU-Schulden für Ukraine-Wiederaufbau

BERLIN: Der «Wirtschaftsweise» Achim Truger hat sich dafür ausgesprochen, den Wiederaufbau der Ukraine über gemeinsame Schulden der Europäischen Union zu finanzieren. Ein Modell ähnlich wie der Corona-Wiederaufbaufonds könne grundsätzlich auch für die geplante finanzielle Unterstützung der Ukraine sinnvoll sein, sagte Truger der Funke-Mediengruppe. Das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hält ein solches Instrument für ökonomisch gut begründbar. «Zwar klingen Summen von 500 Milliarden Euro gigantisch, in Relation zur Wirtschaftsleistung der EU handelt es sich jedoch nur um gut 3 Prozent», sagte der Ökonom.


Energie treibt Erzeugerpreise auf neue Rekordhöhe

WIESBADEN: Die außerordentlich teure Energie hat auch im April die Preise für gewerbliche Produkte angeheizt. Die Erzeuger stellten ihren Kunden um 33,5 Prozent höhere Preise in Rechnung als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden berichtete. Das war der höchste jahresbezogene Anstieg seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im März hatte die Veränderungsrate bei 30,9 Prozent gelegen und Februar bei 25,9 Prozent. Im Vergleich zum März sind die Preise im April um 2,8 Prozent geklettert.


Geplante Steuersenkung: Am 1. Juni Ansturm an Tankstellen erwartet

BERLIN/MÜNCHEN: Vor den ab Juni geplanten Steuerentlastungen für Benzin und Diesel sorgt sich die Tankstellenbranche um mögliche Engpässe - und Verbraucherschützer schauen genau auf die Entwicklung der Preise. Mit Blick auf die Steuersenkung am 1. Juni warnte der Vorsitzende des Bundesverbandes Freier Tankstellen, Duraid El Obeid, in der «Rheinischen Post» (Freitag): «Eine hohe Nachfrage der Autofahrer wird auf ein niedriges Angebot stoßen.» Von Anfang Juni bis Ende August soll Tanken billiger werden durch eine Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe. Der Steuersatz für Benzin soll so um fast 30 Cent sinken, für Diesel um gut 14 Cent.


9-Euro-Tickets können kommen - Bundesrat stimmt Finanzierung zu

BERLIN: Die geplanten 9-Euro-Monatstickets für Busse und Bahnen im Sommer können kommen. Der Bundesrat stimmte am Freitag dem vom Bundestag beschlossenen Finanzierungsgesetz für die Sonderaktion zu, die ab 1. Juni für drei Monate starten soll. Damit kann auch der bundesweite Ticket-Verkauf bei der Bahn und anderen Anbietern wie angekündigt an diesem Montag beginnen. Mancherorts läuft er schon. Die Billigtickets sind Teil der Entlastungspakete der Ampel-Koalition wegen der stark gestiegenen Energiepreise.


Lindner: G7 entschlossen zu Maßnahmen gegen steigende Inflation

KÖNIGSWINTER: Die großen Industriestaaten wollen laut Finanzminister Christian Lindner entschieden gegen die steigende Inflation vorgehen. «Die G7 ist entschlossen, mit konsequenten Maßnahmen die Inflationsentwicklung zu stoppen und das Wachstum zu stärken», sagte der FDP-Politiker am Freitag nach einem Treffen der G7-Finanzminister auf dem Petersberg bei Bonn. Man sei sich einig, dass die Inflation eine enorme Gefahr für die weitere wirtschaftliche Entwicklung darstelle.

Lindner betonte, die Notenbanken seien zum einen sehr unabhängig, hätten derzeit zum anderen aber auch eine große Verantwortung. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel forderte ein entschlossenes Handeln der Europäischen Zentralbank (EZB). «Die Zentralbanken müssen dafür sorgen, dass sich der sehr starke Preisauftrieb, den man beobachten kann, dass sich dieser Preisauftrieb nicht verfestigt», sagte er. Eine erste Zinserhöhung in der Eurozone sehe er womöglich im Juli, wenn die Nettoanleihekäufe abgeschlossen seien. Nach dem Beginn der Zinserhöhungen könnten dann weitere Zinsschritte «zeitnah folgen».

Zuletzt war die Inflationsrate im Euroraum im April auf ein Rekordhoch von 7,4 Prozent gestiegen. Die Teuerung liegt damit weit über dem Inflationsziel der EZB von mittelfristig zwei Prozent. An den Finanzmärkten wird mit einer Zinserhöhung der EZB im Juli gerechnet. Die Bank of England und die US-Notenbank Fed haben die Zinsen bereits deutlich erhöht.


G7-Staaten geben Ukraine zusätzliche 9,5 Milliarden Dollar

KÖNIGSWINTER: Die sieben führenden Industrienationen wollen die Ukraine mit zusätzlichen, kurzfristigen Budgethilfen in Höhe von 9,5 Milliarden Dollar (knapp 9 Mrd Euro) unterstützen. Darauf verständigten sich die Finanzminister der G7-Staaten am Freitag auf dem Petersberg bei Bonn. Seit Jahresbeginn hätten sie damit insgesamt 19,8 Milliarden Dollar an Finanzhilfen für die Ukraine mobilisiert, hieß es in der Abschlusserklärung. Das Geld soll helfen, die staatlichen Leistungen des Landes aufrechtzuerhalten und Finanzierungslücken zu schließen. Offen war zunächst, ob es sich ausschließlich um Zuschüsse oder auch um Darlehen handelt.


Finnischer Energiekonzern: Russland stellt Gas-Lieferungen ein

ESPOO: Russland stellt die Gas-Lieferungen nach Finnland nach Angaben des finnischen Energiekonzerns Gasum am frühen Samstagmorgen ein. Darüber habe Gazprom Export am Freitag informiert, teilte der finnische Versorger Gasum in Espoo mit. Zuvor hatte der finnische Konzern mitgeteilt, Forderungen von Gazprom Export, Zahlungen in Rubel zu begleichen, nicht zu akzeptieren. «Es ist tief bedauerlich, dass die Gas-Lieferungen aus unserem Vertrag jetzt gestoppt werden», sagte Gasum-Chef Mika Wiljanen. «Wir haben uns aber sorgfältig auf diese Situation vorbereitet.» Man werde den Kunden den Sommer hinüber Gas aus anderen Quellen zur Verfügung stellen, hieß es.


EU zahlt weitere 600 Millionen Euro an Ukraine aus

BRÜSSEL: Die EU hat weitere 600 Millionen Euro einer bereits beschlossenen Finanzhilfe für die Ukraine freigegeben. Das Geld sei am Freitag ausbezahlt worden, teilte die EU-Kommission mit. Es ist Teil eines 1,2 Milliarden-Kredits zu günstigen Konditionen, der kurz nach Kriegsbeginn beschlossen worden war. Die erste Hälfte wurde bereits im März ausbezahlt.

Das Geld soll angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine vor allem die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität des Landes sichern. In dieser Woche kündigte die EU-Kommission an, noch in diesem Jahr weitere Kredite von bis zu neun Milliarden Euro für die Ukraine vorzuschlagen.

Insgesamt hat die EU die Ukraine den Angaben zufolge seit Beginn des russischen Kriegs bereits mit 4,1 Milliarden Euro unterstützt. Hinzu kommen 1,5 Milliarden Euro für die Finanzierung von Waffen und militärischer Ausrüstung. Weitere 500 Millionen Euro für das Militär wurden bereits politisch bewilligt.


Deutschland und Katar unterzeichnen Energiepartnerschaft

BERLIN: Im Ringen um mehr Unabhängigkeit von russischem Gas hat die Bundesregierung eine Energiepartnerschaft mit Katar geschlossen. Der Energieminister von Katar, Saad Sherida Al-Kaabi, und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterzeichneten bei einem Staatsbesuch eine Absichtserklärung für eine tiefere Zusammenarbeit, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag in Berlin mitteilte. Die Energiepartnerschaft werde Deutschland durch den Bezug von Flüssiggas-Importen (LNG) aus Katar bei der Diversifizierung seiner Gasversorgung helfen und zugleich der Zusammenarbeit bei «grünem Wasserstoff» einen Schub verleihen.

Die deutsch-katarische Energiepartnerschaft solle den «hochrangigen Austausch» beider Regierungen zu energiebezogenen Themen fördern, Brücken zwischen beiden Ländern bauen und Akteure aus öffentlichem und privatem Sektor zusammenbringen, hieß es. Vorgesehen seien regelmäßige Treffen zwischen dem katarischen Energieministerium und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Das Wirtschaftsministerium kündigte zwei Arbeitsgruppen an. Die Arbeitsgruppe LNG und Wasserstoff werde die Handelsbeziehungen in dem Bereich fördern und ein Diskussionsforum zu Fragen der Infrastruktur und regulatorischen Maßnahmen schaffen. Die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Lastmanagement werde sich ferner mit dem Ausbau von Kapazitäten bei erneuerbaren Energien sowie verbundenen Themen wie Infrastruktur und Strommärkte befassen. Auch Klimaschutz solle eine Rolle spielen: Das Gremium solle den Dialog zu Energieeffizienzlösungen voranbringen, «welche zur Dekarbonisierung der Sektoren Gebäude, Verkehr und Industrie beitragen können».

Deutschland will sich wegen des Kriegs in der Ukraine von russischem Gas unabhängig machen und setzt dabei auf Lieferungen von Flüssiggas (LNG). Habeck hatte deshalb bereits im März Katar besucht.


Deutsche Exporte nach Russland um fast zwei Drittel geringer

WIESBADEN: Die deutschen Exporte nach Russland sind in Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine deutlich zurückgegangen. Ihr Wert betrug im April noch rund 900 Millionen Euro, wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf der Grundlage vorläufiger Zahlen berichtete. Das waren 63,1 Prozent weniger als April des Vorjahres. Auf der Liste deutscher Export-Bestimmungsländer außerhalb der EU rutschte die mit Sanktionen belegte Russische Föderation von Platz 5 auf Rang 14.

Insgesamt übertraf der Außenhandel mit Staaten außerhalb der EU mit 53,4 Milliarden Euro den Vorjahreswert um 4,5 Prozent. Wichtigster Handelspartner waren im April die USA, die alleine Waren im Wert von 12 Milliarden Euro abnahmen. Es folgten China und das Vereinigte Königreich.


Katar will Deutschland verflüssigtes Erdgas schon 2024 liefern

BERLIN: Katar will Deutschland schon im Jahr 2024 verflüssigtes Erdgas (LNG) liefern. «Wir wollen unsere US-Flüssiggasanlage Golden Pass in Texas, an dem Qatar Energy 70 Prozent hält, bereits 2024 so weit haben, dass wir nach Deutschland liefern können», sagte der Vizepremier des Golfstaats, Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, dem «Handelsblatt». Deutschland will sich von russischem Gas unabhängig machen und setzt dabei auch auf Flüssiggas-Lieferungen.

Zusätzliche Gasmengen kämen dann etwas später hinzu, sagte der Vizepremier: «Die Erweiterung der Förderung in unserem Gasfeld North Dome wird 2026 abgeschlossen sein, vielleicht sogar schon 2025.» North Dome ist das weltgrößte Gasfeld, das sich Katar und der Iran unter dem Persischen Golf teilen. Bis spätestens 2026 soll die katarische Gasförderung daraus von derzeit 77 auf 126 Millionen Tonnen LNG gesteigert werden.

Bisher hatte es den Angaben zufolge geheißen, dass der weltgrößte Flüssiggas-Exporteur Deutschland erst mit großen Mengen beliefern könne, wenn der Staatskonzern Qatar Energy die Förderung auf 126 Millionen Tonnen LNG jährlich erhöht habe.

An diesem Freitag trifft sich der Emir Katars, Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani, zu Gesprächen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin. Bei dem Staatsbesuch wird es auch um weitere Milliarden-Investitionen in deutsche Unternehmen gehen. Nach Engagements bei Volkswagen, der Deutschen Bank, Siemens Energy, Curevac oder Hapag-Lloyd ist Katar bereits der größte Investor aus dem Nahen Osten in der deutschen Wirtschaft.


Ölpreise geben nach

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Freitag gesunken. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 111,57 US-Dollar. Das waren 47 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,36 Dollar auf 110,85 Dollar. Marktbeobachter sprachen von einer leichten Gegenbewegung, nachdem die Ölpreise am Donnerstagabend mit einer allgemeinen Aufhellung der Stimmung an den Finanzmärkten noch deutlich gestiegen waren.

Im Verlauf der Woche sind die Ölpreise deutlich geschwankt. Zeitweise hat eine trübe Stimmung an den Finanzmärkten die Notierungen für Rohöl kräftig nach unten gedrückt. Generell stützt aber ein weltweit knappes Angebot die Nachfrage nach Rohöl und sorgte für Preissprünge am Ölmarkt. Hier spielen vor allem die harten Sanktionen der westlichen Industriestaaten gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine eine Rolle.

Auch wenn ein Embargo von russischem Erdöl seitens der Europäischen Union wegen des Widerstands einiger Mitgliedsländer der EU weiter auf sich warten lässt, hat sich Brent-Öl aus der Nordsee seit Beginn des Jahres um mehr als 40 Prozent verteuert.


Eurokurs gibt zum US-Dollar etwas nach

FRANKFURT/MAIN: Der Kurs des Euro ist am Freitag leicht gesunken. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0573 US-Dollar gehandelt, nachdem der Kurs am Vorabend zeitweise knapp über 1,06 Dollar gestiegen war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,0525 Dollar festgesetzt.

Am Vortag hatte der Euro noch von einer breit angelegten Schwäche des Dollar profitiert und war um deutlich mehr als einen Cent im Kurs gestiegen. Unerwartet schwache Konjunkturdaten aus den USA hatten die US-Währung unter Druck gesetzt.

Zum Wochenschluss hat der Dollar allerdings wieder etwas Auftrieb bekommen, während der Euro im Gegenzug leicht unter Druck geriet. Marktbeobachter verwiesen auf die Sorge vor einem Abflauen der Wirtschaft in China, die für eine stärkere Nachfrage nach dem Dollar sorgte. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hatte die Notenbank am frühen Morgen einen Zinssatz für langfristige Immobiliendarlehen gesenkt. Mit der Maßnahme soll die aktuelle Abschwächung der Konjunktur gebremst werden.


China senkt wichtigen Zinssatz für Immobiliendarlehen

PEKING: China will mit der Senkung eines wichtigen Zinssatzes für langfristige Kredite die aktuelle Abschwächung der Konjunktur mildern. Die Fünfjahres-Prime-Rate, eine Referenzgröße für Immobiliendarlehen, wurde von 4,6 auf 4,45 Prozent gesenkt, wie die chinesische Zentralbank am Freitag mitteilte. Volkswirte hatten mit einer Senkung gerechnet, allerdings in geringerem Umfang. Die Börsen Asiens legten auf die Nachricht hin zu. Mit der Zinssenkung soll die Nachfrage nach Darlehen angekurbelt werden, da wochenlange Corona-Lockdowns und eine Krise des Immobiliensektors die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen drückt.

Die Beschränkungen durch die Null-Covid-Strategie Chinas bremsen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt viel stärker als erwartet. Die Industrieproduktion fiel im April überraschend im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie Mitte Mai bekannt wurde. Auch die Einzelhandelsumsätze waren zuletzt deutlicher als vorhergesagt eingebrochen.

Erst im März hatte Chinas Regierung mit «rund 5,5 Prozent» das niedrigste Wachstumsziel für die Wirtschaft des Landes seit drei Jahrzehnten vorgegeben. Ob dieses erreicht werden kann, wird allerdings immer unsicherer. Die Vorgabe war zu Beginn schon optimistisch.

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