Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Die Deutsche Fluggesellschaft Lufthansa hat zwei Flüge nach Russland unter Umgehung von Weißrussland gestrichen. Foto: epa/Maxim Schipenkow
Die Deutsche Fluggesellschaft Lufthansa hat zwei Flüge nach Russland unter Umgehung von Weißrussland gestrichen. Foto: epa/Maxim Schipenkow

Streit um Geld für Flughafen Hahn: Klage von Lufthansa zurückgewiesen

LUXEMBURG/HAHN: Im Rechtsstreit um Steuergeld in Millionenhöhe für den Flughafen Frankfurt-Hahn hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine Klage von Lufthansa zurückgewiesen. Der EuGH bestätige damit ein vorangegangenes Urteil, wie die Richter in Luxemburg am Donnerstag mitteilten. In dem Streit geht es um staatliche Beihilfen seit 1997 für den Hunsrück-Flughafen Hahn und um Verträge mit dem Billigflieger Ryanair über Flughafenentgelte. «Wir bedauern, dass das Gericht in diesem Verfahren unserer Argumentation nicht gefolgt ist», teilte Lufthansa als Reaktion mit.


Brexit-Rechnung: London will drei Milliarden Pfund weniger zahlen

LONDON: Großbritannien will für offene Rechnungen aus seiner Zeit als EU-Mitglied weniger Geld zahlen als die Staatengemeinschaft von London fordert.

Das Finanzministerium schätzt die ausstehende Summe auf 37,3 Milliarden Pfund (43,75 Mrd Euro), wie der oberste Beamte des Ministeriums, Steve Barclay, am Donnerstag vor Abgeordneten in London sagte. Das sind 3,75 Milliarden Euro weniger als die von der EU verlangten 47,5 Milliarden Euro. London bleibt damit im Rahmen seiner bisher erwarteten Nettokosten in Höhe von 35 bis 39 Milliarden Pfund. Die britische Regierung hatte mitgeteilt, dass sie die EU-Forderung nicht anerkenne.


Dax kommt nach Vortagsrekord unter Druck

FRANKFURT/MAIN: Der zuletzt rekordhohe Dax ist am Donnerstag etwas stärker abgerutscht. Am Nachmittag fiel der deutsche Leitindex um 0,94 Prozent auf 15.639,79 Punkte. Nachdem er am Vortag mit 15.810 Punkten seine bisherige Bestmarke minimal überboten hatte, rutschte er nun sogar kurz auf ein Wochentief. Der MDax gab am Donnerstag um 0,64 Prozent auf 34.554,27 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,8 Prozent.


Kräftiges Umsatzplus der Schwarz-Gruppe mit Lidl, Kaufland & Co

NECKARSULM: Die Schwarz-Gruppe mit ihren Supermarktketten Lidl und Kaufland hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 (28. Februar) deutlich zugelegt. Die Erlöse kletterten auf 125,3 Milliarden Euro nach 114,3 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) am Donnerstag mitteilte. Gründe für den Umsatzzuwachs wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht nennen. Die Schwarz-Gruppe beschäftigt weltweit rund 500.000 Männer und Frauen. Die Handelssparten Lidl und Kaufland zählen mehr als 12.900 Filialen.


Zahl der Baugenehmigungen im Mai gestiegen

WIESBADEN: Nach einem Rückgang im April haben die Behörden in Deutschland im Mai wieder mehr Baugenehmigungen ausgestellt. Bewilligt wurde in dem Monat der Neubau oder Umbau von 32.384 Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Um Saison- und Kalendereffekte bereinigt waren dies 8,7 Prozent mehr als im April. Von Januar bis einschließlich Mai wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 11,3 Prozent mehr Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt.


Kampf gegen schädliche Fischerei-Hilfen soll Fischbestände retten

GENF: Im Kampf gegen schädliche staatliche Fischerei-Hilfen hat am Donnerstag in Genf eine entscheidende Verhandlungsrunde begonnen. Die kommerziellen Fischereiflotten, die oft Tausende Kilometer von den heimischen Küsten entfernt unterwegs sind, sollen deutlich reduziert werden, weil sonst ein Kollaps zahlreicher Fischbestände droht. Für Milliarden Menschen weltweit ist Fisch eine lebenswichtige Proteinquelle. Verbraucher in reichen Ländern müssten Fisch dagegen als Delikatesse betrachten und weniger essen, fordern Umweltschützer.


Daimler verdient trotz Chipmangel mehr als erwartet

STUTTGART: Der Auto- und Lastwagenbauer Daimler hat trotz des Mangels an wichtigen Teilen mehr verdient als erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag im abgelaufenen zweiten Quartal bei 5,42 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am frühen Donnerstag überraschend mitteilte. Experten waren von 4,3 Milliarden Euro ausgegangen. Im Vorjahreszeitraum hatten die Stuttgarter wegen des Einbruchs der Automärkte in der Pandemie einen bereinigten operativen Verlust von gut 700 Millionen Euro ausgewiesen und unter dem Strich sogar einen Milliardenverlust eingefahren.


EU-Klimapaket: Altmaier will mehr Unterstützung für Industrie

BERLIN: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, Branchen wie die Stahlindustrie bei den Klimaplänen in der EU mehr zu unterstützen. Altmaier sagte am Donnerstag in Berlin: «Wenn wir ambitionierter werden, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass wir mehr Mittel aufwenden und dass wir mehr Unterstützung zur Verfügung stellen.» Die EU-Kommission hatte ein Maßnahmenpaket vorgestellt, damit verschärfte Klimaziele erreicht werden können. Altmaier betonte, es müsse verhindert werden, dass Unternehmen aus der EU abwanderten


Deutsche Industrie kritisiert Klimapläne der EU-Kommission

BERLIN: Die deutsche Industrie hat die Klimapläne der EU-Kommission kritisiert und vor einem europäischen Alleingang gewarnt. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, sagte der Deutschen Presse-Agentur, zwar komme die EU nun von der Zieldiskussion ins Handeln. Die deutsche Industrie vermisse aber wichtige Antworten auf zentrale Fragen zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Innovationsstandorts Europa. «Die deutsche Industrie erwartet von Brüssel mehr Rückendeckung im globalen Rennen um beste Klimaschutzlösungen, damit aus dem EU-Green-Deal eine echte Wachstumsstrategie wird.»


Landesbank Baden-Württemberg gewinnt Verfahren am EuGH

LUXEMBURG: Die Landesbank Baden-Württemberg hat vor dem EuGH einen Rechtsstreit gegen die in Reaktion auf die Finanzkrise geschaffene Abwicklungsbehörde für Banken gewonnen. Der Europäische Gerichtshof erklärte am Donnerstag einen Beschluss über die Berechnung von im Voraus erhobenen Beiträgen zum Abwicklungsfonds für 2017 nichtig. Dieser war demnach von der Abwicklungsbehörde SRB unzureichend begründet worden.

Der Einheitliche Abwicklungsfonds (SRF) soll verhindern, dass künftige Bankenkrisen vornehmlich zu Lasten des Steuerzahlers gehen. In den Fonds zahlen jährlich mehrere Tausend Finanzinstitute Beiträge ein, die durch die Abwicklungsbehörde SRB festgelegt werden. Die Landesbank Baden-Württemberg stritt gegen den Beitrag 2017, weil sie die Festsetzung nicht für nachvollziehbar hielt.

Bereits das EU-Gericht hatte der Bank Recht gegeben und den Beschluss für nichtig erklärt. Doch legte der SRB Rechtsmittel ein, so dass nun der EuGH abschließend entscheiden musste.

Die Landesbank teilte nach der Erklärung des EuGH mit: «Der EuGH hat unsere Auffassung bestätigt, dass der Bescheid über die Bankenabgabe für die LBBW nicht hinreichend begründet war und daher aufzuheben war.» Die Bank gehe davon aus, dass sie einen neuen Bescheid erhalte.


US-Geldhaus Morgan Stanley steigert Quartalsgewinn deutlich

NEW YORK: Starke Zuwächse im Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung haben der US-Bank Morgan Stanley im zweiten Quartal zu deutlich mehr Erlösen und Gewinn verholfen. Unterm Strich verdiente das Geldhaus in den drei Monaten bis Ende Juni laut eigener Mitteilung vom Donnerstag 3,5 Milliarden Dollar (3,0 Mrd Euro). Das waren zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Die gesamten Einnahmen der Bank legten um acht Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar zu.

Vorstandschef James Gorman sprach von einem «weiteren sehr starken Quartal». Doch obwohl die Ergebnisse über den Markterwartungen lagen, gerieten Morgan Stanleys Aktien vorbörslich zunächst weiter ins Minus. Dem Finanzkonzern spielte zuletzt der Boom bei Börsengängen, Fusionen und Übernahmen in die Karten, an dem Banken durch Gebühren gut verdienen. Außerdem brummte abermals das Investmentmanagement. Die Erlöse im Anleihehandel brachen indes um 45 Prozent ein.


Niederlande: 330 Meter langer Solar-Radweg eröffnet

UTRECHT: In der niederländischen Provinz Utrecht ist ein Radweg mit Sonnenkollektoren in Betrieb genommen worden. Mit 330 Meter Länge sei es der längste Solar-Radweg der Welt, teilten die Projektleiter am Donnerstag mit. Schulkinder aus dem Dorf Maartensdijk radelten als erste über den Weg. Eine Spezial-Kunststoffoberfläche auf dem Weg ist lichtdurchlässig. Dadurch kann Sonnenlicht zu den Sonnenkollektoren in dem darunter liegenden Beton gelangen. Sie können den Angaben zufolge genug Strom erzeugen, um 40 Haushalte zu versorgen. Aber der Radweg könnte auch, wie die Projektleiter mitteilten, Strom für seine eigene Beleuchtung herstellen.

Der Solar-Radweg ist ein Pilotprojekt der Provinz Utrecht, die 2040 energieneutral sein will. Es soll geprüft werden, ob die doppelte Nutzung von Flächen auch in großem Stil möglich ist. Auf diese Weise müssten weniger Flächen in der Natur oder der Landwirtschaft für Sonnenkollektoren genutzt werden. 2014 wurde der erste Solar-Radweg in den Niederlanden eingeweiht, der ist allerdings deutlich kürzer.


Daimler Truck will Lkw mit alternativen Antrieben in Wörth bauen

STUTTGART/WÖRTH AM RHEIN: Der Lastwagenbauer Daimler Truck will in seinem weltgrößten Lkw-Montagewerk in Wörth am Rhein künftig auch schwerpunktmäßig Fahrzeuge mit Elektro- und Wasserstoffantrieben bauen. Diese Abmachung sei Teil einer neuen und bis Ende 2029 gültigen Betriebsvereinbarung zwischen dem Unternehmen und dem lokalen Betriebsrat, teilte Daimler Truck am Donnerstag mit.

In Wörth produziert der Konzern vor allem Lastwagen seiner Marke Mercedes-Benz für die Hauptzielmärkte Europa und Lateinamerika. Der schon jetzt konzernweit wichtigste Standort des Unternehmens mit rund 10.000 Mitarbeitern solle nun zu einem «Zentrum für emissionsfreien Transport» ausgebaut werden, hieß es. Für die Produktion von Lkw mit alternativen Antrieben seien neue Montageprozesse und dafür notwendige Infrastrukturen nötig. Man werde daher in den kommenden Jahren nochmals «substantiell» in den Standort investieren. Konkrete Summen wurden nicht genannt.

Das Unternehmen Daimler Truck, das momentan noch zur Daimler AG gehört, im Herbst aber vom Gesamtkonzern abgespalten und an die Börse gebracht werden soll, will herkömmlich angetriebene Lkw mittelfristig durch moderne Elektro- und Wasserstoff-Lastwagen ersetzen. Hauptzielmarkt hierfür ist zunächst Europa. Im Oktober soll die Serienproduktion des Mercedes-eActros - eines ersten elektrisch angetriebenen 25-Tonners für den schweren Verteilverkehr - in Wörth starten. Künftig sollen dann laut Mitteilung auch weitere Lkw-Modelle mit alternativen Antrieben dort produziert werden.


Deutschland unterliegt bei Streit über russisches Gas am EuGH

LUXEMBURG: Im Streit über eine Ausweitung russischer Erdgaslieferungen hat Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) eine Niederlage hinnehmen müssen. In einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil wies der EuGH Rechtsmittel Deutschlands gegen einen Beschluss des EU-Gerichts zurück. Konkret geht es um größere Liefermengen durch die Pipeline Opal, eine Verlängerung der seit 2011 betriebenen ersten Nord-Stream-Pipeline in der Ostsee, über die russisches Gas nach Europa transportiert wird (Rechtssache C-848/19).

Polen klagte gegen die größeren Liefermengen vor dem Gericht der Europäischen Union (EU-G), weil sie die Versorgungssicherheit des Landes gefährdeten und gegen den Grundsatz der Energiesolidarität verstießen. Das Gericht gab der Klage statt, woraufhin Deutschland Rechtsmittel beim EuGH einlegte, die nun zurückgewiesen wurden.

Im September 2019 hatte Polen in erster Instanz einen Beschluss der EU-Kommission stoppen lassen, der dem russischen Gazprom-Konzern die stärkere Nutzung der Opal-Pipeline erlaubte (Rechtssache T-883/16). Gazprom hatte ursprünglich nur die halbe Leitungskapazität nutzen dürfen, um andere Lieferanten nicht zu benachteiligen. Mit einem Beschluss von 2016 erlaubte die EU-Kommission Gazprom dann auf Antrag der Bundesnetzagentur eine deutliche Erhöhung der Lieferungen. Dass diese Entscheidung vom EU-G zurecht für nichtig erklärt wurde, bestätigte nun der EuGH.


Ende der Corona-Regeln: London empfiehlt weiter Masken in Geschäft

LONDON: Auch nach dem Ende der Maskenpflicht in England am kommenden Montag sollen die Menschen beim Einkaufen Mund-Nase-Bedeckungen tragen. Die Regierung «erwartet und empfiehlt», dass Angestellte und Kunden an vollen, überdachten Orten weiterhin Masken tragen, zitierte die Nachrichtenagentur PA am Donnerstag aus einem Regierungsdokument. Zuvor hatte der britische Premierminister Boris Johnson dazu aufgerufen. Die Maskenpflicht fällt von Montag an ebenso wie Abstandsregeln weg - gegen den Rat von Wissenschaftlern. Kritiker werfen der Regierung eine chaotische Corona-Politik vor.

Das Regierungsdokument empfiehlt laut PA, dass in Bars weiterhin nur am Tisch bedient wird. Pubs, Restaurants sowie Nachtclubs seien angehalten, von ihren Besuchern einen Nachweis über eine vollständige Impfung oder einen negativen Corona-Test zu verlangen. Gesetzlich vorgeschrieben ist das allerdings nicht, und mehrere Unternehmen und Betreiber haben bereits angekündigt, der Bitte wegen des zu großen Aufwands und befürchteter Einnahmeeinbußen nicht nachzukommen.

Gewerkschaften zeigten sich enttäuscht und kritisierten mangelnden Schutz der Angestellten. «Was die Regierung nun, wenige Tage vor Inkrafttreten, veröffentlicht hat, gibt Arbeitnehmern und Angestellten keine Sicherheit», sagte Paddy Lillis, Generalsekretär der Gewerkschaft Usdaw, die unter anderem Ladenmitarbeiter vertritt. Auch Arbeitnehmer zeigten sich verunsichert angesichts widersprüchlicher Ratschläge.

Ein Flickenteppich an Regeln steht auch im öffentlichen Nahverkehr bevor. Während zahlreiche Bahnunternehmen in England ankündigten, die Maskenpflicht abzuschaffen, müssen in London oder im Landesteil Wales weiterhin Mund-Nase-Bedeckungen getragen werden. Der walisische Regierungschef Mark Drakeford sagte der BBC, Passagiere müssten sich Masken aufsetzen, wenn ihr Zug die Grenze nach Wales überquert.


Britischer Ernährungsbericht fordert Steuer auf Zucker und Salz

LONDON: Im Kampf gegen Fettleibigkeit und ungesunde Ernährung in Großbritannien schlägt ein neuer Bericht eine Steuer auf Salz und Zucker vor. Ziel sei eine Ernährungsumstellung, die Leben rettet und das Gesundheitssystem sowie die Umwelt schützt, ergab der am Donnerstag veröffentlichte Nationale Ernährungsbericht. Der Report warnt, die derzeit genutzten Lebensmittel und ihre Produktionsweise richteten «furchtbare Schäden» bei Gesundheit und Umwelt an. Jährlich sterben demnach 64.000 Menschen in England an den Folgen, außerdem trüge dies zum Verlust von Biodiversität sowie zum Klimawandel bei.

Die Regierung kündigte an, innerhalb der nächsten Monate auf die Schlussfolgerungen zu antworten. Sie hatte den unabhängigen Bericht, den der Ernährungsexperte und Unternehmer Henry Dimbleby zusammengestellt hatte, vor zwei Jahren in Auftrag gegeben. Premierminister Boris Johnson zeigte sich skeptisch. «Ich finde die Idee nicht attraktiv, hart arbeitenden Menschen zusätzliche Steuern aufzudrücken», sagte Johnson. Zuvor hatten bereits Mitglieder seiner Konservativen Partei die Vorschläge kritisiert.

Der Bericht schlägt vor, die Steuereinnahmen etwa für kostenlose Schulmahlzeiten oder Urlaubsprogramme zu nutzen. Hausärzte sollten zudem Patienten Obst und Gemüse verschreiben können. Ernährung gehöre auf den Lehrplan. «Hohe Fettleibigkeit ist ein zentraler Grund für die tragisch hohe Todesrate in Großbritannien», sagte Dimbleby. «Wir müssen den Moment nutzen, um ein besseres Ernährungssystem für unsere Kinder und Enkel aufzubauen.»

Um die Ziele der Regierung für Gesundheit, Klima und Umwelt zu erreichen, müsse der Verzehr von Obst und Gemüse bis 2030 um 30 Prozent zulegen, so der Bericht. Im Gegenzug müsse der Konsum von Lebensmitteln mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker um 25 Prozent und von Fleisch um 30 Prozent sinken. Damit könnten auch Emissionen reduziert werden. Eine Fleischsteuer sei aber zu unpopulär. Die Vorschläge würden etwa 1,4 Milliarden Pfund (1,64 Mrd Euro) jährlich kosten, langfristig würde die Wirtschaft dadurch aber Dutzende Milliarden Pfund einsparen.


Bankenpräsident Sewing: «Staatsgeld darf nicht zur Droge werden»

FRANKFURT/MAIN: Bankenpräsident Christian Sewing hat nach den Milliardenhilfen in der Pandemie die Rückkehr zu mehr Privatwirtschaft angemahnt. «Staatsgeld war als Akutmedizin für die Wirtschaft während der Pandemie richtig, darf aber nicht zur Droge werden», sagte der Deutsche-Bank-Chef in seiner Funktion als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag). «Wir müssen zusammen wieder zu mehr privatwirtschaftlichen Lösungen zurückfinden. Deswegen sind auch unsere Forderungen nach einer Kapitalmarktunion, nach Wettbewerb, nach mehr Privatkapital so wichtig.»

Mit einer Welle an Firmenpleiten infolge der Corona-Krise rechnet Sewing nicht: «Wir werden sicherlich mehr Insolvenzen sehen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es zu keiner großen Welle kommt. Denn der Staat hat in der Pandemie schnell reagiert, und die Banken haben dabei geholfen und ihre Kunden möglichst gut unterstützt.»

Sewing, der seit dem 1. Juli als BdB-Präsident amtiert, bekräftigte seine Forderung nach Fortschritten bei der Vereinheitlichung der Kapitalmärkte in Europa. «Jetzt müssen wir es durchfechten», sagte er. «Wir wissen auch, dass die Kapitalmarktunion ein Projekt ist, was noch einige Jahre dauern wird. Deswegen ist es so wichtig, dass wir über Zwischenschritte wie beispielsweise mehr Verbriefungen nachdenken, damit wir das überbrücken können.»

Bei der Kapitalmarktunion geht es im Kern darum, bürokratische Hürden zwischen den einzelnen EU-Staaten abzubauen, um Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen. Verbraucher sollen zudem mehr Möglichkeiten für grenzüberschreitende Geldanlagen bekommen. Kredite und Finanzierungen werden in Europa - im Gegensatz zu den USA - hauptsächlich von Banken vergeben. Pläne der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion liegen seit September 2015 auf dem Tisch, doch die Umsetzung stockt.


Deutsche Wirtschaft will sich in Russland beim Klimaschutz engagieren

MOSKAU: Die deutsche Wirtschaft in Moskau hat zu einer engeren Zusammenarbeit beim Klimaschutz zwischen der Europäischen Union und Russland aufgerufen. Grüne Themen seien auch in Zeiten politischer Spannungen und Sanktionen eine Chance für eine Annäherung, teilte die deutsch-russische Auslandshandelskammer (AHK) am Donnerstag vor einer Nachhaltigkeitskonferenz mit. «Der Klimaschutz ist auch in Russland ganz oben angekommen und inzwischen Chefsache», sagte AHK-Präsident Rainer Seele. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch auch mit dem US-Klimabeauftragten John Kerry telefoniert, der sich in Moskau zu Gesprächen aufhielt.

Für die deutsche Wirtschaft gebe es große Chancen, im Bereich Nachhaltigkeit und Energie Zukunftstechnologien auf den russischen Markt zu bringen, sagte Seele. Als Beispiel nannte er eine mögliche Kooperation mit russischen Konzernen wie Gazprom und Rosatom im Bereich Wasserstoff. Russland komme als flächenmäßig größtem Land der Erde beim Kampf gegen den Klimawandel eine Schlüsselrolle zu. Die AHK unterstützt nach eigenen Angaben etwa die Entwicklung eines russischen CO2-Emissionshandelssystems, das dann auch in das EU-System integriert werden soll.

Die AHK stellte bei der Konferenz mit Managern und Klimapolitikern in Moskau ein Positionspapier zur Zusammenarbeit beim Klimaschutz vor. «Wir stehen vor der historischen Chance, die seit mehr als einem halben Jahrhundert gewachsene erfolgreiche Energiepartnerschaft zwischen Russland und Deutschland bei Öl und Gas auch im Bereich der erneuerbaren Energien fortzuschreiben», sagte der AHK-Vorstandsvorsitzende Matthias Schepp.

Er sieht «einen radikalen Gesinnungswandel in der russischen Machtelite», sich nun stärker mit Klimafragen zu befassen. «Es ist wichtig, dass auch die Europäische Union den Gesprächsfaden mit Russland noch intensiver aufnimmt», sagte Schepp. Die AHK gilt mit rund 1000 Mitgliedern als größter ausländischer Wirtschaftsverband in Russland.


Lieferando-Mutter Just Eat rechnet mit operativem Jahresverlust

AMSTERDAM: Trotz steigender Bestellzahlen rechnet die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway auf Jahressicht mit einem operativen Verlust. Das liege unter anderem an der Übernahme des US-Lieferdienstes Grubhub, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Amsterdam mit. Man wolle weiter in Wachstum investieren. Höhere Marktanteile seien wichtiger als das bereinigte operative Ergebnis. Die Marge des operativen Ergebnisses gemessen am Bruttotransaktionswert solle 2021 bei minus 1 bis minus 1,5 Prozent liegen, hieß es in der Mitteilung.

Aus eigener Kraft stieg die Zahl aller Bestellungen in den Monaten April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 47 Prozent auf 212,4 Millionen. Sogenannte Marketplace-Bestellungen machen nach wie vor den Löwenanteil aus. Dabei vermittelt Just Eat zwischen Kunden und Restaurant und streicht dafür eine Provision ein. Bestellungen, die von Just Eat selbst ausgeliefert werden, legten ohne die USA um 131 Prozent zu. Rechnet man die Grubhub-Übernahme hinzu, lag das Wachstum spürbar darunter. Auch im Vergleich zum Vorquartal ließ das Tempo etwas nach.


Ölpreise geben weiter nach

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Donnerstag im frühen Handel ihre Abschläge vom Vortag ausgeweitet. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 74,30 US-Dollar. Das waren 46 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 54 Cent auf 72,59 Dollar.

Schon am Mittwoch waren die Erdölpreise erheblich unter Druck geraten. Für Belastung sorgten die wöchentlichen Lagerdaten aus den USA. Die Benzin- und Destillatevorräte sind demnach in der vergangenen Wochen deutlich gestiegen. Die Erdölvorräte gaben zwar nach, was am Ölmarkt aber allenfalls zur Kenntnis genommen wurde.

Im Streit über die künftige Ölförderung der 23 Länder des Verbunds Opec+ zeichnet sich unterdessen eine Lösung ab, sie ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Medienberichten zufolge haben die Vereinigten Arabischen Emirate vorteilhafte Konditionen für sich herausschlagen können. Das Land liegt über Kreuz mit der Ölmacht Saudi-Arabien, weil es seine Rohölförderung stärker erhöhen will, als es ihm nach Verbundabsprachen zusteht.


Euro stabil über 1,18 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Donnerstag im frühen Handel stabil über der Marke von 1,18 US-Dollar notiert. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,1835 Dollar und damit in etwa so viel wie am späten Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,1812 Dollar festgesetzt.

Solide Wachstumszahlen aus China bewegten die Landeswährung Yuan nicht sonderlich stark. Die Entwicklung im zweiten Quartal fiel in etwa aus wie von Analysten erwartet. Im Vergleich zum starken ersten Quartal schwächte sich das Wachstum jedoch ab. Zu Jahresbeginn hatte sich die Wirtschaft kräftig von dem schweren Corona-Einbruch ein Jahr zuvor erholt.

Im Tagesverlauf dürften vor allem zahlreiche Wirtschaftsdaten aus den USA Interesse hervorrufen. Erwartet werden unter anderem die wöchentlichen Zahlen vom Arbeitsmarkt, Produktionszahlen aus der Industrie und Stimmungsindikatoren. Zudem äußert sich Notenbankchef Jerome Powell am zweiten Tag seiner halbjährlichen Anhörung vor dem US-Kongress.


Deutsche Wirtschaft fürchtet Einbußen durch Unruhen in Südafrika

JOHANNESBURG: Die gewalttätigen Proteste und Plünderungen in Teilen von Südafrika bedrohen nach Ansicht der dortigen Handelskammer die Lieferketten der am Kap ansässigen deutschen Unternehmen. Vor allem die tagelange Schließung des für den Kontinent strategisch wichtigen Hafens von Durban und die von dort ins Industriegebiet um Johannesburg führende Autobahn N3 bereiten demnach Sorgen. Matthias Boddenberg von der Auslands-Handelskammer für das Südliche Afrika hält Schätzungen des südafrikanischen Wirtschaftsprofessors Bonke Dumisa für realistisch, wonach pro Stunde gesperrter Autobahn ein volkswirtschaftlicher Schaden von einer Million Rand (rund 58.000 Euro) entsteht.

Obwohl konkrete Zahlen noch nicht vorliegen meinte er vor allem mit Blick auf die komplizierten just-in-time-Lieferketten vieler Betriebe: «Das wird sich sicherlich sehr schnell negativ in der Statistik niederschlagen; ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie lange uns der Rückstau noch beschäftigen wird.» Nach seinen Angaben sind knapp 500 Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen in Südafrika tätig - darunter neben den großen Automobilherstellern BMW, Mercedes und Volkswagen auch Zulieferer wie Continental, Bosch oder mittelständische Werkzeughersteller. Hinzu kommen etwa 300 Firmen, die von Deutschen im Land selbst gegründet wurden.

Die regionale Siemens-Chefin Sabine Dall'Omo sieht den Schaden für ihr Unternehmen bisher noch als begrenzt an. «Kritische Komponenten fliegen wir ohnehin ein», erklärte sie. Sollte die Schließung des Hafens in Durban jedoch länger anhalten, kämen gegebenenfalls auch Alternativen über Kapstadt oder die Ostkap-Provinz ins Spiel.

Südafrika hat auch große Bedeutung für Anrainerstaaten. In Namibia etwa berichten Manager über Absagen von zugesagten Lieferungen. «Die ersten Lieferungen bleiben aus, weil Lastwagen angezündet und Lagerbestände geplündert wurden - oder Firmen ihre Lager geschlossen lassen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen», berichtet Hendrik Röschlau, Geschäftsführender Direktor des namibischen Lebensmittelimporteurs African Marketing. Südafrika hat unter anderem eine exportstarke Zitrus-Industrie, die auch Europa beliefert.


Chinas Wirtschaft setzt Erholung im zweiten Quartal fort

PEKING: Nach einem Rekordstart ins Jahr hat sich Chinas Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal etwas verlangsamt. Die hinter den USA zweitgrößte Volkswirtschaft legte von April bis Juni im Vorjahresvergleich um 7,9 Prozent zu, wie das Pekinger Statistikamt am Donnerstag mitteilte. China hat die Pandemie schon lange überwunden, weshalb die Wirtschaft boomt. Die neuen Wachstumszahlen liegen im Rahmen der Erwartungen, fallen jedoch geringer als im ersten Quartal aus, als die Wirtschaft im Vorjahresvergleich noch um einen Rekordwert von 18,3 Prozent gewachsen war.

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