Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Ukraine bestellt in Frankreich 130 Elektro-Loks

KIEW: Die Ukraine hat mit Frankreich die Lieferung von 130 Elektro-Lokomotiven im Wert von rund 900 Millionen Euro vereinbart. Ein Teil der Fertigung - bis zu 35 Prozent - solle in dem osteuropäischen Land stattfinden, teilte Ministerpräsident Denis Schmygal am Donnerstag in Kiew mit. 2018 hatte die ehemalige Sowjetrepublik bereits 300 teils gebrauchte Dieselloks in den USA im Wert von umgerechnet 833 Millionen Euro geordert.

In der Sowjetunion wurden etwa 90 Prozent der Lokomotiven im ostukrainischen Luhansk produziert. Exportiert wurde auch in die DDR. Seit 2014 steht die Fabrik unweit der russischen Grenze jedoch unter Kontrolle moskautreuer Separatisten. Die Produktion ruht.

In einem weiteren Abkommen kauft Kiew 370 Feuerwehrleiterwagen. Zudem wurden Verträge zur Verbesserung des Trinkwassers im Gebiet Luhansk und in der Hauptstadt Kiew unterzeichnet. Die Abkommen haben der Mitteilung zufolge einen Gesamtwert von mehr als 1,3 Milliarden Euro.


Irischer Regierungschef bespricht Nordirland-Fragen mit Johnson

LONDON/DUBLIN: Im Streit um Brexit-Sonderregeln für die britische Provinz Nordirland trifft sich der irische Regierungschef Micheal Martin mit dem britischen Premierminister Boris Johnson. Das Treffen in Chequers, dem offiziellen Landsitz Johnsons, ist an diesem Freitag geplant, wie britische Regierungskreise am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Es ist das erste persönliche Treffen der beiden Spitzenpolitiker seit mehreren Monaten. Erwartet wird, dass die beiden Regierungschefs über das sogenannte Nordirland-Protokoll sprechen.

Diese Regelung im Brexit-Vertrag sieht vor, dass für Nordirland trotz des britischen EU-Austritts weiter die Regeln des EU-Binnenmarktes gelten. Damit sollen eine «harte» Grenze zum EU-Mitglied Irland und neue Konflikte in dem früheren Bürgerkriegsgebiet vermieden werden. Allerdings sind für Waren aus Großbritannien nun Kontrollen und Formalitäten notwendig - das führte zu gewaltsamen Protesten nordirischer Loyalisten, die eine Abspaltung vom Vereinigten Königreich fürchten. Johnson hatte das Abkommen ausgehandelt, kritisiert es aber nun.

Außerdem wollen Martin und Johnson noch über den Kampf gegen das Coronavirus sowie andere britisch-irische Aspekte sprechen, wie zu hören war.


Klimaschutzgesetz in Spanien verabschiedet - «Ein Meilenstein»

MADRID: Spanien zieht im Kampf gegen den Klimawandel an: Das Parlament verabschiedete am Donnerstag in Madrid ein Gesetz, mit dessen Hilfe das Land spätestens bis 2050 klimaneutral werden soll - das bedeutet, dass Treibhausgasemissionen bis dahin in allen Bereichen wie Industrie, Verkehr oder Landwirtschaft völlig oder fast vollständig vermieden werden sollen. Die Abgeordneten der rechtspopulistischen Partei Vox votierten gegen das «Gesetz zum Klimawandel und für die Energiewende», die Vertreter der konservativen Opposition enthielten sich der Stimme.

Das Gesetz sei «ein Meilenstein», «der schon lange nötig war», sagte die Ministerin für Ökologischen Übergang der linken Regierung, Teresa Ribera. In Anspielung auf den Widerstand der Opposition betonte sie: «Das Gefährlichste ist, die Realität nicht sehen zu wollen, sie zu ignorieren und einfach wegzuschauen».

Das Gesetz schreibt unter anderem vor, dass bis 2030 die CO2-Emissionen um 23 Prozent niedriger liegen sollen als 1990 und dass mindestens 42 Prozent des Endverbrauchs an Energie aus erneuerbaren Quellen stammen sollen. Bis 2050 soll die gesamte Energieerzeugung des Landes mit erneuerbaren Ressourcen erfolgen, und bereits im Jahr 2030 soll dieser Anteil auf 74 Prozent steigen. Dieser Wert lag im vergangenen Jahr bei 44 Prozent. Der Verkauf von umweltverschmutzenden Fahrzeugen soll bis 2040 verboten werden. Der Verkehr soll zunehmend aus den Innenstädten verdrängt werden.

Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und WWF begrüßten die Verabschiedung, betonten aber, dass das Gesetz nicht ehrgeizig genug sei.


Ex-Premier Cameron verteidigt Lobbyismus für insolvente Firma

LONDON: Der britische Ex-Premierminister David Cameron hat seinen Lobbyismus-Einsatz für den mittlerweile insolventen Finanzdienstleister Greensill Capital verteidigt. Er habe keine Ahnung von finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens gehabt, als er sich im Frühling 2020 bei Finanzminister Rishi Sunak und ranghohen Beamten für das Unternehmen einsetzte, sagte Cameron am Donnerstag vor einem Ausschuss des britischen Parlaments in London. Mit seinem Einsatz sei es ihm nicht um persönliche Gewinne gegangen. Vielmehr habe Greensill Capital «großartige Ideen» und «gute Lösungen» gehabt.

Cameron räumte ein, dass er wirtschaftliche Vorteile durch seine Arbeit für Greensill gehabt habe. «Ich erhielt einen jährlichen Betrag, einen großzügigen jährlichen Betrag, weit mehr als das, was ich als Premierminister verdient habe», sagte Cameron. Zudem habe er Aktien gehalten. Die genauen Beträge nannte der Ex-Regierungschef aber nicht. Er zeigte sich reumütig. Ehemalige Premierminister sollten «anders denken und anders handeln», wenn es um Lobbying geht. «Regeln allein sind nie genug», sagte er.

Das Parlament hat ebenso wie die britische Regierung eine Untersuchung eingeleitet, um Camerons Rolle in dem Fall prüfen zu lassen. Cameron war von 2010 bis 2016 Premierminister. Er warb in Dutzenden Textnachrichten an Finanzminister Sunak und leitende Beamte um Unterstützung für Greensill.

In Deutschland ist die Bremer Greensill Bank betroffen. Wegen des Zusammenbruchs der Bank bangen viele deutsche Kommunen um Millionenbeträge.


Slowakische Atomaufsicht bewilligt Inbetriebnahme von Mochovce 3

BRATISLAVA: Nach neunjähriger Verzögerung hat das slowakische Atomaufsichtsamt UJD die Erlaubnis zur Inbetriebnahme des dritten Blocks des Atomkraftwerks Mochovce erteilt. Wie die Behörde am Donnerstag mitteilte, seien nach mehrjährigen strengsten Sicherheitstests alle von ihr beanstandeten Mängel beseitigt worden.

Die Betreiberfirma Slovenske elektrarne (Slowakische Elektrizitätswerke SE) gab am selben Tag bekannt, die benötigten Brennstäbe lägen schon bereit, von technischer Seite gäbe es keine Hindernisse mehr für den Beginn der Stromerzeugung. Das UJD wies jedoch darauf hin, dass die Bewilligung nicht sofort rechtskräftig sei, weil beispielsweise Atomgegnern das Recht auf Einspruch gewährt werden müsse.

Als sicher gilt, dass Global 2000 und andere Anti-Atomkraft-Organisationen im Nachbarland Österreich ihr Einspruchsrecht wahrnehmen werden. Österreichische Atomgegner hatten schon die 1998 und 2000 erfolgte Inbetriebnahme der beiden ersten Mochovce-Reaktoren vergeblich zu verhindern versucht und trugen mit ihren Protesten dazu bei, dass sich der schon für 2012 und 2013 geplante Start des dritten und vierten Reaktors verzögerte.

Hauptgrund für die jahrelange Verspätung waren aber wirtschaftliche und juristische Probleme der Betreiberfirma. Das ursprünglich staatliche Unternehmen SE wurde zudem seit dem Verkauf des Mehrheitsanteils an den italienischen Energiekonzern Enel immer wieder von Betrugs- und Korruptionsverdacht erschüttert, in denen der AKW-Bau Mochovce eine zentrale Rolle spielte. Die slowakische Polizei führte in den vergangenen Jahren mehrere Hausdurchsuchungen durch und verhaftete führende Manager wegen Korruptionsvorwürfen.


Kammer: Handel zwischen Deutschland und Russland erholt sich

MOSKAU: Der Handel zwischen Deutschland und Russland ist nach coronabedingten Einbrüchen aus Sicht der Wirtschaft wieder auf Erholungskurs.

Im März seien die deutschen Exporte gegenüber dem Vorjahresmonat um 11,3 Prozent auf rund 2,4 Milliarden Euro gestiegen, teilte die deutsch-russische Auslandshandelskammer (AHK) auf Grundlage von Zahlen des Statistischen Bundesamts am Donnerstag in Moskau mit. Gleichzeitig hätten die Importe aus Russland im Jahresvergleich um 13,6 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zugelegt. Als Gründe führte die Kammer höhere Ölpreise, ein wachsendes Bruttoinlandsprodukt in Russland und eine Erholung der deutschen Wirtschaft in der Corona-Pandemie an. AHK-Präsident Rainer Seele nannte die Entwicklung angesichts der schwierigen politischen Lage, Sanktionen und Corona «ein hoffnungsvolles Zeichen».


Ölpreise sinken - Colonial Pipeline nimmt Betrieb wieder auf

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Donnerstag im frühen Handel nach den Gewinnen in den vergangenen Tagen deutlich gesunken. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 68,37 US-Dollar. Das waren 95 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank mit 94 Cent auf 65,14 Dollar ähnlich stark. An den vorangegangenen Tagen hatten die Ölpreise noch zugelegt, so dass sie auf Wochensicht immer noch im Plus sind.

Der Betreiber der großen US-Ölpipeline Colonial, die nach einem Cyberangriff ausgefallen war, meldete, dass die Pipeline wieder den Betrieb gestartet habe. Er warnte jedoch, dass es mehrere Tage dauern dürfte, bis die Anlage wieder normal läuft. Über die Pipeline erfolgt ein großer Teil der Benzinversorgung der US-Ostküste. Die Störung hatte in Teilen des Landes Benzin-Engpässe verursacht.


Sotheby's erlaubt als Zahlungsmittel bei Versteigerung Kryptowährung

NEW YORK: Zum ersten Mal hat das Auktionshaus Sotheby's in New York für die Bezahlung eines Kunstwerks Kryptowährungen erlaubt. Unter den Hammer kam am Mittwoch (Ortszeit) ein Werk des britischen Streetart-Künstlers Banksy - das Gemälde «Love is in the air» («Liebe liegt in der Luft») wurde für 12,9 Millionen Dollar (10,7 Millionen Euro) verkauft. Das Auktionshaus akzeptierte eigenen Angaben zufolge erstmals Bitcoin oder Ether als Zahlungsmittel. Natürlich seien auch traditionelle Zahlungsmethoden weiter möglich.

14 Minuten hatten vier Interessenten laut Sotheby's geboten - wie der Gewinner nun bezahlt, kann er entscheiden. Man habe bei Sammlern einen wachsenden Appetit auf nahtlosere Zahlungsoptionen und eine zunehmende Akzeptanz von sogenannten NFT festgestellt, hieß es. NFT (non-fungible token) sind eine Art digitales Echtheitszertifikat: Es kann zwar beliebig viele identische Kopien des Kunstwerks geben, aber nur diese eine kann als das Original gelten. NFT erleben gerade einen Boom, der aber von etlichen Beobachtern als Spekulationsblase angesehen wird.

Das nun versteigerte Banksy-Gemälde zeigt einen stehenden, maskierten jungen Mann mit umgedrehten Baseball-Cap - in Schwarz und Weiß. Er will einen bunten Blumenstrauß werfen. Für das auf das Jahr 2005 datierte und 90 mal 90 Zentimeter große Gemälde nutzte Banksy Öl und Sprühfarbe. Sein Wert war vor der Auktion auf 3 bis 5 Millionen US-Dollar (2,49 bis 4,16 Mio Euro) geschätzt worden. Die Identität des wohl aus Bristol stammenden, weltweit aktiven Künstlers ist unbekannt.

Zum Start der traditionellen Frühjahrs-Versteigerungen in New York erzielten Werke anderer Künstler noch weit höhere Preise: Claude Monets (1840-1926) «Le Bassin aux nymphéas» wurde für 70,4 Millionen US-Dollar verkauft - das war laut Sotheby's einer der Top-Fünf-Preise für Monet-Werke, die bislang von dem Haus versteigert worden waren. Jean-Michel Basquiats (1960-1988) Werk «Versus Medici» aus dem Jahr 1982 erzielte 50,8 Millionen US-Dollar, wie Sotheby's auf Twitter mitteilte. Ein Stillleben von Paul Cézanne erzielte 20 Millionen US-Dollar.

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