Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Am Messestand von Tesla ist ein Logo während des zweiten Medientages der Auto Shanghai 2021 in Shanghai zu sehen. Foto: epa/Alex Plavevski
Am Messestand von Tesla ist ein Logo während des zweiten Medientages der Auto Shanghai 2021 in Shanghai zu sehen. Foto: epa/Alex Plavevski

Verbrauchermagazin findet gefährliche Mängel bei Teslas «Autopilot»

NEW YORK: Das einflussreiche US-Verbrauchermagazin Consumer Reports hat nach eigenen Angaben gefährliche Mängel beim Fahrassistenzprogramm «Autopilot» des Elektroautobauers Tesla festgestellt. Auf einer Teststrecke sei es Ingenieuren beim Model Y gelungen, das Programm trotz leeren Fahrersitzes anzuwenden, teilte Consumer Reports am Donnerstag mit. Dabei habe das System keinerlei Warnungen oder Hinweise abgegeben. Auf öffentlichen Straßen würde ein solches Szenario eine «extreme Gefahr» darstellen, so das Blatt.

Die Untersuchung von Consumer Reports bringt Tesla weiter unter Druck nach einem Unfall mit laut Polizeiberichten leerem Fahrersitz, bei dem jüngst zwei Männer ums Leben kamen. Tesla weist Kunden zwar selbst darauf hin, dass der sogenannte Autopilot nur ein Assistenzsystem sei und deshalb der Mensch im Fahrersitz jederzeit die Hände am Lenkrad behalten müsse. Eigentlich soll die Software es bemerken und Warntöne abgeben, wenn dies nicht der Fall ist.

Doch im Test von Consumer Reports versagte das System angeblich nicht nur dabei sicherzustellen, dass der Fahrer jederzeit das Steuer übernehmen kann - es war dem Bericht nach nicht mal in der Lage festzustellen, ob der Fahrersitz überhaupt besetzt ist. «Tesla fällt bei Modellen mit fortschrittlichen Fahrassistenzprogrammen hinter andere Autohersteller wie General Motors und Ford zurück, die Technik nutzen, die sicherstellt, dass der Fahrer die Straße im Blick behält», meint Experte Jake Fisher von Consumer Reports.

Eine Stellungnahme von Tesla lag zunächst nicht vor. Der E-Autobauer von Starunternehmer Elon Musk steht wegen der Bezeichnung «Autopilot» schon lange unter Rechtfertigungsdruck. Kritiker finden, dass der Name eine Übertreibung ist, die zu fahrlässiger Nutzung einladen könnte. Diese Diskussion dürfte weiter Fahrt aufnehmen. Denn die nächste Evolutionsstufe des Programms, die derzeit in der Testphase ist, nennt Tesla sogar «Full Self-Driving» (komplett selbstfahrend), obwohl es nach gängigen Kriterien weiter ein Assistenzsystem bleibt.


Spitzentreffen in Brüssel soll EU-Beziehungen zur Schweiz retten

BERN/BRÜSSEL: Bei einem Spitzentreffen in Brüssel wollen die Schweiz und die EU an diesem Freitag neue Fahrt in ihre stockenden Beziehungen bringen.

Der Schweizer Präsident Guy Parmelin spricht mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über das geplante Rahmenabkommen über das bilaterale Verhältnis. Die Schweizer wollen den nach jahrelangem Ringen gemeinsam ausgehandelten Vertrag nicht mehr, weil sie einen Verlust an Souveränität fürchten. Auf dem Spiel steht damit für die Europäer der freie Zugang zum Schweizer Arbeitsmarkt mit seinen hohen Löhnen, für die Schweizer der bisherige Zugang zum EU-Binnenmarkt.


Daimler präsentiert Geschäftszahlen für erstes Quartal

STUTTGART: Dieselaffäre? Kurzarbeit? Tiefrote Zahlen? Alles wie vergessen bei Daimler. Inzwischen geht es für den Stuttgarter Autobauer wieder bergauf. Wie sehr, dürfte sich am Freitag im Detail zeigen.

Der Auto- und Lastwagenbauer Daimler präsentiert am Freitag (7.00 Uhr) seine Geschäftszahlen für das erste Quartal. Dass es zwischen Januar und Ende März besonders gut lief, ist schon bekannt, nachdem der Konzern in der Vorwoche erste Kenndaten veröffentlicht hatte. Demnach betrug der operative Gewinn für die ersten drei Monate des Jahres satte 5,75 Milliarden Euro - und war damit so hoch wie noch nie in einem Startquartal in der Geschichte des Konzerns. Am Freitag will Daimler nun unter anderem auch Angaben zur Umsatzentwicklung und zum Nettogewinn machen.

Ein gutes Quartalsergebnis hatte sich bereits angedeutet, zumal Konzernchef Ola Källenius zuletzt immer wieder von einer Fortsetzung des positiven Trends gesprochen hatte. Dass Daimler derart gut abschneiden würde, hatten aber die wenigsten Branchenkenner erwartet. So stieg etwa die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite - also das, was vom Umsatz unter dem Strich als Gewinn bleibt - im Pkw-Segment auf 14,3 Prozent.

Daimler profitiert stärker noch als viele andere deutsche und internationale Autobauer aus dem Premiumsegment vom wirtschaftlichen Aufschwung im mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt China. Obendrein machen sich gerade beim operativen Gewinn inzwischen die Auswirkungen etlicher Sparprogramme bemerkbar, die sich Daimler in den Vorjahren auferlegt hatte. Tausende Stellen sollten abgebaut werden, als Gründe hatten dem Konzern der zunehmende Umbau von Verbrennungs- zu Elektromotoren und die Folgen der Corona-Krise gedient.


Verbraucherstimmung in Eurozone hellt sich überraschend weiter auf

BRÜSSEL: Die Verbraucher in der Eurozone haben sich trotz der dritten Coronawelle erneut zuversichtlicher gezeigt.

Wie die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel mitteilte, stieg das von ihr erhobene Barometer für das Verbrauchervertrauen im April um 2,7 Punkte auf minus 8,1 Zähler. Es ist der dritte Anstieg des Stimmungsindikators in Folge. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Der Indikator liegt mittlerweile über dem langjährigen Durchschnitt von minus 11,1 Punkten.


Scholz findet umstrittene Wirecard-Maßnahme im Nachhinein fragwürdig

BERLIN: Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hält eine umstrittene Maßnahme der Finanzaufsicht Bafin im Wirecard-Skandal im Nachhinein für fragwürdig. Inzwischen sei bekannt, dass Informationen der Staatsanwaltschaft nicht tragfähig seien, die beim Leerverkaufsverbot eine wichtige Rolle spielten, sagte der Vizekanzler am Donnerstag im Untersuchungsausschuss des Bundestags. Damit falle die Begründung für die Maßnahme in sich zusammen.

Die Finanzaufsicht Bafin hatte Anlegern zeitweise Spekulationen auf fallende Kurse von Wirecard verboten. Bei vielen Aktionären nährte das die Annahme, bei dem Skandalkonzern sei trotz kritischer Medienberichte alles in Ordnung und Wirecard nur Opfer einer gezielten Attacke.

Die Bafin hatte ihr Verbot unter anderem auf Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft gestützt. Diese glaubte den Anwälten von Wirecard, dass das Unternehmen erpresst werde. Im Finanzministerium war das verschiedenen Zeugen zufolge nicht bekannt. Auf Basis der damals verfügbaren Informationen habe sich das Ministerium richtig verhalten, sagte Scholz.


Dax im Plus - Anleger greifen nach Rücksetzer zu

FRANKFURT/MAIN: Anleger am deutschen Aktienmarkt haben den jüngsten Rückschlag auch am Donnerstag für Käufe genutzt. Der Dax kletterte am frühen Nachmittag um gut ein halbes Prozent auf 15.282 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel stieg um 0,54 Prozent auf 32.723 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,74 Prozent und stieg über die 4000er Marke. Am Devisenmarkt legte der Euro zu und notierte zuletzt auf 1,2052 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,2007 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,31 Prozent am Vortag auf minus 0,33 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 144,60 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,19 Prozent auf 170,68 Punkte nach.


EZB: Vorerst keine Verschärfung des Anti-Krisenkurses

FRANKFURT/MAIN: Europas Währungshüter weiten trotz der dritten Corona-Welle ihre Anti-Krisenmaßnahmen zunächst nicht aus. Sowohl das milliardenschwere Notkaufprogramm für Anleihen als auch die Zinsen bleiben unverändert, wie der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt entschied. Zugleich bekräftigte die Notenbank ihre Bereitschaft, alle ihre Instrumente gegebenenfalls anzupassen. Ökonomen erwarten, dass die steigenden Infektionszahlen und die damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens den erwarteten Konjunkturaufschwung verzögern könnten.


SAP verzeichnet mit Kernprogrammen in der Cloud kräftiges Wachstum

WALLDORF: Europas größter Softwarehersteller SAP macht bei der Umstellung seiner Kernprogramme auf den Zugriff über das Internet Fortschritte. Die Erlöse des Softwarepakets S4 Hana in der Version zur Nutzung über das Netz kletterten im ersten Quartal im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 227 Millionen Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Walldorf mitteilte. Der Auftragsbestand - also die zu erwartenden Einnahmen über zwölf Monate aus abgeschlossenen Verträgen - wuchsen um 39 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro. Dabei bremste der starke Euro den Anstieg noch etwas ab.


Bauindustrie kündigt steigende Preise an

BERLIN: Bauen in Deutschland wird im laufenden Jahr voraussichtlich deutlich kostspieliger. Teurere Materialien und steigende Gehälter führt der Hauptverband der deutschen Bauindustrie am Donnerstag als wesentliche Gründe dafür an, dass die Preise für Bauleistungen 2021 um rund 2,0 Prozent steigen dürften. Für das vergangene Jahr nennt der Verband eine durchschnittliche Preissteigerung von 1,3 Prozent. Dämpfend hatten sich die coronabedingt schwache Nachfrage nach Tiefbauleistungen und die abgesenkte Mehrwertsteuer ausgewirkt.


EuGH: Airline muss bei Flugumleitung nur bestimmte Kosten tragen

LUXEMBURG: Wenn ein Flieger an einen nahe gelegenen Flughafen umgeleitet wird, muss die Airline nur Kosten für die Fahrt zum ursprünglichen Flughafen oder zu einem anderen Wunschziel des Kunden in der Nähe zahlen. Einen Anspruch auf eine pauschale Entschädigung hat der Fluggast aber nicht, solange der Flieger weniger als drei Stunden Verspätung hat, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil des Europäischen Gerichtshofs hervorgeht.


Bundestag ist für Recht auf schnelles Internet

BERLIN: Mit einem Recht auf schnelles Internet können die Bundesbürger aller Voraussicht nach ab Mitte 2022 bessere Festnetz-Verbindungen einfordern. Behördenvertreter würden dies dann prüfen und gegebenenfalls die Verlegung besserer Leitungen veranlassen. Der Bundestag votierte am Donnerstag mit den Stimmen der Koalition aus CDU/CSU und SPD für ein entsprechendes Gesetzesvorhaben, nun ist der Bundesrat am Zug. Die Opposition kritisierte unter anderem die Vorgaben als viel zu schwach.


Deutsche Post DHL will deutlich mehr Pakete per Bahn verschicken

BONN: Die Deutsche Post DHL will deutlich mehr Pakete als bisher per Bahn transportieren lassen und so den Kohlendioxid-Ausstoß verringern. Bisher werden zwei Prozent der DHL-Pakete in Deutschland den Großteil ihrer Strecke in Güterzügen befördert, mittelfristig soll dieser Wert auf sechs Prozent und langfristig auf 20 Prozent steigen. Post-Vorstand Tobias Meyer sagte am Donnerstag aber, das Angebot an Güterzug-Verbindungen müsste besser werden. Nach seiner Schätzung ersetzt ein Güterzug mit rund 100.000 Paketen 35 Lastwagen. Wettbewerber wie DPD nutzen keine Güterzüge, weil die Beförderung aus ihrer Sicht zu kompliziert ist und länger dauert als mit Lkw.


Scholz sieht keine Verantwortung der Regierung für Wirecard-Skandal

BERLIN: Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hat jegliche Verantwortung für den Bilanzskandal um den ehemaligen Dax-Konzern Wirecard zurückgewiesen. «Die Verantwortung für diesen großangelegten Betrug trägt nicht die Bundesregierung», sagte der Finanzminister am Donnerstag im Untersuchungsausschuss des Bundestags. «In dem Unternehmen wurde offensichtlich mit hoher krimineller Energie gehandelt», betonte er. Über elf Jahre seien die «Betrügereien» nicht aufgedeckt worden, weil die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft keine Unregelmäßigkeiten erkannt habe. Die inzwischen insolvente Wirecard AG hatte im vergangenen Sommer eingestanden, dass in der Bilanz aufgeführte 1,9 Milliarden Euro nicht auffindbar sind.


Tesla-Fabrik: Bei Auslastung 12.000 Mitarbeiter

POTSDAM: Die Fabrik des US-amerikanischen Elektroautobauers Tesla in Grünheide bei Berlin wird nach Firmenangaben bei voller Auslastung und Maximalkapazität 12.000 Mitarbeiter beschäftigen. Bei Maximalauslastung für eine theoretische zukünftige finale Ausbaustufe, die allerdings bislang «hypothetisch» sei, könnten es laut Tesla bis zu 40.000 Mitarbeiter sein. Zuvor hatte das Wirtschaftsmagazin «Business Insider» berichtet.

In Grünheide soll im Juli die Herstellung von Elektroautos beginnen. Pro Jahr ist die Fertigung von bis zu 500.000 Fahrzeugen geplant. Tesla-Chef Elon Musk will auf dem Gelände auch die weltgrößte Batteriefabrik errichten. In Branchenkreisen ist von Investitionen in einem mittleren einstelligen Milliardenbereich die Rede - und das noch ohne die Batteriefertigung.


BMW: Wollen dieses Jahrzehnt drei Millionen Autos jährlich ausliefern

HAMBURG/MÜNCHEN: Der Autobauer BMW will den Verkauf von Autos in diesem Jahrzehnt kräftig ankurbeln. «Wir wollen noch in diesem Jahrzehnt drei Millionen Autos jährlich an Kunden ausliefern», sagte BMW-Chef Oliver Zipse dem «Manager-Magazin» (online) am Donnerstag. Im Corona-Jahr 2020 waren es konzernweit 2,3 Millionen Autos gewesen, das Jahr davor waren es rund 2,5 Millionen Stück. «Und wir wollen die drei Millionen nicht erst 2029 erreichen», sagte Zipse dem Magazin.

Über ein solches internes Absatzziel war bereits seit einiger Zeit bei BMW spekuliert worden. Damit würden die Münchener auch den Wettlauf mit dem Rivalen Daimler anheizen, der mit seiner Premiummarke Mercedes-Benz weltweit seit Jahren vor der Stammmarke der Münchener liegt.

Zipse kündigte an, weiter stärker als der Gesamtmarkt wachsen zu wollen. «Hochtechnologieanbieter wie BMW haben sich in den vergangenen Jahren deutlich besser entwickelt als das Basissegment. Das wird so bleiben, gerade in Asien», sagte der Manager.

Zuletzt hellte sich das Umfeld für die deutschen Autobauer nach dem Einbruch in der Corona-Krise deutlich auf, vor allem wegen der wieder rund laufenden Geschäfte in China. Insbesondere die teureren Modelle von Mercedes, BMW und der VW-Tochter Audi haben in der Volksrepublik derzeit einen starken Lauf. Große Zulieferer wie Continental waren zuletzt aber noch immer pessimistisch, wie schnell der gesamte Automarkt in den kommenden Jahren wieder auf das Niveau vor Corona kommen kann.


Peugeot 308 bekommt wegen Chipmangels alten Tacho

PARIS: Not macht erfinderisch: Der Autokonzern Stellantis will beim Peugeot 308 wegen fehlender elektronischer Bauteile wieder einen analogen Zeiger-Tachometer auf der Instrumententafel einbauen. Ein Unternehmenssprecher bestätigte am Donnerstag in Vélizy-Villacoublay bei Paris auf Anfrage entsprechende Medienberichte.

Wie die ostfranzösische Regionalzeitung «L'Est Républicain» berichtete, waren die Geschwindigkeitsmesser bei dem Modell vor rund zwei Jahren auf eine digitale Version umgestellt worden. Die zweite Generation des Peugeot 308 solle noch bis Oktober vom Band laufen.

Der weltweite Mangel bei Elektronikbauteilen macht der gesamten Branche schwer zu schaffen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP sollte es in der laufenden Woche im westfranzösischen Stellantis-Werk in Rennes zu einer Produktionseinschränkung kommen - der Unternehmenssprecher machte dazu keine Angaben. Der Konkurrent Renault teilte mit, wegen der Lage bei den Bauteilen sei es zurzeit unmöglich, eine verlässliche Vorhersage für die Produktion im laufenden Jahr zu machen.


Europäische Staatsschulden steigen in Corona-Jahr an

LUXEMBURG: Die Corona-Krise und der Kampf der Regierungen gegen die Folgen der Pandemie haben die Staatsschulden in Europa deutlich steigen lassen. In den 19 Euroländern stieg die Gesamtverschuldung von 83,9 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) im Jahr 2019 auf 98,0 Prozent im vergangenen Jahr, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Das Defizit der öffentlichen Haushalte, also der Überschuss der Ausgaben über die Einnahmen, betrug 7,2 Prozent - nach 0,6 Prozent im Vorjahr.

In der Europäischen Union (EU) stieg die Schuldenquote von 77,5 auf 90,7 Prozent. Das Haushaltsdefizit der 27 EU-Länder stieg von 0,5 auf 6,9 Prozent. Der Stabilitätspakt sieht eigentlich Höchstwerte von 60 Prozent (Schuldenquote) und 3 Prozent (Defizit) vor. Die Regeln des Pakts sind wegen der Corona-Pandemie jedoch ausgesetzt.

Die höchsten Haushaltsdefizite wiesen den Angaben nach Spanien (11,0 Prozent), Malta (10,1), Griechenland (9,7) und Italien (9,5) auf. Deutschland kommt auf ein Defizit von 4,2 Prozent der Wirtschaftsleistung. Kein Mitgliedsland wies einen Einnahmenüberschuss auf.

Die höchsten Schuldenquoten kommen aus Griechenland (205,6 Prozent) und Italien (155,8). In Deutschland beträgt der Schuldenstand 69,8 Prozent des BIP. Das sind rund 10 Prozentpunkte mehr als 2019.


EU-Parlament will nächste Woche über Brexit-Handelspakt abstimmen

BRÜSSEL: Das Europaparlament will nächste Woche über die Ratifizierung des Brexit-Handelspakts mit Großbritannien abstimmen. Dies entschied die Parlamentsspitze am Donnerstag, wie die Europäische Volkspartei mitteilte. Damit lassen die Parlamentarier die Drohung fallen, die Ratifizierung wegen des Streits mit London über die Brexit-Sonderregeln für Nordirland weiter hinauszuzögern.

Diese Regeln sind im bereits gültigen EU-Austrittsvertrag mit Großbritannien festgelegt. Die britische Regierung weicht derzeit einseitig von einzelnen Vereinbarungen ab, was Brüssel als Vertragsbruch wertet. EU-Parlamentarier hatten gedroht, deswegen die Bestätigung des zu Weihnachten 2020 geschlossenen zweiten Abkommens zu verschieben.

Dieses Handels- und Kooperationsabkommen wird bereits vorläufig angewandt. Beide Seiten hatten vereinbart, es bis 30. April endgültig in Kraft zu setzen. Einer Fristverlängerung hätte Großbritannien zustimmen müssen.

Das Parlament sei somit in einer schwierigen Situation, sagte die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini. Eigentlich sei die Regierung von Premierminister Boris Johnson vertragsbrüchig. Doch wolle man auch keine Situation, in der der Vertrag platzt und es doch noch zum gefürchteten No-Deal-Szenario kommt.


Bericht: Jaguar setzt wegen Chip-Mangel Produktion teilweise aus

HALEWOOD/CASTLE BROMWICH: Der britische Autohersteller Jaguar Land Rover muss wegen Engpässen bei Chips seine Autoproduktion an zwei britischen Standorten zeitweise aussetzen. «Wie auch andere Autohersteller erleben wir derzeit wegen Covid-19 Unterbrechungen der Lieferketten», sagte eine Sprecherin von Jaguar Land Rover dem «Guardian» (Donnerstag) und bestätigte eine «begrenzte Phase der Nicht-Produktion».

Die Produktion an den britischen Standorten Halewood und Castle Bromwich soll ab dem 26. April zunächst ausgesetzt werden, wie eine Unternehmenssprecherin der dpa bestätigte. Dem «Guardian» zufolge soll dies für mindestens eine Woche gelten, während die Produktion in der Slowakei, Brasilien und China, aber auch im englischen Solihull weitergehen soll.

«Wir arbeiten eng mit den betroffenen Zulieferern zusammen, um die Probleme zu lösen und den Effekt auf die Bestellungen von Kunden zu minimieren, soweit das möglich ist», hieß es von der Sprecherin. Bereits bei mehreren anderen Autoherstellern hatten die weltweiten Engpässe bei Halbleiter-Produkten wie Chips für Störungen gesorgt.


Nach Lobby-SMS an Johnson: Britische Opposition fordert Untersuchung

LONDON: Nach dem Bekanntwerden direkter SMS-Kontakte zwischen dem britischen Premier Boris Johnson und dem Unternehmer James Dyson hat die Opposition eine «gründliche Untersuchung» der Verbindungen gefordert. Die Labour-Partei will den Premier dazu im sogenannten Liaison Committee, einem parlamentarischen Ausschuss, dazu befragen, wie mehrere Medien am Donnerstag berichteten.

Zuvor hatte die BBC einen Textnachrichten-Austausch von Johnson und Dyson aus dem vergangenen Jahr veröffentlicht, in denen sich beide über mögliche Steuererleichterungen für Dysons Unternehmen bei der Produktion von Beatmungsgeräten unterhalten. Johnson bekannte sich am Mittwoch im Parlament zu dem Austausch und verteidigte sein Vorgehen. Er werde sich dafür absolut nicht entschuldigen, es sei schließlich darum gegangen, Leben zu retten, so der Premier. Er kündigte an, die Details zu veröffentlichen. Eine Untersuchung wies die Regierung jedoch zunächst zurück.

«Die Enthüllungen heute scheinen das wachsende Gefühl zu bestätigen, dass jemand mit Zugang zu einer Telefonnummer wie die des Premierministers oder des Finanzministers spezielle Vorteile bekommen kann, womöglich sogar signifikante finanzielle», schrieb die für Finanzfragen zuständige Labour-Abgeordnete Rachel Reeves in einem Statement. «Der Premierminister muss sofort vor dem Verbindungsausschuss auftauchen, und wir brauchen eine gründliche Untersuchung dieses Falls.» Andere Mitglieder der britischen Regierung waren zuvor ebenfalls in den Verdacht geraten, auf undurchsichtigen Wegen mit Unternehmensvertretern zu kommunizieren.

Dyson hatte den Hauptsitz seines vor allem für Staubsauger bekannten Unternehmens vor wenigen Jahren nach Singapur verlegt. Zum Höhepunkt der ersten Welle in der Coronavirus-Pandemie hatte die Regierung auch fachfremde Firmen dazu aufgerufen, Beatmungsgeräte herzustellen. Dyson wollte den Berichten zufolge eine Zusicherung, dass durch einen Auftrag der Regierung keine zusätzlichen Steuerlasten anfallen. Johnson habe ihm per Textnachricht geantwortet: «Ich werde das in Ordnung bringen», so der BBC-Bericht.


Renault machen fehlende Elektronikbauteile zu schaffen

BOULOGNE-BILLANCOURT: Der weltweite Mangel bei Elektronikbauteilen macht dem französischen Autokonzern Renault erheblich zu schaffen. Wegen fehlender Übersicht sei es zurzeit unmöglich, «eine verlässliche Vorhersage für die Produktion zu machen», sagte die stellvertretende Generaldirektorin Clotilde Delbos am Donnerstag in Boulogne-Billancourt bei Paris bei der Vorstellung von Geschäftszahlen für das erste Vierteljahr.

Der Konzern hatte noch im Februar mitgeteilt, dass er wegen der Ebbe bei wichtigen Halbleiterprodukten im laufenden Jahr voraussichtlich rund 100.000 Autos weniger bauen werde als geplant. Delbos, die auch Finanzchefin ist, gab dazu keinen neuen Ausblick.

Der Umsatz des Konzerns sank zu Jahresbeginn leicht um 1,1 Prozent auf 10,02 Milliarden Euro. Von Anfang Januar bis Ende März setzte der Hersteller mit den Marken Renault, Dacia oder Lada rund 665.000 Fahrzeuge ab, das war im Vorjahresvergleich ein Plus von 1,1 Prozent.

Der krisenbelastete Hersteller wird saniert - im vergangenen Jahr hatte der Konzern vor allem wegen tiefroter Zahlen beim japanischen Partner Nissan einen Rekordverlust von acht Milliarden Euro eingefahren. Der neue Generaldirektor Luca de Meo trimmt das Unternehmen auf Rendite. Der Staat hält 15 Prozent der Anteile bei Renault und zieht im Hintergrund die Fäden.


VW-Rivale Hyundai mit Gewinnsprung von 175 Prozent

SEOUL: Dank des steigenden Absatzes von SUV-Modellen und Limousinen der Luxusmarke Genesis hat der VW-Konkurrent Hyundai im ersten Quartal den Gewinn fast verdreifacht. Der Überschuss sei im Jahresvergleich um 175,4 Prozent auf 1,52 Billionen Won (1,13 Milliarden Euro) geklettert, teilte die Nummer eins der südkoreanischen Autobranche am Donnerstag mit. Allerdings wirkte sich auch ein Basiseffekt aus: Infolge der globalen Corona-Krise hatte Hyundai Motor im ersten Quartal des vergangenen Jahres deutliche Gewinneinbußen hinnehmen müssen. Zusammen mit der kleineren Schwester Kia ist Hyundai der fünftgrößte Autohersteller weltweit.

Beim Umsatz verzeichneten die Südkoreaner eigenen Angaben zufolge in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen Anstieg um 8,2 Prozent auf 27,39 Billionen Won (20,4 Mrd Euro). Der weltweite Absatz stieg um 10,7 Prozent auf mehr als eine Million Autos.

Die Marktbelebung und mehr Marktanteile auf dem amerikanischen Kontinent, in Indien und China hätten zur Umsatzsteigerung beigetragen, hieß es in einer Firmenmitteilung. In den USA verlief demnach vor allem die Einführung neuer Modelle der Hausmarke Genesis sowie der Vorstoß in den Markt für Luxus-Stadtgeländewagen erfolgreich. Besonders in den USA hatte sich früher lange Zeit der Mangel an den beliebten SUV im Angebot bemerkbar gemacht.

Hyundai erwartet, dass die weltweiten staatlichen Konjunkturhilfen auch die Nachfrage nach Autos stärken werden. Der Konzern warnte jedoch, dass die Pandemie, die Bedingungen für die Chip-Lieferung sowie die Kostenfluktuation bei Rohmaterialien für größere Unsicherheiten sorgen könnten. Wegen der weltweiten Engpässe bei wichtigen Halbleiter-Produkten wie Chips musste Hyundai in diesem Monat teilweise seine einheimische Produktion stoppen.


Ölpreise geben leicht nach

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Donnerstag im frühen Handel leicht nachgegeben. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 65,12 US-Dollar. Das waren 20 Cent weniger als am Mittwoch. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 22 Cent auf 61,13 Dollar.

Leichte Belastung kam von Lagerdaten aus den USA. Am Mittwoch hatte das US-Energieministerium einen für Analysten überraschenden Aufbau der amerikanischen Rohölvorräte gemeldet. Steigende Bestände sorgen häufig für Preisdruck am Ölmarkt, da sie auf einen Angebotsüberhang hindeuten.

Grundsätzlich haben sich die Ölpreise klar von ihrem heftigen Corona-Einbruch vor etwa einem Jahr erholt. In den vergangenen Wochen haben sie jedoch eine klare Richtung vermissen lassen. Ein Grund dafür ist die global uneinheitliche Entwicklung der Corona-Pandemie: Während die Aussichten für einige große Ölverbrauchsländer wie die USA günstig sind, eskaliert die Pandemie in anderen großen Nachfrageländern wie Indien.


Nestlé startet zu Jahresbeginn durch - Starker Franken belastet aber

VEVEY: Gute Geschäfte etwa mit Kaffee und Milchprodukten haben den Lebensmittelkonzern Nestlé zum Jahresauftakt ein kräftiges Umsatzwachstum beschert. Aus eigener Kraft - also gerechnet ohne Wechselkurseffekte und Zu- und Verkäufe - legten die Erlöse um 7,7 Prozent zu, wie der Schweizer Konzern am Donnerstag in Vevey mitteilte. Damit konnte Nestlé das Wachstumstempo weiter beschleunigen. Für das Gesamtjahr bestätigt der Konzern seine Prognosen - angepeilt ist ein Umsatzplus aus eigener Kraft im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Jedoch wurde der Zuwachs im ersten Quartal durch den starken Schweizer Franken nahezu aufgezehrt. Hinzu kam, dass Nestlé sich von weiteren Unternehmensteilen trennte. So wurde etwa das nordamerikanische Wassergeschäft verkauft. Der ausgewiesene Umsatz kletterte daher zum Jahresstart um 1,3 Prozent auf 21,1 Milliarden Franken (rund 19,1 Mrd Euro). Gewinnzahlen legte Nestlé nicht vor.

Treiber des Wachstums waren vor allem Kaffee-Marken wie Nespresso, Nescafé und die von den Schweizern vermarkteten Starbucks-Produkte. In der Pandemie rissen die Kunden neben Milchprodukten und Backmischungen dem Konzern aber auch Fertiggerichte und vegetarische Produkte aus der Hand. Auch mit Tierfutter setzte Nestlé mehr um.

Der hohe Zuwachs aus eigener Kraft zum Jahresbeginn ist umso bemerkenswerter, da schon das Vorjahresquartal stark ausgefallen war: Damals hatten im Zuge der beginnenden Corona-Pandemie Hamsterkäufe in den Industrieländern dem Konzern kräftig Rückenwind beschert.


Euro stabil über 1,20 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Donnerstagmorgen stabil über der Marke von 1,20 US-Dollar notiert. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,2035 Dollar und damit in etwa so viel wie am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,2007 Dollar festgesetzt.

Im Tagesverlauf richtet sich die Aufmerksamkeit auf die europäische Geldpolitik. Am frühen Nachmittag gibt die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse ihrer Zinssitzung bekannt. Mit neuen Weichenstellungen wird zwar nicht gerechnet. Die Notenbank dürfte sich jedoch mit Fragen nach der Zukunft ihrer billionenschweren Corona-Wertpapierkäufe konfrontiert sehen. An den Märkten hat eine Debatte darüber bereits begonnen.

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