Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Die ehemalige Wirecard-Zentrale. Foto: Peter Kneffel/dpa
Die ehemalige Wirecard-Zentrale. Foto: Peter Kneffel/dpa

Wirecard-Vorstände zu Schadenersatz verurteilt

MÜNCHEN: Das Landgericht München hat drei ehemalige Vorstände von Wirecard zur Zahlung von insgesamt 140 Millionen Euro Schadenersatz plus Zinsen verurteilt. Der Vorsitzende Richter Helmut Krenek geht davon aus, dass sie bei der Vergabe eines Kredites und bei der Zeichnung von Schuldverschreibungen mindestens fahrlässig gehandelt haben und deswegen für den entstandenen Schaden haften müssen. Konkret geht es um den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun sowie die Finanz- und Produktvorstände. Geklagt hatte der Insolvenzverwalter Michael Jaffé, der durch das Vorgehen Geld für die Gläubiger sichern will. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Im Gegenteil: Prozessbeobachter rechnen damit, dass es Berufungen geben wird. (Az.: 5 HK O 17452/21).


Eurokurs gestiegen- EZB-Referenzkurs: 1,1097

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1097 (Mittwoch: 1,1050) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9011 (0,9049) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84318 (0,84248) britische Pfund, 159,20 (160,26) japanische Yen und 0,9390 (0,9396) Schweizer Franken fest.


Wirtschaftsforscher erwarten null Wachstum im laufenden Jahr

MÜNCHEN: Drei führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen am Donnerstag deutlich gesenkt. Das Münchner Ifo-Institut und das IWH in Halle rechnen für dieses Jahr jetzt mit null Wirtschaftswachstum, das RWI in Essen mit 0,1 Prozent. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sagt: «Die deutsche Wirtschaft steckt fest», während «andere Länder den Aufwind spüren». Das liege nicht nur an der Konjunktur: «Wir haben eine strukturelle Krise.» Die Auftragspolster in der Industrie und auf dem Bau seien abgeschmolzen, beide Branchen schrumpften, es herrsche weithin Auftragsmangel. Vor allem in der Industrie werde zu wenig investiert, die Produktivität trete schon seit Jahren auf der Stelle, sagt der Münchner Professor. Obwohl die Weltwirtschaft wächst, schwächelt der Export: «Die deutschen Unternehmen verlieren dadurch Weltmarktanteile», sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt.


Aufträge für deutsche Industrie legen überraschend weiter zu

WIESBADEN: Der Auftragseingang sorgt erneut für einen Lichtblick in der angeschlagenen deutschen Industrie. Im Juli seien die Bestellungen dank größerer Aufträge im Monatsvergleich um 2,9 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mit. Dies ist der zweite Anstieg in Folge, nachdem der Auftragseingang zuvor fünf Monate kontinuierlich gesunken war. Analysten wurden davon positiv überrascht. Sie hatten für Juli im Schnitt einen Rückgang um 1,7 Prozent erwartet. Der DIHK sprach von einem «Hoffnungsschimmer». Es gebe aber keinen Grund zur Entwarnung. Im Jahresvergleich zeigte sich ebenfalls eine positive Entwicklung. In dieser Betrachtung meldete das Bundesamt einen Zuwachs um 3,7 Prozent, nach einem Rückgang um revidiert 11,2 Prozent im Vormonat.


Weil erwartet keine Werkschließungen bei VW

HANNOVER: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil erwartet, dass bei der Marke Volkswagen keine Werke geschlossen werden. Es müsse vorher über Alternativen gesprochen werden, sagte der SPD-Politiker dem Sender NDR Info. Das solle nun in vertraulichen Gesprächen passieren. Das Land Niedersachsen ist Großaktionär, Ministerpräsident Weil sitzt im Aufsichtsrat des Unternehmens. VW hatte am Montag verkündet, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus, um die angepeilte Einsparziele zu erreichen. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei der Kernmarke VW seien nicht länger ausgeschlossen, kündigte Europas größter Autobauer an. Die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung werde aufgekündigt. Diese schloss betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 aus. Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaft zeigten sich entsetzt.


Studie: Frauen arbeiten viel mehr im Haushalt als Männer

DÜSSELDORF: Berufstätige Frauen arbeiten einer Studie zufolge viel mehr im Haushalt als Männer. Wie aus einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung zum «Gender Care Gap» («Geschlechterkluft in der Sorgearbeit») hervorgeht, investieren erwerbstätige Frauen pro Woche durchschnittlich rund 26 Stunden in unbezahlte Arbeit und damit etwa acht Stunden mehr als Männer, die einen Job haben. Bei der unbezahlten Arbeit geht es vor allem um Putzen, Essen machen, Einkaufen und Kinderbetreuung - also Tätigkeiten für Haushalt und Familie, zusammengefasst als Sorgearbeit. Die Daten entstammen einer Sondererhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2022, an der rund 20.000 Bundesbürger im Alter von 18 bis 64 Jahren Angaben zu ihrer Zeitverwendung gemacht hatten - so eine aufwendige Datenerhebung gibt es nur alle zehn Jahre.


Befragung zu Arbeitszeit: Hohe Flexibilität gefragt

GÜTERSLOH: Nur eine Minderheit in Deutschland bevorzugt einer Umfrage zufolge eine Stelle mit festen Arbeitszeiten. Hingegen sind flexible Arbeitszeiten besonders gefragt, wie aus einer repräsentativen Befragung von gut 2.500 Männern und Frauen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Nur etwa 25 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer würden eine Stelle mit starren Arbeitszeiten wählen, hieß es in Gütersloh. Für die Befragung sollten die Männer und Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren anhand von fiktiven Stellenanzeigen deren Attraktivität beurteilen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.