Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Justizminister Marco Buschmann gibt eine Erklärung ab. Foto: epa/Yclemens Bilan
Justizminister Marco Buschmann gibt eine Erklärung ab. Foto: epa/Yclemens Bilan

Bundestag beschließt Entlastungen beim Jahresabschluss

BERLIN: Der Bundestag erleichtert Zehntausenden Unternehmen den Jahresabschluss. Die Abgeordneten hoben am späten Donnerstagabend die Schwellenwerte bei den Bilanzsummen und den Umsatzerlösen an, auf deren Grundlage die Unternehmen in kleine, mittelgroße und große Kapitalgesellschaften eingeteilt werden. Diese Zuordnung entscheidet darüber, ob beim Jahresabschluss eine verkürzte Bilanz ausreicht, oder ob stattdessen eine ausführliche Bilanz einschließlich eines Lageberichts und einer Gewinn- und Verlustrechnung erforderlich ist.

Die neuen Schwellenwerte, durch die Schätzungen zufolge rund 52.000 Unternehmen in eine niedrigere Kategorie mit geringeren Anforderungen rutschen, gelten bereits rückwirkend für den Jahresabschluss 2023. Die jährliche Entlastung der Wirtschaft wird auf etwa 650 Millionen Euro taxiert. «Unser Ziel ist es, unseren Unternehmerinnen und Unternehmern mehr Zeit fürs Wirtschaften und mehr Freiräume zu ermöglichen», erläuterte Justizminister Marco Buschmann (FDP).


Allianz erhöht Gewinnanteil der Aktionäre - Neue Aktienrückkäufe

MÜNCHEN: Der Versicherungskonzern Allianz will seine Aktionäre stärker an der Geschäftsentwicklung teilhaben lassen. So soll die regelmäßige Ausschüttung des auf die Anteilseigner entfallenden und um verschiedene Elemente bereinigten Jahresüberschusses von 50 auf 60 Prozent erhöht werden. Darüber hinaus strebt die Allianz eine Dividende zumindest auf Vorjahreshöhe an, wie das Unternehmen am Donnerstagabend mitteilte.

Für das Geschäftsjahr 2023 soll die Dividende von 11,40 Euro im Vorjahr auf 13,80 Euro je Aktie angehoben werden. Analysten hatten bisher mit gut 12 Euro je Anteilsschein gerechnet.

Außerdem kündigte der Versicherer den Rückkauf eigener Aktien an. Die Papiere in einem Volumen von bis zu einer Milliarde Euro sollen von Anfang März bis zum 31. Dezember 2024 erworben werden. Anschließend ist deren Einziehung vorgesehen.


Bundesamt gibt Daten zu Konjunktur und Staatshaushalt bekannt

WIESBADEN: Die deutsche Wirtschaft ist zum Jahresende 2023 geschrumpft. Auch im Gesamtjahr schwächelte Europas größte Volkswirtschaft.

Die deutsche Wirtschaft steckt in der Flaute. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Details zur Konjunkturentwicklung zum Jahresende gibt die Behörde am Freitag (8.00 Uhr) bekannt. Zudem werden Daten zu den Staatsfinanzen 2023 veröffentlicht.

Die hohe Inflation dämpfte im vergangenen Jahr die Konsumlust der Menschen. Der Export bekam die Schwäche des Welthandels zu spüren und die Baubranche die gestiegenen Zinsen und Kosten für Materialien. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte im Gesamtjahr gegenüber dem Vorjahr nach früheren Angaben der Wiesbadener Statistiker um 0,3 Prozent. Deutschland rutschte damit in eine leichte Rezession.

Einen Lichtblick gab es bei den Staatsfinanzen. Der Fiskus gab im vergangenen Jahr zwar erneut mehr Geld aus, als er einnahm. Das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen verringerte sich aber. Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung lag das Minus nach vorläufigen Daten der Statistiker bei 2,0 Prozent. 2022 waren es 2,5 Prozent.


Bericht: Regierung lotet Alternativen zu Rosneft-Enteignung aus

BERLIN: Neben der Prüfung einer Enteignung von Rosneft Deutschland als Mehrheitseigentümer der brandenburgischen Ölraffinerie PCK lotet die Bundesregierung andere Lösungsmöglichkeiten aus. Laut einem Bericht des «Handelsblatts» am Donnerstag gibt es Bedenken im Bundeskanzleramt und im Bundesfinanzministeriums gegen eine Enteignung. Grund sei die Sorge vor russischen Vergeltungsmaßnahmen durch Enteignung deutscher Unternehmen in Russland und hohen Entschädigungsansprüchen, wie die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise berichtete. Aus dem Umfeld der Regierung wurde dies der dpa bestätigt, ebenso ein Treffen von Vertretern der Bundesregierung mit der russischen Seite.

Das «Handelsblatt» berichtete, es habe vor wenigen Tagen ein Treffen mit Rosneft-Chef Igor Setschin in Istanbul gegeben. Nach Angaben aus dem Umfeld der Teilnehmer sei bei dem Treffen erörtert worden, die Verstaatlichung unter bestimmten Bedingungen vorerst nicht weiter zu betreiben. Die russische Seite soll stattdessen darauf verzichten, gegen eine abermalige Verlängerung der bestehenden Treuhandverwaltung zu klagen. Die Russen gewännen damit Zeit, einen Käufer für Rosneft Deutschland zu finden, so die Zeitung.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums wollte sich dazu nicht äußern. Derzeit laufe die Anhörung zu einer möglichen Enteignung, die dann im Anschluss ausgewertet werde, hieß es.

Das Bundeswirtschaftsministerium prüft seit einigen Wochen, ob die Rosneft-Anteile an den drei Raffinerien enteignet werden sollen. Der Bund hatte die Rosneft-Töchter im September 2022 unter Treuhandverwaltung gestellt und so unter seine Kontrolle gebracht. Ziel war, trotz Verzichts auf russisches Öl wegen des Ukraine-Kriegs die Versorgung mit Treibstoffen zu sichern. Nach mehrmaliger Verlängerung läuft die Treuhandlösung am 10. März aus.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0844

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Donnerstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0844 (Mittwoch: 1,0809) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9221 (0,9251) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85625 (0,85619) britische Pfund, 163,12 (162,12) japanische Yen und 0,9535 (0,9510) Schweizer Franken fest.


Inflation in Eurozone geht auf 2,8 Prozent zurück

LUXEMBURG: Die Inflation in der Eurozone hat sich zu Jahresbeginn abgeschwächt. Die Verbraucherpreise lagen im Januar 2,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte. Das vorläufige Ergebnis von Anfang Februar wurde bestätigt. Im Dezember hatte die Teuerung 2,9 Prozent betragen.


Studie: Smartphones werden länger genutzt

BERLIN: Die Menschen in Deutschland nutzen ihr Smartphone über einen immer längeren Zeitraum. In einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sagten nur noch 43 Prozent der Befragten, dass sie ein Gerät besäßen, das jünger als ein Jahr sei. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 55 Prozent, 2022 sogar bei 60 Prozent. Rund ein Viertel (27 Prozent) hat das Smartphone bereits zwei Jahre oder länger in Gebrauch. Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber den Vorjahren.


Intel-Chef: PC-Lieferkette könnte Chips nach Europa folgen

SAN JOSE: Intel will in seinem geplanten Werk in Magdeburg hochmoderne Chips mit einer noch nicht angekündigten Fertigungstechnologie produzieren. Eine am Mittwoch vorgestellte Herstellungs-Technik mit dem Namen 14A soll voraussichtlich 2026 die Marktreife erreichen. Für den deutschen Standort plane man aktuell mit dem darauffolgenden Verfahren, sagte Intel-Chef Pat Gelsinger der Deutschen Presse-Agentur. Intel veranschlagt für die zwei «Fabs» in Magdeburg eine Bauzeit von rund fünf Jahren.


KI-Boom treibt Nvidias Rekordlauf weiter an

SANTA CLARA: Der Boom beim Einsatz Künstlicher Intelligenz sorgt weiter für starkes Wachstum beim Chipkonzern Nvidia. Im vergangenen Quartal fiel der Umsatz nach am Mittwoch vorgelegten Zahlen mit 22,1 Milliarden Dollar mehr als dreimal höher aus als ein Jahr zuvor. Der Quartalsgewinn von Nvidia sprang binnen eines Jahres von 1,4 Milliarden auf knapp 12,3 Milliarden Dollar. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz habe einen Wendepunkt erreicht, und die Nachfrage steige weltweit, betonte Nvidia-Chef Jensen Huang.


EZB macht Verlust - keine Überweisung an nationale Notenbanken

FRANKFURT/MAIN: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erstmals seit fast 20 Jahren wieder einen Verlust ausgewiesen. Die Notenbank mit Sitz in Frankfurt bezifferte das Minus am Donnerstag auf 1,266 Milliarden Euro. Grund sind gestiegene Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation. Die sonst übliche Gewinnausschüttung an die nationalen Zentralbanken der Eurozone wie die Bundesbank fällt erneut aus. Die Bundesbank legt am Freitag Zahlen vor.


Mercedes-Benz rechnet 2024 mit leichtem Rückgang beim Ergebnis

STUTTGART: Der Autobauer Mercedes-Benz rechnet mit keinen großen Sprüngen in diesem Jahr. Der Umsatz werde auf dem Niveau des Vorjahres erwartet, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Beim operativen Ergebnis rechnet Mercedes mit einem Wert leicht unter dem Vorjahresniveau. 2023 stieg der Umsatz um zwei Prozent auf 153,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn sank um rund vier Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich gab das Konzernergebnis um knapp zwei Prozent auf 14,5 Milliarden Euro nach.


Mehrwertsteuersenkung auf Gas soll erst Ende März auslaufen

BERLIN: Die Mehrwertsteuersenkung bei Gas soll doch erst Ende März auslaufen - einen Monat später als geplant. Das geht aus dem Ergebnis des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat zum Wachstumschancengesetz hervor. Wegen der höheren Energiepreise nach Russlands Angriff auf die Ukraine hatte die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz für Gas und Wärme von 19 auf 7 Prozent gesenkt.


Verdi lehnt Lufthansa-Angebot als «Trippelschritt» ab

FRANKFURT/MAIN: Im Tarifkonflikt um das Lufthansa-Bodenpersonal zeichnet sich keine schnelle Lösung ab. Auch ein zweitägiger Verhandlungsmarathon brachte keine wirkliche Annäherung. Damit steigt das Risiko für einen weiteren Warnstreik. Das neue Angebot der Lufthansa habe die Situation nicht verbessert, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky am Donnerstag. «Das sind Trippelschritte und kein großer Wurf.»


Verdi bestreikt kommende Woche bundesweit ÖPNV

BERLIN: Die Gewerkschaft Verdi ruft für kommende Woche bundesweit zu Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr auf. Wie die Gewerkschaft am Donnerstag in Berlin mitteilte, sind die Arbeitskämpfe regional an unterschiedlichen Tagen geplant, mit dem 1. März als Hauptstreiktag. Bayern ist als einziges Bundesland nicht betroffen. Parallel zu den Warnstreiks organisiert Fridays For Future für den 1. März Proteste gegen die Klimakrise.


Ölpreise steigen

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Donnerstag ihre Aufschläge vom Vortag leicht ausgebaut.

Am Morgen kostete ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 83,31 Dollar. Das waren 28 Cent mehr als am Tag zuvor. Der Preis für die US-Sorte WTI stieg um 29 Cent auf 78,20 Dollar. Seit einigen Wochen fällt den Ölpreisen die Richtungssuche eher schwer.


Japanischer Nikkei-Index steigt auf Rekordhoch

TOKIO: Fast dreieinhalb Jahrzehnte nach dem Platzen der Spekulationsblase auf dem japanischen Aktienmarkt hat der Nikkei 225 am Donnerstag ein Rekordhoch erreicht. Der Leitindex stieg an der Börse in Tokio um bis zu zwei Prozent auf 39.029 Punkte. Zuletzt stand ein Plus von rund 1,6 Prozent zu Buche. Rückenwind liefert neben Wirtschaftsreformen schon länger die schwächere Landeswährung Yen, der der Exportwirtschaft zugutekommt.

Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft und des Yens hatten Mitte der 80er Jahre einen Boom entfacht, der die Immobilien- und Aktienmärkte in nie gesehene Höhen katapultiert hatte. Durch den Aufschwung entkoppelten sich die Börsenkurse von den Daten der Unternehmen, bis die Blase in sich zusammenfiel.

In Tritt kam der Aktienmarkt Japans erst vor gut zehn Jahren wieder. Die Wirtschaftspolitik des damaligen Regierungschefs Shinzo Abe begann, langsam Wirkung zu entfalten. Auch viele Unternehmen begannen sich zu wandeln - und zwar im Sinne der Anleger. Nur in zwei der vergangenen zwölf Jahre verzeichnete der Nikkei ein Minus. Im noch jungen Börsenjahr 2024 liegt der Index 16 Prozent vorn.

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