Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Bank of England sagt zähe Erholung der britischen Wirtschaft voraus

LONDON: Die Bank of England hat eine zähe Erholung der britischen Wirtschaft vorhergesagt. Die Währungshüter gehen in einer am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturprognose davon aus, dass die Wirtschaftsleistung des Landes erst Ende 2021 wieder das Niveau von vor der Krise erreicht. Dabei dürfte die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas im kommenden Jahr um neun Prozent wachsen, nachdem sie laut Schätzungen im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum letzten Quartal des vergangenen Jahres um rund 20 Prozent eingebrochen war.

Die Corona-Krise hinterlässt auch Spuren auf dem britischen Arbeitsmarkt. Nach Einschätzung der Notenbank ist bis zum Jahresende mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7,5 Prozent zu rechnen. Zuletzt lag die Quote für die drei Monate bis Juni bei 3,9 Prozent. Bislang wurden die Konsequenzen für Arbeitnehmer jedoch von kurzfristigen Maßnahmen der Regierung wie dem sogenannten Job Retention Scheme abgefedert. Berichten zufolge waren insgesamt mehr als neun Millionen britische Arbeitnehmer auf Staatskosten frei gestellt. Das Programm, bei dem der Staat 80 Prozent der Gehälter gezahlt hatte, soll aber bis Ende Oktober phasenweise auslaufen.

Den Leitzins beließ die Bank of England unverändert auf dem Rekordtief von 0,10 Prozent. Notenbankchef Andrew Bailey betonte aber ausdrücklich, auch ein Negativzins sei «im Werkzeugkasten», sollte sich die Situation wieder verschlechtern.


Anklage gegen vier weitere Audi-Mitarbeiter wegen Diesel-Affäre

MÜNCHEN: In der Diesel-Affäre hat die Staatsanwaltschaft München II gegen drei frühere Mitglieder des Vorstands der Audi AG und einen Hauptabteilungsleiter im Ruhestand Anklage erhoben. Die Behörde wirft ihnen nach Angaben vom Donnerstag Betrug, mittelbare Falschbeurkundung sowie strafbare Werbung vor. Von der am Mittwoch zum Landgericht München II erhobenen Anklage sind den Angaben nach 434.420 Fahrzeuge der Marken Audi, VW und Porsche betroffen, die vor allem auf dem US-amerikanischen und europäischen Markt verkauft wurden. Es ist ein weiterer Schritt in den Ermittlungen: In der Affäre wird dem früheren Audi-Vorstandschef Rupert Stadler und drei Mitangeklagten ab 30. September der Prozess gemacht.


Lufthansa droht nach erneutem Milliardenverlust mit Entlassungen

FRANKFURT/MAIN: Nach einem weiteren Milliardenverlust hat die staatlich gestützte Lufthansa mit Entlassungen in Deutschland gedroht. Der Vorstand stimmte die Mitarbeiter am Donnerstag auf betriebsbedingte Kündigungen ein, weil neben der schleppenden geschäftlichen Entwicklung auch die Sparverhandlungen mit den Gewerkschaften nicht schnell genug vorangekommen seien. Das Ziel der Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen sei nicht mehr realistisch, sagte Vorstandschef Carsten Spohr. Der Zusammenbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise hat der Lufthansa im zweiten Quartal einen weiteren Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich stand im Quartal ein Minus von rund 1,5 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 226 Millionen ein Jahr zuvor.


Siemens überraschend stark in der Krise

MÜNCHEN: Siemens hat sich in der Corona-Krise überraschend gut behauptet. Der Umsatz im dritten Quartal sank nur um fünf Prozent, das Ergebnis im fortgeführten Geschäft blieb sogar fast fast auf Vorjahresniveau, wie der Münchner Technologiekonzern am Donnerstag mitteilte. Verluste im Energiegeschäft, das Ende September an die Börse gebracht werden soll, halbierten den Konzerngewinn allerdings auf 539 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr wagte Siemens keine Gewinnprognose. Der Jahresumsatz dürfte um drei bis fünf Prozent sinken. Aber die Höhe des Abspaltungsgewinns der Energiesparte sei noch nicht absehbar.


Deutsche Industrie erwartet im Herbst noch keinen Aufschwung

BERLIN: Die deutsche Industrie erwartet wegen der weiterhin schweren Folgen der Corona-Krise keine schnelle Erholung der Wirtschaft und fordert Nachbesserungen bei staatlichen Hilfen. «Ohne mehr und zielgerichtetere Hilfen befürchten wir einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen ab Herbst», sagte Industriepräsident Dieter Kempf der Deutschen Presse-Agentur. «Die Liquidität muss verbessert werden, die Firmen brauchen Eigenkapital. Das kann zu einem großen Problem werden, wenn nicht gegengesteuert wird. Die Unternehmen sind sehr stark bankenfinanziert.» Kempf sagte, er teile den Optimismus von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nicht, dass es im Oktober wieder aufwärts gehe. Das Wachstum werde 2021 und möglicherweise auch 2022 noch verhalten sein, wobei dies von Branche zu Branche unterschiedlich sei.


Ifo-Institut: Zahl der Kurzarbeiter sinkt, aber nicht überall

MÜNCHEN: Die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland ist nach Berechnungen des Ifo-Instituts im Juli auf 5,6 Millionen Menschen gesunken. Im Juni waren es noch 6,7 Millionen und im Mai 7,3 Millionen, wie das Institut am Donnerstag in München mitteilte. Der Anteil der Kurzarbeiter an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten schrumpfte damit von 20 auf 17 Prozent. «Der Rückgang hat sich zwar insgesamt beschleunigt, aber in einigen Branchen nimmt die Kurzarbeit sogar noch zu», erklärte der Ifo-Arbeitsmarkt-Experte Sebastian Link. Dazu zählen der Maschinenbau und die Elektrobranche: Im Maschinenbau sind nun 378.000 Personen in Kurzarbeit, im Juni waren es noch 354.000.


Studie: Vor allem größere Firmen wollen an Homeoffice festhalten

MANNHEIM: Viele Unternehmen in Deutschland wollen einer Studie zufolge nach der Corona-Krise am Homeoffice festhalten - auch in der Industrie. Im verarbeitenden Gewerbe, zu dem unter anderem der Maschinenbau, die Chemie- und die Autoindustrie zählen, haben vor Ausbruch der Pandemie nur in jeder vierten Firma Beschäftigte regelmäßig von zuhause gearbeitet, wie aus einer Auswertung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervorgeht. Nun seien es fast 50 Prozent. Für die Zeit nach der Krise planen demnach etwa 37 Prozent der Unternehmen, Homeoffice einzusetzen. Das ZEW befragte 1765 Firmen, 775 aus dem verarbeitenden Gewerbe, 990 aus der Informationswirtschaft.


Keine Leiharbeiter als Streikbrecher - Karlsruhe segnet Verbot ab

KARLSRUHE: Der Einsatz von Leiharbeitern als Streikbrecher ist zu Recht verboten. Die 2017 verschärfte Regelung verletze Arbeitgeber nicht in ihren Grundrechten, entschied das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Die Belastungen seien zwar gewichtig. Laut Mitteilung vom Donnerstag sind diese aber gerechtfertigt: Auch der Gesetzgeber verfolge Ziele von erheblichem Gewicht. (Az. 1 BvR 842/17) Das Verbot steht im reformierten Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. Leiharbeiter dürfen danach nicht auf bestreikten Arbeitsplätzen eingesetzt werden, wenn der Betrieb unmittelbar durch einen Arbeitskampf betroffen ist. Bei Verstößen droht neuerdings ein hohes Bußgeld von bis zu 500.000 Euro.


Dax nach Berg- und Talfahrt im Minus

FRANKFURT/MAIN: Nach einer Achterbahnfahrt hat der deutsche Aktienmarkt nachgegeben. Der Dax stand am Nachmittag 0,36 Prozent tiefer bei 12.614,96 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte lag knapp mit 0,07 Prozent im Minus bei 26.858,51 Punkten. Auf europäischer Bühne fiel der EuroStoxx um 0,7 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent auf 145,71 Punkte. Der Euro ist nach einem zwischenzeitlichen Kurshoch über 1,19 US-Dollar unter Druck geraten. Zuletzt fiel der Kurs aber auf 1,1851 Dollar zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1854 Dollar festgesetzt.

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