Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

eine Frau kauft in einem Supermarkt in Buenos Aires ein. Foto: epa/Juan Ignacio Roncoroni
eine Frau kauft in einem Supermarkt in Buenos Aires ein. Foto: epa/Juan Ignacio Roncoroni

Inflationsrate in Argentinien steigt auf 71 Prozent

BUENOS AIRES: Angesichts der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise ist die Inflationsrate in Argentinien auf über 70 Prozent gestiegen. Die Preise kletterten im Juli gegenüber dem Vorjahr um 71 Prozent, wie die Statistikbehörde (Indec) am Donnerstag mitteilte. Allein im Juli legten die Preise um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. Das ist fast soviel wie in Deutschland im ganzen Jahr. Zuletzt kündigte die Regierung an, Preise und Gehälter für zwei Monate einzufrieren, um den Wertverfall der Landeswährung Peso zu bremsen.

Die Inflationsrate in Argentinien ist eine der höchsten der Welt. Um das Haushaltsdefizit zu finanzieren, druckt die Zentralbank ständig frisches Geld. Außerdem steckt Argentinien seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso wertet gegenüber dem US-Dollar immer weiter ab, der Schuldenberg wächst ständig.


Lettland entlastet Bürger bei Energiekosten

RIGA: Lettland wird Privathaushalten bei den Energiekosten unter die Arme greifen.

Das Parlament in Riga billigte am Donnerstag ein Maßnahmenpaket, mit dem die Bevölkerung in der nächsten Heizperiode unterstützt werden sollen. Demnach sollen 442 Millionen Euro bereitgestellt werden, um den Preisanstieg teilweise aus dem Staatshaushalt zu decken. Zusätzliche Leistungen werden Gruppen wie älteren Menschen oder Menschen mit Behinderungen gewährt. Auch in Lettland sind die Energiekosten seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine drastisch gestiegen. Lettland hat etwa zwei Millionen Einwohner.


Finanzaufsicht sieht Mängel bei Deutsche-Börse-Tochter Clearstream

FRANKFURT/MAIN: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat bei der zur Deutschen Börse gehörenden Tochter Clearstream Banking AG nach einer Sonderprüfung Mängel festgestellt. Wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) am Donnerstag in Frankfurt weiter mitteilte, hatte sie im April dieses Jahres das Vorhalten zusätzlicher Eigenmittel angeordnet.

Zudem solle Clearstream Banking eine «ordnungsgemäße Geschäftsorganisation» sicherstellen und regelmäßig der Bafin und der Deutschen Bundesbank über Fortschritte der Mängelabstellung berichten. Nach der Sonderprüfung sei die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsorganisation nicht in allen geprüften Bereichen gegeben, hieß es weiter.

Bei der Deutschen Börse hieß es am Abend, Anfang 2021 habe die Bafin eine Prüfung über die Einhaltung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement durchgeführt. Geprüft worden seien zu dem Zeitpunkt Prozesse zur Einhaltung steuerrechtlicher Regelungen. Die Clearstream Banking AG habe bereits unmittelbar nach der Prüfung Maßnahmen zur Stärkung des Risikomanagements initiiert, so dass «die internen Sicherungsmaßnahmen bereits heute wesentlich gestärkt und die - zum Prüfungszeitpunkt - aufgezeigten Schwächen bereits teilweise abgestellt» seien. Insbesondere seien Kapitalzuschläge zur weiteren Stärkung des Risikomanagements bereits vorweggenommen worden.

Clearstream ist nach eigenen Angaben ein führender europäischer Anbieter von Nachhandelsdienstleistungen. Die hundertprozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Börse sorgt dafür, dass Bargeld und Wertpapiere zwischen Handelsparteien geliefert werden. Darüber hinaus managt, verwahrt und verwaltet das Unternehmen den Angaben zufolge die Wertpapiere, die es im Auftrag von Kunden hält.


Großbrand in Kuba nach sechs Tagen unter Kontrolle

MATANZAS: Sechs Tage nach der Explosion in einem Treibstofflager im Norden von Kuba hat die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle gebracht. «Das Feuer ist unter Kontrolle und wird nun gelöscht», teilte die Feuerwehr am Donnerstag mit. Es sei ausgeschlossen, dass sich das Feuer weiter ausbreite oder es zu neuen Explosionen komme. Allerdings sei weiterhin mit Rauchentwicklung zu rechnen. Die Einsatzkräfte gingen davon aus, dass sie in etwa 48 Stunden bis zum Ausgangpunkt des Feuers vorrücken und nach den Überresten der Vermissten suchen können. Nach dem Brand wurden noch 14 Menschen auf dem Areal vermisst.

Am vergangenen Freitag hatte ein Blitz während eines Gewitters den Treibstofftank in Matanzas zur Explosion gebracht. Das Feuer griff auf andere Teile der Anlage über. Insgesamt wurden vier der acht Tanks beschädigt. Spezialisten aus Mexiko und Venezuela reisten an, um bei den Löscharbeiten zu helfen.

Rund 130 Menschen wurden nach dem Brand zwischenzeitlich im Krankenhaus behandelt. 23 Patienten waren am Donnerstag immer noch in der Klinik, sechs davon schwer verletzt. Bei den Löscharbeiten kamen zwei Feuerwehrmänner ums Leben.

Die Tanks enthielten kubanisches Rohöl und importiertes Schweröl, das vor allem zur Stromerzeugung verwendet wird. Der Brand verschlang wichtige Energiereserven des sozialistischen Staates, der ohnehin unter einer schweren Wirtschaftskrise und großen Problemen bei der Energieversorgung leidet.


Euro steigt über 1,03 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro ist am Donnerstag erneut gestiegen. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0353 US-Dollar gehandelt. Am Morgen war der Euro noch unter 1,03 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0338 (Mittwoch: 1,0252) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9673 (0,9754) Euro.

Bereits am Vortag hatte ein unerwartet starker Rückgang der Inflation in den USA den Dollar stark belastet. Die US-Inflationsrate war im Juli von zuvor 9,1 Prozent auf 8,5 Prozent gesunken. «Die gestrigen Daten machten Hoffnung, dass der Inflationshöhepunkt erreicht ist und die Fed weniger scharf die Zinsen anheben muss, um die Inflation unter Kontrolle zu halten», kommentierten die Experten der Commerzbank. «Das belastet den Dollar.»

Die am Donnerstag veröffentlichten Daten zu den Erzeugerpreisen bestätigten das Bild eines nachlassenden Preisdrucks in den USA. Der Anstieg der Jahresrate der Erzeugerpreise schwächte sich im Juli stärker als erwartet ab. Im Vergleich zum Vormonat fielen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, sogar um 0,5 Prozent. Dies ist der erste Rückgang seit April 2020 - also zu Beginn der Corona-Pandemie. Die Erzeugerpreise beeinflussen die Verbraucherpreise, an denen die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik ausrichtet.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84575 (0,84608) britische Pfund, 136,57 (138,16) japanische Yen und 0,9712 (0,9713) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1796 Dollar gehandelt. Das waren rund vier Dollar mehr als am Vortag.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0338

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Donnerstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0338 (Mittwoch: 1,0252) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9673 (0,9754) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84575 (0,84608) britische Pfund, 136,57 (138,16) japanische Yen und 0,9712 (0,9713) Schweizer Franken fest.


Dax leicht im Plus nach US-Erzeugerpreisen

FRANKFURT/MAIN: Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag auf weitere US-Konjunkturdaten nur wenig reagiert. Der Dax notierte am Nachmittag 0,28 Prozent höher bei 13.739,27 Punkten. Der MDax zog um 0,73 Prozent auf 28.021,42 Zähler, der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um rund 0,3 Prozent an. Der Kurs des Euro stieg und wurde zuletzt mit 1,0340 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0252 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,78 Prozent am Vortag auf 0,81 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent auf 136,72 Punkte. Der Bund-Future gewann zuletzt 0,42 Prozent auf 157,22 Punkte.


Gasspeicher-Füllstand hat erstes Speicherziel fast erreicht

BRÜSSEL: Der Füllstand der deutschen Gasspeicher hat das erste Speicherziel von 75 Prozent fast erreicht. Am Dienstag lag der Füllstand bei 73,7 Prozent, wie am Donnerstag aus Daten der europäischen Gasspeicherbetreiber im Internet hervorging. Seit Freitag steigt der Füllstand trotz der deutlich reduzierten Liefermengen aus Russland jeden Tag um mehr als 0,5 Prozentpunkte. Eine Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen.


Mögliche Cyberattacke auf IHK: Ermittlungen wegen Datensabotage

BERLIN/KÖLN: Nach der möglichen Cyberattacke auf die IT-Systeme der Industrie- und Handelskammern hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Das sagte ein Sprecher der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen in Köln am Donnerstag und bestätigte damit Medienberichte. Tatvorwurf sei Datensabotage. Die Ermittlungen befänden sich in einem frühen Stadium und richteten sich gegen unbekannt.


Disney holt mit Streaming-Diensten Netflix ein

BURBANK: Disney hat mit seinen Streaming-Angeboten den langjährigen Marktführer Netflix eingeholt. Die Dienste Disney+, Hulu und ESPN+ kamen im vergangenen Quartal zusammen auf rund 221 Millionen Abo-Kunden. Ungefähr so viele hatte zuletzt auch Netflix nach dem Verlust von rund einer Million Abonnenten. Zugleich müssen sich Kunden von Disney+ mit dem Start einer Version mit Werbung auf einen Aufpreis einstellen, wenn sie das Programm weiter ohne Unterbrechungen sehen wollen. Der US-Unterhaltungsriese nimmt im Streaming-Geschäft bisher hohe Verluste in Kauf.


IEA erwartet wegen der Gaskrise stärkeres Wachstum der Ölnachfrage

PARIS: Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognose für das Wachstum der weltweiten Nachfrage nach Rohöl angehoben. Die im Zuge des Ukraine-Kriegs verursachte Gaskrise mit einem deutlichen Preisanstieg für Erdgas an den Rohstoffmärkten habe dazu geführt, dass Industrieunternehmen und Kraftwerke ihre Anlagen verstärkt mit Öl betreiben, heißt es in dem am Donnerstag in Paris veröffentlichten Monatsbericht der IEA. In den vergangenen Monaten hat Russland die Gaslieferungen nach Europa drastisch reduziert.


Ryanair-Chef O'Leary: Zehn-Euro-Flüge sind vorerst passé

LONDON: Der Chef der irischen Billigairline Ryanair, Michael O'Leary, sieht in den kommenden Jahren keinen Spielraum für extreme Billigtarife zwischen einem und zehn Euro. Die durchschnittlichen Ticketpreise bei Ryanair würden von 40 Euro im vergangenen Jahr auf 50 Euro im Laufe der kommenden fünf Jahre steigen, sagte O'Leary dem britischen Radiosender BBC 4 am Donnerstag. Hintergrund dafür sei das Anziehen des Ölpreises. Dass die Menschen aufgrund der gestiegenen Energiekosten aufs Fliegen verzichten, glaubt O'Leary hingegen nicht.


Energiekonzern RWE will Gasumlage nicht in Anspruch nehmen

ESSEN: Der Energiekonzern RWE will die geplante Gasumlage zur Rettung von Gasimporteuren nicht nutzen. «RWE ist ein finanzstarkes und robustes Unternehmen. Wir erwägen daher, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, unsere Verluste aus der Gasersatzbeschaffung für diese Umlage geltend zu machen», sagte RWE-Vorstandschef Markus Krebber am Donnerstag in Essen.


Abschreibung auf Energy und Russland drücken Siemens tief ins Minus

MÜNCHEN: Zum ersten Mal seit fast 12 Jahren muss Siemens rote Zahlen melden - obwohl die Geschäfte gut laufen. Der Münchner Konzern machte im dritten Geschäftsquartal 1,5 Milliarden Euro Verlust, wie er am Donnerstag mitteilte. Gründe sind eine hohe Abschreibung auf den verbliebenen Anteil an der ehemaligen Energiesparte Siemens Energy und Belastungen im Zusammenhang mit Russland, da sich Siemens wegen des Ukraine-Krieges von dort zurückzieht. Der Umsatz stieg um nominell 11 Prozent auf 17,9 Milliarden Euro, das Ergebnis im industriellen Geschäft um 27 Prozent auf 2,9 Milliarden.


Opec senkt Ausblick für globale Wirtschaft und Öl-Nachfrage

WIEN: Der weltweite Bedarf an Erdöl wird laut dem Produzenten-Verband Opec dieses Jahr etwas geringer ausfallen als erwartet. Die in Wien ansässige Organisation erdölexportierender Länder (Opec) geht in ihrem jüngsten Marktbericht davon aus, dass die Weltwirtschaft dieses Jahr lediglich um 3,1 Prozent wachsen wird - 0,4 Prozentpunkte weniger als in der vorigen Prognose im Juli. Die tägliche Nachfrage nach Rohöl werde im Jahresschnitt 100 Millionen Barrel (je 159 Liter) statt der zuvor prognostizierten 100,3 Millionen Barrel erreichen, hieß es in dem Bericht am Donnerstag.

Die Opec begründete den pessimistischeren Ausblick mit dem andauernden Krieg in der Ukraine und den zu erwarteten neuerlichen Corona-Maßnahmen in der zweiten Jahreshälfte. Die Nachfrage-Prognose für nächstes Jahr blieb unverändert bei 102,7 Millionen Barrel pro Tag.

Die von Saudi-Arabien dominierte Opec und ihre von Russland angeführten Partnerländer beeinflussen als Opec+ maßgeblich den Markt. Die Allianz beschloss vorige Woche, ihre Produktionsziele für den Herbst vorerst nur minimal anzuheben. Damit lehnte die Opec+ US-Forderungen nach deutlich mehr Öl ab.


Scholz hofft auf Pipeline aus Spanien und Portugal

BERLIN: Zur Erschließung neuer Energiequellen will sich der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz für den Bau einer Pipeline von Portugal und Spanien über Frankreich nach Mitteleuropa einsetzen.

Eine solche Leitung hätte gebaut werden sollen und werde nun vermisst, sagte Scholz am Donnerstag bei seiner Sommerpressekonferenz in Berlin. Diese würde jetzt «einen massiven Beitrag zur Entlastung und Entspannung der Versorgungslage» leisten. Er habe deshalb bei seinen Kollegen in Spanien, Portugal und Frankreich sowie bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen «sehr dafür geworben, dass wir zum Beispiel ein solches Projekt anpacken».

Das Projekt MidCat für eine Gaspipeline von Spanien nach Südfrankreich wurde vor einigen Jahren gestoppt, weil es aus damaliger Sicht auch wegen des billigeren Erdgases aus Russland für unwirtschaftlich gehalten wurde. Angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine könnte die Pipeline aber nun dazu beitragen, Europa von russischem Gas unabhängiger zu machen. Es fehlen noch 226 Kilometer von Hostalric in Katalonien über die Pyrenäen bis nach Barbaira in Frankreich, Bauzeit mindestens zwei Jahre. Spanien möchte, dass die EU den Bau finanziert.

Bisher gibt es nur zwei kleinere Gaspipelines von Spanien über die Pyrenäen Richtung Norden mit einer Kapazität von insgesamt 8 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Zum Vergleich: Die wegen des Krieges gestoppte Nord Stream 2 hat eine Kapazität von mindestens 55 Milliarden Kubikmetern, identisch mit der seit 2011 operierenden Ostseepipeline Nord Stream 1.


Scholz: Keine politische Einflussnahme bei der Warburg Bank

BERLIN: In der Steueraffäre um die Hamburger Warburg Bank weist der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz weiterhin jede Verantwortung zurück.

«Es gibt keine Erkenntnisse darüber, dass es eine politische Beeinflussung gegeben hat», sagte Scholz am Donnerstag in Berlin und verwies auf die umfangreichen Untersuchungen der vergangenen zweieinhalb Jahre. «Ich bin sicher, dass diese Erkenntnis nicht mehr geändert werden wird.»

Bei der Affäre geht es um die Rolle des Kanzlers in seiner Zeit als Hamburger Regierungschef. Nach Treffen 2016 und 2017 mit den Bank-Gesellschaftern Christian Olearius und Max Warburg im Amtszimmer von Scholz hatte die Finanzverwaltung eine Steuerrückforderung über 47 Millionen Euro gegen die Bank verjähren lassen. Weitere 43 Millionen wurden erst nach Intervention des Bundesfinanzministeriums kurz vor Eintritt der Verjährung eingefordert.

Die Treffen sollen unter anderem vom damaligen Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD, wie Scholz) mit angebahnt worden sein. Aus Ermittlungsakten soll hervorgehen, dass in einem Schließfach des Kahrs' mehr als 200.000 Euro in bar gefunden wurden. Auf die Frage, was er über das Geld wisse, antwortete Scholz am Donnerstag: «Nichts». Über die mögliche Herkunft des Geldes äußerte sich der Kanzler ebenfalls nicht: «Keine Ahnung - ich nehme an, Sie wissen das eher als ich.» Scholz war von 2011 bis 2018 Erster Bürgermeister des Stadtstaats Hamburg.


Schwere Spionage für Russland: Deutscher Reserveoffizier vor Gericht

DÜSSELDORF: Ein Reserveoffizier der deutschen Streitkräfte soll den russischen Geheimdienst GRU jahrelang mit Informationen versorgt haben. Seit Donnerstag muss sich der 65-Jährige wegen besonders schwerer geheimdienstlicher Agententätigkeit vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht verantworten.

Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Laut Anklage der Bundesanwaltschaft hat der Mann aus Erkrath bei Düsseldorf Informationen zum deutschen Reservistenwesen und zur zivil-militärischen Zusammenarbeit in Krisensituationen verraten. Außerdem sei es um die Auswirkungen der 2014 verhängten Russland-Sanktionen und die inzwischen gestoppte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 gegangen.

Die Dokumente und Informationen stammten laut Anklage teilweise aus öffentlichen, aber auch aus nichtöffentlichen Quellen. Als Motiv vermutet die Bundesanwaltschaft «Sympathie für die Russische Föderation» - Geldzahlungen habe man jedenfalls nicht feststellen können. «Der Angeklagte versuchte, sich interessant zu machen», sagte ein Vertreter der Behörde am Donnerstag. Aufgefallen sei er, weil er zu offiziellen Veranstaltungen russischer Stellen eingeladen worden sei.

Der Verteidiger des Oberstleutnants kündigte eine Einlassung seines Mandanten zu den Vorwürfen an - allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt. Der 65-Jährige habe bereits im Ermittlungsverfahren ein Teilgeständnis abgelegt, sagte eine Gerichtssprecherin.


Scholz kündigt Deutschen weitere Entlastungen an

BERLIN: Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat weitere Entlastungen der Bürger angesichts der hohen Inflation angekündigt. Man werde über die schon beschlossenen Pakete hinaus weitere Maßnahmen ergreifen müssen, sagte der Regierungschef am Donnerstag in der Bundespressekonferenz in Berlin.

«Wir werden alles dafür tun, dass die Bürgerinnen und Bürger durch diese schwierige Zeit kommen», betonte Scholz. Dabei gehe es ihm um diejenigen, «die ganz wenig haben». Deshalb werde die Regierung beim Wohngeld etwas machen und das Bürgergeld einführen.

Zu einem Gesamtpaket werden laut Scholz auch steuerliche Entlastungen gehören. «Der Finanzminister hat seinen Beitrag zu den notwendigen Überlegungen dazu gestern vorgestellt. Ich finde das sehr, sehr hilfreich, weil wir ja ein Gesamtpaket schnüren müssen, das alle Bevölkerungsgruppen umfasst.»


Eurokurs sinkt leicht

FRANKFURT/MAIN: Der Kurs des Euro ist am Donnerstag leicht gesunken und hat damit einen Teil der starken Vortagesgewinne abgegeben. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0280 US-Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Vorabend. Am Vortag hatte noch ein unerwartet starker Rückgang der Inflation in den USA den Dollar stark belastet, während der Euro im Gegenzug bis auf 1,0368 Dollar steigen konnte und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Juli.

Im Juli war die amerikanische Inflationsrate von zuvor 9,1 Prozent auf 8,5 Prozent gesunken. Durch den Rückgang wurden an den Finanzmärkten die Erwartungen an weiter starke Zinserhöhungen durch die US-Notenbank gedämpft, was den Kurs des Dollar belastet hatte.

Im weiteren Handelsverlauf bleiben Konjunkturdaten aus den USA weiter im Fokus der Anleger am Devisenmarkt. Am Nachmittag werden erneut Daten zur Preisentwicklung erwartet. Auf dem Programm steht die Entwicklung der amerikanischen Erzeugerpreise, also der Preise, die Hersteller für ihre Waren verlangen. Diese Kennzahl liefert auch Hinweise auf die künftige allgemeine Preisentwicklung in den USA.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.