Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Klaus-Heiner Lehne in Brussels. Photo: epa/OLIVIER HOSLET
Klaus-Heiner Lehne in Brussels. Photo: epa/OLIVIER HOSLET

Chef des EU-Rechnungshofs verteidigt sich gegen Vorwürfe

BRÜSSEL: Der Chef des Europäischen Rechnungshofs, Klaus-Heiner Lehne, hat sich gegen Vorwürfe verteidigt, zusammen mit anderen Beschäftigten seiner Behörde Geld aus den europäischen Staatskassen für Schein-Wohnsitze erhalten zu haben. «Der Rechnungshof weist die Behauptungen zu angeblich fiktiven Residenzen zurück», sagte Lehne am Dienstag in einer Anhörung vor dem Haushaltskontrollausschuss des Europaparlaments. Dies gelte auch für Unterstellungen, dass Zulagen rechtswidrig bezahlt worden seien. Mehrere Abgeordnete forderten eine unabhängige Untersuchung.

Die Anschuldigungen sind für den Rechnungshof und seinen Chef ernst. Die Behörde wacht als Hüterin der EU-Finanzen eigentlich darüber, dass das Geld der Europäischen Union korrekt ausgegeben wird. Nach einem Bericht der französischen Zeitung «Libération» erhielten Angestellte des Rechnungshofs jedoch Wohngeld in Luxemburg, obwohl sie in Wahrheit gar nicht dort wohnten. Die 27 Rechnungsprüfer sind eigentlich verpflichtet, permanent im teuren Großherzogtum zu wohnen. Als Ausgleich bekommen sie eine Pauschale von mehr als 3000 Euro pro Monat.

«Libération» entdeckte nach eigenen Recherchen etwa eine Luxemburger Wohnung, in der Lehne und andere Angestellte des Rechnungshofs gemeinsam gemeldet seien. Der ehemalige CDU-Europaabgeordnete verbringe die meiste Zeit in Düsseldorf, habe aber seit 2014 mehr als 325.000 Euro an Wohnzulagen erhalten, schrieb die Zeitung. Mindestens acht andere Mitglieder des Rechnungshofs hielten sich ebenfalls nur selten in Luxemburg auf.

Lehne wies die Vorwürfe zurück. Er pendele am Wochenende nach Düsseldorf, da dort seine Familie wohne. «Es ist meine Privatsache, wo und mit wem ich in Luxemburg lebe», sagte er. Zugleich kündigte er an, aktuelle Nachweise über Residenzverhältnisse der Angestellten und Anwesenheitsregister der Sitzungen nachreichen zu lassen.


Biontech und Pfizer wollen Kinder-Impfstoff früher ausliefern

FRANKFURT/MAIN/BRÜSSEL: Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer wollen eine Woche früher als geplant ihren Corona-Impfstoff für Kinder in der EU ausliefern. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus gut informierten Kreisen erfuhr, soll die Auslieferung von «Comirnaty» für die Altersgruppe fünf bis elf Jahre an beteiligte EU-Mitgliedsstaaten am 13. Dezember erfolgen. Der niedriger dosierte und dehalb neu abgefüllte Impfstoff soll an diesem Tag in den Staaten zum Start von Impfkampagnen zur Verfügung stehen. Ursprünglich war der 20. Dezember als Ausliefertermin vorgesehen gewesen. Insgesamt geht es um bis zu 13 Millionen Dosen des Kinderimpfstoffs für die EU im Dezember.

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wir konnten erreichen, dass der Impfstoff für die fünf- bis elfjährigen Kinder eine Woche früher ausgeliefert wird.» Dies habe der Hersteller zugesichert. «Angesichts der aktuellen Pandemielage ist das eine gute Nachricht für Eltern und Kinder. Viele warten sehnsüchtig darauf.» Deutschland soll laut Ministerium in einer ersten Lieferung 2,4 Millionen Dosen bekommen.

Auch ein Mitarbeiter der EU-Kommission bestätigte der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel, dass die Unternehmen entsprechende Ankündigungen gemacht haben. «Das sind gute Nachrichten», sagte er. Allerdings wurde darauf hingewiesen, dass theoretisch auch schon jetzt der bisherige Impfstoff in entsprechender Dosierung verabreicht werden kann.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte vergangene Woche grünes Licht für die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren gegeben. Es ist der erste Corona-Impfstoff, der in der EU für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen ist. Kinder ab fünf Jahren sollen von dem Biontech/Pfizer-Impfstoff nur ein Drittel der Erwachsenen-Dosis erhalten und zwei Dosen im Abstand von drei Wochen.


2020: Gefälschte Waren für rund 2 Milliarden Euro in der EU entdeckt

BRÜSSEL: In der EU sind im vergangenen Jahr gefälschte Waren im Wert von rund zwei Milliarden Euro aus dem Verkehr gezogen worden. Mode-Accessoires wie Mützen und Gürtel waren am häufigsten dabei, dahinter folgen Verpackungsmaterial, bespielte CDs und DVDs, Etiketten, Anhänger, Aufkleber sowie Kleidung selbst, wie aus einem Bericht der EU-Kommission und des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) hervorgeht. Demnach ist die Stückzahl der aufgefundenen Produkte im Vergleich zu 2019 zwar gesunken, ihr Wert ist aber um 2,4 Prozent gestiegen.

Das EUIPO betont, dass sichergestelltes Verpackungsmaterial potenziell einen Multiplikatoreffekt habe und für die Fälschung weiterere Produkte genutzt werden könne. Hauptherkunftsorte der nachgemachten Waren seien China, Hongkong und die Türkei.


Ausnahme: Österreichs Geschäfte dürfen Sonntag vor Weihnachten öffnen

WIEN: Als Ausgleich für den derzeitigen Corona-Lockdown darf der Einzelhandel in Österreich ausnahmsweise am letzten Sonntag vor Weihnachten öffnen. Darauf einigten sich Branchenvertreter und Gewerkschafter am Dienstag. Die Regelung gilt nur für Geschäfte, die für den Lockdown schließen mussten - also etwa Modeboutiquen, Spielzeughändler oder Elektronikmärkte. Supermärkte und Drogerien müssen am 19. Dezember zu bleiben, weil sie derzeit ohnehin weiter verkaufen dürfen.

Voraussetzung für die Ausnahme vom sonst strengen Sonntags-Öffnungsverbot in Österreich ist allerdings, dass der Lockdown wirklich am dritten Adventswochenende aufgehoben und nicht verlängert wird. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist zwar seit Einführung der Ausgangsbeschränkungen am 22. November gesunken, doch ist der Wert von zuletzt 894 Fällen pro 100.000 Einwohner noch immer viel höher als in früheren Pandemiewellen.


Dax gibt nach - Unsicherheit um Omikron macht die Anleger nervös

FRANKFURT/MAIN: Die neue Corona-Variante Omikron hat den deutschen Aktienmarkt im Griff. Der Dax rutschte zeitweise in die Nähe der runden Marke von 15.000 Punkten. Am Nachmittag stand er 1,03 Prozent tiefer auf 15.123,40 Punkten. Im Gegensatz zum deutschen Leitindex drehte der MDax der mittelgroßen Börsenwerte ins Plus mit zuletzt 0,10 Prozent auf 34.084,96 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone notierte 1,1 Prozent schwächer.

Der Euro legte deutlich zu. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1362 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1276 Dollar festgesetzt. Am deutschen Anleihemarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,42 Prozent am Vortag auf minus 0,46 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,18 Prozent auf 145,58 Punkte. Der Bund-Future gewann zuletzt 0,28 Prozent auf 172,41 Zähler.


DB Schenker will im großen Stil in E-Lastwagen investieren

ESSEN: Mit einer Großinvestition in die Elektromobilität will das Logistikunternehmen DB Schenker auf seinem Klimakurs vorankommen. Die Tochter der Deutschen Bahn gab am Dienstag in Essen bekannt, dass sie bei dem schwedischen Hersteller Volta Trucks rund 1500 E-Lastwagen vorbestellt hat. Das finanzielle Volumen der Investition wurde nicht mitgeteilt.


Verdacht auf Steuerhinterziehung: Durchsuchung bei Beratungsfirma PwC

FRANKFURT/MAIN: Ausgerechnet im Zusammenhang mit der Beratung von Mandanten in Steuerverfahren sollen Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Umsatzsteuern in zweistelliger Millionenhöhe hinterzogen haben. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt vom Dienstag besteht der Verdacht, dass in den Jahren 2012 bis 2017 in Deutschland erbrachte Beratungsleistungen über die Schweizer Niederlassung abgerechnet wurden. Den Steuerschaden für den deutschen Fiskus bezifferten die Ermittler auf mehr als elf Millionen Euro.


Gravierende Sicherheitslücken in Büro-Druckern von HP entdeckt

HELSINKI: In über 150 Multifunktionsdrucker-Modellen des Weltmarktführers HP sind gravierende Sicherheitslücken entdeckt worden. Angreifer könnten die Schwachstellen nutzen, um die Kontrolle über ungeschützte Drucker zu erlangen und Informationen zu stehlen, teilte das finnische Sicherheitsunternehmen F-Secure am Dienstag mit. Im schlimmsten Fall könnten die Netzwerke so infiltriert werden, dass weiterer Schaden angerichtet werden könne.


Studie: Große Unterschiede bei Nebenkosten - Betriebskosten steigen

FRANKFURT/KÖLN: Nebenkosten können Mieten empfindlich nach oben treiben, doch bei den Abrechnungen gibt es laut einer Studie große Unterschiede. Grund für das Gefälle unter den 401 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland seien besonders Differenzen bei den sogenannten kalten Betriebskosten, zu denen kommunale Abgaben und Steuern zählen. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).


Bundesrichter: Urlaubskürzung bei Kurzarbeit Null rechtens

ERFURT: Corona-Kurzarbeiter mit tageweisem Arbeitsausfall müssen nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts mit der anteiligen Kürzung ihres Jahresurlaubs rechnen. Das gelte bei Kurzarbeit Null mit längeren Zeiten ohne Arbeitspflicht, urteilte das höchste deutsche Arbeitsgericht am Dienstag in Erfurt im Fall einer Verkäuferin aus Nordrhein-Westfalen. Damit fällte das Bundesarbeitsgericht in der Corona-Pandemie ein Grundsatzurteil (9 AZR 225/11) in einer «Frage, die höchst umstritten ist», wie der Vorsitzende Richter Heinrich Kiel sagte.


Zahl der Arbeitslosen sinkt weiter - Blick auf 2022 «eingetrübt»

NÜRNBERG: Die vierte Welle der Corona-Pandemie wird nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorbeirollen. «Der Blick ins nächste Jahr ist eher eingetrübt», sagte der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele, am Dienstag bei der Vorstellung der November-Statistik in Nürnberg. «Wir gehen inzwischen von erhöhter Arbeitslosigkeit auch im nächsten Jahr aus.»


Möbelhändler Jysk mit Umsatzeinbruch in Deutschland

HANDEWITT: Der lange Lockdown im vergangenen Winter und Frühjahr hat dem dänischen Möbelhändler Jysk auf seinem größten Markt Deutschland einen kräftigen Umsatzeinbruch eingetragen. Im Geschäftsjahr 2020/21 (bis Ende August) fielen die Erlöse um mehr als 13 Prozent auf knapp 980 Millionen Euro, wie Jysk am Dienstag in der deutschen Zentrale in Handewitt bei Flensburg berichtete. Zur Ertragsentwicklung im deutschen Geschäft machte das Unternehmen keine Angaben. Die Jysk-Kette war bislang in Deutschland als Dänisches Bettenlager unterwegs und ging Ende September mit neuem Konzept und unter dem Namen der Mutter an den Start.

Deutschlandchef Christian Schirmer zeigte sich trotz des Einbruchs zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr. «Aufgrund der drastischen Reduzierung an Verkaufstagen durch den Lockdown fehlt uns im Grunde ein halbes Geschäftsjahr», sagte er laut Mitteilung. Mit «hervorragenden Umsätzen im Online-Bereich und Services wie Click & Meet und Click & Collect» habe das Unternehmen einiges ausgleichen können.

In den Geschäftszahlen der gesamten Gruppe schlägt sich der Einbruch in Deutschland nicht erkennbar nieder: Unter dem Strich schaffte die Gruppe in allen 50 Märkten insgesamt ein Umsatzplus von 7 Prozent auf 32,6 Milliarden dänische Kronen (rund 4,4 Mrd Euro). Der Umsatz in Skandinavien, England, Irland, Belgien und einigen Ländern Ost- und Mitteleuropas sei deutlich gesteigert worden; dies habe «den Rückgang in Deutschland mehr als ausgeglichen», sagte der dänische Jysk-Chef Jan Bøgh.

Die Jysk-Gruppe sieht sich nach dem schwedischen Möbelriesen Ikea und dem österreichischen Möbelkonzern XXXLutz mit einigem Abstand als Nummer Drei im europäischen Möbelgeschäft. Insgesamt betreibt Jysk in Europa derzeit fast 3100 Läden mit 28.400 Beschäftigten.


Gute Corona-Lage: Indiens Wirtschaft erholt sich

NEU DELHI: Indiens Wirtschaft hat bei einer vergleichsweise entspannten Corona-Lage zugelegt. Zwischen Juli und September stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes im Vergleich zum Vorjahresquartal um 8,4 Prozent, wie das Statistik-Ministerium am Dienstag mitteilte.

Ökonomen ordnen die wirtschaftliche Erholung in dem Land mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen unter anderem sinkenden Corona-Fallzahlen zu. Nach einer heftigen zweiten Welle im Frühjahr liegen die Corona-Fallzahlen seit Monaten sehr tief. Deswegen wurden auch Einschränkungen gelockert.

Im gesamten vergangenen Finanzjahr, das in Indien jeweils von April bis März dauert, war die indische Wirtschaft insgesamt um 7,3 Prozent eingebrochen - so stark wie nie seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahre 1947.


Welthandel 2021 auf Rekordniveau

GENF: Der Welthandel dürfte trotz Corona-Pandemie in diesem Jahr nach Wert einen Rekord erreichen: Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) geht von einem plus von elf Prozent gegenüber dem Niveau 2019 - also vor der Pandemie - aus, wie sie am Dienstag in Genf berichtete. Sie rechnet mit einem Gesamtumfang 2021 von 28 Billionen Dollar (24,6 Billionen Euro). Der Trend sei unter anderem auf die Konjunkturpakete und den Anstieg der Rohstoffpreise zurückzuführen. Der Warenhandel habe deutlich stärker zugelegt als der Handel mit Dienstleistungen.

Im Vergleich der Jahre 2019 und 2021 dürfte Großbritannien mit minus 23 Prozent nach diesen Berechnungen den mit Abstand schärfsten Einbruch erleben. Neben der Corona-Pandemie war Großbritannien im Januar 2020 auch aus der Europäischen Union ausgetreten. Auf den nächsten Plätzen folgen in der Unctad-Statistik Japan, Mexiko und Kanada. Mit minus vier Prozent landen die USA auf Platz sechs der Länder mit den größten Verlusten, die EU mit minus drei Prozent auf Platz 10. Am stärksten anziehen dürfte der Handel in Taiwan mit plus 23 Prozent. China, Vietnam, Brasilien und Australien dürften ebenfalls zweistellig zulegen.


Umweltschützer: Öko-Regelungen der EU-Agrarreform meist unwirksam

BRÜSSEL: Die mit der Reform der milliardenschweren EU-Agrarpolitik eingeführten Öko-Regelungen sind laut Umweltorganisationen insgesamt wenig wirksam. Dabei sei Deutschland aber verglichen mit anderen EU-Ländern besser aufgestellt, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Analyse des Naturschutzverbands WWF, des Europäischen Umweltbüros und der Vogelschutzorganisation Birdlife hervorgeht. Nur bei 19 Prozent der von den Staaten geplanten Öko-Regelungen sei davon auszugehen, dass sie ihre erklärten Umweltziele erreichen würden. Die Öko-Regelungen sind ein Instrument, mit dem Natur-, Klima- und Umweltschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft stärker vergütet werden sollen.

Die Umweltorganisationen haben die Regelungen als Teil der nationalen Strategiepläne der Länder für die Reform analysiert. Die Pläne sollen der EU-Kommission bis zum Jahresende vorlegt werden. Den Organisationen zufolge müssen 40 Prozent der bislang bekannten Regelungen erheblich verbessert werden, um wirksam zu sein, und 41 Prozent werden als «völlig unausgewogen» bewertet. «Ein Großteil der in den EU-Mitgliedstaaten vorgesehenen Öko-Regelungen wird kaum zu mehr Arten- und Klimaschutz beitragen oder gar Mitnahmeeffekte erzeugen», kritisierte Johann Rathke, WWF-Koordinator für Agrarpolitik. Die Kommission müsse die Pläne kritisch prüfen.

Für Deutschland sieht die Analyse im EU-Vergleich besser aus. Doch auch hier zähle die Umsetzung, so Rathke. Einige konzipierte Strategien wie etwa den Erhalt von Kombinationen aus Land- und Forstwirtschaft halten die Organisationen für zielführend und wahrscheinlich umsetzbar. Andere wie die Bewirtschaftung ohne Pestizide bewerten sie zwar als in Ordnung, aber verbesserungsbedürftig. «Damit gezielt nachgesteuert werden kann, braucht es eine begleitende Evaluierung der Maßnahmen», forderte Rathke.

Um die in diesem Jahr beschlossene Reform der insgesamt knapp 390 Milliarden Euro umfassenden EU-Agrarpolitik haben EU-Staaten und Europaparlament zäh gerungen. Geeinigt wurde sich unter andere darauf, dass künftig bis zu 25 Prozent der Direktzahlungen in die Öko-Regelungen fließen sollen - von 2023 bis 2025 sollen das rund 48 Milliarden sein.


Greenpeace: Werbung für Fleisch sollte reglementiert werden

HAMBURG: Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation Greenpeace sollte Werbung für Fleisch durch genaue Vorschriften geregelt werden. «Die Produktion von tierischen Erzeugnissen gehört mit zu den größten Treibhausgasemittenten weltweit. Um Klima- und Artenschutzziele erreichen zu können, muss der Ernährungssektor radikal umgestellt werden», sagte Stephanie Töwe, Agrarexpertin von Greenpeace, am Dienstag in Hamburg. Trotzdem halte die Fleischindustrie fahrlässig an der massiven Bewerbung ihrer bedenklichen Produkte fest. «Die Werbung für klimaschädliche Produkte sollte daher reglementiert werden, damit der Fleischkonsum nicht weiter mit falschen Bildern und Slogans angeheizt wird», sagte Töwe.

Greenpeace hatte die Untersuchung «Aufgedeckt. Die sieben Mythen der Fleischindustrie» zur Kultur der Fleischvermarktung in Frankreich, Polen, Spanien, Dänemark, Deutschland und der Schweiz in Auftrag gegeben. Danach versuche die Fleischindustrie, «weiterhin mit perfiden Marketingtaktiken - ähnlich denen der Tabakindustrie - Fleisch und Fleischprodukte als besonders natürliche, nötige und gesunde Lebensmittel zu vermarkten», so Greenpeace. Untersucht wurden über 51 Marken; der Fokus lag dabei auf den Strategien und Symbolen, mit denen die Fleischindustrie den Fleischkonsum auf den europäischen Märkten anzukurbeln versucht.


Zentralbankpräsidenten nicht gegen Korruptionsverfolgung immun

LUXEMBURG: Im Fall von Korruptionsvorwürfen kann die Immunität von Zentralbankpräsidenten in der Eurozone aufgehoben werden. Das entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Dienstag (Rechtssache C-3/20). Die Richter urteilten, dass Betrug, Geldwäsche und Korruption grundsätzlich nicht zu den amtlichen Handlungen eines Zentralbankpräsidenten gehören und den Interessen der EU widersprechen. Daher könne man diese Vorwürfe strafrechtlich verfolgen.

Hintergrund des Urteils war ein Verfahren gegen den früheren Präsidenten der lettischen Zentralbank. Ihm wurde 2018 Bestechung und Geldwäsche vorgeworfen. Ein Gericht in Riga hatte jedoch Zweifel, ob der frühere Präsident strafrechtlich verfolgt werden könne, da er als Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) von der Gerichtsbarkeit befreit war. Der EuGH urteilte nun, dass diese Immunität aufzuheben sei, wenn die Interessen der EU gefährdet seien. Der Rat ist das oberste Entscheidungsgremium der EZB und besteht unter anderem aus den Präsidenten der 19 Zentralbanken der Eurozone.


Inflation in Eurozone steigt auf Rekordwert von 4,9 Prozent

LUXEMBURG: Die Inflation im Euroraum hat sich im November weiter verstärkt und die höchste Rate seit Bestehen des gemeinsamen Währungsraums erreicht. Die Verbraucherpreise legten im Jahresvergleich um 4,9 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im Oktober hatte die Teuerungsrate bei 4,1 Prozent gelegen. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg der Rate auf 4,5 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Oktober stiegen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent.

Getrieben wurde die Teuerung im November einmal mehr durch einen extrem starken Anstieg der Preise für Energie, die sich zum Vorjahresmonat um 27,4 Prozent verteuerte. Lebens- und Genussmittel waren 2,2 Prozent teurer als vor einem Jahr. Etwas deutlicher verteuerten sich Industriewaren und Dienstleistungen. Ohne Energie, Lebens- und Genussmittel stieg das Preisniveau um 2,6 Prozent. Diese sogenannte Kernrate wird von vielen Ökonomen als verlässliches Inflationsmaß angesehen.

Das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent wird deutlich überschritten. Die Notenbank bewertet die Entwicklung als vorübergehend und rechnet im kommenden Jahr mit rückläufigen Inflationsraten. Leitzinserhöhungen hat die EZB bisher nicht signalisiert.


Ölpreise wieder auf Talfahrt

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Dienstag kräftig gefallen und haben damit an die rasante Talfahrt vom vergangenen Freitag angeknüpft. Damit konnten sich die Notierungen zu Beginn der Woche nur vorübergehend ein Stück weit erholen. Nach wie vor wird der Handel am Ölmarkt durch die Sorge vor einer als besorgniserregend eingestuften neuen Omikron-Variante des Coronavirus belastet.

Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit Lieferung im Januar 71,01 US-Dollar. Das waren 2,43 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI), ebenfalls mit Lieferung im Januar, fiel um 2,36 Dollar auf 67,59 Dollar.

Im frühen Handel lag der Preis für Rohöl aus den USA nur noch knapp über dem Tiefstand vom Freitag, als heftige Marktturbulenzen die Notierungen um rund zehn Dollar je Barrel abstürzen ließen. Die Notierung für Rohöl aus der Nordsee ist sogar unter das Tief vom Freitag gefallen. Mit dem Omikron-Schock steuern die Ölpreise auf den stärksten Einbruch auf Monatssicht seit der frühen Phase der Corona-Krise zu.

Seit Anfang November ist der Preis für US-Öl mittlerweile mehr als 17 Prozent eingebrochen und der für Brent-Öl etwa 16 Prozent. Am Ölmarkt befürchten die Anleger neue Beschränkungen im Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie und damit einen Rückgang der Nachfrage nach Rohöl.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,1363

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Dienstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1363 (Montag: 1,1276) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8800 (0,8868) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85173 (0,8458) britische Pfund, 128,20 (128,21) japanische Yen und 1,0430 (1,0440) Schweizer Franken fest.


China: Staatlicher Einkaufsmanagerindex steigt stärker als erwartet

PEKING: In China zeichnet sich eine Erholung in der mit Stromengpässen und steigenden Rohstoffpreisen kämpfenden Industrie ab. Der staatliche Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie ist im November stärker gestiegen als erwartet und lag erstmals seit August wieder über der sogenannten Expansionsschwelle. Dies deutet auf ein Anziehen der Aktivitäten in diesem Sektor hin.

Der Indikator stieg um 0,9 Punkte auf 50,1 Zähler, wie aus den am Dienstag in Peking veröffentlichten Daten hervorgeht. Für den von der Regierung ermittelten Einkaufsmanagerindex werden vor allem Manager von großen und staatlich dominierten Industriebetrieben befragt.

Das Wirtschaftsmagazin «Caixin» veröffentlicht am Mittwoch seinen Indikator, der sich auf kleinere und mittlere Industrieunternehmen aus dem Privatsektor konzentriert. Hier wird ein stabiler Wert von 50,6 Zählern erwartet. Der «Caixin»-Index hatte sich bereits wieder im September und Oktober von den Rückgängen davor erholt und war dabei auch wieder über die sogenannte Expansionsschwelle von 50 Punkten gestiegen.

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