Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Foto: Freepik
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Riskante ausländische Investitionen? EU-Kommission prüft 400 Fälle

BRÜSSEL: Binnen eines Jahres hat die EU-Kommission 400 potenziell gefährliche Investitionen aus dem Ausland geprüft. In 80 Prozent der Fälle seien keine weiteren Untersuchungen gerechtfertigt gewesen, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Den Angaben zufolge habe die Kommission in weniger als drei Prozent der bis Ende Juni untersuchten Fälle Stellungnahmen an die zuständigen EU-Länder geschickt, weil es entweder das Risikoprofil des Investors oder die Bedeutung des Investitionsziels erforderlich gemacht hätten.

Die Stellungnahmen der Kommission können etwa «relevante Informationen» über den Fall enthalten oder auch potenzielle Abhilfemaßnahmen empfehlen, um ein mögliches Risiko zu senken. Letztendlich sei es aber Sache des überprüfenden EU-Staates, über die Investition zu entscheiden. Zu einzelnen konkreten Fällen äußerte sich die Kommission nicht.

Vergangenes Jahr traten neue Regeln zum Schutz vor heiklen Übernahmen durch ausländische Investoren in Kraft. Seitdem tauschen sich die EU-Länder gegenseitig über geplante Investitionen aus, die die Sicherheit oder die öffentliche Ordnung gefährden könnten. Es geht zum Beispiel um Versuche, kritische Einrichtungen wie Stromnetze oder sicherheitsrelevante Technologie aufzukaufen.


Rechnungshof: Mehr Fehler bei EU-Regionalausgaben als angenommen

LUXEMBURG: Bei den milliardenschweren EU-Ausgaben für Regionalpolitik unterlaufen den EU-Ländern einem Bericht zufolge mehr Fehler als bislang von der EU-Kommission angenommen. Der Europäische Rechnungshof befand in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht, dass von der Europäischen Kommission geschätzte Fehlerquoten wahrscheinlich zu niedrig seien. Die sogenannte Kohäsionspolitik der EU zielt darauf ab, durch Zahlungen an europäische Regionen Entwicklungsunterschiede zwischen den Staaten zu verringern. Laut den Rechnungsprüfern ist die Kohäsionspolitik mittlerweile der größte Politikbereich der EU: Rund ein Drittel des Budgets wird dafür ausgegeben, rund 390 Milliarden Euro zwischen 2014 und 2020.

Da die Kohäsionspolitik komplex ist, sei das Potenzial für vorschriftswidrige Ausgaben hoch, so die Rechnungsprüfer. Jedes Jahr überprüft die EU-Kommission daher die Jahresrechnungen der Mitgliedstaaten - und schätzt dabei, ob Unregelmäßigkeiten unter dem Schwellenwert von zwei Prozent liegen. «Das Kontrollsystem der Europäischen Kommission gleicht Schwachstellen bei der Überprüfung der Kohäsionsausgaben durch die Prüfbehörden der Mitgliedstaaten nicht ausreichend aus», kritisierte nun der zuständige Rechnungsprüfer Tony Murphy. Teilweise würden vorschriftswidrige Ausgaben weder aufgedeckt noch berichtigt, so der Bericht. Die von der EU-Kommission geschätzten Fehlerquoten seien daher zu niedrig.


EU-Parlament segnet Reform der EU-Agrarpolitik ab

STRAßBURG: Nach jahrelangem Ringen hat die Reform der milliardenschweren europäischen Agrarpolitik eine der letzten Hürden genommen. Das EU-Parlament in Straßburg stimmte am Dienstag mit deutlicher Mehrheit für die Pläne zur Neuordnung. Sie sehen vor, die Landwirtschaft mit den Umwelt- und Klimaschutzzielen der EU in Einklang zu bringen.

Künftig soll etwa ein bestimmter Teil der Agrargelder an Umweltauflagen geknüpft sein. Außerdem sollen Bäuerinnen und Bauern mit kleineren Höfen gezielt unterstützt werden. Eine ständige Krisenreserve soll die Landwirte in Zeiten von Preisschwankungen oder instabilen Märkten unterstützen. Nach dem EU-Parlament müssen nun noch die Mitgliedstaaten dem über Jahre mühsam ausgehandelten Kompromiss zustimmen, was als Formsache gilt. Die Reform tritt dann 2023 in Kraft.

Von 2023 bis 2027 verfügt die EU-Agrarpolitik über ein Budget von rund 270 Milliarden Euro. Die Agrar-Gelder gehören zu den größten Posten im EU-Budget, die Landwirtschaft ist für einen großen Teil der EU-Treibhausgasemissionen verantwortlich. Während Konservative und Liberale die Reform begrüßten, erntete sie von Sozialdemokraten, Grünen und Linken vernichtende Kritik.

Der Grünen-Abgeordnete Martin Häusling etwa erklärte nach der Abstimmung, die Agrarreform habe ihren Namen nicht verdient. «Gewinnerin ist die Agrarindustrie. Wer die größten Flächen hat, wird weiterhin am meisten Geld bekommen, ohne nennenswerte Verpflichtungen auf den Schutz von Tieren, Umwelt und Klima.» Der CDU-Abgeordnete Peter Liese hingegen erklärte: «Die Reform bringt deutlich mehr Umweltschutz in die Agrarpolitik.»


Inflationssorgen belasten Dax

FRANKFURT/MAIN: Der Dax hat sich am Dienstag nach Verlusten knapp über 16.000 Punkten behauptet. Am Nachmittag gab er noch um 0,70 Prozent auf 16.002,69 Punkte nach. Der MDax verlor 0,97 Prozent auf 35.316,99 Zähler. Der Euro stabilisierte sich nach seinem tiefsten Stand seit Mitte 2020, den die Gemeinschaftswährung in der Nacht mit 1,1226 Dollar erreicht hatte. Im Nachmittagshandel wurden zuletzt 1,1253 US-Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1278 Dollar festgesetzt. Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Dienstag gefallen. Der Rentenindex Rex verlor 0,35 Prozent auf 145,02 Punkte. Die Umlaufrendite stieg von minus 0,44 Prozent am Vortag auf minus 0,38 Prozent. Der Bund-Future gab um 0,45 Prozent auf 170,88 Zähler nach.


Finanzinvestoren wollen Aareal Bank schlucken

WIESBADEN: Die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge machen mit der Übernahme der Aareal Bank Ernst. Die Unternehmen wollen für jede Aktie des Gewerbeimmobilien-Finanzierers 29 Euro bieten, wie sie und die Bank am Dienstag mitteilten. Damit bewerten sie das Wiesbadener Institut mit mehr als 1,7 Milliarden Euro. Die Bank hatte Anfang Oktober Gespräche öffentlich gemacht und den Preis von 29 Euro je Aktie bereits als Verhandlungsgrundlage genannt. Vorstand und Aufsichtsrat der Bank stehen hinter dem Vorhaben. Als Bedingung für die Übernahme gilt, dass die Anteilseigner den Finanzinvestoren mindestens 70 Prozent der Aktien andienen. Außerdem müssen die Aufsichtsbehörden zustimmen.


Viele Bauern schreiben Verluste - Nur Ökolandwirtschaft rentabel

BERLIN: Die große Mehrheit der hauptberuflichen Bauern in Deutschland hat nach Schätzung der Landwirtschaftskammern in diesem Jahr Verluste geschrieben. Das Wirtschaftsjahr 2020/21 hat demnach einem Großteil der Haupterwerbsbetriebe «ein empfindliches Gewinnminus verbunden mit Eigenkapitalverlusten» eingebracht. Lediglich Ökobetriebe arbeiteten weitgehend rentabel, wie der Verband der Landwirtschaftskammern am Dienstag mitteilte. Dazu trugen mehrere Faktoren bei, darunter die Folgen der Pandemie ebenso wie die Afrikanische Schweinepest und unterdurchschnittliche Erntemengen bei wichtigen Nutzpflanzen. Besonders hart getroffen sind demnach Kartoffelbauern und Schweinehalter.


Klägern im Telekom-Prozess wird Vergleich angeboten

FRANKFURT/MAIN: Im Rechtsstreit um den dritten Börsengang der Deutschen Telekom wird den Klägern ein Vergleich angeboten. Bei Annahme erhalten sie den im Jahr 2000 geleisteten Kaufpreis zurück, von dem zwischenzeitlich gezahlte Dividenden und ungefähr den heutigen Kurswert abgezogen werden. Aufgeschlagen werden hingegen 70 Prozent der üblichen Prozesszinsen. Die Aktien bleiben dann im Besitz der Anleger. Auf diese Lösung verständigten sich am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Frankfurt maßgebliche Anlegerschutzanwälte und die drei Beklagten Deutsche Telekom, Bundesrepublik Deutschland und die Staatsbank KfW. Ob sie den Vergleich annehmen, entscheiden aber die einzelnen Kläger. Ihnen soll bis Ende Juni 2022 jeweils ein Angebot vorgelegt werden.


USA verhängen wegen Nord Stream 2 weitere Sanktionen

WASHINGTON/MOSKAU: Die USA wollen wegen der umstrittenen deutsch-russischen Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 weitere Sanktionen verhängen. Betroffen seien das mit der Pipeline befasste und mit Russland in Verbindung stehende Unternehmen Transadria und dessen Schiff «Merlin», teilte das Außenministerium am Montag in Washington mit. Damit seien inzwischen acht Personen oder Einrichtungen sowie 17 Schiffe mit Sanktionen belegt. Russland kritisierte die Sanktionen am Dienstag als Verstoß gegen internationales Recht und drohte mit Gegenmaßnahmen.


Corona-Gesetz mit 3G am Arbeitsplatz tritt Mittwoch in Kraft

BERLIN: Das neue Infektionsschutzgesetz mit Regeln für 3G am Arbeitsplatz, in Bus und Bahn tritt an diesem Mittwoch in Kraft. Es wurde am Dienstag im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Am Montag hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Gesetz mit den neuen Corona-Auflagen unterschrieben. Das umstrittene, von SPD, Grünen und FDP vorgelegte Gesetz sieht zur Bekämpfung der Corona-Pandemie unter anderem 3G am Arbeitsplatz sowie in Bussen und Zügen vor. Hier muss man dann entweder nachweisen, dass man geimpft oder genesen ist oder einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen. Die Deutsche Bahn kündigte am Dienstag entsprechende Kontrollen der sogenannten 3G-Regel an.


UN fordern Stärkung des Nahrungsmittelsektors gegen Schocks

ROM: Die Vereinten Nationen (UN) haben in einem Bericht vor den Auswirkungen weiterer Dämpfer für den Nahrungsmittelsektor gewarnt. Verglichen mit anderen Wirtschaftsbereichen sei die Landwirtschaft Gefahren wie dem Klimawandel besonders ausgesetzt, schrieb die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) in dem am Dienstag in Rom veröffentlichten Bericht. Das Nahrungsmittelsystem müsse deshalb aus biologischer und sozioökonomischer Sicht widerstandsfähiger werden, damit die Ernährung von Millionen von Menschen gewährleistet bleibe.

Schätzungsweise drei Milliarden Menschen könnten sich heutzutage keine gesunde Ernährung leisten, schrieben die FAO-Autoren weiter. Eine Milliarde weiterer könnte dazu kommen, wenn eine Erschütterung im Wirtschaftssystem, ein sogenannter «Schock», ihr Einkommen um ein Drittel verringere. Bei Unterbrechnungen des Nahrungsmittelsystems, durch extreme Wetterereignisse oder Tier- und Pflanzenseuchen etwa, drohen zudem steigende Preise. Besonders gefährdet seien Entwicklungs- und Schwellenländer.

«Die Corona-Pandemie hat die Widerstandsfähigkeit und Schwäche unserer Lebensmittelsysteme hervorgehoben», erklärte FAO-Generaldirektor Qu Dongyu. Bereits vor Covid-19 war die Welt aus Sicht der UN-Behörde nicht auf dem richtigen Weg, um ihrer Zusage nachzukommen, Hunger und Mangelernährung bis 2030 zu beenden. Die Experten empfahlen den Staaten etwa, das Netzwerk ihrer Nahrungsmittelsysteme auszubauen, damit sie Rückschläge besser kompensieren können. Außerdem sollten sie kleine und mittlere Unternehmen in der Lebensmittelkette unterstützen.

Im weltweiten Nahrungsmittelsystem, also in der Produktion, Lagerung, Weiterverarbeitung sowie Transport, Verteilung und Verzehr von Lebensmitteln werden den Angaben nach jährlich elf Milliarden Tonnen Nahrung hergestellt. Laut FAO sind Milliarden von Menschen in dem Bereich direkt oder indirekt beschäftigt.


Biden öffnet wegen gestiegener Ölpreise strategische Reserven

WASHINGTON: Angesichts rasant gestiegener Energiepreise hat US-Präsident Joe Biden die Freigabe von 50 Millionen Barrel Öl aus der strategischen Reserve angeordnet. Nach Angaben des Präsidialamtes vom Dienstag gibt es ebenfalls Ankündigungen dazu aus China, Indien, Japan, Südkorea und Großbritannien. Länder auf der ganzen Welt hätten im Zuge der Pandemie damit zu kämpfen, dass die Nachfrage der Verbraucher nach Gütern das Angebot übersteige.

Ziel sei es nun, die Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA zu senken und das Missverhältnis zwischen der Nachfrage und dem Angebot auszugleichen. «Der Präsident hat mit Ländern in der ganzen Welt zusammengearbeitet, um den Versorgungsmangel nach der Pandemie zu beheben», teilte das Präsidialamt mit. Biden steht angesichts der vergleichsweise hohen Inflation und sinkender Zustimmungswerte in der Bevölkerung unter Druck.


UN-Spendenziel für Afghanistan erfüllt - großer deutscher Beitrag

GENF: Die Vereinten Nationen haben das selbst gesteckte Ziel von 600 Millionen Dollar (530 Millionen Euro) an Unterstützung für die notleidende Bevölkerung Afghanistans erreicht. Wie aus Zahlen des UN-Nothilfebüros OCHA vom Dienstag hervorgeht, steuerte Deutschland 76 Millionen Dollar bei und zählt mit den USA, der Europäischen Kommission, Frankreich und Japan zu den größten Spendern.

Die internationalen Geldgeber hätten nicht nur das UN-Spendenziel erreicht, sondern auch dazu beigetragen, dass die humanitäre Arbeit vor Ort ausgebaut werden konnte, sagte OCHA-Sprecher Jens Laerke in Genf. Seit Anfang September erhielten 7,2 Millionen Menschen in Afghanistan Nahrungsmittelhilfe. Rund 900.000 wurden medizinisch unterstützt.

UN-Organisationen haben laut Laerke Zugang zu allen Regionen im Land. «Doch wegen der Banken- und Finanzkrise in Afghanistan konnten noch nicht alle Mittel vor Ort eingesetzt werden», sagte er. Die humanitäre Krise sei noch nicht vorbei.

Die militant-islamistischen Taliban hatten nach dem Abzug der internationalen Nato-Truppen Mitte August die Macht im Land übernommen. Gleichzeitig stellten Geberländer die Zahlung von Hilfs- und Entwicklungsgeldern ein, Reserven der afghanischen Zentralbank wurden eingefroren. Internationale Überweisungen in das Land über das Swift-System sind ausgesetzt.


Unternehmensstimmung in Eurozone hellt sich überraschend auf

LONDON: Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hat sich im November überraschend aufgehellt.

Der Einkaufsmanagerindex des Instituts IHS Markit stieg gegenüber dem Vormonat um 1,6 Punkte auf 55,8 Zähler, wie die Marktforscher am Dienstag mitteilten. Experten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 53 Punkte gerechnet. In der Industrie besserte sich die Stimmung leicht. Unter Dienstleistern hellte sie sich deutlicher auf. Einher ging die Entwicklung jedoch mit einem Rekordanstieg der Einkaufs- und Verkaufspreise.


Industriepräsident: Neue Gaskraftwerke als Übergangstechnik notwendig

BERLIN: Die deutsche Industrie hält in den kommenden Jahren eine massiven Zubau von Gaskraftwerken als Übergangstechnologie für notwendig. Industriepräsident Siegfried Russwurm sprach am Dienstag bei einem Klimakongress des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) von einem Zubau von 43 Gigawatt Gaskraftwerken bis 2030. «Das ist richtig viel.» Die Gaskraftwerke sollten mit Erdgas betrieben und später auf «grünen Wasserstoff» umgestellt werden. Die neue Regierung müsse den Bau neuer Gaskraftwerke schnell beschließen.

Dies ist aber umstritten. Im Grünen-Wahlprogramm etwa heißt es, neue Gaskraftwerke oder Infrastrukturen, die für den Kohleausstieg gebraucht würden, dürfe es nur geben, wenn sie «aktuell zwingend» notwendig seien und bereits «Wasserstoffready» geplant und gebaut werden.

Der BDI hatte bereits in einer vor einem Monat vorgelegten Studie darauf verwiesen, neue Gaskraftwerke seien nötig, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die letzten verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland sollen Ende 2022 vom Netz gehen. Die mögliche neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP will den Kohleausstieg vorziehen. «Idealerweise» solle dies bereits 2030 geschehen und nicht erst 2038 wie bisher geplant, wie es im Sondierungspapier heißt. Beim Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne gibt es bisher aber viele Hemmnisse.

Die Industrie legte kurz vor dem erwarteten Ende der Ampel-Koalitionsverhandlungen einen Fünf-Punkte-Plan dazu vor, was die neue Regierung schnell umsetzen müsse. Mit Blick auf Klimaziele in neun Jahren sagte Russwurm: «2030 ist aus Sicht der Industrie morgen.» Er verwies auf Investitionszyklen in der Wirtschaft. Viele Unternehmen seien bereit, zu investieren. Die Infrastruktur für erneuerbare Energien müsse aber schneller und massiv ausgebaut werden.


EZB-Direktorin Schnabel sieht höhere Inflationsrisiken

FRANKFURT/MAIN: EZB-Direktorin Isabel Schnabel geht nach eigenen Worten von einem Rückgang der vergleichsweise hohen Inflation aus. Es wüchsen aber offenbar die Zweifel, wie schnell und in welchem Ausmaß die Teuerung zurückgehe, sagte die deutsche Volkswirtin in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Euro legte nach den Äußerungen gegenüber dem Dollar etwas zu.

«Es ist plausibel anzunehmen, dass die Inflation mittelfristig unter unser Ziel von zwei Prozent sinken wird», sagte Schnabel. Allerdings deuteten die Inflationsrisiken nach oben. «Die Unsicherheit über Tempo und Ausmaß des Rückgangs hat zugenommen». Dieser höheren Unsicherheit müsse die Europäische Zentralbank Rechnung tragen.

Schnabels Bemerkungen folgen auf einige andere kritischere Bemerkungen aus den Reihen der EZB. Bisher geht die Notenbank davon aus, dass der seit diesem Jahr auftretende Inflationsanstieg eine vorübergehende Angelegenheit ist, die auf Corona-Sondereffekte zurückgeht und sich im kommenden Jahr wieder zurückbilden dürfte. Unter Ökonomen werden aber zunehmend Zweifel laut.

Mit Blick auf die angespannte Corona-Lage in Europa äußerte sich Schnabel vorsichtig. Die steigenden Infektionszahlen und entsprechende Eindämmungsmaßnahmen dürften sich kurzfristig die wirtschaftliche Aktivität dämpfen. Insbesondere die kontaktintensive Dienstleistungsbranche dürfte davon betroffen sein. «Aber ich glaube nicht, dass dies die allgemeine Erholung zunichtemachen wird.»


Importe von Unterhaltungselektronik nach Deutschland gestiegen

WIESBADEN: Die Nachfrage nach Spielekonsolen, Kopfhörern und Digitalkameras aus ausländischer Produktion ist in Deutschland weiter gestiegen. Von Januar bis September wurde Unterhaltungselektronik im Gesamtwert von 7,7 Milliarden Euro importiert, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat.

Das waren nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Dienstag 878 Millionen Euro oder 12,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch im Vergleich zu den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 gab es einen Anstieg - und zwar um 9,4 Prozent. Üblicherweise bekommt das Geschäft mit Unterhaltungselektronik im Schlussquartal eines Jahres im Zuge des Weihnachtsgeschäfts noch einmal einen Schub.

Etwa die Hälfte der eingeführten Unterhaltungselektronik kam den Angaben zufolge zuletzt aus Asien. Wichtigstes Herkunftsland war China mit einem Anteil von 39,2 Prozent am Wert der von Januar bis einschließlich September eingeführten Geräte. Japan lag mit einem Anteil von 7,8 Prozent auf Platz 3 der wichtigsten Herkunftsländer nach Polen (10,8 Prozent).


Scharfe Kritik an Sozialreform: Johnson gewinnt Abstimmung knapp

LONDON: Trotz scharfer Kritik aus den eigenen Reihen hat der britische Premierminister Boris Johnson eine Parlamentsabstimmung über eine umstrittene Sozialreform knapp gewonnen. Allerdings brachten die Tories das Gesetz am späten Montagabend nur mit 26 Stimmen Mehrheit durch das Unterhaus - dabei haben sie eigentlich ein Plus von 77 Sitzen.

Die Reform sieht eine Obergrenze von 86.000 Pfund (gut 102.000 Euro) vor, die Menschen für ihre Pflege selbst aufbringen müssen. Nach Ansicht der Opposition, aber auch vieler Tory-Abgeordneter werden dadurch ärmere Menschen deutlich schlechter gestellt als wohlhabendere. Viele müssten vermutlich ihre Häuser verkaufen - genau das hatte Johnson stets ausgeschlossen.

Die Zeitung «Daily Mirror» berichtete, dass einige Abgeordnete von Johnsons konservativer Partei kurz vor der Abstimmung noch bei einem Dinner mit Tory-Spendern Champagner getrunken hätten. Um einen Tisch bei dem Event zu buchen, seien 15.000 Pfund aufgerufen worden. Der stets gut informierte «Sun»-Reporter Harry Cole twitterte, ein Abendessen mit Finanzminister Rishi Sunak sei für 35.000 Pfund versteigert worden, ein Karaokeabend mit Außenministerin Liz Truss für 22.000 Pfund.

Johnson steht ohnehin schwer unter Druck, seitdem er am Montag eine auch für seine Verhältnisse äußerst bizarre Rede gehalten hatte. Vor Wirtschaftsvertretern verglich er sich mit Moses, lobte minutenlang einen Peppa-Wutz-Themenpark und verlor vorübergehend den Faden. In einem TV-Interview wurde Johnson später gefragt, ob es ihm gut gehe. Tory-Abgeordnete verurteilten die Rede als «peinlich» und «chaotisch.»


Ölpreise geben nach - Freigabe von Notreserven im Blick

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Dienstag aufgrund sich verdichtender Hinweise auf eine Freigabe von Notreserven nachgegeben. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 79,04 US-Dollar. Das waren 66 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 86 Cent auf 75,89 Dollar.

Seit Tagen spekulieren Marktteilnehmer über eine abgestimmte Freigabe nationaler Ölreserven. Hintergrund sind die hohen Rohölpreise, die im Oktober auf mehrjährige Höchststände gestiegen waren, seither aber nachgegeben haben. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg stehen die USA kurz vor der Verkündung einer Notfreigabe. Andere große Verbrauchsländer wie Japan, Indien und Südkorea sollen sich anschließen. China hatte bereits ähnliche Schritte angekündigt.

Wie der mächtige Ölverbund Opec+ auf eine Freigabe reagieren wird, ist unklar. Seit Sommer weiten die 23 Förderländer, angeführt durch Saudi-Arabien und Russland, ihre Produktion schrittweise aus. Dem zugleich deutlichen Preisanstieg sind sie jedoch nicht mit einer stärkeren Ausweitung begegnet, was Kritik aus den Verbrauchsländern auf sich gezogen hat. Argumentiert wird, die hohen Ölpreise könnten die wirtschaftliche Erholung vom Corona-Einbruch abwürgen.


Euro fällt auf Tiefstand seit Mitte 2020

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Dienstag weiter schwach tendiert. In der Nacht auf Dienstag fiel die Gemeinschaftswährung mit 1,1226 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte 2020. In den vergangenen Wochen wurden bereits ähnliche Tiefstände markiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1278 Dollar festgesetzt.

Der Euro wird seit längerer Zeit durch die US-Geldpolitik unter Druck gesetzt. Am Montag nominierte US-Präsident Joe Biden den aktuellen Notenbank-Chef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit. Dies wurde an den Märkten als Zeichen der Kontinuität aufgenommen, was den US-Dollar stärkte.

Darüber hinaus verdichten sich die Hinweise auf eine schnellere geldpolitische Straffung durch die US-Notenbank Fed. Mit Raphael Bostic hat bereits der dritte Zentralbanker innerhalb kurzer Zeit eine raschere Rückführung der immensen Fed-Wertpapierkäufe ins Spiel gebracht. Vor ihm hatte etwa der Stellvertreter von Fed-Chef Powell, Richard Clarida, ähnliche Bemerkungen fallen lassen. Ein wichtiger Grund dürfte die hohe Inflation deutlich über dem Fed-Ziel sein.


Advent und Centerbridge legen Offerte für Aareal Bank vor

WIESBADEN: Die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge wollen den Immobilienfinanzierer Aareal Bank übernehmen. Für das im SDax gelistete Wiesbadener Institut wollen sie 29 Euro je Aktie in bar zahlen, wie aus Mitteilungen der Aareal Bank und der Finanzinvestoren am Dienstag hervorgeht. Das entspreche einer Prämie von rund 35 Prozent auf den volumengewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurs vor Bestätigung der Gespräche über eine mögliche Transaktion Anfang Oktober. Das Volumen beläuft sich auf gut 1,7 Milliarden Euro.

Das Aareal-Management unterstützt die Offerte. Voraussetzung für einen Erfolg ist das Erreichen einer Mindestannahmeschwelle von 70 Prozent. Am Montag hatten die Aktien der Aareal Bank mit 28,10 Euro geschlossen.

Die Investoren stünden hinter der Strategie der Aareal Bank und wollten das Wachstum der Gruppe beschleunigen, hieß es weiter. Die nötigen Investitionen sollen demnach auch durch Gewinne finanziert werden, weshalb der zweite Teil der Dividende für 2020 erst einmal nicht fließen soll.


Eon plant milliardenschwere Investitionen in Netzausbau

ESSEN: Acht Monate nach seinem Amtsantritt hat Eon-Vorstandschef Leonhard Birnbaum dem Konzern ein milliardenschweres Wachstumspaket verordnet. Bis 2026 soll Deutschlands größter Energieversorger rund 27 Milliarden Euro investieren, zumeist in den Ausbau der Energie-Verteilnetze. «Eon startet jetzt eine umfassende Wachstums- und Investitionsoffensive für den Aufbau einer CO2-freien, digitalen Energiewelt», sagte der 54-Jährige am Dienstag. Den Aktionären versprach der promovierte Chemieingenieur bei einem «Kapitalmarkttag» für Investoren ein jährliches Wachstum des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund vier Prozent auf schließlich rund 7,8 Milliarden im Jahr 2026.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.