Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Neera Tanden, US-Präsident Joe Bidens Kandidatin für die Leitung des Office of Management and Budget (OMB). Foto: epa/Anna Moneymaker
Neera Tanden, US-Präsident Joe Bidens Kandidatin für die Leitung des Office of Management and Budget (OMB). Foto: epa/Anna Moneymaker

Erster Rückschlag für Biden bei Besetzung von Top-Positionen

WASHINGTON: Der neue US-Präsident Joe Biden hat bei der Bestätigung seiner Kabinettsmitglieder und Behördenchefs durch den Senat erstmals einen Rückschlag einstecken müssen. Er habe den Rücktritt von Neera Tanden als Kandidatin für die Leitung des Haushaltsamts der Regierung (OMB) angenommen, erklärte der Präsident am Dienstagabend (Ortszeit). Viele Republikaner und mindestens ein demokratischer Senator hatten Tandens Kandidatur abgelehnt. Sie bemängelten frühere Aussagen Tandens, die sich unter anderem auf Twitter sehr abschätzig über führende Republikaner geäußert hatte.

Das Haushaltsamt (OMB) ist eine weniger bekannte Behörde, die aber für das Funktionieren der Regierungsgeschäfte sehr wichtig ist. Mit dem Rückzug der Kandidatur blieb Biden eine absehbare Niederlage bei der Abstimmung im Senat erspart. Bislang konnte Biden seine Kandidaten für Ministerposten und Behördenleitungen im Senat jeweils mit einer überparteilichen Mehrheit durchsetzen. Die Demokraten alleine halten derzeit genau 50 der 100 Sitze im Senat. Die Kammer des Kongresses muss allen Top-Personalien der Regierung zustimmen.

Biden erklärte, er habe «größten Respekt» für Tanden, für ihre Erfahrung und ihren Rat. Er freue sich darauf, sie nun in einer anderen Rolle in den Dienst der Regierung zu bringen. Tanden erklärte in einem vom Weißen Haus verbreiteten Schreiben an Biden, es sei ihr eine Ehre gewesen, für den Posten nominiert zu sein. «Leider scheint es jetzt klar, dass es keinen Weg gibt, (vom Senat) bestätigt zu werden», schrieb Tanden demnach. Sie wolle verhindern, dass ein Festhalten an der Nominierung zur Last für die Regierung werde.


Fusionspartner Fiat Chrysler und PSA präsentieren Geschäftszahlen

PARIS/AMSTERDAM: Rund eineinhalb Monate nach ihrem Zusammenschluss zum Autogiganten Stellantis legen die Fusionspartner PSA und Fiat Chrysler am Mittwoch (08.30 Uhr) gemeinsam ihre Geschäftszahlen für 2020 vor.

Vor der Corona-Krise setzten FCA und der Opel-Mutterkonzern PSA zusammen mehr als acht Millionen Fahrzeuge ab und erzielten einen Jahresumsatz von knapp 170 Milliarden Euro. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund waren 2019 größer. Stellantis führt 14 Automarken aus Europa und den USA wie Opel, Peugeot, Citroën, Jeep, Maserati oder Alfa Romeo. Die Partner hatten ihre Megafusion Mitte Januar abgeschlossen.


Euro erholt sich von zwischenzeitlichen Verlusten

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat sich am Dienstag von zwischenzeitlichen Verlusten erholt. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,2057 US-Dollar. Sie notierte damit ungefähr auf dem Niveau vom Vorabend. Am Morgen war der Euro jedoch zeitweise unter 1,20 Dollar gefallen und erreichte den niedrigsten Stand seit einem Monat. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2028 (Montag: 1,2053) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8314 (0,8297) Euro.

Die insgesamt freundliche Stimmung an den Aktienmärkten stützte auch den Euro etwas. In der Eurozone hat sich die Inflationsrate im Februar nicht verändert. Die Jahresrate lag wie schon im Januar bei 0,9 Prozent. Volkswirte hatten mit der Entwicklung gerechnet. Die weniger schwankende Kernrate ging spürbar zurück. Die Daten dämpften Befürchtungen einer rasch steigenden Inflation.

Am Morgen wurde der Euro nach durch schwache Einzelhandelsdaten aus Deutschland belastet. Im Januar gingen die Erlöse der Branche coronabedingt stark zurück. Die Einbußen waren noch stärker als von Analysten erwartet.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86433 (0,86558) britische Pfund, 128,58 (128,63) japanische Yen und 1,1050 (1,1014) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold (31,1 Gramm) wurde am Nachmittag in London mit 1722 Dollar gehandelt. Das waren drei Dollar weniger als am Vortag.


Dax etabliert sich oberhalb von 14.000 Punkten

FRANKFURT/MAIN: Der Dax hat sich am Dienstagnachmittag deutlich über der am Vortag zurückeroberten Marke von 14.000 Punkten etabliert. Mit zuletzt plus 0,42 Prozent auf 14.073,50 Punkten bewegte sich der Leitindex nach dem starken Monatsbeginn zugleich wieder etwas mehr in Richtung seines vor drei Wochen erreichten Rekordhochs von 14.169 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen rückte um 0,37 Prozent auf 32.019,26 Punkte vor. Höher mit 0,4 Prozent notierte auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50. Der Euro rutschte am Dienstag kurzzeitig unter die Marke von 1,20 US-Dollar, zuletzt stand die Gemeinschaftswährung mit 1,2029 Dollar wieder darüber. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag auf 1,2053 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,36 Prozent am Vortag auf minus 0,37 Prozent.


Warnstreiks der IG Metall in vielen Werken begonnen

FRANKFURT/MAIN: Unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht hat die IG Metall ihre Warnstreiks in der deutschen Metall- und Elektroindustrie begonnen. Kurz nach Mitternacht legten Beschäftigte beispielsweise im Bremer Mercedes-Werk, in Hamburg bei Airbus Operations, im Daimler-Werk in Berlin-Marienfelde oder bei Continental im rheinland-pfälzischen Rheinböllen die Arbeit kurzfristig nieder. Im Laufe des Tages sollten viele weitere Betriebe folgen, wie die Gewerkschaftsbezirke angekündigt haben. Schon am Vortag hatten sich tausende Metaller an Protestaktionen beteiligt, die wegen der Corona-Pandemie mit großem Abstand erfolgen mussten. Die Gewerkschaft fordert für die rund 3,8 Millionen Beschäftigten vier Prozent mehr Geld - wo es in einem Betrieb schlecht läuft, in Form von Lohnausgleich bei einer auf vier Tage abgesenkten Arbeitszeit. Die Arbeitgeber haben bislang Lohnerhöhungen frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht gestellt und wollen automatische Abweichungen vom Tarifniveau für schwächere Betriebe.


DZ-Bank-Gewinn bricht ein - 2021 weiterer Rückgang erwartet

FRANKFURT/MAIN: Die DZ Bank rechnet nach einem Gewinneinbruch in der Corona-Krise 2020 im laufenden Jahr mit einem weiteren Ergebnisrückgang. «Aufgrund der schwer abschätzbaren Folgen der Pandemie für das Wirtschaftsgeschehen gehen wir für 2021 von einem Ergebnis leicht unterhalb des Vorjahresniveaus aus», prognostizierte der Co-Chef des genossenschaftlichen Spitzeninstituts, Cornelius Riese, bei der Bilanzvorlage am Dienstag in Frankfurt. Im vergangenen Jahr sackten sowohl das Vorsteuerergebnis als auch der Überschuss der DZ-Bank-Gruppe zum Vorjahr jeweils um fast die Hälfte ab. Vor Steuern stand ein Gewinn von rund 1,46 (Vorjahr: 2,66) Milliarden Euro in den Büchern, unter dem Strich blieben 980 Millionen (1,88 Mrd) Euro. Beide Werte liegen etwas über dem Niveau des Jahres 2018. Zur DZ-Bank-Gruppe gehören unter anderen die Bausparkasse Schwäbisch Hall und die R+V Versicherung.


Rekordjahr wegen Krise: Hellofresh mit starkem Wachstum

BERLIN: Mit vorbereiteten, bereits abgemessenen Zutaten und eigenen Rezepten beliefert der Kochboxenversender Hellofresh seine Kunden - und hat aufgrund der hohen Nachfrage in der Corona-Krise ein Rekordjahr verbucht. Mit 3,75 Milliarden Euro habe sich der Umsatz im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, teilte das MDax-Unternehmen am Dienstag in Berlin mit. Dabei macht nach wie vor das Geschäft in den USA über die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Die anderen Märkte werden gemeinsam als internationales Segment gelistet. Im ersten Jahr der Corona-Krise verzeichnete Hellofresh weltweit rund 74,3 Millionen Bestellungen und damit fast doppelt so viele wie noch 2019. Auch unterm Strich blieb einiges übrig: Nach einem Verlust von rund sieben Millionen Euro im Vorjahr erzielte der Konzern nun einen Gewinn von gut 351 Millionen Euro.


Autovermieter Erich Sixt verabschiedet sich mit schwarzen Zahlen

PULLACH: Deutschlands größte Autovermietung Sixt hat auch im Corona-Krisenjahr 2020 einen kleinen Gewinn erwirtschaftet und dem scheidenden Vorstandschef Erich Sixt damit die größte Freude gemacht. «Ich möchte nicht nach 50 Jahren abtreten und im letzten Jahr noch einen Verlust verzeichnen», sagte der 76-Jährige Firmenpatriarch am Dienstag in Pullach: «Dieser Makel» sei ihm erspart geblieben. Seine Söhne Alexander und Konstantin, die ihn im Juni als gemeinsame Vorstandschefs ablösen, würden den Konzern jetzt zu neuen Ufern führen. Reisebeschränkungen und Lockdowns hatten den Konzernumsatz von 2,5 auf 1,5 Milliarden Euro einbrechen lassen. Obwohl Sixt seine Autoflotte um ein Viertel verkleinerte, 1200 Stellen abbaute und viele Mitarbeiter in Kurzarbeit schickte, rutschte das Konzernergebnis vor Steuern mit minus 81,5 Millionen Euro in die roten Zahlen. Aber durch den Verkauf des Leasinggeschäfts stand unter dem Strich doch noch ein Gewinn von 2 Millionen Euro nach Steuern.


Ein Jahr Härtetest - Arbeitsmarkt bleibt trotz Wunden stabil

NÜRNBERG: Mehr als eine Million Langzeitarbeitslose, 500.000 Menschen zusätzlich ohne Job und Millionen Kurzarbeiter: Ein Jahr nach dem Beginn des ersten Corona-Lockdowns sind die Pandemie-Folgen auf dem deutschen Arbeitsmarkt ablesbar. «Es gibt erkennbar deutliche Opfer», sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, am Dienstag in Nürnberg: Ältere, Kranke, Migranten, weniger Qualifizierte. Die Langzeitarbeitslosigkeit steige, Minijobber seien besonders betroffen - allein durch Corona sank deren Zahl um 530.000, besonders im Handel und im Gastgewerbe. Insgesamt stieg die Arbeitslosigkeit in Deutschland im Februar wegen der Corona-Pandemie saisonuntypisch leicht auf 2,904 Millionen Menschen, 4000 mehr als im Januar und 509.000 mehr als im Februar 2020. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 6,3 Prozent.


ING zieht sich aus Privatkundengeschäft in Österreich zurück

FRANKFURT/WIEN: Die ING zieht sich aus dem Privatkundengeschäft in Österreich zurück und könnte dadurch bis zu 550.000 Kunden verlieren. In einem ersten Schritt sollen zu Anfang Juni 2021 Beziehungen zu Kunden beendet werden, die ausschließlich Sparkonten bei der ING Österreich führen, wie das Geldhaus am Dienstag mitteilte. Bis zum Ende des laufenden Jahres will die Bank ihr Privatkundengeschäft in Österreich ganz beenden und sich dort künftig auf Firmenkunden konzentrieren.

Der Rückzug aus dem Privatkundengeschäft in Österreich hat auch Auswirkungen auf die Direktbank ING in Deutschland mit Sitz in Frankfurt, denn die Zahl der Privatkunden wurde bislang für Deutschland und Österreich zusammen angegeben. Im vergangenen Jahr stagnierte die Zahl mit insgesamt 9,53 Millionen fast.

Jahrelang lockte die Direktbank unter dem Namen ING-Diba Kunden mit relativ hohen Sparzinsen. Doch Einlagen kosten im aktuellen Zinstief Geld. Darum bemüht sich das Institut, das seit November 2018 nur noch unter dem Namen des niederländischen Mutterkonzerns ING auftritt, um mehr Hausbankkunden. Heißt: Idealerweise parken Kunden nicht nur Geld, sondern sorgen über Baufinanzierung, Verbraucherkredite oder Wertpapiersparen für Provisionseinnahmen.

Mit dem nun für Österreich angekündigten Schritt rückt das zwischenzeitlich von ING-Deutschland-Chef Nick Jue angepeilte Ziel von zehn Millionen Privatkunden in noch weitere Ferne. Bei der Bilanzvorlage Mitte Februar hatte Jue das ursprünglich für 2019 ausgerufene Ziel kassiert: «Ich möchte noch immer gerne die zehn Millionen erreichen, es ist aber kein Ziel mehr», sagte Jue. «Für uns ist profitables Wachstum wichtiger als Wachstum um jeden Preis.»


Corona-Ausbruch bei Miele: 4000 Mitarbeiter von Ausfällen betroffen

GÜTERSLOH/EUSKIRCHEN: Nach einem Corona-Ausbruch im Euskirchener Werk des Hausgeräteherstellers Miele sind derzeit firmenweit 4000 Mitarbeiter von Produktionsausfällen betroffen. Das teilte eine Sprecherin am Dienstag mit. Nach positiven Tests in dem Motorenwerk im Rheinland mit insgesamt 500 Beschäftigen mussten Ende Februar über 200 Mitarbeiter in Quarantäne. Die Produktion wurde heruntergefahren. Zuvor hatte die Zeitung «Die Glocke» über die Zahl der firmenweit 4000 betroffenen Mitarbeiter berichtet.

Durch die Lieferausfälle in Euskirchen muss in der Folge auch die Produktion in den Waschmaschinenwerken in Gütersloh und Ksawerów (Polen), im Trocknerwerk in Unicov (Tschechien) und der Geschirrspülerproduktion in Bielefeld und Unicov heruntergefahren werden. Auch die Staubsaugerproduktion in Bielefeld ist betroffen. Laut Planung soll die Produktion am 10. März wieder starten.


Staatsgelder wegen Kohleausstieg könnten gegen EU-Recht verstoßen

BRÜSSEL: Staatliche Zahlungen an Energiekonzerne wegen des beschlossenen Kohleausstiegs könnten gegen EU-Recht verstoßen. Die EU-Kommission teilte am Dienstag mit, sie habe «Zweifel an der Vereinbarkeit der Maßnahme mit den EU-Beihilfevorschriften». Konkret gehe es um 4,35 Milliarden Euro an RWE und Leag für entgangene Gewinne und zusätzliche Tagebaufolgekosten wegen des bevorstehenden Ausstiegs aus der Kohleverstromung in Deutschland. In erster Linie gehe es um die Angemessenheit dieser Entschädigungszahlungen.

«Die Kommission hat Zweifel, ob die Entschädigung der Betreiber für entgangene Gewinne, die sehr weit in die Zukunft reichen, als erforderliches Mindestmaß betrachtet werden kann», teilte die Kommission weiter mit. Der Ausgleich, der den Anlagenbetreibern für den vorzeitigen Ausstieg gewährt werde, müsse auf das erforderliche Mindestmaß beschränkt werden, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. «Die uns bisher zur Verfügung stehenden Informationen erlauben es uns nicht, dies mit Sicherheit zu bestätigen.» Deutschland hat nun im Rahmen der eingeleiteten Prüfung die Möglichkeit, zu dem Fall Stellung zu beziehen.

Im Zuge des Kohleausstiegs hatte der Bundestag Mitte Januar einen von der Bundesregierung geschlossenen Vertrag mit den Braunkohlebetreibern gebilligt. Danach erhält Deutschlands größter Stromerzeuger RWE insgesamt 2,6 Milliarden Euro, für die Lausitzer Leag sind 1,75 Milliarden Euro vorgesehen.

Spätestens 2038 soll zum Schutz des Klimas ganz Schluss sein mit der Stromgewinnung aus Kohle. Die Bundesregierung will bis dahin mehrfach die Folgen des Kohleausstiegs für die Versorgungssicherheit und die Entwicklung der Strompreise überprüfen - denn bis Ende 2022 wird auch das letzte Atomkraftwerk in Deutschland abgeschaltet. Untersucht werden soll aber auch, ob der Kohleausstieg auf das Jahr 2035 vorgezogen werden kann.


Gefahr für Leib und Leben: Mehr als 2000 Produkte in Europa gemeldet

BRÜSSEL: Ein Spielzeugaffe, dessen Haare verschluckt werden können, oder Gesichtsmasken, die eine Infektion mit dem Coronavirus eher fördern: Europäische Staaten haben einander im vergangenen Jahr 2253 mal vor gefährlichen Produkten gewarnt. Mehr als jeder vierte Fall betraf Spielzeug, wie der zuständige EU-Kommissar Didier Reynders am Dienstag in Brüssel sagte. Zugleich habe es viele Fälle gegeben, die in Verbindung mit der Corona-Pandemie stehen. «Es ist sehr wichtig, diese Produkte vom Markt zu entfernen», sagte Reynders. Im EU-Schnellwarnsystem für gefährliche Nichtlebensmittel tauschen 31 europäische Staaten und die EU-Kommission Informationen über gefährliche Produkte aus. So können andere Länder schnell überprüfen, ob diese Produkte auch auf dem heimischen Markt kursieren und zum Beispiel Rückrufe einleiten. Die Anzahl gemeldeter Fälle lag 2020 auf dem Niveau des Vorjahres. Allerdings haben die nationalen Behörden gut 20 Prozent häufiger (5377 mal) auf die gemeldeten Fälle reagiert, etwa mit Rückrufen.


Eurozone: Inflationsrate verharrt bei 0,9 Prozent

LUXEMBURG: In der Eurozone hat sich die Inflationsrate im Februar nicht verändert. Die Jahresrate lag wie schon im Januar bei 0,9 Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Februar um 0,2 Prozent. Volkswirte hatten mit dieser Entwicklung gerechnet. Im Dezember 2020 waren die Preise noch um 0,3 Prozent im Jahresvergleich gefallen.

Aufgrund von Sondereffekten wegen der Corona-Pandemie gelten die Daten als weniger aussagekräftig. Es kam zu starken Verschiebungen der Gewichte beim Verbraucherpreisindex. So fanden Pauschalreisen kaum noch statt. Auch die Schließung von Geschäften in der Pandemie beeinträchtigt die Aussagekraft.

Der Rückgang der Energiepreise schwächte sich weiter ab. Diese sanken im Februar zwar im Jahresvergleich um 1,7 Prozent. Der Rückgang fiel aber deutlich schwächer aus als in den Monaten zuvor. Im Januar waren sie noch um 4,2 Prozent gefallen. Im Monatsvergleich stiegen die Energiepreise im Februar sogar um 0,9 Prozent.

Die Jahresinflationsrate liegt weiterhin deutlich unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese strebt auf mittlere Sicht eine Rate von knapp zwei Prozent an. Zuletzt waren an den Anleihemärkten die Kapitalmarktzinsen deutlich gestiegen, da an den Märkten ein Anstieg der Inflation erwartet wird. Die meisten Ökonomen gehen jedoch nicht von einem nachhaltigen Anstieg der Inflation aus.


DZ Bank nach Gewinneinbruch mit gedämpfter Erwartung für 2021

FRANKFURT/MAIN: Nach einem Gewinneinbruch in der Corona-Krise 2020 erwartet die DZ Bank im laufenden Jahr einen weiteren Ergebnisrückgang. «Aufgrund der schwer abschätzbaren Folgen der Pandemie für das Wirtschaftsgeschehen gehen wir für 2021 von einem Ergebnis leicht unterhalb des Vorjahresniveaus aus», sagte der Co-Chef des genossenschaftlichen Spitzeninstituts, Cornelius Riese, bei der Bilanzvorlage am Dienstag in Frankfurt.

Im vergangenen Jahr sackten sowohl das Vorsteuerergebnis als auch der Überschuss der DZ-Bank-Gruppe zum Vorjahr jeweils um fast die Hälfte ab. Vor Steuern stand ein Gewinn von rund 1,46 (Vorjahr: 2,66) Mrd Euro in den Büchern, unter dem Strich blieben 980 Millionen (1,88 Mrd) Euro. Zur Gruppe gehören unter anderen die Fondsgesellschaft Union Investment, die Bausparkasse Schwäbisch Hall und die R+V Versicherung.

Das Führungsduo Cornelius Riese und Uwe Fröhlich hatte für 2020 das Ziel ausgegeben, im Gesamtjahr einen Vorsteuergewinn am unteren Ende einer Spanne von 1,5 Milliarden bis 2 Milliarden Euro zu erreichen.

Belastet wurde die Bilanz durch deutlich höhere Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle: 678 Millionen Euro Risikovorsorge war mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor (329 Mio Euro). Hauptgrund dafür sind Risiken bei Schiffskrediten der kriselnden Tochter DVB. Zudem fielen zwei Sondereffekte als Ergebnistreiber weg: 2019 hatten sich das Staatsanleihen-Portfolio der DZ HYP sowie Kapitalanlagen der R+V Versicherung deutlich positiv entwickelt und maßgeblich zum zweitbesten Jahresergebnis in der DZ-Bank-Geschichte beigetragen.


Ghosn-Skandal: Japan nimmt mutmaßliche Fluchthelfer in Gewahrsam

TOKIO: Nach der spektakulären Flucht des früheren Autobosses Carlos Ghosn vor gut einem Jahr hat Japan zwei von den USA ausgelieferte mutmaßliche Helfer in Gewahrsam genommen. Die zwei Verdächtigen, ein 28-Jähriger und dessen 60 Jahre alter Vater, trafen am Dienstag mit einer Maschine aus Boston auf dem Flughafen Narita nahe Tokio ein. Sie hatten bis zum Obersten Gerichtshof der USA vergeblich gegen eine Auslieferung nach Japan geklagt. Sie waren Ende Mai vergangenen Jahres auf Antrag der japanischen Staatsanwaltschaft in Harvard im US-Bundesstaat Massachusetts festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Ghosn geholfen zu haben, Japan zu verlassen.

Der damalige Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi war am 19. November 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Ghosn floh dann Ende Dezember unter abenteuerlichen Umständen in einem Privatjet nach Beirut. Er soll in einer Kiste versteckt gewesen sein, die am Flughafen als Gepäck für Musikinstrumente deklariert war und nicht durchleuchtet wurde.

Ghosn besitzt neben der französischen auch die libanesische und brasilianische Staatsbürgerschaft. Japan bemüht sich bislang vergeblich bei der libanesischen Führung um die Auslieferung des geflohenen früheren Autobosses. Japan hat mit dem Libanon kein Auslieferungsabkommen.


Gewinneinbruch bei Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli

KILCHBERG: Einen Gewinneinbruch von 37,5 Prozent muss der sonst erfolgsverwöhnte Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli für das Corona-Jahr 2020 hinnehmen. Der Reingewinn ging im Vergleich zum Vorjahr so auf 320,1 Millionen Franken (rund 290,5 Mio Euro) zurück, wie das Unternehmen am Dienstag in Kilchberg bei Zürich berichtete. Es hatte schon im Januar einen Umsatzrückgang von 6,1 Prozent auf 4,02 Milliarden Franken gemeldet. Lindt & Sprüngli sprach dennoch von einem soliden Ergebnis bei «globalen Herausforderungen aufgrund der Covid-19-Pandemie».

Das eigene Ladennetz und die Verkaufsstellen an Flughäfen und Bahnhöfen hätten deutlich gelitten. Ebenso sei das Geschäft Ostern und Weihnachten, wenn traditionell auch Schokolade geschenkt wird, durch die Pandemie-Besuchsbeschränkungen nicht gut gelaufen. Das Unternehmen habe teilweise mit Heimlieferungen, Pick-up-Services und dem Ausbau des E-Commerce gegensteuern können. Das Unternehmen will in mehreren Ländern neue E-Shops für Online-Bestellungen aufbauen.


Deutscher Export nach Großbritannien bricht nach Brexit ein

WIESBADEN: Nach dem Brexit sind die deutschen Exporte nach Großbritannien eingebrochen. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird für Januar 2021 ein Rückgang der Ausfuhren in das Land von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat erwartet, wie die Wiesbadener Behörde am Dienstag mitteilte.

Großbritannien war zum 1. Januar auch aus der EU-Zollunion und dem Binnenmarkt ausgeschieden. Im Handel mit der Europäischen Union sind in einigen Branchen seither Zölle fällig, zudem gibt es Warenkontrollen.

Bereits im vergangenen Jahr hatten der Brexit, aber auch die Corona-Krise deutliche Spuren im Handel der beiden Länder hinterlassen. Die deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich sanken im Vergleich zum Vorjahr um 15,5 Prozent auf 66,9 Milliarden Euro. Das war den Angaben zufolge der stärkste Rückgang seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 (minus 17,0 Prozent). Seit dem Jahr des Brexit-Referendums 2016 haben die deutschen Exporte in das Land den Angaben zufolge stetig abgenommen.


Lockdown trifft Einzelhandel zu Jahresbeginn hart

WIESBADEN: Der Corona-Lockdown hat die Geschäfte vieler Einzelhändlern in Deutschland zu Beginn des Jahres 2021 belastet. Bereinigt um Preiserhöhungen (real) setzten die Unternehmen im Januar 4,5 Prozent und nominal 3,9 Prozent weniger um als im Dezember 2020, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Zur Bekämpfung der Pandemie war das öffentliche Leben eingeschränkt worden. Abgesehen von Geschäften des täglichen Bedarfs sind Einzelhandelsgeschäfte seit dem 16. Dezember 2020 geschlossen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank der Umsatz real um 8,7 Prozent und nominal um 7,4 Prozent.

Besonders hart traf es erneut den Textilhandel, die Erlöse brachen real um 76,6 Prozent gegenüber Januar 2020 ein. Der Online- und Versandhandel profitierte dagegen von den Geschäftsschließungen und setzte 31,7 Prozent mehr um als ein Jahr zuvor. Auch der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren machte bessere Geschäfte (plus 4,3 Prozent). Möbelhändler und Heimwerkermärkte verzeichneten hingegen einen deutlichen Umsatzrückgang (43,2 Prozent) gegenüber dem Vorjahresmonat.


Ölpreise geben weiter nach

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Dienstag an ihre schwache Tendenz der vergangenen Handelstage angeknüpft. Im frühen Handel gaben die Preise moderat nach. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 63,05 US-Dollar. Das waren 64 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für amerikanisches Erdöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) fiel um 56 Cent auf 60,08 Dollar.

Wenige Tage vor einem wichtigen Treffen des Ölverbunds Opec+ geht den Ölpreisen etwas die Puste aus. Seit Jahresanfang waren die Erdölpreise deutlich gestiegen, zuletzt sind sie dagegen unter Druck geraten. Über die Entscheidung der Ölstaaten besteht Ungewissheit: Während Saudi-Arabien wegen der coronageschwächten Nachfrage eher für eine knappe Produktion eintritt, scheint der ebenfalls große Anbieter Russland eine höhere Förderung zu befürworten.


Euro fällt in Richtung 1,20 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Dienstag weiter nachgegeben und ist in Richtung der runden Marke von 1,20 US-Dollar gefallen. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung im Tief 1,2016 Dollar und damit so wenig wie letztmalig Anfang Februar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag auf 1,2053 Dollar festgesetzt.

Belastet wurde der Euro vor allem von einem steigenden US-Dollar. Die amerikanische Währung profitierte als Weltreservewährung zum einen von der schlechteren Stimmung an den asiatischen Aktienmärkten. Zum anderen wird der Dollar schon seit einigen Tagen durch solide Konjunkturdaten beflügelt. Zum Wochenauftakt war die Industriestimmung in den USA auf ein Dreijahreshoch gestiegen.


Volvo will ab 2030 nur noch reine E-Autos bauen

GÖTEBORG: Mit dem Autobauer Volvo kündigt der nächste Autohersteller den kompletten Abschied vom Verbrennungsmotor an. Ab 2030 wollen die zum chinesischen Geely-Konzern gehörenden Schweden nur noch reine Elektroautos bauen und verkaufen, wie das Unternehmen am Dienstag in Göteborg mitteilte. «Es gibt keine langfristige Zukunft mehr für Autos mit Verbrennungsmotor», sagte Volvos Technikvorstand Henrik Green. Volvo hatte bereits vor längerer Zeit angekündigt, zur Mitte des Jahrzehnts den Anteil reiner Elektromodelle auf rund die Hälfte steigern zu wollen - der Rest sollten dann Hybridantriebe sein. Diese werden den Planungen zufolge aber 2030 dann auch nicht mehr Bestandteil des Angebots sein.

Volvo reiht sich mit dem Vorhaben in die wachsende Schar der Autobauer ein, die sich komplett von Verbrennerantrieben verabschieden wollen. Kürzlich etwa kündigte US-Autoriese General Motors an, ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos verkaufen zu wollen. Der britische Autobauer Jaguar Land Rover stellte das jüngst für seine Nobelmarke Jaguar ab dem Jahr 2025 in Aussicht. Deutsche Autobauer haben sich bei konkreten Zeitpunkten für ein mögliches Auslaufen von Benziner, Diesel und Mischantrieben bisher aber zurückgehalten.

Volvo-Cars-Chef Hakan Samuelsson will auch im Verkauf einen radikalen Schnitt wagen. Künftig sollen die reinen Elektroautos des Autobauers nur noch im Direktvertrieb über das Internet verkauft werden. Schon den neuen reinelektrischen XC40 Recharge Pure Electric des Modelljahres 2022 soll es nur noch online geben. Das derzeitige Handelsmodell stehe zwar vor einem grundlegenden Wandel, hieß es vom Unternehmen. Dennoch komme den Vertragspartnern in den Volvo-Autohäusern weiterhin eine wichtige Rolle zu, sie blieben Anlaufstelle für die Kunden.

Der Pkw-Hersteller Volvo Cars mit Sitz in Göteborg ist seit vielen Jahren vom schwedischen Nutzfahrzeughersteller Volvo AB getrennt. Volvo Cars gehört dem chinesischen Autokonzern Geely, der aber auch an Volvo AB beteiligt ist.


Analyse: Europäische Unternehmen steuern auf 2,7 Grad Erderwärmung zu

LONDON: Europäische Unternehmen steuern einer Datenauswertung zufolge mit ihren derzeitigen Klimazielen und Emissionen zum Ende des Jahrhunderts auf eine globale Erderwärmung von 2,7 Grad zu. Das ist das zentrale Ergebnis einer Analyse der von Unternehmen ausgegebenen Einsparziele und weiteren Daten, die das Carbon Disclosure Project (CDP) mit Sitz in London am Dienstag veröffentlichte. Die gemeinnützige Organisation sammelt mit standardisierten Abfragen Daten und Ziele von Unternehmen über ihre Klimaschutz-Anstrengungen und rechnet auch indirekt verursachte Emissionen ein. Mit einem jährlich veröffentlichten Index soll für Aktionäre und die Öffentlichkeit eine Vergleichbarkeit geschaffen werden.

«Der europäische Unternehmenssektor läuft heiß. Von den aktuellen Ambitionen ausgehend, ist er auf einem 2,7-Grad-Pfad der Erderwärmung - mehr als ein Grad mehr, als wir nach Ansicht der Klimawissenschaft erreichen dürfen, um die katastrophalsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden», sagte der Exekutivdirektor der Organisation, Maxfield Weiss. Allerdings sei positiv, dass immer mehr Unternehmen überhaupt einen Plan aufstellten, um ihre klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren. Nach aktuellem Stand haben 56 Prozent der knapp 1000 vom Carbon Disclosure Project untersuchten Unternehmen bislang einen solche Strategie.

In der Analyse lässt sich erkennen, dass Unternehmen in Schweden, Dänemark und der Schweiz mit einem Unter-Zwei-Grad-Pfad noch am besten dastehen, während die Firmen in Großbritannien, Belgien und Italien mit ihren Emissionen sogar zu drei Grad Erwärmung der Erde bis zum Jahr 2100 führen würden.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.