Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Deutscher Arbeitsminister Hubertus Heil. Foto: epa/Clemens Bilan
Deutscher Arbeitsminister Hubertus Heil. Foto: epa/Clemens Bilan

Baerbock und Heil besuchen Amazonas-Gebiet in Nordbrasilien

BELÉM: Außenministerin Annalena Baerbock und Arbeitsminister Hubertus Heil rücken an diesem Mittwoch mit einem Besuch der nordbrasilianischen Stadt Belém die Klimakrise in den Mittelpunkt ihrer gemeinsamen Lateinamerika-Reise. Im Amazonasgebiet will die Grünen-Politikerin zusammen mit ihrem SPD-Kollegen die Insel Combu besuchen. Dort ist bei einem Rundgang unter anderem die Besichtigung einer Kakao-Kooperative geplant. In der Stadt Belém (portugiesisch für: Bethlehem) wollen sich Baerbock und Heil anschließend die Arbeit in einem holzverarbeitenden Betrieb anschauen.

In der Stadt wollen sich Baerbock und Heil zudem über die Arbeit der Umweltkontrollbehörde informieren lassen. Dort wird unter anderem die Entwaldung des Amazonasgebietes überwacht und eine Ersatzaufforstung geplant.

Der Amazonas - größter Regenwald der Welt - bindet laut Naturschutzorganisation WWF zwölf Prozent des Süßwassers der Erde und ist Heimat für zehn Prozent aller Arten auf der Welt. Der WWF rechnet vor, dass schon rund 20 Prozent der ursprünglichen Fläche zerstört seien. Bei 25 Prozent könnte - so die Einschätzung von Wissenschaftlern - ein Kipppunkt erreicht werden, von dem an sich das Ökosystem nicht mehr regenerieren kann.


Besserer Zugang zu Finanzinformationen für Behörden in EU

BRÜSSEL: Nationale Behörden sollen innerhalb der EU künftig grenzüberschreitend schneller und leichter Zugang zu Finanzinformationen bekommen. Darauf einigten sich Vertreter der EU-Staaten und des Europäischen Parlaments am Dienstag in Brüssel. «Der Zugang zu Finanzinformationen ist ein wichtiges Instrument bei Finanzermittlungen und bei den Bemühungen, Erträge aus Straftaten aufzuspüren und zu beschlagnahmen», hieß es in einer Mitteilung der Länder.

Mit den neuen Vorschriften müssten die Länder dafür sorgen, dass die Informationen aus den zentralen Registern über einen einzigen Zugangspunkt verfügbar sind, erklärte das Parlament. Der Zugangspunkt müsse von der EU-Kommission entwickelt und betrieben werden. «Auf diese Weise können die zuständigen Behörden schnell feststellen, ob eine Person Konten in mehreren EU-Ländern unterhält, ohne mehrere zeitraubende Abfragen durchführen zu müssen», hieß es in der Mitteilung.

Die EU-Kommission begrüßte die Einigung darüber, Strafverfolgungsbehörden einen besseren Zugang zu Finanzinformationen zu ermöglichen. «Die heutige Vereinbarung ist von entscheidender Bedeutung für die Erleichterung des Kampfes gegen schwere und organisierte Kriminalität», schrieb die Brüsseler Behörde auf Twitter. Derzeit wird in Brüssel auch über ein neues Paket zur Bekämpfung von Geldwäsche verhandelt.

Die EU-Staaten und das Parlament müssen die Einigung noch bestätigen. Dies gilt allerdings als Formalie.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0683

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Dienstag gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0683 (Montag: 1,0690) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9361 (0,9355) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86103 (0,86323) britische Pfund, 149,09 (149,96) japanische Yen und 0,9698 (0,9732) Schweizer Franken fest.


Baerbock bietet Brasilien Partnerschaft der Demokratien an

SÃO PAULO: Außenministerin Annalena Baerbock hat Brasilien angesichts von Einflussversuchen Chinas und des russischen Kriegs in der Ukraine eine Zusammenarbeit der Demokratien angeboten. «Lassen Sie uns die Hände reichen und gemeinsam eine Zukunft gestalten, von der wir alle profitieren», sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag in einer Rede in der brasilianischen Wirtschaftsmetropole São Paulo. Entscheidend seien nachhaltige Handelsbeziehungen, die allen Seiten nützten, der Kampf gegen einseitige Abhängigkeiten und eine gemeinsame Kraftanstrengung zur Eindämmung der Klimakrise.

Baerbock und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) waren zu Reden zum Thema Demokratie und Digitalisierung von einer der wichtigsten Denkfabriken Lateinamerikas eingeladen worden, der Fundação Getulio Vargas (FGV). Die FGV ist eine Hochschule für Verwaltung, Wirtschaftswissenschaften und Jura. Brasilien ist mit seinen etwa 215 Millionen Einwohnern wichtigster Handelspartner Deutschlands in Südamerika.

Die Welt befinde sich in einem radikalen Umbruch, der die Handlungsfähigkeit der Demokratien herausfordere, warnte Baerbock. «Dabei fließen Sicherheitspolitik und Wirtschaftspolitik immer stärker ineinander über.» Mehr als 1000 deutsche Unternehmen machten São Paulo zum größten Standort der deutschen Wirtschaft außerhalb Europas. Deutsche Unternehmen seien zudem für jeden zehnten Dollar der Wertschöpfung der brasilianischen Industrie verantwortlich.

Autoritäre Regime wollten die Welt in Einflusssphären aufteilen und Länder unterwerfen, statt die selbstbestimmte Entwicklung aller Staaten zu respektieren, sagte sie, ohne Peking direkt zu erwähnen. China ist seit 2009 wichtigster Handelspartner Brasiliens. Für Peking ist Brasilien vor allem für die Rohstoffbeschaffung bedeutsam, auch für landwirtschaftliche Produkte.


Frankreich prüft Verbot für Installation neuer Gasheizungen

PARIS: Frankreich prüft aus Klimaschutzgründen ein Verbot der Installation neuer Gasheizungen. Das Energiewendeministerium berate dazu bis Ende Juli mit Politikern und der Branche, berichtete die Zeitung «Le Parisien» am Dienstag. Es handele sich nicht um eine Pflicht zum Austausch von Gasheizungen sondern um eine fortschreitende Umstellung, hieß es seitens der Regierung. Um Klimaschutzverpflichtungen bis 2030 einzuhalten, solle der Austausch von Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen beschleunigt werden. In Neubauten sind Gasheizungen in Frankreich seit 2022 bereits verboten. Auch sind diese von staatlichen Renovierungshilfen ausgenommen.

Die CO2-Emissionen der Bebauung in Frankreich beliefen sich 2021 auf 75 Millionen Tonnen und müssten zum Einhalten von Klimazielen bis 2030 auf 30 Millionen Tonnen sinken, teilte die Regierung mit. Dies bedeute, dass der Austausch von Öl- und Gasheizungen sowie die bessere Isolierung von Wohnungen beschleunigt werden müssten. Aktuell sei die Bebauung für 18 Prozent der Treibhausgasemissionen in Frankreich verantwortlich, 60 Prozent davon stammten von Gasheizungen.


Vatikanbank steigert Gewinn auf knapp 30 Millionen Euro

ROM: Die Vatikanbank (IOR) hat im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von rund 30 Millionen Euro gemacht. Das einst in Skandale verwickelte Geldinstitut konnte damit seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr steigern - 2021 betrug der Nettogewinn 18,1 Millionen Euro, wie das IOR (Institut für die religiösen Werke) am Dienstag in Rom mitteilte. Das IOR ist für die Verwaltung aller beweglichen Vermögenswerte des Heiligen Stuhls und der mit ihm verbundenen Einrichtungen zuständig.

Die Vatikanbank wolle trotz des Gewinns von genau 29,6 Millionen Euro im Jahr 2022 ihre vorsichtige Politik der Dividendenausschüttung aufrechterhalten, hieß es im Jahresbericht weiter. Der Verwaltungsrat der Kardinalskommission hat demnach die Ausschüttung einer Dividende von 5,2 Millionen Euro vorgeschlagen.

Nach den Skandalen der Vergangenheit und Vorwürfen der Korruption und Geldwäsche erinnerte der Generaldirektor des IOR, Gian Franco Mammì, in dem Bericht daran, dass das IOR «das einzige Finanzinstitut im Dienst der Weltkirche ist und seine Tätigkeit auf den Grundsatz der Übereinstimmung mit der katholischen Ethik stützt, statt auf das Prinzip des höchstmöglichen Gewinns».

Erst Anfang März hatte Papst Franziskus neue Statuten für die Vatikanbank verordnet. Unter anderem soll die Arbeit des Instituts transparenter werden. Die Aufgabenbereiche der einzelnen Gremien werden deutlicher voneinander getrennt.


IEA pocht auf höhere Energieeffizienz

VERSAILLES: Zum Start einer internationalen Konferenz zur Energieversorgung der Zukunft hat die Internationale Energieagentur (IEA) auf eine erhöhte Energieeffizienz gepocht. Die weltweite Energiekrise habe die Besorgnis über die Sicherheit der Energieversorgung und die inflationären Auswirkungen höherer Energiepreise auf die Weltwirtschaft dramatisch verstärkt, teilte die IEA zu Beginn der Konferenz am Dienstag in Versailles mit. Eine erschwingliche, sichere und nachhaltige Energieversorgung sei weltweit eine Priorität. Um diese sicherzustellen und Klimaziele zu erreichen, sei die Steigerung der Energieeffizienz eindeutig die erste und beste Antwort.

Unter den Teilnehmern der dreitägigen IEA-Konferenz sind Regierungsvertreter aus über 30 Ländern sowie über 40 Konzernchefs. Deutschland ist mit Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Wenzel vertreten. Die Teilnehmer befassen sich damit, wie Innovation, Digitalisierung und Finanzen den Regierungen helfen können, Verbesserungen der Energieeffizienz zu fördern.

Während der Konferenz legt die IEA einen Bericht zum Umgang der Staaten mit der Energiekrise und deren Einsatz für mehr Energieeffizienz und erschwingliche Preise vor. Der Bericht befasst sich zudem mit dem Erreichen von Klimazielen sowie den Auswirkungen neuer Regierungsmaßnahmen, Rekordinvestitionen in Energieeffizienz sowie Kampagnen zur Sensibilisierung für Energiefragen.


WIESBADEN: Die deutsche Industrie ist schwach ins zweite Quartal gestartet.

Die Auftragseingänge fielen im April gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Der Rückgang folgt auf einen Einbruch im März, der mit 10,9 Prozent sogar noch etwas deutlicher ausfiel als bisher bekannt. Zum Vorjahresmonat gingen die Auftragseingänge im April um 9,9 Prozent zurück.


Ölpreise geben leicht nach - Saudi-Arabien erhöht Verkaufspreise

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Dienstag im frühen Handel leicht nachgegeben. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 76,48 US-Dollar. Das waren 23 Cent weniger als am Tag zuvor. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung fiel um 29 Cent auf 71,86 Dollar.

Die Erdölpreise haben mittlerweile ihre deutlichen Gewinne vom Wochenstart abgegeben. Beflügelt wurden die Preise zunächst durch eine kräftige Förderkürzung seitens des Ölriesen Saudi-Arabien. Die zuvor turbulente Sitzung des Ölverbunds Opec+ hinterließ am Markt aber offenbar Spuren. Es soll größere Debatten über die Förderquoten der afrikanischen Opec-Länder gegeben haben. Zudem nahmen die anderen Opec-Länder keine eigenen zusätzlichen Produktionskürzungen vor.

Saudi-Arabien hob unterdessen die Preise für seine Ölverkäufe an asiatische Kunden an. Dies ist ein nicht unüblicher Vorgang nach einer Produktionseinschränkung. Die Förderkürzung um eine Million Barrel je Tag soll zunächst für Juli gelten. Für denselben Monat gelten auch die Preisanhebungen.


Eurokurs legt leicht zu

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Dienstag im frühen Handel leicht zugelegt. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,0725 US-Dollar und damit etwas mehr als am Abend zuvor. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag etwas tiefer auf 1,0690 Dollar festgesetzt.

Auftrieb erhielt am Morgen der australische Dollar. Die Zentralbank des Landes überraschte die Finanzmärkte abermals mit einer Zinsanhebung. Der Leitzins beträgt mittlerweile 4,1 Prozent, nachdem ihn die Währungshüter erneut um 0,25 Prozentpunkte angehoben haben. Lange zählte die australische Notenbank zu den Zentralbanken mit einer besonders lockeren Ausrichtung. Mit der hohen Inflation hat sie ihren Kurs aber rasch und ohne große Ankündigung geändert, was im Land auf teils harte Kritik stößt.

Datenseitig stehen im Tagesverlauf Zahlen aus Europa im Blick. Am Morgen veröffentlicht das Statistische Bundesamt neue Auftragszahlen aus der deutschen Industrie. Im Laufe des Vormittags gibt das Statistikamt Eurostat Umsatzzahlen aus dem Einzelhandel der Eurozone bekannt.

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