Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Ein Mann geht mit Tragetaschen durch die Fußgängerzone. Die Verbraucher in Deutschland schöpfen nach langer Durststrecke allmählich wieder etwas Hoffnung. Foto: Oliver Berg/dpa
Ein Mann geht mit Tragetaschen durch die Fußgängerzone. Die Verbraucher in Deutschland schöpfen nach langer Durststrecke allmählich wieder etwas Hoffnung. Foto: Oliver Berg/dpa

Deutsches Konsumklima hellt sich auf niedrigem Niveau weiter auf

NÜRNBERG: Die Verbraucher in Deutschland schöpfen nach langer Durststrecke allmählich wieder etwas Hoffnung. Das Konsumklima hat sich im Januar leicht aufgehellt, wie das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK ermittelte. Für Februar gehen die Experten von einer weiteren Verbesserung der Stimmungslage aus - das ist die vierte leichte Verbesserung in Folge.


Uganda genehmigt Bau umstrittener Öl-Pipeline nach Tansania

KAMPALA: Trotz massiver Kritik von Klima- und Umweltschützern hat Uganda offiziell seine erste Ölbohranlage in Betrieb genommen und den umstrittenen Bau einer gut 1440 Kilometer langen Pipeline nach Tansania genehmigt. Präsident Yoweri Museveni eröffnete das unter anderem vom französischen Konzern Total geplante Projekt am Dienstag im Nordwesten des Landes. Klimaaktivisten kritisieren es seit Monaten als «Beispiel kolonialer Ausbeutung». Mit im Boot ist auch das chinesische Unternehmen China National Offshore Oil Corporation (CNOOC).

Das Öl soll mit der Pipeline von Feldern in der Nähe des Albertsees im Westen Ugandas durch Tansania bis zum Indischen Ozean gebracht und dann verschifft werden. Total hofft auf eine Fördermenge von 230.000 Barrel (159 Liter) Rohöl pro Tag. Die Leitung führt durch Nationalparks und andere schützenswerte Naturräume.

Museveni sagte mit Blick auf die Klimakrise, die gerade Afrika besonders trifft, er sehe in der Nutzung des Ölfelds kein Problem. Kritikern aus der EU habe er gesagt, sie könnten «zur Hölle fahren».

Auch Deutschland ist in Afrika aktiv: Bereits im Mai hat Kanzler Olaf Scholz (SPD) dem Senegal während einer Afrika-Reise Unterstützung bei der Erschließung eines Gasfeldes vor der Küste versprochen. Das Land in Westafrika soll zumindest einen Teil der Lücke füllen, die durch das fehlende Gas aus Russland entstanden ist. Ab Herbst 2023 will der Senegal Flüssigerdgas (LNG) exportieren - unter anderem nach Deutschland und Europa.


EU-Kommission will Ukraine-Nachbarn Moldau mit 145 Millionen stützen

BRÜSSEL: Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine will die EU-Kommission der kleinen Nachbarrepublik Moldau mit einer weiteren Millionenstütze unter die Arme greifen. Mit diesem Vorschlag stehe man dem Land mit bis zu 145 Millionen Euro zur Seite, während es mit den Folgen des russischen Angriffskriegs sowie einer Energiekrise zu kämpfen habe und zudem viele Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehme, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Die Auszahlung des Geldes soll unter anderem daran gebunden sein, dass Moldau bestimmte Bedingungen etwa im Kampf gegen Korruption erfüllt.

Nach Angaben der EU-Kommission sollen 45 Millionen Euro als Zuschüsse und 100 Millionen Euro als Kredite zu günstigen Bedingungen ausgezahlt werden. Die EU-Staaten und das Europaparlament müssten dem Vorschlag noch zustimmen. Die sogenannte Makrofinanzhilfe der EU für Moldau würde in diesem Fall auf insgesamt 295 Millionen Euro steigen. Das Geld soll das Moldau-Hilfsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF) ergänzen.

Die ehemalige Sowjetrepublik Moldau liegt zwischen Rumänien und der Ukraine und gilt als einer der ärmsten Staaten Europas. Im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl von 2,6 Millionen Menschen hat das Land mehr Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen als jedes andere Land.


Labour-Partei lehnt britische Rückkehr in EU-Binnenmarkt ab

LONDON: Der außenpolitische Experte der britischen Labour-Partei, David Lammy, schließt trotz schwerer Nachteile durch den Brexit eine Rückkehr Großbritanniens in die EU aus. Zwar sagte der «Schatten-Außenminister» in einer Grundsatzrede, für Labour sei Pragmatismus wichtiger als Ideologie. Zugleich betonte er, eine politische oder wirtschaftliche Wiedervereinigung mit Brüssel komme für die stärkste Oppositionspartei nicht in Frage. Auch unter Labour werde Großbritannien nicht in die EU-Zollunion oder den -Binnenmarkt zurückkehren.

Zuvor hatte bereits Parteichef Keir Starmer eine Rücknahme des Brexits ausgeschlossen. Nach Ansicht von Kommentatoren richten sich die Versicherungen vor allem an die Menschen in den als «Red Wall» bezeichneten traditionellen Labour-Hochburgen im Nordwesten Englands, wo eine Mehrheit für den Brexit gestimmt hatte. Labour liegt in Umfragen klar vor den regierenden Konservativen von Premierminister Rishi Sunak. Die nächste Parlamentswahl ist für 2024 geplant.

Es sei an der Zeit, die alten Diskussionen hinter sich zu lassen, die das Land gespalten hätten, sagte Lammy. «Wir sind entschlossen, für alle zu regieren, nicht nur für diejenigen, die eine bestimmte Ansicht vertreten.»

Die Beziehungen zur EU müssten «normalisiert» werden, sagte Lammy. Es sei katastrophal, dass es auch drei Jahre nach dem Brexit keine regelmäßigen Treffen mit der EU gebe. Die Politik der konservativen Regierung habe dazu geführt, dass Großbritannien in Europa isoliert und die britische Wirtschaft enorm geschwächt worden sei. Labour wolle den angerichteten Schaden reparieren. Die für 2025 vereinbarte Überprüfung des Handelsabkommens mit der EU biete eine gute Gelegenheit, etwa um noch immer existierende Handelsbarrieren zu senken oder die Zusammenarbeit in der Wissenschaft zu stärken.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0858

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Dienstag gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0858 (Montag: 1,0871) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9210 (0,9199) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88368 (0,87970) britische Pfund, 141,47 (141,65) japanische Yen und 1,0053 (1,0013) Schweizer Franken fest.


Unsicherheit am Aktienmarkt - Dämpfer für Dax

FRANKFURT/MAIN: Die Unsicherheit vieler Anleger über die anstehende Berichtssaison der Unternehmen hat dem deutschen Aktienmarkt am Dienstag einen Dämpfer verpasst. Der Dax notierte am Nachmittag 0,42 Prozent tiefer bei 15.039,65 Punkten. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,68 Prozent auf 28.498,54 Zähler abwärts. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone sank um rund 0,3 Prozent.


Neustart der Frankfurter Konsumgütermessen voll gebucht

FRANKFURT/MAIN: Zum Neustart der Konsumgütermessen nach Corona ist das Frankfurter Messegelände voll ausgebucht. Allerdings wurde die klassische Frühjahrsmesse «Ambiente» um die Veranstaltungen Christmasworld und Creativeworld ergänzt, die vor der Corona-Pandemie noch einen eigenständigen Termin hatten. Für die konzentrierte Schau vom 3. bis zum 7. Februar haben sich 4561 Aussteller aus 160 Ländern angemeldet, wie die Messegesellschaft Frankfurt am Dienstag berichtete. Das sind 74 weniger als bei der Solo-Ambiente vor drei Jahren.


VDV: Papierlösung für 49-Euro-Ticket bis Ende des Jahres notwendig

BERLIN: Bis das geplante 49-Euro-Ticket ausschließlich digital angeboten werden kann, wird es aus Sicht des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) noch einige Zeit dauern - zum Start brauche es deshalb übergangsweise eine Papierticket-Lösung. «Wir wären sonst zu Beginn nicht in der Lage, allen Menschen, die ein Ticket wollen, eines zu verkaufen», sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann am Dienstag in Berlin. «Wir brauchen eine Übergangsphase bis Ende des Jahres mit Papierlösungen.»


Studie: Grüne Wasserstoff-Importe könnten 2030 wettbewerbsfähig sein

BERLIN: Der Import von klimaneutral hergestelltem Wasserstoff in die EU könnte laut einer neuen Studie bis 2030 konkurrenzfähig zu Wasserstoff aus heimischer Produktion werden. Zu diesem Ergebnis kommen Berechnungen des Beratungsunternehmens Aurora Energy Research. Demnach könnten Spanien, Marokko, Australien und Chile bis 2030 grünen Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Kosten trotz zusätzlicher Kosten für Transport und gegebenenfalls Umwandlung nach Deutschland liefern.


Unternehmensstimmung in Eurozone deutet leichtes Wachstum an

LONDON: Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Januar weiter verbessert. Sie deutet erstmals seit einem halben Jahr wieder auf Wirtschaftswachstum hin. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Punkte auf 50,2 Zähler, wie die Marktforscher am Dienstag mitteilten. Experten hatten im Schnitt mit 49,8 Punkten gerechnet. Mit etwas mehr als 50 Punkten liegt die Kennzahl wieder in dem Bereich, der Wirtschaftswachstum andeutet. In den Monaten zuvor hatte der Indikator auch wegen des Ukraine-Kriegs und der Inflation Schrumpfung signalisiert.


Kommunalwirtschaft rechnet vorerst nicht mit sinkenden Energiepreisen

BERLIN: Die Kommunalwirtschaft erwartet vorerst keine sinkenden Energiepreise für Verbraucher. Zwar habe es im kurzfristigen Stromgroßhandel zuletzt Preisrückgänge gegeben, erklärte der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) am Dienstag. Allerdings betonte Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing: «Die Kurzfristmärkte spielen für die Beschaffung der Stadtwerke nur eine vergleichsweise untergeordnete Rolle, denn sie kaufen Energie stetig auf Termin für die Zukunft ein.»


Milch wird voraussichtlich wieder billiger

BERLIN: Milch könnte nach rasantem Preisanstieg in diesem Jahr wieder billiger werden. Der Milchindustrie-Verband geht davon aus, dass die Erzeugerpreise, die die Bauern für ihre Lieferungen an die Molkereien bekommen, nicht auf dem Ende 2022 erreichten Rekordniveau von 60 Cent pro Kilo bleiben werden. Einerseits haben die Bauern mehr Milch geliefert, andererseits ist die Nachfrage wegen der hohen Preise zurückgegangen. Das sagte Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbands, am Dienstag in Berlin.


Hightech-Unternehmen protestieren in Tel Aviv gegen neue Regierung

TEL AVIV: Mehrere hundert Angestellte der IT-Branche in Israel sind gegen Pläne der neuen Regierung von Benjamin Netanjahu auf die Straße gegangen. Die Beschäftigten von Technologiefirmen legten dazu am Dienstagmittag in Tel Aviv für rund eine Stunde ihre Arbeit nieder. Dabei blockierten sie eine zentrale Zufahrtsstraße und schwenkten israelische Flaggen. Hintergrund des Protests sind den Organisatoren zufolge die Pläne des neuen Justizministers Jariv Levin, die Justiz im Land gezielt zu schwächen. Sie befürchten etwa, dass deswegen ausländische Investoren fernbleiben könnten. Im Laufe der Woche wurden noch weitere Protestaktionen angekündigt.

Netanjahus Regierung plant weitreichende Reformen im Justizsystem. Eine Mehrheit im Parlament soll demnach künftig ein Gesetz verabschieden können, auch wenn es nach Ansicht des Höchsten Gerichts gegen das Grundgesetz verstößt. Levin will außerdem die Zusammensetzung des Gremiums zur Ernennung von Richtern ändern. Er wirft dem Höchsten Gericht eine übermäßige Einmischung in politische Entscheidungen vor. Manche Experten warnten bereits vor einem Ende der Demokratie in dem Land, sollten die Pläne umgesetzt werden.

Seit mehreren Wochen finden in Israel regelmäßig Demonstrationen gegen das Vorhaben der Regierung statt. Am vergangenen Wochenende nahmen in Tel Aviv bei einer Großkundgebung mehr als 100.000 Menschen teil. Auch in weiteren Städten beteiligten sich Tausende an Protesten. Am Wochenende sind erneut Demonstrationen angekündigt.


Ölpreise geben leicht nach

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Dienstag im frühen Handel leicht nachgegeben.

Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 87,94 US-Dollar. Das waren 25 Cent weniger als am Tag zuvor. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 12 Cent auf 81,50 Dollar. Starke Impulse blieben am Rohölmarkt zunächst aus. Die kräftigen Preissenkungen der ersten Januar-Woche wurden mittlerweile mehr als aufgeholt. Für Zuversicht sorgt vor allem der weniger strenge Corona-Kurs in China. Er weckt Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung und eine höhere Energienachfrage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.


Euro notiert bei knapp 1,09 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Dienstag im frühen Handel bei knapp 1,09 US-Dollar notiert. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,0880 Dollar und damit etwas mehr als am Vorabend. Der Wechselkurs hält sich damit in der Nähe des höchsten Stands seit etwa neun Monaten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0871 Dollar festgesetzt.

Am Dienstag richtet sich die Aufmerksamkeit am Devisenmarkt auf neue Konjunkturdaten. In vielen Ländern und Regionen werden die Einkaufsmanagerindizes erwartet. Die Unternehmensumfrage gibt Auskunft über die jeweilige konjunkturelle Lage. In der Eurozone haben sich die Frühindikatoren nach deutlichen Rückschlägen infolge des Ukraine-Kriegs zuletzt verbessert. Es wird mit einer weiteren Aufhellung gerechnet.


Chef der Energieagentur: «Nächster Winter bereitet mir Sorgen»

BRÜSSEL: Der Chef der Internationalen Energieagentur, Fatih Birol, hat die Europäer davor gewarnt, die Versorgungskrise angesichts fallender Gaspreise vorschnell abzuhaken. «Der nächste Winter bereitet mir Sorgen», sagte Birol dem «Handelsblatt» (Dienstag). «Kein russisches Gas, Chinas Comeback als Importeur, wenig Angebotszuwachs: Diese drei Faktoren machen den nächsten Winter zur Herausforderung.» Er fürchte, dass viele Regierungen «ein bisschen zu froh» über den bislang relativ milden Verlauf der Krise seien. Europa müsse den Gasverbrauch weiter senken.

Vor dem Hintergrund der angespannten Lage kritisierte der IEA-Direktor den deutschen Atomausstieg: «Ich wünschte, es gäbe die Möglichkeit, die Laufzeiten bei Bedarf deutlich stärker zu verlängern.» Dagegen lobte Birol, dass sich der Ausbau von Windkraft und Solaranlagen beschleunigt habe. «Vor allem die Beschleunigung der Planungsverfahren zahlt sich aus.»

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