Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Collage: DER FARANG
Collage: DER FARANG

Stromausfall in ganz Kuba nach Hurrikan «Ian»

HAVANNA: Nach dem Durchzug des Hurrikans «Ian» ist in Kuba landesweit der Strom ausgefallen. Dies sei auf wetterbedingte Schäden am Stromnetz zurückzuführen, teilte der staatliche Stromanbieter des sozialistischen Karibikstaates, UNE, am Dienstagabend (Ortszeit) auf Facebook mit. Die Wiederherstellung der Stromversorgung sei ein komplizierter Prozess, der sich schrittweise in der Nacht und am Morgen vollziehen werde. In der Hauptstadt Havanna war nur in den wenigen Gebäuden, die über Generatoren verfügten, Licht zu sehen - vor allem in Hotels. Teile des Landes und auch der Hauptstadt hatten bereits den Großteil des Dienstags keinen Strom.

Der Sturm war als Hurrikan der Kategorie 3 von 5 am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) im Westen Kubas auf Land getroffen. Er richtete große Zerstörung an: Es kam zu Überschwemmungen, Gebäude und Infrastruktur wurden schwer beschädigt, Bäume entwurzelt - auch in Havanna. Das volle Ausmaß war noch unklar. «Die Schäden sind groß, wenn auch noch nicht statistisch erfasst», schrieb Staatspräsident Miguel Díaz-Canel nach einem Besuch der besonders betroffenen Provinz Pinar del Río bei Twitter. Das Zentrum des Hurrikans zog inzwischen weiter in Richtung des US-Bundesstaates Florida.

Kubas Stromversorgung war schon vor «Ian» sehr unzuverlässig. Die Infrastruktur ist veraltet, die Kraftwerke können den Strombedarf nicht decken. In vielen Teilen des Landes kommt es zu häufigen, langen Stromausfällen - manche Nutzer sozialer Medien berichteten in den vergangenen Monaten von täglichen Ausfällen von bis zu 18 Stunden. In Havanna wurden im August aus «Solidarität» mit dem Rest des Landes kontrollierte Stromausfälle eingeführt, die alle drei Tage vier Stunden dauern sollten - in der Praxis waren sie zuletzt weniger vorhersehbar. Häufige Stromausfälle in der heißesten Jahreszeit waren ein Auslöser von Massenprotesten gegen die Regierung im Juli 2021.


Milliardenstrafe für Finanzfirmen in den USA wegen Messenger-Diensten

NEW YORK: Ungeregelte Kommunikation über Messenger-Dienste wie WhatsApp kommt eine Reihe großer Banken und Finanzfirmen in den USA teuer zu stehen. Die insgesamt 16 Unternehmen werden gut 1,1 Milliarden Dollar (knapp 1,15 Mrd Euro) Strafe zahlen, wie die US-Börsenaufsicht SEC am Dienstag mitteilte. Unter anderem zahlen Barclays Capital, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Deutsche Bank Securities jeweils 125 Millionen Dollar.

Mitarbeiter der Finanzinstitute hatten sich über Messenger-Apps zu geschäftlichen Angelegenheiten ausgetauscht. Die US-Behörden sahen darin einen schwerwiegenden Regelverstoß, da die Unternehmen die Kommunikation in den verschlüsselten Diensten nicht wie vorgeschrieben archivieren konnten. SEC-Chef Gary Gensler kritisierte, dass die Finanzfirmen dadurch das Vertrauen des Marktes beschädigt hätten. Bereits Ende vergangenen Jahres wurden gegen die Großbank JPMorgan nach den Ermittlungen Strafen von insgesamt 200 Millionen Dollar verhängt.


Luxusjacht eines Oligarchen für 37,5 Millionen Dollar versteigert

GIBRALTAR: Ein unbekannter Käufer hat die Luxusjacht «Axioma» des russischen Oligarchen Dimitri Pumpjanski bei einer Zwangsversteigerung in Gibraltar für 37,5 Millionen Dollar (39,1 Millionen Euro) erworben. Das teilte ein Gericht in dem britischen Überseegebiet am Südzipfel Spaniens am Dienstagabend mit. Die 73 Meter lange «Axioma» sei die erste Jacht eines Oligarchen, die wegen Sanktionen infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine den Eigentümer wechselt, schrieb die Zeitung «Gibraltar Chronicle».

Die Jacht unter der Flagge Maltas war auf Antrag der US-Bank J.P. Morgan beschlagnahmt worden, die einen Kredit über 20,5 Millionen US-Dollar von einem Unternehmen zurückfordert, das Pumpjanski zugerechnet werde, wie die Zeitung berichtete. Die Bank habe die Klage auf Rückzahlung des Kredits eingereicht, nachdem Pumpjanski wegen des Kriegs auf die Sanktionsliste der EU und Großbritanniens gesetzt worden war. Dadurch wurden seine Vermögenswerte eingefroren.

Der Käufer, dessen Name geheimgehalten wurde, habe das höchste von insgesamt 63 Geboten abgegeben, die bis zum 23. August, dem Ende der von einem britischen Auktionshaus organisierten Zwangsversteigerung, eingegangen waren, berichtete die Zeitung weiter. Das Gericht habe auch eine Zusatzzahlung von 505.000 Euro für Zubehör des Schiffs sowie Wein- und Alkoholvorräte an Bord akzeptiert. Gläubiger hätten nun 60 Tage Zeit, bei dem Gericht in Gibraltar ihre Ansprüche geltend zu machen, schrieb die Zeitung.


Lecks in Nord-Stream-Pipelines: Nato beobachtet Situation

BRÜSSEL: Auch die Nato hat ein Auge auf die Lage in der Ostsee geworfen, nachdem aufgrund von drei Lecks an den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 der Verdacht von Sabotage geäußert wurde. «Das ist etwas, das wir sehr genau beobachten», sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu den Berichten über die Lecks am Dienstag. Man sei in engem Kontakt mit den Nato-Alliierten sowie Schweden, das Nato-Mitglied werden will. Es sei wichtig, dass alle Fakten auf den Tisch kämen, sagte der norwegische Politiker bei einem Treffen mit der Sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament.

Grundsätzlich habe es Auswirkungen auf alle, dass Russland Energie als Waffe in dem Ukraine-Konflikt nutze, mit einem steilen Anstieg der Energiepreise und Inflation, sagte Stoltenberg.

Am Montag war in den Leitungen von Russland nach Deutschland ein plötzlicher Druckabfall beobachtet worden. Am Dienstag teilte die dänische Energiebehörde mit, es gebe insgesamt drei Gaslecks nahe der Insel Bornholm - zwei Lecks an Nord Stream 1 nordöstlich der Ostsee-Insel sowie eines an Nord Stream 2 südöstlich der Insel. Ein Sabotageakt wird nicht ausgeschlossen.


Lecks an Pipelines: Habeck will nicht über Ursache spekulieren

BERLIN: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich nach den Lecks an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 zurückhaltend zur Ursache geäußert. Eine Spekulation darüber verbiete sich so lange, wie die Aufklärung nicht erfolgt sei, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Berlin. Die Bundesregierung stehe wegen der «Vorkommnisse» in engstem Austausch vor allem mit den dänischen Behörden. Die Sicherheitsbehörden hätten ihre Arbeit aufgenommen.

Am Montag war in den Leitungen von Russland nach Deutschland ein plötzlicher Druckabfall beobachtet worden. Am Dienstag teilte die dänische Energiebehörde mit, es gebe insgesamt drei Gaslecks nahe der Insel Bornholm - zwei Lecks an Nord Stream 1 nordöstlich der Ostsee-Insel sowie eines an Nord Stream 2 südöstlich der Insel. Ein Sabotageakt wird nicht ausgeschlossen.

Habeck sagte, die deutsche Energieversorgung sei «in keinster Weise» beeinträchtigt. Durch Nord Stream 1 sei kein Gas geliefert worden, durch Nord Stream 2 noch nie Gas. Die Bundesregierung hatte das Genehmigungsverfahren für diese zweite Pipeline wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gestoppt.

Auf die Frage, wie besorgt er generell sei über Attacken auf das Energienetz, sagte Habeck: «Wir sind natürlich in einer Situation in Europa und auch in Deutschland, wo kritische Infrastruktur - und die Energieversorgung darf man dazu insgesamt zählen - potenzielle Ziele sind.» Dies habe man in einem kleinerem Umfang schon gesehen, sagte er mit Blick auf Windparks. «Natürlich ist die kritische Infrastruktur ein potenzielles Ziel, aber das wissen wir nicht erst seit gestern, sondern das ist Grundlage der Arbeit seit Monaten gewesen.»


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 0,9644

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Dienstag gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9644 (Montag: 0,9646) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 1,0369 (1,0367) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,89275 (0,89404) britische Pfund, 139,28 (139,07) japanische Yen und 0,9503 (0,9555) Schweizer Franken fest.


Aussicht auf starke Wall Street stützt Stabilisierung im Dax

FRANKFURT/MAIN: Nach dem holprigen Wochenstart am deutschen Aktienmarkt hat der Dax am Dienstag einen neuen Erholungsversuch gestartet. Mit der Aussicht auf eine klar positive Eröffnung der US-Börsen legte der Dax bis zum Nachmittag um 0,83 Prozent auf 12.329,24 Punkte zu. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,66 Prozent auf 22.597,94 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,84 Prozent auf 3370,49 Zähler. Der Euro konnte sich etwas stabilisieren. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete zuletzt im Nachmittagshandel 0,9633 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Montag auf 0,9646 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,99 Prozent am Vortag auf 2,01 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,13 Prozent auf 128,22 Punkte. Der Bund-Future kletterte um 0,75 Prozent auf 138,69 Zähler.


Studie: 6,64 Millionen profitieren von höherem Mindestlohn

BERLIN: Von der Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland am 1. Oktober profitieren nach einer Studie rechnerisch 6,64 Millionen Menschen in Deutschland. So viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verdienen demnach derzeit weniger als 12 Euro brutto pro Stunde, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung auf Basis eigener Berechnungen mitteilte. Unter denjenigen, die von der Erhöhung profitieren, sind laut WSI 2,55 Millionen vollzeitbeschäftigt.


Umfrage: Unklare Datenschutz-Regelungen machen Wirtschaft zu schaffen

BERLIN: Die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stößt in der deutschen Wirtschaft weiter auf Kritik. Auch im fünften Jahr seit Inkrafttreten der Datenschutzauflagen bestehe erhebliche Rechtsunsicherheit zu den genauen Vorgaben, erklärten nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom 78 Prozent der Unternehmen in einer Umfrage. Die Umsetzung sei etwa wegen neuer Richtlinien nie voll abgeschlossen, bemängelten 88 Prozent. Gut zwei Drittel (68 Prozent) meinten, dass der strenge Datenschutz die Digitalisierung erschwere.


Habeck warnt vor Dauerschäden für Wirtschaft - Länder machen Druck

BERLIN: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat wegen der Energiepreiskrise vor Dauerschäden für die deutsche Wirtschaft gewarnt. Er sprach sich für umfangreiche Hilfen der Bundesregierung aus. «Teils ist es erst ein Schwelbrand, teils brennt schon die Hütte. In jedem Fall ist die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft in Gefahr, es drohen Dauerschäden», sagte Habeck. «Wir müssen jetzt alle Finanzkraft aufbringen, um die gute Substanz unserer Wirtschaft über die Krise zu bringen, Arbeitsplätze zu sichern und die Investitions- und Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft zu schützen.»


Nach Lecks an Nord-Stream-Leitungen Sabotage nicht ausgeschlossen

BERLIN/KOPENHAGEN/WARSCHAU: Nach gleich drei Lecks an den Nord-Stream-Gaspipelines 1 und 2 unter der Ostsee in nur kurzer Zeit wird ein Sabotageakt nicht ausgeschlossen. Die dänische Marine und deutsche Spezialisten bemühten sich um Aufklärung, hieß es aus Sicherheitskreisen. Die Ursache sei nicht geklärt. Jedoch spreche einiges für Sabotage. Sollte es sich um einen Anschlag handeln, würde angesichts des Aufwands eigentlich nur ein staatlicher Akteur infrage kommen. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte, es sei schwer vorstellbar, dass es sich um Zufall handle. Nach Ansicht des polnischen Regierungschefs Mateusz Morawiecki sind die Lecks auf Sabotage zurückzuführen. Auch Russland schließt Sabotage nicht aus.


Einführung von Banknoten mit Porträt von Charles III. ab 2024 geplant

LONDON: Die Bank of England will schon Ende dieses Jahres Geldscheine mit dem Porträt des neuen britischen Königs Charles III. vorstellen. Das teilte die Notenbank am Dienstag mit. In Umlauf kommen sollen die neuen Banknoten aber erst ab Mitte 2024. Das Design werde sich nicht verändern, aber statt dem Kopf der kürzlich gestorbenen Elizabeth II. wird das Konterfei ihres 73 Jahre alten Sohnes darauf zu sehen sein, hieß es in der Mitteilung weiter.

Die Banknoten mit der Queen bleiben gültig und werden nur nach und nach durch neue ersetzt. Bereits gedruckte Scheine mit ihrem Porträt sollen auf Wunsch des Palasts aus ökologischen und finanziellen Gründen weiterhin in Umlauf gebracht werden, teilte die Bank of England mit.

Auch von Briefmarken wird künftig das Profil des neuen Königs grüßen, wie die Royal Mail mitteilte. Wann die Marken mit dem Porträt von König Charles auf die ersten Briefe geklebt werden können, steht aber nicht genau fest. Ebenfalls aus Gründen des Umweltschutzes sollen zunächst die Vorräte an existierenden Marken aufgebraucht werden.

Der Palast hatte auch am Dienstag das neue Monogramm des Königs vorgestellt, das künftig an Regierungsgebäuden, Briefkästen und auf staatlichen Dokumenten prangen wird. Es zeigt die ineinander verschlungenen Buchstaben C für Charles und R für Rex (lateinisch für König) mit der lateinischen Ziffer III. Auch hier soll die Umstellung schrittweise erfolgen.


Beamte durchsuchen Luxusjacht «Dilbar» in Norddeutschland

BREMEN: Ermittler haben am Dienstag bei der norddeutschen Stadt Bremen die Jacht eines russischen Unternehmers durchsucht. Das bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main auf Nachfrage.

Kreisen zufolge richtete sich die Aktion gegen den russischen Oligarchen Alischer Usmanow. Bei dem Schiff handelt es sich um die Luxusjacht «Dilbar». An der Durchsuchung beteiligt waren 60 Beamtinnen und Beamte, wie aus einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft hervorgeht.

In einem Ermittlungsverfahren gegen einen 69-jährigen Unternehmer aus der Russischen Föderation habe die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft München II eine Motorjacht in Norddeutschland durchsucht, heißt es in der Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft. Zunächst hatte der «Spiegel» berichtet.

Die Luxusjacht war im April auf Basis der EU-Sanktionen wegen des Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine festgesetzt worden. Die mit mehr als 500 Millionen Euro angeblich teuerste Jacht der Welt wurde mit einem Verfügungsverbot belegt und darf damit «nicht mehr veräußert, vermietet oder belastet werden», wie ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) damals sagte.


Polens Regierungschef: Nord-Stream-Lecks sind Sabotageakt

WARSCHAU: Die Gaslecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 sind nach Ansicht des polnischen Regierungschefs Mateusz Morawiecki auf Sabotage zurückzuführen. «Wir kennen heute noch nicht die Details dessen, was da passiert ist, aber wir sehen deutlich, dass ein Sabotogeakt vorliegt», sagte Morawiecki am Dienstag im polnischen Goleniow bei Stettin, wo er an der Eröffnung der Gaspipeline Baltic Pipe teilnahm. Dieser Sabotageakt sei «wahrscheinlich die nächste Stufe der Eskalation, mit der wir es in der Ukraine zu tun haben».

Zuvor hatte Dänemark über drei Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 berichtet - zwei an Nord Stream 1 nordöstlich der Ostsee-Insel Bornholm sowie eines an Nord Stream 2 südöstlich der Insel, wie die dänische Energiebehörde am Dienstag mitteilte. Im Falle von Nord Stream 1 befinde sich das eine Leck in dänischen und das andere in schwedischen Gewässern, bei dem von Nord Stream 2 in dänischen.

Polens nationalkonservative PiS-Regierung hatte sich gegen den Bau von Nord Stream 2 ausgesprochen, der im Herbst 2021 vollendet wurde. Sie warnte stets davor, dass Russland damit die Abhängigkeit Europas von seinen Gaslieferungen erhöhen und die bisherigen Transitländer unter Druck setzen könnte. Deutschland stoppte das Projekt Nord Stream 2 im Februar zwei Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.


Europäischer Erdgaspreis steigt in Richtung 200 Euro

FRANKFURT/MAIN: Der Preis für europäisches Erdgas ist am Dienstag deutlich gestiegen. Für Auftrieb sorgte, dass an den beiden Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 mehrere Lecks entdeckt wurden. Am Vormittag stieg der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas bis auf rund 194 Euro je Megawattstunde. Das waren etwa 12 Prozent mehr als am Vortag. Zuletzt lag der Preis bei 190 Euro. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt.

Wie dänische Behörden am Dienstag mitteilten, wurden an den beiden Gas-Pipelines, die von Russland nach Deutschland verlaufen, insgesamt drei Lecks entdeckt. Die Ursache ist bisher unklar. Die Betreibergesellschaft Nord Stream bezeichnete die Schäden als «beispiellos» und sah sich außerstande anzugeben, wann ein Betrieb wieder möglich sein könnte.

Russland hatte Ende August die Lieferungen über Nord Stream 1 aus angeblich technischen Gründen vorerst eingestellt. Kritiker halten Russland vor, die Lieferung absichtlich unterbrochen zu haben und Erdgas als politische Waffe einzusetzen. Nord Stream 2 ging wegen des Ukraine-Kriegs nicht in Betrieb.


Nord-Stream-Lecks: Bergamt sieht geringes Risiko für Folgeschäden

SCHWERIN/BORNHOLM: Nach dem Bekanntwerden von Leckagen an den Nord-Stream-Gaspipelines schätzt das für die technische Sicherheit in Deutschland zuständige Bergamt Stralsund das Risiko von Folgeschäden niedrig ein. «Eine weitere Schadensausbreitung dürfte aus technischer Sicht - nach gegenwärtigem Stand - unwahrscheinlich sein», teilte die Behörde am Dienstag mit. Der Druck in den Leitungen habe sich entsprechend der Wassertiefe auf einem niedrigen Niveau eingestellt. «Am Ereignisort liegt die Nord-Stream-2-Leitung in einer Tiefe von 70,1 Meter, die beiden Nord-Stream-Leitungen in einer Tiefe von ca. 88 Meter», hieß es.

Die dänische Energiebehörde hat an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 insgesamt drei Lecks entdeckt. Es sei die Rede von zwei Lecks an Nord Stream 1 nordöstlich der Ostsee-Insel Bornholm sowie einem an Nord Stream 2 südöstlich der Insel, teilte die Behörde mit. Zuvor hatten die Betreiber der beiden Energietrassen einen Druckabfall gemeldet: Zunächst in der Nacht auf Montag in einer Röhre von Nord Stream 2 und Montagabend in beiden Röhren von Nord Stream 1.

Das Bergamt in Stralsund konnte sich noch nicht zur Ursache sowie zu Art und Umfang möglicher Reparaturen äußern, zunächst müsse der Schaden analysiert werden. Gleiches gelte für mögliche Folgen für die technischen Anlagen am Anlandepunkt der Pipelines im vorpommerschen Lubmin.


EU-Kommission billigt zusätzliche deutsche Förderung von Solaranlagen

BRÜSSEL: Die Bundesregierung darf den Ausbau von Solaranlagen und anderen erneuerbaren Energien zusätzlich fördern. Die Europäische Kommission genehmigte am Dienstag entsprechende Maßnahmen. Konkret sollen Förderungen für Solaranlagen auf privaten Dächern ausgebaut werden. Die für Wettbewerbsregeln in der EU zuständige Kommission genehmigte auch zusätzliche staatliche Ausschreibungen für Photovoltaikanlagen auf Frei- und Dachflächen sowie eine Anpassung einer Marktprämie für Stromproduzenten im Bereich Innovation.


Britische Banken setzen Vergabe von Krediten aus

LONDON: Nach dem Absturz des britischen Pfundes haben mehrere britische Banken und Bausparkassen die Vergabe von Krediten ausgesetzt. Das Pfund war in den vergangenen Tagen auf einen Tiefstand gefallen, nachdem die neue britische Regierung Steuererleichterungen und eine enorme Staatsverschuldung angekündigt hatte.

Die Anbieter Halifax, Virgin Money sowie die Skipton Building Society kündigten Anfang der Woche an, bestimmte Kredite vorübergehend nicht mehr anzubieten, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Bestehende Verträge sind in den meisten Fällen nicht betroffen. In Kürze sollen neue Angebote auf den Markt kommen - mutmaßlich mit angepassten Konditionen.

Es wird damit gerechnet, dass die britische Notenbank den Leitzins erneut erhöhen wird. Marktbeobachter halten im kommenden Jahr Zinsen von mehr als 6 Prozent für möglich. Die Bank of England hatte am Montag erklärt, die Entwicklungen auf den Finanzmärkten genau zu beobachten und wenn nötig die Zinsen weiter zu erhöhen, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Erst vor wenigen Tagen hatte sie den Leitzins um 0,5 Punkte auf 2,25 Prozent angehoben. Es war die siebte Zinserhöhung in Folge.


FDP-Vize Vogel: Lieferkettengesetz mindestens bis 2024 verschieben

BERLIN: FDP-Vize Johannes Vogel hat als Reaktion auf die Krise mehrere Entlastungsschritte für Unternehmen in Deutschland gefordert, darunter eine Verschiebung des Lieferkettengesetzes. «Wir sollten gerade jetzt keine zusätzlichen bürokratischen Fesseln auflegen», sagte Vogel, Erster Parlamentarischer Geschäftsführers der FDP-Bundestagsfraktion, am Dienstag in Berlin. Er plädierte für ein Inkrafttreten frühestens zu Jahresbeginn 2024 - also ein Jahr später als geplant - «oder gleich bis zum Inkrafttreten des EU-Lieferkettengesetzes».

Das Gesetz verpflichtet größere Unternehmen von 2023 an, auf Missstände beim Einkauf von Material und Teilen aus dem Ausland zu reagieren und Abhilfe zu schaffen. Hilfsorganisationen und Gewerkschaften bekommen die Möglichkeit, bei Verstößen Betroffene vor deutschen Gerichten zu vertreten. Unternehmerverbände monieren, damit verbinde sich viel Bürokratie.

Vogel forderte auch eine Reform des Nachweisgesetzes. «Die EU gibt uns neuerdings die Möglichkeit, dass Schriftformerfordernisse wegfallen, was einen Verzicht auf Zettelwirtschaft und bürokratische Prozesse bedeuten würde», sagte er. «Wir können im Jahre 2022 unser ganzes privates Leben auf dem iPad organisieren, aber jede Form von Vertragsbeziehung zwischen Arbeitnehmern und Unternehmen muss nach deutschem Recht noch auf Papier passieren.»

Vogel forderte zudem, mit der Ratifizierung von Freihandelsabkommen «Impulse für zusätzliche angebotsorientierte Wachstumspolitik» zu setzen und bürokratische Hemmnisse zu beseitigen. Vogel: «Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass wir Ceta diesen Herbst ratifizieren. Und wir sollten auch die anderen Freihandelsabkommen, die bereits vereinbart sind, also zum Beispiel Chile, zum Beispiel Mexiko und zum Beispiel Neuseeland, und die anderen Abkommen jetzt schnellstmöglich in die Ratifizierung bringen.»


Ifo-Institut: Exporterwartungen sinken weiter

MÜNCHEN: Die Exporterwartungen der deutschen Wirtschaft sind laut Ifo-Institut auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020 gefallen. Der Index sank im September auf minus 6,0 Punkte, nach minus 2,8 Punkten im August. Auch mittelfristig sei aufgrund der abkühlenden Weltkonjunktur kaum eine größere Dynamik zu erwarten, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Dienstag in München.

In den meisten Industriebranchen seien die Exporterwartungen negativ. Die Automobilbranche rechne zwar damit, im vierten Quartal mehr zu exportieren. Auch die Getränkehersteller seien nach dem Zwischentief im August wieder optimistischer. Aber die chemische Industrie gehe von einem deutlichen Rückgang aus, ebenso die Möbelhersteller. Auch «die Metallindustrie blickt erheblich pessimistischer auf die Auslandsgeschäfte in den kommenden drei Monaten».


EZB-Chefvolkswirt Lane warnt vor Lohn-Preis-Spirale

FRANKFURT/MAIN: EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane warnt vor zu hohen Lohnabschlüssen als Reaktion auf die extrem gestiegene Inflation. «Die hohe Inflation wird ihren Niederschlag in höheren Löhnen finden müssen. Aber es braucht ein Gleichgewicht», sagte Lane der österreichischen Tageszeitung «Der Standard» in einem am Dienstag veröffentlichten Interview. «Die Löhne werden stärker steigen als in den vergangenen Jahren. Aber der Versuch, die Arbeitnehmer durch höhere Einkommen voll und ganz vor der Inflation zu bewahren, würde die Kosten der Unternehmen deutlich in die Höhe treiben und zu Zweitrundeneffekten führen.»

Unter Zweitrundeneffekten versteht man eine Lohn-Preis-Spirale: Steigen Löhne als Reaktion auf hohe Inflation zu stark, könnte das die Preise weiter nach oben treiben. «Um zu einer niedrigeren Inflation zurückzukehren, ist die Erkenntnis notwendig, dass die Rentabilität der Unternehmen eine Zeit lang sinken wird und dass die Löhne auch eine Zeit lang nicht ganz mit der Inflation Schritt halten können», sagte Lane. Hohe Teuerungsraten mindern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Vor allem stark gestiegene Energiepreise und Lieferengpässe heizen seit Monaten die Teuerung an. Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht, mit höheren Zinsen gegenzusteuern. Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an. Im August lagen die Verbraucherpreise im Währungsraum um 9,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Die EZB erwarte, «dass die Inflation 2023 deutlich und 2024 weiter zurückgehen wird», bekräftigte Lane. Der Rückgang der Inflation werde größtenteils daher kommen, dass sich die Energiepreise stabilisierten und Lieferengpässe nachließen. «Und die Löhne werden im Laufe der Zeit in gewissem Maße aufholen, so dass sich der Lebensstandard der Menschen wieder verbessern wird», sagte der EZB-Chefvolkswirt.


Ölpreise steigen

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Dienstag angezogen. Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 84,70 US-Dollar. Das waren 64 Cent mehr als am Montag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 58 Cent auf 77,29 Dollar.

Am Montag waren die Preie der beiden wichtigen Sorten auf den tiefsten Stand seit Januar gefallen. Hintergrund sind die trüben Konjunkturaussichten und steigende Leitzinsen. Beides lastet auf der Nachfrage nach Erdöl und Ölprodukten wie Benzin oder Diesel.

Entlastung kam am Dienstag vom Dollar, der zu vielen Währungen etwas weniger stark tendierte. Der Dollar spielt auf den Ölmärkten eine große Rolle, weil sein Kurs den Preis für Interessenten aus anderen Währungsräumen mitbestimmt. Rohstoffe und Öl werden überwiegend in der US-Währung gehandelt. Steigt der Dollarkurs, hebt das den rechnerischen Preis für viele Nachfrager und senkt deren Nachfrage - und umgekehrt.


Euro und Pfund stabilisieren sich

FRANKFURT/MAIN: Der Euro und das britische Pfund haben sich am Dienstag nach einem turbulenten Wochenauftakt stabilisiert. Ein Euro kostete am Morgen 0,9640 US-Dollar, das britische Pfund notierte bei 1,0770 Dollar. Am Montag war der Euro mit 0,9554 Dollar auf einen 20-jährigen Tiefstand gefallen, das britische Pfund sank mit 1,0350 Dollar auf ein Rekordtief zum Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Euro-Referenzkurs auf 0,9646 Dollar fest.

Ein wesentlicher Grund für den Einbruch der beiden Währungen war der starke Dollar, der schon seit einer ganzen Zeit stetig zulegt. Auf dem Euro lasten zudem die Energiekrise und die trüben Konjunkturaussichten. Das britische Pfund wird vor allem durch finanzpolitische Sorgen unter Druck gesetzt: Die starken Steuersenkungen der neuen Regierung von Premierministerin Liz Truss wecken Befürchtungen vor einer ausufernden Staatsverschuldung und noch höheren Inflationsraten.

Am Dienstag stehen in den USA einige Konjunkturdaten auf dem Programm. Für Beachtung dürfte etwa eine regelmäßige Umfrage zur Verbraucherstimmung sorgen. In der Eurozone veröffentlicht die EZB Geld- und Kreditdaten. Zudem melden sich aus mehreren großen Zentralbanken zahlreiche Redner zu Wort.


Chef der Interamerikanischen Entwicklungsbank muss Posten räumen

WASHINGTON/RIO DE JANEIRO: Nach nur gut zwei Jahren im Amt ist Mauricio Claver-Carone von seinem Posten als Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) mit Sitz in Washington enthoben worden. Der Gouverneursrat der Interamerikanischen Entwicklungsbank sei der einstimmigen Empfehlung des Exekutivdirektoriums gefolgt, hieß es in einer Mitteilung der IDB am Montag. Demnach soll Vize-Präsidentin Reina Mejía Chacón die Präsidentschaft übergangsweise übernehmen. Die IDB ist die größte Geldgeberin für Entwicklungsprojekte in Lateinamerika.

Der Exilkubaner Claver-Carone war Kandidat des damaligen US-Präsidenten Donald Trump und wurde im September 2020 mitten in der Corona-Pandemie zum IDB-Präsidenten gewählt. Die Nominierung des Hardliners hatte enormen Wirbel ausgelöst. Den USA wurde nachgesagt, Einfluss in einer Region gewinnen zu wollen, in der China immer stärker wird.

Länder wie Argentinien wollten die Wahl Claver-Carones verhindern, unter anderem um die Kontrolle über eine Institution zu behalten, deren Darlehen für Regierungen und Staatsunternehmen wegen der schweren wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise in Lateinamerika besonders wichtig sind. Dennoch war Claver-Carone der einzige Kandidat.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.