Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Eine Ansicht der Logos der Siemens Energy AG. Archivfoto: epa/RONALD WITTEK
Eine Ansicht der Logos der Siemens Energy AG. Archivfoto: epa/RONALD WITTEK

Siemens Energy wehrt sich gegen russische Vorwürfe bei Gasdrosselung

MÜNCHEN: Der Energiekonzern Siemens Energy wehrt sich gegen Behauptungen aus Russland, die Gaslieferungen nach Deutschland müssten gedrosselt werden, weil das Unternehmen Turbinen nicht rechtzeitig warte. «Es ist sehr bequem, ein Unternehmen mit reinzuziehen, das in Russland bekannt ist», sagte Joe Kaeser, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Siemens Energy, der «Süddeutschen Zeitung». «Selbst wenn es so wäre, würde das niemals rechtfertigen, den Gasfluss so stark zu drosseln.»

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die russische Begründung bereits als vorgeschoben kritisiert. Russlands staatlicher Energieriese Gazprom hatte Mitte des Monats die Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter runtergefahren. Der Gaslieferant begründete den Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten. Am 11. Juli beginnt zudem eine zehntägige Routinewartung der Pipeline. Energieversorger und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sind besorgt, dass Gazprom Nord Stream 1 danach nicht wieder anstellen könnte.

Kaeser lobte in der Zeitung Scholz' Krisenmanagement: «Herr Scholz mag nicht der größte Storyteller sein, wie man heutzutage so schön sagt. Aber der Kanzler ist sachlich, besonnen und versucht zu deeskalieren, das ist heutzutage auch schon eine Gabe.»


Keine Entspannung bei Inflation - Bundesamt gibt Juni-Daten bekannt

WIESBADEN: Trotz der Steuerentlastung auf Kraftstoffe rechnen Volkswirte nicht mit einem raschen Rückgang der Verbraucherpreise in Deutschland. Wie sich die Inflation im Juni in Europas größter Volkswirtschaft entwickelt hat, gibt das Statistische Bundesamt am Mittwochnachmittag in einer ersten Schätzung bekannt. Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel hatten die Teuerungsrate im Mai auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben: Die Verbraucherpreise lagen um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern muss man in der Zeitreihe bis in den Winter 1973/1974 zurückgehen, um ähnlich hohe Werte zu finden. Damals waren die Mineralölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil diese sich für einen Euro dann weniger leisten können.

Die Bundesregierung versucht mit dem Steuernachlass beim Tanken, dem 9-Euro-Ticket, einer Energiepreispauschale im September/Oktober sowie weiteren Maßnahmen die Bürger zu entlasten. Bei der von Juni bis August geltenden Steuerentlastung auf Kraftstoffe geht es inklusive Mehrwertsteuer um 35,2 Cent bei Superbenzin und 16,7 Cent bei Diesel. Nicht alles davon kommt bislang aber bei den Verbrauchern an. Nach Ansicht des ADAC sind die Kraftstoffe trotz jüngster Rückgänge zu teuer.


Ernst & Young zahlt 100 Millionen Dollar Strafe in USA

WASHINGTON: Die US-Börsenaufsicht SEC hat wegen Regelverstößen bei Prüfungen von Mitarbeitern eine empfindliche Strafe gegen die Beratungsfirma Ernst & Young (EY) verhängt. Das Unternehmen habe das Fehlverhalten zugegeben und eine Bußgeldzahlung von 100 Millionen US-Dollar (rund 95 Mio Euro) akzeptiert, teilte die SEC am Dienstag mit. Nach Angaben der Behörde schummelten Beschäftigte von EY jahrelang bei bestimmten Examen und Kursen, die sie für ihre Lizenzen als zertifizierte Wirtschaftsprüfer brauchten.

Das Unternehmen habe bei den Ermittlungen zudem Beweismittel zurückgehalten und versucht, die SEC in die Irre zu führen. Als Konsequenz habe die Aufsicht die bislang höchste Strafe gegen eine Wirtschaftsprüfungsfirma beschlossen. SEC-Direktor Gurbir S. Grewal bezeichnete es als «ungeheuerlich», dass ausgerechnet Fachleute schummelten, die dafür zuständig seien, Tricksereien von Klienten aufzudecken. EY zeigte sich in einer Stellungnahme reumütig und erklärte: «Nichts ist wichtiger als unsere Integrität und Moral».


Draghi glaubt an Ende von Hafenblockade: Keine Minenräumung nötig

ELMAU: Die Ukraine und viele arme Länder der Welt können nach Einschätzung des italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi auf ein baldiges Ende der russischen Schwarzmeerblockade hoffen. Der Regierungschef berichtete zum Abschluss des G7-Gipfels in Bayern, dass alle involvierten Verhandlungspartner auf die Zusage Moskaus warten. «Und die sollte sehr bald kommen», habe UN-Generalsekretär Antonio Guterres den Staats- und Regierungschef der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte bei deren Treffen berichtet.

Draghi sprach darüber hinaus von «guten Nachrichten» im Hinblick auf die konkrete Ausfuhr des Getreides, das wegen des Krieges und der Blockade der ukrainischen Häfen durch die russische Marine bislang nicht verschifft werden konnte. Anders als von Moskau behauptet, müssten die Häfen nämlich nicht erst noch von Minen befreit werden, sagte Draghi. «Es gibt sichere Korridore, durch die die Schiffe fahren können.» Das spare zwei Wochen bis einen Monat - so lange war zuletzt für eine Unterwasser-Minenräumung spekuliert worden.

Russland fordere bei den Verhandlungen eine Garantie, dass die Schiffe mit Getreide keine Waffen transportierten. Im Gegenzug verlange die Ukraine, dass die Schiffe nicht angegriffen werden. Als Garanten dafür sind die Türkei als Anrainerstaat und die UN vorgesehen. Nun fehle nur noch die finale Zustimmung Moskaus, sagte Draghi. «Die Situation ist ein bisschen ermutigender als noch vor einer Woche.»

Die Ukraine und Russland sind für etliche arme Länder vor allem in Afrika die wichtigsten Lieferanten von Getreide und Düngemittel. Durch die Blockader der Häfen im Schwarzen Meer droht einigen Gegenden auf der Welt eine weitere Zuspitzung der Hungerkrise.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0561

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Dienstag gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0561 (Montag: 1,0572) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9469 (0,9459) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86350 (0,86200) britische Pfund, 143,67 (143,25) japanische Yen und 1,0101 (1,0143) Schweizer Franken fest.


Dax legt zu - Quarantäne-Lockerungen in China stützen die Kurse

FRANKFURT/MAIN: Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag weitere Gewinne verbucht. Der Leitindex Dax stand am Nachmittag mit 13.281 Punkten 0,72 Prozent höher. Über sein Vortageshoch bei 13.378 Punkten, an das er im frühen Handel herangerückt war, kam er aber nicht hinaus. Der MDax der mittelgroßen Werte legte zuletzt um 0,40 Prozent auf 27.261 Zähler zu. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,7 Prozent nach oben. Der Euro kostete am Nachmittag 1,0554 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0572 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,40 Prozent am Vortag auf 1,51 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,43 Prozent auf 131,98 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 0,81 Prozent auf 145,21 Punkte.


Experten erwarten Chipmangel bis mindestens 2024

MÜNCHEN: Der Halbleitermangel dürfte die Autoindustrie einer Studie zufolge bis mindestens 2024 bremsen. Elektroautos bräuchten zehnmal so viele Chips wie Benziner oder Dieselautos, so dass auch steigende Kapazitäten nicht für den gesamten Bedarf ausreichten, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der Unternehmensberatung Alix Partners. «Erst frühestens 2024 wird die Fahrzeugproduktion das Niveau vor Beginn der Pandemie erreichen.»


Moody's stellt Zahlungsausfall Russlands fest - Kreml verwundert

NEW YORK/MOSKAU: Die Ratingagentur Moody's hat wegen nicht fristgemäß beglichener Schulden bei internationalen Investoren einen Zahlungsausfall Russlands festgestellt. Konkret gehe es um Zinszahlungen zweier Staatsanleihen, die auch nach Ablauf einer Verzugsfrist von 30 Tagen nicht bei Gläubigern angekommen seien, teilte das US-Unternehmen am Montag (Ortszeit) in New York mit.


Institute: Gefahr eines Gasengpasses gesunken - Speicher füllen sich

BERLIN/BRÜSSEL: Deutschlands Gasspeicher sind inzwischen zu mehr als 60 Prozent gefüllt und mindern aus Sicht von Ökonomen so die Gefahr einer Versorgungslücke im Falle eines russischen Lieferstopps. Wie am Montagabend aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) hervorging, waren die Speicher zu 60,26 Prozent voll. Nach Berechnungen führender Wirtschaftsforscher ist die Wahrscheinlichkeit einer Versorgungslücke im Fall eines Stopps russischer Lieferungen gegenüber April deutlich gesunken.


BGH prüft kostenfreien Reiserücktritt bei Corona-Ausbruch

KARLSRUHE: Ein Mann sagt zum Beginn der Pandemie eine Pauschalreise ab, wenig später wird sie sowieso unmöglich - muss er trotzdem Stornogebühren zahlen? Das prüfen die Richter des Bundesgerichtshofs (BGH) am Dienstag (9.00 Uhr). Bisher gibt es zu den Rechten von Reisenden bei einem Rücktritt wegen der Pandemie noch kein höchstrichterliches Urteil.


Tui: Ferien werden für überwiegende Mehrheit reibungslos verlaufen

BERLIN: Der Tourismuskonzern Tui macht Reisenden trotz des Abfertigungschaos an Flughäfen Hoffnung auf einen entspannten Sommerurlaub. «Trotz aller Herausforderungen aufgrund von Personalengpässen in der Branche werden die Ferien für die überwiegende Mehrheit reibungslos verlaufen», sagte der Deutschland-Chef des Reisekonzerns, Stefan Baumert, am Montagabend in Berlin.


Kurz vor Abstimmung: Koalitionskrach um Aus für Verbrenner ab 2035

BERLIN/LUXEMBURG: Kurz vor der entscheidenden Abstimmung auf EU-Ebene über ein mögliches Aus für neue Verbrenner-Autos ab 2035 gibt es heftigen Streit innerhalb der Bundesregierung. Dabei geht es um die deutsche Position. Die EU-Umweltminister wollten am Dienstag über die Zukunft von Verbrenner-Autos abstimmen.


Scholz zur Energieknappheit: «Haben getan, was man tun konnte»

ELMAU: Bundeskanzler Olaf Scholz sieht die Vorbereitungen für eine Energieknappheit im Herbst im Plan. «Ich sage, wir haben genau das getan, was man tun kann, und werden noch viele weitere Maßnahmen ergreifen, um uns auf eine sehr schwierige Situation vorzubereiten», sagte der SPD-Politiker am Dienstag nach Abschluss des dreitägigen G7-Gipfels in der ARD. Er nannte unter anderem die Pflicht, die Gasspeicher vor dem Winter zu füllen, den Bau von Flüssiggasterminals und Pipelines an der Küste und die Rückkehr zu Kohlekraft.

Die Frage, ob er für den Winter warme Wohnungen in Deutschland garantiere, ließ Scholz offen. Auf die Frage, ob er Energiespartipps wie kürzeres Duschen oder eine geringere Raumtemperatur habe, sagte der Kanzler nur: «Nö». Er fügte hinzu: «Wir werden uns alle mit diesen Fragen beschäftigen müssen, wenn es so ist, dass wir ein Problem haben, dass nicht genug Energie zur Verfügung steht. Gegenwärtig haben wir genug, das gehört ja auch dazu.»

Beim Sender «Welt» zeigte sich Scholz erneut skeptisch zu einer Laufzeitverlängerung der drei noch aktiven Atomkraftwerke, die Ende des Jahres vom Netz gehen sollen. Es sei nicht trivial, neue Brennstäbe zu beschaffen, sagte der Kanzler. Auch eine Freigabe des Gas-Frackings - dabei wird schwer zugängliches Gas mit Hilfe von Chemikalien aus Gestein gelöst - werde bei der Lösung der Gasknappheit in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht helfen. Deutschland setze auf den raschen Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind an Land und auf See sowie Solarkraft.

Scholz hatte den Gipfel der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte auf Schloss Elmau in Bayern seit Sonntag geleitet. Vereinbart wurden unter anderem die weitere Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg, die Vorbereitung weiterer Sanktionen gegen Russland, Hilfen gegen die Hungerkrise und Anstrengungen gegen den Klimawandel.


Scholz: G7 wollen erneuerbare Energien und Klimaschutz vorantreiben

ELMAU: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat das klare Ziel der G7 bekräftigt, die Abhängigkeiten von Öl und Gas aus Russland zu reduzieren und den Ausbau erneuerbarer Energien sowie den Klimaschutz voranzutreiben. Das machte Scholz am Dienstag zum Abschluss des dreitägigen G7-Gipfels auf Schloss Elmau in Bayern deutlich. «Wir sind uns alle einig, wo die Zukunft liegt, nämlich nicht beim Gas.»

Scholz reagierte erfreut auf die Unterstützung der G7-Partner für seine Idee eines internationalen Klimaclubs. «Wir sind uns einig: Wir brauchen mehr Ehrgeiz, mehr Ambitionen, um unsere Klimaziele zu erreichen», sagte er. Dazu trage man mit dem Klimaclub bei, der sich ja nicht auf die G7 beschränken, sondern weitere Staaten einschließen solle. Es solle ein offener Club sein, betonte Scholz - und machte deutlich, dass es keine «Eintrittskarten» zum Klimaclub geben solle.

«Es geht darum, dass wir unterschiedliche Wege zu gleichermaßen ehrgeizigen Zielen miteinander zusammenführbar machen», sagte Scholz. Es gebe bekanntlich unterschiedliche Positionen etwa zur konkreten Energieproduktion der Zukunft oder zu Fragen der Bepreisung. Dennoch gehe es darum, die sehr unterschiedlichen Politiken zusammenzuführen, damit man zur Mitte des Jahrhunderts CO2-neutral wirtschafte und dem Planeten damit eine bessere Zukunft verschaffe - «und uns auch».

Der Gipfel der sieben wichtigen demokratischen Industriestaaten hatte am Sonntagmittag begonnen. Zur G7 gehören neben Deutschland und den USA auch Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan. Zudem nahmen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel an den Gipfel-Geratungen teil.


Sender-Protest in Frankreich gegen das Abschaffen der Rundfunkgebühr

PARIS: In Frankreich haben Beschäftigte öffentlich-rechtlicher Sender am Dienstag mit einem Streik gegen Pläne der Regierung protestiert, die Rundfunkgebühr abzuschaffen. Diese Maßnahme und die stattdessen geplante Finanzierung aus dem allgemeinen Staatshaushalt führten zu einer Verarmung der Fernseh- und Radiosender und setzten diese Kanäle der Willkür und dem ständigem politischem Druck aus, hieß es in einem Protestaufruf der Gewerkschaften, wie der Sender France Info berichtete. Es drohe eine Zerschlagung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zugunsten eines privaten Sektors, in dem Medienmilliardäre das Sagen haben. Das sei unerträglich.

Präsident Emmanuel Macron plant die Streichung der Rundfunkgebühr ab diesem Jahr als Teil eines Maßnahmenpakets, um den gestiegenen Lebenshaltungskosten entgegenzuwirken. Noch ist die Abschaffung aber nicht beschlossen. Die Zustimmung des Parlaments steht noch aus.

Die Rundfunkgebühr beträgt in Frankreich 138 Euro im Jahr. Sie wird für alle Haushalte fällig, die einen Fernseher besitzen, außer für einkommensschwache Menschen. Auf den Staat kommen mit der Abschaffung der Rundfunkgebühr jährliche Zusatzkosten von mehr als drei Milliarden Euro zu, wie France Info berichtete.


Litauens Parlament verbietet Gasimporte aus Russland

VILNIUS: In Litauen hat das Parlament in Vilnius den Import von Gas aus Russland verboten. Die Volksvertretung Seimas beschloss am Dienstag einstimmig gesetzliche Änderungen, die Lieferanten aus Ländern, die als Bedrohung für die nationale Sicherheit gelten, den Zugang zum litauischen Gastransportsystem verwehren. Auch das Flüssiggasterminal in Klaipeda kann nicht von ihnen genutzt werden. Ausnahmen gelten für Lieferanten, die Gas über Litauen in die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad transportieren.

Das baltische EU- und Nato-Land hatte seine Energieimporte aus Russland nach eigenen Angaben vor gut einem Monat vollständig gestoppt. Mit der Regelung soll das Gas-Embargo nach Angaben von Energieminister Dainius Kreivys auch de jure festgeschrieben werden. «Wir brauchen dieses Gesetz, um es auf Dauer zu erhalten», wurde er in einer Parlamentsmitteilung zitiert.

Litauens Parlament hatte die Regierung in Vilnius im März angesichts des Ukraine-Kriegs dazu aufgefordert, den Import und Verbrauch von russischen Energieressourcen so schnell wie möglich zu stoppen. Nach Parlamentsangaben bezog Litauen jährlich Öl, Gas und Strom im Wert von mehr als drei Milliarden Euro aus Russland.


Zahl der Firmenpleiten trotz Ukraine-Krieg weiter rückläufig

NEUSS: Trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen durch den Ukraine-Krieg ist die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland gesunken. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform registrierte im ersten Halbjahr 7300 Unternehmensinsolvenzen, wie sie am Dienstag mitteilte. Das waren 2,8 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Allerdings befürchten die Experten angesichts der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen in der zweiten Jahreshälfte eine Trendumkehr.

«Trotz über zwei Jahren Corona und der zuletzt massiven Kostenexplosion gibt es keinen Anstieg bei den Insolvenzen», berichtete der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. Doch seien die Auswirkungen der wirtschaftlichen Verwerfungen in einigen Teilen der Unternehmenslandschaft zu erkennen. Insbesondere bei Großunternehmen gebe es einen Anstieg der Insolvenzmeldungen. Prominente Beispiele im bisherigen Jahresverlauf seien die MV-Werften sowie die Modekette Orsay. Außerdem gebe es eine hohe Zahl an Insolvenzen von Selbstständigen, die meist ein vereinfachtes Insolvenzverfahren durchliefen und nicht als Unternehmensinsolvenzen gezählt würden.

Rund 68.000 Beschäftige waren laut Creditreform im ersten Halbjahr von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen. Die Schäden für die Gläubiger summierten sich auf rund 19 Milliarden Euro.

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen lag dagegen mit 32.800 um 23 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Vor einem Jahr hatte eine Änderung des Verbraucherinsolvenzrechts deutliche Erleichterungen für überschuldete Privatpersonen gebracht. Dadurch war die Zahl der Verbraucherinsolvenzen vorübergehend nach oben geschnellt.


Hilfsorganisation: Geld im Kampf gegen Hungerkrise im Südsudan fehlt

JUBA: Die Hungerkrise in Ostafrika weitet sich nun auch im Südsudan drastisch aus. Rund 7,7 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung, benötigten dringend humanitäre Hilfe, teilte die Hilfsorganisation Care am Dienstag mit. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel seien Hilfsorganisationen jedoch gezwungen, ihre Leistungen zu kürzen.

Für die Ernährungshilfe im Südsudan fehlen nach Angaben von Care derzeit mehr als 500 Millionen Euro. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) habe bereits die Ernährungshilfe kürzen und sich auf Not- und Katastrophenfälle beschränken müssen. Humanitäre Organisationen seien gezwungen «unmögliche Entscheidungen zu treffen. Nicht jeder Mensch, der Hilfe benötigt, wird sie erhalten können», so Care.

Große Teile von Ost- und Westafrika befinden sich in einer schlimmen Nahrungsmittelkrise. Insgesamt sind nach UN-Angaben etwa 60 Millionen Menschen betroffen. Hauptgründe für die Rückgänge in der Getreideproduktion auf dem Kontinent sind klimabedingte Dürren, regionale Konflikte, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie Russlands Getreideblockade im Zuge seines Angriffskrieges gegen die Ukraine. Aufgrund des Krieges stehen international auch weniger finanzielle Mittel für andere Krisen zur Verfügung.


Konsumstimmung in Frankreich auf Neunjahrestief

PARIS: Die Stimmung der französischen Verbraucher hat sich im Juni weiter eingetrübt. Gegenüber dem Vormonat fiel der Indikator des Statistikamts Insee um 3 Punkte auf 82 Zähler, wie Insee am Dienstag mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Mitte 2013. Zudem liegt der Indikator nach seinem sechsten Rückgang in Folge deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Experten hatten im Mittel 84 Punkte erwartet.

Im Detail trübte sich die Stimmung durchweg ein. Die befragten Verbraucher bewerteten ihre Finanzsituation, ihre Sparneigung und ihren Lebensstandard jeweils schlechter. Auch die Beschäftigungschancen wurden etwas ungünstiger bewertet. Die Inflationserwartungen stiegen auf den höchsten Stand seit 2008.

Im Moment beträgt die Inflation in Frankreich nach europäischer Rechnung 5,8 Prozent. Das ist zwar deutlich weniger als in anderen großen Euroländern wie Deutschland. Allerdings ist es für Frankreich ein Rekord seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999.


Konsumlaune der Deutschen wird mit steigender Inflation schlechter

NÜRNBERG: Das Konsumklima in Deutschland ist wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs auf ein Rekordtief gefallen. Das Konsumforschungsunternehmen GfK ermittelte für Juli einen Wert von minus 27,4, was im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang um 1,2 Punkte ist. «Der anhaltende Krieg in der Ukraine sowie unterbrochene Lieferketten lassen vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise explodieren und führen dazu, dass sich das Konsumklima so trüb wie noch nie zeigt», erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl am Dienstag.

Vor allem die um knapp acht Prozent erhöhten Lebenshaltungskosten drückten auf die Stimmung, sagte er. Die Kaufkraft schmelze dahin. Die Hoffnung, dass die in der Pandemie angehäuften Ersparnisse in Anschaffungen umgesetzt würden, werde sich vermutlich nicht erfüllen. «Wenn für Energie und Lebensmittel von den privaten Haushalten deutlich mehr gezahlt werden muss, stehen entsprechend weniger finanzielle Mittel, vor allem für größere Anschaffungen, zur Verfügung», heißt es in einer GfK-Mitteilung. Dadurch werde die Binnenkonjunktur auch in den kommenden Monaten leiden.

Bürkl forderte die Europäische Zentralbank zu einer maßvollen Geldpolitik auf. Die Inflation müsse zurückgedrängt werden. Allerdings dürfe auch die Konjunktur nicht durch zu große Zinssprünge abgewürgt werden.

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