Nachrichten aus der Wirtschaft

Aktuelle Meldungen um Coronavirus und Covid-19

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McKinsey sieht Trend zu Regionalisierung und Digitalisierung

MÜNCHEN: Die Unternehmensberatung McKinsey rechnet nach der Corona-Krise mit einer stärkeren Regionalisierung und Digitalisierung der Wirtschaft. «Die Unternehmen werden sich mehr absichern», sagte der McKinsey-Experte für Produktion und Lieferketten, Knut Alicke, am Dienstag in einer Videokonferenz.

In der Autoindustrie zum Beispiel gebe es komplexe Zulieferketten bis zu sechs, sieben Ebenen; Seefracht zwischen Europa und China sei gut einen Monat unterwegs. «Wir erwarten, dass sich sehr viele Unternehmen ihre globalen Lieferketten anschauen und lokalere Strukturen aufbauen», sagte Alicke. Der Trend, in der Region für die Region zu produzieren - in Osteuropa für Europa, in China für China -, werde sich verstärken. Die Lohnunterschiede zwischen China, Osteuropa und Mexiko seien nicht mehr so groß. Zudem dürften die Lagerbestände größer werden.

In der Pharmaindustrie gebe es bereits gesetzliche Vorgaben für Vorräte bei bestimmten Wirkstoffen, das könnte erweitert werden. Sie werde Kapazitäten nach Europa zurückholen, «aber nicht komplett raus aus Indien und China», sagte Alicke.

Die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft werde jetzt viel schneller erfolgen. «Wenn es gut geht und die Profitabilität stimmt, will sich niemand verändern. Jetzt wird man gezwungen, über neue Strukturen nachzudenken», sagte der Berater. Ein großer Gewinner sei der Online-Handel. «Viele Händler bieten ihre Waren jetzt erstmals online an.» Supermärkte profitierten im Moment von Hamsterkäufen und Panikkäufen von Klopapier, allerdings sei das sei nicht von Dauer, denn «der Bedarf wächst ja nicht». Die Luftfahrtbranche dagegen dürfte die nur langsame Erholung des Tourismus und den Rückgang der Geschäftsreisen länger spüren.


Regierung arbeitet an Nachbesserungen bei Corona-Krediten

BERLIN: Die Bundesregierung arbeitet bei den Corona-Hilfen an Nachbesserungen für mittelständische Unternehmen. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Regierungskreisen erfuhr, könnten Kredite für mittelständische Firmen mit einer 100-prozentigen Staatshaftung abgesichert werden. Die EU-Kommission müsse diesem Modell allerdings zustimmen. Nach dpa-Informationen wird diskutiert, dass Kredite für Firmen mit zehn bis 250 Beschäftigten mit einer 100-prozentigen Staatshaftung abgesichert werden. Dazu könnte es zinslose oder sehr günstige Kredite in der Höhe von drei Monatsausgaben geben, höchstens aber bis zu 500 000 Euro pro Firma.


Corona-Krise: 470 000 Unternehmen zeigen Kurzarbeit an

BERLIN: In der Corona-Krise haben bisher 470 000 Unternehmen in Deutschland Kurzarbeit angezeigt. Darunter seien neben dem produzierenden Gewerbe auch viele Unternehmen aus dem Gastgewerbes und dem Handel, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag in Berlin. Wie viele Beschäftigte davon insgesamt betroffen seien, lasse sich noch nicht seriös sagen. Es sei aber davon auszugehen, dass es deutlich mehr werden als zu den Spitzenzeiten bei der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 mit rund 1,4 Millionen.


Arbeitslosigkeit sinkt im März - Corona noch nicht berücksichtigt

NÜRNBERG: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Krise in Deutschland noch einmal gesunken. Im März waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit vom Dienstag bundesweit 2,335 Millionen Menschen ohne Job, 60 000 weniger als im Februar, aber 34 000 mehr als im März 2019. Die Arbeitslosenquote sank im März um 0,2 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent. Die Corona-Krise mit ihren weitreichenden Folgen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt hat sich in den März-Zahlen noch nicht widerspiegeln können, weil die Daten nur bis zum Stichtag 12. März erhoben wurden.


Streit um Corona-Bonds: Italienische Politiker werben um Zustimmung

BRÜSSEL/FRANKFURT: Im Streit über eine gemeinsame Schuldenaufnahme in Europa haben sich italienische Politiker direkt an die Deutschen gewandt und um Zustimmung für Corona-Bonds geworben. In einer ganzseitigen Anzeige in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» schrieben sie am Dienstag, es gehe nicht um die Vergemeinschaftung der öffentlichen Altschulden, sondern um ausreichende Mittel für einen großen europäischen Rettungsplan. Da sich die Staats- und Regierungschefs nicht einigen konnten, soll nun die Eurogruppe neue Vorschläge erarbeiten. Der Vorsitzende Mario Centeno hat sie für den 7. April angekündigt.


Fliegen wird teurer - aber die Branche hat weit größere Sorgen

BERLIN/FRANKFURT: Mitten in der Corona-Krise wird die sogenannte Ticketsteuer erhöht und Fliegen damit teurer. Zwar sind derzeit wegen der Corona-Pandemie mit drastischen Einschränkungen im Luftverkehr kaum noch Passagiere unterwegs. Der Branchenverband BDL kritisierte die Maßnahme aber erneut. Inmitten der tiefsten Krise der gewerblichen Luftfahrt sei sie «sicherlich das völlig falsche Signal», sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. Für Inlands- und Europaflüge von deutschen Flughäfen steigt vom 1. April an der Steuersatz von 7,50 Euro auf 13,03 Euro pro verkauftem Ticket, für längere Flüge bis 6000 Kilometer von derzeit 23,43 Euro auf 33,01 Euro und für Langstreckenflüge von 42,18 Euro auf 59,43 Euro. Die Regelung ist Teil des Klimapakets der schwarz-roten Koalition.


Dax dreht ins Minus

FRANKFURT/MAIN: Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstagnachmittag mit uneinheitlicher Tendenz präsentiert. Zuvor hatten robuste chinesische Konjunkturdaten für Unterstützung gesorgt. Zuletzt drückten negative Vorgaben vom US-Aktienmarkt die Stimmung. Der Dax konnte die am Morgen erklommene Marke von 10 000 Punkten nicht mehr halten und büßte sein Plus gänzlich ein. Zuletzt notierte der Leitindex 0,32 Prozent tiefer bei 9784,55 Zählern. Der MDax der mittelgroßen Werte gewann hingegen 0,99 Prozent auf 20 855,39 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor rund 0,5 Prozent.


Eurokurs fällt unter 1,10 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Dienstag an die Kursverluste vom Montag angeknüpft und ist unter die Marke von 1,10 US-Dollar gefallen. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,0970 Dollar gehandelt, nachdem der Kurs in der Nacht noch bei 1,1050 Dollar gestanden hatte. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0956 (Montag: 1,1034) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9127 (0,9063) Euro.

Der Dollar konnte einen Teil seiner jüngsten Kursverluste aufholen, während der Euro im Gegenzug unter Druck geriet. Insgesamt hat sich die Lage an den Finanzmärkten etwas beruhigt. Dazu trugen positiv aufgenommene Konjunkturdaten aus China bei. Im März hatte sich die Stimmung in chinesischen Unternehmen viel stärker aufgehellt als erwartet, nachdem sie im Februar infolge der Corona-Krise beispiellos eingebrochen war.

Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten verschlechterten sich angesichts der Corona-Krise. So trübten sich das Verbrauchervertrauen und die Unternehmensstimmung in der Industrieregion Chicago im März ein. Die Rückgänge fielen aber nicht so stark aus wie erwartet. Die aktuelle Zuspitzung der Lage in den USA und die Einschränkung des öffentlichen Lebens war in den Daten noch nicht enthalten.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88643 (0,88900) britische Pfund, 118,90 (119,34) japanische Yen und 1,0585 (1,0571) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1611 Dollar gehandelt. Das waren 12 Dollar weniger als am Vortag.


VW-Chef Diess: Können mit «blauem Auge» aus der Corona-Krise kommen

WOLFSBURG: Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess will das Geschäftsjahr trotz der Corona-Krise noch nicht völlig abschreiben. Ob der Konzern seine Gewinnziele für 2020 erreiche, sei erst dann wirklich abzuschätzen, wenn die Dauer des «Shutdowns» abzusehen sei, sagte Diess in einem am Dienstag veröffentlichen Podcast mit dem Journalisten Gabor Steingart. «Wenn man davon ausgeht, dass man die Krise ähnlich schnell behandelt wie China, dann kann man sicherlich auch mit einem blauen Auge davonkommen», sagte Diess. «Wenn man natürlich davon ausgeht, dass wir hier monatelang einen Shutdown haben, dann wird's schon schwierig.»

In China sieht sich VW nach der Lockerung von Einschränkungen für die Wirtschaft wieder auf dem aufsteigenden Ast. «China läuft wieder stark für uns», sagte der Manager. «Wir managen dort den Hochlauf.» Auch im restlichen Werksverbund bereite sich VW technisch auf den Wiederanlauf der Produktion vor. «In so einer Produktion treffen sich ja viele Menschen, die muss man separieren. Wir brauchen Schutzausrüstungen, wir müssen Prozesse umstellen, wir machen neue Schichtmodelle. All das muss vorbereitet werden.»

Das Geld dürfte dem VW-Konzern nach Angaben von Diess zunächst nicht ausgehen. «Wir laufen nicht so schnell ins Trockene», sagte er. Im Vergleich stehe VW bei der Liquidität relativ robust da. Staatshilfen würden in der derzeitigen Situation bei VW nicht diskutiert.

In Europa und Nordamerika haben die Autobauer und die meisten Zulieferer die Produktion für die kommenden Wochen stillgelegt. Volkswagen unterhält im Konzern auch in Norditalien und Spanien mehrere Werke, die besonders von der Krise betroffen sind.


Stimmung in Chinas Industrie erholt sich von Rekordeinbruch

PEKING: Die Stimmung in Chinas Industrie hat sich nach einem Rekordeinbruch wegen des Coronavirus wieder aufgehellt. Wie das Pekinger Statistikamt am Dienstag mitteilte, machte der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) des herstellenden Gewerbes im März einen Sprung von 35,7 auf 52 Punkte.

Vor dem Hintergrund des Coronavirus-Ausbruchs war die Stimmung in Chinas Industrie im Januar und Februar auf ein Rekordtief gesunken. Werte über der kritischen Grenze von 50 Punkten deuten auf eine positive Stimmung in der Wirtschaft hin, während darunter von einem Abschwung auszugehen ist.

Die strengen Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 hatten die chinesische Wirtschaft praktisch zum Stillstand gebracht. Langsam nehmen Fabriken und Unternehmen jedoch die Arbeit wieder auf. Bereits seit Wochen werden kaum noch inländische Neuinfektionen mehr mit dem Coronavirus gemeldet, sondern vor allem «importierte Fälle».

Wie das Statistikamt weiter mitteilte, hätten mehr als die Hälfte der befragten Firmen wieder mit der Arbeit begonnen und die Produktion aufgenommen. Dies bedeute jedoch nicht, dass Chinas Wirtschaft schon wieder ein zur Normalität zurückgekehrt sei.


Branchenexperten rechnen mit deutlichem Einbruch der Autonachfrage

DÜSSELDORF/BERLIN: Branchenkenner rechnen wegen der Coronavirus-Pandemie mit einem scharfen Einbruch der Autonachfrage in diesem Jahr. Für den Fall, dass der Ausbruch des Erregers in zwei bis drei Monaten erfolgreich eingedämmt werden könne und sich die Wirtschaft danach nur schrittweise erhole, gehen die Experten des Beratungsunternehmens McKinsey von jeweils mehr als fünf Millionen weniger produzierten Autos in Europa und den USA aus. Das wäre in der EU ein Minus von 30 Prozent zu den ursprünglichen Schätzungen, heißt es in einer Untersuchung des Unternehmens. In den USA belaufe sich der Rückgang auf 30 bis 35 Prozent.

Dabei orientiert sich die Studie an dem Verlauf der Entwicklung in China, wo dank harter Regelungen der Ausbruch des Virus weitgehend begrenzt werden konnte. Entscheidender Faktor sei die Nachfrage der Autokäufer und nicht die Produktionspause der Autohersteller, die derzeit auch in Europa und in Nordamerika die Bänder angehalten haben, schreiben die McKinsey-Autoren. Kurzfristig müssten die Industriekonzerne vor allem die Liquidität im Auge behalten, sich langfristig aber auch auf geänderte Marktbedingungen einstellen.

Die Experten der Beratungsfirma Oliver Wyman erwarten, dass der Autoabsatz weltweit in diesem Jahr zwischen 17 und 29 Prozent niedriger liegen dürfte als in den ursprünglichen Schätzungen von 76 Millionen Fahrzeugen. China als größter Automarkt der Welt dürfte mit einem Minus von rund 15 Prozent noch halbwegs glimpflich davonkommen, während in den USA und Europa die Verkäufe zwischen 18 und 36 Prozent niedriger liegen könnten. Ähnlich sieht es im Rest der Welt aus. Man befinde sich noch ein einem frühen Stadium der Krise und Prognosen seien mit hoher Unsicherheit versehen, hieß es von den Experten.

Auch bei Oliver Wyman gehen die Fachleute nicht davon aus, dass es zu einer ruckartigen Erholung auf den Automobilmärkten kommt. Nach der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2007 bis 2009 habe es mehrere Jahre gedauert, bis auf den Märkten wieder annähernd das Niveau von vor der Krise erreicht wurde. Zunächst gilt es den Experten zufolge unter anderem, das schwer unter Druck stehende Vertriebsnetz von Händlern und Großkunden wieder zu stabilisieren.


Grüne für Corona-Bonds als befristete Krisenmaßnahme

BRÜSSEL: Die Grünen werben für eine europäische Schuldenaufnahme über Corona-Bonds als befristete Krisenmaßnahme. «Corona-Bonds sind eine Art temporäre Eurobonds und deshalb auch einfacher tragbar für Länder, die bisher keine Eurobonds wollten», sagte die Grünen-Europapolitikerin Ska Keller der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Die gemeinsame Ausgabe von Anleihen bedeute «nicht automatisch, dass die Schulden vergemeinschaftet werden».

Niemand sei an der akuten wirtschaftlichen Notlage schuld, alle seien betroffen. «Wir brauchen dringend eine europäische Antwort auf die Krise», sagte die Fraktionschefin der Grünen im Europaparlament. «Es ist wichtig, dass wir das gemeinsam angehen, auch um zu zeigen: Europa ist sich der Schwere der Situation bewusst.»

In der Reaktion auf die Wirtschaftskrise werde sich zeigen, wie stark Europa zusammenhalte. Das werde nicht in Brüssel entschieden, sondern in den Hauptstädten. «Ich glaube, auch manche in Deutschland und in der Bundesregierung sind sich der Brisanz noch nicht bewusst, was das für Europa bedeutet, wenn die Länder jetzt nicht zusammenstehen», sagte Keller.

Corona-Bonds sind in der EU sehr umstritten. Italien, Spanien, Frankreich und andere Länder wollen unbedingt die gemeinsame Schuldenaufnahme, Deutschland und andere lehnen sie ab. Die Eurogruppe will am 7. April Kompromissvorschläge vorlegen.


Niederländischer Blumenhandel eingebrochen - Milliarden-Schaden

AALSMEER: Der niederländische Blumenhandel ist durch die Corona-Krise schwer getroffen. Der Umsatz sei um mehr als 70 Prozent zurück gegangen, sagte der Sprecher von Royal Flora Holland, Michel van Schie, der Deutschen Presse-Agentur. Sollte die Krise länger anhalten, dann erwartet der Sektor einen Gesamtschaden von zwei bis drei Milliarden Euro.

Bei Royal Flora Holland, einem der weltweit größten Handelsplätze für Pflanzen und Blumen, können Züchter nur noch rund 25 Prozent ihrer Ware zur täglichen Versteigerung anbieten. Der größte Teil der Schnittblumen wie Tulpen müsse vernichtet werden, sagte der Sprecher.

Royal Flora Holland ist eine Genossenschaft von Züchtern und verhandelt im Jahr rund 12 Milliarden Pflanzen und Blumen.

Vor allem der Export von Schnittblumen wie Tulpen und Rosen in andere europäische Länder ist den Angaben zufolge total eingebrochen. Ein Grund seien die geschlossenen Grenzen, so der Sprecher. Außerdem liege auch das soziale Leben still. «Wenn man keine Leute mehr trifft, dann schenkt man auch keine Blumen.» Normalerweise ist das Frühjahr mit Ostern, Muttertag und vielen Hochzeiten Hochsaison für den Blumenhandel.


Ölreise steigen etwas

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Dienstag gestiegen und haben sich etwas von jüngsten Verlusten erholt. Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 22,88 US-Dollar. Das waren zwölf Cent mehr als am Montag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI stieg um 96 Cent auf 21,06 Dollar.

Überraschend starke Konjunkturdaten aus China sorgen am frühen Morgen für etwas mehr Zuversicht an den Finanzmärkten und stützten auch die Ölpreise. Im März hatte sich die Stimmung in den Industriebetrieben des Landes und im Bereich Dienstleistungen viel stärker als erwartet erholt. Die Daten deuten wieder auf Wachstum in der chinesischen Wirtschaft hin.

Zuvor waren die Ölpreise bereits durch eine Zinssenkung der chinesischen Notenbank gestützt worden. Außerdem profitierte der Ölmarkt von der wieder anlaufenden Öl-Industrie der Volksrepublik. Marktbeobachter verwiesen auf die steigende Auslastung der Raffinerien in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, die wieder das Niveau vor der Corona-Krise erreicht habe.

Aus Sicht von Marktbeobachtern versuchen einige große Öl-Konzerne und Händler daher, überschüssiges Öl in Asien zwischenzulagern, bis die Preise sich erholt haben. Von den 25 Millionen Barrel die mit Tankern Richtung Asien geschickt werden, sei laut Händlern nicht alles für den Endverbraucher bestimmt. Aufgrund steigender Frachtkosten schließt sich das ökonomische Fenster für diesen Handel jedoch bereits.


Dax steigt über 10.000 Punkte

FRANKFURT/MAIN: Der deutsche Aktienmarkt hat zum Abschluss des von der Corona-Krise geprägten Quartals seine Vortageserholung fortgesetzt. Der Dax überwand im frühen Handel die Marke von 10.000 Punkten und notierte zuletzt 2,69 Prozent höher bei 10.079,89 Zählern. Für das erste Quartal deutet sich für den Leitindex damit jedoch immer noch ein kräftiger Verlust von rund 24 Prozent an.

Der MDax der mittelgroßen Werte gewann am Dienstag 2,75 Prozent auf 21.219,25 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stieg um rund 2,1 Prozent.

Positive Vorgaben kamen von den starken US-Börsen am Vorabend: Der Dow Jones Industrial schloss am Montag mehr als 3 Prozent im Plus, der technologielastige Nasdaq 100 rückte gar um fast 4 Prozent vor. Vor allem stützten Händlern zufolge aber unerwartet robuste Konjunkturdaten aus China. Die Stimmung in Chinas Industrie hat sich nach einem Rekordeinbruch wegen des Coronavirus im März wieder deutlich aufgehellt und fiel klar besser aus, als Experten erwartet hatten.

Skeptisch zeigte sich allerdings die britische Bank HSBC: Die Anleger sollten sich angesichts der Beruhigung nach dem Corona-Crash nicht zu sehr in Sicherheit wähnen.

Positiv reagierten die Anleger am Dienstag auf die Nachricht, Bayer habe sich mit US-Sammelklägern auf einen Vergleich im Rechtsstreit um eine angeblich irreführende Vermarktung von Unkrautvernichtern mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat geeinigt. Bayer zahlt knapp 40 Millionen US-Dollar an die Kläger. Der Kurs stieg um um 4,2 Prozent.

Die Anteilscheine von Hellofresh schnellten dank eines optimistischen Ausblicks um 14 Prozent nach oben. Zuvor hatten sie mit 32,10 Euro ein weiteres Rekordhoch markiert. Der Kochboxenlieferant zementiert seinen Ruf als Gewinner der Corona-Krise. Im ersten Quartal dürften sowohl der Umsatz als auch der Betriebsgewinn über den Markterwartungen liegen, teilte das MDax-Unternehmen mit.

Die Aktien von Varta verteuerten sich um rund 2 Prozent. Der Ausblick des Batterieherstellers sei zwar zurückhaltend, sagte ein Händler. Varta sei aber dafür bekannt, die gesetzten Ziele im Verlauf des Jahres zu übertreffen.

Der Bausoftwareanbieter Nemetschek geht angesichts der Coronavirus-Pandemie vorsichtig, aber doch zuversichtlich in das neue Geschäftsjahr. Der Umsatz dürfte sich zumindest stabil entwickeln. Die Nemetschek-Titel rückten um rund 6 Prozent vor.

Die Kurse der auf einen Zusammenschluss zustrebenden Ado Properties und Adler Real Estate legten stark zu. An der Spitze des SDax schnellten Adler Real Estate um rund 11 Prozent hoch. Ado Properties gewannen 7 Prozent. Hinsichtlich der Auswirkungen der Corona-Krise auf die Mieteinnahmen gab sich Adler Real Estate zuversichtlich. Zusammen mit Ado Properties verfüge die Gruppe über 500 Millionen Euro an liquiden Mitteln.


Eurogruppen-Chef fordert neue Instrumente gegen Corona-Krise

BRÜSSEL: Eurogruppen-Chef Mario Centeno plädiert für neue Instrumente als Antwort auf die Corona-Wirtschaftskrise. «Wir sollten prüfen, wie wir bestehende Instrumente nutzen können, aber wir sollten auch offen dafür sein, Alternativen zu erwägen, wenn sich erstere als unzureichend erweisen», schrieb Centeno an die EU-Finanzminister. Der Brief lag der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag vor.

Hintergrund ist der EU-Streit über die gemeinsame Schuldenaufnahme mittels sogenannter Corona-Bonds. Italien, Spanien, Frankreich und andere Staaten fordern sie vehement, während sich Deutschland, die Niederlande, Österreich und andere sperren. Da sich die Staats- und Regierungschefs nicht einigen konnten, soll nun die Eurogruppe neue Vorschläge vorlegen. Centeno hat sie für den 7. April angekündigt.

In seinem Schreiben an seine Kollegen positioniert sich der portugiesische Finanzminister nicht eindeutig zu den möglichen gemeinsamen Bonds. Doch betont er, verschiedene Vorschläge sollten in Kombination betrachtet werden.

Man sollte Optionen erarbeiten, den Eurorettungsschirm ESM und die Europäische Investitionsbank EIB für Krisenhilfen zu nutzen, und sei offen für neue Vorschläge der EU-Kommission. «Zudem bin ich bereit, konkrete, gerechtfertigte, wirksame Vorschläge in die Diskussion einzubringen, um unsere Antwort zu stärken», schrieb Centeno. «Alle Argumente müssen den Herausforderungen entsprechen, vor denen wir heute und in der näheren Zukunft stehen.»

Die Verschuldung der europäischen Länder werde nach der Krise unweigerlich viel höher sein. Das solle die Gemeinschaft aber nicht spalten, schrieb Centeno. «Die Art und Weise, wie wir mit dieser gemeinsamen Last umgehen, wird entscheidend dafür sein, wie wir die Krankheit eindämmen können, aber auch wie und in wieweit wir uns erholen können und letztlich auch für den Zusammenhalt der Eurozone.»

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