Nachrichten aus der Wirtschaft

Aktuelle Meldungen um Coronavirus und Covid-19

Nachrichten aus der Wirtschaft

Adidas will keine Miete mehr zahlen - Management stundet Gehälter

HERZOGENAURACH: Adidas hat 2019 ein Rekordjahr hingelegt und fährt seit Jahren Milliardengewinne ein. In der Coronavirus-Krise reagiert das Unternehmen sofort: Die Mietzahlungen für seine Läden setzt Adidas aus. Der Vorstand verzichtet vorübergehend auf Gehaltsauszahlungen.

Ungeachtet von Milliardengewinnen im abgelaufenen Geschäftsjahr will der Sportartikelhersteller Adidas vorerst keine Miete mehr für seine wegen der Coronavirus-Krise geschlossenen Einzelhandelsgeschäfte zahlen. «Es ist richtig, dass Adidas, wie viele andere Unternehmen auch, vorsorglich Mietzahlungen temporär aussetzt, wo unsere Läden geschlossen sind. Wir sind dazu mit den betreffenden Vermietern in engem Austausch», erklärte eine Firmensprecherin am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der «Bild»-Zeitung. Später kündigte auch die schwedische Modekette H&M eine ähnliche Vorgehensweise an.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) übte harsche Kritik: «Ich bin sehr enttäuscht», sagte Scheuer der «Bild». Adidas habe große Gewinne gemacht. Das Aussetzen der Mietzahlungen sei «eine völlig inakzeptable Botschaft». Es seien nicht nur die großen Immobilienanbieter, sondern auch kleine, die als Privatpersonen an Adidas vermieten - und die blieben dann auf ihren Kosten sitzen.

Adidas hatte zuletzt bei Umsatz und Gewinn ein Rekordjahr abgeschlossen. Seine selbst geführten Einzelhandelsläden in Europa und Nordamerika musste Adidas beginnend von Januar an sukzessive wegen der Krise schließen. In Asien und Lateinamerika waren die Läden zunächst weitergelaufen. In Lateinamerika sind die Geschäfte genauso wie in Teilen Asiens inzwischen ebenfalls geschlossen.

In China seien sie zum Großteil wieder geöffnet, wenngleich mit teilweise reduzierten Öffnungszeiten. Adidas erlebe in den betroffenen Märkten erhebliche Umsatzeinbußen, teilte eine Sprecherin am Freitag mit.

Der Vorstand um Firmenchef Kasper Rorsted verzichte vorübergehend auf die Auszahlung von 50 Prozent seines Gehaltes. Die Führungsebene unterhalb des Vorstandes verzichte vorübergehend auf Auszahlung von 30 Prozent ihrer regulären Bezüge.


Wirtschaft erwartet noch deutlich stärkere Corona-Einbußen

BERLIN: Die Wirtschaft befürchtet in der Corona-Krise noch viel höhere Einbußen als zunächst befürchtet. Wie aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags hervorgeht, rechnen inzwischen über 80 Prozent der Unternehmen mit einem deutlichen Umsatzminus für das Gesamtjahr 2020. Anfang März hatten sich etwa jeder zweite Betrieb so geäußert. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) aller 15 000 bundesweit befragten Firmen erwarten zudem einen Einbruch der Erlöse um mehr als die Hälfte, etwa genauso viele kalkulieren mit einem Minus von 25 bis 50 Prozent.


Viele systemrelevante Beschäftigte unterdurchschnittlich bezahlt

WIESBADEN: Die Corona-Krise macht deutlich, dass viele Menschen in systemrelevanten Berufen vergleichsweise gering bezahlt werden. So verdienen Altenpfleger, Fahrer und Beschäftigte im Einzelhandel teils deutlich weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft, wie aus der vierteljährlichen Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Diese wurde am Freitag vorgelegt. Vergleichsweise hohe Einkommen über dem Mittelwert von 3327 Euro haben hingegen medizinische und pflegerische Fachkräfte im ausgewerteten Jahr 2019 erzielt


Immer mehr Händler stoppen Mietzahlung

ESSEN: Immer mehr bekannte Handelsunternehmen stoppen wegen der im Kampf gegen das Coronavirus angeordneten Ladenschließungen die Mietzahlungen für ihre Filialen in Deutschland. Selbst große Handelsketten wie Deichmann oder H&M und bekannte Markenhersteller wie Adidas nutzen die im Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie vorgesehene Möglichkeit zur Aussetzung der Miet- und Nebenkostenzahlungen. Das ergab am Freitag eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Beim Immobilienbesitzerverband Haus & Grund stieß das einseitige Vorgehen der Handelsketten auf scharfe Kritik.


Streit über gemeinsame EU-Schulden neu belebt

BRÜSSEL/ROM: Nach dem EU-Videogipfel nimmt der Streit über gemeinsame Schulden in der Europäischen Union neue Fahrt auf. Die Grünen forderten Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag auf, den Widerstand gegen Corona-Bonds aufzugeben. EU-Parlamentspräsident David Sassoli kritisierte «Kurzsichtigkeit und Egoismus einiger Regierungen» und verlangte ebenfalls ein gemeinsames Schuldeninstrument. Auch in Italien schlägt das hohe Wellen: Das von der Corona-Krise schwer gezeichnete Land fühlt sich im Stich gelassen. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich bei der Videoschalte am Donnerstagabend trotz stundenlanger Diskussionen nicht auf finanzpolitische Krisenhilfen einigen können. Nun soll die Eurogruppe binnen zwei Wochen ein neues Modell ausarbeiten.


Entlastung bei Kurzarbeitergeld kostet Hunderte Millionen im Monat

BERLIN: Die in der Corona-Krise beschlossene Entlastung der Wirtschaft beim Kurzarbeitergeld wird Hunderte Millionen Euro im Monat kosten. Bei 2,15 Millionen Kurzarbeitern geht die Bundesagentur für Arbeit nach «überschlägigen Berechnungen» von 630 Millionen Euro pro Monat für die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge aus, wie aus der Antwort auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Susanne Ferschl hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Bei 1,5 Millionen Kurzarbeitern wären es 440 Millionen Euro.


Lufthansa hat Kurzarbeit für tausende Mitarbeiter angemeldet

FRANKFURT/MAIN: Die Lufthansa hat Kurzarbeit für tausende ihrer Mitarbeiter in Deutschland angemeldet. Geplant sei dies für rund 31 000 Beschäftigte der Bereiche Kabine, Boden und Cockpit, sagte ein Sprecher am Freitag in Frankfurt. Vereinbarungen gebe es bereits für die Flugbegleiter und das Bodenpersonal, während eine Lösung mit der Pilotengewerkschaft «Vereinigung Cockpit» noch auf dem Weg sei. Die Kurzarbeit soll zunächst bis zum 31. August gelten. Zum Umfang der Maßnahmen für die einzelnen Beschäftigten machte der Sprecher keine Angaben. Zuvor hatte das Portal «Austrianaviation.net» berichtet.


Große Nachfrage nach KfW-Hilfskrediten

FRANKFURT/MAIN: Der Zeitdruck ist gewaltig: Die ersten KfW-Hilfskredite sind bereits in der ersten Woche des staatlichen Sonderprogramms ausgezahlt worden. Banken und Sparkassen werden geradezu überrannt von Anfragen - und sie versichern unisono: Wir tun alles, um kleinen wie großen Firmen in der Corona-Krise rasch zu helfen. Bis Mittwochabend lagen der staatlichen Förderbank KfW 195 Anträge über insgesamt 4,8 Milliarden Euro vor. «Wir erhalten Kreditanträge über alle Größenklassen verteilt, der Schwerpunkt liegt jedoch bei kleinvolumigeren Kreditanträgen bis eine Million Euro», sagte eine KfW-Sprecherin in Frankfurt.


Reisewirtschaft fordert zeitweilige Aussetzung von Erstattungspflicht

BERLIN: Die deutsche Reise- und Luftverkehrsbranche fordert angesichts der Coronavirus-Krise eine vorübergehende Aussetzung der Erstattung von stornierten Pauschalreisen und Flügen. Den erheblichen Fixkosten der Unternehmen stünden praktisch keine Einnahmen mehr gegenüber, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Schreiben des Deutschen Reiseverbands (DRV), des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft und des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Wegen der Ausbreitung des Erregers Sars-CoV-2 seien Tourismus und Luftverkehr fast vollständig zum Erliegen gekommen.


Fast 200 000 VW-Dieselkunden registrieren sich für Vergleichsangebote

WOLFSBURG/BERLIN: Bei vielen Teilnehmern der Diesel-Musterklage gegen Volkswagen scheint das Interesse an einem schnellen Vergleich groß. Eine Woche nach dem Start hätten sich bislang nahezu 200 000 Betroffene auf der Vergleichsplattform des Konzerns registriert, teile der Autobauer am Freitag mit. «Nahezu 140 000 Kunden haben inzwischen den Vergleichsprozess vollständig durchlaufen und erforderliche Unterlagen zur Verfügung gestellt», sagte VW-Rechtsvorständin Hiltrud Werner. Die Unterlagen würden geprüft, was bis zum 20. April abgeschlossen


Dax verliert zum Wochenschluss rund 3 Prozent

FRANKFURT/MAIN: Vor dem Wochenende sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt nach der jüngsten Erholung vom Corona-Crash wieder vorsichtiger geworden. Der deutsche Leitindex Dax weitete am Nachmittag seine Verluste aus und notierte zuletzt 3,18 Prozent tiefer bei 9683,20 Punkten. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 3,62 Prozent auf 20 651,19 Zähler nach unten. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor 3,6 Prozent. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,32 Prozent am Vortag auf minus 0,44 Prozent. Der Euro kostete am Nachmittag 1,0957 US-Dollar.


Große Nachfrage nach KfW-Hilfskrediten - Banken: Prüfen Anträge genau

FRANKFURT/MAIN: Viele Unternehmen stehen wegen der Corona-Krise mit dem Rücken zur Wand. Kommen die staatlichen Rettungskredite rechtzeitig an? Banken und Sparkassen versichern: Wir tun alles dafür.

Der Zeitdruck ist gewaltig: Die ersten KfW-Hilfskredite sind bereits in der ersten Woche des staatlichen Sonderprogramms ausgezahlt worden. Banken und Sparkassen werden geradezu überrannt von Anfragen - und sie versichern unisono: Wir tun alles, um kleinen wie großen Firmen in der Corona-Krise rasch zu helfen.

Bis Mittwochabend lagen der staatlichen Förderbank KfW 195 Anträge über insgesamt 4,8 Milliarden Euro vor. «Wir erhalten Kreditanträge über alle Größenklassen verteilt, der Schwerpunkt liegt jedoch bei kleinvolumigeren Kreditanträgen bis eine Million Euro», sagte eine KfW-Sprecherin in Frankfurt. «Die KfW ist darauf vorbereitet, auch hohe Stückzahlen von Krediten zu bearbeiten.» KfW-Chef Günther Bräunig sagte dem «Handelsblatt» (Freitag), er stelle sich auf bis zu 100.000 Anträge ein.

Der Bäcker an der Ecke, die Stammkneipe oder der Malermeister - viele kleine Betriebe bangen um ihre Existenz. Infolge der Corona-Krise sind Aufträge und Umsätze binnen kürzester Zeit weggebrochen, Kosten wie Mieten und Strom aber müssen weiterhin bezahlt werden. Aber auch ganze Branchen wie Luftfahrt und Automobilindustrie trifft es hart.

Seit dem 23. März können Firmen Mittel aus dem KfW-Sonderprogramm bei ihrer Hausbank beantragen. Die staatliche Förderbank - und damit die öffentliche Hand - übernimmt den Großteil des Risikos für den Fall, dass Unternehmer das Geld nicht zurückzahlen können.

Bei Betriebsmittelkrediten und Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen trägt die KfW 90 Prozent des Kreditrisikos. Bei größeren Firmen sind es 80 Prozent. Für Kredite bis drei Millionen Euro pro Unternehmen verzichtet die KfW auf eine eigene Risikoprüfung. Bei Summen bis zehn Millionen Euro gibt es eine vereinfachte Prüfung. Die Zinsen liegen je nach Größe des Unternehmens zwischen 1 und 2,12 Prozent bei Krediten mit fünf Jahren Laufzeit.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte unbürokratische Bearbeitung zugesichert: «Die Auszahlung erfolgt schnellstmöglich, denn wir wissen, dass für viele Unternehmen jede Woche zählt.» Unter anderem DIHK-Präsident Eric Schweitzer hatte zur Eile gemahnt: «Die Nerven vieler Unternehmer liegen blank, denn sie haben bereits einige Wochen Durststrecke hinter sich.»

Die Kreditwirtschaft ist bemüht, die Flut der Anträge schnellstmöglich abzuarbeiten - allerdings betonen Banken und Sparkassen auch, Kreditanträge würden weiterhin sorgfältig geprüft.

Banken müssten «die Risiken weiter im Blick behalten», sagte etwa Stefan Bender, Leiter Unternehmensbank Deutschland der Deutschen Bank. «Wie lange die Bonitätsprüfung dauert, hängt auch vom jeweiligen Kunden und seinem Risiko ab. Und klar ist auch: Wenn der Kunde schon vor der Corona-Krise massive Probleme hatte, sein Geschäft fortzuführen, bekommt er möglicherweise keinen Förderkredit.» Bei Deutschlands größtem Geldhaus seien innerhalb der ersten drei Tage mehr als 10.000 Kundenanfragen aller Größenordnungen eingegangen. «Auch wir haben unsere Prozesse deutlich vereinfacht und konnten schon in den ersten Stunden Kreditzusagen geben», sagte Bender.

Auch die Commerzbank bemüht sich um Tempo, verweist aber ebenfalls auf die Notwendigkeit einer genauen Prüfung der Anträge. «Die 90-prozentige Haftungsübernahme des Staates hilft natürlich bei der Bewilligung von Krediten, aber sie ersetzt nicht die individuelle Risikoprüfung», sagte der Firmenkundenchef des Instituts, Roland Boekhout, der Deutschen Presse-Agentur. «Eine Komplettübernahme der Haftung würde den Prozess natürlich noch beschleunigen.»

KfW-Chef Bräunig betonte indes, die bislang vorgesehene Mithaftung der Banken solle beibehalten werden. «Ich halte es für wichtig, dass bei den Banken eine Mithaftung von 10 beziehungsweise 20 Prozent verbleibt. Das erscheint mir die entscheidende Mindestgrenze zu sein», sagte er dem «Handelsblatt». Aus der Wirtschaft waren Forderungen laut geworden, die Bundesregierung solle die Hilfskredite zu 100 Prozent absichern, um das Geld so noch schneller an die Firmen zu bringen.

Die Banken selbst betonten zuletzt immer wieder, sie sähen sich - anders als in der Finanzkrise 2008/2009 - als Teil der Lösung. «Noch nie haben wir ein Programm so schnell startklar bekommen», stellte Bräunig fest. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, hatte in der vergangenen Woche geschildert, einzelne Institute hätten sogar Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurückgeholt, um Kreditanträge schnell zu bearbeiten.


Pharmabranche fordert mehr Rückendeckung in Corona-Krise

FRANKFURT/BERLIN: Die deutsche Pharmaindustrie hat mehr Rückendeckung von der Politik gefordert, um in der Corona-Krise die Produktion und den Standort zu sichern. Als Reaktion auf die Pandemie solle die Branche als systemrelevant eingestuft werden, erklärte der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) am Donnerstag in Berlin. Das würde den Beschäftigten volle Bewegungsfreiheit geben.

Zudem müssten die Pharma-Unternehmen in die Beschaffung von Schutzkleidung einbezogen werden, hieß es in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Fehlten nötige Schutzkleidung und Desinfektionsmittel, drohten Produktionseinschränkungen. Ferner seien mehr Corona-Tests nötig, um wichtiges Personal in Produktion und Qualitätskontrolle nach Verdachtsfällen «freizuprüfen» oder bei milden Symptomen Infektionen auszuschließen. Mitarbeiter in versorgungskritischen Bereichen etwa in Praxen und Kliniken müssten vorrangig getestet werden.

Gerade in der Krise gelte es, die Pharma-Branche zu stärken. «Wir sind bei der Versorgung der Menschen in unserem Land zu stark von außereuropäischen Standorten abhängig», sagte BPI-Vorstandschef Martin Zentgraf mit Blick auf die Debatte um Arznei-Engpässe.

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, man messe der Pharmaindustrie eine «sehr hohe Bedeutung» bei. Lieferengpässe und Versorgungssicherheit würden seit längerem gemeinsam mit der Branche angegangen. Einen Branchendialog habe man im Februar gestartet.

Da Wirkstoffe etwa für Antibiotika stark in Indien und China produziert werden, stockt es bei Produktionsunterbrechungen oder Arznei-Verunreinigungen schnell in der Lieferkette. Engpässe bei Arzneien gibt es schon länger. Im Zuge der Corona-Krise mehrten sich zuletzt aber Rufe, die Pharmaproduktion in Europa auszubauen.


Eurokurs legt erneut zu

FRANKFURT/MAIN: Nach deutlichen Gewinnen am Vortag ist der Kurs des Euro am Freitag erneut gestiegen. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde mit 1,1048 US-Dollar gehandelt. In der Nacht hatte sie noch bei 1,1023 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Referenzkurs auf 1,0981 (Mittwoch: 1,0827) US-Dollar festgesetzt.

Bereits am Donnerstag war der Euro um mehr als einen Cent gestiegen. Der Start des Not-Anleihekaufprogramms der EZB sorgte insbesondere bei Anleihen südeuropäischer Länder für stark sinkende Renditen. Die Zuversicht in den Zusammenhalt in der Eurozone ist so gestiegen. Davon profitiert auch der Euro.

Darüber hinaus steht der US-Dollar wegen der rapiden Ausbreitung des Coronavirus in den USA unter Druck. Die Vereinigten Staaten haben nach Angaben von US-Experten inzwischen mehr bekannte Coronavirus-Infektionen als jedes andere Land. In den USA gab es zuletzt 86.000 bekannte Infektionen, in China rund 82.000 und etwa 80.600 in Italien, wie aus einer Übersicht der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität hervorgeht. Die Entwicklung spiegelt sich auch schon in Wirtschaftsdaten wider. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren in der vergangenen Woche auf einen Rekordstand gestiegen.

Analysten warnen jedoch davor, dass auch der Euro wieder unter Druck geraten könnte. «Auch wenn in vielen europäischen Ländern der Anstieg der Arbeitslosenzahlen durch Maßnahmen der Regierungen abgefedert werden könnte, so werden doch auch hier die Konjunkturdaten kollabieren und könnten mit voller Wucht den Euro treffen», kommentierte Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank. Außerdem bestehe die Gefahr, dass weltweit die Sorge vor einer globalen Rezession zunehmen und damit die allgemeine Risikoaversion wieder steigt. Dies könnte laut Praefcke letztendlich wieder dem Dollar zugutekommen.


Ölpreise legen zu

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Freitag trotz der anhaltenden Nachfrageschwäche zugelegt. In den USA weitete sich die Zahl der Corona-Infizierten zuletzt massiv aus, inzwischen sind es mehr als in China. Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 26,58 US-Dollar. Das waren 24 Cent mehr als am Donnerstag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI stieg um 43 Cent auf 23,03 Dollar.

Während die Fallzahlen vor allem in New York sprunghaft anstiegen, zeigten sich am Donnerstag bereits die Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen auf die Realwirtschaft. Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe stieg dort in der Woche bis 21. März etwa um das Zehnfache von 282 000 auf nunmehr rund 3,3 Millionen. Das war der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung.

Vor diesem Hintergrund könne auch die Erholung an den US-Aktienmärkten nicht mehr lang anhalten, kommentierte Ed Moya, Marktexperte bei Oanda. Am Markt wachse die Sorge vor einer beschleunigten Ausbreitung des Virus in den USA. Eine verschlechterte Stimmung an den Finanzmärkten dürfte auch die Ölpreise belasten.

Neben den wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung des Corona-Virus hält auch der Preiskrieg zwischen der Opec-Führungsnation Saudi-Arabien und Russland unvermindert an. Aufgrund der Belastung ihrer Staatsfinanzen durch den niedrigen Ölpreis drängen inzwischen jedoch einige kleinere Opec-Staaten auf eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Mit der Sache vertraute Offizielle und Branchenkenner beschrieben die Entscheidung Saudi-Arabiens, die Fördermenge zu erhöhen, als für die Partner-Staaten nervenaufreibend.


Corona-Krise könnte Prognosen-Erhöhung kippen

TOKIO: Die Coronavirus-Krise zwingt Sony, die erst Anfang Februar angehobene Gewinnprognose wieder in Fragen zu stellen. Zugleich geht der japanische Elektronik-Riese davon aus, dass in dem noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr trotz der negativen Effekte zumindest der zuvor angepeilte Gewinn von 540 Milliarden Yen (aktuell 4,5 Mrd Euro) noch erreicht werden kann. Sony hatte die Prognose im Februar um 50 Milliarden Yen angehoben, aber schon damals vor Coronavirus-Risiken gewarnt. Der Konzern sei auch nicht sicher, ob die Quartalszahlen rechtzeitig zum geplanten Termin am 30. April zusammengerechnet werden können.

Bisher seien die einzelnen Geschäftsbereiche unterschiedlich stark von Folgen der Pandemie betroffen, teilte Sony am Freitag mit. Die vier Fabriken in China liefen seit dem 10. Februar wieder, aber kehrten erst auf normales Niveau zurück. Die beiden Elektronik-Werke in Malaysia bleiben noch zunächst bis zum 14. April geschlossen. Die Versorgung mit Bauteilen sei «instabil».

Dennoch würden zumindest im auslaufenden Finanzjahr das Spiele-Segment mit der Playstation und das Geschäft mit Kamera-Sensoren nicht beeinträchtigt, hieß es. Letzteres könne allerdings leiden, wenn der Smartphone-Markt schrumpft. Das Film- und TV-Geschäft von Sony wird unterdessen von Kino-Schließungen und Drehstopps getroffen.

In der Nacht zum Freitag gab Sony zudem bekannt, dass das Geschäft mit Verbraucherelektronik, Kameras und Sensoren sowie Smartphones zum 1. April in eine neue Firma ausgelagert wird, die Sony Electronics Corporation. Zu ihrem Chef wurde Shigeki Ishizuka ernannt, der bisher für die Elektronik-Sparte zuständig war. Sony wird schon seit längerem vom Finanzinvestor Daniel Loeb unter Druck gesetzt, der eine Aufspaltung des Konzerns fordert. Bisher wehrte sich Sony vehement dagegen und verwies auf die Vorteile, verschiedene verwandte Geschäftsbereiche rund um Unterhaltung und Technik unter einem Dach zu haben.


Adidas will keine Miete mehr zahlen - Management stundet Gehälter

HERZOGENAURACH: Adidas hat 2019 ein Rekordjahr hingelegt und fährt seit Jahren Milliardengewinne ein. In der Coronavirus-Krise reagiert das Unternehmen sofort: Die Mietzahlungen für seine Läden setzt Adidas aus. Der Vorstand verzichtet vorübergehend auf Gehaltsauszahlungen.

Ungeachtet von Milliardengewinnen im abgelaufenen Geschäftsjahr will der Sportartikelhersteller Adidas vorerst keine Miete mehr für seine wegen der Coronavirus-Krise geschlossenen Einzelhandelsgeschäfte zahlen. «Es ist richtig, dass Adidas, wie viele andere Unternehmen auch, vorsorglich Mietzahlungen temporär aussetzt, wo unsere Läden geschlossen sind. Wir sind dazu mit den betreffenden Vermietern in engem Austausch», erklärte eine Firmensprecherin am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der «Bild»-Zeitung. Später kündigte auch die schwedische Modekette H&M eine ähnliche Vorgehensweise an.

Adidas hatte zuletzt bei Umsatz und Gewinn ein Rekordjahr abgeschlossen. Seine selbst geführten Einzelhandelsläden in Europa und Nordamerika musste Adidas beginnend von Januar an sukzessive wegen der Krise schließen. In Asien und Lateinamerika waren die Läden zunächst weitergelaufen. In Lateinamerika sind die Geschäfte genauso wie in Teilen Asiens inzwischen ebenfalls geschlossen.

In China seien sie zum Großteil wieder geöffnet, wenngleich mit teilweise reduzierten Öffnungszeiten. Adidas erlebe in den betroffenen Märkten erhebliche Umsatzeinbußen, teilte eine Sprecherin am Freitag mit.

Der Vorstand um Firmenchef Kasper Rorsted verzichte vorübergehend auf die Auszahlung von 50 Prozent seines Gehaltes. Die Führungsebene unterhalb des Vorstandes verzichte vorübergehend auf Auszahlung von 30 Prozent ihrer regulären Bezüge.


Dax verliert 10.000 Punkte aus dem Blick

FRANKFURT/MAIN: Nach seinen jüngsten Kursgewinnen hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag die 10.000-Punkte-Marke wieder aus dem Blick verloren. «Der Dax stoppt seine Zwischenerholung vorerst. Das war an dem nun erreichten Preisniveau zu erwarten», schrieb der Charttechnik-Experte Andreas Büchler von Index Radar.

Gegen Mittag sank der deutsche Leitindex um 1,91 Prozent auf 9.810,32 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte gab um 2,90 Prozent auf 20. 805,08 Zähler nach. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor rund zweieinhalb Prozent.

Analyst David Madden von CMC Markets UK verwies auf die zuletzt eher etwas mangelhafte Koordination der europäischen Staaten bei der Bekämpfung der Virus-Pandemie. Das Fehlen einer starken gemeinsamen Front belaste die Aktienmärkte, so der Experte.

Der Dax steuert derweil auf ein Wochenplus von fast 10 Prozent zu. Seit dem Krisentief aus der Vorwoche beläuft sich die Erholung sogar auf annähernd 19 Prozent. Wegen der ungebrochenen Infektionswelle, die nach China und Europa nun immer stärker auch die USA erfasst, bleibt die Unsicherheit gleichwohl hoch. Wöchentliche US-Arbeitsmarktdaten hatten am Vortag gezeigt, dass die Pandemie dort bereits mit voller Wucht auf die Wirtschaft durchschlägt.

Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners merkte zudem an, dass es neue Nachrichten zu Hilfspaketen der Regierungen und Notenbanken nun erst einmal nicht geben werde und diese Gemengelage könnte dem einen oder anderen Börsianer doch aufs Gemüt schlagen.

Die Profiteure der Virus-Krise hatten am letzten Handelstag der Woche wieder die Nase vorn. So gewannen im SDax die Anteile von Drägerwerk rund 8 Prozent. Die Lübecker stellen Beatmungsgeräte und Schutzausrüstung her. Hier sieht das Unternehmen eine weltweit deutlich gesteigerte Nachfrage. Teamviewer hielten sich mit plus 0,3 Prozent immerhin unter den besten Werten im MDax.

Vorne im Dax fanden sich Werte defensiver Natur, wie jene des Versorgers Eon mit plus 2,3 Prozent. Auto- und Chipwerte waren dagegen auf der Verliererseite. Im Dax waren Continental mit minus 5,4 Prozent das Schlusslicht.

Weiter unter Druck geriet der Immobiliensektor. Experten befürchten, dass eine Rezession den Boom am Häusermarkt beenden könnte. So gaben denn auch Branchenwerte wie Vonovia, Aroundtown, Instone oder Deutsche Euroshop um teils mehr als 9 Prozent nach.

Nach einer Reihe von Jahresbilanzen in den vergangenen Tagen war am Freitag diesbezüglich kaum etwas zu erwarten. Allerdings nehmen immer mehr Konzerne ihre Ausblicke zurück und äußern sich zur Dividende.

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